Gib dich nicht auf Haruka von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hallo allerseits. Diese Geschichte handelt, wie jede von mir hauptsächlich von Haruka. Wenn jemand die Vorstellung Haruka/Seiya nicht mag, sollte er diese Geschichte lieber nicht lesen. Im Voraus entschuldige ich mich für die gewiss vielen Grammatikfehler. Ist halt nicht mein Ding. Für Kritik bin ich immer zu haben. Bitte sagt mir eure ehrliche Meinung. Ryona@gmx.de Gib dich nicht auf, Haruka Das Neongelbe Schild tanzte vor meinen Augen. Wie war ich nur nach hier gekommen? Aus irgendeinem Grund, den ich selber nicht verstand hatte es mich nach hier hingezogen. Nach stundenlangem stehen vor Bunny's Haus war mir endlich zu Bewusstsein gekommen, dass ja doch alles sinnlos war. Ich schmachtete nach einem Mädchen, was für mich unerreichbar war. Selbst nach dem schweren Kampf, in denen nicht nur das Sailor Team große Verluste erlitten hatte, musste ich mir eingestehen, dass ich, egal was ich auch für sie geopfert hatte, doch nie eine Chance bei ihr gehabt habe. Ich durfte mich nicht zwischen Bunny und Mamoru drängen egal wie schwer es mir auch fiel. Sie hatte ein Recht glücklich zu sein. Und das war sie nur mit ihm. Das verstand ich nun. Doch trotz dieses Wissens fühlte ich mich einfach nur schlecht und vor allem traurig. Ich hatte nicht nur meine große Liebe verloren. Nein. Denn nun war ich allein. Taiki lebte seit einem Jahr nicht mehr in Tokio und war so hoffte ich doch, glücklich mit Ami in Amerika. Beide hatten ein Stipendium erhalten. Und Yaten war auf unseren Heimatplaneten zurückgekehrt. Nur ich war hier geblieben. Aus einem Wunsch hinaus, der sich doch nie erfüllen würde. Das letzte Jahr war ich einem Phantom hinterhergeragt. Ein Phantom Namens Liebe. Und nun stand ich hier stehend vor einem Lokal, welches ich vorher noch nie gesehen hatte. Was sollte ich nun tun? Einfach nach Hause gehen und weiter Trübsal blasen oder sollte ich versuche über diese Sache hinweg zu kommen. Mein Leben einfach wieder weiter leben? Kann man das denn? Entschlossen gab ich mir selber einen Ruck und ging ins Lokal. Als sich meine Augen an das trübe Licht gewöhnten, ging ich langsam zur Bar. Das Lokal war nicht besonders besucht. Vereinzelte Gestalten hingen in geduckter Haltung und schauten tief in ihr Glas und hörte der Musik zu, die den Raum erfüllte. Irgendjemand saß am Klavier und spielte ein Lied. Ich konnte den Spieler nur von hinten sehen. Mit gebeugtem Haupt saß er am Flügel und spielte das unglaublichste, traurigste Lied, was ich je gehört hatte. Obwohl ich es nicht kannte, konnte ich sofort eine Verbundenheit spüren. Dieses Lied sprach genau diese Einsamkeit aus, welche ich im Herzen fühlte. Die Verlorenheit, die ich jedem Moment meines Lebens empfand. Ich lehnte mich auf den Tresen und hörte mit geschlossenen Augen dem Pianisten zu. Ich versank in die Welt der Musik. Und wieder kam mir zu Bewusstsein wie sehr ich es vermisste auf der Bühne zu stehen und Musik zu machen. Doch diese Zeiten waren vorbei. Taiki und Yaten hatten ihr eigenes Leben. Und auch die anderen. Seit unserem letzten Kampf ging jeder- trotz großem Versprechen sich niemals von den anderen zu trennen- seinen eigenen Weg. Und wem wunderte das schon. Keiner wollte mehr an das erinnert werden, was damals geschah. An diesen schrecklichen Kampf, der zu große Opfer eingenommen hatte. Langsam kamen mir die Bilder der Vergangenheit in mein Bewusstsein. Krampfhaft versuchte ich es zu verhindern. Doch dieses Lied beschwor mich geradezu die Bilder wahr zu nehmen. Ich sah die Sailor Kriegerinnen. Jeder einzelne verletzt. Sie hatten ihr letztes gegeben, doch der Dämon war zu stark gewesen. Mit langsamen Schritten näherte es sich Sailor Moon. Jeder von uns konnte sehen, wie der Dämon seine Energie sammelte und auf Sailor Moon sie entladen wollte. Ich versuchte es zu verhindern, doch war ich zu schwach. Mit geschlossenen Augen lag ich da. Das letzte was ich vernahm waren diese entsetzlichen Todesschreie. Und mein einziger Gedanke war. Bitte Gott laß nicht sie sterben. Als ich wieder zu Bewusstsein kam, lag ich auf den Boden. Um mich herum hörte ich nur noch leises weinen. Fürchterliches weinen. Langsam versuchte ich mich aufzusetzen. Nach Sekunden, die mir wie Ewigkeiten vorkamen sah ich mich um. Ich konnte Yaten sehen, nein Healer. Sie hielt einen leblosen Körper an ihren gepresst und wieder bettete ich zu Gott, dass es nicht Sailor Moon war. Warum weinte sie. Doch als ich genauer hinsah konnte ich sehen, dass Bunny vor jemanden anderen sich hinkniete. Und auch von ihr kam dieses schreckliche weinen. Mit mühsamen Bewegungen stand ich auf und ging auf Healer zu, die noch immer diese leblose Gestalt in den Armen hielt, und sie wie eine Mutter hin und her wiegte. Mein Verstand sagte mir, ich bräuchte gar nicht hin zu gehen, denn ich wusste um wem es sich handelte. Doch mein Körper brachte mich zu ihr. Und mit weit aufgerissen Augen sah ich dass, was ich eigentlich schon längst wusste. Auf den Schoß von Healer lag Sailor Venus. Ihr hübsches Gesicht lag mit weitaufgerissenen Augen da. Ihre Augen gebrochen vom Tod. Genau die gleichen Augen, die sonst immer ein lächeln wiederspiegelten. Ich wollte was sagen. Healer einfach nur berühren. Ihr sagen, dass es mir leid tat. Aber das konnte ich nicht. Jedes Wort wären nur eine Strafe gewesen. Langsam drehte ich mich nach links und ging zu Sailor Moon. Noch immer kann ich nachts in meine Träumen ihre Worte hören. ,,Warum nur. Warum." Nur diese Worte kamen damals aus ihren Mund und natürlich dieses erbärmliche weinen. Als ich vor ihr stand, beugte ich mich zu ihr und wollte sie in den Arm nehmen. Doch bevor ich sie auch nur berühren konnte, stieß mich eine kräftige Hand zur Seite und nahm die Person, die ich damals am meisten liebte in den Arm. Mit gedemütigten Blick beobachtete ich die zwei. Und in diesem Moment wurde es mir zum ersten mal richtig bewusst, dass ich nie eine Chance bei ihr gehabt habe. Langsam stand ich wieder auf und sah nun um wem Sailor Moon weinte. Vor ihr lagen Jupiter und ein Stück weiter Mars. Ich hatte die beiden nie gut gekannt. Doch ihr Anblick werde ich wohl auch nie vergessen. Wie sie beide da lagen, nicht mal 10 cm voneinander getrennt. Und wie bei Venus konnte ich die schmerzverzehrten Gesichter sehen. Ihr Tod war schmerzhaft gewesen, dass spürte jeder. Wieder ließ ich meinen Blick um das Todesfeld gleiten. Denn das war es wohl. Ich konnte Healer sehen, die noch immer Venus wiegte. Oh Gott. Was war nur passiert. Ich wollte mich nicht weiter umsehen. Denn ich