Anderswelt von abgemeldet (- Aus dem Textbuch eines schwarzen Komponisten -) ================================================================================ Kapitel 2: Prolog im Himmel --------------------------- Das weiße Gefieder streifte die Decke der niedrigen Halle, ein paar Federn fielen auf den blanken Mamorboden. "Audienz?", dachte der Cherubim, "Seit wann gibt er Audienzen?". Er klopfte an eine große, aus reinem Hathast (ein Stoff, der auf der Erde noch unbekannt ist) gemachte Tür, welche wie von Geisterhand aufschwang. "KOMM HEREIN!" Vorsichtig trat der Cherubim ein, immer darauf bedacht weder stolz noch unterwürfig zu wirken. Er hatte noch nie mit ihm gesprochen, nur einmal kurz bei seinem Eintritt in den Himmel gesehen. Es war, als wenn sich alle Materie verflüchtigt und ein großes Nichts sich an dieser Stelle ausgebreitet hätte. Auch dieses Mal erschien es ihm so, es gab weder Licht noch Dunkelheit, weder Materie noch Antimaterie, weder Schwarz noch Weiß. "DU BIST GEKOMMEN, SODASS ICH DIR DEINE AUFGABE ERKLÄREN KANN. DU MUSST ZURÜCK AUF DIE ERDE. DORT WIRST DU EIN KIND FINDEN. ES HAT EIN MAL, DASS NUR FÜR DICH ERKENNBAR SEIN WIRD. GEH HIN UND SCHÜTZE ES, DENN DER FEIND BRAUCHT ES UND ER IST STARK. WARTE AUF WEITERE BEFEHLE. DU KANNST NUN GEHEN". Die Stimme glich dem Aussehen, es war keinerlei Emotion, nicht einmal Kühle zu spüren. Sie war....neutral. Der Cherubim drehte sich um, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben. Die Zeit, die während dieser Worte vergangen ist, war für ihn unbestimmbar, nicht fassbar. Ihm gingen fragen durch den Kopf, doch die würden warten müssen. Funken stoben aus der kleinen Hütte, die wie alles hier, vollkommen überflüssig war und nur dem engelischem Wunsch nach Menschlichkeit entsprach. In dieser Hütte stand ein Amboss, der mit periodischen Schlägen bearbeitet wurde, unter diesen erzitterte und sich dennoch mit unverrückbarer Sicherheit an seinem Platz hielt. Ein alter Engel stand mit glänzendem Körper in der Dunkelheit, die nur von dem Feuer in der Esse erhellt wurde. Seine Augen schienen die gleiche Farbe zu haben, wie seine Esse, es loderte ein nahezu unheimliches Feuer in ihnen, dass sich keiner seiner Bekannten, am wenigsten er selber erklären konnte. Über ihm spannten sich seine riesigen Flügel, die im Laufe der Äonen nun ziemlich geknickt und eingerissen aussahen. Der Engel hob kurz den Kopf als ein anderer Cherubim die Schmiede betrat. "Nun, wie war die Audienz, Andreas?" "Sehr rätselhaft, Rafael, sehr rätselhaft." "Wäre nichts neues. Um was ging es denn?" Andreas schlug nervös mit den Flügeln und wirbelte dabei eine Funken hoch in die Luft, die sich wie kleine Meteoriten in sein Gefieder einbrannten. "Nun, ich bin nicht sicher, ob ich es erzählen darf.....aber ich muss zurück!" Rafael murmelte : "Nun ist es also so weit! Komm mit!" Er drehte mit einer rauschenden Bewegung um und schritt zur Rückwand seiner Schmiede. Dort stand ein riesiger Schrank, der einen normalen Menschen um das doppelte überragen würde und auch für die Cherubim noch um einiges zu groß war. Rafael öffnete ihn mit einer schwungvollen Bewegung, und eine strahlende Helligkeit durchflutete den Raum. In dem Schrank lagen ein Schwert, kunstvoll gefertigt und mit lateinischen Inschriften versehen, eine Rüstung, die an der Rückseite Öffnungen für Flügel aufwies und somit vorzüglich für Engel geeingnet schien, und ein Schild, das mit einem riesigen sakralen Zeichen geschmückt war, dessen Geometrie nicht im menschlichen Sinne zu beschreiben ist, da es Winkel aufwies, die größer als 360° waren. Andreas lies den Blick zu Rafael schweifen. Erstaunen spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. Rafael machte einen amüsierten Eindruck, was bei dem Engel eine Seltenheit darstellte, da er so gut wie nie lächelte, und es zeugte von großer Sympathie gegenüber Andreas. "Ich habe sie nur für diesen Tag, für diese Aufgabe hergestellt, einzig und allein für dich. Es ist das beste und sicherste was ich dir an Waffen geben kann." Dann fügte er ernster hinzu: "Aber ich kann nichts schmieden, was dir das Denken abnimmt, also gebrauche deinen Kopf da unten." Immer noch sichtlich überwältigt nahm Andreas das Rüstzeug entgegen. Er suchte die passenden Worte, fand