You betrayed me... - But you'll pay the price... von Venka ================================================================================ Kapitel 29: Flying with the wind... ----------------------------------- So... Jetzt auch mal hier wieder ein Update! Have fun! ----------- 29 Rückblende: Gedankenverloren blickte Chaud dem davongehenden grauhaarigen Navi nach, während dieser die Recovery-Kammer verließ. In diesem Moment war das schmale Band, was sie noch miteinander verbunden hatte, endgültig zerrissen. Protoman hatte deutlich gemacht, dass er nicht zurückkommen würde; er war frei und kam allein zurecht, zumindest hatte er das von sich behauptet. Der Weißhaarige senkte den Kopf kurz, wandte sich dann aber seinem bewusstlosen Navi zu. Es war Zeit, die Ära Protoman in seinen Gedanken abzuschließen. Jetzt war es Breakman, der seiner Aufmerksamkeit bedurfte. Und der Zwilling seines ehemaligen Navis erforderte wesentlich mehr Aufmerksamkeit, als es bei dem Grauhaarigen der Fall gewesen war. Ihn noch einmal zum Berserker werden zu lassen, wollte und konnte Chaud nicht zulassen, denn gerade das hatte der Rothaarige nach seiner Heldentat am wenigsten verdient. Die Augen des Weißhaarigen tasteten jeden Zentimeter des langsam heilenden Körpers ab und er konnte die aufsteigenden Freudentränen nicht mehr unterdrücken, als Breakmans Hand schließlich leicht zuckte und der weiße Navi zaghaft seine grünen Augen öffnete. Langsam drehte er den Kopf in die Richtung, in der er die Anwesenheit seines NetOps spüren konnte. „Chaud...?“ fragte er leise und mit deutlich brüchiger Stimme. „Ja... - Ganz ruhig... - Ich bin bei dir...“ „Wo... - Wo bin ich...?“ „In den Cylabs...“ gab der Gefragte zurück und man konnte deutlich hören, dass er Mühe hatte, seine zitternde Stimme zu kontrollieren. „Was ist passiert...?“ Chaud lächelte leicht. „Du hast es geschafft... - Du hast das Vieh in die Hölle geschickt... - Dank dir geht es allen gut und das Internet ist wieder sicher...“ Breakmans Lippen verzogen sich zu einem warmen, aber aufgrund seiner Schmerzen leicht gequälten Lächeln. „Das war das mindeste, was ich tun konnte...“ Ein Nicken war die Antwort. „Und nun ruh dich aus... - Schließlich musst du gesund werden, damit du wieder nach Hause kommen kannst...“ sagte Chaud leise und fügte dann hinzu: „Wenn du denn wieder zu mir willst und das auch zuhause nennen kannst...“ Der rothaarige Navi nickte leicht. „Ja, sehr gern...“ Der kleine Weißhaarige schluchzte leise auf und drückte sich dann an seinen Navi. „Danke Breakman... - Danke...“ Fast 6 Wochen nach Breakmans Sieg über das Virus hatte noch immer niemand mitbekommen, dass Protoman sich mittlerweile bei Lan befand und sich dort ganz offenbar wohl fühlte. Und sowohl der Grauhaarige als auch sein neuer NetOp waren daran interessiert, dass jemand diese Umstände zum gegenwärtigen Zeitpunkt erfuhr. Doch es gab etwas, dass ihnen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen konnte und dieses Etwas hörte auf den Namen Sirius Polarstern. Megamans stolzer weißer Hengst war exakt auf den blauen Navi angepasst und somit konnte nach dessen Tod niemand mehr das Tier bändigen. Der Weiße ließ zudem niemanden auch nur in seine Nähe. Bis auf drei Ausnahmen: Breakman, Protoman und Forte, da alle drei Datenanteile von Megaman besaßen. Doch nur bei Protoman reagierte Polarstern so, dass er an seine Boxentür kam und zumindest nachschaute, wer da den Stall betreten hatte. Unglücklich schnaubend beobachtete der Weiße, wie Protoman seine schwarze Stute aufsattelte und diese dann aus dem Stall führte. „Na? Magst du mit?