Blutmond von Masayoshi220 ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ I Der Bildschirm flimmerte in den dunklen Zimmer und war die einzige Lichtquelle. Gedämpftes Hupen durchdrang die Stille und mischte sich mit dem nervtötendem Summen des PCs. im 13. Stock war von den Geräuschen der Stadt nicht mehr viel zu hören und dennoch spürte man selbst hier das Leben der Metropole, ihren Ruf an alle, die sich des Nachts hinaus trauten. Und genau dies war das Problem, die Stadt war voll vom Leben und Atmen der Menschen, doch genauso schnell nahm die dieses Leben wieder, jede Nacht. Müde streckte sich Patrick Miller, stand auf und ging ans Fenster. Er bekam langsam Kopfschmerzen, sein Hirn arbeitete bereits seit Stunden auf Hoch-touren, doch er konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren. Erschöpft war der dem Computer einen Seitenblick zu, er konnte nicht erkennen was gera-de aufgerufen war, doch er wusste es trotzdem. Es war bereits fast zwei Jahre her, dass er mit diesem Fall betraut wurde, damals war er noch ein junger dynamischer Mann, der von Miami nach New York versetzt wurde und war voller Elan an diese Sache herangegangen. Der Fall war mysteriös und aussichtslos zugleich. Patrick beobachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe, es war dunkel und vermischte sich mit dem Bild der Lichter außerhalb, aber er wusste wie er aussah. Seine Haut schimmerte gräulich, durch das blauweiße Leuchten des Bildschirms noch verstärkt, seine Augen schienen aus den Höhlen zu treten, die Adern traten hervor und das Weiß war rötlich verfärbt, eindeutig übermüdet, was ja auch nicht verwunderlich war. Er saß bereits seit mehre-ren Stunden an seinem Schreibtisch und arbeitete die Akten durch. Der junge Polizist seufzte und setzte sich wieder. An diesem Abend war schon wieder die Leiche eines Jungen gefunden worden, diesmal in der Nähe des Central Parks, Patrick hatte sich den Kör-per angesehen und wusste, dass ihn der Anblick wieder bis in den Schlaf verfolgen würde. Der vorläufige Autopsiebericht war vor einer Stunde auf seinen Tische gelegt worden und er brauchte nicht hinein zu sehen, um zu wissen, was drin stand. Der tote Junge wies am ganzen Körper Hämatome auf, war sehr blass und halbnackt. Dies waren die Merkmale aller Leichen dieses Täters. Die Morde waren schon rätselhaft als er ins Revier gewechselt war, er hatte als ,Frischling' gegolten, dessen Übermut und Tatendrang gebremst werden sollte. Eines Morgens dann war er zum Chef gerufen worden, der ihn mit diesem Fall betraut hatte, nicht ohne hämisches Grinsen wie er sich nun erinnerte. Man wolle ihn lehren, dass nicht alles so ,einfach' wäre wie im sonnigen Miami und dass es hier in New York anders liefe. Miller hasste diese Stadt, es war um diese Jahreszeit kalt, regnerisch und der Himmel ständig grau und wolkenverhangen. In Florida war der Herbst noch ange-nehm warm, die Sonnenuntergänge herrlich und der Himmel blau wie das Meer. Wehmütig erinnerte er sich an seine Heimat und seufzte schwer, dann wandte er sich wieder dem PX zu. Er konnte kein Täterprofil erstellen, die Hinweise waren nicht schlüssig genug, das einzige was er wusste, war, dass die Leichen Jugendliche waren, fast noch Kinder und die vorliegenden Autopsieberichte so gut wie nichts nützten. Patricks Magen krampfte sich zusammen und Tränen der Wut schossen ihm in die Augen. Wie konnte man sich nur an unschuldigen Kindern vergreifen und sie täten? Er musste tief durchatmen, um sich zu beruhigen. Die Opfer hatten teilweise verheilte Knochenbrüche, was darauf schließen ließ, dass sie über längeren Zeitraum gefoltert wurden. Einige wenige starben durch Genickbruch, die meisten jedoch durch innere Blutungen aufgrund großer Gewaltanwendung. Der junge Mann nahm sich den Autopsiebericht vor, um zu sehen, woran dieser Junge gestorben war. Genickbruch, außerdem wurde ein niedriger Blutwert festgestellt. Das war neu. Eines konnte er sagen, der Täter bevorzugte Jugendliche bzw. Kinder keines bestimmten Typs, sie schienen wahllos ausgesucht worden zu sein, sie wa-ren aus unterschiedlichen Schichten der Bevölkerung und bisher war jede Nationalität vertreten gewesen. Das Wichtigste und gleichzeitig frustrie-rendste war, dass es keine Zeugen gab. Stöhnend lehnte er sich zurück und massierte sich den Nasenrücken und griff nach seiner Zigarettenschachte, dabei fiel sein Blick zufällig auf den Aschenbecher, er war voll mit Kippenstummeln, daneben lag sein Bleistift, dessen Radiergummi sicher schon bessere Tage erlebt hatte. Stimmt ja, er wollte sich Notizen machen, doch seine Gedanken konnten sich nicht mehr auf einen Punkt fixieren. Miller stand erneut auf und holte sich seinen bestimmt schon eintausendsten Kaffe und lehrte gleichzeitig den Aschenbecher. Er streckte sich und ging zu seinem Arbeitsplatz zurück. Dieser Fall musste gelöst werden, koste es was es wolle, allein, schon damit seine Kollegen aufhörten zu lachen. Die-sen Fall hatten schon viele gehabt und keiner war weitergekommen und sie hatten ihn wieder abgegeben. Nun war er an der Reihe. Er würde ihn lösen, denn dann war ihm sein beruflicher Erfolg garantiert und seine Beförderung würde nicht lange auf sich warten. So ein wenig motiviert, setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch, nahm einen Kaugummi und schrieb sich die ersten Notizen in seinen Block. Kapitel 2: 2 ------------ II Das Telefon klingelt und der Junge ging ran. "Ja?" "Ich brauche Nachschub, deine letzte Ware war drittklassig. Hat nur zwei Tage gehalten", ertönte eine dunkle Stimme am anderen Ende der Leitung. "Aber... aber, Mister. Ich habe den besten Jungen dieser Stadt ausgesucht. Er war erste Klasse..." "Und warum sonst würde ich dich anrufen? Die Ware hat es nicht über-lebt..." "Mister... ich..." "Schweig! Ich wünsche in Zukunft bessere Qualität." "...Ja, Mister. Haben Sie besondere Wünsche? Alter, Aussehen, Nationali-tät?" "Dasselbe wie immer. Du weißt es, also fragt nicht!" "Gut... mmhh, ich hätte da jemanden für Sie. Er ist aber schon ein wenig älter als sonst üblich." "Das macht nichts, Hauptsache er ist robust." "Ja, er ist hart im Nehmen, hat keine Familie, keiner würde ihn vermissen, hähä, keine