ageha no hane von abgemeldet (final motion uploaded) ================================================================================ Kapitel 13: shinjitsu --------------------- Muhaha, ehrt mich - war das nicht mal ein schneller Vorgang? xD Ich kann natürlich nicht versprechen, dass mexx genauso schnell ist [zur Info, heut ist der 24., mal sehen, wann das Chap oben ist ==;], aber immerhin zum letzten Upload ist es eine Steigerung *peace* Ich will nur auf eine Bemerkung eingehen, die über den ersten Absatz des letzten Kapitels angemerkt wurde - die Authentizität. Ich weiß nicht, inwiefern der plötzliche Streit zwischen Kyo und seiner Mutter unglaubwürdig herüber kam, doch möchte ich nur für mich persönlich anmerken, dass derartige Streitereien gerade zwischen Elternteilen und Kindern, die sich ganz besonders nahe stehen, sehr typisch sind. Ich schreibe oft von Dingen, die ich selbst erlebt habe bzw. aufgrund von Erfahrungen gut beurteilen kann - daher ist das Szenario für mich sehr schlüssig. [btw: ja, in meiner Familie schmeißt man sich tatsächlich auch in dieser abscheulich gehobenen Sprache die Schimpfwörter an den Kopf, deswegen fällt's mir wohl nicht auf xP] Nun aber genug gequatscht, viel Spaß beim Lesen~~ Tisara Chapter 13 - shinjitsu ~~ "So, dein Plan schlug also fehl?" "Ja." Unwilliges Murmeln. "Ich bin enttäuscht von dir." "Es war nicht meine Schuld! Ich habe alles sorgfältig geplant - und dann kommt dieses... dieses Insekt dazwischen und macht mir alles zunichte..." Die Stimme hob sich an, klang aufgebracht. "Hattest du nicht gesagt, er sei definitiv aus dem Weg?" "Das dachte ich. Ich habe ihn weggelockt - doch er muss den Braten gerochen haben." "Das nächste Mal erwarte ich einen Erfolg. Ich will, dass du sein vollständiges Vertrauen erlangst. Vollständig , drücke ich mich klar genug aus?!" "Ja, Meister." ... ~~ "Kyo~" "Jau?" Der Blonde sah von seinem Ordner auf, suchte Dies Blick. Der große Rothaarige schwang sich auf seinen Tisch und jammerte: "Ich kann mir den ganzen Unsinn nicht merken. Erzähl mir was über die amerikanische Literatur." Ein Schulterzucken. "Kann ich nicht. Ich habe nur die europäische gelernt." Die blinzelte. "Aber... hat Sensei nicht schon so eine Andeutung gemacht, dass er dich heute dran nehmen wollte...?" Kyo nickte langsam. "Hat er." "Wieso lernst du dann nicht die volle Bandbreite auswendig?!" "Er wird mich schon über die richtigen Themengebiete abfragen." "Was? Willst du ihn hypnotisieren oder was?" Kyo grinste. "Sicher doch." Die warf ihm einen Blick zu, nachdem sein Freund sich längst wieder mit seinen Aufzeichnungen beschäftigte. Solltest du etwa... Ach, Unsinn. Die Tür zum Klassenzimmer öffnete sich, der Lehrer, ein meist gutmütiger Herr mittleren Alters, betrat den Raum und kündigte nach einkehrender Ruhe an: "Nun, wie bereits angesagt werde ich heute ein paar weitere Schüler abfragen. Freiwillige vor." Er lachte hustend über seinen Witz - man vermutete, dass dies einen Scherz darstellen sollte - , und ging die Namensliste durch, besah seine Notizen der letzten Stunde. "Tooru, wären Sie so freundlich?" Kyo richtete seinen Blick auf den Lehrer, nickte. "Sicher." Er biss sich auf die Innenseite seiner Lippe, ließ seine Augen nicht eine Sekunde von dem älteren Mann abschweifen. "Was können Sie uns über die europäische Literatur des frühen zwanzigsten