ageha no hane von abgemeldet (final motion uploaded) ================================================================================ Kapitel 15: 304 goushitsu ------------------------- MERII KURISUMASU~ Als kleines Weihnachtsgeschenk meinerseits das neueste Kapitel von ageha no hane - Zimmer 304 ... Viel Spaß beim Lesen ^.^ Kirei Chapter 15 - 304 goushitsu ~~ Das Klingeln des Telefons störte. Eine Tatsache, es störte in jenem Augenblick einfach. Kyo rollte mit den Augäpfeln, angelte mit der rechten Hand dennoch nach dem Hörer auf dem Nachttisch. "Nichts da.", widersprach Toshiya auf der Stelle, zog seine Hand zurück. Er schien nicht annähernd so gewillt, sich in ihrer Beschäftigung unterbrechen zu lassen. "Nhn...", machte Kyo, schob Toshiya trotz schmollender Lippen von sich. "Vielleicht ist es wichtig.", bestimmte er und griff erneut nach dem Telefon. "Bei Hara." Toshiya, noch eben gespielt beleidigt darüber, wie viel größer das Interesse am Telefon war, runzelte die Stirn. Kyo hatte sich aufgerappelt, seine Finger schlossen sich krampfhafter um den Hörer. "Was?" Eine leise Frage, fast tonlos. Jegliche Farbe schien aus dem schmalen Gesicht zu weichen. Wenige Sekunden später krachte der Hörer zurück auf die Gabel. Kyo war aufgesprungen, hatte das Zimmer überstürzt verlassen. Mit verwirrtem Gesichtsausdruck beeilte sich auch Toshiya, aus seinem Schlafzimmer zu rennen, Kyo zu folgen. "Kyo!" Der Achtzehnjährige stand im Hausflur, schlüpfte soeben in die Schuhe, hängte sich seine Jacke über. "Was ist denn los?" Toshiya griff nach seinen Händen, um ihn für eine Sekunde auf sich aufmerksam zu machen. Ein gesenkter Blick. "Sie... sie liegt im Krankenhaus." Die Stimme des jungen Mannes schien zu zittern, vibrierte leicht. "Was? Aber - wieso...?" "Er - er hat sie vorhin gefunden. Sie muss einfach so... dagelegen haben..." Kyos Stimme ging wieder in einem Flüstern unter. "Ich muss sofort ins Krankenhaus." Er machte sich von Toshiyas Griff los, zog die Tür auf. "Stopp. Ich fahre dich hin - aber bitte beruhige dich." "Ich soll mich BERUHIGEN?" Kyos Augen schimmerten. "Was, wenn sie..." "Sht. Hör auf. Ich bin sofort fertig, dann fahren wir." Ein erzwungen ruhiges Nicken. "Danke..." Die Fahrt ins Krankenhaus schien ewig anzudauern. Die Autos fuhren zu langsam, zu viele davon auf der Straße. "Woher hatte dein Vater überhaupt meine Nummer?", fragte Toshiya beiläufig, den Blick auf die Straße gerichtet. "Vermutlich hat Mam sie irgendwo aufgeschrieben...", murmelte Kyo abwesend, knetete seine Hände unaufhörlich. "Es wundert mich, dass er anrief." Kyo sah ernst zu ihm hinüber. "Ich hätte ihn umgebracht, wenn er mir das vorenthalten hätte." Der Wagen verlangsamte sich, bog ab, um auf dem Parkplatz des Krankenhauses zu halten. Kyo kam, dicht gefolgt von Toshiya, in der Eingangshalle an, ließ sich von der Krankenschwester auf den richtigen Flur verweisen. Seinen Vater entdeckte er schon von weitem. Automatisch schienen sich seine Schritte zu verlangsamen. Nur widerwillig blieb er vor ihm stehen, blickte hinab auf den sitzenden Mann. "Wo ist sie?", fragte er leise. "Ich weiß es nicht. Sie wird behandelt, vermute ich." Die Worte waren nicht unfreundlich, doch der Ton so unterkühlt, dass Kyo unwillkürlich zusammenzuckte. Sein Vater hatte ihm bisher keinen Blick gegönnt. "Was... was ist denn nur passiert?!" "Der Notarzt sprach vom eventuellen Abstoßen des Körpers