ageha no hane von abgemeldet (final motion uploaded) ================================================================================ Kapitel 11: lonely ------------------ Hey~ho! Tada, SCHON wieder ein neues Kapitel - man merkt's, ich habe Ferien. Deswegen allerdings auch eine kleine Ansage: ich bin ab Samstag, dem 16. Juli, für 4 Wochen unterwegs, d.h., mit dem Hochladen wird es für diese Zeit leider nichts. Das soll aber nicht heißen, dass ich mich über Kommentare und ENS nicht freue, ne? ^.~ Viel Spaß beim Lesen! Tisara Chapter 11 - Lonely ~~ Nach einer langen Nacht, als der Tag bereits heran brach, stand eine große, schlanke Gestalt am Fenster, starrte ohne Anteilnahme durch das Glas in den Himmel. Der ganze Raum schien erkaltet, die kühle, leere Atmosphäre machte den Aufenthalt nahezu unerträglich. Ein zittriges Lächeln, es wirkte nur bedingt echt. Schlanke Fingerspitzen fuhren das Glas entlang, verfolgten jeden Regentropfen, der daran hinabperlte. Schon jetzt wirkt alles leer ohne deine Anwesenheit. Kaum zu fassen, wie schnell du es geschafft hast, mein Leben auszufüllen... Umso mehr fehlst du nun darin. Kyo... ~~ Die halbe Woche verging - der Kummer über Toshiya jedoch nicht. Seit Kyo freitags die Wohnung des jungen Mannes verlassen hatte, schien es endgültig. Kyo, zu verletzt, um sich bei Toshiya zu melden - und Toshiya? Er hielt es offensichtlich nicht für nötig, ein Gespräch zu suchen, die Brüche zu kitten. Das war es, das Kyo den größten Schmerz bereitete. Die Gleichgültigkeit. Der kleine Blonde saß des Nachts auf seinem Bett, gegen die Wand gelehnt, und starrte die ausgeschaltete Deckenbeleuchtung an. Das Zimmer lag im Halbdunkel, lediglich die Lichter von außen erhellten den Raum sachte. Kein Laut war zu hören, kein einziges Geräusch. Die so ungewöhnlichen Tränen des Freitags waren äußerlich getrocknet, äußerlich... Doch sein Herz schrie. {i] Warum meldest du dich nicht? WARUM nicht, verdammt?! Wieso kannst du nicht einfach herkommen und dich entschuldigen? Mich anrufen und deine Worte widerrufen? Es tut so verdammt weh... DU tust mir so verdammt weh. Das kann nicht dein Ernst sein - willst du mir wirklich weismachen, alles sei nur gespielt gewesen? Wie kannst du so kalt sein? So eiskalt, obwohl du mich wärmen wolltest... Nun ist es schon Donnerstag und noch immer kein Zeichen von dir. Ich war wohl wirklich nur ein Narr für dich... Stille, glänzende Wassertropfen suchten ihre Wege - ein Ausdruck von tiefem Schmerz und unstillbarer Sehnsucht... ~~ Erneute zwei Tage verstrichen, noch viel freud- und farbloser als zuvor. Einzig und allein war es Die gelungen, Kyo ansatzweise davon zu überzeugen, wie wenig Toshiya diese Verzweiflung wert war, jedoch half diese Überzeugung gegen den Liebeskummer leider herzlich wenig. Seiner Mutter war längst aufgefallen, in welch tiefes Schweigen ihr Sohn erneut verfallen war - doch was dagegen zu tun war, wusste auch sie nicht. Nishimura-san saß im Wohnzimmer, gemeinsam mit ihrem Ehemann, als am frühen Samstagabend die Türklingel ging. Verwundert über den unerwarteten Besuch öffnete sie, lächelte dann freundlich. "Konban wa, Toshiya-san.", grüßte sie und ließ den jungen Mann eintreten. "Ist Kyo da?", wollte er nach Erwiderung des Grußes höflich wissen. Ein wackelndes Lächeln. "Sofern man ihn anwesend bezeichnen kann...", sagte sie mehr zu sich, deutete auf die Zimmertür ihres Sohnes. "Versuchen Sie es." Damit war sie verschwunden. Toshiya blinzelte leicht. Eisige