Jahrhunderts berichten? Besondere Schriftsteller, bekannte Werke?" Kyos Herz sackte erleichtert ein paar Zentimeter ab, ehe er zu einer ausführlichen Antwort ansetzte, sich nicht bewusst darüber, wie intensiv er gemustert wurde. Rote Haarsträhnen verdeckten die Sicht. Also doch... ~~ "Ich habe gehört, wir haben heute ein wenig Nutzen im Unterricht gezogen?" Kyo drehte sich auf seinem Schreibtischstuhl herum zu Toshiya, der auf seinem Bett saß und in einem Buch herumblätterte. "Na ja... ich habe es versucht. Kann allerdings auch Zufall gewesen sein." "Dann wäre es wohl kaum an meine Ohren gedrungen." Toshiya lächelte. "Ich bin stolz auf dich." Kyo verdrehte die Augen. "Einmal den Pauker dazu gebracht, mich die richtigen Dinge abzufragen, wow... Das mache ich eh nicht wieder." "Ah ja?" "Nein. Wenn ich gute Noten kriege, will ich sie mir wenigstens selbst verdient haben." Toshiya musste leise auflachen. "Dieser Stolz ist schon fast nicht mehr feierlich.", stichelte er und zog den Drehstuhl dichter zu sich heran. "An wem willst du deine Versuche denn in Zukunft durchführen?" Kyo zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht... mir ist der Gedanke ehrlich nicht geheuer." Ein dramatisches Aufseufzen. "Woher hast du nur deine Moral? Himmel, bei allem, was heilig ist, du tust keinem Menschen weh, wenn du ihn in geringem Maße dazu bringst, das zu tun, was dir vorschwebt." Kyo schürzte leicht die Lippen. "Darum geht es mir doch nicht. Allein der Gedanke, einem Menschen meinen Willen aufzuzwingen, passt mir nicht. Tut mir leid, wenn mein Gewissen nichts für deine Einstellung ist, aber ich hatte schon wegen dieser kleinen Story im Literaturkurs ein mieses Gefühl in der Magengegend." Eine Weile betrachtete Toshiya ihn schweigend. "Du denkst also, das sei nichts für meine Einstellung, ja?" Kyo stutzte leicht. Die Stimme des Älteren klang fast verletzt. "Nein, so habe ich das nicht-" "Du bist der Auffassung, ich hätte keine Moral.", unterbrach Toshiya ihn augenblicklich und erhob sich vom Bett, ging auf das Fenster zu. Kyo sah ihm wortlos dabei zu. "Das habe ich nicht gesagt." "Nein. Du denkst es jedoch." "Als ob du wüsstest, was ich denke..." Toshiya fuhr zu ihm herum. "Das wiederum weiß ich besser, als du glaubst. Nennst du es unmoralisch, einer Bestimmung nachzugehen, die einem eigentlich keine Freude mehr bereitet? Von der man nicht mehr überzeugt ist?" Ein irritiertes Schimmern in den dunkleren Augen. "Toshiya... nun komm runter. Ich habe dich nie unmoralisch genannt, dich schon gar nicht dafür gehalten. Und - du sagtest vor kurzem noch, deine Aufgabe machte dir zum ersten Mal Freude. Stimmt das denn nicht mehr?" Toshiya drehte sich wieder herum zum Fenster, seufzte leise. Frage nicht. Ich weiß selbst nicht mehr, was ich hier tue. Seinen Gedanken zeitgleich jedoch setzte sich das unverwüstliche, charmante Lächeln wieder auf seine Züge. Als er sich endlich umwandte, Kyo somit anlächelte, ertönte Toshiyas Stimme erneut: "Ich bin gerne in deiner Nähe, das weißt du.." Er streckte die Hand nach Kyo aus, zog ihn, nachdem dieser sie ergriffen hatte, fest in seine Arme und streichelte sanft durch das blonde Haar. So gerne, dass du meiner Position gefährlich wirst... ~~ "Rauchen ist ungesund." Der Redhead grinste, stieß eine Wolke des gräulichen Dunstes aus. "Hat mir schon mal wer erklärt, ja. Setz dich doch." Die