Verpflichtungen, dafür jede Menge Schulden..." "Keine Sorge, darum wird er sich keine Gedanken mehr machen müssen..." "Darf ich ihn damit locken, dass er seine Schulden los wird? Er ist sehr misstrauisch..." "Tu, was du tun musst, nur beschaff mir Nachschub und zwar schnell! Un-tersteh dich in Zukunft weitere Fragen zu stellen!!!" "Verzeihung, ich werde mich um alles kümmern." Es war später Nachmittag als in der kleinen Wohnung das Handy klingelte. Beim wiederholten Klingeln landete ein Kissen darauf, doch der Anrufer schien nicht aufzugeben. Endlich erhob sich der junge Mann verschlafen und kramte das Handy unter dem Kissen hervor. "Wer?", meldete er sich. "Hey, Kumpel, na, alles paletti bei dir?", antwortete eine Stimme auf seine Frage. "Was willst du denn von mir? Das du dich noch traust, hier anzurufen, ist erstaunlich!" "Mal ganz langsam. Ich hätte da was für dich, das dein Leben verändern wird..." "Das hast du das letzte Mal auch gesagt und jetzt sitze ich noch tiefer in der Scheiße!" "Sorry, Mann. Diesmal ist's aber todsicher..." "Nein!" "Du hast es dir doch noch gar nicht angehört!" "Ich sagte: Nein!" "Komm schon, das ist die Chance deines Lebens." "Nein." "Alter, mach. Der Job ist super einfach, du kriegst Geld ohne Ende, hast alle Annehmlichkeiten, die man sich vorstellen kann, brauchst kaum was zu tun, hast jede Menge Freizeit, kannst dort kostenlos wohnen, dir den Bauch voll schlagen und was das Beste ist, du kannst deine Spielschulden loswerden..." "Alle?" "Ja, alle... Das kannst du dir nicht entgehen lassen." "Und was soll ich bei dem Job tun?" "Auf das Haus aufpassen." "Mehr nicht?" "Mehr nicht. Und... du kannst machen was du willst, bist den ganzen Tag allein." "Und der Haken?" "Mensch! Es gibt keinen Haken, alles legal und einwandfrei." "...Mmhh, gibt's ne Probebesichtigung?" "Sorry, Alter, aber wenn du jetzt zusagst, ist es bindend." "Wusste ich doch, dass es einen Haken gibt." "Was machst du dir eigentlich so viele Gedanken, es kann für dich nur noch bergauf gehen, du bist momentan schon ganz unten. Gibt dir nen Ruck und sag: Ja!" "A...Also gut. Du bürgst mir mit deinem Leben, dass das absolut in Ord-nung ist!" "Aber klar, Junge. Alles sauber und anständig!" "In Ordnung, ich bin dabei..." "Klasse, die Adresse ist Greenwich Village, 3289 Grove Street, Manhattan. Sei heute Abend pünktlich um 21 Uhr dort. Du wirst es nicht bereuen. Bye!" "Das hoffe ich, das hoffe ich!", damit legte er auf, betrachtete das Handy jedoch noch einige Sekunden schweigend bevor er wieder ins Bett kroch. Kapitel 3: 3 ------------ III "Hier bitte, Mister, Ihre Quittung. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen!" Die junge Frau lächelte dem Mann vor dem Schalter freundlich zu und schloss das Fenster, nachdem er gegangen war. Dies war der letzte Kunde, nun hatte sie Feierabend und konnte sich für den Abend zurecht machen. Ann Winston arbeitete in einer kleinen Bank in Manhattan und sie liebte ihren Beruf. Das Gebäude war im alten Kolonialstil erbaut worden, mit Stuckleisten über den Fenstern und Reliefs über den Türen. Der Raum mit den Schaltern war nicht sehr groß, doch wirkte er durch die vielen Zierleis-ten an der Decke um einiges voluminöser, der Boden war aus Marmor und verschiedenfarbiger Stein war in einem sternförmigen Muster angeordnet. Die Schalter, Bänke und Tische waren aus hochglanzpoliertem Mahagoni. Die Kunden mochten sie sehr gern, weshalb vor ihrem Schalter auch immer eine lange Schlange wartete. An diesem Tag war sie überglücklich, ihr Chef hatte nach 3 Jahren harter Arbeit, ihre Bemühungen endlich zu schätzen gewusst. Stolz blickte sie hinter sich, an der großen Wand hing ein goldener Bilderrahmen mit ihrem Bild darin, sie war zur Mitarbeiterin des Monats ernannt worden und die Feier am Abend war auch für sie organisiert worden. Der andere Grund war der großzügige Sponsor der kleinen Bank. Sie circa einem Jahr spendete er größere Summen, um dem Chef finanziell unter die Arme zu greifen, denn bis er aufgetaucht war, ging es der Bank nicht wirklich gut. Ihm war es auch zu verdanken, dass das Gebäude eine neue Fassade bekommen hatte, des-halb war er neben ihr am Abend der Ehrengast, um seine Leistungen und Spenden zu würdigen. Es würde auch das erste Mal sein, dass sie den Gön-ner ihrer Bank kennen lernen würde. Ann stellte ihn sich als kleinen dickbäuchigen Glatzkopf mit "Playboy-Bunny-Fetisch" vor, sie wusste, dass sie ihm unrecht tat, aber sie konnte diesen Mann nicht leiden, obwohl sie ihn nicht kannte. Ihre Instinkte sagten ihr, dass er nicht so war wie er vorgab und einige ,Leichen' im Keller hatte. Nachdem sie ihre Sachen verstaut und den Arbeitsplatz aufgeräumt hatte, verabschiedete sie sich von ihren Kollegen und fuhr nach Hause. Dort an-gekommen, öffnete sie ihren Postkasten und nahm die Zeitung, Werbung und einige Briefe heraus. Nichts wichtiges dabei, also landete die Hälfte sofort in dem Papierkorb, der neben den Postkästen stand. Müde erreichte sie die Wohnungstür, kramte ein wenig genervt den Schlüs-sel heraus und schloss die Tür auf. Sie hatte noch gut zwei Stunden, dann müsste sie bei der Party sein. Die junge Frau freute sich sehr auf die Feier, der einzige bittere Beigeschmack war, dass sie nicht nur ihr gewidmet war wie sie es gerne hätte. Immerhin hatte sie drei Jahre lang gute Arbeit geleis-tet und dann kommt da so ein Knilch, der mit ein bisschen Geld herumwe-delt und ist plötzlich mehr wert als sie. Ann schüttelte den Kopf und ließ die Tasche auf die Couch fallen, sie brauchte jetzt definitiv ein Bad, dann hätte sie immer noch eine gute Stunde, um sich fertig zu machen. Der Saal im oberen Stockwerk der kleinen Bank war schon voll mit den bereits eingetroffenen Gästen, als Ann dort ankam. Sie wurde von ihren Kollegen freundlich begrüßt und man gratulierte ihr zur Ernennung. Sie strahlte und ihre Laune konnte nicht besser werden. als sie einen kurzen Moment allein war, betrachtete sie sich in einem der großen Fenster. Sie hatte sich letztendlich für ein schwarzes langes Kleid mit Spaghetti-Trägern entschieden, was ihre Figur betonte und der durchsichtige schwarze Seiden-schal hob ihren schlanken Hals hervor. Sie hatte gänzlich auf