Schutzengel wider Willen von Maginisha ================================================================================ Kapitel 15: Kaminstunde ----------------------- Draco lachte zufrieden in sich hinein. Gegenüber auf dem Bett lag Zabini und schnarchte leise vor sich hin. Es war doch ziemlich praktisch, wenn einen der Lehrer so mochte. Snape hatte nicht darauf bestanden, dass er den Schlaftrank selber nahm. Als Draco ihm angeboten hatte, ihm einen Mitschüler zu verabreichen, war er einverstanden gewesen und hatte sich nach einer Inspektion des schlafenden Zabinis zu einer guten Note hinreißen lassen, die der Slytherin auch darauf zurückführte, dass der Lehrer über einen ähnlichen Humor verfügte wie Draco selber. Als Snape gegangen war und Draco sich auch von Pansy befreit hatte, war er endlich wieder einmal alleine. Doch leider schienen die Flügel zu wissen, dass Zabini nicht aufwachen konnte und hatten sich ebenfalls entschlossen zu erscheinen. Eigentlich was es seine Hoffnung gewesen, dass sie wie sonst auch verschwanden, wenn jemand im Raum war. Da der anwesende Schüler aber schlief, tauchten sie auf. Wie jede Nacht. Seit wie lange schon? Wochen? Monaten? Seufzend richtete sicher der blonde Junge auf seinem Bett in eine halbliegende Position auf. Inzwischen war es einigermaßen erträglich auch auf der Seite, statt immer nur auf dem Bauch zu schlafen. Trotzdem tat ihm sein Rücken weh. Manchmal wenn sie nachts verschwanden, wusste er, dass Zabini wach war. Er hörte, wie sich die Atemgeräusche veränderten und der andere sich im Bett herumwälzte. Früher hatte Draco wie ein Stein geschlafen, da war ihm so etwas nicht aufgefallen. Aber jetzt? Nicht, dass es ihn besonders interessiert hätte, was den anderen aus dem Schlaf riss, aber er registrierte es. War gezwungen es zu registrieren. Doch heute, würde er gut schlafen. Also hatte ihm Draco fast einen Gefallen getan. Der Gedanke ernüchterte ihn. Wie verblödet war er eigentlich schon. So ein Fehler wäre ihm früher nicht passiert. Missmutig erhob sich der Slytherin und begab sich an seinen neuen Lieblingsplatz vor dem Kamin. Die Wärme tat immer wieder gut. Tief atmetet er ein und aus. Doch dann störte etwas die Ruhe. Ein kalter Luftzug wehte durch die halb offene Tür und er hörte die Stimmen einiger Nachzügler, die offensichtlich von Filch erwischt und in ihren Schlafsaal verwiesen worden waren. Lautstark beschwerten sie sich nun über ihre Strafen. Aber die Tür war eigentlich zu gewesen. Er stand auf und schloss sie wieder. Als er sich umdrehte musterte er misstrauisch den Raum, konnte aber nichts entdecken, also kniete er sich wieder vor den Kamin und öffnete die Flügel. Doch das Gefühl, dass er in seinem Inneren hatte, wich nicht, sondern nahm im Gegenteil noch zu. Ihm war, als wäre noch jemand im Raum und zwar: "Potter?" Er hatte die Frage leise und aufs Geratewohl in den Raum schweben lassen und war sehr erstaunt, als er tatsächlich eine Antwort bekam. "Ja?" Draco riss die Augen auf. "Wo bist du?" "Hier drüben. Aber ich wollte dich nicht stören. Soll ich wieder gehen?", kam die Stimme aus der Gegend seines Bettes. "Warum kann ich dich nicht sehen?", fragte der Slytherin. Komischerweise war er nicht beunruhigt. "Tarnumhang.", war die verblüffend einfache Antwort und der Gryffindor gab seine Verkleidung auf und zog den Umhang von seinem Kopf. "So besser?" "Besser, Potter?", schnappte Draco und schnaubte verächtlich. "Du sitzt mitten in der Nacht in meinem Schlafzimmer und fragst mich, ob das in Ordnung ist? Du hast doch bessere Nerven, als ich dir zugetraut habe." Er ließ sich wieder auf seine Fersen sinken und schüttelte ärgerlich die weißen Schwingen. Der Schwarzhaarige stand auf und kam näher, doch Draco sah nicht hin. Er kannte inzwischen die Wirkung dieses Anblicks. Fast konnte er es körperlich spüren, wie der andere ihn ansah. So voller Verlangen. Nein, berichtigte er sich. Nicht Draco sah er an, sondern seine Flügel. Oder nicht? Unvorsichtigerweise hob er doch den Blick. Der Junge stand mitten im Raum. Er wirkte irgendwie verloren. Schnell senkte er den Blick wieder. Er spürte