Vesperi Hora von abgemeldet (reita x aoi [gazette] || uploaded epilogue [december, 01st]) ================================================================================ Kapitel 2: Chapter Two: Dominus Memoriae ---------------------------------------- Der Titel heißt ungefähr "Herr über die Gedanken" oder "Herr der Gedanken". •.•.• - Beep - Beep - Beep - Beep - In regelmäßigen Abständen erfüllte das schrille Klingeln des Weckers das Zimmer. Doch mit einem Mal verstummte das nervende Geräusch. "Ist ja gut.. ich steh ja auf.", säuselte der, durch das schrille Klingeln, Geweckte und schlug geräuschvoll seine Decke zurück. Träge und noch vollkommen müde, stellte er seine Beine vor dem Bett auf den Boden und stand langsam auf. Mit ein paar Griffen in den Schrank angelte er sich einige Klamotten und verschwand daraufhin im Bad. Wie fast jeden Morgen vollzog er die Prozedur des Waschens noch im Halbschlaf. Als er dann vollkommen fertig wieder in seinem Schlafzimmer stand, wagte er es erst einmal die Vorhänge vor den Fenstern zu öffnen. Die Stadt war noch vollkommen dunkel, nur ein etwas erhellter Himmel kündigte den baldigen Aufgang der Sonne an. Vereinzelt brannten Lichter, ansonsten schien noch die halbe Stadt zu schlafen. "Haben die's gut.", seufzte Aoi und wandte seinem Blick von der, noch schlummernden, Stadt ab. In seiner Küche angekommen gönnte er sich einen Kaffee, ehe sein Blick wieder aus dem Fenster floh. Seufzend suchte er sich allerdings einen anderen Fixpunkt. Es kann doch nicht sein, dass der Fremde schon wieder Herr über seine Gedanken wurde. •.•.• Langsam, einen Fuß vor dem anderen setzend, schlürfte Aoi die Straßen entlang. Dabei blieb es ihm nicht erspart, über die Brücke zu laufen. Und bei den Gedanken an den gestrigen Abend musste er wieder lächeln. Der Fremde war wirklich auf eine Art amüsant, allerdings war es gar nicht die Art des Schwarzhaarigen sich mit einem Wildfremden zu unterhalten. Für einen kleinen Moment wollte Aoi auf der Brücke stehen bleiben und den Moment genießen. Als er sich dann aber, nach wenigen Minuten, dazu entschloss, weiter zu gehen, traute er seinen Augen nicht. Sein Blick schnellte hinüber zur nächsten Straßenseite und da stand... Niemand. Hatten ihn seine Augen nur getäuscht? Oder war das ein Wunschdenken, dem Fremden auch bei Tageslicht zu begegnen? Aoi ließ seinen Blick noch einmal von links nach rechts wandern, doch auf der Straße war niemand zu sehen, der dem Unbekannten auch nur ansatzweise ähnlich sah. Wieder entfuhr ein Seufzen seinem Mund. Dann ging er schlussendlich doch weiter. •.•.• "Aoi-kun!", erklang wieder die bekannte Stimme vom gestrigen Abend. "Tomoe-san.", lächelte der Schwarzhaarige seine Arbeitskollegin an. "Gut nach hause ge-." Gerade wollte er sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigen, als sie auch schon seine Hand schnappte und ihn hinter sich her zog. "Der neue Chef ist schon da.", war die einzige Begründung für die nicht zu Ende geführte Begrüßung. Aoi verstand sofort und ließ sich ohne weiteren Widerstand seinerseits ziehen. In ihrem Stockwerk angekommen, löste Tomoe den Griff um den Arm ihres Kollegen. "Er ist in seinem Büro." Ein leicht irritierter Blick von Aoi. "Soll ich da jetzt reinspazieren oder was?" - "Wäre doch mal ein Anfang.", entgegnete Tomoe zynisch und gab dem größeren Schwarzhaarigen einen kleinen Schubs, sodass er direkt in das offen stehende Büro des neuen Chefs stolperte. "Ähm. Hi.", sagte Aoi verlegen und hob seine Hand kurz zum Gruß, nachdem sich der Andere zur Tür gewandt hatte. "Hi. Du musst Aoi sein?" Ein Lächeln ruhte auf den Lippen des Vorgesetzten. Seine blonden Haare hatten sich kunstvoll um sein