Hinter den Schatten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Das Erwachen ----------------------- Titel: Hinter den Schatten; Kapitel 2 Disclaimer: Das Übliche: die Charaktere gehören nicht mir und ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte. Hinweis: Barbossa ist seit ca. 4 Monaten tot. Anmerkung: Das ist meine erste FanFic die ich schreibe, seid also bitte nicht zu streng mit mir ^^ Das Erwachen "Wake me up inside And bring me back to life" "Land in Sicht! Land in Sicht!" Simjon wedelte aufgeregt mit den Armen. Er stand am Bug des Schiffes und blickte nach Südost. Jack stand wie immer auf der Brücke und lenkte die Pearl. Nun blickte er in Simjon' s Richtung, sah in der Ferne den Hafen und grinste zufrieden. Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Er rief Jasper herbei, damit dieser das Steuer übernehmen konnte, denn Anamaria, die dies sonst normalerweise tat, war noch unten im Schiff. Jack kletterte die Treppe herunter und schritt in seinem wankenden Gang zu Simjon über das Schiff. Bei ihm angekommen hielt er inne und stellte ein Fuß auf eine Holzkiste. Dann beugte er sich nach vorne und verschränkte die Arme auf dem aufgestellten Bein. Sein Blick wanderte zu den Felsen, die den Hafen umgaben. "Legen wir im Hafen an?", fragte Simjon mit interessierter Miene. "Nein, das wäre zu riskant. Siehst du die Felsen dort? Da ist eine Höhle. Sie ist relativ sicher und nicht vielen auf der Insel bekannt. Ich habe sie schon des Öfteren benutzt. Durch einen, in den Fels gehauenen Gang, kommt man durch eine Felsspalte in den Hinteren Gassen auf der rechten Seite der Stadt an. Uns wird also niemand bemerken. Klar soweit?" "Du warst also schon oft hier?" "Könnte man so sagen..." Ein schelmisches Lächeln machte sich auf Jacks Gesicht breit. Er wandte sich von Simjon ab und latschte gedankenversunken, wie immer, in Richtung Kajüten. Simjon blickte seinem Captain verwundert nach. Simjon war ein junger Mann mit zerzausten, kinnlangen, schwarzen Haaren und klaren, türkiesblauen Augen. Sein Gesicht war ebenmäßig und bartlos. Er war schätzungsweise siebzehn Jahre alt und war, als die Black Pearl das letzte Mal in Tortuga angelegt hatte, zu der Mannschaft gestoßen. Jack hatte er gefallen, da er einen sehr ehrgeizigen Eindruck gemacht hatte und ohne zu zögern gefragt hatte, ob Jack ihn in seine Crew aufnehmen würde, als er mitbekam wer Jack war. Nachdem sich der Sturm in der vergangenen Nacht beruhigt hatte, hatte die Mannschaft ganze Arbeit geleistet. Der abgebrochene Mast war inzwischen provisorisch repariert worden und das Schiff drehte und wendete nun den Umständen entsprechend. Anamaria lag immer noch in ihrer Koje und schlief. Gibbs war die ganze Zeit über bei ihr geblieben und hatte sich um sie gekümmert. Sie war zwischenzeitlich schweißgebadet aufgewacht, doch er hatte sie jedes mal wieder beruhigen können und ihr die Stirn abgetupft. Jetzt ging Jack zu ihr um zu sehen wie es ihr ging, nachdem er in der Nach so fluchtartig aus der Schlafkammer gestürzt war. Schließlich war auch sie ein Mitglied seiner Crew und so ein großes Schiff, wie die Black Pearl, verlangte von allen seinen Besatzungsmitgliedern vollen Einsatz. Deshalb wollte er nachsehen was mit ihr los war und wann sie wieder an die Arbeit gehen konnte.... Das versuchte er sich jedenfalls die ganze Zeit einzureden! Was war nur mit ihm los gewesen? Er, Captain Jack Sparrow, würde doch nicht wegen ein paar "hübscher Augen" schwach werden! Das war doch absurd!! Wenn hier jemand schwach werden würde, dann ja wohl ganz klar die Frauen bei seinem Anblick! Aber irgendwie ist das gestern ein wenig falsch gelaufen... Da war dieses Gefühl! Eines, das er noch nie verspürt hatte! Bei keinem seiner Ex- Mädchen. Wieso dann ausgerechnet bei ihr? Ihm war ganz warm ums Herz geworden, als er Anamaria gestern in ihre Kajüte gebracht hatte und sie in ihre Koje gelegt hatte. Es hatte ihm buchstäblich die Sinne und den Verstand vernebelt, aber er war dann doch wieder zu Besinnung gekommen und hatte dieses, ihm unbekannte Gefühl, verdrängt. Aber irgendwie zog es ihn doch wieder zu ihr, auch wenn er sich noch so dagegen sträubte. Was war bloß los mit ihm? Er schlug sich mit den Fäusten leicht gegen die Schläfen. Es war doch lediglich Anamaria. Nur ein Mitglied seiner Mannschaft. Er wollte nur sehen, wie es ihr ging und wann sie wieder an ihre Arbeit gehen könne, das war alles. Sich diese Gedanken einredend, ging er nun zielstrebig nach unten. Er klopfte an die Tür und wartete auf die Erlaubnis, eintreten zu dürfen. Anamaria ließ ein leises "Aye?" vernehmen. Jack öffnete langsam die Tür. Er sah sie in ihrer Koje liegen. Gibbs saß auf einem Stuhl und hatte den Kopf auf die Brust gesenkt. Jack war sofort klar, dass er eingenickt war. Die Tatsache, dass er auch noch leise vor sich hin schnarchte, machte dies nur noch offensichtlicher. Anamaria blickte Jack von ihrem Kopfkissen aus an. Ihr rechter Arm war in Bandagen gewickelt. Jack ging langsam auf sie zu. Dann erblickte er den Verband. "Was ist mit deinem Arm los? Es ist doch hoffentlich nichts Ernstes?" "Er ist angebrochen!", sagte Anamaria. Jack setzte sich neben Gibbs auf einen Schemel und blickte sie an. "Aber ansonsten hast du nichts schlimmeres, oder?", fragte er mit besorgter Stimme. "Ich bin noch ein wenig erschöpft, aber ansonsten geht es mit gut", antwortete Anamaria mit leicht erröteten Wangen. "Was denkst du, wie lange musst du den Verband tragen, bis dein Arm wieder voll funktionstüchtig ist?" "Gibbs meinte vorhin, dass es mindestens 2 Wochen dauert, bis ich ihn wieder einigermaßen benutzen kann." Der Blick, mit dem sie ihn jetzt ansah, sagte eigentlich unmissverständlich, dass er jetzt doch mal etwas Liebevolles und Tröstendes sagen könnte. Aber entweder verstand Jack diesen Blick nicht, oder er wollte ihn nicht verstehen... "Das klingt nicht gut...", sagte Jack langsam ohne sie anzusehen. "Ja, da hast du recht, aber ich...", doch Jack redete einfach weiter ohne auf sie zu achten. "... dann wirst du ja doppelt so lange für deine Arbeit brauchen als normal! Das ist ein Zeitverlust für mich!" "Das darf doch nicht wahr sein!", brüllte Anamaria plötzlich los. "Mach, dass du hier raus kommst, aber schnell!!", rief sie aufgebracht, ergriff sich mit der Hand ihres gesunden Armes ein Kissen, das auf dem Boden neben ihrem Bett lag, und schleuderte es gegen Jack. Dieser war bei ihren Worten aufgesprungen und rückwärts in Richtung Tür gestolpert. Bei dem Lärm, den die beiden machten, war Gibbs aufgewacht. Er blickte sich verstört um, um zu sehen, was