Mein wunderschöner Quälgeist von Blackmage ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 Ein recht normaler Arbeitstag Oder... Wie mich ein Quälgeist zum ersten Mal in meinem Beruf total verwirrte und ich an einer schrecklichen Betriebsweihnachtsfeier teilnehmen musste. Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker um sieben Uhr. Ich hatte an diesem Tag Frühschicht im Museum. Ich stand auf, duschte mich schnell, zog mich an. Während ich Frühstückte fiel mir ein, dass an diesem Abend ja die Weihnachtsfeier für die Angestellten des Museums war, an der ich leider teilnehmen musste. Ich verstand nicht, welchen Sinn es haben sollte, mit Arbeitskollegen Weihnachten zu feiern. Ich hatte es bisher erfolgreich vermieden mit meinen Arbeitskollegen in nähern Kontakt zu kommen, doch durch das Weihnachtsfest war ich gezwungen einen Abend mit ihnen auf einer lächerlichen Party zu verbringen. Mit einem Seufzen stand ich auf, stellte das Geschirr in den Abwasch und packte meine Uniform, sowie ein kleines Mittagessen für die Pause in eine Tasche. Danach zog ich meinen Mantel an und verließ die Wohnung. Unten im Hausgang sah ich nach, ob weitere unliebsame Post gekommen war, doch dieses mal verschonte mich der Postbote, zumindest am Morgen. Am Schwarzen Brett des Hauses hing das lachende Gesicht von Santa Claus und wünschte jedem Vorbeikommenden ein frohes Fest. Wahrscheinlich hatte der Vermieter ihn wieder aufgehängt, so wie jedes Jahr. Neben den paar Grüßen und Karten zu Ostern und weiteren Feiertagen, war das, zusammen mit den monatlichen Mietbeträgen auf seinem Konto so ziemlich der einzige Kontakt, den er mit den Mietern pflegte. Er kam auch selten vorbei, ließ das Meiste einfach den Hausmeister erledigen. Die Fahrt mit der U-Bahn war wieder unerträglich. London am Morgen ist wie ein Ameisenhaufen wenn Gefahr droht. So viele Menschen sieht man selten auf einem Haufen. Von der Station zum London Museum war es ein kurzer Fußmarsch, doch der hohe Schnee und der kalte Wind machten selbst den kleinen Weg zu einer Qual. Als ich ankam klärte mich Derens zuerst über meinen Bereich auf. Meine Schicht wurde geändert. Statt dem Viktoranischen England durfte ich Heute den Jack The Ripper Bereich übernehmen. Eine Klasse von Collegestundenten würde diesen Vormittag kommen und Derens teilte mir grinsend mit, dass das kalte Flair dieses Themas durch meine kalte Art gut rüberkommen würde. Ich zwang mit ein Lächeln ab und verschwand dann in die Personalräume, um mich umzuziehen. Jack the Ripper, ich bin mir sicher, dass die Menschen, die sich für dieses Thema ach so brennend interessieren, dies nicht aus historischem Interesse tun, sondern nur um ihre schwarze Ader zu befriedigen. Nachdem ich mich umgezogen hatte machte ich mich auf den Weg zum Jack the Ripper Bereich. Dieser Bereich des Museums war, passend zum Thema, extrem düster gestaltet. Man hatte versucht, die Atmosphäre von Whitechapel vor ungefähr 150 Jahren einzufangen, düstere, neblige Gassen, schmutzige Straßen, alles was zu einem vorzeige Armenviertel gehört. Der Jack the Ripper Themenbereich war in drei Abschnitte gegliedert: Der erste Abschnitt befasste mit den Opfern, der zweite mit möglichen Verdächtigen und der dritte behandelte das Thema der so genannten "Königlichen Verschwörung." Der Opferbereich enthielt viele anschauliche Fotos der Leichen und die Autopsieberichte der Ärzte, die die Leichen untersucht hatten, eine vollkommene Geschmacklosigkeit. Um elf Uhr trafen die Studenten des South Chelesa College ein und wurden von mir in Empfang genommen. Gelangweilt, aber darauf bedacht, es nicht zu zeigen, spulte ich zuerst mein Begrüßungsprogramm herunter und begann schließlich meine Führung. Die Studentengruppe war recht klein, vermutlich ein Kurs aus einer höheren Stufe. Es waren in etwa gleich viele junge Männer und Damen in dem Kurs, welche, trotz des relativ hohen Alters, das natürliche Klischeeverhalten an den Tag legten. Die meisten