Stimmung selbst zwischen Kyo und seiner Mutter? Er klopfte sacht gegen die Tür. Stille. Ein wenig lauter. "Hm?", tönte es von innen. Einladung genug für Toshiya, einzutreten. Kyo sah nicht zu seiner - wie er vermutete - Mutter hinüber, wollte ihren Anblick in der Reflektion des Fensterglases wahrnehmen. Umso mehr froren seine Gesichtszüge ein, als Toshiya im Spiegelbild auftauchte, sich gegen die geschlossene Tür lehnte und schwieg. Kyo drehte sich ruckartig auf der Fensterbank herum, sodass sein Rücken das kühle Glas berührte, und musterte die andere Miene ausdruckslos. "Hallo Kyo." Eine leise Begrüßung, freundlich und zurückhaltend. Nur eine Sekunde zögerte Kyo, ehe er den Blick gänzlich abwandte und forderte: "Verschwinde." "Nein." Toshiya machte ein paar Schritte auf ihn zu, die den Jüngeren dazu veranlassten, wieder zu ihm aufzusehen. "Ich sagte, du sollst gehen ." Bestimmt, aber voll von Verletztheit. "Sei nicht unvernünftig und hör mir zu." "Spreche ich chinesisch? Ich will dir nicht zuhören, dir und deinen verdammten Lügen! Geh einfach und lass mir meinen Frieden, ich will mit dieser ganzen verdrehten Kiste nichts mehr zu tun haben!!" "Ich werde nicht gehen. Nicht, bevor du mir nicht ein paar Minuten deiner Zeit geschenkt hast.", entgegnete Toshiya ruhig. "Was willst du überhaupt hier? Hast du nichts Besseres zu tun, als deine Zeit mit einem Kind wie mir zu vergeuden?" "Nun hör auf mit dem Unsinn und lass die gekränkte Eitelkeit aus dem Spiel. Ich weiß, wie es in dir aussieht-" "ACH, weißt du das?" Plötzlich schien die gespielte Ablehnung in eine Mischung aus Frust und Verzweiflung umzuschlagen. "Weißt du, wie ich darauf gewartet habe, dass du dich meldest? Nur ein Wort von dir zu hören? Ich habe die letzte Woche an nichts anderes denken können als an dich, dich und noch mal dich. Und du hast mich warten lassen, vergeblich. Diese verdammten acht Tage hast du mich mit dem, was du mir vorgehalten hast, allein gelassen. Hast du eine Ahnung, wie weh das getan hat? Was du in mir angerichtet hast? Wenn du dir nur irgendwie vorstellen könntest, wie es in mir aussieht, würdest du jetzt nicht von mir verlangen, dir zuzuhören. Also HAU AB!" "Sht.." Toshiya hob den Finger, legte ihn auf Kyos Lippen. "Hör auf, Kyo, bitte... So kann es nicht ausgehen. Unser Kontakt darf nicht abbrechen, ich... bin nun mal für dich verantwortlich." Ein tiefer Stich. "Deswegen bist du hier?", flüsterte Kyo, konnte nicht verhindern, dass seine Augen zu schimmern begannen. "Wegen deinem verdammten Job?" Ein eindringliches Kopfschütteln. "Nein... Das heißt doch, aber... Kyo, so einfach ist das alles nicht." "Gut." Kyo schluckte. "Dann erklär es mir." Ein gequältes Lächeln. "Danke.." Toshiya lehnte sich neben ihm gegen die Fensterbank. "Ich habe einen Fehler gemacht. Die Art, dich in die Wahrheit einzuführen, war nicht die Intelligenteste. So, wie unsere Beziehung zueinander nun ist, kann ich unmöglich über dich wachen, ich hätte mir denken sollen, dass ich auf diese Weise alles zerstörte." Toshiya lehnte den Kopf zurück, dachte nach. "Wir müssen miteinander auskommen. Ich bitte dich.", meinte er schließlich, suchte Kyos Blick. Dieser presste die Lippen aufeinander. "Du erwartest also von mir, dass ich deine Worte hinnehme und damit lebe.", stellte der Blonde fest. "Nein. Ich hoffe, dass du sie mir verzeihen kannst." Ein weiterer Blickwechsel. "Was?" "Ich... wahrscheinlich mache ich schon wieder den nächsten Fehler, aber es tut mir