bereits wie die Flügel darauf drängten, den Jungen einfach vor seinen Ängsten zu beschützen; ihn zu halten und nicht mehr loszulassen. "Darf ich?", kam eine leise Frage von dem Gryffindor. Draco nickte unwillkürlich und der andere ließ sich in die gleiche Position sinken wie der Slytherin, nur dass er ihm gegenüber saß. "Warum sitzt du hier und schläfst nicht? Ich dachte Snape wollte..." "Ich habe so meine Beziehungen.", gab Draco lässig zurück und nickte zu Zabinis Bett hinüber. "Dort kannst du dich aber überzeugen, dass der Schlaftrank trotzdem gewirkt hat." "Aber warum sitzt du hier?", wiederholte der Gryffindor. "Bist du so dusselig, Potter oder tust du nur so? Es ist nicht besonders bequem mit diesen Teilen zu schlafen." Ärgerlich raschelte Draco mit den Flügeln. "Das tut mir leid." "Schon gut.", knurrte er mit sarkastischem Unterton. "Ist ja nur deine Schuld, dass ich Rückenschmerzen habe. Ich hab mich schon fast dran gewöhnt." "Soll ich mal...naja" Potter rutschte auf den Knien rum, so dass Draco doch aufsah. Seinen Blick schien der andere als Interesse zu deuten und sprach weiter. "Mal schauen, ob ich da was machen kann?" "Bitte, wenn du meinst.", sagte der Slytherin möglichst gleichgültig. Als der Gryffindor aufstand, um ihn herumging und er dann dessen Hände auf seinem Rücken spürte, wurde ihm klar, dass der andere nicht von einem Zauber gesprochen hatte. "Aber...", wollte er noch widersprechen, doch dann entspannte er sich unter den beruhigenden Bewegungen. Ihm war klar, dass der andere es nicht nur machte, um ihm einen Gefallen zu tun, sondern auch, weil er es selbst wollte. Draco fühlte durchaus, dass die Berührungen auch immer wieder zu den Flügeln huschten und sanft über die Federn strichen. "Ich bin doch kein Streichelzoo oder deine Eule, Potter.", protestierte er matt, aber dann schwieg er einfach. Egal, dass das Potter war. Es tat einfach gut. Zu gut, um es zu beenden. Minuten vergingen in stiller Eintracht, wie sie Draco noch nie mit jemandem erlebt hatte. Auch wenn das der von ihm immer so verhasste Gryffindor war, verstand er etwas von dem, was er da tat. Wohlig rekelte sich der Blonde ein bisschen und stützte die Hände auf dem Boden ab um die nun kräftigeren Bewegungen abzustützen. "Woher kannst du so was, Potter?", brach er schließlich das Schweigen. "Sirius Black hat es mir gezeigt. In der Zeit, als ich bei ihm war. Er war auch ziemlich ausgelaugt von seiner Zeit in Askaban. Ist nicht besonders bequem da." Die Stimme des Jungen zitterte. "Was ist?", fragte Draco. Nicht dass es ihn kümmerte. Nein, bestimmt nicht. Aber fragen konnte man ja mal. "Nichts.", war die wenig überzeugende Antwort. Also neigte er den Kopf nach hinten und sah den anderen an. In dessen Augen glitzerten Tränen. Der würde doch nicht... "Heulst du jetzt?", fragte er und hasste sich für den besorgten Klang dieser Frage. Der Angesprochene fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. "Nein, alles in Ordnung." Draco fühlte schon wieder das Drängen der weißen Schwingen. Er wollte nicht tun, wozu sie ihm rieten. Alles in ihm sträubte sich und doch bewegte er sich, faltete kurz die Flügel zusammen und drehte sich auf den Knien zu dem anderen Jungen herum, so dass er ihm nun wieder gegenüber saß. Seine Hand bewegte sich zu dem traurigen Gesicht und er fing eine einzelne Träne auf, die einsam die blasse Wange hinunterrollte. Als hätte er mit dieser Bewegung einen Bann gebrochen fing der Gryffindor an zu schluchzen und Draco tat, was die Flügel verlangten Er zog den Jungen zu sich heran, legte dessen Kopf au seine Oberschenkel und begann sanft über die schwarzen, zerzausten Haare zu streichen. Der andere rückte jetzt näher und schlang seine Arme um Dracos Taille. Schützend breitete der die Flügel über dem bebenden Körper aus und fuhr mit seinen Händen über den bebenden Rücken. "Ist ja gut. Lass es raus. Wenn du immer nur alles in dich hineinfrisst, wirst du krank." Innerlich verdrehte er die Augen. Hatte er das wirklich gesagt. Das gab es ja gar nicht. Doch gleichzeitig war es ihm ernst mit dem, was er sagte. Ebenso wie seine Entschuldigung