andere Gestalt lächelte höflich und kam der Einladung nach. Im roten Licht der Mondlampen schimmerte das hellblonde Haar nahezu, fing Farbreflexe ein und stieß sie wieder aus. "Was willst du, Shin?" Das Lächeln wurde kleiner. "Smalltalk sagt dir auch nichts, wie? Nun gut, kommen wir gleich auf den Punkt... Ist dir etwas aufgefallen?" Die senkte die Lider, konzentrierte sich auf die Salem Light, der er im Aschenbecher den Todesstoß gab. Shinya zuliebe natürlich. "Hmmm. Ich weiß nicht..." "Daisuke. Wenn es wichtig sein könnte, musst du es mir sagen." Shinya suchte eindringlich seinen Blick. "Hai, ist ja gut. Es ist... Neulich im Unterricht. Er hat nur ein einziges Thema gelernt - und mir vorher schon versichern wollen, darüber abgefragt zu werden. Wer hätte es erwartet? Der Lehrer hat ihn genau zu diesem Thema ausgefragt. Ich weiß nicht, ob das nicht einfach nur Zufall war, es hat mich lediglich stutzig gemacht..." Shinya nickte nachdenklich. "Ich habe bereits davon gehört. Du täuschst dich nicht in deinen Vermutungen, bei dieser Abfrage konnte von Zufall nicht die Rede sein. Ist ansonsten etwas vorgefallen? Nur irgendetwas?" Die schüttelte den Kopf. "Nein. Nichts mehr. Kyo redet so wenig wie möglich von ihm, meine eigene Schuld. Er lässt es mir zuliebe bleiben." "Kannst du ihn dazu bringen, dir mehr von Toshiya zu berichten?" "Unmöglich. Kyo ist nicht blöd. Er wird sofort kapieren, dass ich das nicht aus Interesse an seiner Beziehung möchte." Ein zierliches Seufzen. "Das ist ungünstig." "Shinya?" "Ja?" Die mandelförmigen Augen flackerten auf zu ihm. "Warum tue ich das überhaupt?" Ein aufrichtiges Lächeln. "Ganz einfach. Weil du ihn retten willst..." ~~ Zur gleichen Zeit - fast am gleichen Ort. Kyo und Toshiya spazierten gemeinsam durch Shibuya, bummelten lachend und gut gelaunt die Einkaufsstraßen entlang. "Eigentlich sollte ich längst zu Hause sein." Leises Lachen. "Nein, nicht jetzt. Du bleibst bei mir." "Ich muss morgen in die Schule. Mein Vater wird mich durch den Fleischwolf jagen, wenn ich nicht bald auftauche..." Toshiya blieb stehen und schloss die Arme um den kleineren Körper. "Ich werde dich nicht davon abhalten, morgen die Schule aufzusuchen. Du sollst mir nur noch ein wenig Gesellschaft leisten." Damit zog er Kyo weiter. "Toshiya..." Ein wenig klagend klang er, der Ausspruch des Namens. "Ich tue seit Stunden nichts anderes mehr." "Nun komm schon. Lass uns nur noch auf einen Drink im Akai Tsuki vorbeischauen. Ich lade dich auch ein." Kyo warf einen Blick auf die Uhr. "Na gut.", gab er schließlich nach, ließ sich von Toshiya weiter schieben, dem Café ihrer Wahl entgegen. "Ich frage mich ernsthaft, was du genommen hast.", ließ er während ihres Weges verlauten. "Nani?" "Du bist so... optimistisch eingestellt. Fröhlich und enthusiastisch, möchte ich fast meinen. Hast du irgendwann zwischendurch getrunken, ohne dass ich es gemerkt habe?" Toshiya lachte. "Nicht doch. Das ist ganz allein deine Nähe, Kyo-chan." Ein schiefer Blick. "Oder eine eigenartige Laune, wie man's nimmt.", stellte der Jüngere fest. "Zweifelst du etwa an meinen Worten?" Gespielte Empörung, gefolgt von einem weiteren Lachen. "Nicht doch, Toshiya-sama..." Plötzlich brach die noch eben heitere Stimmung jedoch, Kyo hielt in der Bewegung inne. "Hm?" Toshiya warf ihm einen fragenden Blick zu, folgte dann dem des Achtzehnjährigen. Durch