Jungen besahen sich voller Eifer die Fotos und schienen geradezu erstaunt. Wahrscheinlich kamen sie sich wie in einem interaktiven Splatterfilm vor und warteten darauf, dass ich sie von Hinten mit ein paar Messern in der Hand zu Tode erschrecken würde, einfach nur der Unterhaltung wegen. Glücklicherweise bleib es mir erspart, solche Aktionen durchführen zu müssen. Im Gegensatz zum männlichen Teil des Kurses wagte der Großteil meines Weiblichen Publikums nicht einmal die Fotos aus der Nähe anzusehen. Auch meine Schilderungen schienen ihnen ans Herz zu gehen und es machte mir Spaß, einige Ausführungen blutrünstiger auszuschmücken, als ich es sonst tat. Die Grausamen Taten des Rippers rückten nur insofern in den Fordergrund, als das wir genauer auf die Opfer zu sprechen kommen würden. Da das Interesse vorläufig aber rein in die Unterhaltungsrichtung ging, bemühte auch ich mich kaum, das Schrecken und Grauen der Massenmorde authentisch rüberzubringen, es hätte sowieso kaum was gebracht obwohl die Morde des Rippers nicht einmal annähernd zum positiven Erstaunen, als eher zum Erschrecken anregen sollten... Aber die Welt war nun mal so gepolt. Vielmehr erschreckte mich dann die Frage einer jungen Dame, wie meine Haltung zu dem Rippermorden sei. Vorwitzig lächelte sie mir mit ihren geschminkten, glänzenden Lippen ins Gesicht und rückte mit der rechten Hand ein paar Haarsträhnen zurrecht. Ich wusste nicht, was diese Frage bringen sollte, doch immerhin war sie von einem anderen Schlag als die üblichen Fragen. - War die Klinge jetzt 15 oder 18 cm lang?- "Meiner Meinung nach sind diese Morde einfach das Werk eines Psychopaten, der Spaß am Töten hatte, aber das tut jetzt hier nichts zur Sache, sie wollen sich schließlich ein eigenes Bild zu den Morden machen und nicht meine Meinung dazu hören." Die Junge Frau erwiderte nichts auf meiner Antwort aber sie hatte noch immer dieses vorwitzige Lächeln im Gesicht. Im nächsten Abschnitt schien es als hätte man die gesamte Gruppe umgepolt. Fast alle männlichen Gruppenmitglieder sahen sich gelangweilt die Fotos er möglich Verdächtigen an und lauschten halbherzig meinem Bericht. Die weiblichen Teilnehmer schien es sehr zu interessieren, welche möglichen Tatverdächtigen es gab. Ich leierte weiter mein Wissen herunter und ermahnte einen der Studenten, als er sein Desinteresse in einem ausgiebigen Gähnen zur schau stellte. Er wurde pampig und beschimpfte mich als verrückte und verklemmte Museumsfotze ohne Verständnis, woraufhin ich ihn sofort aus dem Museum schmiss. Das Mädchen mit dem selbstgefälligen Grinsen lächelte mich weiterhin an. Sie machte mich nicht wirklich nervös, doch irgendwie war ihre Anwesenheit mir unangenehm. Nach der Führung entließ ich die Studenten mit der Erlaubnis, sich noch weiter im Jack the Ripper Bereich umsehen zu dürfen und natürlich würde auch ich für eventuelle Fragen noch bereitstehen. Zu meinem Leidwesen kam die grinsende Schülerin, die mich dauernd anstarrte zu mir und besah sich zuerst grinsend meine Uniform und dann mein kleines Namensschildchen an der linken Brust. "Nun, Frau... Ayanami, wie ist die Arbeit hier so im Museum?", fragte sie lächelnd und strich sich erneut einige Haarsträhnen zurück. Was für eine seltsame Frage... "Gut.", antwortete ich, halb gelogen und begann dann meine Streife, wie ich es nannte. Aufpassen, dass nichts kaputt gemacht wird. "Verdienen sie hier gut?" Wieder eine äußerst sinnlose Frage und ihr belustigter Unterton in ihrer Stimme nervte mich irgendwie. "Ja.", sagte ich nur. Ich ging weiter und sie führte ihre unnütze Fragerei fort. Ich blieb einsilbig und hoffte, sie dadurch abwimmeln zu können, doch es klappte nicht. "Sind sie nicht hier, um etwas über Jack the Ripper zu erfahren, Miss...?", fragte ich schließlich. "Rikku.", antwortete sie. Eine kurze, unangenehme Stille trat ein aber ich tat nichts um sie enden zu lassen. Ich hatte es mir schon vor langem abgewöhnt Redepausen durch irgendwelche