an den Gryffindor, kam es gleichzeitig von außen und war doch Teil seines Selbst. Minutenlang nässten Bäche von heißen Tränen seine Beine in der dünnen Schlafanzughose. Unter anderen Umständen eine höchstpeinlich Situation, war es jetzt etwas, dass Draco als höchst befriedigend empfand. Nicht der Umstand, dass er klatschnass wurde, aber die Tatasche, dass er dem anderen Trost spenden konnte. Es war ein gutes Gefühl, dass ebenso wie das Kaminfeuer eine Wärme in ihm aufsteigen ließ, die ihm fremd war. Endlich beruhigte sich der andere wieder. Mit geröteten Augen kam er aus seine rkauernden Position hoch und sah den Blonden verlegen an. "Tut mir Leid, ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Ich gehe den ganzen Tag schon allen auf den Wecker." "Das wundert mich nicht, Potter. Ich würde mir auch auf den Wecker gehen, wenn ich du wäre.", scherzte Draco leise. Da er dem Drängen der Flügel nachgekommen war, war es kleiner geworden und er konnte wieder freier reden. "Du läufst ja auch den ganzen Tag mit einer steinerweichenden Miene herum, dass da Gebäude schon schwankt." Beschämt wand der andere Junge das Gesicht ab. "Ich kann ja gehen." "Nein, du wirst bleiben und dir jetzt mal was von mir anhören.", befahl Draco streng und sicherte sich so Potters volle Aufmerksamkeit. "Ich will, dass du wieder so wirst, wie früher, hast du mich verstanden?" Der andere schüttelte unverständig den Kopf. "Warum?" "Weil ich den alten Potter besser ärgern konnte. Der alte Potter war schlagfertig, er war besser drauf und vor allem war er ein würdiger Gegner und nicht so eine Flasche wie du.", Draco verzog genervt das Gesicht. "Sieh dich doch mal an! Du bist nur och ein Schatten deiner selbst. Ändere das gefälligst. Geh zu deinen Freunden, heul denen die Ohren voll und häng dich an den Rockzipfel von Dumbledore und Lupin. Das hast du doch früher auch immer gemacht." "Aber früher, ist mir das alles auch noch nicht so sinnlos vorgekommen.", flüsterte der Gryffindor. Draco sah, dass ihm schon wieder Tränen in die Augen stiegen. Er nahm seine Hand und der Junge redete leise weiter. "Ich hatte noch Hoffnung, dass es irgendwann vorbei ist, aber es wurde immer schlimmer. Immer noch lebe ich bei den Dursleys; ein Ende ist nicht anzusehen. Snape hasst mich und macht mir hier das Leben zur Hölle. Sirius, mein Pate, ist tot und somit wieder eine Brück hinter mir zusammengebrochen. Ron versteht nicht, was mich so bedrückt und Hermine ist sauer, weil ich sie angeschrieen habe." "Du hast das Schlammblut angeschrieen?", grinste der Slytherin. Diese Vorstellung erschien ihm höchst amüsant. "Draco! Sei nicht so gemein.", kam es wütend von seinem Gegenüber zurück, das ihm nun die Hand wieder entzog. "Erstens bin ich gemein und zweitens: Wer hat dir erlaubt mich Draco zu nennen?", fauchte er. Potter sah ihn an, als wäre er so eben vom Himmel gefallen. "Aber ich dachte..." "Na siehst du, das kommt dabei heraus. Ich habe dir doch gesagt, du sollst das Denken lieber lassen. Manchmal kann man auch zu viel denken, weißt du das, Potter?" "Vielleicht sollte ich dann besser wieder gehen.", murmelte der andere und wollte schon aufstehen, doch Draco hielt ihn zurück. "Wenn du willst", bot er versöhnlich an, "kannst du auch noch ein bisschen bleiben. Zabini schläft noch eine Weile und für die nasse Hose, hab ich noch was gut bei dir." Er wies anklagend auf seine Beine und der Gryffindor wurde ziemlich rot um die Nase. "Was willst du, Malfoy?", fragte er geknickt. "Ich kann alles von die verlangen, Potter?", versicherte der Slytherin sich. "Ja, was du willst.", wisperte der Schwarzhaarige tonlos. Ihm mussten tausende schlimme Dinge durch den Kopf gehen. "Eine Behandlung gegen Rückenschmerzen.", verlangte der Blonde. "Du hast da noch eine ganze Menge zu tun. Also fang lieber gleich an." Der Schwarzhaarige sah ihn ungläubig an, lachte dann und schüttelte den Kopf. "Du bist und bleibst eine hinterlistige Schlange." "Danke für das Kompliment.", schnurrte Draco und genoss seine eingeforderte Belohnung. Hosted by Animexx e.V. 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