gegenüber den Medikamenten." Ein tiefes Seufzen überkam seine Lippen. Kyo wandte sich zu Toshiya um, ein hilfloser Ausdruck in seinen Augen. "Komm.", sagte jener behutsam und drückte ihn mit sanfter Gewalt in den Plastikstuhl an der Wand, neben seinen Vater. Er hockte sich vor Kyo hin, sah ihn ernst an. "Reg dich nicht auf und warte ab. Wenn ihr Körper die Medikamente nicht vertragen hat, kann es lediglich eine kleine Abwehrreaktion gewesen sein, die ihren Kreislauf durcheinander brachte. Das will überhaupt nichts heißen." Kyo stützte das Gesicht in den Händen ab, die Ellenbogen auf den Knien. "Meinst du..?" "Ich hoffe es." Ein liebevolles, trostspendendes Lächeln. Die Anspannung stieg jedoch wenig später wieder, als ein weißbekittelter Mann auftauchte, Nishimura-san mit sich ins Besprechungszimmer bat. Kyo erhob sich ebenfalls, bekam jedoch die unfreundliche Aufforderung, sich wieder zu setzen. Sein Vater blitzte ihn an. "Du bleibst hier, ich sage dir bescheid, wenn ich Genaueres weiß." Kyo sank zurück in den Stuhl, starrte ihm ungläubig nach. "Dieser-", fing er tonlos an, wurde jedoch von Toshiya unterbrochen. "Still.", flüsterte er, setzte sich zu ihm, um den Kleineren fest an sich zu drücken. "Ignorier es." "Es macht mich wahnsinnig.", sagte Kyo bitter, starrte zu Boden. "Ich hänge mehr an ihr. Es ist mein Recht, über ihren Gesundheitszustand als Erster informiert zu werden. Nicht seins." "Ich weiß, ich weiß..." Toshiyas Worte waren beruhigend, kochten die Emotionen bestimmt herunter. "Du kannst nichts tun, nicht jetzt." Kyo schloss für eine Weile die Augen, versuchte, wenigstens einen kleinen Teil der Ruhe Toshiyas in sich aufzunehmen. Es musste einige Zeit vergangen sein, da sein Vater plötzlich wieder vor ihm stand. "Und?" Er fuhr hoch, sah ihn bittend an. "Es geht ihr den Umständen entsprechend gut." "Was ist los?" "Nun... scheinbar hat sie die Medikamente nicht vertragen. Dein... Bekannter lag wohl richtig mit der Vermutung. Allerdings wird sie dennoch ein paar Tage zur Untersuchung hier bleiben." Kyo schluckte, nickte dann langsam. "In welchem Zimmer liegt sie?" "Du kannst sie jetzt nicht sehen. Der Arzt sprach von einem Besucher für heute." "Aber-" "Dieser Besucher bin selbstverständlich ich. Komm morgen zu den Besuchszeiten wieder." Fassungslos sah Kyo dem Mann hinterher, wie er in Richtung Aufzug davonging. Er hörte nicht einmal mehr die Stimmen, die um ihn herum zu flüstern schienen, ignorierte alles, alles, abgesehen von dem unglaublichen Gefühl der Machtlosigkeit, das alles in ihm zerbrechen wollte. ~~ "Nun, diesmal lief alles glatt, nehme ich an." "Ja, Meister." "Bis ins kleinste Detail?" "Wie Ihr es vorhergesehen habt." "Wie lautet dein nächster Vorschlag?" Ein kühles Lächeln. "Ich werde ihm... etwas zukommen lassen, das ihn an den Rand treiben wird..." ~~ Kyo seufzte, drehte den Wasserhahn zu. Sich die Hände abtrocknend musterte er seine blassen, fahlen Züge im Spiegel. Die Angst und der Schrecken standen ihm noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Wäre ich nur da gewesen... Kopfschüttelnd hängte Kyo das Handtuch weg. Ach, was denke ich. Das ist Unsinn. Er griff nach seiner Haarbürste - erstarrte jedoch in der Bewegung, als eine Stimme ertönte. Eine Stimme, so klar und deutlich, als stünde ihr Besitzer direkt neben ihm. So? Ist das wirklich Unsinn? Seien wir ehrlich: Wärst du bei ihr gewesen, hätte es so weit