“ wollte Protoman mit sanfter Stimme wissen. Der weiße Hengst schnaubte, worauf ihm der Navi ein Halfter anlegte und ihn dann aus seiner Box holte. „Na komm! Ich nehm dich mit raus...“ murmelte er, bevor er in den Sattel seiner Stute kletterte und diese dann antraben ließ. Polarstern folgte der Schwarzen willig und die beiden Pferde verließen den Hof. Schnaubend galoppierten die beiden Pferde mit weiten Sätzen Seite an Seite über die Ebene. Polarsterns nach vorn gestellte Ohren zeigten deutlich, dass er den kleinen Ausflug ebenso genoss wie die schwarze Stute neben ihm. Man merkte dem Hengst deutlich an, dass er gern noch schneller gelaufen wäre, doch Feuerpfeil würde mit der hohen Geschwindigkeit des Weißen unmöglich mithalten können. Protoman stoppte die schwarze Stute schließlich und so kam auch der Weiße neben ihm zum Stehen. Sirius Polarstern sah mit gespitzten Ohren über die weite Ebene, fast so als wolle er sagen: Lass mich laufen; lass mich mit dem Wind fliegen... Der Grauhaarige strich dem schlanken Tier über den Kopf und erreichte zumindest, dass ihm Polarstern ein Ohr zudrehte. „Ich weiß, was du willst... - Aber das kann ich dir nicht geben... - Feuerpfeil ist nicht schnell genug um mit dir mitzuhalten und ich bezweifle, dass man mir noch einmal ein Motorrad anvertraut, nachdem ich insgesamt schon 4 Maschinen vollkommen zerlegt habe... - Wenn ich dich reiten könnte, dann wäre das was anderes... – Dann könntest du laufen so viel wie du wolltest...“ murmelte er, erreichte aber nur ein unwilliges Kopfschütteln. Protoman war sich sicher, dass ihn das intelligente Tier verstanden hatte. Die Geste, mit der es auf seine kleine Rede geantwortet hatte, war jedoch ebenso eindeutig. Polarstern war und blieb Megamans Pferd und so wie es im Moment aussah, würde er sich (von = weg) niemals von jemandem außer dem blauen Navi reiten lassen. Gedankenverloren stand Protoman ein paar Tage später am Koppelzaun der in der Nähe von NetCity angelegten Stallungsanlagen, und sah in den virtuellen Nebel zu den verschwommenen Umrissen der Pferden hinüber. Mittlerweile war die Stadt im Internet soweit an die Menschenwelt angepasst, dass es nun auch abends dunkel wurde; es war alles getan worden um den Navis, die nun auch die reale Welt besuchen konnten ihr virtuelles Zuhause so real wie möglich zu gestalten. Doch der Grauhaarige war nicht ohne Grund so früh zu den Stallungen gekommen; für das, was er vorhatte, benötigte er Ruhe und die war tagsüber hier nur schwer zu finden. Und Zuschauer konnte er für die geplante Aktion so gar nicht gebrauchen. Heute, hatte er sich vorgenommen, würde er versuchen, was er sich bisher nicht gewagt hatte: Er würde Sirius Polarstern, Megamans stolzen weißen Hengst, reiten. Niemand hatte sich seit der Vernichtung des blauen Navi an das temperamentvolle Tier mit der Absicht ihn zu reiten herangetraut und angeblich waren Pferde, die für