eines der Fenster, das Passanten den Einblick in das Innere des Akai Tsukis gewährte, ließ sich etwas ausmachen, mit dem auch er nicht gerechnet hätte. Kyo runzelte unwillkürlich die Stirn. Die? Was zum Himmel hast du mit Shinya zu tun...? Ich weiß nicht, was es ist, das Shinya anscheinend so gefährlich macht - doch es muss mit den Legenden zu tun haben. Aber... wie in drei Teufels Namen passt Die in diese ganze Geschichte rein?! "Das darf nicht wahr sein..." Es musste Toshiyas Lippen einfach so entkommen sein; Kyo sah ihn dennoch aufmerksam an. "Was?" "Ich hätte wissen müssen, dass Shinya nicht alleine hier ist..." "Was willst du damit sagen?!" "Es ist doch offensichtlich! Die und Shinya machen gemeinsame Sache." Diese Feststellung schien für ihn eine Tatsache, damit drehte Toshiya sich weg und wollte Kyo mit weiterziehen. "Moment mal!" Erneute Empörung - diesmal jedoch echt. Toshiya ignorierte den Einwand, sagte bestimmt: "Du hältst dich besser fern von deinem tollen Freund. Ich wusste doch, er würde eines Tages Ärger einbringen..." Kyo bekam sein Handgelenk frei aus der Umklammerung, erklärte mit einem Blitzen in den Augen: "Nichts da. Ich werde mich nicht von meinem besten Freund zurückziehen, wen habe ich denn dann noch?" "MICH." Die Stimmen waren erhoben, eine gereizte Stimmung herrschte. "Mich, zum Teufel! Warum reiche ich dir nicht?" Kyo zuckte innerlich zusammen, als die Frage fiel. Er wandte den Blick ab, ehe er antwortete: "Es geht hier nicht ums Genügen. Es kann nie ausreichen, sich an einen Menschen zu heften. Aber auch das ist es nicht. Ich will meinem besten Freund vertrauen können, verstehst du? Und deswegen werde ich jetzt da reingehen und Die fragen, was hier vor sich geht." "Tu es nicht." Kyo hatte bereits auf dem Absatz kehrt gemacht, erstarrte nun aber. Die drei kleinen Worte klangen wie eine Bitte. Eine gut gemeinte, sorgvolle Bitte. Erneut wendete er, fing Toshiyas Blick ein. "Warum nicht?" Seine Stimme - nicht mehr als ein Flüstern. "Ich halte es für unklug, Die zu zeigen, was du weißt. Versuche, auf andere Weise herauszubekommen, ob er wirklich mit Shinya in Verbindung steht oder ihn nur zufällig getroffen hat, wenn ich dies ehrlich gesagt auch nicht glauben kann.. Wie auch immer, gehe keine unnötige Gefahr ein." Kyo seufzte leise, sah erneut unsicher hinüber zu Die, der weiter unbemerkt mit Shinya sprach. Die Szene wirkte einfach zu ernst, um ein unwichtiges Plaudern darzustellen. "In Ordnung.", murmelte er schließlich. Toshiya lächelte sanft, trat auf ihn zu, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben. "Vertrau mir.", sagte er liebevoll, griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich fort, weg vom Akai Tsuki, weg von Die - seinem besten Freund...? ~~ Kaum, dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bemerkte er einen Schatten, der auf das Holz fiel. Ohne sich umzudrehen erkannte er, dass die große Statur hinter ihm kaum seine Mutter sein konnte. "Guten Abend." Kyo runzelte die Stirn, wandte sich nun doch herum. Ein normaler Abendgruß? Wie ungewöhnlich war es, keine Rüge für sein spätes Auftauchen zu bekommen! Kyo erwiderte misstrauisch, wollte weiterziehen in sein Zimmer. "Warte einen Augenblick." "Ja?" Sein Vater schob ihn mit sich ins Wohnzimmer, hinüber zum Sofa. "...?" Was er davon zu halten hatte, wusste er nicht