jedoch keine. Rafael klopfte ihm auf die Schulter. "Ich weiß, dass du würdig bist, also geh jetzt und suche es." "Wie kannst du wissen..... ?", fragte Andreas erstaunt. "Frag nicht. Und nun geh!" Rafael blickte immer noch in das Firmament, als Andreas schon längst außer Sicht geflogen war. Durch die Gitterstäbe, welche aus reiner Energie gefertigt waren, fiel die Abendsonne. Die beobachten Cherubim bemerkten es erst gar nicht, aber als der Gefangene zu schreien anfing, wurde die Wächter aufmerksam. Sie sahen, wie sich der Leib regte und aus unzähligen Wunden Licht herraus floß, welches in den Boden sickerte. Er schrei und schrie, es schien als würde sein jahrhundertelanges Schweigen sich nun mit einem Mal entladen und dabei nur Schmerzen hervorrufen. Die Energiepyramide begann zu zittern, bagnn Risse aufzuweisen und wurde schwächer. Sämtliche Wächter fuhren alamiert auf, Schwerter und Bögen in der Hand und zu allem bereit. Mit einer gewaltigen Entladung von Lichtblitzen explodierte das Gefängnis und und der Gefangene bäumte sich auf. Die Wächter hetzten zu ihm, doch sie konnten es nicht verhindern. Der Gefangene stieg in die Lüfte und begann dunkler zu werden. Seine Wunden schlossen sich, das Licht hörte auf zu fließen, der Körper begann zu vibrieren. Dann schlug er die Augen auf. Ein animalischer Schrei erschallte, und der Gefangene breitete die Flügel aus, erhob sich in die Lüfte und ließ eine Schar völlig verwirrter und entsetzter Cherubim zurück. Das Gefängnis verschwand und zurück blieb nur die Abendsonne. "DEIN SOHN IST ENTKOMMEN!" "Ich weiß." "ER WIRD DICH SUCHEN; ER WIRD DICH TÖTEN WOLLEN" "Auch dessen bin ich mir bewusst." "WAS GEDENKST DU ZU UNTERNEHMEN?" "Kann ich denn etwas unternehmen....nein....ich bin zu alt dafür. Andreas muss alleine kämpfen. Er ist die Macht, die das Rad am laufen hält." "NUN; DA MAGST DU RICHTIG LIEGEN: ICH HOFFE DU HAST RECHT!" "Du hoffst? Ich dachte du weißt." "ICH BIN NICHT MEHR ALS DENKENDE ENERGIE; AUCH ICH BIN AN DAS SCHICKSAL GEBUNDEN; DOCH WIR WISSEN BEIDE, WAS KOMMEN WIRD" "Wahrlich, das wissen wir!" Tief und tiefer ging sein Weg, ohne zu rasten beschritt er ihn. Durch die Wolkendecke, mit feinen Haartropfen in den schwarzen Haaren. Er war ein außergewöhnlich schöner Cherubim, doch seine Aura war schwarz, es war, als ob das Licht nie den Weg in seine Nähe gefunden hatte. Aus dem Jahrhundertelangen Schlaf erwacht musste er vorrerst mit Passivität vorlieb nehmen, wobei er sich immer auf seinen Diener verlassen konnte. Sein Weg führte ihn zu ihm. Danach würde er die Schmerzen und das Leid der Jahrhunderte rächen. Jeden einzelnen Gedankenstich soll einer von den himmlischen Heerscharen mit dem Tode bezahlen, dass schwor er sich selbst. Er stieß durch die letzte Nebelschicht und hielt auf ein Meer von blitzenden Lichtern zu. Der Platz, den sein Diener "Berlin" nannte. Weite Kreise zog er, sorgfältig darauf bedachte, nicht mit den Flugzeugen in Berührung zu kommen, die im Landeanflug auf Tegel oder Schönefeld waren. Er fand den geeigneten Platz, um sich nieder zu lassen, und landete auf dem Dach eines Plattenbaus. Aufmerksam blickte er sich um und registrierte eine Gestalt, die in der Ecke des Daches hockte und ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Mit gewichtigen, langsamen Schritten kam er auf sie zu, wunderte sich über dieses befleckte Aussehen. Es war ein ca. 30-jähriger Mann, der in Lumpen gehüllt war und dessen einzige Besitztümer die Zeitung von Vorgestern und eine halbvolle Flasche Schnaps zu sein schienen. Der schwarze Cherubim stand nun genau vor ihm und legte seine Hand um seinen Kopf. Die Finger schienen Krallen zu sein, so sehr schmerzte die Berührung für den Straßenpenner. Ein heißer Schmerz durchfuhr seinen Kopf und pflanzte sich durch den Körper weiter fort. Und dann, war es, als ob etwas in ihm sein würde. Der Straßenpenner schwebte auf einmal über seinem Körper. Seinem Körper? Nein, dort stand nun ein gutaussehender junger Mann, gekleidet in Anzug und vollkommen schwarz. Selbst die Augen schienen aus reinem Obsidan zu bestehen und fielen nur durch kleine blutrote Punkte in der Iris auf. Der Geist des Penners verwehte und der schwarze Cherubim wandte sich um und ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)