ageha no hane von abgemeldet (final motion uploaded) ================================================================================ Kapitel 3: frozen ----------------- Hey, gomen, dass ich mir wieder einmal so viel Zeit gelassen habe, ich weiß, ich bin eine lahme Schnecke im Hochladen ^^; Dafür hoffe ich aber, euch wird das 3. Kapitel frozen gefallen - viel Spaß beim Lesen ^____^ Tisara Chapter 3 - Frozen ~~ Er war tatsächlich erschienen. Etwas in dem Jungen machte einen mächtigen Satz. Trotzdem zwang er sich dazu, ruhig weiter den Waldweg entlang zu schlendern. Begleitet von einem Schwalbenschwanz, von seiner gewohnten Geräuschkulisse. Doch da war noch etwas. Er spürte innere Ruhe. Kyo fixierte Toshiya, der auf einem großen, zum Sitzen perfekt geeigneten Stein saß, ihn gelassen näher kommen sah. Sie musste von ihm ausgehen. Kyo kam zum Stillstand, zog die Hände aus den Jackentaschen, um sie kurz darauf unschlüssig wieder hineinzustecken. "Du warst noch lange unterwegs.", bemerkte Toshiya, rückte ein Stück beiseite, als wolle er Kyo bedeuten, sich zu ihm zu setzen. Der Jüngere folgte der Einladung zögerlich und antwortete: "Ja, mein Kumpel musste mich unbedingt noch in den nächsten Club schleifen." "Vorhin sagtest du Freund." Kyo runzelte irritiert die Stirn. "Ja. Wieso?" "Ich ging davon aus, er sei dein fester Freund." Er musste unglaublich blöd aus der Wäsche gesehen haben, da Toshiya plötzlich lachte. "Nein, um Himmels Willen, Die ist bloß... er ist mein bester Freund, aber.. nein.", begann Kyo, die Situation zu erklären. Toshiya musterte ihn belustigt. "Scheint, als hätte ich mit meiner Frage ein Tabuthema bei dir getroffen." Kyo entgegnete nichts. "Magst du denn überhaupt nicht von dir reden?" Eine leise Frage, direkt an seinem Ohr. Kyo zuckte unwillkürlich zusammen, sah unsicher in das Gesicht neben dem seinen. Sich endgültig zusammenreißend antwortete er: "Ich spreche nicht sehr oft von mir. Nicht mal gegenüber meinem besten Freund." Ein Blitzen in den helleren Augen. "Dann weiß ich, was ich mir als Ziel setzen kann." "Was genau meinst du?" "Ich werde dich zum Reden bringen. Bis ich alles von dir weiß, Kyo. Alles. ^.^ " Kyo lächelte ungläubig. "Das ist chancenlos.", prophezeite er. "Warte nur ab. Deine Lieblingsfarbe?" Kyo zog die linke Augenbraue mit schiefem Blick an. "Willst du mich verarschen?" Toshiyas Augen glitzerten erneut eigenartig. "Ich sagte alles.", wiederholte er mit seiner flüsternden Stimme, stupste mit dem Zeigefinger gegen Kyos Brust. "Und bis ich genau dorthin gekommen bin, werde ich den langen Umweg über die äußere Schicht nehmen." Wozu soll das gut sein? Was soll es dir bringen, meine Gedankenwelt zu erforschen...? "Also?" "Also was?" "Deine Lieblingsfarbe." Kyo verdrehte die Augen. "Schwarz." Toshiya grinste, es war das erste Mal, dass Kyo ihn dabei beobachten durfte. "Siehst du? Wir machen Fortschritte..." Kyo musste allen Ernstes Fragen beantworten, die jedem Mittelschüler lächerlich erschienen wären - dennoch tat er es ausnahmslos. Wurde es persönlich, umging er es zwar, mehr als vage Entgegnungen auszusprechen, damit aber gab Toshiya sich zufrieden. Der