Blutmond von Masayoshi220 ================================================================================ Kapitel 3: 3 ------------ III "Hier bitte, Mister, Ihre Quittung. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen!" Die junge Frau lächelte dem Mann vor dem Schalter freundlich zu und schloss das Fenster, nachdem er gegangen war. Dies war der letzte Kunde, nun hatte sie Feierabend und konnte sich für den Abend zurecht machen. Ann Winston arbeitete in einer kleinen Bank in Manhattan und sie liebte ihren Beruf. Das Gebäude war im alten Kolonialstil erbaut worden, mit Stuckleisten über den Fenstern und Reliefs über den Türen. Der Raum mit den Schaltern war nicht sehr groß, doch wirkte er durch die vielen Zierleis-ten an der Decke um einiges voluminöser, der Boden war aus Marmor und verschiedenfarbiger Stein war in einem sternförmigen Muster angeordnet. Die Schalter, Bänke und Tische waren aus hochglanzpoliertem Mahagoni. Die Kunden mochten sie sehr gern, weshalb vor ihrem Schalter auch immer eine lange Schlange wartete. An diesem Tag war sie überglücklich, ihr Chef hatte nach 3 Jahren harter Arbeit, ihre Bemühungen endlich zu schätzen gewusst. Stolz blickte sie hinter sich, an der großen Wand hing ein goldener Bilderrahmen mit ihrem Bild darin, sie war zur Mitarbeiterin des Monats ernannt worden und die Feier am Abend war auch für sie organisiert worden. Der andere Grund war der großzügige Sponsor der kleinen Bank. Sie circa einem Jahr spendete er größere Summen, um dem Chef finanziell unter die Arme zu greifen, denn bis er aufgetaucht war, ging es der Bank nicht wirklich gut. Ihm war es auch zu verdanken, dass das Gebäude eine neue Fassade bekommen hatte, des-halb war er neben ihr am Abend der Ehrengast, um seine Leistungen und Spenden zu würdigen. Es würde auch das erste Mal sein, dass sie den Gön-ner ihrer Bank kennen lernen würde. Ann stellte ihn sich als kleinen dickbäuchigen Glatzkopf mit "Playboy-Bunny-Fetisch" vor, sie wusste, dass sie ihm unrecht tat, aber sie konnte diesen Mann nicht leiden, obwohl sie ihn nicht kannte. Ihre Instinkte sagten ihr, dass er nicht so war wie er vorgab und einige ,Leichen' im Keller hatte. Nachdem sie ihre Sachen verstaut und den Arbeitsplatz aufgeräumt hatte, verabschiedete sie sich von ihren Kollegen und fuhr nach Hause. Dort an-gekommen, öffnete sie ihren Postkasten und nahm die Zeitung, Werbung und einige Briefe heraus. Nichts wichtiges dabei, also landete die Hälfte sofort in dem Papierkorb, der neben den Postkästen stand. Müde erreichte sie die Wohnungstür, kramte ein wenig genervt den Schlüs-sel heraus und schloss die Tür auf. Sie hatte noch gut zwei Stunden, dann müsste sie bei der Party sein. Die junge Frau freute sich sehr auf die Feier, der einzige bittere Beigeschmack war, dass sie nicht nur ihr gewidmet war wie sie es gerne hätte. Immerhin hatte sie drei Jahre lang gute Arbeit geleis-tet und dann kommt da so ein Knilch, der mit ein bisschen Geld herumwe-delt und ist plötzlich mehr wert als sie. Ann schüttelte den Kopf und ließ die Tasche auf die Couch fallen, sie brauchte jetzt definitiv ein Bad, dann hätte sie immer noch eine gute Stunde, um sich fertig zu machen. Der Saal im oberen Stockwerk der kleinen Bank war schon voll mit den bereits eingetroffenen Gästen, als Ann dort ankam. Sie wurde von ihren Kollegen freundlich begrüßt und man gratulierte ihr zur Ernennung. Sie strahlte und ihre Laune konnte nicht besser werden. als sie einen kurzen Moment allein war, betrachtete sie sich in einem der großen Fenster. Sie hatte sich letztendlich für ein schwarzes langes Kleid mit Spaghetti-Trägern entschieden, was ihre Figur betonte und der durchsichtige schwarze Seiden-schal hob ihren schlanken Hals hervor. Sie hatte gänzlich auf Schmuck verzichtet und auch nur dezentes Make-up aufgetragen. Ihr schmales Ge-sicht wurde von den langen schwarzen Haaren umrahmt, die sie der Ein-fachheit halber nur mit einer Spange zurückgebunden hatte. Die dünnen Augenbrauen waren zurecht gezupft und die etwas länglichen Augen mit schwarzem Eyeliner umrahmt. Für den Mund hatte sie unauffälliges Rosa gewählt. Das Bild, dass die junge Frau sah, gefiel ihr sehr und mit einem Lächeln wandte sie sich ab und ging zum Büffet. "Miss Winston, da sind Sie ja! Ich habe Sie schon gesucht! Was wäre eine Ehrenfeier ohne den Ehrengast", ertönte eine Stimme hinter ihr. Ann drehte sich um und blickt in die freundlichen Gesichtszüge ihres Chefs. Sie lächelte ihn an und dankte ihm für die Aufmerksamkeit. "Ach, das ist doch selbstverständlich! Sie haben immer gute Leistungen erbracht, es war längst überfällig, dies zu würdigen! Übrigens, darf ich Ihnen unseren