einen bestimmten Navi geschaffen worden waren, für jeden Anderen unreitbar. Zumindest hieß es das... Aber darin, Leuten das Gegenteil von ihren Behauptungen zu beweisen, hatte Protoman mittlerweile mehr als genug Übung. Seufzend stieß er sich vom Zaun ab und betrat nur kurz darauf den Stall. Wie er es erwartet hatte, blickte Polarstern mit gespitzten Ohren über die Boxentür, zog sich aber sofort zurück, als er sah, das nicht Megaman den Stall betreten hatte. Trotzdem drehte er sich neugierig wieder um, als Protoman vor seiner Boxentür stehen blieb; er war es schließlich gewohnt, dass ihn der Grauhaarige jeden Tag aufs Neue mit hinausnahm. „Na Hübscher?“ fragte der Grauhaarige mit sanfter Stimme, was das Tier dazu bewegte näher an ihn heranzukommen und an ihm zu wittern. „Willst du raus? Willst du laufen?“ Ein leises Schnauben war die Antwort. Protoman öffnete die Boxentür und griff nach dem Halfter des Hengstes. „Na dann komm...“ murmelte er und führte das Tier dann zum Sattelplatz, wo er ihm selbigen dann auch auflegte, ihn aufzäumte und dann mit ihm weiter bis zur Rennbahn ging. Die Bahn war in dichtem Nebel versunken und man konnte die großen Tribünen nur schemenhaft erkennen. „Na dann mal los...“ Und mit diesen Worten kletterte er auf den Zaun und ließ sich in den leichten Rennsattel des Hengstes gleiten. Kaum dass er allerdings saß, schaltete in Polarsterns Kopf etwas quer und er legte die Ohren zurück. Protoman hatte kaum die Füße in den Steigbügeln, als der Tanz auch schon losging. Der weiße Hengst stand in sekundenschnelle auf den Hinterhufen und versuchte, das lästige Gewicht von seinem Rücken herunter zu bekommen. Als das nicht klappte, ließ er sich nach vorn fallen, buckelte und keilte kräftig aus. Das genügte, um Protoman aus dem Gleichgewicht zu bringen. Krachend landete der Navi auf dem Rücken im künstlichen Gras der Rennbahn. Mit zusammen gebissenen Zähnen richtete er sich wieder auf. „Auh...“ zischte er, bevor er den Hengst anblickte, der, als könne er kein Wässerchen trüben, vor ihm stand und ihn mit gespitzten Ohren ansah. „Das tut weh, weißt du das?“ wollte er wissen, während er sich aufrappelte, den Hengst am Zügel zum Zaun führte und erneut aufsaß. Unwilliges Schnauben war die Antwort, bevor sich der Weiße mit aller Kraft seitlich an den Zaun warf, einmal kurz stieg und seinen Reiter wieder im Gras absetzte. Hoch erhobenen Kopfes trabte das Pferd um den Navi herum, blieb vor ihm stehen und sah ihn an. „Was soll das? Ich will dir doch nichts tun... – Aber du willst mich nicht auf deinem Rücken, ? weil ich nicht Megaman bin... – Ich kann dich ja verstehen... – Er fehlt mir ja auch... – Aber siehst du das?“ fragte er mit sanfter Stimme und deutete auf seine Brust, worauf das Pferd mit der Nase an das Symbol stieß und den Navi dann mit straff gespitzten Ohren aus seinen klaren dunklen Augen ansah. „Na? – Darf ich’s jetzt noch mal versuchen?“ Polarstern schnaubte und blickte über den die Rennbahn begrenzenden Zaun auf die weiten, im Nebel verhangenen, Ebenen hinaus. „OK... – Ich verstehe...“ Vorsichtig unternahm der Grauhaarige noch einen weiteren Versuch, auf den Rücken des Hengstes zu klettern. Erneut bäumte sich Polarstern auf, doch diesmal war der Navi auf seinem Rücken vorbereitet. Er lehnte sich nach vorn auf den Hals des Pferdes, schlug ihm mit der Hand einmal kurz und kräftig auf die Hinterhand und rief: „Lauf! Lauf so schnell du kannst! Tob dich aus!