wusste das ich nicht noch mehr ertragen konnte. Aber mein Kopf schrie danach. Er fragte mich was wohl aus den anderen geworden war. Widerwillig ging ich ein paar Schritte weiter. Von weiten konnte ich eine große Gestalt sehen, die jemanden umarmte. Nur 10 m trennte mich von ihnen, doch irgendwie konnte ich nicht erkennen ob es Taiki war oder nicht. Etwas schneller ging ich zu den beiden und konnte mir nicht ein aufseufzen ersparen, als ich erkannte das es sich tatsächlich um Taiki handelte bzw. um Maker. Und die Person in ihren Armen war Ami. Die mit geschlossenen Augen sich an Maker lehnte. ,,Pscht. Es wird alles wieder gut," flüsterte Maker. Unsinnige Worte, schoß es mir durch den Kopf. Aber das war mehr als ich imstande bei Healer gewesen war. Als ich bei den beiden ankam sah ich noch zwei Gestalten auf den Boden liegen. Vor mir lagen Saturn und Pluto. Aber anders als bei den anderen Kriegerinnen sah ich keinen Schmerz auf ihrem Gesicht. Nein. Wenn ich heute darüber nach denken glaube ich sogar, dass sie irgendwie ein zufriedenes Gesicht gehabt haben. So als wäre damals eine ungeheure Last von den beiden genommen worden. ,,Wo sind...." Weiter kam ich nicht. Ich konnte einfach nicht fragen ich hatte genug gesehen. Ich wollte nur noch weg von hier. Weg von dem Ort, der so viel Leid über uns gebracht hatten. Doch ich musste es wissen. Nein ich musste es sehen. Alle waren sie hier. Es fehlten nur noch zwei. Ich sah Maker an, doch sie wies nur nach vorne. Also ging ich weiter. Und dort waren sie. Uranus und Neptun. Und egal, was ich bisher gesehen hatte, nahm mich doch der Anblick von Uranus am meisten mit. Sie, wie sie so da saß, lebend. Und vor ihr lag Neptun. Umgeben von einem Fächer aus rot. Ihr Blut. Ich ging zu Uranus und blieb vor ihr stehen. Sie bewegte sich nicht. Kein Laut der Trauer kam von ihren Lippen. Sie saß einfach nur da und starrte auf einen unsichtbaren Punkt. Ihre Gesicht rot von Michirus Blut. Sie sah nicht auf, als ich mich über sie beugte. Auch wehrte sie sich nicht, als ich sie einfach ihn den Arm nahm und an mich zog. Ich wollte sie trösten, doch war es nur zu meinen eigenen Zweck. Ich brauchte Trost. Und zum erstenmal kamen mir die Tränen. Ich klammerte mich an Uranus fest und heulte mir die Seele aus dem Leib. Sie rührte sich nicht. Uranus, meine starke Uranus. Die nichts erschüttern konnte saß einfach nur da und sagte kein Wort, nicht eine Reaktion. Minuten die mir wie Stunden vorkamen hörten ich Sirenen auf uns zu kommen. Sanfte Arme befreiten meinen Griff von Uranus. Man brachte mich zum Krankenwagen. Wie unter Drogen ließ ich mich führen, vorbei an Taiki und Ami. Die jetzt mit einer Decke sich umsahen, so als sähe sie das alles hier zum erstenmal. Vorbei an Sailor Moon und Tuxedo-Mask. Wie in Trance realisierte ich, dass weder die Leiche von Neptun noch Pluto oder Saturn da waren. Und auch jetzt als ich an den beiden vorbei ging, sah ich weder Mars noch Jupiter. Nur als ich bei Healer vorbei kam, konnte ich sehen, wie die Ärzte versuchte sie zu beruhigen. Venus aus ihre Umklammerung zu befreien. Doch alles gute zureden nutze nichts. ,,Kommen sie, wir bringen sie in ein Krankenhaus," sagte eine freundliche Stimme. Das nächste woran ich mich erinnere war, dass ich aufwachte und auf eine weiße Decke starrte. Später erfuhr ich das Hotaru,Setsuna,Rei, Makoto und Minako wirklich Tod waren und das alles nicht nur ein Traum gewesen war. Bunny und Mamoru hatten leichte Verletzungen davon getragen. Yaten war spurlos verschwunden. Selbst später zur Beerdigung erschien er nicht. Und das erstemal kam mir zu Bewusstsein, dass er Minako wohl sehr geliebt hatte. Taiki und Amy wurden nicht verletzt abgesehen von den Verletzungen in ihrer Seelen. Und Haruka? Haruka stand seit diesen Tag unter schweren Stock. Ich sah sie damals das letzte Mal bei der Beerdigung von Michiru. Sie stand einfach nur da. Keine Regung erschien auf ihr Gesicht. Ich beobachtete sie, und kam mir in dem Moment verloren vor. Sie war immer so stark gewesen, wie ein Fels in der Brandung. Egal was ich auch gesehen hatte. Erst ihr Anblick machte mich darauf aufmerksam, was wir verloren hatten. Wir hatten nicht nur 6 Kriegerinnen verloren. Nein, wir hatten 6 Freunde verloren, 6 Leben die unseres bereichert hatten. Nach der Beerdigung verließen wir den Friedhof. Ami Haruka in der Hand nehmend so als musste sie Haruka führen. Eine Weile standen wir vor dem Tor und versprachen uns, dass wir niemals das vergessen würden was damals geschah. Wieder ein unsinniges Versprechen. Konnte man denn so was vergessen? Eigentlich wusste ich sowieso nicht , was genau damals geschah. Wie die anderen starben. Und ich wollte es gar nicht wissen. Nur eins war wichtig. Der Dämon war besiegt. Ja, das war er, aber für welchen Preis. Noch ein paar Minuten standen wir unschlüssig da und fragte uns, wie es weiter gehen sollte. Wir versprachen uns eine Weile einfach nur eine Pause zu machen. Das jeder seinen eigenen Weg gehen sollte. Und später, wenn Zeit vergangen sei, wollten wir uns wieder treffen. Dieses Versprechen wurde mit Handschlag besiegelt, wobei Ami Harukas Hand führte. Ein Jahr war seitdem vergangen. Und jeder ging wirklich seinem Leben nach. Ab und zu traf ich Bunny. Sie und Mamoru lebten jetzt zusammen. Ami und Taiki waren in Amerika. Yaten auf unserem Planeten. Und Haruka? Nun das konnte ich nicht sagen. Haruka zog sich seit dem zurück. Bunny erzählte mir mal, dass sie zwar nicht mehr unter Schock stände, doch wollte sie anscheinend nichts mehr mit uns zu tun haben. Und ich? Nun ich ging seit 3 Monaten wieder zur Schule und versuchte meinen Abschluß zu machen. Es gab Tage, da vermisste ich mein altes Leben und auch meinen Planeten, doch ich hatte mich entschlossen erst mal hier zu bleiben. Ich liebe die Erde auch wenn sie mir viel Leid gebracht hatte. Die Musik verstummte. Ich konnte sehen, wie sich der Pianist streckte und schließlich aufstand. Er schloß den Deckel und drehte sich um. Und im dem Moment als er mich sah wurde er kalkweiß. Mit weitaufgerissenen Augen sahen wir uns an. Und ich fragte mich, wie ich nur so blind sein konnte sie für einen Mann gehalten zuhaben. Dabei kannte ich diese Person doch schon so lange, dass ich es direkt hätte sehen müssen. Vor mir stand kein Mann. Nein, vor mir stand Haruka. Sie hatte sich verändert. Zwar trug sie wie immer Hose und ein T-Shirt. Doch ihr Körper schien nur noch aus Knochen zu bestehen. Sie war schon immer dünn gewesen. Aber jetzt war sie richtig mager. Und ihr Gesicht war so weiß, wie die Wand. Dunkle Augenringen verrieten mir, dass sie bestimmt seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen hatte. Doch was mich am meisten erschreckte waren ihre Augen. Obwohl sie in diesem Moment sehr entsetzt aussah konnte ich Einsamkeit, Wut und vor allem Verlorenheit in ihnen sehen. Nichts erinnerte mehr an den selbstbewussten Blick, den ich damals manchmal an ihr gehasst hatte. Sekunden sahen wir uns an bevor Haruka sich schnell wegdrehte, sich ihre Jacke schnappte und aus dem Lokal ging. Ich brauchte eine Weile um zu registrieren, dass sie im Begriff war zu gehen. Schnell ging ich ihr nach. Sie hatte das Lokal schon verlassen und stand nun an der Straße und schaute sich um. Was sollte ich tun? Sie einfach gehen lassen? Entschlossen ging ich zu ihr, und hielt sie am Arm fest. Sie zuckte leicht zusammen und ich fragte mich ob ich ihr weh getan hatte. Ihr Arm war so dünn, dass ich schon Angst hatte ihn zu brechen wenn ich noch fester zugriff. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit von der Straße und sah mich an. ,,Was soll das, was willst du von mir?" stieß sie leise hervor. ,,Ich wollte nur.... nun ich wollte...." stammelte ich. Ja was wollte ich? ,,Hast du vielleicht Hunger?" Oh man, was besseres fiel mir einfach nicht an. ,,Nein danke." Wütend riß sie ihren Arm aus meiner Hand und wollte weitergehen. Und eher ich mich versah hielt ich sie wieder fest. Ich konnte und wollte sie nicht gehen lassen. Ich wollte mit ihr reden. Sie fragen, wie es ihr ging. Was sie all die Zeit getan hatte. Ich wollte wissen ob es ihr gut geht und ob sie auch schon mal an damals dachte. Doch ich brachte diese Gedanken einfach nicht über meine Lippen. ,,Soll ich dich nach Hause fahren? Oder bist du mir deinem Wagen hier?" ,,Nein. Aber ich gehe zu Fuß." ,,Unsinn es fängt gleich an zu regnen. Komm ich fahr dich nach Hause." ,,Ne...." ,,Keine Widerworte." Ich hörte ihr gar nicht zu, sondern riß sie einfach mit mir. Ich war schon etwas erstaunt, dass sie sich nicht mehr wehrte. Mit Leichtigkeit hätte sie mich dazu bringen können sie los zu lassen. Doch ich wollte nicht darüber nach denken. Wichtig war nur von hier weg zu kommen. Nachdem wir einige Straßen überquert hatten, sah ich meinen Wagen in der Parklücke stehen und ging zu ihm. Ich schloß die Tür auf und forderte Haruka auf sich auf den Beifahrersitz zu setzen. Ein paar Sekunden stand sie noch unschlüssig vor der Beifahrertür und sah auf den Himmel, der sich immer mehr verdunkelte. Schließlich gab sie nach und stieg ein. Ich startete den Wagen. ,,Wohnst du noch in der alten Wohnung?" fragte ich sie. ,,Ja." flüsterte sie leise. Ich fuhr los. Während der Fahrt schielte ich immer wieder zu Haruka, die mit eisernen Blick nach vorne schaute. Sie war nervös. Sie wollte nicht hier sein. Ihr ganzer Körper schrie geradezu danach. Nach 20 Minuten schweigsamer Fahrt erreichte ich die Wohnung. Als ich den Wagen anhielt riß Haruka förmlich die Tür auf und stieg aus. Sie war schon ein paar Schritte gegangen als sie noch mal stehen blieb. Sie drehte sich zu mir um und sah mich an. Ich hätte alles dafür gegeben um ihre Gedanken in diesen Moment zu erfahren. ,,Laß die Vergangenheit einfach ruhen Seiya." Rief sie mir zu. Erschrocken hielt ich die Luft an. Was meinte sie nur. Die Vergangenheit ruhen lassen. Sollte ich das alles vergessen. Diese Bilder, die sich unwiderruflich in mein Gedächtnis eingebrannt hatten. Ich wollte noch etwas sagen, doch ehe auch nur ein Laut mein Mund verließ, ging sie mit schnellten Schritten auf die Haustür zu und verschwand nach ein paar Sekunden dahinter. Und während ich auf die Tür starrte kamen mir die Gesichter von Rei, Hotaru und den anderen wieder ins Bewusstsein. Ich schüttelte sie ab und flüsterte. ,,Nein, das darf ich nicht, sonst ist alles umsonst gewesen." Niedergeschlagen startete ich wieder den Wagen und fuhr los. Am nächsten Morgen wurde ich laut vom Radiowecker geweckt. Stöhnend öffnete ich meine Augen. 07.00 Uhr. Es war Zeit aufzustehen und zur Schule zu gehen. Müde schwang ich meine Beine übers Bett und stand auf. Mein Körper fühlte sich müde und ausgelaugt an. Ich hatte gestern noch lange im Bett gelegen. Krampfhaft versucht endlich einzuschlafen. Doch egal was ich tat, der Schlaf wollte nicht kommen. So lag ich da und starrte die Decke an. Immer wieder erschien mir Haruka. Sie sitzend vor dem Flügel, dieses unglaubliche, traurige Lied spielend und ihr entsetztes Gesicht als sie mich sah. Wir waren nie gute Freunde gewesen, im Gegenteil wir kamen damals nie besonders gut miteinander aus. Doch der Verlust unserer Freunde gab unbewusst ein Akt der Verbundenheit, den ich trotz des Blickes von gestern empfand. Vielleicht bildete ich es mir ja auch nur ein. Denn ich musste mir eingestehen, dass ich es mir so wünschte. Ich hatte das letzte Jahr mehr oder weniger alleine verbracht. Taiki , Ami,Bunny und Mamoru hatten jetzt ihr eigenes Leben. Und sie hatten jemanden mit denen sie ihren Schmerz teilen konnten. Doch ich hatte niemanden. Niemanden, mit dem ich über die Sache sprechen konnte. Und nun traf ich Haruka. Jemanden, der auch niemanden hatte. Mein Körper schrie geradezu danach wieder zu ihr zu fahren. Ich wollte und konnte nicht mehr alleine sein. Aber durfte ich das denn. Bunny hatte mir ja gesagt, dass Haruka nichts mehr von uns wissen wollte. Anscheinend wollte sie alle, die sie an den tragischen Tod von Michiru erinnerten fern von sich haben. Was auch kein Wunder war. Michiru war für Haruka einmal die wichtigste Person gewesen. Es war keine Liebe, welches die beiden verband, obwohl dass die meisten dachte. Doch jeder, der die beiden kannte, wusste das da mehr war. Liebe war es nicht, ehe eine Verbundenheit. Und dieser Bund wurde schmerzhaft unterbrochen. Noch mal schielte ich zur Uhr und erschrak. 07.30 Uhr. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass die Zeit so schnell vergangen war. Flink zog ich mich an und verließ das Haus um zur Schule zu fahren. Als ich an der Schule ankam stieg ich aus und betrat das Schulgebäude. Ich rannte förmlich den Gang entlang. Mit langen Schritten bog ich um die Ecke. Während des Laufens starrte ich auf den Boden und merkte erst als ich gegen eine Gestalt traf, dass ich nicht aufgepasst hatte. Unsaft prallte ich gegen einen Körper . Ich hatte einen so großen Schwung gehabt, dass die Gestalt von mir abprallte und rückwärts auf den Boden fiel. Erschrocken sah ich die Person an und erschrak. Vor mir lag Haruka. Ihre Schulbücher hatte sie fallen gelassen. Diese lagen nun auf den ganzen Flur verteilt. ,,Scheiße." Fluchte sie. Schwankend stand sie auf während ich ihre Schulbücher aufhebte. Als ich alles aufgesammelt hatte, gab ich sie Haruka. Diese stand nun vor mir mit weit aufgerissene Augen und starrte mich an. ,,Was machst du hier," fuhr sie mich barsch an. ,,Nun ich gehe hier zur Schule." Ehe ich noch was sagen konnte, ging die Tür meines Klassenzimmers auf und Sensei Fujikuma rief: ,,Wollen sie da Wurzeln schlagen Seiya." Mir hoch rotem Gesicht ging ich los und betrat das Klassenzimmer. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass mir Haruka folgte. Ich setzte mich auf meinen Platz während Haruka mit dem Lehrer sprach. Dieser nickte nur und wies Haruka einen Platz recht von mir hin. Während der Stunde konnte ich mich nicht konzentrieren. Immer wieder blickte ich zu Haruka. Diese sah wie schon im Auto nur nach vorne und beachtete mich nicht. So als würde sie mich nicht kennen. Sie will nichts mehr mit uns zu tun haben Seiya. Bunny hatte wohl recht. Doch so leicht wollte ich mich nicht geschlagen geben. Die nächsten Stunden zogen sich entlos hin, bis endlich die Schulglocke ertönte und uns den Gnadenschuß für heute gab. Ich packte meine Sachen zusammen. Ich ging aus der Klasse und wartete bis Haruka raus kam. Genervt sah sie mich an. Doch kein Laut kam von ihren Lippen. Widerstandslos ließ sie es zu, dass ich ihr folgte. ,,Und hast du dich schon für einen Sonderkurs entschieden."fragte ich sie ,,Was hast du den belegt?" ,,Musik und ich bin im Basketball-Team." ,,Gut, dann werde ich diese schon mal nicht belegen." Sauer blieb ich stehen. ,,Sag nur, wenn du ein Problem mit mir hast." Nun blieb auch Haruka stehen und drehte sich zu mir um. ,,Ich hab ein Problem mit dir Seiya. Bleib weg von mir. Ich will nicht das du mir hinterher läufst." ,,Aber wieso." ,,Darum." ,,Es sieht aber nicht so aus als hättest du viele Freunde. Ich dachte wir....." ,,Was dachtest du, Seiya. Das ich deine Freundschaft gebrauchen kann. Hör mir gut zu." Mit drohenden Schritten kam sie auf mich zu. Leise zischte sie mir ins Ohr. ,,Ich brauche keine Freunde. Und am allerwenigsten brauche ich deine Freundschaft. Verschwinde. Ich will dich nicht als Freund. Ich komme gut alleine klar." Sie war gerade im Begriff sich wieder von mir zu entfernen, als ich sie fest hielt. ,,Sag mir Haruka, hast du Angst davor. Willst du deswegen keine Freunde, weil du Angst hast wieder verletzt zu werden. So wie du von Michiru verletzt wurdest." Es waren harte Worte, und sie taten mir schon in dem Moment schon leid, als ich sie aussprach. Doch ich war wütend. Wütend auf sie und vielleicht auch auf mich. Ich sah Haruka an. Sie stand noch immer nah bei mir. Unsere Gesichter trennte nur ein paar cm. Und zum erstenmal kam mir zu Bewusstsein, wie hübsch doch Haruka war. Selbst jetzt wo ihr Gesicht und wahrscheinlich ihr Körper nur noch aus Knochen bestand, war sie schön. Und ihre Augen hatten in diesem Moment nicht den Ausdruck der Verlorenheit. Ihr alter Ausdruck des stolzes war in ihnen. Und den sollte ich auch zu spüren bekommen. Eher ich mich versah, rammte sie mir ihre Faust in den Magen. Keuchend ging ich in die Knie und versuchte den Würgreiz zu unterbinden. Tränen des Schmerzes kamen mir in die Augen. Nach ein paar Sekunden hatte ich mich wieder unter Kontrolle und sah wieder auf. Und wie ich es erwartet hatte, war von Haruka kein Spur mehr zu sehen. Ich stand auf und verließ das Schulgebäude. Fröstelt ging ich zum Auto. Es war schon sehr kalt geworden. Nicht mehr lange und die Seen würden mit Eis bedeckt sein. Ich stieg ein und fuhr los. Ich achtete nicht gerade besonders auf die Straße, so merkte ich erst spät, dass ich unbewusst den Weg nach Haruka eingeschlagen hatte. Ich wollte gerade wieder wenden als mir eine Gestalt auf den Bürgersteig auffiel. Ich sah wie sie tockelnd auf Harukas Haus zu ging. Als sie die Treppe erreichte verließ sie die Kraft und sie stürzte hin. Schnell würgte ich den Wagen ab und stieg aus um zu der Person zu laufen. Desto näher ich ihr kam umso mehr konnte ich erkennen, dass es sich um Haruka handelte. Sie lag zusammen gesackt auf den Stufen. Als ich sie endlich erreichte, schüttelte ich sie etwas brutal und rief immer wieder ihren Namen, doch keine Reaktion. Langsam verfiel ich in Panik. Mit zitternden Händen tastete ich nach ihren Puls und schrie erleichtert auf als ich einen zwar leichten aber regelmäßigen Puls fühlen konnte. Sie hatte so reglos dagelegen, dass ich im erstem Moment wirklich gedacht hatte, sie wäre Tod. Mit noch immer zittrigen Händen griff ich in ihrer Hosentasche und beförderte ihren Schlüssel zu Tage. Ich schloß die Tür auf und kniete mich anschließend zu Haruka und hob sie hoch. Sie war ein Fliegengewicht und ich machte mir noch mehr Sorgen. Wenn das hier überstanden war, würde ich mit ihr ein erstes Gespräch machen müsste. Ohne es wirklich zu wollen, fing ich mir nämlich an Sorgen um Haruka zu machen. Immer wieder erschien mir die alte Haruka vor den Augen. Und was war nun aus ihr geworden. Sie war nur noch ein Spiegelbild ihrer Selbst. Ich schloß die Tür hinter uns und ging zum Wohnzimmer. Dort standen nur ein Couchgarnitur mit einem Tisch. Und ein Schrank mit ein paar Bücher. Kein anderes Möbelstück wies darauf hin, dass hier eine Person lebte. Vorsichtig legte ich sie auf die Couch. Fieberhaft überlegte ich was ich tun sollte. Wieder fühlte ich nach ihren Puls. Immer noch sehr schwach. Schließlich ging ich zum Telefon und rief einen Arzt an. Mir war kalt. Zitternd öffnete ich meine Augen. Ich brauchte eine Weile um zu erkennen, dass ich nicht in meiner Wohnung war. Die weiße Umgebung wies darauf hin , dass ich in einem Krankenhaus lag. Aber wie war ich nach hier gekommen. Langsam kamen mir die Erinnerung hoch, dass ich in der Schule gewesen war. Den ganzen Morgen fühlte ich mich sonderbar. Von einer Sekunde auf die andere hatte ich kalt und der vertraute Schmerz in meiner linken Brust war wieder da. Nach einem prüfenden Blick vergewisserte ich mich, dass Seiya die Klasse verlassen hatte. Ich hatte aber wirklich Pech. Ich den letzten Monaten machte ich es mir zu Aufgabe den anderen aus den Weg zu gehen. Ich wollte sie nicht sehen. Und nun das. Ausgerechnet Seiya musste auf diese Schule gehen. Nachdem ich sah, dass Seiya nicht mehr da war verließ ich den Klassenraum um nur zu erkennen, dass er draußen auf mich gewartet hatte. Ich ließ mich nichts anmerken und ging schnurstracks an ihn vorbei. Doch Seiya wäre nicht Seiya gewesen, wenn er aufgegeben hätte. Natürlich folgte er mir. ,,Und hast du dich schon für einen Sonderkurs entschieden." Fragte er mich. Ohne Interesse frug ich: ,,Was hast du denn belegt?" ,,Musik und ich bin im Basketball-Team." Antwortete er ,,Gut, dann werde ich diese schon mal nicht belegen." Ich wollte das er ging. Das er mich alleine ließ. Ich fühlte mich beschissen. Mein Herz krampfte sich immer mehr zusammen, und ich fing an schwarze Punkte vor meinem Auge zu sehen. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass er stehen blieb. Na endlich. ,,Sag nur wenn du ein Problem mit mir hast." Nun blieb auch ich stehen und drehte mich zu ihm um. Was wollte er bloß von mir. ,,Ich hab ein Problem mit dir Seiya. Bleib weg von mir. Ich will nicht das du mir hinterher läufst." ,,Aber wieso." Fragte er mich leise. Weil.... ja weil. Ich habe mein früheres Leben abgeschlossen. Du kommst nicht mehr darin vor. Genauso wenig, wie die andere. Ich will nur noch alleine sein. Ich möchte nichts mehr mit der Vergangenheit zu tun haben. Aber das kann ich nicht, solange ich in dein Gesicht sehen muß. Wenn ich dich sehe, erinnere ich mich an diesen schrecklichen Tag vor einem Jahr. An ihr Gesicht und ihren Körper, wie er so daliegt umgeben von ihrem Blut. Ich wollte mich nicht mehr daran erinnern. Doch das konnte ich ihm nicht alles sagen. ,,Darum." ,,Es sieht aber nicht so aus als hättest du viele Freunde. Ich dachte wir....." Wütend unterbrach ich ihn. Und mein Herz schmerzte noch mehr. Ich musste hier raus, und mein Nitro-Spray benutzen. Ich hielt diesen Schmerz nicht mehr lange aus. Aber wie immer lag der Spray zu Hause. Ich musste zusehen, dass ich nach Hause kam. Allerdings musste ich vorher diese Sache hier beenden. Ich musste Seiya klar machen, dass er mich in Ruhe lassen soll. Im Geiste ermahnte ich mich, morgen mich von dieser Schule wieder abzumelden. Ich würde von hier ganz weg gehen müssen. So hatte ich wenigstens Ruhe. ,,Was dachtest du, Seiya. Das ich deine Freundschaft gebrauchen kann. Hör mir gut zu." Mit drohenden Schritten ging ich auf ihn zu. Ich wollte ihn ein bisschen einschüchtern. Ihm so zu verstehen geben, dass er aus meinem Leben verschwinden soll. Leise zischte ich in sein Ohr. ,,Ich brauche keine Freunde. Und am allerwenigsten brauche ich deine Freundschaft. Verschwinde. Ich will dich nicht als Freund. Ich komme gut alleine klar." Ich war gerade im Begriff mich wieder von ihm zu entfernen als er mich fest hielt. ,,Sag mir Haruka, hast du Angst davor. Willst du deswegen keine Freunde weil du Angst hast wieder verletzt zu werden. So wie du von Michiru verletzt wurdest." Und das brachte das Faß zum überlaufen. In diesem Moment sah ich nur noch rot, selbst den Schmerz in meiner Brust ignorierte ich. Wie konnte er es wagen sich ein Urteil über mich zu bilden. Er hatte ja keine Ahnung. Seine Familie lebten ja noch. Doch ich hatte meine verloren. Michiru war alles gewesen, was ich hatte. Und nun gab es für mich nur noch den Schmerz der Verlorenheit, der nicht mal halb so schlimm war, wie der Schmez von meinem Herzen. Dieser Schmerz würde nicht nach ein Sprühstoß Nitros verschwinden. Dieser würde für immer bleiben. Und eher ich mich versah, rammte ich ihm meine Faust in den Magen. Als er keuchend vor mir lag, drehte ich mich um und verließ schnell das Schulgebäude. Auf dem Weg nach Hause wurden die Schmerzen immer schlimmer. Und als ich die Treppe meiner Wohnung erreicht hatte verließ mich meine Kraft. Wie in Trance realisierte ich, dass ich fiel. Und als nächstes war ich hier aufgewacht. Das piepen eines Monitors veranlasste mich dazu nach links zu schauen. Und in diesem Moment registrierte ich eine Person neben mir. Es war Seiya. Zusammengesunken saß er neben meinem Bett. Die Hand nach mir ausgestreckt. Er schlief. Ob er die ganze Nacht bei mir gewesen war? Mein schlechtes Gewissen meldete sich. Ich versuchte mich aufzurichten, doch mein Körper war zu schwach. Dabei weckte ich Seiya. Ich konnte erkennen, dass er ein paar Sekunden brauchte um sich zu erinnern wo er war. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte er mich an. ,,Hey. Wie geht es dir," fragte er mich besorgt. Er stand von seinem Stuhl auf und legte seine Hand auf meine Stirn. Wie es besorgte Mütter bei ihren Kindern taten, die Fieber hatten. Genauso, wie sie genoß ich in diesem Moment seine Berührung. Anscheinend gab ihn meine Reaktion eine Aufforderung. Seine Finger verließen meine Stirn. Langsam streichelte er mit leicht zittrigen Fingern meine Wange. Vermutlich wussten wir beiden in diesem Moment nicht, was wir da taten. Jeder wollte nur das Gefühl haben nicht mehr alleine zu sein. Und mir wurde klar, wie sehr ich es doch insgeheim vermisst hatte. Eine Berührung von einer anderen Person. Aber genauso, wie ich die Berührung in diesem Moment genoß, fürchtete ich mich davor, bzw. vor dem was danach kam. Ich hatte gelernt meine Gefühle zu kontrollieren. Als Selbstschutz meiner Selbst. Die Worte von Seiya auf dem Flur in der Schule entsprachen der Wahrheit. Ich versuchte alles von mir fern zu halten, was mich auch nur im entferntesten an früher erinnern konnte von mir. Sanft berührte Seiya mit seinen Fingern meine Lippen. Ich sah in an. Sah, wie er mich anstarrte. Aber ich erkannte, dass er mich gar nicht wahr nahm, es war als er würde er durch mich hindurch schauen. Anscheinend dachte er in diesem Moment über etwas nach, oder besser gesagt, über jemand anderen. Vermutlich wünschte er sich, dass ich nicht die Person wäre, die er berührte sondern ein anderes Mädchen. Bunny. Er musste sie noch immer lieben. Armer Kerl. Er tat mir irgendwie leid. Trotz aller Vernunft schien er nicht zu erkennen, dass er ja doch keine Chance bei ihr hatte. Und das bestätigte mich in meinem Entschluß niemals wieder irgendjemanden mein Herz zu öffnen. ,,Laß das." Wisperte ich trocken. Ich konnte sehen, wie Seiya aus seinen Trance erwachte. Er starrte sein Hand an und zog sie schnell weg, so als hätte er sich verbrannt. Er drehte sich um und sagte. ,,Ich werde dem Arzt Bescheid sagen das du wach bist." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Nachdem Dr. Greinert mich untersucht hatte, wurde ich von oben bis unten auf den Kopf gestellt. Als die Untersuchungen beendet und ausgewertet waren, kam er in mein Zimmer. ,,Miss Tenou. Uns liegen ihre Ergebnisse vor. Wir haben uns schon mal vor ein paar Monaten darüber unterhalten. Ihr Zustand hat sich seitdem zusehens verschlechtert. Ich rate ihnen dringend nach der notwenigen Herzoperation." ,,Sie kennen die Antwort. Ich habe meine Meinung nicht geändert." ,,Sie scheinen die Notwendigkeit noch nicht verstanden zu haben. Sie werden...." ,,Sterben, Dr. Greinert." Unterbrach ich ihn. ,,Darüber bin ich mir im klaren. Doch ich werde es nicht tun. Und jetzt gehen sie." Ich ging gerade den Krankenhausflur entlang als mich Dr. Greinert zu sich bat. Schnell folgte ich seinen Schritten. Als wir sein Ärztezimmer erreichte, forderte er mich auf Platz zu nehmen. Er ging immer wieder hin und her, so als wüsste er nicht, wie er das Gespräch anfangen sollte. ,, Sie sind doch der Freund von Miß Tenou, nicht wahr." Fing er an ,,Nun ja Haruka und ich kennen uns schon seit längerer Zeit." ,,gut." Wieder ging er auf und ab. ,,Was ich ihnen jetzt sage, ist mir eigentlich strengstens untersagt. Ich könnte ein Disziplinarverfahren davontragen. Also ich vertraue auf ihrer Verschwiegenheit. Doch ich halte es für meine Pflicht sie über den Gesundheitszustandes ihrer Freundin zu informieren. Weil ich der Meinung bin, dass Miss Tenou einen gewaltigen Fehler begeht. Aber auf mich hört sie nicht. Vielleicht gelingt es ihnen ja sie zu überzeugen. ,,Was. Ich verstehe nicht, wovon sprechen sie." ,,Nun. Ich will es kurz machen. Ihre Freundin war auch schon früher hier in Behandlung. Sie ist krank. Sehr krank sogar. Sie leidet an einer schwerwiegende Herzkrankheit. Schon damals empfahl ich ihr sich operieren zu lassen. Aber genau wie damals weigert sie sich heute diese Operation durchführen zu lassen. Ich lege es ihnen nah. Versuchen sie ihre Freundin dazu zu bewegen, den Eingriff machen zu lassen" ,,Ich fürchte ich verstehe sie noch immer nicht." Flüsterte ich leise. Doch das war gelogen. Ich verstand sehr wohl, was er mir sagen wollte. Aber mein Herz und Verstand wollte es nicht wahrhaben. Ich musste es aus seinem eigenem Mund hören. ,,Sie wird sterben." Sagte er nur knapp. Sterben. Immer wieder halte mir das eine Wort in meinem Kopf als ich das Zimmer verließ um nach Haruka zu schauen. Sie wird sterben. Haruka. Die starke Uranus. Die Kriegerin des Windes sollte wirklich sterben. Nein, dass durfte nicht wahr sein. Haruka war stark , so voller Lebensenergie. Nein ermahnte mich eine innere Stimme. Das stimmte nicht. Nicht mehr. Eigentlich hätte ich es schon früher sehen müssen. Doch ich war so in meinem eigenen Schmerz versunken, dass ich den Blick fürs wesentliche verlor. Vor ihrem Zimmer blieb ich erst mal stehen und atmete tief ein. Was sollte ich jetzt tun? Wie sollte ich mich verhalten? Niedergeschlagen drückte ich die Klinke der Tür runter und betrat den Raum. Haruka lag auf ihrem Bett. Das gleichmäßige Atmen machte mich darauf Aufmerksam, dass sie schlief. Ich ging zu ihr und blieb vor ihrem Bett stehen. Sie sah so friedlich aus. Eine Strähne lag ihr frech im Gesicht. Zärtlich streichelte ich sie weg. ,,Bitte Haruka, gib dich nicht auf." Eine Woche lang besuchte ich Haruka jeden Tag. Obwohl sie so gut wie nie etwas sagte, genoß ich die Zeit. Oft saß ich neben ihr und erzählte Geschichten aus meiner alten Heimat. Manchmal las ich ihr auch einfach nur was vor. Doch meistens saß ich einfach nur da, und beobachtete sie wenn sie schlief. Ich hatte ihr nicht gesagt, dass ich ihren Gesundheitszustand kannte. Ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte. In Grunde genommen wusste ich, dass jedes Wort unnütz gewesen wäre. Haruka hatte sich anscheinend entschieden. In den Nächten in meiner Wohnung dachte ich über früher nach. Als alle noch lebten. Ich erinnerte mich an einem Tag am Strand. Ami, die sich leise mit Taiki unterhielt. Minako, wie sie Yaten überzeugen wollte mit ihr schwimmen zu gehen. Hotaru und Setsuna, wie sie Karten spielten. Bunny knutschend mit Mamoru. Und an Michiru und Haruka. Wie sie einfach nur da lagen. Sie sagten kein Wort. Das war bei den beiden nie nötig gewesen. Ich erinnerte mich, dass ich mich damals schlecht fühlte. Jeder hatte einen Menschen, mit dem er sich unterhalten konnte. Nur ich war für mich alleine. Und ich hasste dieses Gefühl. Und nun war alles anders. Haruka und ich hatten keinen mehr. Als ich am achten Tag Hrauka besuchte, saß diese auf ihrem Bett mit ihrer Reisetasche. ,,Was ist denn hier los?" fragte ich sie ,,Was glaubst du? Ich verlasse heute das Krankenhaus." ,,Was, Dr. Greinert hat dich entlassen?" Verachtend runzelte sie ihre Stirn. ,,Ach dieser Fuscher. Wenn es nach ihm gehen würde, würde ich hier Wurzeln schlagen." ,,Er will dir doch nur helfen." ,,Helfen. Mir kann keiner helfen. Und ich brauche auch keine Hilfe. Was ist nun bringst du mich nach Hause?" ,,Was ist, brauchst du etwa meine Hilfe." Das hätte ich wohl nicht sagen sollen, doch ich war ziemlich sauer. Haruka funkelte mich böse an, schnappte sich ihre Tasche und ging an mir vorbei. Und so blöd das auch klinkt. In diesem Moment erinnerte sie mich an früher. Genauso war sie einmal gewesen. Nicht dieses Wesen, welches ich seit der Begegnung vor ein paar Tagen kannte. Nein, genau jetzt kam die arrogante, selbstsichere Haruka wieder zum Vorschein. Ich ging Haruka nach, die Stolz vor mir her schnellte. ,,Warte." Schweigend fuhr ich Haruka nach Hause. Als sie ihre Wohnung betrat, quetschte ich mich an sie vorbei ehe sie die Chance hatte mir die Tür vor die Nase zu schlagen. Verwundert sah sie mich an, als ich in ihr Schlafzimmer ging. ,,Was machst du da?" fragte sie mich. Ohne ein Wort zu sagen, öffnete ich ihre Reisetasche und packte ein paar Sachen aus ihren Schrank ein. ,,Seiya. Sag mir! Was machst du da?" ,,Ich packe." ,,Ja, das sehe ich. Kannst du mir sagen was das soll?" ,,Ich habe mir überlegt, dass es wohl das beste wäre, wenn du eine Zeit lang bei mir wohnst. ,,So hast du. Das ist ja nett." Mit diesen Worten packte sie ihre Tasche und nahm die Sachen, die ich eingepackt hatte, wieder heraus. ,,Widersprich mir nicht. Hier kannst du nicht bleiben." Ich nahm ihre Sachen wieder aus dem Schrank und packte sie wieder in die Tasche. ,,Aber Papa. Ich bin alt genug." Als sie ihre Sachen wieder herausnehmen wollte, hielt ich sie fest. ,,Du hast zwei Möglichkeiten. Die eine ist. Du kommst mit mir und wohnst eine Weile bei mir oder...." ,,Oder." Unterbrach sie mich. ,,Oder ich ziehe zu dir." ,,Was?" ,,Du hast richtig gehört. Und nun zier dich nicht so. Denn ich würde lieber bei mir bleiben. Denn ehrlich gesagt ist deine Wohnung nicht gerade einladend. Und du hast auch nur eine Schlafmöglichkeit hier. Also..." Herausfordernd sah ich sie an. Ich konnte genau sehen, was in ihr vor ging. Sie versuchte mich einzuschätzen. Und anscheinend kannte sie mich doch gut genug, denn 20 Minuten später saßen wir wieder in meinem Auto und fuhren zu mir. Nachdem Taiki Tokio verlassen hatte, bin ich umgezogen. Nun wohnte ich am Strand. Die Wellen des Meeres zerschellte an der Brandung in