Gefangen - Silent Desires: KKJ von abgemeldet (Kapitel 10 iat da!!!!!!!!!!) ================================================================================ Kapitel 6: Planungen -------------------- Kapitel 6 - Planungen Ein Sammler? Chiaki grinste über seine Idee und stieg in das Taxi, das er herangewinkt hatte. "Wohin, Kumpel?" Er nannte dem Fahrer die Adresse von Leos Büro und dachte über seine Lüge nach. In Wahrheit besaß er ein einziges Sammlerstück an Erstausgaben - Tom Clancys "Jagd auf Roter Oktober" -, das er von seinem Vater geerbt hatte, bevor das Buch zum Bestseller wurde. Es war einiges wert, sicher, aber es stellte nicht gerade die Art von Sammlung dar, die Chiaki angedeutet hatte. Allerdings fühlte er sich deswegen nicht allzu schuldig. Er hatte den Ausdruck auf Marrons Gesicht bemerkt, als sie im Pausenraum saß. Ein entzückter Ausdruck, als wäre sie in Gedanken vertieft gewesen, die ebenso erotisch waren wie die verstreut auf dem Tisch liegenden Drucke. Ihre Finger hatten sich von ihrem Schlüsselbein nicht wegbewegt, doch irgendwie hatte Chiaki gewusst, dass sie in ihrer Fantasie ihrer zarte Haut streichelte und Stellen berührte, die sich nach Liebkosung sehnten. In diesem Moment war er sich sicher gewesen. Er wollte diese Frau wieder sehen und er war froh, dass seine ursprünglichen Pläne für diesen Abend geplatzt waren. Er war von einer seiner Freundinnen zur Eröffnung einer Galerie eingeladen worden, einer eleganten Wohltätigkeitsveranstaltung. Er wäre gern erschienen, denn mit Suki auszugehen war immer angenehm. Sie waren seit Jahren befreundet, ohne sich zueinander hingezogen zu fühlen, trotz der wilden Gerüchte in der Presse. Zunächst war er enttäuscht gewesen, als sie ihn anrief und ihm mitteilte, die Veranstaltung sei verschoben worden. Doch jetzt war er froh darüber. Denn es bedeutete, dass er einen Termin frei hatte, was äußerst selten vorkam und ein toller Zufall war, besonders in Anbetracht der Tatsache, wie gern er den Abend mit Marron Kusakabe verbringen wollte. Fünf Jahre. Fünf lange, einsame Jahre lebte er jetzt schon ohne seine geliebte Hikari. Makoto wurde die Kehle eng, wie immer, wenn er an sie dachte. Seine süße Hikari. So schön und unschuldig. Sie hatte es nicht verdient zu sterben. Noch heute konnte er sich daran erinnern, wie sie an ihrem Hochzeitstag ausgesehen hatte. Braune Augen, die lebhaft funkelten, die fast schwarzen Haare, die einen starken Kontrast bildeten zu dem weißen Kleid. Seine Hikari. Seine große Liebe. Makoto bückte sich langsam und zog den zerbeulten Koffer unter dem Bett hervor. Unweigerlich fiel ihm der schäbige fleckige Teppich auf. So weit war er heruntergekommen, dass er in erbärmlichen Hotelzimmern lebte, die stundenweise vermietet wurden und vermutlich noch nie ein Desinfektionsmittel gesehen hatten. Aber das war notwendig. Die Hotels, die er für die lange Fahrt von Japan nach New York ausgesucht hatte, waren billig. Das bedeutete, den Angestellten war es egal, wer das Zimmer mietete. Genau das wollte Makoto. Unsichtbar sein. Wenn sein Plan funktionieren sollte, musste er unsichtbar sein. Langsam öffnete er die Schließen des Koffers und klappte den Deckel auf. Er nahm den Flanellpyjama heraus, und da, unter dem dunkelgrünen Stoff, lagen sie - die Schrotflinte und die Pistole, die er sich extra für diese Aufgabe gekauft hatte. Er atmete tief durch. Vorfreude überlagerte seine Nervosität. Die Zeit nahte. Sehr bald schon würde dieser Dreckskerl Chiaki Nagoya dafür büßen, was er ihm angetan hatte. "Chiaki Nagoya? Du gehst heute Abend mit Chiaki Nagoya aus?" Marron sah Kathy verdutzt an. "Ja", sagte sie. "Ich gehe mit einem Chiaki Nagoya aus? Wer ist das?" "Das weißt du nicht?", rief Kathy fassungslos. Sie war achtzehn, Studienanfängerin mit Hauptfach englische Literatur und seit kurzem Teilzeitkraft im Antiquariat. "Du hast wirklich keine Ahnung?" Marron seufzte. "Nein, ehrlich nicht." Kathy verdrehte ungläubig die Augen. "Der ist so was