“ Von dem plötzlichen Treffer auf seiner Hinterhand erschrocken, machte der Hengst einen Satz nach vorn, zog die Hinterbeine nach und katapultierte sich nach vorn, während seine Vorderbeine ausgriffen. Protoman konnte fühlen, wie sich das kräftige Tier streckte. Aus den anfänglichen holprigen Hopsern wurden schnell kraftvolle Galoppsprünge, die sich immer weiter streckten, je mehr Weg der Hengst zurücklegte. Der Navi auf seinem Rücken ging aus dem Sattel um das Tier, dessen weite Sätze die Bahnmeter förmlich zu fressen schienen, nicht unnötig zu belasten. Die silberweiße Mähne schlug ihm ins Gesicht, der weiße Schweif, der wie eine weiße Flamme hinter dem schnell galoppierenden Tier her wehte, wirkte wie eine Verlängerung der Haare des Reiters. Polarstern wieherte schrill, als er in den oberen Bogen der Bahn hinein und von da aus durch das offene Tor auf die weiten Ebenen hinaus galoppierte, wo er seinen Galopptakt noch einmal beschleunigte. Protoman stockte über das angeschlagene Tempo erst einmal der Atem, dann jedoch kauerte er sich einem Jockey gleich in die Steigbügel. Er wusste, dass er den Hengst nicht würde zum Stehen bekommen, bis der sich nicht ausgetobt hatte. So lange hieß es oben bleiben und den Ritt genießen. Kaum dass seine Hufe das Cybergras berührten, schienen dem schneeweißen Hengst förmlich Flügel zu wachsen. Er flog förmlich über die Ebene und Protoman spürte, wie sich das kraftvolle Tier mit jeder Bewegung mehr und mehr auf ihn einstellte. Polarstern schien zu spüren, dass sein Herr und der jetzt auf seinem Rücken sitzende Navi zu einem einzigen verschmolzen waren und das derjenige, der jetzt auf seinem Rücken saß, darauf bedacht war, ihm genau so zu helfen, wie er es im Gegenzug erwartete. Als Protoman ihn sanft zurücknahm, reagierte er zunächst unwillig, fügte sich aber rasch und wechselte von Galopp auf Trab und ging dann zum Schritt über. Der Grauhaarige klopfte ihm sanft den Hals und stoppte das Tier dann mitten im Nirgendwo. Polarstern blieb stehen, sein Körper regungslos wie eine Statue aus weißem Marmor. „Du bist ein wundervolles Pferd, Sternchen...“ tönte die Stimme seines Reiters sanft und die Ohren des Weißen stellten sich zurück um den lobenden Worten zu lauschen. „Ich danke dir, dass ich dich reiten durfte...“ Polarstern schnaubte sanft und senkte den Kopf zur Bestätigung. Protoman richtete sich im Sattel auf. „Lauf, weißer Stern. – Tob dich aus...“ Den sanften Worten folgend, stieg der Hengst sacht und galoppierte dann erneut an. Er war zwar unter der Kontrolle seines Reiters, aber dennoch frei wie der künstlich erzeugte Wind, der seinen Körper umspielte. Einen langen Galopp später blieb der Hengst schließlich auf einer Anhöhe unweit der Stadt stehen und blickte mit gespitzten Ohren zu den unter ihm liegenden Stallungen. Er schnaubte und schlug dann einmal heftig mit dem Kopf um seinen Reiter zu einer kleinen Aufmerksamkeit zu animieren. Protoman lächelte und klopfte dem schlanken Tier den kraftvollen Hals. „Du bist einfach nur klasse... - Ich habe immer gedacht, dass ich solch einen Kick nur auf einem schnellen Motorrad erleben kann... - Und jetzt so was... - Wahnsinn...