Schwalbenschwanz, der unermüdlich um sie herumflatterte, wurde ignoriert. "Toshiya.", unterbrach Kyo die Fragerei schließlich. "Ja?" "Werde ich das alles auch über dich erfahren?" "Kommt drauf an.", lächelte Toshiya daraufhin. "Du stellst mir Fragen zu jedem Thema, das dir in den Sinn kommt. Doch ich weiß immer noch nicht mehr als deinen Namen." Der Dunkelhaarige hob die Hand, um Kyo eine Haarsträhne zurückzustreichen, ließ dabei seine Finger durch das halblange Blondhaar fahren. "Musst du denn mehr wissen, um mir zu vertrauen?" "Es wäre töricht, nicht nach mehr Kenntnis zu verlangen.", murmelte Kyo, versuchte, sich nicht ablenken zu lassen durch Toshiyas Hand, die weiter mit seinen Haaren spielte. "Nun." Die Berührung brach ab. "Ich will dich nicht dazu zwingen, dich mit mir abzugeben." Toshiya erhob sich graziös. In jenem Augenblick verspürte Kyo den dringenden Wunsch, seine Worte zurückzunehmen, obgleich sie seiner Sicht der Dinge entsprachen. "So war das nicht gemeint.", sagte er, es klang bittend. Toshiya sah hinab in die flackernden Lichter des kleinen Blonden. "Ich verbringe meine Zeit mit dir, um dich kennen zu lernen. Wenn du mir aber nicht einmal das gestattest, frage ich mich, wofür ich das tue.", erklärte er mit einem undeutbaren Unterton. Es klang nicht verletzend, nicht böse, und doch versetzten Toshiyas Worte ihm einen Stich. Kyo senkte den Kopf, starrte auf seine Schuhe. "Ich bin kein Mensch, der gerne redet. Ich zeige niemandem, wer ich bin. Und das war nie anders. Was erwartest du von mir?", flüsterte er. Der Junge wusste selbst nicht, warum ihm der Gedanke, Toshiya nicht wieder zu sehen, ein solches Unbehagen bereitete, doch er wollte nicht zulassen, dass es dazu kam. Er konnte es einfach nicht. Toshiya hatte sich wieder gesetzt. Ein erleichterndes Gefühl. Eine lange Stille regierte die laue Spätsommernacht, lediglich durchbrochen von den natürlichen Geräuschen der Nacht. Kyo bemerkte nicht einmal, dass die Stimmen verstummt waren. "Ich heiße eigentlich Toshimasa Hara, werde allerdings schon seit Kindertagen Toshiya gerufen. Vor neunzehn Jahren in diese Welt getreten, inzwischen Student. Ich lebe im Stadtteil Ikebukuro in einer recht schönen Wohnung, allerdings noch nicht sehr lange. Du bist quasi der erste Mensch, mit dem ich hier in Tokyo in Kontakt getreten bin." Kyo sah ihn fragend an. Warum erzählt er mir auf einmal so viel von sich? Soll das ein Vertrauensbeweis sein? Merkwürdig. Trotzdem ich jetzt alltägliches über ihn weiß, hat er seine fremdartige Ausstrahlung nicht annähernd verloren... "Du siehst, mein Leben ist weder spannend noch außergewöhnlich." "Als ob meins das wäre..", brummte Kyo und stützte sein Gesicht in der Handfläche ab. "Das kann ich nicht beurteilen.", erwiderte Toshiya ruhig. "Was ich aber weiß, ist, dass du außergewöhnlich bist. Lass mich daran teilhaben." Wortlos hielt Kyo Toshiyas durchdringendem Blick stand. "Wie kannst du das beurteilen?" Toshiyas Nähe schien mit seinem erneuten Lächeln wieder intensiver zu werden. "Deine Augen sind ein Spiegel deiner Emotionen. Sieht man einmal hinein, will man es immer tun. Das macht dich