Hundeyoukai unter sich von Hotepneith (Die zweite Staffel) ================================================================================ Kapitel 12: Shiro ----------------- Es freut mich, dass Shiro so euer Mitgefühl hat. Aber, wie ich schon mal sagte, ich habe eine Schwäche für happyends.Und einige von euch wissen ja schon, dass ich gern ein paar überraschende Wendungen einbaue... Viel Spass beim Lesen! 12. Shiro Die Youkaiprinzessin hatte sich der Menge der vermummten Gestalten zugewandt, die die Treppe hinaufgestürzt kamen, und ihr Schwert gezogen. Sie schätzte, dass es sicher noch an die 300 Magier sein mussten, auch, wenn sie im Vorbeilaufen schon so viele wie möglich getötet hatten. Sesshoumaru hatte Recht. Niemand dieser Menschen durfte überleben. Wer wüsste schon, ob es in tausend Jahren noch einmal zwei so starke Youkai geben würde, von den vielen Opfern, die sie dazwischen bringen würden, ganz zu schweigen. Niemand durfte diese Riten mehr durchführen, niemand mehr wissen, wie man die Bestie der Tiefe erwecken würde. Es waren viele Gegner und Shiro fasste unwillkürlich ihr Schwert mit beiden Händen. Zum Glück behinderten sie sich auf der Treppe gegenseitig. Und die obersten griffen schon mit erhobenen Händen an, schickten das seltsame Youki in Richtung der Hundeyoukai. Sie spürte schmerzhaft die Treffer, wo sie nicht ihre Rüstung schützte, aber sie musste warten, bis der große Angriff kam, um ihn zurückzuwerfen. Erst, als sie sah, dass sicher an die zweihundert Ordensmitglieder Youki gegen sie sandten, schwang sie ihre Klinge in einem Kreis, reflektierte die Energie so, und schickte sie gegen die Magier zurück. Sie hatte ihr volles Youki eingesetzt und sah mit gewisser Befriedigung, wie die vermummten Gestalten reihenweise zu Boden gingen. Aber dann merkte sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Weitere Angriffe dürfte sie nicht so mit vollem Einsatz zurückschicken. Diese Art der Verteidigung kostete sie viel Kraft und sie würde sie einteilen müssen. Dazu waren es zu viele Gegner und das Youki war bemerkenswert; es würde außerdem selbst sie verletzen können, wenn sie zu viele Treffer erzielen konnten. Shiro war eine Youkai, ein Wesen, für das das Spüren und der Umgang mit magischer Energie selbstverständlich zum Leben dazugehörten. Aber der nun entstehende Kampf aus wutentbrannt gegen sie geschleudertem Youki, ihrer eigenen Abwehr- und damit Gegenattacke- brachte sie an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. Immer wieder verteidigte sie sich ohne langes Nachdenken, immer wieder kamen vereinzelte Angriffe durch ihren Schutzschild, brannten Löcher in ihre Kleidung, schwärzten ihre Rüstung an der Aufprallstelle. Sie hatte schon am ganzen Körper solche Treffer davongetragen. Aber sie fühlte keinen Schmerz mehr, besessen davon, ihre Aufgabe zu erfüllen, dass niemand dieser Magier an ihr vorbeikam, niemand Sesshoumaru in den Rücken gelangen konnte. Ihr Zeitgefühl war ebenfalls schon lange verloren gegangen. Auf einmal hörten die Angriffe auf. Fast ein wenig verwirrt ließ Shiro ihr Schwert sinken, versuchte, herauszufinden, was nun los war. Sie spürte jetzt auch, wie viel ihrer eigenen Energie schon eingebüßt worden war, wie schwer