“ flüsterte er, während ihm der Hengst aufmerksam ein Ohr zudrehte. „Was hältst du davon? - Wollen wir das jetzt jeden Morgen machen, mein Freund?“ Ein Schnauben war die Antwort. „Ich werte das mal als ja...“ Wieder schnaubte der Weiße und schlug wie zur Bestätigung einmal mit dem Kopf. „Gut, also abgemacht... - Na los... - Lass uns zu den Stallungen zurückkehren...“ sagte Protoman leise und drückte dem Pferd sanft die Fersen in die Flanken. Polarstern folgte der Aufforderung seines Reiters augenblicklich; er verfiel in einen leichten Trab und stapfte mit weiten Schritten die Anhöhe hinunter und dann über die Wiese zurück zu den Stallungen. Fast zwei Wochen gelang es dem grauhaarigen Navi sogar seinem NetOp gegenüber zu verbergen, was er zu diesen frühen Morgenstunden veranstaltete. Lan war ohnehin ein Langschläfer und bekam die Eskapaden seines neuen Navi nie wirklich mit. Dies jedoch kam Protoman zu Gute und er bekam Polarstern in dieser Zeit vollkommen in den Griff. Der weiße Hengst folgte seinem neuen Herrn schließlich so, als wäre er für ihn programmiert worden. Dann jedoch kam das unvermeidliche schließlich doch. Während Protoman sein Morgentraining mit Polarstern absolvierte, herrschte Hochbetrieb an den sonst so ruhig daliegenden Stallanlagen. Trotz der frühen Stunde hatten sich bereits einige NetNavi an den Stallungen eingefunden. Auch einige NetOps waren dabei, so auch Yai, die den Anderen unbedingt das von ihrem Vater für Glide spezialprogrammierte Pferd zeigen wollte, dass derzeit den Rekord auf der Galoppbahn hielt. „Ich verstehe das nicht...“ stellte Roll fest. „Seine Maschine ist hier, er nirgends zu entdecken und Feuerpfeil ist auf der Koppel...“ Breakman zuckte mit den Schultern. „Du kennst ihn doch... – Der taucht schon wieder auf...“ „Was machen wir heute eigentlich?“ wollte Forte wissen. „Unseren NetOps was bieten?“ „Willst du ne Quadrille reiten?“ wollte Diamond wissen. „Eine was?“ „Hohe Schule der Dressur, Herzblatt...“ gab Serenade zurück. Forte verzog das Gesicht. „Lieber nicht, das geht 100% schief...“ „Sehe ich auch so...“ Roll grinste Breakman an. „Sieh an, du gibst zu, dass du was nicht kannst?“ „Klar...“ gab der Angesprochene gleichmütig zurück. „Ich kann ja nicht alles können, nicht? Dressur hat was mit Selbstbeherrschung zu tun und an meiner arbeite ich gerade... – Ich geh dann schon mal auf die normale Reitbahn und wärm Blitz auf.“ Und mit diesen Worten griff er seinen Hengst an den Zügeln und führte ihn aus dem Stall. Unwillig schnaubend folgte ihm der Graue. Leicht irritiert sahen ihm die anderen nach. „Sieh an... – Er lernt...“ murmelte Forte schließlich, bevor die anderen dem Rothaarigen schließlich aus dem Stall zur Reitbahn folgten. Inzwischen hatte auch Protoman die Rennbahn verlassen und war von Polarstern auf Blackstar Feuerpfeil umgestiegen. Der Weiße hatte sich ausgetobt und streunte jetzt in aller Seelenruhe über die digitale Weide, während die schwarze Stute zur Bahnarbeit herangezogen wurde. Ihre Ohren spielten und sie kaute nervös auf der Trense, ließ sich aber dennoch halbwegs willig auf den Hufschlagfiguren führen. Hin und wieder blieb sie