besonders." Er sagte es mit einer derartigen Überzeugung und Selbstverständlichkeit, dass sich erneut dieses unbekannte Gefühl in Kyo breit machte, als fehlte ihm die Luft zum Atmen, gleichzeitig aber war zuviel davon vorhanden - ein Widerspruch in sich. Toshiya holte einen Zettel hervor, schrieb etwas auf. "Das ist meine Adresse. Solltest du einmal das Verlangen spüren, mich tagsüber zu sehen, komm einfach vorbei. Aber Vorsicht", er grinste ein wenig schräg, "im Tageslicht zieht meine ,Düster und Charmant' Nummer leider nicht." Kyo blickte hinab auf den weißen Zettel in seiner Hand, wieder auf zu seinem Gesprächspartner. "Das ist unmöglich.", widersprach er lächelnd. "Teste es aus.", schlug Toshiya vor und stand auf. "Ich beginne, müde zu werden. Hoffentlich bis bald." Er hob die Hand zum Gruß, ließ Kyo damit allein in der Dunkelheit zurück. Jener faltete den Zettel zwei Mal, steckte ihn in die linke Innentasche seiner Jacke. Ein Schatz, der niemandem außer ihm in die Hände fallen sollte... ~~ "Wo warst du?!" Kyos Augen weiteten sich. Kaum, dass er lautlos die Tür hinter sich geschlossen hatte, war die laute Stimme hinter ihm aufgetaucht. "Draußen?" Ein Mann mittleren Alters, vermutlich sein Vater, gab ein ärgerliches Geräusch von sich. "DRAUßEN, nein wirklich? Ich will wissen, WO du dich um drei Uhr morgens herumtreibst!" Kyo atmete innerlich tief durch, ehe er beherrscht antwortete: "Ich war erst mit Daisuke unterwegs, danach noch spazieren." "In Zukunft gehst du gefälligst tagsüber spazieren, nicht zu dieser unseligen Zeit, deine Mutter und ich haben uns riesige Sorgen gemacht!" "Entschuldige mal, es ist Wochenende und ich bin alt genug.", verteidigte Kyo sich und hängte seine Jacke auf. "Wo ist Mama?" "Sie liegt, es geht ihr wieder schlechter. Kein Wunder, wenn sie sich vor Sorge fast wahnsinnig macht." Kyos Herz sank weiter. "Gib mir nicht für alles die Schuld.", murmelte er tonlos und drückte die Türklinke zu seinem Zimmer herunter. "Ich bin noch nicht fertig, Tooru!" Kyo erstarrte in der Bewegung, schloss kurz die Augen, ehe er sich erneut herumdrehte. "Was denn noch?" "Gewöhne dir einen anderen Ton an, verstanden?" Ein ärgerliches Gesicht. "Deine Mutter ist krank, du weißt das sehr gut - und trotzdem lässt du dich nur zum Schlafen zu Hause blicken. Hältst du das für fair?!" Kyo fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht wahr ist." Seine Stimme war leise, wie immer, wenn er sich von seinem Vater in eine Diskussion verwickeln ließ. Sie klang kraftlos, schwach. "Was tust du denn schon für den Erhalt der Familie? Dich davonschleichen, wann immer sich die Gelegenheit bietet, eine wunderbare Unterstützung-" "HÖR AUF, klar? Dreh die Dinge verdammt noch mal nicht immer so, wie sie dir passen! Warum haue ich denn ab, sooft ich nur kann? Dank dieser wunderbaren Harmonie, die hier herrscht. Und wer ist für diese Harmonie verantwortlich? DU doch wohl!!" Es war einem Vulkanausbruch gleich aus ihm hervorgeströmt, doch im gleichen Moment bereute er es bereits. Eine schallende Ohrfeige war die Antwort. "Gewöhne dir endlich Respekt an, so lange du in meinem Hause lebst." Es waren die