Schmuck verzichtet und auch nur dezentes Make-up aufgetragen. Ihr schmales Ge-sicht wurde von den langen schwarzen Haaren umrahmt, die sie der Ein-fachheit halber nur mit einer Spange zurückgebunden hatte. Die dünnen Augenbrauen waren zurecht gezupft und die etwas länglichen Augen mit schwarzem Eyeliner umrahmt. Für den Mund hatte sie unauffälliges Rosa gewählt. Das Bild, dass die junge Frau sah, gefiel ihr sehr und mit einem Lächeln wandte sie sich ab und ging zum Büffet. "Miss Winston, da sind Sie ja! Ich habe Sie schon gesucht! Was wäre eine Ehrenfeier ohne den Ehrengast", ertönte eine Stimme hinter ihr. Ann drehte sich um und blickt in die freundlichen Gesichtszüge ihres Chefs. Sie lächelte ihn an und dankte ihm für die Aufmerksamkeit. "Ach, das ist doch selbstverständlich! Sie haben immer gute Leistungen erbracht, es war längst überfällig, dies zu würdigen! Übrigens, darf ich Ihnen unseren großzügigen Sponsor vorstellen? Miss Winston, das ist Mr. Darius Aeghos." Ann sah in zwei giftgrüne Augen, die von langen schwarzen Wimpern um-rahmt wurden. "Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Miss Winston", die dunkle Stimme hatte einen schneidenden Unterton, der unnatürlich wirkte. Die junge Frau konnte nur nicken und griff mechanisch nach der ihr darge-botenen Hand. Sie war warm, doch die Wärme war irritierend, wirke un-echt. Ann erwachte aus ihrer Starre und musterte ihr Gegenüber. Der Mann war groß und schlank, kräftige breite Schultern spannten sich unter dem schwarzen Smoking. Doch die Figur des Mannes war nicht das Seltsame an ihm, sondern sein äußeres Erscheinungsbild. Die Attraktivität dieses Man-nes war überwältigend, dabei hatte er nur Durchschnittsgesicht. An irgend-etwas erinnerte sie ihn. Es war schmal, er hatte eine gerade Nase und kleine Augen, die Haut jedoch war makellos, keine Falte war zu sehen und sie schimmerte im Licht der Neonröhren. Seine ungewöhnlich langen blonden Haare legten sich sanft auf seine Schultern und es schien so, als bemühten sie sich, ihm nicht in die Augen zu fallen und trotzdem das Gesicht zu um-schmeicheln. Er lächelte plötzlich und dieses Lächeln ließ Anns Herz anfangen zu po-chen, sie konnte sich nur nicht erklären, warum. Sie wusste plötzlich, woran er sie erinnerte. Sie hatte einmal römische Statuen gesehen, sie waren ge-nauso makellos und schön, gleichzeitig lebendig und doch tot. "Verzeihen Sie meine indiskrete Frage: Woher kommen Sie?", fragte Ann höflich. "Aber ich bitte Sie, das ist doch nicht indiskret. Ich bin Ire", säuselte Dari-us. "Oh! Ich hätte auf Schweden getippt. Haben die Iren nicht eher rötliches Haar? Ihr Haar ist ja fast weiß." Darius lachte, es war angenehm, doch gleichzeitig setzte es sich im Bauch als unangenehmer Druck fest. "Ja, normalerweise, aber meine Familie hatte alle weißblondes Haar.", er strich sich mit einer lässigen Bewegung das Haar hinter sein Ohr. Ann lächelte unsicher, irgendetwas stimmte mit diesem Mann nicht. Ihr Instinkt hatte sie nicht betrogen, er nicht sehr sympathisch. Noch dazu kam, dass sie kein Thema fand, worüber sie mit ihm reden konnte, es war unge-wöhnlich, denn ihr fiel es leicht mit anderen ins Gespräch zu kommen. Ihr Chef hatte sie allein gelassen und sie fühlte sich zunehmend unbehaglich. Die junge Frau lächelte Darius entschuldigend an. "Verzeihen Sie, ich brauche ein wenig frische Luft", sie wandte sich ab und spürte seine bohrenden Blicke in ihrem Rücken. Sie trat auf den Balkon und atmete tief durch. Es war angenehm kühl und nur der Lichtschein aus dem Saal erhellte den Balkon. Sie stellte sich ans Geländer und blickte auf die Stadt. "Finden Sie nicht auch, dass die Luft dort drinnen viel zu warm ist? Hier draußen ist es doch schöner!", ertönte eine Stimme hinter ihr. Ann erschrak aufs Heftigste und hatte das Gefühl, um Jahre gealtert zu sein. Sie drehte sich zur Seite und sah einen jungen Mann am Geländer lehnend, in einer Hand ein Whiskeyglas haltend. "Sie haben mir aber einen Schrecken eingejagt", tadelte sie ihn freundlich. Seine Gestalt war ins Halbdunkel getaucht, als er sich jedoch nun zur ihr wandte, wurde sein Gesicht vom Licht erleuchtet. Wieder einmal bekam Ann kein Wort heraus, doch es war ihr nicht unangenehm. Ihr Gegenüber war einen halben Kopf größer als sie, seine Haut schien dunkler zu sein. Er lächelte sie an. Er war schön, seine glatte Haut erweckte in ihr das Bedürfnis, sie zu berüh-ren, sein Mund war voll und lud zum pausenlosen Küssen ein, aus den braunen Augen sprühte der Schalk und die dichten Wimpern verliehen ihm den Blick eines Engels, unschuldig, doch erahnte man die Leidenschaft, die diesem Mann innewohnte. "Das tut mir leid, es war nicht meine Absicht", seine angenehme Stimme ließ ihr warme prickelnde Schauer über den Rücken rieseln. Die junge Frau ging zu ihm hinüber und stellte sich neben ihn. "Nun, ich kann das nicht ganz glauben", neckte sie ihn vorsichtig und wude mit einem verschmitzten Lächeln belohnt. "Und was soll ich tun, damit Sie mir nicht mehr böse sind?", fragte er neu-gierig. "Mmhh, erzählen Sie mir von sich. Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Sind Sie neu?" "Begleitung." "Tatsächlich? Und wo kommen Sie her?" "Aus der Stadt." Ann kniff die Lippen zusammen und beugte sich ein wenig vor. Sie war leicht verärgert, bisher war jeder Mann auf ihren Charme angesprungen, warum er nicht? "Sie machen aber ein großes Geheimnis aus sich", raunte sie und berührte ihn am Arm. Er beugte sich ein wenig vor und blickte ihr tief in die Augen. "Laurent!!!" Kapitel 4: 4 ------------ IV Am nächsten Morgen wachte Ann mit Kopfschmerzen auf. Einen Moment lang war sie völlig orientierungslos, erst langsam kehrte die Erinnerung zurück. Sie hatte am Abend zuvor wohl ein wenig zuviel getrunken. Wie sie nach Hause gekommen war, wusste sie nicht mehr. "Gott sei Dank ist heute mein freier Tag", murmelte sie, stand auf und ging ins Bad. Dort schaute sie in den Spiegel und blickte auch schnell wieder weg. Sie sah ja furchtbar aus und genauso fühlte sie sich auch. Müde schlurfte sie in die Küche und setzte sich Kaffee auf, dann kuschelte sie sich in ihre Couch und ließ ihren Blick durch die Wohnung schweifen. Sie hatte sich damals