Anderswelt von abgemeldet (- Aus dem Textbuch eines schwarzen Komponisten -) ================================================================================ Kapitel 6: Ein kleines Dorf --------------------------- Samuel schaute sich in dem Zwinger um, in den die kleinen Wesen ihn gesperrt hatten. Alles hier war trist und trostlos und ein unbekannter Geruch erfüllte das Gefängnis....was war das für ein Tier. Gerüche sind für Hunde ein Muster aus Informationen, ja man könnte sagen, dass sie aus der DNA den Phenotyp des Wesen, von dem sie stammen, transportieren und somit dem Hund ein Bild seines Gegenübers vermitteln, optisch als auch körperlich. Auf dieser Basis erkannte Samuel, dass das betreffende Geschöpf genauso groß sein musste wie er und ein Fleischfresser (was der Geruch nach Fäulnis noch bestätigte ). Weiterhin schien es zu schlafen und sein Verdauungsprozess arbeitete reghaft. Samuel trat vorsichtig tiefer in den Zwinger der aus Zweigen zusammengeflochten wurde und achtete auf seine Umgebung. Ein paar Abkömmlinge der kleinen Wesen standen um seinen Kerker herum und beobachteten ihn sichtlich interessiert, aber für viele erschien er selbstverständlich. Als Hund machte man sich nicht so viele Gedanken darum, wie man wo und warum war. Fakt war einfach das man irgendwo war, und die bedeutende Frage ist, wo man als nächstes Nahrung herbekommen konnte. Samuel hatte sich am Morgen an einem Bach gütlich getan und hatte somit zwar keinen Durst, aber da er in der Köhlerkate keinen Bissen abkommen hatte (hatte Beatrice ihn vergessen?), knurrte ihm der Magen. Sogar laut. Sehr laut. Ein Schaben aus dem Winkel des Zwingers zeigte an, das es laut genug war, um das Wesen zu wecken, was sich diese Zelle mit ihm teilte. In der Ecke erhob sich ein riesiges Wesen, was entfernt an eine Kreuzug zwischen Eber und Hirsch erinnerte. Und es begann drohend auf Samuel zuzuwanken... Weiches Sonnenlicht fiel durch die Spalte der groben Holzkonstruktion, die eine Hütte ausmachte und kitzelte Beatrice leicht an der Nase. Obwohl die Augen noch geschlossen waren, gab es einen Haufen Sinneseindrücke zu verarbeiten. Da waren die Gerüche nach Holz, gebratenem Fleisch, Qualm, Erdboden und einige die sie nicht identifizieren konnte, und andererseits das angenehme Gefühl, das sich im Rücken breit gemacht hatte. Die Unterlage, auf der sie geschlafen hatte, war sehr weich, auch wenn sie nicht eindeutig sagen konnte, aus was sie bestand. Als sie die Augen aufschlug, nahm sie die Hütte war, eine sehr primitiv gebaute Unterkunft, die aber alle Funktionen erfüllte, zu denen sie erbaut wurde. Beatrice lag nur kurz über dem Boden, gebettet auf einem großen Haufen von Laub und Moos. Krampfhaft versuchte sie sich zu erinnern, wie sie zu ihrem aktuellen Stand (oder besser Liege-)ort gekommen war. Doch sie konnte sich nur noch an ihren Zusammenbruch erinnern. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf und erhob sich. Fast wäre sie wieder umgefallen, da ein Schwindelanfall sie wanken ließ, doch kurz darauf fing sie sich wieder und schlug die Decke, die irgendjemand als provisorische Tür in den Türrahmen gehangen hat, zur Seite und blinzelte ins helle Sonnelicht. Von überall stürzten Geräusche auf sie ein, die sie vorher nur sehr leise wahrgenommen hatte. Scheppern, Jaulen Kreischen, Geplapper, entsetzte Aufrufe, Hundebellen, Gelächter, Klirren von Eisen, kurzum eine Geräuschkulisse wie sie vorwiegend in einem mitteralterlichem Dorf zu finden ist. Da sich Beatrice Blickfeld wieder klärte konnte sie kleine Gestalten rumflitzen, beieinandersitzen und sonstigen Tätigkeiten nachgehen sehen. Sie betrachtete eines der Wesen genauer, dass gerad an einem großen Feuer in der Dorfmitte saß. Es war ein pelztragendes Tier, das wie eine Katze anscheinend ausfahrbare Krallen hat, sich aber auf zwei Beinen fortbewegt. Auf dem Rücken ragen Dorne heraus, die nach unten hin immer kleiner werden. Der Kopf erinnert etwas an einen Hund, eine lange Schnauze schließt sich an die fliehende Stirn an. Auf einmal spürte Beatrice einen Ruck an ihrer Hose, und als sie nach unten blickte, sah sie einen kleinen Vertreter dieser Wesen, wahrscheinlich ein Junges. Dieses war gerade dabei, seine Krallen an ihrer Hose auszuprobieren und damit das Leder zu zerfetzen. Ein helles Geheul erklang und ein anderes Wesen stürmte heran. Es packte den Übeltäter im Genick und schleppte ihn fort, nicht ohne dabei in einer hohen Tonlage auf ihn einzuschnattern. Inzwischen umringte eine große Gruppe dieser Wesen Beatrice, hielt dabei aber gebührenden Abstand. Die Kleinen schienen ein Spiel zu spielen, dessen Sinn darin bestand, sich so nah wie möglich an Beatrice ranzuschleichen, bis die Eltern sie zurückscheuchten. "Sie sind niedlich, nicht wahr? Und doch, sie können gefährliche Kämpfer und gute Diener sein", erschreckte sie eine Stimme, dessen Urheber hinter ihr stand. Mit einem entsetzten Keuchen drehte Beatrice sich um und sah einen großen Mann, der in den glatten schwarzen Haaren einen Reif aus Silber trug und ganz in feine schwarze Gewänder gehüllt. An seiner Hüfte hingen zwei Schwerter, die ganz schlicht gefertigt waren und dennoch Gefährlichkeit und Eleganz austrahlten. Die Augen des Mannes waren blutrot, als ob man ein Foto von der untergehenden Abendsonne hineingesetzt hätte und seine Ohren wirkten nach oben hin spitz. Das erschreckenste an ihm war jedoch, dass er eine tiefschwarze Haut hatte, aus der an den Gelenken kleine Dornen stachen. "Schaut nicht so erstaunt, kleine Beatrice, ich weiß, dass euch meine Erscheinung komisch vorkommt. So ergeht es jedem, der die Sinneswelt zum erstenmal betritt....." Beatrice schaute ihn entsetzt an, war nun mitztlerweile drauf und dran wieder in Ohnmacht zu fallen, so sehr schockierten sie die Vorgänge. Hundewesen, schwarze Spitzohren, die ihren Namen wussten und eine .... Sinneswelt. Lautes Gebell hielt sie aber von der Entscheidung ab, gleich in die Ohnmacht zu fallen. Sie blickte sich um und sah Samuel, der in einer verängstigten Pose in einem simpel gestricktem Käfig aus Geflochtenen Weiden stand. Vor ihm kauerte ein seltsames Wesen, das ein Geweih, sowie große Hauer und eine rindeartige Haut hatte. Der Hund winselte an der Käfigtür und versuchte verzweifelt auis dem Verlies zu entkommen. Doch es gab kein Entrinnen, denn so primitiv der Käfig auch gebaut war, so gut wiedersetzte er sich jedem Ausbruchsversuchs. "Oh, ein Hund.......was für nutzlose Tiere......ich werde den Käfig gleich bereinigen lassen." Beatrice schaute die spitzohrigfe Gestalt erstaunt, als ihr gewahr wurde was sie meinte geradezu entsetzt an. "Bitte.......lasst nicht zu, das Samuel etwas geschieht. Bitte!" Mit eiskaltem Blick schaute die Gestalt zu ihr hinunter. "Nun, ich