vielleicht nicht kommen müssen. Kyo sah sich um. "Das... das ist nicht wahr.", flüsterte er, sich selbst bestärkend. Ach nein? Seht ihn euch nur an, diesen törichten Egoisten. Im Stich gelassen hat er sie, ist abgehauen. Was hast du getan, während sie bewusstlos in ihrer Wohnung lag, Schmerzen hatte? DU hast nur an dein Vergnügen gedacht, nicht wahr? Mit deinem Freund rummachen ist natürlich wichtiger als die eigene Mutter! Verräterisch, sie hätte dich gebraucht. WO warst du, als sie dich am Dringendsten brauchte? Du hast sie alleine zurückgelassen! Kyo hob reflexartig die Hände an die Ohren, hoffte förmlich, die Stimmen abtöten zu können. Doch sie waren in seinem Kopf, es wurden immer mehr. Alle durcheinander begannen sie, ihn mit Vorwürfen zu bombardieren, zu verletzen - dabei setzten sie an seinem empfindlichsten Punkt an: Der Sorge um seine Mutter. Die Anmaßungen, sie stiegen nahezu zu Beschimpfungen an, so eindringlich und erbarmungslos, dass Kyos Schläfen zu pochen begannen. Ruhe - alles was er wollte, war Ruhe, die Kontrolle über das Chaos in seinem Kopf. Sein Herz ging zu schnell, sein Puls musste rasen, er spürte das Blut in seinen Schläfen hämmern. Aufhören... bitte.. aufhören... lasst mich in Ruhe.. AUFHÖREN!!! Ein lautes Klirren, danach Dunkelheit. ~~ "... passiert? Kyo... Hey..." Eine warme Hand an seiner Wange. Sie streichelte seine Haut, tätschelte beruhigend. Nur mit Mühe konnte er sich überwinden, die Augen zu öffnen, seine Umgebung somit wahrzunehmen. Kyo fand sich selbst auf dem Fußboden wieder, die kalten Fliesen unter sich. Toshiya, über ihn gebeugt und mit besorgtem Gesichtsausdruck, lächelte nun erleichtert. "Himmel, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt...", murmelte er und strich ihm das Blondhaar aus der Stirn. Der Jüngere stützte sich auf die Ellenbogen, sah sich um. Erst durch den Anblick der Glassplitter, der unzähligen Spiegelscherben, die im ganzen Raum verteilt lagen, kehrte die Erinnerung wieder. Ruckartig setzte Kyo sich ganz auf, hielt sich den Kopf. "Was ist passiert?", fragte Toshiya sanft, unterbrach seine Handbewegungen dabei nicht. Kyo runzelte die Stirn. Alles drehte sich noch immer um ihn herum. "Die Stimmen...", murmelte er erstickt. Ein ungläubige Miene. "Haben sie dich etwa wieder ausgelacht?" "Iie, sie... sie... haben mich beschimpft. Sie sagten, ich hätte sie im Stich gelassen." Zwei braune Lichter flammten auf, suchten Toshiyas Blick. "Denkst du das auch? Habe ich meine Mutter wirklich verraten? War ich zu - zu egoistisch?" Toshiya spürte den aufgewühlten Strom in dem Jüngeren ganz deutlich, nutzte seine stärkste Waffe, um die Aufgebrachtheit zu bekämpfen. Er lächelte liebevoll, schloss die Arme um den anderen. "Natürlich nicht.", flüsterte er bedacht. "Du hast immer alles getan, um ihr zu helfen. Niemand konnte erahnen, dass ihr die Pharmazeutika nicht bekommen würden. Was auch immer die Stimmen dazu bewegt hat, wieder gegen dich zu sprechen, denke immer daran: Sobald sie sich anders verhalten, ist etwas nicht in Ordnung mit ihnen. Die Stimmen sind da, um dich zu leiten, deine Kräfte in gewisser Weise herauszufordern. Nicht aber, um dich zu verletzen oder in den Wahnsinn zu treiben." Der Ältere spürte die Anspannung deutlich sinken. "Geht's wieder?" Kyo nickte langsam. Sein Blick wanderte über den Scherbenhaufen am Boden, weiter zum großen Spiegel über dem Waschbecken, der völlig zerstört war. "Hab ich den so zertrümmert?" Ein nachsichtiges Lächeln. "Weniger du als das, was in dir schlummert." Kyo seufzte lautlos, lehnte sein Gesicht wieder gegen Toshiyas Schulter. "Ich wüsste langsam echt nicht mehr, was zu tun, wenn ich dich nicht hätte..." ~~ "Es dreht sich weiter und weiter. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr." Die nickte langsam, biss sich auf die Lippe. "Ich weiß, verdammt. Aber was zum Henker soll ich deiner Auffassung nach tun? Ich kann ihn nicht von Toshiya wegprügeln!" Shinya griff nach seiner geballten Faust, lockerte die Finger. "Bleib ruhig. Niemand wirft dir das vor, nicht wahr? Es ist mir durchaus bewusst, wie... schwer es ist, von Toshiya wegzukommen. Verfällt man ihm erst einmal, hört man auf niemanden mehr. Nicht auf Freunde, nicht auf Ratschläge." Der Jüngere musterte das schmale, feinzügige Gesicht lange Zeit. "Was können wir denn dann überhaupt noch tun?", fragte er deprimiert. "Wir dürfen es nicht aufgeben. Warte auf eine Gelegenheit, seine Meinung zu kippen. Toshiya mag ein sehr guter Schauspieler sein - doch selbst die perfektesten machen eines Tages Fehler. An diesem Punkt musst du da sein und ihm helfen." Die zog seine Hände weg vom Tisch, fuhr sich durch die Haare. "Ich kriege die Krise. Warum diese verdammte Tour hintenrum? Warum gehst du nicht zu Kyo und sagst ihm die Wahrheit? Warum NICHT?" Shinya senkte den Blick. Die hatte die Stimme nur minimal erhoben; und doch trafen seine Worte ihn wie Faustschläge. "Versteh doch. Ich kann nicht.", quetschte er zwischen den Zähnen hervor. "Nichts ist so, wie es scheint. Alles, was ich weiß, ist, dass Toshiya ihn in den Abgrund stoßen wird. Und das müssen wir verhindern. Wie auch immer." Ein erneuter, noch viel intensiverer Blick. "Woher kennst du Toshiya so genau?" Shinya hielt dem Blick nicht stand, betrachtete sein halbgefülltes Wasserglas. "Die Vergangenheit birgt viele Geheimnisse. Glaub mir, Toshiya hat mir schon mehr als einmal alles ruiniert." Endlich sah der hellblonde Mann wieder auf. "Noch einmal lasse ich das nicht zu. Und wenn ich ihn dafür endgültig vernichten muss..." ~~ "Die Tage sind gezählt." "Was sprechen sie, Meister?" "Ich gebe uns keinen Monat mehr." Ein zufriedenes, geheimnisvolles Lächeln. "In einem Monat wird alles, was ich der Familie des Schwalbenschwanzes je schwor, eingetroffen sein." Ein Blinzeln, fast verwirrt. "Meister...? Wovon redet Ihr?" Die dunkle Gestalt erhob sich, trat an ein abgedunkeltes Fenster. Nur wenig Licht fiel herein, beleuchtete die Silhouette des Mannes, ummantelte die geisterhaft hellen Züge sanft. "Du hast noch immer nicht verstanden. In diesem Spiel dreht sich nicht alles um die Macht, die es zu erlangen gilt. Es stehen genügend alte Rechnungen offen, die ich begleichen werde." Mit einem verträumten Blick, der die Miene beängstigend wirken ließ, fuhren grazile Finger das Glas entlang. "Er ist der Letzte dieser uralten Familie. Mit ihm wird das Erbe des Schwalbenschwanzes endgültig zerstört..." "Zerstört?" Die Gestalt drehte sich wieder um zu ihrem Gesprächspartner, lächelte erneut ihr grausames Lächeln. "Traue deinen Ohren ruhig. Mit seinem Tod wird mein Friede einkehren." Er lachte leicht. "Eigentlich sollte ich dem Kleinen dankbar sein für seine Naivität, nicht wahr? Er schaufelt sich sein eigenes Grab mehr und mehr..." ~~ tbc ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)