sofort in die Wohnung verliebt. Ann seufzte, damals war sie noch junge gewesen, gerade einmal vierundzwanzig Jahre und hatte ihren ersten Job. Nun, acht Jahre später sah die Wohnung noch immer os aus wie am ersten Tag. Sie lag direkt unter dem Dach, die Räume waren nicht zu groß und nicht zu klein, dennoch sehr geräumig. Der Flur war nur kurz und führte direkt ins Wohnzimmer. Dieses wurde durch eine Reihe von Fenstern beleuchtet, durch die sanft das Sonnenlicht fiel. An diesen Raum schloss sich rechter Hand gleich die Küche an, die wiederum auch nicht sehr groß war, ebenfalls ein kleines Dachfenster, das Licht spendete. Vom Wohnzimmer zweigte linker Hand ein weiterer Flur ab, von dem man ein-mal ins Bad und ins Schlafzimmer kam und der im relativ großen Arbeits-zimmer endete, das Ann zu ihrer kleinen Privatbibliothek umgestaltet hatte. Von ihrem Arbeitszimmer aus gelangte man durch die großen Flügeltüren auf den Balkon, von dem man eine herrliche Aussicht auf die Stadt hatte. Sie liebte ihre Wohnung und würde um nichts in der Welt ausziehen wollen. Lächelnd nippte sie an ihrem Kaffee und ihr Kopf klärte sich allmählich wieder. Während sie ihre Tasse in der Hand hielt und die schwarze Flüssig-keit betrachtete, schweiften ihre Gedanken zum vergangenen Abend ab und der junge Mann kam ihr wieder in den Sinn. ,Wie hieß er noch gleich? Laurent? Klingt irgendwie französisch.' Plötzlich wurde sie rot und fühlte sich ertappt. Sie musste an ihn denken und ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, als wenn sie einen langen Dauerlauf hinter sich hätte, es war Liebe auf den ersten Blick. So etwas war ihr noch nie passiert, sie fühlte sich wie ein verliebtes Schulmädchen. ,Ganz ruhig, du benimmst dich ja wie ein Teenager! Über so etwas bist du doch schon lange hinweg!', rief sie sich selbst zur Vernunft. Doch sie konnte nicht anders, sie ließ seine Gestalt und die Situation noch einmal vor ihrem geistigen Auge auftauchen. Und nun bemerkte sie Einzel-heiten, die ihr am Abend nicht aufgefallen waren. Mitten in ihrer einseitigen Unterhaltung war sein Kopf in die Höhe geschossen und er hatte zur Tür geschaut. Sie hatte es erst mitbekommen, als er ihr schon länger nicht ge-antwortet hatte und war seinem Blick gefolgt. In der Tür zum Balkon stand Darius und betrachtete sie. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Darius und Laurent den gleichen Smoking trugen, nur das Laurents Hemd aufgeknöpft war. Sie hatte ihn wieder angesehen und konnte ein Profil bewundern, er hatte eine gerade Nase und seine Lippen wirkten noch voller. Seine Halspartie war wohlproportioniert und wenn er schon im angezogenen Zustand solch eine Wirkung auf sie hatte, wollte sie nicht wissen wie sie reagieren würde, wenn er nackt gewesen wäre. ,Meine Güte! Du bist eine klar denkende Frau! Was macht dieser Mann nur mit dir?' ihr war auch aufgefallen, dass sich Laurents Gesichtszüge verhärtet hatten und der Ausdruck um seinen Mund von freundlich warm zu abweisend kühl gewechselt war. Hin und wieder hatte er scheu zur Seite geblickt, ehe er sich vom Geländer abstemmte und ihr einen entschuldigenden Blick zuwar. "Komm, Laurent", Darius' Stimme ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. ,Ob da etwas lief? Ach, das ist unmöglich, jedoch stimmt irgendetwas mit den Beiden ganz und gar nicht', dachte sie abschließend, ehe sie ihren Kaffe auf den Couchtisch stellte und wieder einschlief. Kapitel 5: 5 ------------ V Patrick saß im Auto und ließ den Blick über den Tatort wandern, es war wieder einmal das Gleiche. Es regnete schon den ganzen Tag, was seine Laune nicht gebessert hatte und nun musste er auch noch hinaus in dieses Mistwetter. Sein Weg führte an etlichen Polizeiwagen vorbei, durch schlammigen Boden auf eine Wiese mitten im Central Park. Es war eine weitere Leiche gefunden worden, diesmal ein Jugendlicher. Patrick stellte sich zu dem Polizist, der gerade bei dem Jungen war und ihn fotografierte. "Wie sieht's aus?", fragte Miller. "Nun, männlich, schätzungsweise 16 Jahre. Ein älteres Ehepaar hat ihn gefunden als sie mit dem Hund Gassi waren"; antwortete der Kollege. "Ist die Todesursache schon bekannt?" Der Mann stand auf und blickte Patrick ausdruckslos an. "Dasselbe wie immer, Sir. Er wurde heftig geschlagen und an seinem Hals finden sich Strangulationsspuren." Patrick seufzte. "Hinweise auf den Täter?" Sein Gegenüber lachte trocken. "Sie kennen doch die Antwort: Nein, keine Hinweise, keine Zeugen." "Ja, ich weiß, aber es ist Gewohnheit und man hegt trotzdem noch Hoff-nung", erwiderte Miller. Er bekam von seinem Kollegen ein müdes Lächeln, dann begutachtete er die Leiche. Um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, kramte er aus seiner Manteltasche Handschuhe heraus und wollte sie anziehen, doch seine Hän-de waren nass und er bekam sie nicht übergezogen. "Verdammt!", fluchte er. Nach einigen weiteren Flüchen hatte er die Handschuhe endlich übergezo-gen und betrachtete den Jungen. So weit er das beurteilen konnte, war er gepflegt, kam also aus gutem Hause, sein Gesicht war hübsch, doch jetzt war es entstellt, er schien ungewöhnlich stark und brutal geschlagen worden zu sein, der Nasenrücken war zertrümmert und der Unterkiefer war aus dem Gelenk gesprungen. Der Körper wies ähnliche Spuren auf, an seinen Hand-gelenken fand Patrick Überreste eines Hemdes und die Hose hing in Fetzen an seinen Beinen. Der Junge trug noch Schuhe, war also noch nicht allzu lange auf der Wiese. Detektive Miller atmete tief ein, stand wieder auf und winkte den Fahrern vom Leichenwagen. Diese kamen und legten den Jun-gen auf die Bahre. Durch Zufall entdeckte Patrick etwas am Innenschenkel. "Warten Sie bitte", bat er und betrachtete das Bein. Unter der zerrissenen Hose konnte man eine Tätowierung sehen, es sah aus wie ein Tribal. Sie waren momentan sehr angesagt unter den Jugendlichen und dieses war noch frisch, also nicht älter als drei oder vier Tage. "Sagen Sie dem Gerichtsmediziner, dass ich das Tattoo gerne fotografiert haben möchte und den Autopsiebericht spätestens morgen Mittag auf mei-nem Schreibtisch sehen möchte", wies er die beiden Männer an, die den Jungen ins Auto hievten. Dann stapfte er