leid." "Was? Dass du mir die Wahrheit gesagt hast? Die Wahrheit über deine Einstellung mir gegenüber?" Ein Kopfschütteln. "Iie, Kyo. Ich habe dir nicht meine Wahrheit gesagt. Das, was ich dir letzten Freitag an den Kopf geworfen habe, ist das, was ich sagen musste. Nicht das, was in mir vorgeht." Kyo sah ihn schweigend an. "Musstest?", wiederholte er ungläubig. "Was willst du andeuten?" Toshiya lächelte bitter, starrte auf seine Fußspitzen. "Hast du dir je Gedanken darüber gemacht, dass auch ich als dein Wächter gewisse Regeln einzuhalten habe? Ich kann dir gerne die oberste Regel nennen: >Stell dein Herz aus, solange du in der Nähe deines Schützlings bist.< . Eigentlich kein Problem, gewöhnlich sind die Personen, auf die man achten soll, ziemliche Idioten, die mehr schlecht als recht mit der Magie vertraut sind. Aber... Ich gebe ehrlich zu, ich habe dir etwas vorgespielt. Meine Versuche, dein Vertrauen zu erlangen, basierten nicht auf meinem Wunsch, für dich da zu sein, sondern auf der Notwendigkeit, über dich Bescheid zu wissen. So läuft es nun mal ab, wenn die zu schützende Person noch keine Ahnung von ihren Kräften hat. Allerdings musste ich im Laufe der Zeit feststellen, dass es mir Freude bereitete, um dein Vertrauen zu kämpfen. Es war schön, dich lächeln zu sehen; deine Anwesenheit war angenehm. Ich habe mich auf etwas eingelassen, das unmöglich und verboten war. Eine Art Beziehung mit dir einzugehen, war einfach nur dumm und unbedacht. Nicht nur um meinetwillen, sondern auch deinetwegen. Aber manchmal..." Er besah Kyo mit einem leichten Lächeln. "Ist die Vernunft nicht so stark wie die Seele. Nur leider muss jeder eines Tages die Konsequenzen tragen, wenn er Fehler begeht. Dieser Zeitpunkt ist letzten Freitag gekommen. Ich war längst im Streit mit meinen Vorgesetzten, sie hatten mich, nein, uns beobachtet und waren der Auffassung, die Zeit der Annäherung sei längst herum, meine Spielchen sollten endlich enden. Ich konnte ihnen unmöglich sagen, dass die "Spielchen" keine Spiele mehr waren, sie hätten mich sofort vom Ort des Geschehens abgezogen und sonst wo hingeschickt. Also habe ich ihnen das Ende des Spiels geliefert, so, wie sie es sehen wollten. Auf deine Kosten - und das ist es, was mir leid tut." Kyo seufzte innerlich, fuhr sich durch die Haare. "Wenn du mir keinen Glauben schenken kannst, verstehe ich das.", sagte Toshiya leise, machte einen Schritt in Richtung Tür. "Ich wollte dir wenigstens gesagt haben, dass... Ich habe dich letzten Freitag glauben lassen, du seiest mir gleichgültig. Das stimmt nicht. Du bist alles, Kyo. Alles. Du wirst mich in nächster Zeit wohl ertragen müssen, ob du willst oder nicht, also.. bis bald." "Warte." Eine Hand, die die seine zurückhielt. Toshiya drehte sich zu ihm herum, sah den Kleineren fragend an. "...?" "Vermutlich", begann Kyo zögerlich, "bin ich vollkommen verrückt und dumm, aber - ich glaube dir... irgendwie. Und ich möchte nicht, dass unsere Beziehung zueinander so verzwickt bleibt. Ich möchte dich ansehen können, ohne dich vor lauter Verzweiflung zu hassen." Ein Lächeln auf den blassen Zügen. Toshiya trat auf ihn zu und ließ seine Hand über Kyos Wange fahren. "Ich glaube, es gab noch niemanden vor dir, der sein Herz so an mich gehängt hat.", sagte er liebevoll. "Ich..." Weiter kam er nicht, da Kyo ihn erstmalig von sich aus unterbrach, ihn langsam zu sich hinunterzog, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Ein leichtes Lachen. "Woher die