ihn geweckt hatte. Als er Jack in Deckung gehen und Anamaria' s wütendes Gesicht sah, grinste er nur und nickte wieder ein. Und Jack war ein weiteres Mal aus dieser Kajüte gestürzt. "Das ist interessant!", bemerkte er, als ihm diese Tatsache klar geworden war. Dann stieg er die Treppe zum Deck empor. Anamaria saß kerzengrade in ihrer Koje und schimpfte leise vor sich hin. Was hatte sie erwartet? Es war so typisch für ihn! Wie hatte sie nur auf etwas anderes hoffen können? Das wäre doch wieder viel zu viel verlangt gewesen! Mit mürrischer Miene ließ sie sich dann langsam wieder zurück in die dünnen Kissen sinken, starrte an die Decke und versuchte irgendwie noch etwas zu schlafen. ________________________________________ Am Morgen, Port Royal Der Sturm der letzten Nach hatte sich verzogen und es hingen nur noch ein paar vereinzelte Wölkchen an dem ansonsten blauen Himmel. Die Sonne erhellte den Morgen doch der Wind blies nach wie vor. Elizabeth öffnete langsam die Augen. Sie blinzelte, denn die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht. Als sie sich umdrehte um den Arm um Will zu legen, bemerkte sie, dass der Platz neben ihr leer war. Erschrocken setzte sie sich auf und blickte sich hektisch um. Dann fiel ihr Blick auf eine Rose, die das Kopfkissen neben ihrem zierte. Ihre Gesichtszüge hellten sich auf und sie nahm die purpurne Blume in die Hand. Ihr süßer Duft beruhigte sie etwas und ihre Gedanken schweiften zu ihrem Verlobten ab. Der arme musste so früh aufstehen. Er machte es zwar freiwillig und hätte jederzeit die Chance, seine Arbeit stehen und liegen zu lassen, aber andererseits war er der beste Schmied, den man auf Port Royal finden konnte und wer sollte sonst die ganzen hervorragenden Dinge schmieden, wenn nicht ihr Will? Sie grinste vor sich hin. Dann stand sie auf, wusch sich und zog sich an. Will war früh morgens aufgestanden, hatte sich fertig gemacht und war in den Garten hinter dem Haus gegangen, um für seine Verlobte eine Blume zu pflücken. Der Garten war erfüllt von Blüten in allen Farben und Formen. Will schlug sich durch die kleinen Wege, die von allen möglichen Pflanzen umringt und kaum noch zu begehen waren. Alles glitzerte und funkelte nur so vor sich hin. Die Regentropfen des vergangenen Sturms lagen wie glasklare Perlen auf den Blütenblättern der noch verschlafen wirkenden Blütenköpfe. Die Sonnenstrahlen der Morgensonne fielen auf die Tropfen, welche den Hortus mit vielen tausenden, in regenbogenfarben schimmernden, Flecken schmückten. Will wandte sich, nach der perfekten Blume suchend, neugierig um. Doch er konnte sich beim besten Willen nicht entscheiden, welche er für Elizabeth pflücken sollte. Die Farbenpracht verzauberte ihn so, dass er am liebsten alle genommen hätte. Na ja, das ging nun wirklich nicht. Er beschloss, um die perfekte Blume zu finden, würde er seiner Nase nachgehen. Also schloss er die Augen und schnüffelte eifrig. Dann tapste er vorsichtig umher. Wie dämlich musste er gerade aussehen. Er schmunzelte und tapste munter weiter. Ihm war bewusst, dass wenn ihn jemand in diesem Augenblick sehen würde, würde er ihn für total durchgeknallt halten, aber das war ihm egal. Er lief also schnuppernd durch den Garten. So langsam entwickelte er ein Gespür für die Sorte Duft, die er sich vorgestellt hatte. Nur war es ziemlich schwer diesen Geruch unter all den Düften heraus zu riechen. Doch er schaffte es nach einer Weile dem Duft hinterher zu gehen, der ihm am besten gefiel. Blind tastete er sich durch den Garten, stieß ab und zu gegen den ein oder anderen Strauch oder Busch, kam aber der gesuchten Blume immer näher. Als er der Meinung war, dass sie in unmittelbarer Nähe sein musste, eilte er, ohne sich zu versichern wohin er überhaupt lief, zielstrebig darauf los.... und stieß prompt mit der Nase gegen eine Hecke. Er öffnete die Augen. Vor ihm erstreckte sich eine mannshohe Rosenhecke, die leider übersäht mit Dornen war. Will rieb sich die Nase, die leicht einen leichten Kratzer aufzuweisen hatte. Er hatte Glück gehabt, denn die Rosen, die sich an der Hecke befanden, sahen genau so aus, wie er sie sich vorgestellt hatte! Sie erblühten in einem dunklen purpur- rot und die Blütenblatter sahen aus, als wäre sie mit einer Samtschicht überzogen. Will nahm die Heckenschere heraus, die er sich eingesteckt hatte, suchte sich eine Blüte aus, deren Kopf noch nicht allzu weit geöffnet war und schnitt sie ab. Er war sich ziemlich sicher, dass seine Entscheidung richtig war und dass Elizabeth die Blume auf jeden Fall gefallen würde. Als er die Schere wider sicher in seiner Hosentasche verstaut hatte, drehte es sich von der Hecke ab. In seiner Sucherei war er kreuz und quer durch den Garten gestiefelt, ohne zu wissen wohin er ging. Er stand nun ganz hinten in einer Ecke. Wie würde er hier nur wieder raus kommen. Auf Gut Glück ging er los um den Ausgang zu suchen. Will streunte also durch den Garten und suchte das Tor, durch das er hereingekommen was. Als er an der der Außermauer entlang ging, die gänzlich von Efeu überzogen war, blieb sein Blick plötzlich an einer merkwürdig aussehenden Stelle hängen. Die Mauer machte an der besagten Stelle eine leichte Wölbung nach hinten von ungefähr 70 cm Breite und 150 cm Höhe. Will blieb stehen und wunderte sich, warum ihm diese Eigenart vorher nicht aufgefallen war. Doch dann fiel ihm ein, dass er ja die Augen geschlossen hatte. Er hob eine Hand und strich vorsichtig über die Fläche. Von der Mitte ausgehend, führte er seine Hand an die linke Seite bis zu der Kante, an der die Wölbung sich wieder an die Mauer anpasste. Dort fühlte er eine kleine Ritze. Seine Hand folgte der Vertiefung bis auf die andere Seite und stieß auf einmal an einen Vorsprung, der auch vollkommen von Efeu bedeckt war. Will legte das "Ding" frei und identifizierte es als etwas, das ihn irgendwie an einen Knauf erinnerte. Dann begriff er, dass es sich bei dem Ganzen um eine Tür handeln musste. Er strich nun die Efeuranken bei Seite und konnte schließlich eine alte, rostige Tür erkennen. Er überlegte hin und her, ob er seiner angeborenen Neugierde nachgeben und die Tür offnen sollte. Schließlich konnte er nicht anders und drückte die rostrote Klinke herunter. Doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Er versuchte es noch ein paar Mal, doch sie wollte partout nicht nachgeben. Enttäuscht ließ Will die Klinke los und blickte missmutig drein. Als er sich am Hinterkopf kratzen wollte, piekte ihn etwas schmerzhaft in die Kopfhaut. Die Stacheln der Rose, die er in seiner Hand hielt, riefen ihm den Grund seines