belanglosen Fragen oder Aussagen zu füllen, sie machen einen lächerlich. "Was ist denn, wenn ich viel lieber etwas über sie erfahren möchte, Miss Ayanami?", fragte sie, natürlich grinsend, und warf mich zum ersten Mal seit Beginn meines Jobs aus der Bahn. "Miss Rikku, ich muss sie bitten solche Fragen zu unterlassen, wenn sie noch Fragen bezüglich Jack the Ripper haben stellen sie mir diese bitte, ansonsten bitte ich sie, mich nicht weiter bei meiner Arbeit zu stören." Für einen kurzen Augenblick huschte ein enttäuschter Ausdruck über ihr Gesicht, der jedoch sofort wieder durch ihr selbstgefälliges Grinsen ersetzt wurde. "Nun denn, Miss Ayanami, dann will ich sie nicht weiter stören, aber ich bin sicher wir werden uns wieder sehen." Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Jack the Ripper Bereich. Eine halbe Stunde später hatte ich Pause und zog mich in den Aufenthaltsraum für Angestellte zurück. Diese Rikku hatte mich ziemlich aus der Fassung gebracht, wieso wollte sie etwas über mich wissen. Die einzigen Mensch die sich bisher für mich interessiert hatten waren Gendo und Shinji gewesen. Anne kam herein und meinte ich säße da, wie ein nasser Sack. Ich ignorierte sie und knabberte an meinem Mittagessen herum. Kurz nach zwei Uhr nachmittags endete meine Schicht und ich fuhr nach Hause. Heute Abend würde die Weihnachtsfeier des Betriebes stattfinden und ich verspürte große Lust, einfach nicht hinzugehen. Die Schuld gab ich dieser Schülerin. Normalerweise ist das Verhältnis zwischen Besucher und Führungskraft ein distanziertes, doch das Mädchen, Rukku, hatte da scheinbar eine ganz andere Einstellung. Die Feier startet um halb neun, den Nachmittag hatte ich also frei und mir war langweilig. Ich packte einige Zeichenutensilien zusammen, stieg in mein Auto und fuhr etwas auswärts. Auf einem kleinen Hügel baute ich meine Staffelei auf und versuchte die Winterlandschaft zu malen, zumindest so gut ich konnte. Kalte Farben, weiß und helles Blau, dazu der Himmel mit gräulichen Wolken, aufgehellt durch eine dezent gelb scheinende Sonne. Je weiter man nach hinten sieht, desto blauer wird alles. Verblauung, ein Optisches Erlebnis und ich versuchte, es auf dem Bild mit einzufangen. Als mir Plötzlich die glänzenden Lippen und die blonden Haare der Schülerin ins Gedächtnis kamen setzte ich den Pinsel sofort ab und packte meine Sachen zusammen. Ich fühlte mich verärgert, doch scheinbar ohne Grund. Ich fuhr noch etwas weiter raus und setzte mich in ein kleines Gasthaus, wo ich einen Tee trank. Wieso verfolgte mich diese Schülerin in meinen Gedanken? Eine Person die ich nicht einmal richtig kannte, wie konnte das sein? Und vor allem, was sollten ihre letzten Worte? "Ich bin sicher wir werden uns bald wiedersehen." Während ich vom Fenster aus die Schneeflocken beobachtete, versuchte ich auf all diese Fragen eine Antwort zu finden doch es gelang mir nicht. Zwei Stunden später fuhr ich nach London zurück, in meiner Wohnung setzte ich mich etwas vor den Fernseher und versuchte mich abzulenken doch es war mir nicht möglich, das Gesicht dieses Mädchens aus meinen Gedanken zu verbannen. Das war einfach nur lächerlich! Ich ärgerte mich zutiefst über mein Verhalten. Meine über drei Jahre hinweg aufgebaute Sicherheit wurde durch eine kleine Rotznase einfach auseinander geschlagen. Ich vergrub mein Gesicht in der rechten Hand. Rotznase? "Himmel, die ist doch kaum jünger als ich gewesen...", redete ich irgendeine imaginäre Person an. Vielleicht war es ihr Alter, das meinem gleichen musste. Ich schätzte sie auf 17, wesentlich älter war ich auch nicht. Bei jüngeren hätte ich es für einen Scherz gehalten, bei älteren vielleicht für eine art Spiel, um mich aufzuziehen. Derens machte öfter anzügliche Bemerkungen über meinen Hintern und meinte, als ich ihn fragte weshalb er das tat, dass er es nicht wüsste. Vielleicht habe es mit seiner alten Fregatte zu Hause zu tun, lachte er, und er würde wohl nie aufhören können, mich