Selbstsicherheit, Kyo-chan?", wollte Toshiya mit einem kleinen Grinsen wissen, ehe er den Kuss vertiefte. ~~ "Moshimoshi." "Hallo, hier ist Die." Nishimura-san lächelte den Hörer an. "Daisuke, wie geht es dir?" "Gut, danke. Kann ich Kyo sprechen?" "Ich denke schon. Er hat gerade Besuch, aber... Ich gehe mal kurz rüber, okay?" Die am anderen Ende runzelte die Stirn, wickelte das Telefonkabel um seinen Finger. "Besuch?", rutschte es ihm heraus. "Hai, Toshiya-san ist schon eine ganze Weile zu Besuch.", erklärte Kyos Mutter freundlich und klopfte an. Innerhalb des Zimmers wurde eine Person beiseite geschoben, bevor Kyo seine Mutter hereinrief. "Telefon." Nishimura-san reichte Kyo, der am Kopfende seines Betts saß und die Hand nach dem Hörer ausstreckte, das Telefon und verschwand. "Ja?" "Toshiya ist also bei dir." Kyo biss sich unwillkürlich auf die Lippe, nachdem Dies Stimme erklungen war. Toshiya hob die Augenbrauen, setzte sich wieder neben ihn, um mitzuhören. "Ehm... ja.", stimmte Kyo zögerlich zu. "Und?" "Nun, wir - wir... haben uns ausgesprochen.", erklärte der Blonde langsam. Schweigen. "Ausgesprochen? Nach dem, was er mit dir gemacht hat?" Es klang so unmissverständlich missmutig, dass Kyo den Hörer ans rechte Ohr wechselte, um Toshiya die Möglichkeit des Lauschens zu nehmen. "Die, er... ich kann dir das so nicht erklären, aber... es gab gewisse - Gründe.", begann Kyo, sich zu rechtfertigen, wurde jedoch unterbrochen. "Gründe? Gründe, dich wie nichts zu behandeln? Hast du schon wieder vergessen, wie es dir letzte Woche ging? Das kannst du doch unmöglich einfach so hinnehmen und verzeihen!" "Ich weiß, was du meinst, wirklich. Lass uns nicht am Telefon darüber reden, sondern in Ruhe." Ein Ächzen. "Okay, okay. Komm morgen vorbei, bitte." "Mach ich. Versprochen..." "Ja ne, bai..." "Die?" "Hm?" "Mach dir jetzt bitte keine Sorgen. Es geht mir gut." "Jaah." "Tschüss." Kyo drückte den Off-Button, seufzte tief. "Deinem Freund gefällt es nicht, dass wir das geregelt haben, wie?" Kopfschütteln. "Nein, ganz und gar nicht. Ich kann ihn verstehen, er sieht nur das, was er die letzte Zeit mitbekommen hat... Und das ist einwandfrei nicht positiv." Toshiya nickte nachdenklich, zog Kyo in seine Arme. "Ich mache es wieder gut, versprochen.", flüsterte er ihm sanft ins Ohr, küsste die Wange. "Ich mache alles wieder gut..." Die hingegen stellte sein Telefon zurück an den angestammten Platz und kaute auf seiner Lippe, betrachtete dabei bedrückt das eingerahmte Foto seines Freundes. Und wieder lässt er sich auf ihn ein. Ach Kyo, warum... warum ausgerechnet er? ~~ Es war derselbe Samstagabend, Toshiya kehrte soeben heim nach Ikebukuro. Er stieg aus dem Toyota aus, rannte durch den Regen, wobei er sich schützend eine Tageszeitung über den Kopf hielt, die er zuvor noch gekauft hatte. Vor sich hinmurrend erreichte er den Hauseingang. "Als wollte Tokyo absaufen..." Erst, als er den Schlüssel in das Zentralschloss zum Treppenhaus steckte, bemerkte er die Person, die im dunklen Eingang gegen die Wand lehnte. "Was machst du hier?" Die Gestalt stieß sich von der Wand ab, machte ein paar Schritte zu ihm. "Na...? Versöhnung gut gelaufen?" Es klang kühl, missbilligend. "Woher weißt du das schon wieder?", stellte der große Schwarzhaarige unfreundlich die Gegenfrage. Ein leichtes Lächeln. "Toshiya, ich bitte dich... Wir sind beide immer in seiner Nähe, schon vergessen? Halte dich endlich fern von Kyo, ich rate es dir." Toshiya verdrehte