großzügigen Sponsor vorstellen? Miss Winston, das ist Mr. Darius Aeghos." Ann sah in zwei giftgrüne Augen, die von langen schwarzen Wimpern um-rahmt wurden. "Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Miss Winston", die dunkle Stimme hatte einen schneidenden Unterton, der unnatürlich wirkte. Die junge Frau konnte nur nicken und griff mechanisch nach der ihr darge-botenen Hand. Sie war warm, doch die Wärme war irritierend, wirke un-echt. Ann erwachte aus ihrer Starre und musterte ihr Gegenüber. Der Mann war groß und schlank, kräftige breite Schultern spannten sich unter dem schwarzen Smoking. Doch die Figur des Mannes war nicht das Seltsame an ihm, sondern sein äußeres Erscheinungsbild. Die Attraktivität dieses Man-nes war überwältigend, dabei hatte er nur Durchschnittsgesicht. An irgend-etwas erinnerte sie ihn. Es war schmal, er hatte eine gerade Nase und kleine Augen, die Haut jedoch war makellos, keine Falte war zu sehen und sie schimmerte im Licht der Neonröhren. Seine ungewöhnlich langen blonden Haare legten sich sanft auf seine Schultern und es schien so, als bemühten sie sich, ihm nicht in die Augen zu fallen und trotzdem das Gesicht zu um-schmeicheln. Er lächelte plötzlich und dieses Lächeln ließ Anns Herz anfangen zu po-chen, sie konnte sich nur nicht erklären, warum. Sie wusste plötzlich, woran er sie erinnerte. Sie hatte einmal römische Statuen gesehen, sie waren ge-nauso makellos und schön, gleichzeitig lebendig und doch tot. "Verzeihen Sie meine indiskrete Frage: Woher kommen Sie?", fragte Ann höflich. "Aber ich bitte Sie, das ist doch nicht indiskret. Ich bin Ire", säuselte Dari-us. "Oh! Ich hätte auf Schweden getippt. Haben die Iren nicht eher rötliches Haar? Ihr Haar ist ja fast weiß." Darius lachte, es war angenehm, doch gleichzeitig setzte es sich im Bauch als unangenehmer Druck fest. "Ja, normalerweise, aber meine Familie hatte alle weißblondes Haar.", er strich sich mit einer lässigen Bewegung das Haar hinter sein Ohr. Ann lächelte unsicher, irgendetwas stimmte mit diesem Mann nicht. Ihr Instinkt hatte sie nicht betrogen, er nicht sehr sympathisch. Noch dazu kam, dass sie kein Thema fand, worüber sie mit ihm reden konnte, es war unge-wöhnlich, denn ihr fiel es leicht mit anderen ins Gespräch zu kommen. Ihr Chef hatte sie allein gelassen und sie fühlte sich zunehmend unbehaglich. Die junge Frau lächelte Darius entschuldigend an. "Verzeihen Sie, ich brauche ein wenig frische Luft", sie wandte sich ab und spürte seine bohrenden Blicke in ihrem Rücken. Sie trat auf den Balkon und atmete tief durch. Es war angenehm kühl und nur der Lichtschein aus dem Saal erhellte den Balkon. Sie stellte sich ans Geländer und blickte auf die Stadt. "Finden Sie nicht auch, dass die Luft dort drinnen viel zu warm ist? Hier draußen ist es doch schöner!", ertönte eine Stimme hinter ihr. Ann erschrak aufs Heftigste und hatte das Gefühl, um Jahre gealtert zu sein. Sie drehte sich zur Seite und sah einen jungen Mann am Geländer lehnend, in einer Hand ein Whiskeyglas haltend. "Sie haben mir aber einen Schrecken eingejagt", tadelte sie ihn freundlich. Seine Gestalt war ins Halbdunkel getaucht, als er sich jedoch nun zur ihr wandte, wurde sein Gesicht vom Licht erleuchtet. Wieder einmal bekam Ann kein Wort heraus, doch es war ihr nicht unangenehm. Ihr Gegenüber war einen halben Kopf größer als sie, seine Haut schien dunkler zu sein. Er lächelte sie an. Er war schön, seine glatte Haut erweckte in ihr das Bedürfnis, sie zu berüh-ren, sein Mund war voll und lud zum pausenlosen Küssen ein, aus den braunen Augen sprühte der Schalk und die dichten Wimpern verliehen ihm den Blick eines Engels, unschuldig, doch erahnte man die Leidenschaft, die diesem Mann innewohnte. "Das tut mir leid, es war nicht meine Absicht", seine angenehme Stimme ließ ihr warme prickelnde Schauer über den Rücken rieseln. Die junge Frau ging zu ihm hinüber und stellte sich neben ihn. "Nun, ich kann das nicht ganz glauben", neckte sie ihn vorsichtig und wude mit einem verschmitzten Lächeln belohnt. "Und was soll ich tun, damit Sie mir nicht mehr böse sind?", fragte er neu-gierig. "Mmhh, erzählen Sie mir von sich. Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Sind Sie neu?" "Begleitung." "Tatsächlich? Und wo kommen Sie her?" "Aus der Stadt." Ann kniff die Lippen zusammen und beugte sich ein wenig vor. Sie war leicht verärgert, bisher war jeder Mann auf ihren Charme angesprungen, warum er nicht? "Sie machen aber ein großes Geheimnis aus sich", raunte sie und berührte ihn am Arm. Er beugte sich ein wenig vor und blickte ihr tief in die Augen. "Laurent!!!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)