sich ihr Schwertarm anfühlte. Es mochten noch um die fünfzig Magier sein, die sich nun in einer Gruppe zusammendrängten, offenkundig beratschlagten. Sie hätte sie leicht attackieren können, aber sie wagte es nicht. Ihre Energie war deutlich gesunken und sie konnte sich keine Verschwendung mehr leisten. Sie musste den nächsten Angriff abwarten, ihn wieder reflektieren, versuchen, möglichst viele ihrer Gegner ins Jenseits zu befördern. Und ihr war klar, dass der wilde Zorn, der die Magier blind in ihre Gegenangriffe hatte laufen lassen, nun vorbei war. Jetzt würden sie in koordinierte Absprache angreifen, alle gemeinsam versuchen, ihre Abwehr zu überwinden. "Sie haben es verstanden", dachte sie: "Was für ein Desaster. Und ich bin schon müde..." Aber aufgeben kam nicht in Frage. Es war ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass niemand den Tempel betrat und sie würde sie erfüllen. Sie hob ihre Klinge, bereit, einen erneuten Kreis aus Youki zu ziehen. Ihr Schwert fühlte sich schwerer an als gewohnt, und ihr wurde klar, dass sie sich dem Rand der Erschöpfung näherte. Ihr Youki war schon sehr niedrig geworden. Viele Angriffe würde sie nicht mehr überstehen. Es gab nur noch diesen einen, mächtigen, und sie musste so viele ihrer Gegner töten, wie es nur ging. Danach würde sie vermutlich praktisch keine Energie mehr besitzen. Und der Kampf dann.... Sie schob diesen Gedanken weg. Sesshoumaru verließ sich auf sie und er sollte nicht sagen können, sie sei zu schwach gewesen, sich ihren Gegnern zu stellen, unfähig, ihren Teil des Kampfes zu übernehmen. Egal, was es sie kosten mochte, sie musste ihre Pflicht erfüllen. Die Magier hatten sich formiert. Eine scheinbar riesige Menge aus Youki kam auf die Youkaiprinzessin losgeschossen, gewiss soviel, wie sie es von einem starken Youkai kannte. Wären die Bestienverehrer noch nicht ebenfalls müde gewesen, hätte sie ein ernstes Problem bekommen. Auch so benötigte sie praktisch alle Energie, die sie noch auftreiben konnte, als sie ihren Abwehrkreis zog, das Youki zu den Angreifern zurückschickte. Mit einem leisen Aufstöhnen ging sie auf ein Knie nieder. Das war es, dachte sie...ich kann nicht mehr. Fast zögernd blickte sie zu der Treppe. Vor ihren Augen schien alles zu verschwimmen, aber sie erkannte, dass dort nur noch regungslose Gestalten lagen. Hatte sie es doch geschafft? Im gleichen Moment bemerkte sie einen Schatten rechts von sich. Einer der Magier lebte noch, wollte an ihr vorbei. Nein! schrie sie innerlich auf. Das durfte nicht passieren. Aber sie hatte praktisch keine Energie mehr, um ihn anzugreifen, ihre Klinge damit aufzuladen. Ohne weiter nachzudenken, warf sie das Schwert. Sie sah noch, wie der Vermummte zu Boden ging, ehe sie sich vorbeugen musste, sich mit einer Hand abstützte, müde, wie nie zuvor in ihrem Leben. Selbst ihre Nase schien nicht mehr zu funktionieren, ihr Gefühl für Youki war schon lange erstorben. Aber sie hatte es wohl geschafft, ihren Auftrag erfüllt. Im gleichen Moment hörte sie einen Laut hinter sich. Ein Mensch hätte ihn nie wahrgenommen, aber die Ohren von Hundeyoukai waren deutlich besser. Entsetzt wandte sie den Kopf, sah die Katastrophe. Der Mann, den sie gerade mit dem Schwert getötet