Schutzengel wider Willen von Maginisha ================================================================================ Kapitel 14: Streit ------------------ Ron, Hermine und Harry saßen im Gryffindor-Gemeinschaftsraum bei den Hausaufgaben, aber Harry konnte sich nicht konzentrieren. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab und er kaute nachdenklich an seiner Feder. Jetzt ungefähr würde Malfoy sich den Schlaftrunk abholen. Warum hatte der Slytherin ihm nur geholfen? Da stieß Hermine ihn an. "Hey, Harry. Du schreibst ja gar nicht. Warum versuchst du nicht wenigstens mal dich ein bisschen zusammenzureißen? So wird dein Aufsatz für Professor Sprout nie fertig." Er konnte dem Mädchen ja aber schlecht erklären, dass ihn die Aufgabe ausgerechnet etwas über die "Engelstrompete" zu schreiben, nicht unbedingt von seinem Problem mit Malfoy ablenkte. Doch Hermine dachte gar nicht daran, ihren Redefluss von Harrys traurigem Blick unterbrechen zu lassen. "Es reicht wirklich, Harry. Die ganze Zeit bist du dermaßen mies drauf, dass es nicht auszuhalten ist. Es haben auch andere Sirius gerne gehabt. Rede mit uns darüber oder lass es, aber lass uns nicht die ganze Zeit darunter leiden." "Hermine, es geht doch gar nicht um..." Aber er kam nicht weit. "Ach nein, was ist es denn dann? Voldemort? Wir haben alle Angst. Kannst du dir das nicht denken?" Das Mädchen verdrehte genervt die Augen. "Professor Dumbledore hat auch gesagt..." Jetzt war es Harry der sie unterbrach. "Was habt ihr denn mit dem Schulleiter über mich zu reden?", fragte er hitzig. "Ich bin kein kleines Kind. Mir braucht nicht die ganze Zeit jemand nachzulaufen. Ich werde schon nicht vom Astronomie-Turm springen, nur weil ich ein paar Albträume habe, die mich jede Nacht aus dem Schlaf reißen. Oder weil mich ganz Slytherin nebst dem geehrten Professor Snape als Fußabtreter benutzt, während meine "Freunde" daneben sitzen. Oder weil ich der bin, der irgendwann mal die Welt retten soll, obwohl ich überhaupt keine Ahnung habe, wie ich das anstellen soll." Die beiden anderen Gryffindors sahen ihn erschreckt an. Er ließ sich wieder auf den Sessel fallen, aus dem er gerade aufgesprungen war. "Es tut mir leid.", flüsterte er tonlos. "Ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist. Irgendwie entgleitet mir das alles. Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Und dann noch die Sache mit Malfoy..." Er hatte sich soweit durchgerungen, seinen Freunden von der Sache zu erzählen Sie würden es verstehen. Ron mischte sich ein. "Also wegen dem brauchst du dir ja nun wirklich keine Gedanken zu machen. Dem Kerl bist du doch haushoch überlegen. Wenn du vielleicht noch ein bisschen mehr trainierst, sollte er eigentlich kein..." "RON!", schrie Harry nun wieder. "Ich rede NICHT von Quidditch. Warum weiß angeblich jeder, was mit mir los ist, nur ich nicht?" Hermine sah ihn enttäuscht an. "Ich hatte gedacht, wir sind deine Freunde. Wir wollen dir doch nur helfen." "TUT ihr aber nicht. Ihr redet immer nur dumm rum, dass es alles nicht so schlimm ist. Ist es aber." Trotzig verschloss er den Mund zu einem dünnen Strich. Sie hatten ja keine Ahnung... Hermine stand auf. "Ich weiß auch nicht mehr, was ich mit dir machen soll, aber beleidigen lasse ich mich nicht von dir. Du hast echt nen Knall, Harry Potter." Damit rauschte sie aus dem Raum und schlug die Tür zum Schlafsaal