Gesicht gelegt und seine dunkelbraunen Augen hafteten an dem Schwarzhaarigen. Er war wohl kaum größer als Aoi selbst und unbedingt älter schätzte er ihn auch nicht. Was ihm aber sofort auffiel... Er hatte Ähnlichkeiten mit dem Fremden. Innerlich hätte Aoi sich schon wieder selbst hauen können. Genau wie am Vorabend hatte er die Frage anfangs ignoriert, um seinen Gegenüber zu mustern. "Ja genau. Ich bin Aoi." Zu mehr vermochte er gerade nicht. Der Andere streckte ihm die Hand entgegen. "Nett dich kennen zu lernen. Mein Name ist Reita." Aoi nahm den Handschlag an, schüttelte diese kurz und setzte eines seiner Lächeln auf. Der neue Chef war außergewöhnlich nett, im Vergleich zu den anderen zwei. Schon das zweite Mal an diesem Tag versank Aoi in Gedanken. Reita, der dies wohl mitbekommen hatte, ging ein wenig in die Knie, um direkt in Aoi's Augen zu gucken. Erst, als der Blonde mit der zweiten Hand vor den Augen des Schwarzhaarigen wedelte, kehrte dieser in die Realität zurück. "Du kannst meine Hand ruhig loslassen, die rennt dir dann schon nicht davon." Schlagartig ließ Aoi die Hand seines Gegenübers sinken und verabschiedete sich schnell, bevor Reita mitbekam, dass er ein wenig Rot wurde. Ein kleines Grinsen legte sich auf die Lippen von Reita. //Sogar bei Tageslicht ist er niedlich..// •.•.• Seufzend ließ er sich in seinen Schreibtischstuhl sinken und legte seinen Kopf in den Nacken. //Das war ja wohl mehr als peinlich.. Tomoe, ich-bring-dich-um!// Nach einem kurzen Moment, der der Entspannung diente, setzte er sich richtig in den Stuhl und wollte anfangen zu arbeiten, ehe seine Ruhe gestört wurde. Ohne aufzusehen, wusste er sofort, wer in der Tür stand. "Was gibt's, Tomoe?" Nun schaute Aoi auf. Sein Verdacht hatte sich bestätigt, Tomoe stand im Türrahmen. "Wie war's?", fragte sie mit einem Grinsen auf dem Gesicht. "Peinlich. Und wenn du das noch mal machst, dann bist du einen Kopf kürzer." Das Grinsen auf den Zügen des Älteren verriet, dass seine letzte Aussage mit einer Prise Sarkasmus verpackt war. "Sieht er nicht gut aus?" - "Mhm. Nicht schlecht.", gab Aoi von sich, konzentrierte sich aber schon wieder halb auf die Geschehnisse, die auf seinem Bildschirm abliefen. "Darf ich jetzt arbeiten?" Eine gehobene Augenbraue und ein dazugehöriges Grinsen, entlockten Tomoe ein kleines Lachen, ehe sie die Tür von außen zu machte. Ein weiteres Seufzen. Doch dann wurde sich voll und ganz der Arbeit gewidmet. •.•.• "Was ist da vorhin eigentlich gewesen, im Zimmer des Chefs?" Diese neugierige Miene kam jedem nur allzu bekannt vor. Tomoe liebte es, ihr unschuldiges Grinsen aufzusetzen, wenn sie jemanden rücksichtslos ausquetsche, wie eine Zitrone. "Wir haben uns einander vorgestellt und ich hab seine Hand geschüttelt." - "Wie? Und was war daran peinlich?" Ein verwirrender Blick ersetzte die Unschuldsmiene. "Ich hab die Hand, vollkommen in Gedanken versunken, nicht losgelassen, bis er mich, mit der zweiten Hand wedelnd, darauf hingewiesen hat. Gott war das peinlich." Ein Schnippen gegen die Stirn.. "Und das soll so schlimm gewesen sein? Ich dachte schon, du hättest ihn versehentlich umgerempelt oder du hättest dich ganz furchtbar benommen oder..-." - "Ist gut, Tomoe~.", winkte Aoi ab. "Iss lieber etwas, anstatt so viel zu reden." Ein kleines Grinsen wurde ausgetauscht, ehe sich jeder seinem Essen widmete. •.•.