hatte, hatte sie nur ablenken sollen, im Schutz des letzten großen Youki-Angriffs. Zwei andere waren links an ihr vorbeigekommen, hatten eine vorher nicht sichtbare Tür geöffnet. Obwohl Shiro das Bild vor Augen verschwamm, erkannte sie einen Raum, in dem sich ein großer Mechanismus befand, Hebel, Zahnräder. Die beiden vermummten Gestalten begannen, irgendetwas auszulösen. Der Youkaiprinzessin wurde klar, das alles vergeblich gewesen war, wenn diese zwei mit ihrem Plan durchkamen. Irgendetwas wurde dort ausgelöst, und sie brauchte nicht nachzudenken, dass es etwas war, das Sesshoumaru an seiner Mission hindern sollte. Aber was konnte, was sollte sie nur tun? Sie hatte nicht einmal mehr die Kraft aufzustehen, geschweige denn, sich rasch ihr Schwert zu holen. Sie durfte doch nicht versagen, sie musste ihren Auftrag erfüllen, ihre Pflicht tun... Es gab nur noch eine einzige Möglichkeit. Sie schloss die Augen, als sie die Linke hob, sich auf das letzte Youki konzentrierte, das sich in ihr befand. An ihrer Hand entstand eine Kugel aus reiner Energie. Shiro stöhnte auf, als ein Schmerz sie durchfuhr, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Mühsam öffnete sie wieder die Augen, versuchte, die Energie noch zu lenken. Unwillkürlich schrie sie auf, als ihr Wille, ihre Entschlossenheit alles Youki, das sie noch besaß, in diese Kammer schickte, und sie gemeinsam mit dieser Energie auch ihre Seele verließ. Weit entfernt im Süden saß der Youkaifürst auf seinem Hocker. Neben ihm kniete ein Mensch, der ihm gerade einen Brief vortrug. Akamaru hörte konzentriert zu, als er plötzlich ein vertrautes Youki spürte, das seines berührte. Shiro? Dachte er überrascht. Die Zwillinge waren seit ihrer Geburt eng miteinander verbunden. Aber nie zuvor hatte er seine Schwester über eine solche Distanz wahrgenommen. Und dann fühlte er etwas, das er noch nie empfunden hatte. Es war, als höre er einen wortlosen Schrei in furchtbarer Todesqual. Nee-chan! Dachte er und sprang auf. Liebe, große Schwester! Der menschliche Mann neben ihm zuckte ebenso zusammen, wie die anderen im Raum, als der Hundeyoukai sich plötzlich in eine Kugel aus reiner Energie verwandelte und schnurstracks zur Decke hinaus flog. Ein wenig verwirrt starrten alle auf das Loch, das da nun war, ehe einer der Youkai meinte: "Es muss eine sehr schlechte Nachricht gewesen sein, die er da bekam..." Auf der Plattform des Tempels knieten Inuyasha und Sesshoumaru noch immer neben Shiro. Der Hanyou betrachtete sie: "Wenn sie Youki braucht, damit du Tensaiga einsetzen kannst...Kannst du ihr nicht von deinem abgeben?" "Nein." Dem Youkaifürsten war klar, dass er selbst schon zu wenig hatte, um davon genügend abgeben zu können. Und bis er sich regeneriert haben würde, könnte wohl auch Tensaiga ihre Seele nicht mehr zurückholen. Ein wenig verwirrt sah er, wie sein Bruder mühsam aufstand. War der etwa schon wieder so erholt? Aber Inuyasha wankte etwas, als er wortlos zur Treppe ging, die Stufe dort hinunterschlich, bemüht, den Toten aus dem Weg zu gehen. Sesshoumaru starrte ihm nach. Wollte er ihn jetzt verlassen? War er etwa auch der Meinung, dass er Shiro nicht allein hätte hier lassen sollen? Zu diesem Ergebnis war er ja schon selbst