wie ein Billionär. Ein japanischer Selfmademan. Und er ist Single. Sämtliche Junggesellen-Fernsehshows reißen sich um ihn. Du hast wirklich noch nie von ihm gehört?" "Nein, habe ich nicht.", bekräftigte Marron. Kathy schien es noch immer nicht fassen zu können. "Na und?" "Ich will bloß nicht, dass man dir wehtut", meinte Kathy. "Niemand kann mir wehtun, weil es nämlich kein Date ist. Ich treffe mich mit ihm, um ihm ein paar Erstausgaben zu bringen. Es ist rein geschäftlich." Das war zumindest ihr Plan und Marron hatte nicht vor, davon abzuweichen. "Ja, sicher." Kathy klang keineswegs überzeugt. "Ach komm schon. Wir gehen doch bloß essen. Erwachsene dürfen zusammen essen gehen, ohne dass sie hinterher Sex haben müssen oder so." Kathy kniff die Augen eng zusammen. "Wo geht ihr denn essen?" "Im ,Talon'." "Aha", meinte Kathy mit einem geheimnisvollen Unterton. Marron runzelte die Stirn. "Was soll das heißen?" "Er wohnt im Penthouse. Vermutlich hat er vor, dich mit Alkohol abzufüllen und dich anschließend in seinen privaten Fahrstuhl abzuschleppen, wo er dich vernascht." Das hoffte Marron nicht, denn sollte er das vorhaben, würde ihre Standhaftigkeit auf eine harte Probe gestellt werden. "Woher weißt du, wo er wohnt?" "Von Angela", erklärte Kathy und meinte damit ihre Schwester. Einen Moment lang war Marron verwirrt, bis ihr einfiel, dass Angela in dem Hotel arbeitete. "Er bestellt das Essen im Restaurant, und sie schicken Angie damit hoch zu ihm. Das Penthouse ist so riesig, dass sie ihn noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hat. Sie stellt das Tablett einfach auf den Wohnzimmertisch. Aber sie sagt, es sei die Sache wert, weil er ein unglaubliches Trinkgeld gibt." "Na dann. Siehst du, er ist nett." Kathy schnaubte verächtlich. "Ach komm schon, Kathy. Was ist dabei? Er will ein paar Bücher kaufen und seinen Horizont erweitern." "Oh, Marron..." Kathy nahm sich einen Stapel Bücher, die gerade erst kürzlich geliefert worden waren und ging zu den Regalen, nicht ohne Marron noch einen Blick über die Schulter zuzuwerfen, der klar signalisierte, für wie naiv sie ihre Kollegin hielt. Marron seufzte frustriert. Mit vierundzwanzig Jahren kam sie sich im Vergleich zu Miyako, die schon ihren sechsundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte, stets jung vor. In Kathys Gegenwart fühlte sie sich dagegen uralt, weshalb sie ihren mütterlichen Ton umso ärgerlicher fand. "Was soll das nun wieder heißen?" "Er ist ein absoluter Schürzenjäger. Letzte Woche ging er mit einem Supermodel aus, und in der Woche davor war es so eine Wohltätigkeitslady mit genau der richtigen Kleidung und Frisur." Marron fuhr sich unwillkürlich durch die Haare. "Na und? Wir treffen uns zum Essen, um über die Bücher zu reden." So ganz glaubte sie das selbst nicht. Zum Glück begriff sie in diesem Augenblick, dass das Abendessen mit Chiaki nicht nur eine Gelegenheit war, den Umsatz des Antiquariats zu erhöhen, sondern auch für ihre Zukunftspläne nützlich sein konnte. Denn wenn es stimmte, was Kathy behauptete, war er eine große Nummer in der Geschäftswelt. Und wenn Marron sich geschickt anstellte, konnte sie ihn vielleicht dazu bringen, ihr ein paar Lektionen in Betriebswirtschaft zu geben. Sie hoffte nur, dass der Preis dafür nicht zu hoch sein würde. Heute Abend. Makoto hielt die Hände vor sich, so dass die Arm- und Brustmuskeln angespannt waren, während er eine Kniebeuge machte. Einatmen, ausatmen. Ruhig. Der Trick bestand darin, ruhig zu bleiben. Er absolvierte fünf Durchgänge mit je zehn Kniebeugen, ohne auch nur einmal die Balance zu verlieren. Er war bereit. Er war ruhig. Er hatte alles unter Kontrolle. Langsam richtete er sich wieder auf und fühlte sich erstaunlich leicht. "Heute Abend ist es so weit, Hikari", murmelte er. "Heute Abend stirbt der Bastard." Er schloss die Augen und sprach ein stummes Gebet für einen erfolgreichen Kampf gegen das Böse in Gestalt von Chiaki Nagoya. Der Mann war erbärmlich. Eine