Assassinen von abgemeldet ================================================================================ Das Treffen ----------- Kapitel 1: Das Treffen Zur gleichen Zeit stand nur einige Straßen weiter ein weiteres Paar in einer schwach beleuchteten Seitengasse und lieferte sich gerade ein hitziges Wortgefecht. Eine junge Frau, die mit flehenden Augen ihr Gegenüber anstarrte und ein Mann, in dessen ausdrucklosen und kalten Gesicht kein Gefühl erkennbar war. Sein silbergraues Haar und seine schwarze Kleidung verschwommen fast mit dem Schatten, so dass nur seine leuchtenden, blutroten Augen die Dunkelheit durchbrachen. Eine Nachtgestalt, die jeder gesunde Menschenverstand zu dieser Zeit gemieden hätte. Doch davon ließ sich die junge Frau nicht abschrecken. "Verdammt, ich KANN dir nicht sagen, wie ich mein Geld verdiene, es würde dich in Gefahr bringen.", antwortete ihr der Mann zum wiederholten Male. Schließlich bemerkte er, wie die Hartnäckigkeit der jungen Frau schwand und sie sich mit einem schweren Seufzer gegen seine Brust fallen ließ. Nun war es an ihr, ihn zu beteuern, dass alles okay wäre und nur seine Gegenwart für sei zählen würde. Sie kuschelte sich sogar nur noch näher an ihn, als sie ein glücklich gehauchtes "Ich liebe dich" von sich gab. Es war die perfekte Liebesszene und als er auch noch seinen Arm um sie legte um sie zu stützen, schien sie im siebten Himmel zu schweben. Jedoch bekam sie dabei nicht mit, wie zwischen den ,Liebenden' geräuschlos eine Pistole, die an seinem Gürtel hing, entsichert wurde und sich ein Finger an den Abzug legte. Erst als sie ein "Ich dich nicht" hörte, registrierte sie die Gefahr, in der sie sich befand. Doch da war es schon zu spät. Er hatte abgedrückt und sie direkt in den Magen getroffen. Die Schmerzen kamen nicht sofort, ihr Schockzustand bewahrte sie davor. Erst als sie ein letztes Mal die Augen ihres Gegenübers suchte und sie darin nichts, rein gar nichts, fand, nicht einmal Verachtung oder Hass, kam der Schmerz. Der Schmerz, verraten geworden zu. Kurz darauf starb sie. Ihr Körper sackte einfach so zusammen, ohne Halt, da er schon vorher einen Schritt zurückgetreten war. Auch er war einer, der den Tod brachte. Ein Assassine, der sich nicht um das Schicksal seiner Opfer kümmerte. "Wie immer du auch noch mal hießt." Der sich nicht um deren Namen kümmerte. Plötzlich wurde er von einem Geräusch hinter sich aufgeschreckt und er wirbelte herum. Das ermöglichte Ray, zum ersten Mal in das Gesicht des namenlosen ,Kollegen' zu sehen, den er nun schon einige Zeit beobachtet hatte. Er wusste, dass er das auf keinen Fall machen durfte, dass es streng verboten war - dass er mit seinem Leben dafür zahlen würde, aber er konnte nicht anders. Die Präzision, mit der dieser Assassine vorgegangen war, die Skrupellosigkeit, sie hatten ihn fasziniert. Er hatte zusehen müssen. Und anstatt nun weg zu rennen, konnte er nichts anderes tun als ihn gleichzeitig gebannt als auch erschrocken anzustarren. Auch er wurde von der Nachtgestalt scharf gemustert, bis diese zwei blutige Dolchspitzen ausmachen konnte, die unter Rays Oberteil hervorlugten. Mit einem Knurren ließ er seinen Mantel wieder über die Waffe an seinem Gürtel fallen und herrschte Ray an: "Du hast nichts gesehen, Kleiner, verstanden?" Danach drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand. Ray, der sich endlich aus seiner Starre befreien konnte, sah ihm nur verblüfft hinterher. Er wusste, dass er in diesem Augenblick der wohl größte Glückspilz auf dieser Welt sein musste. Und mit einem misstrauischen Blick an sich herunter entdeckte er auch den vermeintlichen Grund. Ob er nun immer noch soviel Glück hatte? Wer auch immer dieser Typ war, er konnte Ray nun jederzeit finden. Die Waffe eines Assassinen war sein Erkennungszeichen; kein Messer, keine Pistole oder Gift glichen sich. Das wusste jeder aus ihrer Branche. Mit einem verzweifelten Stöhnen zog Ray sein Oberteil zu Recht um die Dolche wieder zu verdecken. Er musste sie später unbedingt noch reinigen. Wenn er noch Zeit dazu hatte, dachte er sarkastisch, bevor er sich auf den Weg in Richtung Stadtzentrum machte. Am nächsten Morgen standen zwei Polizisten der Tokyoter Wache reichlich ratlos vor dem getöteten Firmenchef in dessen Büro und fachsimpelten ohne sonderlichen Fachwortschatz darüber, was mit dem Chef geschehen sein könnte. Einer von ihnen war ein gerade erst beförderter Kommissar, der trotz seiner jungen Jahre einen unrühmlichen Ruf hatte. So beugte er sich auch diesmal interessiert über den Toten und stupste mit einem Kugelschreiber, den er aus der Innentasche