derart zu belästigen. Bei ihm machte es mir allerdings nichts aus, es war gang und gebe, er war ein Mann Mitte 40, der einfach noch etwas Spaß wollte, ich hatte keine Probleme das zu akzeptieren. Ich versuchte Rikku aus meinem Kopf zu verbannen indem ich mir eine Garderobe für die Weihnachtsfeier zusammenstellte. Eine schwarze Hose aus feinem Stoff, edel geschnitten, dazu den passenden Blazer. Ich überlegte mir, eine weiße Bluse darunter zu tragen, verwarf den Gedanken allerdings und entschied mich für eine Hellblaue, um etwas Farbe hineinzubringen. Ich fürchtete, die anderen könnte ein schwarz weiß Outfit nur stören. Da ich keine Krawatten oder ähnliches hatte nahm ich einfach ein Weinrotes Tuch, zog es durch den Kragen der Bluse und band einen Knoten hinein. Vor dem Spiegel kam ich mir vor wie eine aufgedunsene Geschäftsfrau, doch es musste nun mal sein. Meine Haare steckte ich mit einigen Klammern nach oben und ließ ein paar Strähnen trotzdem noch nebenher fallen. Make up trug ich keins auf. Ich setzte mich schließlich in meinen Wagen und fuhr los. Die U-Bahn schien mir unangebracht, vor allem bei diesem Aufzug. Ich kam ein paar Minuten nach halb neuen an. Der Raum für die Weihnachtsfeier war genauso geschmacklos dekoriert worden wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Wände waren mit roten Schleifen behangen und überall standen kleine Bäume mit blauen und lila Kugeln rum. Es gab ein Büffet mit allen möglichen Salaten und Cocktailhappen und aus den Lautsprechern ertönte das Lied "Santa Clause is coming to town". Ich setzte mich an einen freien Tisch und versuchte den Trubel über mich ergehen zu lassen. Mann sagt, die Weihnachtszeit sei die Zeit der Stille, doch diese Feier wurde dem Ruf nicht gerecht. Nach einer Stunde waren einige meiner Kollegen betrunken oder saßen total überfressen auf ihren Plätzen. Ich bemerkte, dass der Alkohol bei Anna die Hemmschwelle offenbar weit herab gesetzt hatte, denn sie versuchte tatsächlich sich an Tom Derens ranzumachen und dieser schien dem nicht abgeneigt zu sein. Ich schüttelte den Kopf. Mr. Derens konnte von Glück sagen, dass seine Frau an diesem Abend nicht anwesend war. Aber ich war mir nicht mal sicher, ob diese "alte Fregatte", überhaupt irgendetwas dagegen gesagt hätte. Wahrscheinlich hätte sie sich ausgezogen und mitgemacht, um am nächsten Morgen alles auf den nicht konsumierten Alkohol zu schieben und ihre Darbietung als sexuellen Aufschwung in ihrer Beziehung interpretiert. Bei diesem Gedanken musste ich leicht grinsen. Paul, ein Kollege, setzte sich zu späterer Stunde noch zu mir und erzählte mir wie es mit seiner Freundin im Bett zur Zeit laufe. Er war betrunken und daher lies ich ihn einfach reden. Gegen zwölf Uhr ging die Feier dann auf ein vorläufiges Ende zu. Da Derens mit Anna irgendwann mal verschwunden war fühlte sich keiner verantwortlich die Party auch nur ansatzweise mit irgendeiner Struktur zu versehen und so kam mir unsere edle Weihnachtsfeier am Ende wie einer Ballermannparty vor. Und dafür hatte ich mich extra in Schale geschmissen. Kurz nach eins wurde es mir dann zu viel und ich verschwand und war froh, dass es keiner merkte und mich zum da bleiben zwingen würde. Ich stieg in mein Auto und fuhr zurück in meine Wohnung. Zumindest hatte die Feier den Vorteil gehabt, dass ich wenigstens für eine Weile Rikku aus meinen Gedanken hatte löschen können, doch nun, auf meiner Heimfahrt tauchte ihr süßes Gesicht wieder in meinen Gedanken auf. Ihr Süßes Gesicht...??? Wie konnte ich so etwas nur denken. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie einen Menschen attraktiv oder süß gefunden. Total durcheinander erreichte ich schließlich meine Wohnung, alles was ich wollte war ins Bett und schlafe. Ich wusch mich schnell, zog meinen Schlafanzug an und ließ mich erschöpft ins Bett fallen. Doch auch in meinen Träumen erschienen mir glänzende Lippen und Blonde Haare. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)