der Mädchen hinter sich zu. Unsicher warf der schwarzhaarige Junge einen Blick auf Ron. Der saß immer noch auf seinem Stuhl und sah abwechselnd Harry und die Tür, durch die Hermine so eben verschwunden war, an. "Schau nicht so, Harry. Das macht mir Angst.", klagte er dann. Unwohl rutschte er auf seinem Stuhl umher. "Ich wüsste nur gerne, was du von der Sache denkst, Ron. Du bist mein bester Freund, ich kann doch auf dich zählen, oder?" "Naja...", antwortete der Rothaarige gedehnt. "Irgendwie versteh ich nicht, wo dein Problem ist. Immerhin sind wir hier doch erstmal sicher. V-Voldemort wird ja sicher nicht gleich morgen hier vor der Tür stehen. Und das mit Malfoy hat dir doch früher auch nicht so viel ausgemacht." Er verstummte. Seine hellen Augen sahen Harry offen und ehrlich an. Harry selbst senkte den Blick. Wie konnte er so zu seinen Freunden sein Er war ja so ein Versager. Sie hatten vollkommen Recht, wenn sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Aber konnte ihn denn keiner verstehen? War er wirklich verrückt? "Ich geh noch ein bisschen spazieren.", murmelte er. Schlafen würde er doch nicht können. Irgendwie verstand er ja, dass Hermine sauer war. Er verhielt sich wirklich unmöglich. Er musste stark sein. "Ja, weil es die Welt so von dir erwartet.", rief eine kleine, hämische Stimme aus seinem Inneren ihm zu. "Die haben es ja auch einfach. Sie sind nicht an deiner Stelle. Sie können ihr Leben so gestalten, wie sie wollen." Er ging noch kurz seinen Tarnumhang holen, denn inzwischen war es schon Zeit für die Nachtruhe. Dann verließ er ohne auf das verräterische Türöffnen zu achten den Gemeinschaftsraum. Ziellos wanderte er durch das Schloss, rannte einmal fast in Professor McGonagall rein und kam dann schließlich in einen abgelegeneren Teil des Schlosses. Ihm fiel ein, dass Lupin hier irgendwo sein Büro hatte. Als er ein paar Treppen hinab gegangen war, erinnerte er sich wieder und fand die kleine Tür schnell. Sein Klopfen wurde mit einem leisen "Herein!" beantwortet und nachdem er den Tarnumhang abgenommen hatte, trat er ein. Der Lehrer saß an seinem Schreibtisch und schien zu arbeiten. "Oh, Hallo Harry. Tut mir leid, dass es hier so unordentlich ist, aber seit letztens ist ne Menge liegen geblieben. Tonks hat ein ziemliches Chaos in meinen Unterlagen hinterlassen. Jetzt bin ich dabei alles aufzuarbeiten." Er lächelte. "Aber setzt dich doch, für eine schnelle Tasse Tee habe ich sicher Zeit. Auch wenn du natürlich eigentlich schon im Bett sein solltest. Es ist schon ziemlich spät." Harry überlegte. Warum seit letztens... Ach ja. Vollmond. Er hatte über sein Erlebnis das kleine "Handicap" seines Lehrers ganz vergessen. Nun sah er auch, dass der Mann schlecht aussah. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen und er hatte eine blasse ungesunde Gesichtfarbe. Strähniges Haar, das seit einigen Tage nicht gewaschen zu sein schien rundete das Bild ab. Doch Lupin stand auf und brachte Harry eine Tasse goldgelben Tees und sah ihn freundlich an. "Wo drückt denn der Schuh? Ich sehe doch, dass du was auf dem Herzen hast, Harry." "Nein, Professor. Alles in Ordnung.", log Harry und trank schnell einen Schluck der noch viel zu heißen Tees. Der Schmerz riss ihn ein wenig aus seiner Betäubung, die er seit dem Streit verspürte. Wie sollte er den Lehrer noch weiter belasten, der ja offenkundig genug eigene Probleme