letzten Worte, die Kyo in dieser Nacht von ihm hörte, sein Vater wandte sich herum, verließ den Flur durch die Tür ins Schlafzimmer. Kyo schloss nun ebenfalls endlich die Zimmertür hinter sich, erst dann erlaubte er es sich, die Hand an seine brennende Wange zu heben. Es schmerzte nicht zu doll, dafür war der Schlag nicht heftig genug gewesen, doch die Tatsache, selbst im Erwachsenenalter noch Ohrfeigen von seinem Vater erdulden zu müssen, löste einen Schmerz aus, der viel schlimmer war. Er atmete wieder tief durch, biss sich fest auf die Unterlippe, um das Gefühl, das sich freikämpfen wollte, zu ersticken, es abzutöten. Vergiss es einfach. Ignorier ihn und denk an... Denk an Toshiya. ~~ Ein wissendes Lächeln. "Ich wusste, du würdest kommen." Toshiya trat aus dem Türrahmen, machte für Kyo somit den Eintritt in seine große Wohnung möglich. In der Tat wies das Apartment mehr Quadratmeter auf, als ein einzelner Student je benötigte, dennoch schien es nur passend, dass Toshiya in einer derartigen Wohnung lebte. Stilvoll eingerichtet, aber wenig persönlich - schön und doch in gewisser Weise unnahbar. Kyo setzte sich zögernd in die weichen Polster eines weißen Sofas, ein Kontrast zu Toshiyas Kleidung, die - wie auch sonst - von einem satten Schwarz war. Er musterte die Person, welche kurz darauf neben ihm saß, eingehend. "Was geht dir im Kopf herum?" "Du sagtest gestern Nacht...", begann Kyo, entschied sich dann jedoch für eine andere, deutlichere Formulierung, "Du bist im Tageslicht nicht weniger faszinierend als auch sonst." Toshiya wirkte milde überrascht. "Du empfindest meine Ausstrahlung als faszinierend?" Kyo protestierte: "Ich - habe nur kommentiert, was du selbst gestern Nacht...-" Toshiya lachte leise. "Iie, Kyo, ich sprach lediglich von düster und charmant, faszinierend habe ich als Umschreibung meiner Selbst nie genutzt." Er streckte seine Hand nach Kyo aus, streichelte vorsichtig seine Wange. Trotzdem verzog Kyo das Gesicht, im Nachhinein brannte die Ohrfeige mehr, als er sie des Nachts wahrgenommen hatte. Toshiya runzelte die Stirn, zog seine Hand zurück. "Was ist los?", verlangte er misstrauisch zu wissen. Kyo schüttelte den Kopf. "Nichts." Ein weiterer durchdringender Blick. Der Dunkelhaarige rutschte näher zu ihm hinüber, drehte Kyos Gesicht behutsam so, dass er seine linke Gesichtshälfte genau betrachten konnte. Ein kleiner Kratzer, wie durch einen Ring verursacht, war zu sehen, ebenso wirkte die Wange minimal geschwollen. Toshiyas Blick traf auf den Kyos. Der Ältere konnte nichts darin lesen, doch dies war ohnehin nicht nötig. "Wer war das?" "Was meinst du?" Toshiya machte seine Augen größer, nagelte Kyos Blick damit fest. "Ich besitze ein Auge fürs Detail. Deine Gesichtshälfte weist die Überreste einer Ohrfeige auf, die du gestern noch nicht hattest." Kyo seufzte frustriert, gab die Antwort jedoch weiter nicht preis. "Wer, Kyo?" "Es war nichts von Bedeutung, nur ein Streit. Kommt hin und wieder überall mal vor.", redete er die Angelegenheit herunter. Obwohl er den Namen seines Vaters nicht einmal hatte fallen lassen, verstand Toshiya nun, wovon der kleine Blonde sprach. Er