Nähe meines Hauses. Als ich das Haus gekauft hatte saß ich abends oft stundenlang an der Klippe und starrte in den Himmel. Immer wieder fragte ich mich, was wohl Yaten jetzt tat. Ob er oft an uns dachte? Ob er sich nach uns sehnte? Warum er einfach ohne ein Wort verschwand? Die nächste Zeit verging in Fluge. Haruka und ich gewöhnten uns langsam aneinander. Und ich fing an, sie richtig zu mögen. Obwohl sie immer noch eine gewisse Distanz zu mir bewahrte, kamen wir gut zusammen aus.Eines Abends saß sie an den Klippen, als ich zu ihr ging. Ihr Körper kämpfte gegen den Wind. Sie war immer noch sehr dünn. Langsam ging ich zu ihr und setzte mich neben sie. Minutenlang saßen wir einfach nur da. Keiner sagte ein Wort. ,,Woran denkst du?"unterbrach ich die Stille. ,,Als Michiru noch lebte, waren wir oft am Strand. Ich sah ihr zu, wenn sie auf dem Wasser lag und sich von den Wellen treiben ließ. Sie liebte das Meer. Und wenn sie damals bei mir saß, konnte ich den Ruf des Meeres verstehen. Ich konnte fühlen, wie es lebte. Und ich fühlte mich gut. Und heute..... Ich sitze schon seit Stunden hier, doch ich höre gar nichts. Keinen Laut. Es ist als wäre alles Tod. Und vielleicht stimmt das sogar. Vielleicht stirbt ja das Meer jetzt, wo sie Tod ist." Sie lehnte ihren Kopf auf meine Schulter. ,,Weißt du Seiya. Ich wünschte ich wäre damals gestorben. Ich meine Michiru hatte es wirklich nicht verdient zu sterben." ,,Und du meinst du wohl." ,,Ich weiß nicht. Es ist alles nur so sinnlos. Ich meine ich lebe. Und wiederum auch nicht. Ich fühle mich als wäre ich Tod. Nur das mein Körper anscheinend das noch nicht begriffen hat. Aber selbst das holt er ja jetzt nah. Seiya ich muß dir was....." ,,Pst. Ich weiß." Ich nahm ihren Kopf zwischen meinen Händen und strich mit den Fingern ihre Wange entlang hinunter zum Hals. Als ich ihre linke Brustseite berührte, konnte ich das Pochen ihres Herzens spüren. Merkwürdig es fühlte sich gar nicht krank an. Ich ließ meine Hand liegen und sah Haruka an. ,,Laß nicht zu das es auf hört zu schlagen." Überrascht sah sie mich an. ,,Du weiß es?" ,,Ja." Sie nickte nur. ,,Sag Haruka, warum lässt du dich nicht operieren?" ,,Wieso sollte ich." ,,Was..." Sie nahm meine Hand und ließ sie los ,,Es gibt nichts, was mich am leben lassen würde. Ich bin so müde Seiya. Ich bin des Lebens müde. All den Schmerz und die Einsamkeit. Ich bin es so satt." ,,Aber was wird dann aus den anderen?" ,,Wen meinst du. Bunny hat ihr eigenes Leben. Genauso wie Ami. Die Welt wird sich weiter drehen auch ohne mich. Es wird niemanden auffallen wenn ich Tod bin." ,,Unsinn. Und was wird aus mir?" Ja, was wird dann aus mir? Ich hatte alles verloren. Nun, da ich wusste, daß ich eh keine Chance bei Bunny hatte, hatte ich alles verloren woran ich bisher geglaubt hatte. Erst als ich Haruka wieder getroffen hatte, begriff ich wie einsam ich vorher gewesen war. ,,Auch du wirst mich schnell vergessen haben." ,,Machst du es dir nicht ein bisschen zu einfach." ,,Wie meinst du das?" ,,Ich will nicht, dass du stirbst. Vor allem will ich nicht, dass du dich aufgibst." ,,Mich aufgeben. Seiya ich sterbe. Mein Herz wird bald nicht mehr in der Lage sein zu schlagen." ,,Und wieso kämpfst du nicht dagegen. Die Haruka von früher..." ,,Ist Tod. Sie existiert nicht mehr."unterbrach sie mich. Ja das stimmte. Doch ich konnte das nicht akzeptieren. Ich fühlte mich so hilflos. Ich wollte nicht mehr alleine sein. Wieder berührte ich ihr Gesicht. ,,Laß mich nicht alleine Haruka," flüsterte ich Ich sah sie an. Und sie sah mich an. Traurigkeit, Verwunderung, Hilflosigkeit und Angst. All das konnte ich in diesem Moment, obwohl es dunkel war in ihren Augen erkennen. Es war als würde ich zum ersten mal Haruka wirklich kennen. Widerwillig drehte sie ihren Kopf weg und stand auf. ,,Am Ende ist ja doch alles Hoffnungslos." ,,Nein warte." Hastig stand ich auf und lief zu ihr. Ich wollte ihr soviel sagen. Sie in den Arm nehmen. Ihr zeigen, das nicht alles sinnlos war. Das es jemanden gab, der sie mochte. Jemanden, der sie brauchte. Aber als ich wieder bei ihr stand, sah ich sie nur hilflos an. ,,Siehst du." Damit ging sie zum Haus. 1 Woche später ,,Haruka, Telefon." hörte ich Seiya schreien. Verwundert stand ich auf und ging zum Wohnzimmer. Seiya sah mich skeptisch an und drückte mir den Höher in die Hand. ,,Hallo?" fragte ich. ,,Kenshin? Aber woher weißt du... was. Natürlich komme ich .... Ja ich weiß. Machs gut... ja mir auch." Niedergeschlagen legte ich auf. Ich stand eine Weile so da und schaute auf den Boden. Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. ,,Alles in Ordnung, Haruka?" ,,Ich muß weg. Warte nicht auf mich, ich weiß nicht wann ich nach Hause komme." ,,Aber, was ist denn los?" Ich sah Seiya an. ,,Später o.k. Ich erkläre es dir später." Langsam hob ich meine Hand und strich durch sein Haar. Es fühlte sich gut an. Es war so weich und zog mich magisch an. Es erinnerte mich an Yuu, als ich ihn zum erstenmal traf. Damals. Wie lange ist das jetzt her? Jahre? Monate? Keine Ahnung. Damals hatte Yuu sein Haar lang gehabt. Fast so wie Seiya. Doch nach und nach musste er sie immer mehr abscheiden, weil sie ihm ausfielen. Und schließlich trug er immer einen Hut und wollte damit seine kahlen Stellen verstecken. Er versuchte alles zu überspielen. Doch ich konnte spüren, dass ihn das sehr mitgenommen hatte. Sein Haar war ihm sehr wichtig gewesen. Es symbolisierte die Stärke seiner selbst. Schon damals wusste ich, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er stirbt. Doch ich hatte gehofft, dass ich seinen Tod nicht mehr mit erleben würde. So wie ich hoffte meine anderen Freunde nicht sterben zu sehen. Ich ließ meine Hand noch eine Sekunde auf Seiyas Haar liegen. Ich fühlte mich müde. Müdigkeit die nichts mit zu wenigem Schlaf zu tun hatte. Ich war des Lebens müde. Aber desto mehr mein Geist den Tod sich herbei sehnte, um so mehr gab mein Körper nicht auf. Ich würde noch nicht sterben. Stattdessen musste ich miterleben wie meine Freunde starben. ,,Bis später Seiya." Ich drehte mich um und verließ das Haus. Als ich den Krankenhausgang entlang ging, dachte ich über das Gespräch mit Kenshin nach. Ich hatte ihn jetzt seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen. Er und Yuu gehörten eine Therapiegruppe an, in der ich früher auch mal war. Ein mal die Woche trafen wir uns und unterhielten uns. Meistens um belanglose Sache. Es gab auch nichts anderes zu erzählen. Manchmal sprachen wir von unserer Zukunft, die wir nicht hatten. Yuu erzählte mir mal, dass sein größter Traum sei, Musik zu