gelangt. Es war seine Schuld, dass sie tot war, allein seine. Sie hatte diese ganze Reise über getan, was immer er von ihr verlangt hatte, was immer sie gekonnt hatte. Und als er von ihr das Unmögliche gefordert hatte, hatte sie auch dies getan, ohne Rücksicht auf den Preis, den sie das kosten würde. Er sah auf, erkannte, dass Inuyasha unten auf dem Dorfplatz etwas Rotes besorgt hatte, nun zurückkehrte. Wenigstens wandte der eigene Bruder ihm nicht den Rücken zu. Aber was hatte er da geholt? Es dauerte, bis der erschöpfte Hanyou wieder oben war. Keuchend ließ er sich auf die Knie fallen: "Hier...Da drin ist Youki. Dieser Oberpriester sagte zu mir, da drin sei das Youki, das sie verwenden. Sie waren nur Menschen, aber sie tranken das hier wohl einmal im Jahr, um auch Youki zu haben...Vielleicht hilft das dann doch auch ihr?" "Youki?" Jetzt verstand Sesshoumaru: "Und sie haben es heute verteilt. Darum waren sie heute so viel stärker als gestern. Nun, einen Versuch ist es wert." "Wie bekommen wir das Youki aus diesem Stein in Shiro?" "Stelle es ihr auf den Bauch." Mühsam erhob sich Sesshoumaru. Er musste sich sogar mit der Hand abstützen, was ihm etwas unangenehm, um nicht zu sagen peinlich war. Während Inuyasha gehorchte, zog sein älterer Bruder Tensaiga. Diesmal pulsierte es. Vielleicht konnte es wirklich so funktionieren. Er zog ein wenig die Augen zusammen, als er die Wesen aus der anderen Welt entdeckte und hob das Schwert. Mit einem Schlag zertrümmerte er den Stein und zerteilte die Wesen aus dem Jenseits. Shiros Körper zuckte leicht. Aber sie öffnete weder die Augen, noch bewegte sie sich. Prüfend beugte sich Inuyasha über sie. Für einen Augenblick wollte er das Ohr an ihre Brust legen, ehe ihm einfiel, dass das Sesshoumaru vielleicht nicht so gern sehen würde. So lauschte er aus gewisser Distanz: "Ihr Herz schlägt...." Er richtete sich auf: "Sie lebt wieder! Aber anscheinend ist sie noch zu matt zum aufwachen. Ich wusste gar nicht, dass Youkai in Ohnmacht fallen können." "Sie schläft eher, Dummkopf." Das Schwert wanderte wieder in die Scheide. Seine Erleichterung nach außen verbergend, setzte sich der Youkai wieder neben Shiro. Eine große Menge Youki war zu spüren und die Brüder blickten alarmiert auf. Wer immer dort sich näherte, war stark- und sie waren beide noch zu erschöpft für einen neuen Kampf. Mit gewisser Überraschung, aber auch Erleichterung, erkannten sie Akamaru, der kurz vor ihnen sich in Menschengestalt zurückverwandelte, entsetzt die Szene betrachtete. Die beiden Brüder vom Westclan offenkundig erschöpft, der ältere mit zerbrochner Rüstung, seine eigene Zwillingsschwester regungslos zwischen sich auf dem Boden. "Nee-chan! - Und ihr...Habt ihr gekämpft?" "Manno..." stöhnte Inuyasha: "Das kann man wohl sagen. Sieh dich mal um." "Was ist mit ihr?" Der besorgte Zwillingsbruder ließ sich auf die Knie nieder: "Nee-chan!" "Sie lebt." Sesshoumaru klang ruhig. Akamaru betrachtete seine Schwester: "Sie schläft...obwohl sie nicht sehr verletzt ist." Er sah auf: "Was ist passiert?" Es war eigentlich eine höfliche Frage. Plötzlich zuckte er zusammen, witterte, ehe er merklich nachdrücklicher sagte: "Was ist hier mit ihr geschehen?" "Sie hatte im Kampf ihr