die Augen. "Was denn? Was willst du mir tun? Mich im nächstbesten Fluss ertränken? Droh mir ruhig, du kannst mir ja doch nichts anhaben." "Du bist zu überzeugt von dir selbst, Toshiya. Das wird dir eines Tages das Genick brechen." Der Größere der beiden lachte. "Ich bitte dich, willst du mir wirklich den Krieg erklären, mein Engel? Sollte der Tag kommen, an dem wir uns gegenüberstehen, werde ich es sein, der dir das Genick bricht. Mit meinen eigenen Händen." Ein leichtes Kopfschütteln. "Du verrennst dich in etwas. Komm zurück in die Realität. Glaubst du, am Ende wirst du das tun können, was du willst? Wir sind alle nur Schachfiguren auf einem Spielbrett - und wenn es auf den letzten Tag zugeht, ist es Kyo, der die Figuren bewegen wird." Toshiya lächelte süffisant. Er beugte sich dicht hinunter zu der anderen Person, flüsterte leise: "Und was meinst du, wen er dann ins Aus befördern wird - mich oder dich...?" Blondes Haar flatterte. "Glaube nicht, das Spiel sei bereits gewonnen. Du wirst dir selbst einen Strich durch die Rechnung machen." "Du langweilst mich, Shinya. Geh und preise deine düsteren Vorahnungen jemandem an, den sie interessieren. Laufe meinetwegen zu Kyo und tische ihm deine Märchen auf - er wird dich auslachen." Keine Sekunde später fiel die Eingangstür ins Schloss, sperrte Shinya somit aus dem Gespräch aus. Er schüttelte erneut sachte den Kopf. Nein. Ich habe da eine viel bessere Idee... ~~ Er wirkte kleinlaut. Die musterte seinen Freund eindringlich. Wieso war er so stumm, zögerlich? "So schweigsam heute?", merkte er schließlich an und zog an seiner Salem Light. Kyo sah hinüber zu ihm, zuckte mit den Schultern. "Mich deiner Laune anpassend, meine ich.." "Meine Laune?" "Die, ich erwarte nicht, dass du es verstehst. Aber kreide mir meine Entscheidungen nicht an." Der Rothaarige stieß ein kurzes Lachen aus, das nahezu bitter klang. "Natürlich. Mach, was du willst - ich habe mir seinetwegen nicht die Augen aus dem Kopf geheult. Ich nicht..." Kyo zog die Augenbrauen zusammen. "Die! Bitte lass diesen Unterton bleiben, ich kann es nicht leiden, wenn du-" "Tut mir leid, ich kann dich nun einmal nicht verstehen. WIE auch, du erzählst mir ja nichts. Gar nichts, um genau zu sein. Woher kann ich also wissen, wieso du plötzlich wieder mit ihm verkehrst? Ich weiß nicht mal, ob ihr jetzt überhaupt eine Beziehung führt oder nicht." Ein frustriertes Seufzen, gefolgt von einer Antwort: "Frage nicht Dinge, die ich dir nicht beantworten kann. Ich weiß es ja selbst nicht. Ich habe keine Ahnung, was er für mich empfindet. Alles, worüber ich mir im Klaren bin, ist, dass ich ihm nicht gleichgültig bin. Er fühlt etwas für mich, was genau es ist, werde ich noch herausfinden." "Du umgehst die Sache mit der Versöhnung wirklich geschickt." Kyo strich sich das blonde Haar glatt, stützte das Kinn in die rechte Handfläche. "Ich kann dir nichts dazu sagen. Du würdest es nicht verstehen. Glaub mir, er hatte seine Gründe... Doch was er mir damals vorhielt, war nie ernst gemeint." "Wie kannst du dir da so sicher sein, Kyo? Was ist, wenn er dich nächste Woche wieder so behandelt? Versteh mich doch einmal richtig, ich will nicht, dass er dir weh tut.." Kyo warf ihm einen betretenen Blick zu, griff nach Dies Hand und drückte sie leicht. "Ich verstehe dich sehr wohl. Aber ich bin mir sicher. Vertrau in diesem Punkt bitte einfach in meine Menschenkenntnis." Die biss auf die Innenseite seiner Wange, nickte dann jedoch gezwungener