hatte. Er sah, dass der andere ihm nicht glaubte, es aber dabei bewenden ließ. Stattdessen fragte Lupin: "Wie macht sich Tonks denn eigentlich so? Hat sie Schwierigkeiten mit den Slytherins?" "Es geht so. Sie ist eigentlich ganz gut, aber ein bisschen weich für die oberen Klassen. Ihr Unterricht war besser." "So was solltest du nicht sagen, Harry. Tonks gibt sich bestimmt viel Mühe und ich hatte bei euch den Vorteil, dass ihr Vieles noch nicht kanntet. Euch jetzt noch zu unterrichten ist schwer, weil ihr so viel von dem interessanten Stoffen schon hattet." Ein Leuchten ging jedoch über das Gesicht des Lehrers und strafte seine Worte Lügen. Offensichtlich freute er sich über das Lob. Wieder nahm Harry einen Schluck Tee. Sein Hals war schon ganz rau, aber es fühlte sich irgendwie gut an. Mal was anderes als immer nur diese innere Kälte und Hoffnungslosigkeit. Sein Gegenüber musterte ihn. Er hätte zu gerne gewusst, was in dem Kopf des Lehrers vorging. "Es ist nicht leicht, nicht wahr, Harry.", vernahm er plötzlich eine Frage des Lehrers. Zu sehr auf das Gefühl konzentriert, dass er verspürte, schrak der Gryffindor hoch und ließ die Tasse fallen. Das heiße Getränk durchnässte seine Hose und die Tasse zerbrach auf dem Boden instinktiv bückte sich Harry danach und schrie dann erschreckt auf. Rotes Blut tropfte von seinem Finger. "Lass mal sehen." Lupin nahm seinen Zauberstab zur Hand. "Das haben wir gleich." Er murmelte einen Zauberspruch und der Schnitt schloss sich. "Du solltest vorsichtiger sein.", schimpfte er spielerisch. "Die Welt braucht dich noch. Wenn du jetzt an einer Tasse Tee stirbst, sehe ich schwarz für unsere Zukunft." "Ja, klar. Tut mir leid um die Tasse.", murmelte der Gryffindor. "Keine Ursache.", beruhigte ihn der Lehrer. "Aber du solltest jetzt besser in deinen Schlafsaal zurückkehren. Ich bin schließlich Lehrer und kann es eigentlich nicht verantworten, dass du dich hier mitten in der Nacht herumtreibst." "Ja, Professor. Ist gut, ich sollte wirklich schlafen gehen.", seufzte Harry und stand auf. "Machen sie auch nicht mehr so lange. Sie sehen auch aus, als könnten Sie ein wenig Schlaf vertragen." "Oh, ich erwarte noch Besuch von Professor Snape. Schon alleine deshalb muss ich dich leider bitten zu gehen. Er wäre sicherlich nicht erfreut dich hier zu sehen." "Snape ist nie erfreut mich zu sehen.", gab Harry etwas gröber zurück, als er es beabsichtigt hatte. "Du musst ihn verstehen, Harry. Es..." Weiter kam Professor Lupin nicht, denn Harry war schon aufgestanden. "Aber Sie haben Recht, ich sollte hier nicht länger bleiben und sie in Schwierigkeiten bringen, Professor. Gute Nacht." Dann drehte er sich um und verließ den Raum. Aber er war viel zu aufgebracht. Jetzt sollte er auch noch Verständnis für Snape haben. Ja klar, verstand er es. Aber ihn verstand offensichtlich keiner. Niemand konnte die Leere verstehen, die Sirius hinterlassen hatte und die Wut, seinem Schicksal so einfach ausgeliefert zu sein, ohne es verändern zu können. Jetzt gab es keinen mehr, zu dem er hätte gehen können. Mit einem Mal fühlte sich Harry ziemlich allein gelassen. Wenn er doch nur... Eine Sehnsucht nach etwas ganz bestimmten überkam ihn. Etwas, das er nicht bekommen konnte. Etwas, das sich momentan im Kerker befand. Ob er es wagen sollte? Vielleicht war es das Risiko wert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)