Trauer von Tio (Erinnerungen) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Trauer Langsam stapfte sie durch das feuchte Gras. Da am Abend Nebel aufgezogen war, hatten sich bereits einige Tautropfen in dem gepflegten Grün gebildet. Aber das störte sie nicht. Sie war unterwegs zu ihrem Lieblingsplatz. Dort war sie ungestört. Die Bäume boten ihr idealen Schutz und gaben trotzdem den Blick auf den Vollmond frei. Ein großer, elegant bearbeiteter Stein gewährte ihr einen bequemen Sitzplatz. Hier war sie willkommen. Hier spürte sie seinen Anwesenheit. Und hier fühlte sie sich wohl. Auch in dieser Nacht schien der Vollmond hell und schön auf eben jene Stelle. Sie legte den frisch gepflückten Blumenstrauß vorsichtig auf den Boden vor dem Stein und mit einem kleinen Sprung setzte sie sich auf das Marmor ähnliche Gestein. Dann wanderte ihr verträumter Blick nach oben, wo der weiße Mond seine volle Pracht präsentierte. Wie sehr wünschte sie sich, dass das alles noch nicht passiert wäre. Auch wenn das bedeuten würde, dass der schöne weiße Mond noch von dem roten Etwas, welches Valmars Mond war, verdeckt wäre. Aber das war ihr egal. Sie hätte dann eh keinen Grund gehabt, um hier zu sitzen. Eine Träne rollte über ihre Wange und wieder erschrak sie. "Wasser?", murmelte sie vor sich hin. Sie hatte sich an einige Empfindungen noch nicht gewöhnt. Besonders das Gefühl der Trauer verstand sie noch nicht. "Seht Master Mareg, ich zeige Gefühle.", flüsterte sie gen Himmel. "Meine kleine süße Tio, du wirst schon noch lernen, was es heißt zu fühlen." sie dacht an diese Worte und erinnerte sich an das Lächeln, welches dieses große Wesen, das einst ihr Master war, auf den Lippen gehabt hatte. Doch sie verstand noch immer nicht wieso er das damals getan hatte, wieso er sie so allein gelassen hatte. Eine zweite Träne bildete sich in ihrem Auge und ließ den Schein des Mondes verschwimmen. Sie wischte sich mit ihrem Ärmel übers Auge und sprang dann von dem Stein. Einige Minuten lang verharrte sie an dieser Stelle. Dann drehte sie sich um und starrte auf die Blumen. Die weißen Lilien schimmerten im Mondenschein. Auch auf ihnen hatten sich bereits kleinen Wasserperlen gebildet. Durch diese weiße Pracht brach das Blau einer Kornblume. Ihr schlichter Blütenkopf hob sich sichtlich von denen der eleganten Lilien ab. Doch diese eine Blume drückte genau das aus, was Tio seit seines Todes verspürt hatte. Verlassenheit. Hilflosigkeit. Einsamkeit. ... Ihr Blick wanderte von den Blumen zum Stein. Die goldene Inschrift schimmerte auf dem Marmor ähnlichen Grabstein. Hier ruht Mareg. Edler Krieger und guter Freund. Seine Tapferkeit rettete einst die Welt vor dem Bösen. Möge seine Seele In Frieden ruhen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)