komplettes Youki verbraucht", erklärte Inuyasha hilfsbereit. "Deswegen war sie tot. Tensaiga, Sesshoumarus Schwert, kann die Seele zurückholen. Und damit das ging, brauchten wir Youki. Ohne Youki keine Youkai." "Das ist mir klar, aber..." Akamaru starrte wieder auf seine Schwester, zog sie etwas hoch: "Nee-chan?" Keine Antwort. Wieder witterte er, ehe er fast tonlos sagte: "Was habt ihr..." Er schluckte das Wort Idioten gerade noch hinunter: "Nur getan?!" "Wieso?" fragte Inuyasha verwirrt: "Wir haben versucht, deine Schwester wieder zu beleben. Sag bloß, dass dich das stört." "Wenn es das nur wäre..." Der Youkaifürst des Südclans sah ein wenig empor, begegnete Sesshoumarus Blick: "Du müsstest es doch spüren." Der schüttelte leicht den Kopf: "Ich weiß nicht, was du meinst." "Ihr habt ihr einfach ein anderes Youki gegeben!" "Ja, aber nur als ...Anfang, damit ihre Seele wieder da ist." Der Hanyou sah immer verwirrter zu Akamaru: "Jetzt sag schon, was los ist!" Dieser überlegte kurz, dass er sich von niemandem derart herumkommandieren lassen würde, als von Inuyasha. Aber dieser hatte ihm zweimal das Leben gerettet bzw. geschenkt. Und etwas anderes war viel wichtiger. So blickte er erneut zu Sesshoumaru: "Du warst mit ihr tagelang zusammen und spürst es nicht?" Ein leichtes Zusammenziehen der Augen verriet die Verärgerung. Aber Sesshoumaru war sich nur zu bewusst, dass weder er noch sein Bruder im Moment sonderlich kampffähig waren- und Akamaru im Vollbesitz seiner Kräfte war. Außerdem machte der sich nur Sorgen um seine Zwillingsschwester. So prüfte auch er das Youki- und erstarrte. Jetzt begriff er und er wusste, dass sie einen noch größeren Fehler gemacht hatten, als Akamaru bereits vermutete. "Inuyasha!" "Was ist denn?" fragte der leicht verärgert: "Hallo! Würden die Herren Youkai vielleicht auch einem Hanyou sagen, was hier los ist?" "Ihr habt ihr ein sehr starkes Youki gegeben", seufzte Akamaru, dem nun klar war, dass sie es nicht mit Absicht so getan hatten. "Und das wehrt sich nun gegen die Seele meiner großen Schwester. Wenn ihre Seele gewinnt, kann sie auf die Quelle ihres eigenen Youki zugreifen. Dann habt ihr ihr so das Leben gerettet. Aber gewinnt das Youki, das ihr ihr gegeben habt, wird ihre Seele ausgelöscht und das Youki wird eine neue Seele in ihrem Körper erschaffen." "Hä?" machte Inuyasha etwas verständnislos: "Seele gegen Youki? Ich dachte immer, das ist eine Einheit, wenn man ein Youkai ist." "Wenn man kein fremdes Youki bekommt!" In Akamarus Stimme lag deutliche Verärgerung, eindeutig mehr, als es der Selbstbeherrschung eines Youkaifürsten ziemte. "Das Ganze ist noch schlimmer, als du denkst, Akamaru." Sesshoumarus gepresster Satz bewirkte, dass ihn die anderen beiden sofort alarmiert anguckten. So fuhr er fort: "Es ist nicht nur das Youki eines starken Youkai. Es ist das Youki der Bestie der Tiefe." Ein Beobachter hätte das einmalige Erlebnis gehabt, zwei Youkaifürsten und einen äußerst starken Hanyou sich gegenseitig in fassungslosem Entsetzen anstarren zu sehen. "Soll das heißen", brachte Inuyasha endlich hervor: "Wenn Shiros Seele stark ist, ist alles in Ordnung. Gewinnt aber das Youki, wird die Seele der Bestie der Tiefe..." "In Shiros Körper