Blutmond von Masayoshi220 ================================================================================ Kapitel 4: 4 ------------ IV Am nächsten Morgen wachte Ann mit Kopfschmerzen auf. Einen Moment lang war sie völlig orientierungslos, erst langsam kehrte die Erinnerung zurück. Sie hatte am Abend zuvor wohl ein wenig zuviel getrunken. Wie sie nach Hause gekommen war, wusste sie nicht mehr. "Gott sei Dank ist heute mein freier Tag", murmelte sie, stand auf und ging ins Bad. Dort schaute sie in den Spiegel und blickte auch schnell wieder weg. Sie sah ja furchtbar aus und genauso fühlte sie sich auch. Müde schlurfte sie in die Küche und setzte sich Kaffee auf, dann kuschelte sie sich in ihre Couch und ließ ihren Blick durch die Wohnung schweifen. Sie hatte sich damals sofort in die Wohnung verliebt. Ann seufzte, damals war sie noch junge gewesen, gerade einmal vierundzwanzig Jahre und hatte ihren ersten Job. Nun, acht Jahre später sah die Wohnung noch immer os aus wie am ersten Tag. Sie lag direkt unter dem Dach, die Räume waren nicht zu groß und nicht zu klein, dennoch sehr geräumig. Der Flur war nur kurz und führte direkt ins Wohnzimmer. Dieses wurde durch eine Reihe von Fenstern beleuchtet, durch die sanft das Sonnenlicht fiel. An diesen Raum schloss sich rechter Hand gleich die Küche an, die wiederum auch nicht sehr groß war, ebenfalls ein kleines Dachfenster, das Licht spendete. Vom Wohnzimmer zweigte linker Hand ein weiterer Flur ab, von dem man ein-mal ins Bad und ins Schlafzimmer kam und der im relativ großen Arbeits-zimmer endete, das Ann zu ihrer kleinen Privatbibliothek umgestaltet hatte. Von ihrem Arbeitszimmer aus gelangte man durch die großen Flügeltüren auf den Balkon, von dem man eine herrliche Aussicht auf die Stadt hatte. Sie liebte ihre Wohnung und würde um nichts in der Welt ausziehen wollen. Lächelnd nippte sie an ihrem Kaffee und ihr Kopf klärte sich allmählich wieder. Während sie ihre Tasse in der Hand hielt und die schwarze Flüssig-keit betrachtete, schweiften ihre Gedanken zum vergangenen Abend ab und der junge Mann kam ihr wieder in den Sinn. ,Wie hieß er noch gleich? Laurent? Klingt irgendwie französisch.' Plötzlich wurde sie rot und fühlte sich ertappt. Sie musste an ihn denken und ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, als wenn sie einen langen Dauerlauf hinter sich hätte, es war Liebe auf den ersten Blick. So etwas war ihr noch nie passiert, sie fühlte sich wie ein verliebtes Schulmädchen. ,Ganz ruhig, du benimmst dich ja wie ein Teenager! Über so etwas bist du doch schon lange hinweg!', rief sie sich selbst zur Vernunft. Doch sie konnte nicht anders, sie ließ seine Gestalt und die Situation noch einmal vor ihrem geistigen Auge auftauchen. Und nun bemerkte sie Einzel-heiten, die ihr am Abend nicht aufgefallen waren. Mitten in ihrer einseitigen Unterhaltung war sein Kopf in die Höhe geschossen und er hatte zur Tür geschaut. Sie hatte es erst mitbekommen, als er ihr schon länger nicht ge-antwortet hatte und war seinem Blick gefolgt. In der Tür zum Balkon stand Darius und betrachtete sie. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Darius und Laurent den gleichen Smoking trugen, nur das Laurents Hemd aufgeknöpft war. Sie hatte ihn wieder angesehen und konnte ein Profil bewundern, er hatte eine gerade Nase und seine Lippen wirkten noch voller. Seine Halspartie war wohlproportioniert und wenn er schon im angezogenen Zustand solch eine Wirkung auf sie hatte, wollte sie nicht wissen wie sie reagieren würde, wenn er nackt gewesen wäre. ,Meine Güte! Du bist eine klar denkende Frau! Was macht dieser Mann nur mit dir?' ihr war auch aufgefallen, dass sich Laurents Gesichtszüge verhärtet hatten und der Ausdruck um seinen Mund von freundlich warm zu abweisend kühl gewechselt war. Hin und wieder hatte er scheu zur Seite geblickt, ehe er sich vom Geländer abstemmte und ihr einen entschuldigenden Blick zuwar. "Komm, Laurent", Darius' Stimme ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. ,Ob da etwas lief? Ach, das ist unmöglich, jedoch stimmt irgendetwas mit den Beiden ganz und gar nicht', dachte sie abschließend, ehe sie ihren Kaffe auf den Couchtisch stellte und wieder einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)