jedoch stehen und sah sich suchend nach ihrem weißen Weidenkameraden um. Breakman, der nur kurze Zeit nach Protoman den Übungsplatz erreichte, blieb überrascht stehen, als er sah, was auf eben diesem Platz vor sich ging. Der Grauhaarige bemerkte seinen Zwilling, ließ die Stute antraben und dirigierte sie in die Mitte des Platzes, wo er sie dann zum Stehen brachte, woraufhin Breakman den Platz betreten konnte. Feuerpfeils Ohren waren straff gespitzt und ihr Kopf hoch erhoben, als sie Blitz beim Näherkommen beobachtete. Der Dunkelgraue wiederum war noch zu verschlafen um auf die vor ihm posierende Stute zu reagieren. Er hob kurz den Kopf und blickte sie an, tat aber ansonsten nicht dergleichen. „Was ist denn mit dem los?“ wollte Protoman wissen. „Müde... – Aber besser wäre wohl die Frage, was du um die Uhrzeit auf Feuerpfeils Rücken machst...“ „Ich reite sie...“ „Ja, das sehe ich... – Aber warum um die Uhrzeit?“ „Weil ihr und mir langweilig war...“ gab Protoman zurück, woraufhin Feuerpfeil den Kopf aufwarf. „Ist gut Hübsche, ich hab dich nicht vergessen... – Na los!“ Die schwarze Stute schnaubte und trabte in immer größer werdenden Kreisen um Breakman, bis sie sich wieder auf dem Zirkel befand. „Na was ist?“ wandte sich Protoman wieder an seinen Zwilling. „Ich denke du wolltest reiten?“ „Wollte ich das?“ „Sonst wärst du wohl kaum mit einem gesattelten Pferd auf den Reitplatz gekommen...“ „Ich könnte ihn longieren wollen...“ „Wo ist die Longe?“ „Schon gut...“ murmelte der Angesprochene und kletterte in den Sattel seines Pferdes. „Weißt du schon das neueste?“ wollte er wissen, während er sein Pferd im Schritt auf den Hufschlag dirigierte. „Nein?“ „Glide hat jetzt auch ein Pferd... – Wohl ein absolutes Rennass... – Spezialprogrammierung, weißt du? – Yai hat uns den ganzen Weg vom Portal bis hierher von dem Tier vorgeschwärmt... – Classic Flyer heißt es und es soll wohl gerade den Bahnrekord hier halten...“ „Interessant...“ „Sie wird’s wohl dann mit hier her bringen, aber das Tierchen hat wohl auch noch n Privatstall hier und deshalb konnten wir den Lobeshymnen entgehen...“ sagte er, bevor er das Gesicht verzog. „Och Mann! Wach doch mal auf du Pferd du!“ „Sollen wir euch ziehen?“ „Nein, danke! Wir kommen alleine klar!“ war die bissige Rückantwort, doch Breakmans Gesichtsausdruck zeigte, dass er es Protoman gegenüber nicht ernst gemeint hatte. Protoman grinste, nahm die Zügel kürzer und gab der Stute die Aufforderung zum Galopp. Fast im selben Augenblick wie diese angaloppierte, wurden die Stimmen der anderen Navi sowie der NetOps hörbar. Der Grauhaarige musste in sich hineingrinsen. Yais Stimme, die den Hengst Classic Flyer in den höchsten Tönen lobte, war nicht zu überhören. Serenades dezent genervtes: „Reitplatz Tor frei?“ unterbrach das Mädchen endlich und alle, bis auf die Unterbrochene, schienen damit ganz zufrieden zu sein. „Tor ist frei!“ antwortete Breakman und das Tor wurde aufgeschoben. Serenade, die den Reitplatz als erste betrat, schien sichtlich froh zu sein, dem Redeschwall entkommen zu sein. So schenkte sie der auf dem unteren Teil des Reitplatzes auf dem Zirkel galoppierenden Feuerpfeil zunächst keine Beachtung. „Was machen wir jetzt?“ wollte Iceman wissen. „Reitstunde!