Herkommens wieder ins Gedächtnis. Elizabeth! Will verdeckte die Tür wieder so mit Efeu, dass sie mit Sicherheit keinem auffallen würde, nahm sich fest vor das Geheimnis dieser Tür irgendwann noch zu lüften und blickte sich erneut nach dem Ausgang dieses labyrinthartigen Gartens um. Endlich fand er das, was er suchte und lief hastig aus dem Hortus. Er eilte nach oben in den ersten Stock des Hauses und öffnete langsam die Tür des gemeinsamen Schlafzimmers. Er lunste in den leicht erhellten Raum in dem, wie er erkannte, seine Verlobte immer noch seelenruhig schlief. Er schlich sich in das Zimmer und ließ sich sachte auf dem Bett nieder. Liebevoll strich Will über die Wange des Gesichtes der Person, in die er sich, als er sie das erste Mal auf einem Schiff nach seinem Schiffbruch erblickte hatte, Hals über Kopf verliebt hatte. Er sah sie an. In den ersten Jahren hatte er seine Gefühle unterdrückt; sie einfach zu ignorieren versucht. Immerhin war sie die Tochter des Governor' s von Port Royal und er war lediglich ein junger Mann, der irgendwie versuchte sich ein neues Leben aufzubauen. Wie konnte er sich nur einbilden, dass sie jemals annähernd dieselben Gefühle für ihn entwickelte, die er für sie empfand. Doch je länger er sie zu verdrängen versuchte, desto stärker wurde das Verlangen nach ihrer Nähe. Schließlich wehrte er sich nicht länger gegen die Gefühle, die schon so lange in seinem Herzen wohnten. Es hatte von Anfang an keinen Sinn gemacht und das wusste er auch. Er hätte sich niemals träumen lassen, dass er es schaffen würde, ihr Herz zu erobern. Er hatte den Kampf gegen den edlen und einflussreichen Commodore der britischen Royal Navy gewonnen. In den letzten Monaten war er so glücklich gewesen, wie er es noch nie zuvor in seinem Leben war. Er hatte es geschafft, den größten Schatz seines Lebens zu verteidigen und würde ihn jetzt bestimmt nicht mehr los lassen. Er würde sogar sein Leben für ihn geben! Elizabeth rekelte sich leicht, wachte jedoch nicht auf. William wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er stand auf, legte die Rose mit einem Kuss auf die Blüte auf sein Kopfkissen und machte sich ganz leise auf den Weg in die morgendlichen Straßen der Stadt. Seine Schmiede schrie förmlich danach, endlich einmal wieder auf Vordermann gebracht zu werden und dem musste er definitiv auch nachgehen. Nachdem Elizabeth sich angekleidet und salonfertig gemacht hatte, stieg sie die Treppe nach unten und ging in den Speisesaal. Dort saß Governor Swann an dem, dem Fenster näheren, Kopfende des Tisches, blickte hinaus und trank seinen morgendlichen Kaffee. Als Elizabeth den Raum betrat wandte er kurz den Kopf, ließ ein "Guten Morgen" verlauten und blickte dann wieder durch das riesige Fenster hinaus in den, bis jetzt, freundlich wirkenden Tag. Elizabeth setzte sich neben ihren Vater an den Tisch. Kaum dass sie saß, kam ein Diener herbeigelaufen und fragte sie, was die denn frühstücken wolle. Nachdem sie ihren Wunsch geäußert hatte, eilte der Bedienstete wieder davon. Elizabeth sah ihren Vater an, doch dieser war gänzlich in Gedanken versunken. "Vater?" In ihrer Stimme lag eine Spur Besorgnis. Es war sonst nicht seine Art, sie auf diese Weise zu ignorieren. "Vater, bedrückt dich irgendetwas?" "Wie?" Der Governor blickte seine Tochter leicht verschreckt an. "Ob du irgendetwas auf der Seele hast, von dem du mir erzählen möchtest?", fragte sie nun noch einmal. "Nein, es ist nichts", antwortet er. Ungläubig zog Elizabeth die rechte Augenbraue hoch. "Es ist wirklich nichts!", sagte er beschwichtigend. "Ich seh' dir doch an, dass du irgendetwas hast!" "Hm. . . vor dir kann ich auch gar nichts verheimlichen! Aber ich will dich jetzt nicht damit behelligen!" "Jetzt sag schon! Du kannst mit mir doch über alles reden, das weißt du doch!" Elizabeth kam sich gerade vor, wie eine Mutter, die mit ihrem Kind ein ernstes Gespräch führen muss. In diesem Moment betrat der Butler den Raum, ein silbernes Tablett auf seiner linken Hand balancierend. Er stellte das Tablett vor Elizabeth auf den Tisch, wünschte guten Appetit und verschwand wieder in der Küche. Die Platte war mit einem Brötchenkorb, einem Teller mit Rührei mit Speck und einer Tasse, gefüllt mit Tee aus karibischen Limonen, bestückt. Diesen Tee trank sie ausnahmslos jeden Tag. Doch heute schon sie das Tablett unbeachtet bei Seite und rückte mit ihrem Stuhl näher an den Gouverneur heran. Sie sah ihn erwartungsvoll an. Nach längerem Fragen rückte er endlich mit der Sprache raus. "Ich hab deiner Tante und deiner Cousine doch angeboten, nach Port Royal auszuwandern." "Ja, das hast du", sagte Elizabeth. Den bitteren Unterton in ihrer Stimme hatte sie nicht verbergen können. "Das Problem ist, dass sie hier im Haus nicht wohnen können. Da Will nun auch hier wohnt - nicht dass ich etwas dagegen hätte - ist das Haus schlichtweg voll!" "Da hast du nicht ganz Unrecht! Wir müssen halt irgendwo anders einen Platz für sie finden!" Und es wäre schön, wenn dies möglichst weit weg von ihrem Haus wäre, dachte sich Elizabeth, freute sich jedoch, dass ihr Vater nicht von ihnen verlangt hatte, ihr Zimmer mit ihrer Cousine teilen zu müssen. "Ich meine, sie werden erst in 30 Tagen hier eintreffen! Aber ich kann sie doch nicht herkommen lassen und dann keine Wohngelegenheit für sie haben! Das entspricht nicht der feinen englischen Art, Gäste zu begrüßen!", sagte er gereizt. "Ach Vater, lass dir doch deshalb jetzt keine grauen Haare wachsen. Ich werde mich darum kümmern und habe auch schon eine Idee!", versuchte Elizabeth ihren Dad zu beruhigen. Das sagte sie jedoch nicht aus Spaß; Sie hatte wirklich eine Idee um deren Durchsetzung sie sich auch heute schon kümmern würde. "Will!", rief die Governorstochter, als sie in die Schmiede stürmte. Sie hatte ihr Frühstück stehen lassen, bis auf den Tee, den sie noch getrunken hatte, und war aufgebrochen. "Autsch!", rief jemand, der unter dem Tisch rum kroch. Will stand auf und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf. "Lizzy, kannst du nicht klopfen?" "Oh, tut mir leid", sagte Elizabeth beiläufig, ohne weiter auf die Schmerzen ihres Verlobten zu achten. "Ich hab nicht sonderlich viel Zeit!" "Wieso bist du denn so in Eile? Hast du nicht mal Zeit deinem schuftenden ,fast Ehemann' guten Morgen zu sagen?" Will schmunzelte leicht, als er das errötende Gesicht Elizabeths sah. Ohne ein weiteres Wort schlang Elizabeth ihre Arme um Will und küsste ihn zärtlich. "Danke für die Rose", flüsterte sie leise in sein Ohr worauf auf Wills Gesicht ein triumphierendes Grinsen trat. Elizabeth