• Die Zeit schlich dahin. Aoi hatte sich schon lange wieder an seinem Platz eingefunden und schaute fast jede Minute auf die Uhr. Sein Feierabend rückte immer näher, damit auch die Chance, den Unbekannten auf der Brücke zu treffen. Schließlich schaffte der Zeiger dann doch den Sprung auf die 19 Uhr. Mit einem vorfreudigen Strahlen schaltete Aoi alles Licht in der Firma aus. Er war wie immer der einzige, der bis Punkt 19 Uhr blieb, nur ab und an leistete ihm Tomoe noch Gesellschaft und schaute ihm beim Arbeiten zu, doch diese war heute auch schon vorher gegangen. Die Straße entlang schlendernd, ließ er seinen Blick von einer Straßenseite auf die Andere schwenken. Genau so, wie er es jeden Abend tat, wechselte er an der ersten Ampel die Straßenseite und ging dann auf dieser, ebenso unbekümmert und desinteressiert an seiner Umgebung, weiter. Ob der Fremde wohl wieder da sein würde? Langsam kam er der Brücke näher. Und je deutlicher er hinsah, desto deutlicher hob sich eine dunkle Silhouette von dem grauen Nachthimmel ab. War das der Fremde? Aoi senkte seinen Blick etwas, wollte den anderen jedoch nicht aus den Augen lassen. Weiterhin total unbekümmert ging er seinen Weg, einen Schritt nach dem Nächsten tuend. "Aoi-kun!" Er erkannte die Stimme. Ja, er war es. Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des Schwarzhaarigen ab. Er hob freudestrahlend seinen Kopf und hoffte inständig, dass man sein Lächeln, dass zweifelsohne dem Strahlen einer 1000W-Glühbirne gleich kam, nicht allzu deutlich sah. "Ich habe auf dich gewartet." Aoi kam bei dem Unbekannten an, dieser lächelte ebenfalls. //Er hat gewartet?// "Willst du jetzt jeden Abend auf mich warten?" Ein Grinsen legte sich auf die Lippen beider. "Warum nicht? Abgesehen vom Wochenende. Ich hab schließlich auch noch ein Leben." Der Unbekannte zwinkerte einmal seinem Gegenüber zu, ehe er sich zurück an das Geländer lehnte. Er sah nicht viel anders aus als gestern. Die Haare wieder oder immer noch zu einem Seitenscheitel, das eine Auge verborgen, ein Tuch um die Nase gespannt. Sein Gesicht lag wieder im Dunkeln, jedenfalls konnte man nichts erkennen. "Wartest du denn schon lange?" Smalltalk. Toll. Besseres fiel Aoi in dem Moment nicht ein. Sein Gegenüber schüttelte mit dem Kopf. "Du hast von weitem sehr abwesend ausgesehen.", lieferte der Fremde ein neues Gesprächsthema. "Hab ich?" - "Hast du." Kurz kehrte Stille ein. "Woran hast du gedacht?" Die nächste Frage. Aoi lehnte sich ebenfalls an das Geländer. "Warum du gerade mich angesprochen hast." Ein leises Lachen aus der Richtung des Unbekannten. "Willst du das wirklich wissen?" - "Ja, doch." Ein weiteres leises Lachen folgte, ehe der Fremdling antwortete. "Ich hab dich ehrlich für eine Frau gehalten." Aoi's Blick schwankte nach rechts. Er hob eine Augenbraue und musste unwillkürlich grinsen. "Wäre ich eine Frau..", begann er, "..dann würd' ich dir jetzt sagen, was für eine miese Anmache das war." - "Aber du bist keine Frau. Also war die Anmache doch gar nicht so schlecht?" Ein triumphierendes Grinsen folgte. "Immerhin rede ich mit dir. Also hast du doch, was du wolltest." Wieder regierte Stille, ehe ein leises Prusten aus der Richtung von Aoi kam und ein leises Lachen von dem Unbekannten. "Aber es war wirklich eine miese Anmache.", bekräftigte der Schwarzhaarige seine Aussage. Ein kleines Schmollen konnte man auf den Zügen des Blonden erkennen. Aoi drehte seinen Kopf abermals in seine Richtung. "Was denn?" - "Du bist gemein." Bei dem Anblick des ein wenig Größeren musste Aoi grinsen. "Ich bin nicht gemein. Ich bin ehrlich." Der Fremde verdrehte die Augen, ohne, dass Aoi es sehen konnte. Die Dunkelheit war schrecklich. "Na ja, wie du sagtest. Immerhin habe ich, was ich wollte." - "Hm. Ich könnte jetzt auch weiter gehen und dich hier stehen lassen un-." Ein Finger ruhte auf den Lippen des Schwarzhaarigen. Doch es war nicht sein eigener. "Wehe du lässt mich hier stehen, jetzt, wo ich gewartet habe." Eben noch wollte Aoi zu etwas