bemitleidenswerte, geldgierige Schlange, die sich um nichts außer sich selbst und ihre Projekte scherte. Er war der Grund für Makotos Entlassung. Und er war der Grund für den Tod seiner wunderschönen Hikari. Oh nein, Chiaki Nagoya hatte ihr keinen Krebs verursacht. Trotzdem hatte er sie umgebracht. Er hatte ihnen die Krankenversicherung genommen und ihr Einkommen. Am Ende hatte die zerbrechliche Hikari einfach keine Kraft mehr gehabt und Makoto allein gelassen. In den Zeitungen hatte gestanden, dass Chiaki Nagoya mit diesem Geschäft ein Vermögen verdient hatte, und jetzt war schon wieder eine Übernahme im Gespräch. Es ging um irgendeine Transportfirma. Nagoya war so selbstzufrieden. Geschäft nannte er es. Für diesen Bastard war es nicht mehr als das. Er hatte also ein Vermögen verdient? Nun, es war an der Zeit für Nagoya, zu bezahlen. Mit seinem Leben. Chiaki schaute auf seine Armbanduhr und seine Gedanken schweiften ab, was angesichts der vielen albernen Fragen, mit denen der Anwalt ihn während dieser absurden Aussage bombardierte, auch kein Wunder war. Er zwang sich zu einem Lächeln. "Tut mir Leid. Könnten Sie die Frage noch mal wiederholen?" "Selbstverständlich." Der Anwalt auf der anderen Seite des Tisches, ein Jüngling mit Sommersprossen, der vermutlich erst vor kurzem sein Jurastudium absolviert hatte, wandte sich an den Protokollführer. "Könnten Sie bitte den letzten Satz noch einmal vorlesen?" Der Protokollführer wollte der Aufforderung nachkommen, doch Chiaki hob die Hand. "Warten Sie." Er wandte sich an Leo. "Können wir eine kurze Pause machen?" "Inoffiziell", sagte Leo zu dem Jungen. Es war zwar eine Bitte, doch sein Ton ließ keinen Raum für eine Diskussion. Der junge Anwalt nickte und winkte wie ein König, der eine besondere Gunst gewährt. Chiaki stand vom Konferenztisch auf und verließ den Raum, dicht gefolgt von Leo. "Ich muss los", erklärte Chiaki, sobald die Tür hinter ihnen zugefallen war. "Das geht jetzt schon seit Stunden so. Das ist alles ein Haufen Mist. Da kann ich meine Zeit besser nutzen." Leo fuhr sich durch die Haare und schein sich unbehaglich zu fühlen. Natürlich kannte Chiaki den Grund dafür. Die Aktionäre von "Carpenter Shipping" hatten einen hochkarätigen Anwalt engagiert und heute Morgen ein einstweiliges Unterlassungsurteil erwirkt. Um den Streit zu schlichten und mit dem Abschluss des Geschäfts voranzukommen, hatte Leo angeboten, dass Chiaki sich für eine Aussage zur Verfügung stellte. Chiaki hatte zugestimmt, doch jetzt war er mit seiner Geduld am Ende. "Er redet noch nicht mal über den Verkauf. Der Junge vergeudet seine Zeit damit, dass er im Trüben fischt." "Ich weiß", räumte Leo ein. "Er ist noch unerfahren. Bis jetzt hat er nicht eine seiner Behauptungen begründen können. Es wird keine Unterstützung geben für die Umwandlung des Unterlassurteils in eine dauerhafte Verfügung, aber wenn du jetzt gehst, wird er dem Richter einfach sagen, er konnte die Sache nicht beenden." Leo zuckte mit den Schultern. "Eine Stunde noch, schätze ich. Höchstens." Chiakis Miene war finster. Sosehr es ihn auch wurmte, er wusste, dass Leo Recht hatte. "Na schön. Ich bin zu einem Date verabredet. Gib mir fünf Minuten, damit ich telefonieren kann." Nachdem Leo wieder im Konferenzraum verschwunden war, zog Chiaki sein Handy aus der Tasche und rief das Restaurant an. Der Oberkellner versprach, Marron die Nachricht zu überbringen, dass er verhindert sei und sie morgen früh anrufen würde. Es war ihm äußerst unangenehm, aber er wollte nicht, dass sie dasaß und wartete. Vielleicht ging die Befragung nur noch eine Stunde, vielleicht aber auch drei. Und obwohl es schon spät war, wollte er lieber weitermachen, als morgen auch noch mit Aussagen zu verbringen. Er klappte sein Handy zu. Er hoffte, dass Marron morgen Zeit hatte. Bis dahin würde dieser junge Anwalt seine Wut zu spüren bekommen, weil Chiaki seinetwegen das Essen mit ihr verpasste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)