recht; dass sein Vater regelrecht sanft im Umgang mit ihm war, kam ihm eigenartig vor. Nishimura-san hielt eine Tüte hoch, seinem Sohn entgegen. "Was ist das?" "Nimm sie ruhig, der Inhalt ist nicht gefährlich." Kyo rang sich ein halbherziges Grinsen ab und warf einen Blick in die Tüte. Er sah wieder auf. "Ein Buch?" Nun doch interessierter griff der Achtzehnjährige hinein, zog das Buch heraus. Eine verblüffte Miene. "Etto...?" "Es ist für dich." Kyo blinzelte leicht. "Woher weißt du-" "Ich sah neulich ein Buch dieses Autors hier herumliegen. Ich dachte, es würde dir gefallen." Kyo sah hinunter auf das gebundene Buch, wieder auf zu seinem Vater. "Wofür ist das?" Es klang noch immer unsicher. "Es ist einfach ein Geschenk, Tooru." "Danke..." Es war Kyo nicht möglich, seine Verwunderung zu verstecken, konnte er einfach nicht glauben, dass sein Vater sich einen Autoren gemerkt hatte, um ihm ein Buch zu schenken. Doch was auch immer den Mann dazu bewegt haben musste - es freute Kyo. Irgendwo in ihm. "Nun, ich gehe jetzt zu Bett, es ist spät." Sein Vater nickte ihm zu, verließ daraufhin das Wohnzimmer. Ein entgeisterter Blick folgte dem Mann, ehe Kyo sich selbst erhob, um in sein Zimmer zu verschwinden. Der Junge legte das Buch auf der Schreibtischplatte ab, strich sanft über das Buchcover. Kaum zu bemerken war das Lächeln, das auf seinen Lippen lag - für einmal kam das Gefühl, doch nicht nur nach den eigenen Leistungen bemessen zu werden, in ihm auf. Ich kann gar nicht glauben, dass er sich tatsächlich soweit Gedanken um mich gemacht hat, sich einen Titel zu merken... Doch so ungewohnt das Gefühl auch war - es fühlte sich unglaublich gut an... ~~ "Guten Morgen, Liebling." Nishimura-san lächelte, drehte sich zu ihrem Sohn um, der im Türrahmen lehnte. Kyo erwiderte ihren Gruß, sah sie prüfend an. "Wie geht es dir?" "Gut." "Wirklich?" Seine Mutter nickte ernsthaft. "Wirklich. Ich glaube, dieses Mal hält sich der Zustand länger." Ein erleichtertes Seufzen. "Das ist in der Tat gut." Der blonde Junge setzte sich an den Küchentisch, schnappte sich eine Scheibe Knäckebrot. "Sag mal...", meinte er und richtete seinen Blick zurück auf Nishimura-san. "Ja?" "Dieser Einfall mit dem Buch... der kam doch von dir, oder?" Kyos Mutter zuckte ein wenig zusammen, drehte sich zu ihm um. "Wie? Welches Buch?" Ein schiefer Blick. Daraufhin setzte sich die Frau ebenfalls und meinte ruhig: "Na gut. Es war in gewisser Weise schon meine Idee... Aber dein Vater fand sie sofort gut." Kyo konnte sich ein kleines Grinsen nicht verbieten. "Habe ich mich doch nicht umsonst gewundert, dass er auf so etwas gekommen ist. Danke, Mam." "Ich - ich möchte einfach nur mehr Frieden in unserer Familie. Verstehst du? Es kann doch nicht sein, dass selbst die wenige Zeit, die wir drei miteinander verbringen, nur von Streit und Ärger beherrscht wird." Kyo senkte die Lider, starrte hinab auf seinen Teller. "Ich weiß, ich weiß... Es tut mir auch leid, aber-" "Das war kein Vorwurf an dich. Es ist mir bewusst, dass nicht du der Ursprung der Probleme bist. Doch ich denke, du bist der Vernünftigere. Gib deinem Vater die Chance, wenn er sie in Zukunft nutzen sollte." Kyo ließ die Bitte, die klar formulierten Worte auf sich einwirken. "Denkst du wirklich, er wird es tun?" "Ich kann es nur hoffen." "Okay. Wenn - wenn er versuchen sollte, auf mich zuzukommen, werde