seiner Uniformjacke gezogen hatte, gegen die Stirn des Opfers. Nach einigen Minuten Bedenkzeit fragte er schließlich stirnrunzelnd an seinen Kollegen gewandt: "Ist er tot?" Sein Partner zuckte nur ratlos mit den Schultern. Max war wie Tyson auch erst vor kurzem befördert worden und in die Abteilung für Gewaltverbrechen gekommen. Der junge Blondschopf verschränkte die Arme. "Tja, er bewegt sich nicht mehr und er hat reichlich Blut verloren. Er könnte also tot sein, aber warum?" Tyson gab ein nichts sagendes Brummen von sich und kratzte sich ratlos am kopf. Da kam den blauhaarigen ein genialer Einfall und er hob das Kinn des Toten an. "Tja, vielleicht wurde er..." Er kam nicht weiter, da der Hals des Firmenchefs ein merkwürdiges knackendes Geräusch von sich gab und den zwei Polizisten plötzlich ein ganzer Schwall Blut entgegen kam. Das Blut floss in wahren Sturzbächen über den Tisch und den Boden und verstärkte dabei nur noch den übel erregenden Geruch nach Blut, der im ganzen Zimmer hing. Mit weit aufgerissenen Augen stotterte Tyson ein "erdolcht?!" bevor Max das Schreien anfing und sich einige Schritte in Richtung Tür in Sicherheit brachte. "Iiiieeeeh, Tyson! Was hast du gemacht, jetzt ist er bestimmt noch toter als zuvor!!" Er unterstrich seine Aussage mit wilden Armgefuchtel und erschlug dabei fast den Polizisten, der gerade das Büro betrat und mitteilte, dass man eine weitere Leiche gefunden hätte, nur einige Straßen weiter und man einen Zusammenhang mit dem Mord hier vermutete. Doch diese Nachricht erhielt nur ein Schnauben von seitens Tyson: "Pöh, das die Frau auch tot sein soll, glaub ich nicht, wenn ich es nicht selber überprüft habe. Die haben doch von so was keine Ahnung, da braucht man Spezialisten wie uns." Er überging gekonnt das kleine Missgeschick von eben und ließ demonstrativ den Kopf des Toten wieder auf die Tischplatte knallen. Max nickte bestätigend und verließ mit Tyson das Büro. Auf dem Weg zum nächsten Tatort wurden die Beiden jedoch von einem Fahrradkurier aufgehalten, der mit quietschenden Bremsen vor ihnen hielt und Max einen großen Umschlag zuwarf. Mit einem "Auftrag ausgeführt" fuhr er weiter und ignorierte die zwei verdutzten Polizisten, die er zurückließ. Max sah sich den Umschlag einige Zeit perplex an und drückte ihn schließlich Tyson in die Hand. "Für dich!" Tatsächlich stand auf dem braunen Umschlag sein Name, als Tyson ihn verblüfft öffnete und mit noch größerem Erstaunen das Titelblatt der aktuellen Tageszeitung herauszog. Max hatte sich inzwischen neben Tyson gestellt und konnte somit die groß gedruckte Schlagzeile lesen: "Mordrate in Tokyo steigt beständig an - wozu hat Japan seine Polizei?" Tyson entdeckte daneben jedoch ein paar handschriftlich gekritzelte Zeilen: "mit freundlichen Grüßen, ihre ARBEITGEBER" Daraufhin konnte er Max nur noch mit offnen Mund anstarren. "Diese...diese...!!!" Max hingegen schien das nicht sonderlich aufzuregen, stattdessen legte er Tyson beruhigend eine Hand auf die Schulter und redete beschwichtigend auf ihn ein: "Hey, ganz ruhig. Das meinen die bestimmt nicht so..." Doch in Tyson war endlich wieder Leben zurückgekehrt und er zerknüllte zähnefletschend die Tageszeitung und war sie so weit wie möglich weg. "Die machen sich über uns lustig!" Er schüttelte Max Hand ab und fing lautstark das Zetern an, so dass schlussendlich die Polizisten, die den anderen Tatort bis dahin untersucht hatten, von dem Geschrei angezogen hinzukamen und zusammen mit Max versuchten, Tysons Amoklauf zu beenden. Keiner von ihnen bemerkte, wie das ganze Geschehen aus einiger Entfernung von einer weiteren Person beobachtet wurde. Diese konnte sich aber über den gelungenen Scherz nicht so freuen, wie sie es eigentlich vorgehabt hatte, als sie die präparierte Zeitung dem Kurier übergeben hatte. Es war nun schließlich schon so etwas wie eine Tradition geworden, dass die Polizisten, die für ihre Fälle zuständig waren, von ihren ,Arbeitgebern' kleine ,Aufmerksamkeiten' bekamen. Vor allem die Assassinen von Hydra waren bekannt dafür. Doch diesmal hatte der kleine Streich einen faden Beigeschmack. Zum bestimmt tausendsten Mal blickte Ray über seine Schulter und sah sich nervös um. Er erwartete immer noch, dass jeden Moment der Killer von letzter Nacht auftauchte und ihn doch noch umbrachte. Dann würde er auf eine neue Weise dazu beitragen, dass die Mordrate weiter anstieg... Verdammt, das konnte nicht so weitergehen. Er musste endlich handeln und den Typen ausfindig machen. Vielleicht wurde es mal wieder Zeit, dass er Tala besuchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)