missmutig zurück zu seinem Auto und fuhr ins Revier. Erst dort bemerkte er, dass er in Hundekot getreten war und den ganzen Dreck im Wagen und auf dem Flur verteilt hatte. "Scheiß verdammter Tag!", fluchte er. Kapitel 6: 6 ------------ VI Die Decke war schwarz und in Dunkelheit getaucht wie der Rest des Zim-mers auch. Laurent konnte momentan kein Licht ertragen, genauso wenig wie die Gegenwart eines Menschen. Aus den Tiefen der Villa kam ein gel-lender Schrei und Laurent zog genervt das Kissen über den Kopf, um die Schreie nicht mit anhören zu müssen. Er würde wieder einmal eine schlaflo-se Nacht verbringen, da sein Herr in seinem Keller perverse Spielchen trieb. Er wusste nicht, was dort vor sich ging, doch er hatte Angst, irgendwann der nächste zu sein. Es war nun ein beschissen langes Jahr her, seit er diesen verfluchten Anruf bekommen hatte. Er hätte ihn nie annehmen dürfen, wobei er nicht verstand, wie es soweit kommen konnte. "Dabei hat es doch so gut angefangen", seufzte Laurent und ließ die Gedanken schweifen, ein Jahr zurück. Die Nacht hatte die Stadt bereits mit völliger Dunkelheit umgeben als das Taxi vor der großen Villa hielt. Laurent stieg aus und bezahlte den Fahrer, dann betrachtete er das Grundstück. Das Gebäude war das Zentrum des Anwesens und wurde von großen Bäumen umrahmt, die jedoch noch weit genug vom Haus entfernt waren, um die Fassade nicht zu zerstören. Ein großer Zaun grenzte das Grundstück ein. Er trat vor das Tor, dass sie wie von Geisterhand öffnete. Zaghaft betrat Laurent den Boden. Leise pfiff er durch die Zähne. "Mann, das ist ja 'ne Bude!" Der Weg war mit Marmor ausgelegt und führte geradewegs zur Haustür. Neben dem großen Haus stand ein kleineres Gebäude, das als Garage ge-nutzt wurde. Der junge Mann konnte nicht widerstehen und spähte durch das Fenster der Tür in den Innenraum. Dort standen mehrere Autos, deren Marke Laurent teilweise nicht kannte, wusste er doch, dass sie sehr teuer waren. Er sah sich um. Irgendwas war komisch hier, er fühlte sich beobachtet. Schnell ging er zur Haustür, sie war nur angelehnt, als wenn er bereits er-wartet worden wäre. Vorsichtig betrat er die Vorhalle, sie war groß und alles bildete irgendwie eine unheimliche Harmonie. Mittelpunkt der Halle war eine Breite Treppe, die von zwei Statuen umrahmt wurde und zu einer Galerie hinaufführte. Von je einer Seite der Treppe zweigte je ein Gang ab, die im Inneren des Hauses endeten. Der Boden war aus poliertem Stein, ebenfalls Marmor, wie Laurent vermutete. Die Halle war in gedämpftes Licht getaucht, das die Kerzenleuchter an den Wänden verströmten. Lau-rents Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. "Hallo?", rief er zaghaft. Er fühlte sich immer noch als wenn er nicht allein wäre. Allmählich begann sein Körper zu kribbeln, er spürte den Thrill des Unbekannten, des Verbo-tenen. Es war wie Glücksspiel, erst kam die Unsicherheit, dann das Krib-beln und schließlich die Befriedigung und die Ruhe, wenn man die Würfel in der Hand hat oder den Arm des Glücksautomaten herunter drück. Genau-so war es jetzt auch. Laurents Körper stand in Alarmbereitschaft, er war sensibel und äußerst erregt, was würde ihn erwarten? Würde er dieses Mal Glück haben oder würde er in sein Unglück laufen, wie fast jedes Mal? Dieser Job brachte Geld, viel Geld und was auch kommen mochte, wenn er das lebend überstehen sollte, wäre er reich! Aus einem der angrenzenden Räume drang Licht, der junge Mann öffnete vorsichtig die Tür und betrat ein gemütliches Zimmer mit einer großen Sitzecke, einem teuren Fernseher, jede Menge Bücherregale und von dem Kamin drang sanfte Wärme bis unter seine Kleidung. Vor dem Kamin stan-den zwei Sessel, in einem Sessel saß jemand, doch Laurent konnte nur seine Hand sehen. "Entschuldigen Sie, dass ich einfach so reinplatze. Ich bin wegen dem Job hier, bin ich richtig?", fragte Laurent. "Ja, ich habe dich erwartet." "Mich?" "Aber natürlich, komm her und setz dich", die Hand winkte ihn zu sich. Laurent war die Sache unheimlich. "Aber, aber, was ist unheimlich, mein Junge? Du brauchst dich nicht zu fürchten." Laurent blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf den Mann hinab, der in dem Sessel saß. Wie konnte das sein? Woher wusste er was Laurent dachte? Hatte er es letztendlich sogar laut ausgesprochen? Er musterte ihn. Wie groß der Mann war, konnte er nicht sagen, da er saß, aber er war kräftig, sein Oberkörper wurde von einem champagnerfarbenen Rollkragenpullover bedeckt, seine Haltung erinnerte an die einer Raubkatze, ruhend, doch jederzeit bereit zum Angriff. Sein Gesicht war ein Wechsel-spiel aus Licht und Schatten. Laurent konnte die Konturen nicht greifen, sie schienen sich seinem Blick zu entziehen. Nur seine grünen Augen waren das einzig greifbare in dem Gesicht. ,Dieser Mann ist unheimlich, absolut!', dachte Laurent. Eine Regung im Gesicht des Fremden sollte wohl ein Lächeln darstellen. "Mein Name ist Darius. Ich möchte, dass du dich eine Weile um mein Haus kümmerst, ich habe tagsüber viel zu tun und mein Anwesen ist unge-schützt..." "Wäre es dann nicht besser, die Polizei darum zu bitten?", warf Laurent ein. "Die Polizei ist unfähig! Aber das ist jetzt ja nicht mehr von Belang. Komm, ich zeige dir dein Zimmer. Du bist sicher müde und möchtest dich ausruhen." Darius stand auf und ging voran, er führte Laurent durch die Vorhalle hin-auf auf die Galerie und dann durch lange dunkle Korridore, die nur spärlich beleuchtet waren. ,Hier werde ich mich ständig verlaufen, soviel ist sicher', dachte Laurent. "Du wirst dich hier bald zurecht finden. Bei Tag ist es gar nicht so verwir-rend", erzählte Darius. Laurent blieb die Spucke weg. ,Wie macht er das?' Nach einiger Zeit, die Laurent wie eine Ewigkeit vorkam, standen sie vor einer schweren Eichentür. Darius öffnete und trat in einen Raum, der nur karg eingerichtet war. Der Tür gegenüber stand ein großes Himmelbett, links von der Tür befand sich ein Kamin, in dem schon ein gemütliches Feuer knisterte. Links neben dem Bett stand ein Kleiderschrank und durch ein großes Fenster drang sanft das Mondlicht, die schweren Vorhänge wa-ren aufgezogen. Laurents Blick blieb an dem großen Bette hängen und die Strapazen der letzten Wochen, gepaart mit der Schlaflosigkeit macht sich nun bemerkbar und er sehnte sich nach den weichen Kissen. Darius war beiseite getreten und gab dem jungen Mann den Weg zum Bett frei. Laurent war seine Tasche neben das Bett auf den Boden und ließ sich seufzend auf die weiche Matratze sinken. Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie himmlisch er die Nacht über schlafen würde, kein Vergleich zu der ekligen Matratze, auf der er bisher übernachten musste. Plötzlich spürte er wie das Bett an einer Seite niedergedrückt wurde und öffnete erschrocken die Augen. Darius saß neben ihm und sah in schwei-gend an, Lauren wollte sich aufsetzen, doch Darius strich ihm über das Gesicht, sodass er inne hielt. "Du bist wunderschön", flüsterte Darius. Laurent starrte ihn verdutzt an, ihm war die Situation extrem peinlich. Er grinste verlegen. "Nun, das haben mir schon viele Frauen gesagt, aber noch kein Mann", scherzte er. "Dann wir dies wohl auch den erstes Mal!" Noch bevor Laurent wusste, was Darius damit meinte, wurde er von ihm zurück aufs Bett gedrückt. Er hätte nicht gedacht, wie viel Kraft in dem schmalen Mann steckte. Er wand sich in Darius' Griff, doch er konnte sich nicht befreien. "Halt still, es ist besser für dich", beschwor Darius und drückte ihm die Hände nach oben. Laurent hörte nur das Klicken von Metall und schaute auf, seine Hände waren mit Handschellen gefesselt. Ihn erfasste Panik und er fing an wild an seinen Fesseln zu zerren. Darius legte sich plötzlich auf ihn, sodass Laurent unfähig war, sich zu bewegen. "Wenn du weiter so zerrst, dann wirst du deine zarte Haut verletzen und das wollen wir doch nicht. der einzige, der dich verletzen darf, bin ich!", hauch-te er Laurent ins Ohr, dann schlug er ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Laurent quietschte erschrocken auf. Darius schlug noch einmal zu, diesmal ließ der Schmerz ihn fast ohnmächtig werden. "Na, dann wollen wir doch mal sehen, wie gut die gelieferte Ware ist!" Laurent bemerkte kaum, dass Darius ihn langsam auszog. Er zerriss seinen Pullover als wäre er aus Spinnweben, der Stoff zerschnitt die Haut an Lau-rents Rücken. Gierig begutachtete Darius den Körper de jungen Mannes. "Gut, ich bin zufrieden, du bist gut gebaut, die Farbe deiner Haut gefällt mir, so zart. Wollen wir mal sehen wie du unten herum bestückt bist!", sagte Darius und öffnete Laurents Hose. Dieser wehrte sich vehement. "Du perverses Schwein! Nimm deine dreckigen Finger von mir!", be-schimpfte er Darius. Ohne Vorwarnung schlug Darius ihm mit der Faust ins Gesicht und packte ihn groß am Kinn, Schmerzenstränen rannen Laurent die Wange hinab, sie wurden von Darius aufgeleckt. "Auch die Tränen eines Engels sind salzig. Du hältst besser still, Junge, es ist besser für dich!", er zog ihm die Hose aus. "Wenn du weiterhin schön still hältst, dann brauche ich dir nicht weh zu tun." Laurent drehte den Kopf zur Seite, als Darius mit der Hand seinen Körper abtastete, biss sich auf die Lippen. Darius erhob sich plötzlich und drehte ihn auf den Bauch, spreizte Laurents Beine. "Dann werde ich jetzt überprüfen, ob du wirklich Neuware bist, wie der Händler versprochen hat!", lächelte er und rammte ihm, ohne etwas zu sagen, zwei Finger in den Hintern. Laurent schrie vor Schmerzen panisch auf, sein Körper bebte, er verspannte sich und bekam nur am Rande mit, dass Darius lachte. Etwas Warmes lief seine Beine hinab. Der blonde Mann zog die Finger wieder hinaus und drehte Laurent um, aus tränenverschleierten Augen sah er, dass Darius' Finger voller Blut waren und dieser nun genüsslich die rote Flüssigkeit ableckte. Lauren wurde spei-übel. Darius beugte sich vor. "Du bist so köstlich wie ein guter Wein. Ich würde gern mehr von dir kosten!", mit einem Ruck drehte er Laurents Kopf zur Seite. Lauren spürte einen heftigen Schmerz und war mit einem Mal in einem Strudel aus Bildern gefangen. Er war umgeben von Tod, Blut und Mord, doch zwischen dem ganzen Gemetzel sah er einen kleinen Jungen, von der ganzen Szenerie unberührt, strahlend hell wie ein Engel. Plötzlich war der Schmerz vorbei und aus den Augenwinkel sah er, dass Darius zurück wich, ihn überrascht, fast schon schockiert anstarrte. "Das... das kann nicht sein!... Ich täusche mit... du kannst es nicht sein!", stammelte er und mit einer blitzschnellen Bewegung öffnete er Laurents Handschellen. Irgendwo in seinem Unterbewusstsein bemerkte Laurent wie die Tür zuge-schlagen wurde. Erschrocken schrak er aus seinen Gedanken auf, das Ganze war tief in sei-nem Kopf verborgen gewesen. Ein wenig orientierungslos schaute er sich um, er war noch in seinem Zimmer, doch die Tür, die er gehörte hatte, war wirklich zugeschlagen worden. Darius war wütend, das geschah öfter in letzter Zeit. Erschöpft fiel Laurent in sein Bett und schlief ein. Kapitel 7: 7 ------------ VII Der Mond schien hell als Darius den Körper des Mannes in der Seitenstraße ablegte. Entgegen seiner sonst üblichen Handlungsweise hatte er einen älteren Mann getötet. Er blickte ein letztes Mal auf die Leiche, drehte sich um und erstarrte. Vor ihm stand ein kleiner Junge, seine weißblonden Haare fielen ihm in die Stirn. "Nein!", war das Einzige, was Darius hervorbrachte. Der Junge starrte den Vampir an und sein Blick fiel auf den Toten. "Ist mit dem Mann alles in Ordnung, Mister? Soll ich einen Arzt rufen?", fragte er unschuldig. Darius schaute von der Leiche zu dem Jungen und lächelte beruhigend. "Nein, mein Kleiner. Dem Mann ist nur schlecht geworden, komm, lassen wir ihn ein wenig ausruhen..." "Aber, er ist verletzt, wir müssen ihm helfen!", rief der Kleine und wollte an Darius vorbei laufen, doch dieser packte ihn am Arm. "Nein!... Pass auf, Junge, lass uns ein Eis essen gehen", säuselte er. Der Junge verzog schmerzhaft das Gesicht. "Au, Mister, Sie tun mir weh! Lassen Sie mich los!", bettelte er und wollte sich losreißen, doch Darius' Griff war unerbittlich. Langsam verlor er die Geduld, denn das Kind wollte einfach keine Ruhe geben und zappelte unaufhörlich. Warum erkannte ihn sein Engel nicht? warum wehrte er sich? Er wollte ihm doch nichts tun. "Mein Kleiner, mein Süßer, es ist alles in Ordnung. Komm, lass