löste die Umarmung ein wenig und sah ihn an. Will' s Beine gaben leicht nach, denn es war wieder dieser Blick, dem er einfach nicht widerstehen konnte. "Was war denn jetzt so dringend, dass du hier so rein gewirbelt bist?" "Ach ja! Ich wollte dich was fragen. Mr. Brown ist doch vor 2 ½ Monaten gestorben, nicht wahr? Er war doch Witwer, oder?" "Ja, du hast Recht. Er war Witwer. Und er ist gestorben. Aber wieso interessiert dich das?" "Weißt du, was mit seinem Haus nach seinem Tod geschehen ist? Steht es leer?" "Mit dem ist nicht viel passiert. Es ist hier ganz in der Nähe. Und es steht bestimmt leer . . . bei dieser Bruchbude wundert mich das gar nicht! Wer will schon in diesem ,Rattenloch' wohnen . . ." Elizabeth grinste. Das war doch perfekt. Genau das, was sie gesucht hatte. "Vielen Dank, das war genau das was ich hören wollte! Ich muss wieder los! Ich hab heut noch einiges zu erledigen! Wann kommst du heim?" "Heute kann' s spät werden! Du siehst ja wie es hier aussieht! Das kann ich ja schlecht so lassen! Die Kunden würden in der Tür schon wieder kehrt machen . . .", sagte Will. Ehrlich gesagt wollte er seinen Arbeitsplatz nicht bis spät in die Nacht aufräumen. Seine Gedanken waren wieder bei der versteckten Tür im Garten. Er wollte sich eigentlich nachher auf den Weg machen, und irgendwie versuchen, sie zu öffnen, doch davon wollte er Elizabeth lieber nichts sagen . . . "Ja, schon klar, dann werde ich wohl alleine einschlafen müssen . . .", sagte Elizabeth leicht beleidigt. "Ich hoffe, dass ich bis dahin doch schon fertig bin!" Zum Abschied nahm William seine Verlobte noch mal in den Arm und gab ihr einen Abschiedskuss. Dann ließen sie von einander ab und Elizabeth verließ eilenden Schrittes die Schmiede. Kaum hatte sich die Tür geschlossen, ging sie auch schon wieder auf. "Wo hattest du gesagt, ist sein Haus?" Elizabeth stand in der Tür und grinste Will an. "Du bist echt einmalig . . . Es in der Gasse, in der auch das Lokal ,The White Flag' ist. Das zweite Haus auf der rechten Seite." "Danke", rief Elizabeth und war schon wieder weg, bevor Will ihr hätte antworten können. Elizabeth machte sich also auf den Weg, sich das ehemalige Haus von Mr. Brown anzusehen. Sie lief über den Marktplatz auf dem, wie am Vortag, wieder die Hölle los. Während sie sich durch die laut verhandelnde Menge schlängelte, war sie so in Gedanken, dass sie nicht auf die Menschen achtete, die um sie waren. So stieß sie unabsichtlich gegen ihren Vordermann, der urplötzlich stehen geblieben war. "Oh Verzeihung! Das war keine Absicht", entschuldigte sie sich. "Ms. Elizabeth? Sie hier?" Commodore Norrington stand vor ihr und blickte sie leicht verwundert an. "Commodore Norrington, das ist aber eine Überraschung!" Elizabeth war nicht wirklich erfreut jetzt dem Commodore der Royal Navy über den Weg zu laufen, ließ sich jedoch nichts anmerken. "Was machen Sie denn auf dem Markt? Haben Sie zum Einkaufen nicht Ihre Angestellten?" "Ja das haben wir, ich bin aber nicht zum Einzukaufen hier. Ich bin für meinen Vater unterwegs. Aber was machen Sie hier? "Ich wollte nur mal schauen, wie der Markt in unsrem geliebten Port Royal gedeiht. Meiner Meinung nach, könnte es im Moment gar nicht besser laufen, meinen Sie nicht auch?" "Doch, ich finde es erstaunlich, wie vielfältig die Angebote sind!", sagte Elizabeth und ihre Augen glänzten, während sie über die zahlreichen Stände des Marktes wanderten. "Darf ich Sie irgendwo hin begleiten? Oder sind Sie anderweitig beschäftigt?" Er hatte eines seiner ,charmanten' Lächeln aufgesetzt. Elizabeth wollte ihn erst abwimmeln, doch dann hatte sie es sich anders überlegt. "Ja, Sie könnten mich in der Tat begleiten. Ich muss zu dem Haus, in dem Mr. Brown zu seinen Lebzeiten gewohnt hat." "Was wollen Sie denn dort? Das Haus steht total verlassen und ist bestimmt vollkommen eingestaubt." "Das erklär ich Ihnen später, wenn wir angekommen sind." Sie machten sich auf den Weg durch die doch sehr verzweigten Gassen Port Royals. ________________________________________ Black Pearl Mittlerweile war es später Nachmittag und die Pearl war unter Anweisung des Captain' s in die kleine Höhle eingelaufen, von der er Simjon bereits erzählt hatte. Ohne Aufsehen zu erregen hatte das Schiff im Schutz der Felsen angelegt. Jack Sparrow stand auf der Brücke und kommandierte seine Mannschaft, die Segel einzuholen. Dann stieg er die Treppe herunter und wandte sich an Simjon, der gerade dabei war, eines der langen Taue mit einem geschickten Handgriff in einen festen Seemannsknoten zu verschnüren. "Hey Sim, wenn du fertig bist, geh in die Vorratskammer und mach die Inventur unserer Verpflegung. Und dann geh zu Gibbs und lass die zeigen wo man hier Nahrung kaufen kann!" "Aber wieso muss ich das machen? Warum macht das nicht ein anderer?" "Bin ich hier der Captain, oder was? Zweifelst du etwa an mir?" Jack setzte eine beleidigte Miene auf. "Nein, Sir, nein so war das nicht gemeint. Ich dachte nur, ich könnte mit dir gehen!", versuchte Simjon den Captain zu beschwichtigen. Dessen leicht belustigter Gesichtsausdruck war jetzt jedoch einem Ernsten gewichen. "Ich weiß schon warum ich dich schicke und nicht jemand anderen. Und jetzt mach dich an die Arbeit!", schloss er mit gebieterischer Stimme. "Aye, Sir.", sagte Simjon leicht niedergeschlagen, jedoch ohne weitere Widerworte. Wieso ließ er ihn nur einkaufen gehen und Sachen erledigen, die normalerweise Anamaria verrichtete? OK, sie war krank, aber das war kein Grund ihm diese Arbeit aufzubrummen. Wieso nahm er ausgerechnet ihn? Er hatte doch noch eine ganze Crew, von denen er einen anderen hätte nehmen können. Er war doch schließlich kein Kind mehr, das einen Aufpasser brauchte. Und dann war es auch noch Gibbs. Der war doch sowieso die meiste Zeit am Schlafen, Essen oder Trinken . . . wie sollte ausgerechnet er ihm zeigen, wo er einzukaufen hatte? Er stöhnte leise vor sich hin. Er musste sich nun wohl oder übel mit seiner Aufgabe abfinden und so machte er sich auf den Weg in die Vorratskammer. Unterdessen war Jack, wie ein paar andere seiner Mannschaft, von Bord gegangen und hatte den geheimen, in Stein gehauenen Gang in die Stadt genommen. Am Ende des Ganges befand sich eine massive Holztür, durch die man in einen kleinen Schuppen in eine der hinteren Gassen Alleyendale 's kam. Jack schloss die Tür des Schuppens hinter sich und blickte sich grinsend um. Er war tatsächlich wieder auf Barbados. Wie lange hatte er diese Gassen nicht mehr betreten? Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor. Und schon wieder wurde er sentimental. Was war bloß mit ihm los? Er schüttelte leicht den Kopf und schlenderte durch die Straßen der Stadt. Diese waren so überfüllt, das es für ihn nicht leicht war, sich geradeaus zu bewegen, ohne hie und da gegen andere Passanten zu stoßen; Männer die einen über den Durst getrunken hatten und nun in den Gassen herum fielen und Frauen, die versuchten eben diese Männer in ihren sehr knapp ausgeschnittenen Kleidern und Korsetts zu bezirzen. Alles in Allem erinnerte ihn dieses Treiben stark an das in Tortuga, was ihm ein weiteres Grinsen entlockte. Als er um eine Ecke bog, fiel sein Blick auf eines der Kneipenschilder, die es gier im Überfluss gab. Der Captain der Pearl schmunzelte und ging auf die Tür der Kneipe zu. Er drückte die eiserne Klinke herunter und betrat die Schenke. Drinnen befanden sich einige Tische mit Stühlen, an den Wänden hingen verwachste Kerzenhalter, deren Kerzen ein dämmriges Licht verbreiteten und auf der rechten Seite, etwas weiter hinten in der Kneipe, befand sich eine kleine Bar mit Barhockern. So sah die Taverne jedenfalls aus, wenn sie leer war. Jetzt jedoch konnte man keinen Meter normal gehen; von allen Seiten wurde man angerempelt und in der Gegend rum geschupst. Sie war zum Bersten gefüllt. Da es sich dem Abend neigte, kamen immer mehr lustige und weniger lustige Gesellen in die Kneipe ,Altes Tau'. ,Alt' beschrieb ziemlich genau den Zustand, in dem sich die Schalunke befand, doch so traf sie exakt Jack' s Vorstellung einer guten Taverne. Das war wohl auch der Grund, weshalb seine Füße Jack jedes Mal, wenn er auf Barbados war, in das ,Alte tau' trugen. Er ging in seinem üblichen schwankenden Gang in Richtung Theke, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Er drehte sich um und blickte einem Paar rotbrauner Augen entgegen. "Sylvana!", rief Jack überrascht, setzte aber zugleich eines seiner ,charmanten' Lächeln auf. "Klatsch" "Die habe ich nicht aber verdient . . .", nuschelte Jack benommen, die Hand auf die Wange gepresst. "Wie kannst du es wagen dich hier blicken zu lassen, nachdem du damals ohne ein weiteres Wort abgehauen bist?" "Aber Täubchen . . .", versuchte der Captain die temperamentvolle Dame zu beruhigen. "Spar dir deinen Atem, Sparrow!" Wütend drehte sich Sylvana um und marschierte auf die andere Seite der Kneipe, wo sie sich gleich dem Nächsten an den Hals warf. Grummelnd setzte sich Jack auf einen der Hocker an der Bar. Er hatte nicht bemerkt, dass sich auch ein paar Mitglieder seiner Crew in das ,Alte Tau' verirrt hatten und ihn belustigt ansahen. "Lass uns raten . . . die hast du nicht verdient, was?" "Ha ha! Das findet ihr wohl sehr komisch, was?" Beleidigt sah er seine Kumpanen an. "Sagen wir' s mal so: Ja!" Die Männer fingen dröhnend an zu lachen und Jack, der sich bemühte möglichst ernst zu bleiben, musste aber schließlich nachgeben und stimmte selbst in das Gelächter ein. "Dieses Lachen . . . das kann ja eigentlich nur einer sein!" Eine robuste Stimme drang aus einem Raum hinter der Bar nach vorne. Jack blickte auf. Aus der Tür trat ein Mann mit Glatze und grauen Augen die verrieten, dass sie schon mehr als nur Barbados gesehen haben. "Captain Jack Sparrow!" Ein schelmisches Grinsen umspielte die Mundwinkel des Wirts. "Keith, altes Haus! Ich hatte gehofft, dass du immer noch in diesem Schuppen hier rumhängst.!" Jack war aufgestanden und hatte dem Wirt in einer kurzen Umarmung freundschaftlich auf den Rücken geklopft. "Das ist ja eine Überraschung! Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs? Es ist wirklich schon lange her, seit du das letzte Mal meine Kneipe betreten hast. Das muss gefeiert werden! Ich gebe dir und deiner Bande eine Runde aus!" "Na, so was hört man doch immer gern!", rief Jack seiner Bagage zu, welche ihm lautstark zustimmten. Nachdem Keith Knife den Seeleuten eine Runde seines besten Rums ausgegeben hatte, die Jungs alles bis auf den letzten Schluck ausgetrunken hatten und nun fröhlich am Grölen waren, hatte Jack ihnen gesagt, sie sollten sich einen schönen Abend machen und sich amüsieren. Dem waren Adam und Conor auch bald nachgekommen, indem sie sich beide eine freizügig gekleidete Dame geschnappt hatten und für den Rest des Abends mit ihnen verschwunden waren. Die Kneipe war immer noch ziemlich ,gut besucht' und der Geräuschpegel war auch nicht im entferntesten weniger geworden. Das hatte der Wirt wohl als eine gute Gelegenheit angesehen, seinen Überraschungsgast zu fragen, wie es kommt, dass dieser sich nach so vielen Jahren wieder auf die Insel Barbados verirrt hatte. "Nun ja, das ist eine lange Geschichte. Ich sag' s mal so: Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit dem Commodore der Royal Navy von Port Royal. Reicht dir das als Erklärung oder willst du noch die Einzelheiten darüber hören?" Jack schenkte Keith einen viel sagenden Blick, worauf dieser mit einem Nicken zeigte, dass er den Captain der Pearl durchaus verstanden hatte. "Du bist also mal wieder auf der Flucht?!" Dem Wirt lag das Wort ,typisch' auf der Zunge, doch er konnte sich daran hindern es laut auszusprechen, da er den Schluss von Jack' s Geschichte auch noch hören wollte. "Aber wieso verschlägt es dich dann ausgerechnet hier her? Du hättest doch genau so gut auf einer unbewohnten Insel ein Versteck suchen können. Außerdem gibt es außer Barbados noch viele andere Inseln, weniger weit von Tortuga entfernt." "Genau das ist ja das Ausschlaggebende! Weit von Tortuga entfernt! Das ist nämlich genau der Ort, an dem dieser liebreizende Commodore Norrington mit Sicherheit als erstes nach mir suchen wird. Deshalb habe ich beschlossen, mal wieder eine etwas längere fahrt auf mich zu nehmen. Hier kann ich auch länger vor Anker gehen als in Tortuga. Dort reicht es momentan nur um Vorräte aufzufrischen. Aber länger als einen Tag kann ich da nicht bleiben. Aber hier werde ich zur Abwechslung mal länger als 2 Tage bleiben." Er hielt kurz inne. "Außerdem muss die Pearl repariert werden. Letzte Nacht sind wir aus heiterem Himmel von einer Gewitterfront überrascht worden und ein Mast ist in dem Getöse zu Bruch gegangen. Mich wundert immer noch, wo die so schnell plötzlich her kam . . . tagsüber war der Himmel noch total klar gewesen . . ." Den letzten Satz hatte Jack eher zu sich als zu Keith gesagt. "Na ja, Anamaria, ein Mitglied meiner Crew, hat sich dabei einen Arm angebrochen. Das heißt, dass sie so oder so für eine Weile nicht zur Verfügung stehen wird. Und bei der Gelegenheit muss ich mich auch noch um ein Hochzeitsgeschenk kümmern . . . und ich habe absolut keine Idee, was ich schenken soll!" "Du hast