ich es nicht sein, der quer schlägt. Erwarte nur nicht von mir, dass ich den ersten Schritt mache. Das... kann ich einfach nicht." Ein verständnisvolles Lächeln. "Natürlich nicht, Schatz." Sie hob die Hand an, streichelte sanft über Kyos Wange. "Ich bin so froh, dich zu haben, weißt du das? Wenn dir etwas auf dem Herzen läge, kämst du damit doch auch zu mir, nicht?" Kyo sah sie leicht verwundert an. "Ehm.. sicher. Klar." Wenn wieder etwas anliegen sollte, das nicht so hoffnungslos verrückt klingt, natürlich. "Du kannst mir wirklich alles erzählen, Kyo." Kyo nickte, legte dann den Kopf schief. "Was ist das, Frage-Antwort Spiel?", wollte er lachend wissen, versuchte damit, sein schlechtes Gewissen zu überspielen. Himmel, es gibt so viele Dinge über mich, die ich ihr verschweige. Aber ich kann ihr von dieser Legende nichts erzählen. Und Toshiya... ich weiß einfach nicht, wie - meine Güte, ich kann das nicht sagen. ~~ Leichtes Gelächter, Flüstern aus der Küche der kleinen Wohnung. Kyo, auf der Arbeitsfläche sitzend, beobachtete Toshiya dabei, wie er sich mit einem Kuchenteig innerhalb der Rührschüssel herumärgerte. "Verdammt, das wird nicht cremig. Klümpchen an Klümpchen, prima.." "Ich hab doch gleich gesagt, ich mach das besser selbst. Ursprünglich wollte ich, dass meine Mutter den Kuchen heute Abend auch essen kann.", stichelte der Jüngere mit einem übermütigen Blitzen in den Augen. "PAH, als ob die paar Klumpen im Teig den Geschmack änderten. Der Teig schmeckt nämlich vorzüglich.", verteidigte Toshiya seine bisherige Mischung. "Dafür will ich erst mal einen Beweis.", erklärte Kyo kurzerhand, tunkte die Fingerspitze in den Teig, um zu kosten. "Dafür gibt es einen Löffel. Du bist einfach unmöglich!", meuterte der große Schwarzhaarige und schüttelte grinsend den Kopf. "Hmm... schmeckt aber wirklich ganz nett." "GANZ NETT? Ich geb dir gleich ganz nett, du..." Der Rest des Satzes ging in undeutlichem Gemurmel unter, was - nebenbei bemerkt - für den Frieden innerhalb der vier Wände vielleicht auch besser so war. Kyo verdrehte leicht die Augen. "Ach je, jetzt ist er beleidigt." Er griff nach Toshiyas Handgelenk, zog ihn zu sich hinüber. "Du hast das so toll gemacht, Toshiya.", erklärte er mit einem Augenaufschlag, der seine Worte bereits wieder lächerlich wirken ließ. Toshiya lächelte süffisant. "Das schreit nach einer Strafe." "Die da wäre?" "Hm, das überlege ich mir noch... Fürs Erste plädiere ich für Liebesentzug." "Nichts da!", protestierte der Achtzehnjährige daraufhin, machte einen Schmollmund. Ein Lachen folgte. "Und da wunderst du dich, wenn die Leute dich kawaii-mono taufen... Bei dem Blick möchte man dich einfach als Plüschtier nutzen, selbst Schuld." "Für den Spruch hab ich jetzt was gut.", grummelte Kyo, verschränkte die Arme vor dem Körper. "Nämlich was?" Kyo überlegte nicht lange, bevor er Toshiya zu sich herunterzog, einen kleinen Kuss raubte. Lächelnd flüsterte der Größere an seinem Ohr: "So viel Nähe bei dir zu Hause? Bist du krank?" Ein Achselzucken. "Wir sind doch allein." Toshiya grinste. "Stimmt auch wieder.", entgegnete er fast beunruhigend vergnügt und vertiefte ihren Kuss, entfachte damit ein langes Zungenspiel. Der Kuchenteig stand währenddessen in der Küche herum, einsam und vergessen. So abgelenkt nahmen die beiden nichts wahr, weder den Schlüssel, der im Schloss herum gedreht