Maßen. "Okay.", machte er leise. "Allerdings erwarte nicht, dass ich noch mal mit ihm zusammen irgendwo hingehe. Vielleicht steht mir das nicht zu, doch ich will mit ihm nichts zu tun haben. Mir ist klar, wie unangenehm das für dich ist - aber komm nie wieder mit oder wegen diesem Typen bei mir an.." Kyo spürte sein Herz wieder sinken. Ach Die. Du hast dich so sehr verändert. Merkst du das eigentlich? Du... du bist nicht mehr mein aufgeweckter, schusseliger Die. Wie konnte sich unsere Beziehung zueinander so verändern? Ich weiß, was du von Toshiya hältst. Und aus deiner Sicht kann ich es sogar verstehen. Doch inwiefern es sich auf unser Verhältnis auswirkt... warum wirkt es sich überhaupt aus? Obwohl ich dir so viel mehr von mir zeige als früher, hast du dich von mir entfernt. Als sei deine Einstellung zu unserer Freundschaft nicht mehr dieselbe. ~~ Es klingelte. Einmal, ein zweites Mal, ein drittes. Toshiya runzelte unwillkürlich die Stirn. Wer verspürte einen so unheimlichen Drang, ihn zu sehen, dass er unbedingt drei Mal derartig auf Sturm klingeln musste? Kaum, dass er den Türsummer aktiviert und das Holz geöffnet hatte, staunte er nicht schlecht. "Du hier?", fragte er verwundert und bat seinen Gast herein. Der große, schlanke Mann im Türrahmen trat ein und blieb bereits im Eingangsbereich stehen, die Hände demonstrativ in den Jackentaschen vergraben. "Willst du eventuell ablegen?" Toshiya verschränkte die Arme vor dem Körper, trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen. Was sollte diese Psychonummer des Schweigens und Anstarrens? Es kam ihm albern vor. "Nein danke. Du bist mich ohnehin gleich wieder los." Es klang frostig. Toshiya rollte mit den Augen. "Was wird das, Daisuke? Melodramatik pur?" Der Redhead verzog keine Miene. "Ich will dir nur ein paar Dinge sagen." "Bitte. Ich bin ganz Ohr." "Ihr habt euch also wieder vertragen. Ich bin ehrlich genug, um zuzugeben, keinerlei Ahnung zu haben. Ich werde nicht informiert über das, was bei euch abgeht. Doch was ich weiß, ist, wie unglücklich ich ihn deinetwegen gesehen habe. Also lass dir zwei Dinge durch den Kopf gehen - behandle ihn entweder vernünftig oder lass ihn in Ruhe. Und zwar gleich. Er hat es nicht verdient, so von dir benutzt zu werden." Toshiya wirkte unbeeindruckt. "Mach dich nicht lächerlich.", erkannte er, drehte Die den Rücken zu und ging weiter in den offenen Wohnraum. "HEY.", machte Die ärgerlich und folgte dem Älteren. "Die, ich bitte dich, was glaubst du, wer du bist? Kyos Rächer, der - vermutlich ohne dessen Kenntnisnahme - kommt und den bösen, bösen Toshiya vor ein Ultimatum stellt?" Toshiya lachte kühl. "Halte dich aus fremden Angelegenheiten heraus, scheinbar will Kyo dich ja nicht in unsere Dinge mit einbeziehen." "Verstehst du mich eigentlich nicht? Ich will, dass du ihm nicht noch mal so weh tust, das ist alles!" Die ballte die Hände zu Fäusten, spürte Ärger in sich hochsteigen. "Ich wiederhole mich, aber dennoch: warum kommst du her und meinst, mir derlei Dinge vorhalten zu müssen? Traust du Kyo nicht genug Einschätzungsvermögen zu?" Er macht sich über mich lustig. Verdammt, der nimmt mich ja nicht annähernd ernst... "Nein, ich traue ihm nicht zu, dich zu durchschauen. Vermutlich kann man das nicht mehr, sobald man deinem komischen Charme verfällt." Ein erneutes Lachen, nahezu amüsiert. Toshiya ließ sich stilvoll auf seinem Sofa nieder, überschlug die Beine graziös. "Du benimmst dich kindisch, Daisuke. Kein