eine Frau an Bord?" Verblüfft sah der Wirt Jack an. "Du weißt, es soll Unglück bringen eine Frau an Bord zu haben?" "Ja, langsam dämmerts mir auch . . . Gibbs hatte mich ja schon damals davor gewarnt, aber . . ." ". . . . aber du hast wie immer deinen Sturkopf durchgesetzt!", beendete Keith den Satz. "Ja, wie du meinst . . .", grummelte Jack leicht säuerlich. "Wie geht' s eigentlich dem alten Gibbs? Mensch, das hab ich auch lange nicht mehr gesehen!" "Das kannst du ihn selbst fragen! Er gehört zu meiner Crew und ich kann mir nicht vorstellen, dass er es versäumen wird, bei dir vorbeizuschauen. Aber ich glaube, heute kommt er nicht mehr. Ich habe einen Neuling einen Auftrag gegeben, wobei ihm Gibbs unter die Arme greifen soll. Aber ich werde ihm sagen, dass du dich über seinen Besuch freuen würdest." "Ja tu das. Ich werde einen großen Becher Rum für ihn bereithalten." "OK, ich werde mich dann auch so langsam auf den Weg zurück aufs Schiff machen." "Was ist los? Heute keine Lust dich zu amüsieren so wie deine Kameraden?" Keith ließ den Blick über die noch immer zahlreich anwesenden Damen wandern. "Ne du, lass mal. Heute nicht! Aber ich lass' es mir durch den Kopf gehen." Jack zwinkerte dem Wirt schelmisch zu. Dann stand er auf. Er nahm sich seine Habe, seinen alten Dreieckshut, und setzte ihn auf. "Jack, mach' s gut! Bevor du den Anker wieder lichtest, schau doch noch mal vorbei!", sagte Keith und schüttelte dem Captain der Black Pearl zum Abschied kräftig die Hand. "Bis dann!", sagte Jack noch einmal, drehte sich um und schwankte in Richtung Tür davon. Der Wirt des ,alten Taus' blickte ihm leicht verwundert nach. Irgendwie hatte er sich verändert . . . kein Mädchen? Sonst hatte er sich doch auch keine Gelegenheit entgehen lassen . . . na ja, der Gang war aber noch der gleiche! Er schmunzelte und sammelte die Becher ein, die Jack' s Meute hinterlassen hatte. ________________________________________ Derzeit in der Schmiede Unterdessen hatte Will sich wieder daran gemacht, seine Schmiede aufzuräumen. Nach der Übungsstunde und der Fertigstellung des Schwertes sah es wirklich etwas wüst aus. Will räumte, kehrte, putzte und ordnete wie ein Verrückter und schon nach guten 3 Stunden sah es wieder wesentlich einladender auf seinem Arbeitsplatz aus. Da es nun schon um die Mittagszeit war, beschloss Will, die Schmiede für diesen Tag zu schließen und sich mit der geheimnisvollen Tür im Garten zu befassen. Er nahm einen Hammer, eine Zange und einen Meißel und ging aus der Schmiede. Draußen hängte er ein Schild mit der Aufschrift ,Geschlossen' an die Tür und schloss ab. Dann machte er sich auf den Weg in den Garten hinter dem Haus des Gouverneurs. Als er wenig später wieder vor der Efeu- überwucherten Tür stand, machte er sich an die Arbeit. Er befreite die Tür von dem Gestrüpp und betrachtete sie fachmännisch. Dann nahm er den Hammer und den Meißel in die Hände und versuchte die Scharniere an der linken Seite der Tür zu lösen. Diese Technik hatte er bereits bei der Befreiung Jacks aus der Zelle der Navy angewandt und musste unverhohlen grinsen. Doch hier klappte das Ganze nicht so leicht wie er sich das vorgestellt hatte. Mit ganzer Kraft musste der mit dem Hammer auf den Meißel einschlagen, damit sich die Scharniere endlich lockerten. Dann jedoch ging alles viel leichter. Die Kolben ließen sich aus den Scharnieren hebeln und mit Gewalt konnte Will die eingerostete Tür bewegen. Mit einem lauten Quietschen zog er die Tür so weit auf, dass er durch den Spalt passte. Als erstes steckte Will seinen Kopf durch die Öffnung, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Er stellte fest, dass es stockfinster hinter der Tür war und zog den Kopf wieder zurück. Na super . . . es war dunkel! Und jetzt? Er brauchte definitiv Licht, nur wo bekam er das jetzt her? Nach kurzem Grübeln kam ihm eine gute Idee Will schob die Tür wieder ein Stück zu, sodass nicht auffiel, dass sie offen war. Er versteckte sein Werkzeug in einem kleinen Busch ganz in der Nähe und lief ins Haus. Vorsichtig lugte er durch die Hintertür hinein. Schließlich sollte ihn ja niemand sehen. Als er sicher war, dass im Moment keiner in der Nähe war, schlich er sich in das Haus. Er ging durch die Küche, dann durch den Aufenthaltsraum und schaute dann vorsichtig um die Ecke in die Empfangshalle. Niemand da. Er stahl sich zu dem Schirmständer, der unter dem Kerzenhalter an der Wand stand. Er erinnerte sich, dass er, als er Governor Swann vor 4 Monaten das Schwert für Commodore Norrington gebracht hatte, einen Arm des Kerzenhalters abgebrochen hatte und ihn hier drinnen versteckt hatte. Nun stand er da und langte mit seinem Arm in den Ständer, in der Hoffnung, er würde noch immer da sein. Und er hatte Glück. Seine Finger schlossen sich um den Arm des Kerzenhalters und er zog ihn heraus. Vorsichtig und darauf bedacht leise und unsichtbar zu sein, schlich Will sich wieder in die Küche. Dort zündete er sich die Kerze mit Hilfe des Herdfeuers an und verzog sich wieder in den Garten. Will stand nun mit einer leuchtenden ,Fackel' vor der Tür und zog diese wieder so weit auf, dass er gerade hindurch schlüpfen konnte. Er stieg hinein in die Dunkelheit. ________________________________________ Unter Deck der Pearl Simjon betrat die Speisekammer. Sie sah unheimlich wüst aus. Überall lag Zentimeter hoher Staub, die Kisten und Fässer lagen verstreut in der Kammer herum und in allen Ecken wimmelte es von Spinnweben. An den Stellen an denen kein Staub lag, konnte man sehen, dass dort Leute entlang gelaufen waren und Schachteln oder Kisten bewegt hatten. Simjon schnaufte und machte sich an die Arbeit, in jede Kiste und jedes Fass zu spähen und aufzuschreiben, was benötigt wurde und was noch ausreichend vorhanden war. Er kam zu dem Ergebnis, dass alles, besonders der Rum, was ihn nicht wunderte, neu besorgt werden musste. Er verschwand aus dem staubigen Raum und suchte auf dem ganzen Schiff nach Gibbs. Doch er fand ihn werden in seiner Kajüte noch sonst irgendwo, wo er dachte ihn finden zu können. Als er gerade unter Deck einen Gang entlang lief, öffnete sich die Tür zu Anamarias Kajüte und Gibbs trat heraus. Als Simjon an ihm vorbei in das Zimmer lunste, erhaschte er einen Blick auf Anamaria, die sich gerade abmühte sich mit einem Arm anzuziehen. Sein Blick wanderte zurück zu Gibbs und er sah in skeptisch an. "Was hattest du bei Anamaria zu suchen?", fragte er scharf. "Ich habe geschlafen!", antwortete Gibbs mit müde wirkenden Augen. Simjon zog eine Augenbraue hoch. "Geschlafen?" Die Frage war jetzt nur ob bei oder mit