streichelte weiter liebevoll die Wange. "Niemand hat das Recht, dich zu schlagen. Auch, wenn es in den besten Familien vorkommt. Merke dir das." "Es ist nicht schlimm, du musst mich nicht so mitleidig ansehen.", grummelte Kyo, mied dabei Toshiyas Blick. "Warum bist du hergekommen, wenn nicht, damit ich es bemerke?" Kyo spürte etwas Kaltes in sich aufsteigen. Stimmte es? War er tatsächlich zu Toshiya gegangen, um Verständnis und Mitleid zu erhalten, ohne es selbst zu bemerken? "Ich erwarte nicht, dass du mir von deinen Familienverhältnissen erzählst.", flüsterte Toshiya ihm nach einer Weile des Schweigens zu. "Ich möchte nur, dass du Wärme zulässt. Du bist viel zu kalt für dein Alter." Kalt? Kyo sah suchend eine Antwort in den anderen Augen. "Die Menschen erkalten im Laufe ihres Lebens. Sie stumpfen ab, kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viele Enttäuschungen und Rückschläge jeder einzelne Mensch in den Jahren einstecken muss. Aber du... mit deinen achtzehn Jahren solltest du nicht bereits halb erfroren sein, Kyo. Wenn du selbst nicht in der Lage bist, das zu ändern, lass zu, dass ein anderer dich wärmt." Toshiya griff nach seiner Hand, umschloss sie mit seiner eigenen. Ehe er etwas sagen konnte, spürte er, wie Kyos Aufmerksamkeit sich von ihm abwandte. Der Jüngere sah an ihm vorbei, hinein in das Wohnzimmer. Nicht jetzt. Verschwindet. Geht... Kyo rieb sich mit der zweiten Hand über die Stirn, fast in der Hoffnung, die Stimmen damit vertreiben zu können. Doch sie schwollen an, wurden lauter, blieben dabei aber wie immer zu undeutlich, um Worte dabei herauszuhören. "Kyo." Der Angesprochene sah wieder auf. "Geht es dir nicht gut? Du bist blass." "Es ist alles in Ordnung." Toshiya ließ seine Hand los, lächelte plötzlich. "Sieh nur, ein Schmetterling." Die schlanke Gestalt erhob sich, ging auf das flatternde Tier am Fenster zu. "Er muss sich hereinverirrt haben." In Kyos Magengegend stellte sich ein taubes Gefühl ein. Der Schwalbenschwanz. Selbst jetzt. Der Ältere öffnete das Fenster, ermöglichte dem Schmetterling so, die Wohnung zu verlassen. Kyos Beherrschung hingegen bröckelte kaum merklich. Wann werden sie mich endlich in Ruhe lassen...? ~~ Einige Stunden später, die Dunkelheit war inzwischen hereingebrochen. Toshiyas Vorschlag, sich einen seiner zahlreichen Filme anzusehen, hatte Kyo dankend angenommen. Der Streifen, eine Art Drama, war wirklich interessant, doch die Müdigkeit der vielen durchwachten Nächte nahm im Laufe der Zeit Überhand über Kyos Wachzustand. So kam es, dass Toshiya, nachdem er den Film abschaltete, den Blick auf einen Schlafenden hatte. Der junge Mann lächelte nachsichtig, beugte sich zu Kyo hinüber, strich vorsichtig über den Blondschopf. "He..", flüsterte er behutsam. "Wach auf, Kyo." Ein Knurren, das Toshiyas Lächeln in ein verzücktes Grinsen verwandelte. Er tätschelte leicht Kyos rechte Wange, weckte ihn damit endgültig auf. Die zwei braunen Augen starrten ihn eine Sekunde lang verwirrt an. Dunkelheit, nur Toshiyas Gesicht... Nani? "Gut geschlafen?" Kyo setzte sich in seiner Couchecke auf und gähnte leise. "Gomen, eingepennt...", nuschelte