ansetzen, doch schon schloss er seinen Mund wieder, bevor irgendein Ton diesen verlassen konnte. Die Augen des Fremden trafen genau auf die Augen von Aoi. Beide hielten ihren Blick standhaft auf den Anderen. Alles um die beiden herum löste sich in Luft auf und wurde kaum mehr präsent oder interessant für die beiden. Nur der Moment zwischen den beiden zählte. Der Schwarzhaarige glaubte sein Herz schlagen hören zu können, als er spürte, wie der eine Finger des Fremden zart über seine Lippen strich. An seiner Wange schließlich spürte er die volle Hand des Anderen und lehnte sich ein wenig der Wärme entgegen. Für diese Jahreszeit war die Hand ziemlich warm. Einen kurzen Moment genossen beide ihre ungestörte Zweisamkeit, ehe der Fremde ein leises Räuspern von sich gab und langsam seine Hand wegzog. Wieder suchte Aoi den Blick des anderen, doch der blieb ihm verborgen. "Entschuldige.", kam es leise von dem Blonden. "Sch- Schon okay.", brachte Aoi schüchtern hervor und wandte seinen Blick nun doch von dem Größeren ab, betete innerlich zu Gott, dass man seine Röte nicht sah. Eine unangenehme Stille kehrte zwischen den beiden ein. Aoi, der nicht wusste, was er sagen sollte, und der Fremde, der sich ebenfalls still verhielt, hatten ihren Blick wieder auf die ferne Dunkelheit gerichtet. "Ich - ich werd' dann mal.", brachte Aoi hervor, nachdem er auf seine Uhr geschaut hatte. Der Fremde nickte bloß. Entweder war es ihm noch immer peinlich, was er da getan hatte oder es wurde ihm auf einmal gleichgültig, alleine auf der Brücke stehen zu müssen. Aoi entfernte sich stillschweigend und den Kopf ein wenig gesenkt, einige Meter, bis die Stimme des Fremden ertönte. "Sehen wir uns morgen?" Hoffnung schwang in der Stimme mit. Ein lächelndes Nicken war das einzige, was er als Antwort gab. Der Blonde lächelte ebenfalls, was man kaum sehen konnte, dann trennten sich ihre Wege auch für den heutigen Abend. •.•.• "Zwei Anrufe von dir, innerhalb zwei Tagen. Wow. Der Typ muss es dir wirklich angetan haben, oder?" Ein leises Seufzen füllte die Lücke. "Ja. Hat er.", war die kurze Antwort, die erklang. "Aoi-chan ist verliebt!" Ein Grummeln erfüllte dann das Gespräch. "Ruki! Erstens bin ich nicht verliebt und zweitens, nenn mich nicht so, Ruki-chan!" Dann erklang aus beiden Hören ein Lachen. "Aber ja..", setzte Aoi das vorherige Thema fort, "er hat mir irgendwo doch den Kopf verdreht." - "Was ist denn heute zwischen euch gewesen, dass du schon fast auf Wolke 7 bist?" Wieder erklang ein Seufzen. "Eigentlich nichts. Wir haben zuerst geredet. Darüber, dass es wirklich eine schlechte Anmache war, gestern. Und dann meinte ich, dass ich ihn ja auch stehen lassen könnte." Eine kleine Pause setzte ein, ehe Aoi weiter sprach. "Und dann hatte ich auf einmal seinen Finger auf meinen Lippen. Und dann seine Hand an meiner Wange." - "Und es hat dich ziemlich aus der Fassung gebracht?", erklang die Schlussfolgerung von Ruki. "Das hört sich an, wie in einem schlechten Liebesfilm, oder?" Ruki nickte für sich selbst, ehe er seine Gedanken für Aoi verständlich machte. "Ja, genauso klingt es." - "Danke, sehr aufmunternd." Ruki musste unwillkürlich grinsen. "Ihr seht euch morgen doch bestimmt wieder." Und schlagartig wurde der Schwarzhaarige um einige Nuancen röter. "Ja.", gab er kurz von sich. "Dann freu dich doch einfach und hör auf dir Sorgen zu machen." - "Ich mach mir keine Sorgen." Protest. "Natürlich machst du dir Sorgen, ich kenn dich doch." Ein Augenverdreher. "Du kennst mich eindeutig ZU gut, Ruki." - "Ich weiß." Triumph. "Krieg ich morgen wieder einen Anruf?" Aoi grinste ein wenig. "Vielleicht". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)