Wunder, dass Kyo nicht das erwünschte Interesse an dir zeigt." Dies Blick richtete sich ruckartig auf ihn. "Wie bitte...?" "Glaubst du, ich bin blind und zeitgleich auch noch taub? Hör dich selbst reden und sieh dich dabei an. Mein Guter, wenn du meinst, ich sei so naiv wie Kyo, hast du dich getäuscht. Ich habe längst verstanden, dass ich dich nur so störe, weil du ihn für dich haben willst." Es klang spottend, gleichzeitig ein stückweit provokant. Die schüttelte den Kopf, brachte mühsam beherrscht hervor: "Das ist doch Unsinn. Ich mache mir Sorgen um ihn, weil ich es nicht ertragen kann, ihn leiden zu sehen. Das ist normal unter Freunden, falls du keine hast, die sich so um dich sorgten, tut's mir leid." Toshiya lächelte belustigt weiter, strich über das Couchpolster. "Wie niedlich. Deine Stimme zittert ja richtig. Hör mir mal zu, mein Guter. Kyo gehört mir. Er weiß das genauso gut wie ich - und was soll ich sagen? - es stört ihn nicht. Kyo akzeptiert das. Wo also, frage ich mich, liegt dein Recht, mich hier aufzusuchen und eine Szene zu machen? Wenn du ein Problem mit deinen Gefühlen hast, mach das mit Kyo aus. Zwischen mir und ihm ist alles wunderbar, also hör auf, mit deinem gut gemeinten Willen Keile zu treiben. Du machst es deinem Freund verdammt schwer, sich wohl zu fühlen, wenn du gegen mich arbeitest. Hast du dir darüber einmal Gedanken gemacht? Es geht hier nicht um dich oder mich - wir wollen beide nur Kyos Glück, nicht wahr? Wenn ja: gönne es ihm - ich kann es ihm geben." Die machte einen Schritt rückwärts, hielt den Blick auf den Boden geheftet. "Du verstehst das nicht.", murmelte er. "Ich kann ihn nicht lieben. Er gibt mir keine Möglichkeit, schließlich habe ich genau genommen keine Ahnung, wer mein bester Freund eigentlich ist, nicht wahr? Du weißt wohl mehr über ihn, als ich es je tun werde. Aber das tut weh. Verdammt weh. Ich habe mich gefreut, als er von dir erzählte. Ich habe es wirklich versucht. Doch du... es ist nicht die Sache, dass er einen anderen Menschen liebt. Es ist das >Wer<. Du hast ihn nicht verdient. Und ihn dauernd unglücklich zu sehen, zu realisieren, wie oft er neben der Spur ist, die blauen Flecken an seinen Handgelenken... All das macht es unmöglich, mich noch zu freuen, geht das in deinen Kopf? Ist da irgendwo Platz zwischen dieser abstoßenden Selbstüberzeugung und dem Spott für andere?!" Toshiya musterte ihn schweigend. Es verging eine kleine Ewigkeit, bevor er sich erhob und Die auf die geöffnete Tür verwies. "Verlass augenblicklich meine Wohnung. Du kennst deinen Freund wirklich noch lange nicht. Also urteile nicht über Dinge, die du nicht verstehst." Die beiden wechselten einen erneuten Blick, ehe Die die Wohnung wortlos verließ. Toshiya sah ihm noch eine Weile nach, schüttelte den Kopf. "Idiot. Weiß nicht im Ansatz, warum Kyo wirklich dauernd die Fassung verliert, geschweige denn von seinen Problemen, aber macht mir Vorwürfe..." Der große Rothaarige hingegen trat durch die untere Eingangstür, stieß dabei auf einen weiteren bekannten Menschen. "Was machst du hier?", rutschte es ihm verwundert heraus. Ein Lächeln. "Ich war überrascht, dich zu Toshiya gehen zu sehen. Seid ihr gut miteinander befreundet?" Die verzog das Gesicht. "So würde ich mich nicht gerade ausdrücken... Was willst du von mir?" Shinyas Lächeln wurde sanfter. "Ich denke, es gibt da einige Dinge, über die du endlich unterrichtet werden solltest..." ~~ tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)