auferstehen." Akamaru zog seine Schwester wieder etwas empor, betrachtete sie in offenkundiger Verzweiflung: "Und nach allem, was mir die Berggöttin des Berges Halel erzählte, darf diese Bestie nie aufwachen." "Wirklich nicht." Der Hanyou musste nur wenig zurückdenken: "Sie wollte mir lebendig das Herz rausschneiden." Er schauderte etwas, ehe er fast vorsichtig zu seinem älteren Bruder blickte. In Sesshoumarus Augen lag etwas, das er noch nie gesehen hatte, eine ganze Welt aus Gefühlen. Etwas wie Mitleid, Fassungslosigkeit und noch etwas, das er nicht deuten konnte. So meinte er fast behutsam: "Was sollen wir jetzt nur machen? Was können wir tun, um ihr zu helfen?" "Ich hoffe für dich, dass du keine Ahnung hattest, dass das Youki der Bestie der Tiefe war." In der Stimme seines Halbbruders lag eine Kälte, die selbst Inuyasha noch nie gehört hatte. Für einen Moment war er echt sprachlos. Seit wann zeigte der Hundeyoukai denn etwas wie Gefühle? Und dann auch noch wegen eines Mädchens, das er als seine Braut zurückgewiesen hatte? Zu allem Überfluss fiel ihm jetzt ein, dass dieser Hohepriester etwas davon gesagt hatte, sie würden sich das Youki der Bestie der Tiefe leihen, aber er hatte da nicht weiter überlegt oder nachgedacht. So fauchte er postwendend zu seiner Verteidigung: "Ehrlich, irgendwie hatte ich heute Vormittag schon ein bisschen was anderes zu tun, als ehrfürchtig diesen Mistkerlen zuzuhören!" Sesshoumaru erhob sich noch ein wenig mühsam. Aber er sah ins Nichts. Er war der Ranghöchste hier und er musste die Entscheidung treffen. "Die Bestie der Tiefe darf nicht erwachen, da sind wir uns einig. - Akamaru, du hast noch dein volles Youki. Nimm Shiro und Inuyasha und bringe sie in das Dorf, in dem Inuyasha für gewöhnlich lebt. Dort werdet ihr gewiss auch diesen Mönch mit dem Kazaana treffen. Bewacht Shiro. Wenn sie als sie selbst erwacht, ist es gut. Erwacht aber die Bestie der Tiefe, so wird es euch zu dritt gelingen, sie zu töten." Akamaru blickte zu ihm auf. Er wusste, dass das die einzige Möglichkeit war, wenigstens abzuwarten, ob Shiros Seele gewinnen könnte. Ansonsten hätten sie sie hier sofort töten müssen, denn ganz offenkundig war davon auszugehen, dass er allein- und die beiden in nicht regeneriertem Zustand- niemals gegen die Bestie ankommen würden. Er fasste Shiro und stand mit ihr in den Armen auf: "Du hast recht." Seine Stimme klang wieder gleichmütig. Nun gab es ein wenig Hoffnung: "Ich werde Inuyasha-sama und nee-chan in dieses Dorf bringen." Er wollte nicht fragen, was der Herr der westlichen Länder vorhatte. Neugier ziemte sich nicht gegenüber und für einen Youkaifürsten. Inuyasha hatte da weniger Etikettesorgen: "Und was willst du tun, großer Bruder?" fragte er, während er aufstand. Ich werde ihr helfen, diesen Kampf zu gewinnen, dachte Sesshoumaru, aber er schwieg. "Keh", machte sein jüngerer Bruder ein wenig beleidigt, sah aber zu Akamaru: "Wie willst du mich auch noch tragen?" "Gar nicht. Ich erschaffe ein Dimensionsportal. Du kannst mit mir zusammen durchgehen. Dann werden wir in deinem Dorf ankommen." Akamaru wandte sich ein wenig um. Vor ihm erschien etwas wie dunkle, bewegte Luft. Er ging hindurch und Inuyasha folgte ihm, nicht, ohne noch