wurde, noch die Schritte auf dem Flurteppich. "Tooru?" Kyo zuckte in seinem Innersten zusammen, als die Stimme ertönte. Nur ein Wort, sein Name, gesprochen in einem ungläubigen, nein, sogar entsetzten Ton. Er wich unwillkürlich ein Stück zurück von Toshiya, ehe er sich seinem Vater zuwandte, ihm einen unsicheren Blick zuwarf. "..." "Was hat das zu bedeuten?" Eine Weile herrschte Schweigen, doch schließlich nahm Kyo das, was er seine Courage nannte, wieder zusammen und fragte gezwungenermaßen ruhig: "Du kennst Toshiya noch?" Ein finsterer Blick traf ihn. "Wage es nicht, dich auch noch über mich lustig zu machen." "Was? Nein, ich... also, das ist Toshiya. Mein Freund." Sein Vater gab einen Laut der Fassungslosigkeit von sich. "Das ist nicht dein Ernst!" "Und ob das mein Ernst ist.", widersprach Kyo bestimmt und stand von seinem Sitzplatz auf der Arbeitsfläche auf. Er hatte das unbestimmte Gefühl, sich und seine Beziehung verteidigen zu müssen, nahm dazu unbewusst eine eindeutige Körperhaltung an. "Das darf nicht wahr sein. Mein Sohn ist schwul ?!?" Kyo klappte buchstäblich die Kinnlade herunter. "Wie bitte? Bin ich nicht!", ging er gegen die lauten Worte seines Vaters an und erklärte beharrlich: "Ich bin n.i.c.h.t schwul, okay? Bisexuell ist etwas vollkommen anderes." "Das ist ja noch schlimmer, nicht mal entscheiden, was man will. Das ist einfach... das ist abartig und unnormal!" Toshiya warf hastige Blicke zwischen Kyo und seinem Vater hin und her. Er wusste nicht, wie er sich in dieser Situation am besten verhalten sollte, da seine Art des Charmes bei dem Erwachsenen nicht anschlagen würde. Wie also die Katastrophe lindern, die langsam ihren Lauf nahm? Als er Kyos Miene bemerkte, die nach den letzten Worten seines Vaters von Kampfgeist in Verletztheit umgeschlagen war, konnte er sich dennoch nicht verbieten, einzugreifen. "Nishimura-san, bitte-", fing er sanft an, den Blick höflich und doch bewusst auf den Ältesten im Raum gerichtet. "Ich will nichts hören, verstanden? Nicht in meinem Haus. Sie verlassen augenblicklich meine Wohnung." Kyos Blick flackerte wieder auf. "Moment mal! Du kannst ihn nicht einfach-" "UND OB ich das kann. Bitte, lebe deine unnormalen Neigungen aus - aber nicht in meinem Haus." Nishimura-san wandte sich erneut an Toshiya. "Verschwinden Sie. Sofort." Toshiya kochte innerlich vor Wut - Kyo sah es ihm an. Und doch machte der große Dunkelhaarige einen Schritt aus der Küche, nahm seinen schwarzen Mantel vom Haken. Kyo holte tief Atem, verließ dann ebenfalls die Küche. "DU bleibst hier." Finger schlossen sich fgrob um sein Handgelenk. Der Achtzehnjährige biss sich auf die Unterlippe, entriss seinem Vater den Arm und sagte leise: "Ich kann dir nicht verbieten, ihn rauszuschmeißen. Aber nur, dass du es weißt: Wenn er geht, gehe ich auch." Damit griff er nach Toshiyas Hand, zog ihn hinter sich her aus der Wohnung. Ein lauter Ausruf seines Namens war noch im Treppenhaus zu hören, wurde aber ignoriert, ebenso die wütenden Beschimpfungen. Kyo hielt den Blick auf die Stufen gerichtet, kämpfte schweigend gegen die Tränen an, die seine Augen ausfüllen wollten. "Kyo...?" Toshiyas Stimme, nicht mehr als ein leiser Windhauch. Er hob den Kopf nicht an. "Was?" "Das wird wieder. Ganz sicher." "Nein. Jetzt bricht alles auseinander..." ~~ tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)