er. "Macht doch nichts." Toshiya schaltete die Deckenbeleuchtung wieder ein. "Man sollte dann schlafen, wenn man müde ist. Außerdem ist es ein zu süßer Anblick, dich schlafend zu sehen. Wie ein kleines Kind..." "...." Kyo sah ihn beleidigt an, verschränkte trotzig die Arme vor dem Körper. "Was habt ihr nur alle mit eurem süß? Die behauptet das auch ständig.", murrte er. Toshiya setzte sich wieder zu ihm, versuchte zu erklären: "Nun ja, sieh dich doch nur an." "Toll.", brummte Kyo. "Da gibt es nicht viel zu sehen. Gewöhnliches Gesicht, dummer Blick." "Kyo!", lachte Toshiya entsetzt. "Sei doch nicht so grauenhaft selbstkritisch." Er strich dem Jüngeren eine Haarsträhne aus der Stirn. "Du hast wunderschöne, braune Augen. Deine Lippen sind so voll, dass jedes Mädchen neidisch werden könnte. Und deine Wangenknochen sind nicht so hoch, sodass dein Gesicht nicht so knochig wirkt wie bei anderen Menschen, die so zierlich sind. Du bist wirklich sehr attraktiv, glaube mir." Kyo verzog das eben beschriebene Gesicht genervt. "Ich habe ein Pausbackengesicht." "Nicht doch." "Und alle hängen mir an, ich sei niedlich - nur, weil ich ein wenig klein geraten bin. Da kann ich mir meine Muskeln auch sonst wo hinstecken, ich geh ja doch bloß als süß durch." Toshiya hob belustigt über Kyos Meutereien die Augenbrauen an. "Muskeln? Wo? Die musst du schon zeigen, sieht so doch keiner..." Kyo verschränkte unwillkürlich die Arme vor dem Körper, bevor dieser Sonderling neben ihm noch auf die Idee kam, seine Bauchmuskeln begutachten zu wollen. "Ich mache das für mein eigenes Selbstwertgefühl.", erkannte er bestimmt. "Zeig schon." "Vergiss es, glaubst du, ich ziehe mich für dich aus?" Toshiya grinste mit einem Mal gefährlich. "Das verlangt niemand von dir." Er beugte sich zu Kyo hinüber und hob demonstrativ den Ausschnitt seiner Bluse an, um hineinzulinsen. "HEY!" Kyo rückte weiter zurück, befreite seine Kleidung aus Toshiyas Händen. Dieser zuckte mit den Schultern. "Bei dem Bauch brauchst du dich nun wirklich nicht anstellen...", stellte er anerkennend fest, ließ das Thema daraufhin jedoch fallen. "Willst du etwas trinken?" Kyo sah auf die Uhr des DVD-Players. "Iie, ich gehe besser." "Es ist erst zehn.", wunderte sich Toshiya. "Ich muss morgen früh los zur Schule." "Steht ein harter Tag an?" Kyo überlegte. "Nicht so sehr, morgen fällt der Nachmittagsunterricht aus... Wieso?" Toshiya lächelte. "Reines Interesse an deinem Leben. Alles, vergiss das nicht.. ^.~ " Kyo schüttelte fassungslos den Kopf und folgte dem Dunkelhaarigen zur Tür. "Schlaf gut, Kyo-kun.", flüsterte jener im Türrahmen. Kyo nickte und erwiderte den Gruß, wollte damit gehen. Als Toshiya ihn beim Handgelenk packte und zurückzog, spürte er sein Herz einen Augenblick aussetzen - da hielt der Größere seine Tasche hoch. "Die hast du vergessen." Erleichterung. Oder war es Enttäuschung? Kyo wusste es nicht, nahm daher schnell die Tasche entgegen und stieg in den Aufzug. Toshiya sah ihm nach, bis die schweren Stahltüren sich schlossen, kehrte dann erst lächelnd zurück in seine hell erleuchtete Wohnung. ~~ tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)