einen Blick auf seinen Bruder zu werfen. Aber der starrte geradeaus ins Nichts. In dem kleinen Dorf herrschte tiefer Frieden. So besorgt Inuyashas Freunde auch waren, so hofften sie doch, dass es zwei so starken Youkai gelingen würde, ihn da rauszuholen. Kagome und Sango saßen mit der Priesterin des Dorfes, der altern Kaede, auf der Plattform von deren Hütte und beobachteten Shippou und Rin, die gemeinsam mit Stiften zeichneten, die Kagome aus ihrer Zeit mitgebracht hatte. Sogar Jaken lehnte, wenn auch etwas abseits da und guckte zu. Er war froh, dass Rin sich ohne ihn beschäftigte, mit Shippou spielte und malte- und dass er nicht allein die Verantwortung für sie trug. Miroku stand ein wenig abseits und hörte zu, fuhr jedoch plötzlich herum, als er das Youki eines sehr starken Youkai spüren konnte. Auch Sango, die Dämonenjägerin, Kaede und Kagome, die es ebenfalls fühlen konnten, standen auf. Verblüfft erkannten sie den Herrn des Südens...und die regungslose Gestalt, die er in den Armen trug. "Akamaru?! Shiro?" Und dann schrie Kagome auf: "Inuyasha!" Sie raste förmlich los, dem Hanyou mehr oder weniger in die Arme: "Bin ich froh! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!" "Na ja...Sesshoumaru hat mich sozusagen aus dem Kessel geholt, als er schon über dem Feuer hing..." Inuyasha sah kurz auf sie, wandte sich dann an Kaede: "He, Hexe, kann Akamaru Shiro irgendwo hinlegen? Sie muss sich erholen." "Shiro-hime sieht ohnmächtig aus", meinte Sango besorgt: "Und wo ist Sesshoumaru?" Die Menschen schwiegen, plötzlich betroffen. Wie hoch war der Preis gewesen, den die beiden Youkai für Inuyashas Rettung bezahlt hatten? Rin kam heran: "Wo ist Sesshoumaru-sama?" In ihren Augen glitzerte es verdächtig. "Er kommt wohl später", sage Inuyasha daher hastig. Er konnte es nicht ertragen, jemanden weinen zu sehen: "Shiro ist übler dran." Kaede kannte die Youkaizwillinge nur aus den Erzählungen der anderen, aber sie wusste nicht nur von daher, dass ein starker Youkaifürst vor ihr stand: "Komm, Akamaru-sama. Du kannst deine Schwester in meine Hütte bringen." Sie ging voran, zog hastig Decken hervor: "Hier. Und vielleicht könntet ihr uns dann erzählen, was geschehen ist." Akamaru legte seine Schwester vorsichtig ab, deckte sie zu, ehe er aufsah: "Inuyasha-sama..." "Ja, klar, ich erzähle, zumindest, soweit ich das mitgekriegt habe. - Rin, hör auf! Ich sage doch Sesshoumaru kommt noch. Er wollte noch irgendetwas erledigen, hat aber natürlich UNS nicht gesagt, was." "Du hast es doch gehört." Kagome legte den Arm um die Kleine: "Und jetzt geh mit Shippou weitermalen. Du möchtest Sesshoumaru doch kein verweintes Gesicht zeigen, wenn er kommt." Das war ein Argument, das die Kleine einsah. Und ihre Ängste waren beseitigt. So lief sie hinaus. Die Älteren setzten sich um die regungslose Youkaiprinzessin und Inuyasha begann, zu erzählen, so gut er es konnte. ************************************************* Was Sesshoumaru vorhat, um ihr zu helfen? Nun, das nächste Kapitel heisst: Das Land der Seele. Wer so nett ist und mir einen Kommentar hinterlässt, dem schicke ich auch eine ENS, wenn ich sehe, dass das Kapitel freigeschaltet ist. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)