uns nach Hause gehen", Darius streichelte dem Jungen die Wange und nahm ihn auf den Arm, doch er fing an, panisch zu zappeln, schlug um sich und entkam so schließlich dem festen Griff des Vampirs. "Hilfe! Der Mann tut mir weh!", schrie er. Darius wurde wütend und presste ihm die Hand auf den Mund, doch der Kleine wehrte sich umso heftiger, je mehr Darius versuchte, ihn zu beruhi-gen. Verzweifelt trat das Kind nach seinem Bein. Darius schlug dem Jungen ins Gesicht, so heftig, dass er an die Hausmauer prallte und benommen liegen blieb. "Du kleine Missgeburt! Wie kannst du es wagen, mich zu treten!", zischte er. Er beugte sich zu dem Kind hinunter und bog den Kopf zur Seite, ließ seine Fangzähne aufblitzen und wollte sie in der weichen Haut des Jungen ver-senken. "Darius! Nein! Was tust du da?", rief jemand. Darius sah auf und erkannte Laurent am Eingang der Seitenstraße stehen. Wie konnte dieser Mensch es wagen? Der Vampir knurrte und mit einem leichten Ruck seiner rechten Hand brach er dem Jungen das Genick, dann stand er auf. "Was hast du getan?", flüsterte Laurent, sich bewusst, dass Darius ihn hörte. "Das hast du zu verantworten! Wärst du nicht dazwischen gekommen, dann würde der Junge noch leben", entgegnete Darius und mit einer blitzschnel-len Bewegung war er hinter Laurent und überwältigte ihn, noch ehe dieser reagieren konnte. "nun, da ich meinen allabendlichen Trunk nicht genießen konnte, wirst du meinen Durst stillen", sagte Darius und nahm Laurent einen Teil seines Blutes. Laurent zog ein kleines Messer und rammte es Darius in den Oberschenkel, überrascht keuchte dieser auf und taumelte zurück. "Du hast genug Menschenleben auf dem Gewissen, Blutsauger!", zischte Laurent und wollte durch eine schnelle Drehung aus Darius' Reichweite gelangen, doch der Vampir hatte sich von seiner Überraschung schneller erholt als Laurent gedacht hatte und erwischte diesen am Arm. "Das war ein großer Fehler!", raunte Darius warnend. Mit einer Bewegung, die Laurent nicht einmal wahrgenommen hatte, hatte Darius Laurent das Messer aus der Hand geschlagen, fing es mit der ande-ren Hand auf und rammte es Laurent in den Magen. Dieser stieß heftig den Atem aus und krümmte sich. Laurent wartete auf den letzten Schlag von Darius, der jedoch war wie vom Erdboden verschwunden. Müde lehnte er gegen die Mauer, das Messer hatte er unter Schmerzen bereits heraus gezo-gen und versuchte die Blutung mit seinem Hemd zu stoppen. Mühsam rap-pelte er sich auf und schleppte sich bis zum nächsten Krankenhaus. Er hatte gelernt, Darius nicht zu unterschätzen, denn es würde in jedem Fall sein Leben kosten. Sobald würde Laurent jedenfalls nicht mehr zur Villa zurückkehren. Von dieser Auseinandersetzung behielt er eine große Narbe auf dem Bauch zurück. Zwei Wochen später verließ er das Krankenhaus wieder und kehrte doch zu Darius zurück, entgegen seiner Vorsätze. Wo hätte er auch anderes hinge-hen können? Darius schwieg zu diesem Vorfall und behandelte Laurent wie vorher, doch er beobachtete Laurent, dessen war er sich sicher. Kapitel 8: 8 ------------ VIII "Die Tätowierung wurde in einem Laden in der Bronx gemacht. Es war nicht leicht, ihn aufzuspüren, denn es ist der Einzige, der so etwas sticht", erklärte der Mann, den Bericht auf Patricks Schreibtisch legend. "Der Tä-towierer möchte anonym bleiben, wir mussten mit einer polizeilichen Un-tersuchung drohen, bis wir den Namen des Jungen heraus gefunden haben." "Und? Besteht ein Zusammenhang mit den anderen Fällen?" "Nein, Sir. Der Tod dieses Jungen fällt absolut aus der Reihe. Er ist zu alte, seine Eltern sind bekannte Persönlichkeiten und der Tod trat erst nach eini-ger Zeit ein. "Was meinen Sie damit?" "Nun, die übrigen Opfer wurden höchstens eine Woche gefoltert und star-ben einen relativ schnellen Tod, Genickbruch zum Beispiel, doch die Ver-letzungen des Jungen sind mehrere Wochen alt und er ist qualvoll an seinen inneren Blutungen gestorben. "Warum?" "Warum was, Sir?" "Warum tut jemand so etwas? Was muss das für ein Monstrum sein, der dies mit Kindern anstellt?" "Ich weiß es nicht, Sir." "Danke, Sie können gehen... Ach, noch etwas! Sind neue Opfer gefunden worden?" "Nein, unsere Leute suchen die schon bekannten Fundorte ab, aber bis jetzt gab es, Gott sei Dank, keine neuen Opfer." "Danke." Kapitel 9: 9 ------------ IX Ann kam gerade mit einer Tasse dampfenden Kaffees aus der Küche, als das Telefon klingelte. Seufzend stellte sie den Kaffee auf den Tisch und nahm ab. Es knackte kurz in der Leitung, dann meldete sich die Stimme ihrer Mutter. "Kind? Schön, dass ich dich auch einmal zu hören bekomme! Du meldest dich ja gar nicht mehr!" "Ma, es tut mir leid, ich habe viel zu tun, die Arbeit, verstehst du?" "Diese Ausrede kommt immer, du hast aber ein Wochenende und Urlaub wirst du ja wohl auch mal nehmen können!" Ann trat ans Fenster und spähte hinaus, die Straßenbeleuchtung war noch nicht eingeschaltet worden, doch der Himmel zeigte schon die ersten Sterne. "Ann, hörst du mir überhaupt zu?", schaltete sich ihre Mutter wieder in ihre Gedanken. "Ja, natürlich, Ma. Ich höre dir zu, was denkst du von mir? Ich..." "Papperlapapp, Kindchen. Ich merke, wenn deine Gedanken nicht da sind. Bedrückt dich irgendwas?" "Nein, Mutter, mir geht es gut..." "Bestens! Ach, da fällt mir ein, du hast ja bald Geburtstag, nicht? möchtest du nicht mit deinem Freund zu uns kommen?" Die junge Frau seufzte genervt. Ging das schon wieder los? "Ich habe keinen Freund, Mutter. Das weißt du..." "Mein armes Kind... Weißt du, der Sohn unserer Nachbarn, du kennst ich. Er ist wieder nach Hause gekommen. Er ist mit seinem Jurastudium fertig geworden und möchte sich selbstständig machen." "Mutter! Was soll das? ... Meinst du etwa Richard?" "Ja, er ist doch ein ganz netter Mann, findest du nicht?" "Nein! Er ist schwul! Außerdem ist er absolut nicht mein Fall, er ist arro-gant, einfallslos, denkt nur an sich und behandelt Frauen wie den letzten Dreck! Er ist immer noch der Meinung, Frauen gehören hinter den Herd!" "Ann! Das ist unerhört! Das sind böse Anschuldigungen, die du überhaupt nicht beweisen kannst!" Ann hatte sich wieder auf die Couch gesetzt und registrierte ärgerlich, dass der Kaffee