glaube nicht, dass du in der Lage bist, um etwas zu bitten. Höre meine Regeln: Sprich mich mit Lord Faun an, untwerfe dich meinem Willen, stelle keine törichten Fragen......und bitte mich nie um das Leben von ...... Viehzeug!" Mit diesen Worten leuchteten die Augen der Eber-Hirsch-Kreatur in einem beängstigendem Rot auf, das an das kalte Funkeln von geizbefleckten Rubinen erinnerte, die sich im Sonnenlicht spiegeln. Mit einem Grunzen begann sie langsam vorwärts zu traben, mit direktem Kurs auf Samuel. Dieser heulte auf und versuchte sich durch den kleinen Käfig in einen Schlupfwinkel zu retten, aber es gab keinen einzigen Platz, an dem er sicher war. So nutze er die letzte verbleibende Option und ging zum Gegenangriff über. Mit einem großem Satz landete er auf dem Rücken und biss tief in das Fleisch des eigentümlichen Wesens, das gepeinigt schüttelte und versuchte den unbeliebsamen Reiter abzuwerfen. Doch auf einmal hielt es inne. Samuel nutze die Gelegenheit um dem Wesen noch eine tiefe Wunde im Rücken zuzufügen. Das war die letzte Aktion seines Lebens, denn aus dem Rücken schossen große Stacheln, die den Hund auf grausamste Weise pfählten und durch die messerscharfen Kanten seinen Körper in Stücke teilte. "Nein!", keuchte Beatrice entsetzt, mit Tränen in den Augen. Weiß'-"Ihr Puls beschleunigt sich"- Helles Piepen- weicher Stoff - Ein Mann- -weiß - Kittel - Erik - Tom - Schwarz -Weiß - Engel - Rot - Engel - Schwarz Beatrice fand sich kniend wieder, die Hände von salzigen Tränen benässt, die inzwischen verflossen waren. "Lass es dir eine Lehre sein, sonst endest du genauso!", tönte es über ihr, dann entfernte sich Lord Faun, Beatrice auf dem warmen Waldboden zurücklassend. Eine letzte Träne fiel auf den Boden und färbte das Moos in den Farben der unendlichen Trauer. Nach einer Weile hob sie den Blick. Sie sah, dass sich ein Kreis aus den kleinen Dorfbewohner gebildet hatte und ihr stieg ein süßlicher Geruch in die Nase. Vor ihr lag Samuel, aufgebahrt und so gut wie möglich zusammengelegt, wie als wollten sie dem Hund eine letzte Ehre erweisen. Eines der kleinen Wesen trat vor, nahm Beatrice Hand und fing an zu sprechen, was sie nicht wenig überraschte." Wir trauern mit euch, den wir haben gespürt, das in diesem Wesen eine gute Seele und ein tapferer Geist gesteckt hat, der sich auch in höchster Not noch gewagt hat, in die Qualen des Schmerzes einzutreten, um sich so teuer wie möglich zu verkaufen, und er hat, auch wenn er verloren hat, gewonnen." Er deutete kurz aufs das wesen im Käfig, das in einer großen Blutlache mit einer stark verletzten Schulter niederlag und augenscheinlich tot war. Beatrice staarte wieder zu dem sprechenden Pelzwesen zurück und schaute dann traurig auf Samuel. Sie setzte zum Sprechen an, doch das kleine Wesen gebot ihr zu schweigen. "Jetzt ist die Zeit der Trauer, nicht die Zeit der Worte!" Beatrice richtet den Blick wieder auf ihren toten Hund und merkte, wie sich auch durch das dichte Blätterdach hindurch der Himmel verdunkelte. Erste regentropfen berührten ihre Hände, ihre Arme, ihr Gesicht. Bald regnete es im Strömen, und Beatrice hockte in der Mitte des seltsamen Dorfes, streichelte Samuel über das nasse Fell und Regentropfen vermischten sich in ihrem Gesicht mit den heißesten Tränen, die je auf ihren Wangen gebrannt haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)