Anamaria. . . . . Als Gibbs Simjon' s Gesichtsausdruck wahrnahm fügte er schnell hinzu, dass Jack ihm den Auftrag erteilt hatte, die Nacht über bei Anamaria zu wachen und dass er dabei wohl eingeschlafen war. Simjon grinste in sich hinein. "Wie auch immer. Jack hat mir gesagt ich solle die Inventur für unsere Vorräte machen und dann mit dir einkaufen gehen, da du wüsstest wo man das hier gut kann." "Ah ja, na dann lass uns gehen. Ich denke Anamaria kommt jetzt allein klar. Ihr geht' s den Umständen entsprechend, aber sie macht einen sehr stabilen Eindruck. Außerdem denke ich, dass sie nicht wollen würde, dass jemand die ganze Zeit um sie herum tanzt. Typisch Anamaria eben!" Aus Anamarias Kajüte war ein Dotzen und ein wütender Ausruf zu hören. "Siehst du, sie kriegt das schon hin!", sagte Gibbs grinsend und beide liefen so schnell es ging nach oben. Sie gingen, ebenso wie Jack, durch den steinernen Gang und dann durch die alte Hütte und gelangten so in die Gassen von Alleyendale. Als Gibbs und Simjon durch die sehr belebten Straßen der Stadt gingen, wanderten Simjon' s Augen fasziniert über den Trubel, der hier herrschte. Es kam ihm alles so vertraut vor. Die Straßen, die Häuser und vor allem die Leute, die für reichlich Tumult sorgten. Alles erinnerte ihn an Tortuga, die Insel, auf der er aufgewachsen war und auf der er beschlossen hatte, ein Pirat zu werden. Und er war dort seinem Ziel ein gutes Stück näher gekommen, als die Black Pearl eines Tages in Tortuga eingelaufen war und ihr Captain ihn in seine Mannschaft aufgenommen hatte. "Sag mal hörst du mir überhaupt zu?" Gibbs war stehen geblieben und sah Simjon nun etwas mürrisch an. "Tut mir leid. Was hast du gesagt?" Simjon sah ihn verwirrt an. "Ich sagte, dass wir hier unsere Sachen kaufen können, aber du zeigst minutenlang keine Reaktion geschweige denn dass du mir eine Antwort gibst!" Gibbs schüttelte den Kopf und zog Simjon am Ärmel mit in das Geschäft. ________________________________________ Unterdessen in den Gassen Port Royals Das Haus war groß und sah von außen verdächtig unstabil aus. Commodore Norrington und Elizabeth Swann standen vor dem Gebäude und betrachteten es Stirn runzelnd. "Und Sie wollen bestimmt da rein?", fragte der Kommodore mit angewiderter Stimme. "Ja doch!" Elizabeth grinste, packte Norrington am Arm und zog ihn hinter sich durch den Eingang, der von einer massiven Holztür versperrt worden war. "Puh. . . wie ich gesagt habe: Total verstaubt und zerfallen. Was wollen Sie hier?" Er sah sie verwundert an. "Sagen Sie", sagte Elizabeth ohne auf die Frage einzugehen, "Wenn Sie sich das hier alles etwas freundlicher und weniger baufällig vorstellen, sähe es hier doch - ähm - wesentlich schöner aus, oder?" "Ja, ich denke schon, aber wieso interessiert Sie das? Wollen Sie und Ihr Verlobter hier einziehen, oder was?" Er klang irgendwie hoffnungsvoll, als er den letzten Teil des Satzes ausgesprochen hatte, ließ sich jedoch nichts anmerken. "Wir? Aber wo denken Sie hin? Nein, wir nicht. Aber Sie erinnern Sich doch bestimmt noch an meine Tante, von der mein Vater gestern Abend gesprochen hat, oder?" "Sie wollen Ihre Tante in diese Bruchbude verfrachten?", fragte er mit schockierter Miene. Wollen würde sie ja schon aber sobald sie an das leichenblasse Gesicht ihres Vaters dachte, wenn er dies mitbekam, besann sie sich wieder ihrer guten Manieren. "Mr. Commodore, machen Sie Sich nicht lächerlich! Natürlich muss das Haus noch auf Vordermann gebracht werden. Aber an sich ist doch gegen das Haus nichts einzuwenden, oder?" "Nein, an sich eigentlich nicht. Und wie wollen Sie das anstellen?" "Ich hoffte, dass Sie vielleicht ein Trupp organisieren könnten, der sich darum kümmert . . ." Sie sah ihn mit ihrem Hundeblick an, mit dem sie sicher sein konnte, alles das zu bekommen was sie wollte. Und da sie wusste, dass sie bei Norrington leichtes Spiel hatte, machte es die Sache noch einfacher. Und der Commodore reagierte wie erwartet. "Aber selbstverständlich. Ich werde sehen was ich tun kann. Darf ich fragen, wann das Haus bewohnbar sein soll?" "Also mein Vater meinte, dass die beiden in den nächsten 21 Tagen hier eintreffen werden. Ich würde Sie bitten, den Arbeitern zu sagen, dass sie 18 Tage für die Renovierung des Hauses haben. Die anderen 3 Tage werde ich mich bemühen, die Zimmermädchen aus unserem Haus zu mobilisieren, damit sie es hier so bewohnbar wie möglich machen." "Einverstanden, ich denke, dass ich das heute noch regeln kann. Ich werde Sie morgen aufsuchen und Bericht erstatten und den Umbau werde ich höchstpersönlich überwachen, schließlich handelt es sich ja um Ihre Verwandten." Elizabeth rollte unbemerkt mit den Augen, doch der Commodore hatte eine ernste und geschäftliche Miene aufgesetzt. "Das ist außerordentlich liebenswürdig von Ihnen, Commodore Norrington.", bedankte sich Elizabeth, um nicht undankbar zu erscheinen. "Für Sie doch immer, Mrs. Elizabeth.", sagte er und lächelte sie an. "Aber sagen Sie, wieso wohnen Ihre Tante und Ihre Cousine nicht bei Ihnen im Haus? Dort wäre doch theoretisch noch Platz!" Mit forschendem Blick sah er sie an. "Nun, da mein Verlobter nun auch bei uns wohnt, ist es vom Raum her ziemlich knapp geworden. Außerdem kann man ja nicht vorhersehen, ob sich die beiden mit dem Personal und mit William verstehen würden. Und da sie ihre eigenen Angestellten mitbringen, wäre es auch noch viel enger geworden. Deshalb habe ich nach einer möglichst großen Wohngelegenheit gesucht. Will hatte mir mal erzählt, dass Mr. Brown verstorben war und dass er alleine gelebt hat, sodass sein Haus jetzt leer stünde. Ich dachte, das wäre doch perfekt, wenn man sich entsprechend darum kümmern würde. Denken Sie etwa, ich würde nicht mit meinen Verwandten zusammen wohnen wollen?" So ganz Unrecht hatte er ja nicht, aber das musste er ja nicht unbedingt erfahren. "Nein, natürlich nicht. Bitte verzeihen Sie. Es hat mir lediglich interessiert. Entschuldigen Sie bitte vielmals." "Ist schon in Ordnung. An ihrer Stelle hätte ich wahrscheinlich auch gefragt. Aber dann ist das abgemacht! Ich bedanke mich recht herzlich und erwarte Sie dann morgen. Nun muss ich meinem Vater noch bescheid sagen damit er sich um die notwendige Einrichtung kümmert." "Nichts zu danken. Ich werde mich dann auch mal auf den Weg machen." Elizabeth machte einen Knicks und auch Norrington verbeugte sich kurz. Beide verließen das ehemalige Haus des Schmieds und wandten sich in unterschiedliche Richtungen, wobei beiden verschiedene Dinge durch die Köpfe gingen. ________________________________________ In der Dunkelheit Das