mittlerweile kalt geworden war. Das Geplapper ihrer Mutter hörte sie kaum noch, sondern sie dachte an die Feier zurück, wo sie Laurent zum ersten Mal getroffen hatte. Sie rief sich sein Bild ins Gedächtnis und seufzte. Wie gern hätte sie ihn noch einmal gesehen, vielleicht wären sie ja Freunde geworden... vielleicht ja sogar mehr... "Ann!... Hörst du zu?", die Stimme ihrer Mutter drang erbarmungslos in ihr Unterbewusstsein. Die junge Frau seufzte noch einmal, bevor sie ihr antwortete. "Ma, ich muss Schluss machen, ich habe noch zu tun." "Das... das kannst du nicht mit mir machen!", empörte sich ihre Mutter. "Sorry, Ma. Ich ruf zurück. Bis dann." "Ann!..." Sie legte auf und lehnte sich zurück. Warum ging ihr dieser Mann einfach nicht aus dem Kopf. Sie traf doch jeden Tag Hunderte von Männern. Wieso ließ sie also dieser eine nicht los? Sie hörte mit einem Mal lautes Poltern im Flur und schaute auf. Das warn sicher die Nachbarskinder. So spät? Sie ging zur Tür und lauscht. Da waren Stimmen. Vorsichtig öffnete sie die Tür und trat in den dunklen Flur. Kapitel 10: 10 -------------- X In dem kleinen Hausflur brannte schon lange kein Licht mehr. Man kam nur mühsam voran, da die Kinder aus der Nachbarwohnung ständig irgendwel-che Spielsachen liegen ließen. Patrick Miller fluchte leise als er mit seinem Fuß gegen eine Kiste stieß und rieb sich den schmerzenden Zeh. Plötzlich hielt er inne und lauscht. Irgendetwas stimmte nicht, der junge Mann wusste jedoch nicht, was das war. Angestrengt horchte er, konnte aber nur seinen eigenen Atem hören. Moment! Das war es! Er konnte seinen Atem hören! Es war still im Gebäude, zu still. Die Straßengeräusche und Stimmen aus der Wohnung schienen schlagartig verschwunden zu sein. Er horchte auf ein Geräusch, das ihm verraten konnte, was vor sich ging, doch er hörte nur das Geräusch des Atems, seinen und den eines Fremden. Patrick schaute auf. Er war ungefähr zwei bis drei Meter vor ihm. Da Patricks Augen sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten, war es keine große Schwierigkeit, die Gestalt am Treppenende auszumachen. Groß und völlig regungslos stand sie da und schien ihn zu beobachten! Langsam und unauffällig zog er seine Waffe aus dem Halfter. "Das würde ich lassen, Detective", ertönte die dunkle volle Stimme der Gestalt. "Ich denke nicht, dass Sie schnell genug wären, mich überhaupt zu treffen." Patrick stockte in der Bewegung. Wie konnte das sein? Er stand doch kom-plett im Dunkeln. "Das kann ich Ihnen verraten, Mr. Miller. Ich sehe Sie, also stecken Sie die Waffe weg." "Gut, und was wollen Sie von mir?" Patrick hörte, wie sich der Fremde bewegte und konnte ihm nun fast ins Gesicht sehen, wenn es nur nicht so dunkel gewesen wäre! Das Mondlicht beleuchtete nur sein Haar, doch das Gesicht blieb verborgen. "Geben Sie Ihren Fall auf und legen Sie ihn zu den Akten..." "Wie? Wie bitte? Woher wissen Sie von meinem Fall?" Er hörte den Fremden lachen, ein drohendes unheimliches Lachen. "Ganz einfach! Die Jungs sind es nicht wert, dass man sich mit ihnen befasst. Sie verschwenden nur Ihre Zeit mit wertlosem Müll!" Patrick blieb der Mund offen stehen. Was hatte er da gerade gehört? "Wert... wertloser Müll? Wie ...wie können Sie so von Menschen reden? Es waren noch Kinder!" Er sah wie die Gestalt mit den Schultern zuckte. "Es waren seelenlose Hül-len, sie hatten ihren Zweck erfüllt..." "Zweck? Welchen Zweck?", Patrick musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. "Das ist doch unwichtig! Sie sind schnell gestorben... bis auf den letzten. Er war wirklich hartnäckig! Hat mich viel Mühe gekostet, ihn endlich ruhig zu stellen..." "Sie... Sie haben diese Kinder getötet?" "Ja, natürlich. Haben Sie etwa gedacht, das sei das Werk irgendeines Ama-teurs? Wollen Sie mich beleidigen?" Detective Miller sah, dass sein Gegenüber die Hände in die Hüften stemmte und sich drohend aufrichtete. "Sie sind... krank! Sie sind krank! Das Werk eines Amateurs? Nein, das war kein Amateur! Das war ein Psychopath!!! Sie sind ein Psychopath! Das waren noch Kinder!", stammelte Patrick, fing sich jedoch gleich darauf wieder und zog seine Waffe. "Sie sind verhaftet, wegen mehrfachen Mordes von Minderjährigen!" "Haha! Sie wollen mich verhaften? Das ist ja lächerlich! Ich empfehle mich", meinte der Fremde und drehte sich um. In diesem Moment konnte Patrick das Profil des Mannes sehen und ehe er reagieren konnte, war er verschwunden. Der junge Mann rannte zum Hin-tereingang und riss die Tür auf. Nichts! Dann der Vordereingang, wieder nichts. Fluchend kehrte er in den Flur zurück und stieg die Treppe hinauf. Als er am Treppenabsatz ankam, sah er eine Gestalt, die sich an der Wand entlang tastete. Blitzschnell riss er seine Waffe hoch und zielte auf die Gestalt. "Keine Bewegung oder ich schieße!" Er hörte ein erschrockenes Japsen und fragte: "Wer sind Sie?" "Ich bin... Ann... Winston. Ich wohne... unterm Dach", kam die zögerliche Antwort. Frustriert stieß Patrick den Atem aus und steckte die Waffe zurück. "Miss Winston, sollten Sie nicht so spät schon zu Hause sein?" "Ich habe Stimmen gehört und Poltern. Sie haben mich aber erschreckt, Mr. Miller. Ist irgendetwas passiert?" "Nein, nein. Keine Sorge. Alles okay, ich bin nur etwas übermüdet und sehe schon an jeder Ecke Gespenster", er lachte humorlos. "Einer sollte endlich mal dem Hausmeister Bescheid geben, dass das Licht defekt ist!" Ann lachte trocken. "Gott sei Dank neigen Sie nicht dazu, erst zu schießen und dann zu fragen. Ich werde morgen mal anrufen und nachfragen, der Fahrstuhl funktioniert ja auch nicht richtig." Patrick nickte und verabschiedete sich. Er hatte die junge Frau schon früher bemerkt, immerhin lebte sie ja schon acht Jahre hier und er war ihr schon oft begegnet. Sie war sympathisch, ungefähr in seinem Alter, sehr hübsch, schien anständig zu sein, kurz um: die perfekte Schwiegertochter. Seine Mutter lag ihm nun schon seit Jahren in den Ohren, er möge doch endlich seine Freundin mit nach Hause bringen. Seufzend schloss er seine Wohnung auf und ließ sich müde gegen die Tür sinken. Der Fremde geisterte noch die ganze Nacht in seinem Kopf herum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)