“ witzelte Diamond. „Alle reiten hintereinander! Und der Beste reitet vornweg!“ „In erster Linie würde ich mal den äußeren Hufschlag für die schnelleren frei machen...“ gab Breakman ernst zurück. „Wir wärmen uns doch erst auf, da reitet doch keiner schneller als Schritt...“ entgegnete Glide. „Aber vielleicht sind wir Langschläfer nicht die einzigen hier auf dem Reitplatz! Und...“ „Lass gut sein, Breakman! Wir gehen innen vorbei!“ Noch bevor Breakman noch dazu kam, etwas zu sagen, oder die anderen zu einer Reaktion fähig waren, scherte Feuerpfeil vom äußeren Hufschlag aus und galoppierte auf der Innenlinie an der Gruppe vorbei, bevor sie vor Classic Flyer wieder auf die Hufschlagslinie wechselte, ihren Weg unbeirrt bis zum nächsten Hufschlagpunkt fortsetzte, dort in den Trab wechselte und auf die Mittellinie abbog, die sie mit langen ausgreifenden Schritten entlang trabte. Rolls Augen waren mit einem Schlag groß wie Suppenteller. Protoman und Dressur? – Das war wie Ostern und Weihnachten an einen Tag. „Diamond...“ tönte es aus einer anderen Richtung. Das Navi-Mädchen wandte Elecman ihren Blick zu. „Was ist?“ „Der Beste reitet vornweg oder wie war das grade?“ „Das war eigentlich nur ein Witz...“ Unterdessen durften sich die NetOps immer noch Yais Lobrede über den nussbraunen Hengst anhören. „Polarstern wäre schnell genug um es deinem Pferdchen zu zeigen!“ murrte Lan ungehalten. „Nur ohne Reiter kann er das leider nicht beweisen...“ fügte er leise hinzu. Yai legte den Kopf schief. „Das ist schade... – Ich bin mir sicher, Flyer hätte Polarstern locker besiegt... – Jedenfalls werde ich Glide nachher mit ihm auf die Bahn gehen lassen... – Nur damit ihr seht, dass ich euch nicht angelogen habe...“ Ms. Mari unterdrückte ein Gähnen. „Als ob sich das einer getraut hätte...“ murmelte sie. „Und Polarstern wäre doch schneller...“ murrte Lan, als Protoman seine schwarze Stute etwas abseits von den anderen bei seinem neuen NetOp stoppte. „Was ist los? Du machst so einen auf down...“ „Yai...“ brummte der Junge nur. „Nervt sie?“ „Ja... – Mit diesem blöden Pferd!“ Protomans Augen folgten dem herrlichen Tier beim aufwärmen. „Gibt daran nichts auszusetzen... – Wo liegt ihr Problem?“ „Nicht ihrs, meins... – Sie hält es für unbesiegbar und will uns nachher auf der Rennbahn beweisen, wie schnell das Tierchen ist...“ „Und?“ „Und? Vollblut gegen Vollblut! Ich könnte wetten, Polarstern wäre schneller!“ „Beweis es!“ tönte es von Yai, noch bevor Protoman zu einer Antwort kam. „Wie denn???“ fauchte Lan zurück, als Protoman absaß und seine Stute zum Reitplatztor führte. „Wo willst du denn hin?“ „Sie absatteln, sie hat genug gearbeitet...“ war die kurz angebundene Rückantwort. ‚Stimmt zwar nicht, aber egal...’ „Ich komm nachher zur Rennbahn nach, wenn ich Feuerpfeil auf die Koppel gebracht habe!“ rief er Lan noch zu. „Ich muss dieses Wunderpferd doch mit eigenen Augen laufen sehen!“ Verwirrt sah Lan seinem Navi hinterher. „Äh... – Ja, OK...“ Protoman grinste in sich hinein. Classic Flyer vs. Sirius Polarstern... Das würde eine schöne Überraschung werden. In zweierlei Hinsicht... --- Mahado meinte, man könne das Chappi auch "Proto der Pferdeflüsterer" nennen. Ja, kann hinkommen ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)