Licht der Kerze flackerte knisternd und warf seine unheimlichen Schatten an die Wände des nass- kalten Ganges. Langsam und vorsichtig folgte Will dem leicht abfallenden Weg nach unten in das dunkle Gestein hinein. Den modrigen Geruch, der den Gang erfüllte, nahm er kaum wahr, denn seine Neugierde hatte ihn übermannt und er schreckte auch davor nicht mehr zurück. Von der Decke, die nur ein wenig höher war als Will sodass er aufrecht gehen konnte, hingen in unregelmäßigen abständen Tropfsteine in verschiedenen Größen herunter. Um nicht mit dem Kopf gegen sie zu stoßen, musste er ihnen immer wieder geschickt ausweichen. Eine ganze Weile ging er den schwarzen Gang mit den unebenmäßigen Wänden entlang. Er machte hie und da einen Knick und ganz zum Schluss folgte er einer lang gezogenen Kurve nach rechts. Dann mündete der Gang in einen großen achteckigen Raum. An den Wänden waren Eisenhalter angebracht, in denen gelöschte Fackeln hingen. Will ging auf die Fackeln zu und entzündete sie mit seiner Kerze, die nun schon über die Hälfte heruntergebrannt war. Nachdem er einmal im Kreis gegangen war, erstrahlte der Raum in einem goldenen Licht. Will erkannte jetzt, dass in der Mitte des Raumes ein steinernes Podest stand. Auf dem Boden um dieses Podest herum war ein seltsames Muster in dunkler Farbe aufgemalt. Die ganze Aufmachung machte den Schmied etwas nervös. Zögernd ging Will auf die Erhebung in der Mitte zu. Es war ihm doch nicht so ganz geheuer. Wie er am Anfang gedacht hatte. Aber um jetzt umzukehren hatte er sich nicht die ganze Mühe gemacht. Also überhörte er einfach die kleine Stimme in seinem Kopf ,die ihm sagte er solle nichts riskieren und doch lieber umkehren, und schritt weiter auf das Podest zu. Als er direkt davon stand, blieb er stehen. Im Gegensatz zu den Wänden war die Oberfläche des Podests glatt und ebenmäßig. In der Oberseite runden Sockels waren Zeichen eingemeißelt, die Will nicht entziffern konnte. Er drehte den Kopf leicht in die eine und dann in die andere Richtung, doch er verstand sie nicht. Er hatte diese Symbole noch nie in seinem Leben gesehen. In der Mitte des Podests war eine weitere Erhebung. In dieser steckte, an der Oberseite, ein Ring. Will stand da und starrte ihn ununterbrochen an. Er war aus angelaufenem Silber und mit einem Stein versehen. Der Stein war in der Form einer Raute geschliffen. Will kannte diese Art Stein. Es war ein so genannter ,Nachtfluss'. Seine Farbe war dunkelviolett bis schwarz und glitzerte, da er kleine funkelnde Partikel in sich hatte. Von den Fackeln an den Wänden beleuchtet, wirkte der Ring mitsamt dem Stein sehr geheimnisvoll und unheimlich. Doch Will konnte und wollte seinen Blick nicht von ihm abwenden. Der Ring hatte ihn in seinen Bann gezogen und hielt ihn fest. Ein ungewohnter Glanz hatte sich in Will' s Augen geschlichen, der ihn auf eine fremde Art veränderte. Es war ein anderer Glanz, als jener, der ihn beim Anblick von Elizabeth überfiel. Nun wirkte er fast hypnotisiert. Seine Augen waren immer noch starr auf den Ring gerichtet. Langsam und behutsam hob Will seine rechte Hand und führte sie auf die Erhebung zu. Vorsichtig strich er mit seinen rauen Fingern über die glatte Oberfläche des Ringes. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Er hatte sich noch nie wirklich Gedanken über einen möglichen Ring für Elizabeth als Verlobungs- oder Hochzeitsring gemacht aber vom ersten Moment an als er ihn sah, stand für ihn außer Frage wie er aussehen muss, denn dieser übertraf alles. Seiner Meinung nach was das der perfekte Ring. Entschlossen fasste er mit seinen Fingern fester um den silbernen Gegenstand und zog vorsichtig an ihm. Zunächst rührte er sich nicht doch nach kurzem hin- und herdrehen ließ er sich aus der Fassung lösen. Will stand nun, höchst zufrieden mit sich, mit dem Ring in den Händen vor dem Podest und betrachtete ihn sorgsam. Mit einem Mal blies ein heftiger Windstoß durch den Gang und den Raum an dessen Ende, sodass die Feuer der Fackeln bedrohlich flackerten und Wills Haare ziemlich durcheinander gerieten. Erschrocken drehte der Schmied sich um. Niemand da. Es war wahrscheinlich nur eine Böe gewesen, die vom Meer herübergeweht kam. Will nahm sich seinen Kerzenhalter mit der fast gänzlich abgebrannten Kerze in seine freie Hand und ging ein wiederholtes Mal im Kreis und löschte die Fackeln, die er zuvor angezündet hatte, und machte sich auf den Weg durch den Gang zurück in den Garten. ________________________________________ Zur selben Zeit, Oscura Noche Der Mann mit den grünen Augen saß in seiner großen Kabine und las in einem alten, vergilbten Buch, das er schon mehr als einmal durchgelesen hatte. Plötzlich zuckte er heftig zusammen. Es hatte ihn getroffen wie ein Blitz. Ein Gefühl, wie als würde ein Teil von ihm aus einem sehr langen Schlaf erwachen und nach ihm rufen. Es zog ihn zu sich und er war sich sicher, dieses Gefühl noch nie verspürt zu haben. Sein Herz raste. Er stand auf und blickte hinaus auf den Himmel, als hoffte er eine Antwort auf sein Gefühl zu bekommen. Konnte es etwa das sein, was er vermutete? Das wonach er sein ganzes Leben lang gesucht hatte? Es klopfte. Und ohne Antwort abzuwarten ging die Tür auf und Tan schritt schnellen Schrittes auf ihn zu. "Alec, hast Du was gemerkt? Die Pájaros sind total aufgewühlt und kreischen laut durcheinander. Kann es denn wirklich das sein, was ich vermute?" Tan sah Alec skeptisch an. "Ich habe etwas gespürt, soviel steht fest. Es . . . es hat mich getroffen wie ein Blitz. So ein Gefühl, als würde mich etwas zu sich rufen. . ." "Du meinst doch nicht etwa, dass Er es war, oder? Nach all den Jahren soll Er endlich gefunden worden sein?" Tan sah ihn fassungslos an. "Es sieht ganz so aus. Endlich . . . nun ist es nur noch eine Frage der Zeit . . ." Alec' s Augen leuchteten sehnsüchtig. Endlich würde seine lange Suche und das Warten ein Ende haben und er würde seine Bestimmung erfüllen können. Nun war es so weit. "Tan, ich möchte dass du die Pájaros losschickst. Sie sollen meine Vorhut sein. Und nimm Kurs auf Nord - West!" "Jawohl Don, werde ich sofort erledigen!" Damit verbeugte er sich kurz und verließ die Kabine des Captain' s. Alec stand nun wieder vor seinem Fenster. Sein Blick schweifte über die schäumenden Wellen, die die ,Oscura Noche' hinterließ. Abwesend sah er zu, wie sie davon rollten. Sein ganzes Leben hatte er auf diesen Augenblick gewartet, und nun war er da. Seine Bestimmung würde sich erfüllen und er würde das tun, weswegen er geboren wurde. . . . . tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)