studieren. Er spielte Geige. Ich habe ihn nie spielen hören. Doch in meinem inneren wusste ich, dass er gut war. Und als er mir das erzählt hatte, fing er auf einmal an zu weinen. Kenshin nahm ihn damals in den Arm und wiegte ihn, wie ein Vater seinen Sohn. Er sprach beruhigend mit Yuu. Versuchte ihm Mut zu machen. Ich saß damals einfach nur da und sah den beiden zu. Und ich bewunderte Kenshin. Er selbst war todkrank und gab jemanden eine Hoffnung, die er sich selbst erwünschte. Als ich Zimmer 303 erreichte, blieb ich kurz stehen und holte tief Luft. Ich hatte schon oft den Tod gesehen. Aber es war auf neue immer wieder schwer. Vor allem wollte ich Yuu so nicht sehen. Ich gab mir einen Ruck und öffnete die Tür. Dort waren sie alle. Kenshin der Yuu die Hand hielt. Yuu's Bruder Taski, der mich traurig ansah. Und Yuu's Eltern, die wie versteinert auf ihren sterbenden Sohn starrten. Langsam ging ich zum Bett. Ich wollte nicht hier sein. Ich wollte nicht in das wunderschöne Gesicht von Yuu sehen. Doch das war ich ihm schuldig. Das hatten wir uns versprochen. Ich ging zu ihm. Es dauerte ein paar Sekunde, bis er mich regristrierte. ,,Haruka." hauchte Yuu. Kenshin sah auf. Mit nassen Augen sah er mich an. Traurigkeit und Dankbarkeit waren in ihnen enthalten. Er streckte seine Hand nach mir aus. Ich nahm sie, und setzte mich auf die Bettkante neben ihn. Ich versuchte nicht zu weinen. Aber das war unmöglich. Ich sah Yuu an. Er sah schlimm aus. Sein Gesicht war so weiß, wie die Wand und seine Haut stellenweise offen. Nachwirkungen der Chemo-Therapie. Er hatte so lange sich dagegen gewehrt. Und wofür. Alles war um sonst gewesen. Er wird sterben. Wieder kamen mir die Tränen. ,,Weine nicht Haruka." flüsterte er. Er versuchte seine Hand zu heben. Doch er war zu schwach. ,,Sieh mich an Haruka. Es ist o.k. Ich habe keine Angst." Er sah Kenshin an. ,,Jetzt nicht mehr." Ich versuchte zu lächeln. Ihm Mut zu machen. Doch das misslang mir völlig. ,,Ich danke euch, dass ich gekommen seit." Nun lösten sich auch ein paar Tränen bei ihm. Wieder sah er mich an. ,,Tust du mir einen Gefallen Haruka" ,,Jeden." ,,Wirst du für mich spielen?" ,,Was?" ,,Auf meiner Beerdigung. Wirst du dann für mich spielen. Ich hatte immer gehofft dich spielen zu sehen." ,,Ja. Yuu. Ich werde für dich spielen." ,,Versprichst du es?" ,,Ja." Sein Gesicht hellte sich etwas auf. ,,Danke." Wir saßen Minutenlang einfach nur da. Manchmal sah ich Kenshin an. Der noch immer Yuus Hand hielt. Er würde unser Versprechen erfüllen, genauso wie ich. Als er meinen Blick bemerkte, sah er auch mich an. Und was ich dort sah, werde ich wohl nie vergessen. Als ich die keuchende Atmung von Yuu hörte, löste ich meinen Blick von Kenshin und sah Yuu. Er hatte Schmerzen. Oh Gott. bitte erlöse ihn. ,,Ich danke euch allen" Das waren seine letzten Worten. Auch nachdem Yuu Familie das Zimmer verlassen hatten, saßen Kenshin und ich noch immer in der gleichen Stellung. Ich sah auf den Leichnam Yuu's . Er sah so friedlich aus. ,,Danke. Das du gekommen bist. Das hat ihm viel bedeutet." sagte Kenshin leise. Er hielt noch immer Yuu's Hand. ,,Und mir auch." Endlich ließ er die Hand los und stand auf. Wiederstrebend folgte ich ihn. Ich wollte Yuu nicht alleine lassen. Das hatte wir ihn versprochen. Doch das war er ja auch nicht mehr. Er würde nie wieder alleine sein. Kenshin zog seine Jacke an. Er wollte dass Zimmer verlassen, als er sich noch einmal umdrehte und zu ihm ging. Langsam beugte er sich runter und küsste Yuu's Lippen. ,,Wir sehen uns bald wieder. Warte auf mich." Und ihn diesem Moment wurde es mir klar. Ich sah Kenshin an. Und was ich da sah erschreckte mich. Seine Augen waren erfüllt von Traurigkeit aber auch von Tod. Auch er würde bald sterben. ,,Komm las uns gehen. Ich muß hier raus." Er nahm meine Hand und führte mich aus dem Krankenhaus. Zielos gingen wir durch die Straßen. Jeder versunken in seinem eigenen Schmerz. ,,Komm. Fahren wir nach mir." ,,Nein. Laß nur. Ich werde nach Hause fahren." ,,Nein. Kenshin. Es ist nicht gut wenn du jetzt alleine bist." Als wir zu Hause ankamen wartete Seiya schon auf mich. Sein Gesicht war gezeichnet von Sorge. Doch darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Ohne ein Wort zu sagen zog ich Kenshin mit mir in mein Zimmer. Dort setzte er sich auf mein Bett. Verloren sah er auf den Boden. Was sollte ich nur tun? Was kann man tun? Jedes Wort wäre unangebracht. Also sagte ich zunächst gar nichts. Sonders zog ein paar Sachen, die mir zu groß waren aus meinen Schrank. ,,Hier. Das müsste dir eigentlich passen. Zieh dich um und leg dich was hin." Ohne ein Wort zu sagen nahm er die Sachen entgegen und zog sich um. Schließlich ließ er sich aufs Bett sinken. Ich wollte ihn alleine lassen und ging zur Tür. ,,Nein bitte. Laß mich nicht alleine." Überrascht sah ich an. ,,Bitte." flehte Kenshin Ich ging zum Bett und setzte mich. Schweigend saßen wir nebeneinander. Als er mich plötzlich umarmte. Im ersten Moment versteifte ich mich. Doch als ich ihn weinen hörte, umschlang ich ihn. Ich sagte kein Wort. Und das wollte er auch nicht. Es bedarf keine Worte. Schließlich gewann sein Körper. Ich merkte, wie er sich immer mehr beruhigte. Schließlich lag er schlaf an meinen Körper. Behutsam löste ich mich und ließ ihn auf mein Bett gleiten. Ich wartete einen Moment bis ich auf stand und das Zimmer verließ. Im Wohnzimmer saß Seiya, der mich fragend aber auch böse ansah. ,,Wo, warst du?" ,,Nicht jetzt." Genervt ging ich zur Küche. Ich bemerkte das Seiya mir folgte. ,,Wer ist dieser Junge?" ,,Ein Freund." ,,So ein Freund." Was sollte das hier. ,,Du bist mir eine Erklärung schuldig." ,,So. bin ich das." ,,Immerhin ist das mein Haus. Und ich mag nicht, wenn Fremde so einfach reinkommen." ,,Er ist kein Fremder. Er ist ein Freund von mir." funkelte ich ihn an. Ich versuchte mich zu beruhigen. ,,Ich habe ein Recht..." ,,Nein hast du nicht. Verdammt, laß mich in Ruhe. Ich wollte das alles hier nicht. Ich wollte nicht hier wohnen. Warum spielst du dich hier so auf. Mein Leben geht dich nichts an." ,,Aber..." ,,Laß mich einfach nur in Ruhe o.k." Mit schnellen Schritten verließ ich die Küche und lief in mein Zimmer. Dort lag noch immer Kenshin. Ich ging zum Bett und legte mich neben ihn. Es war nichts besonderes. Das hatten wir früher öfters gemacht. Er, Yuu und ich. Wenn wir bei Yuu waren und es in Strömen regnete, übernachteten Kenshin und ich oft bei ihm. Und da es nur ein Bett -aber dafür ein riesengroßes- gab legte wir uns nebeneinander und erzählten über dies und das. Eines Abends, wir schliefen wieder bei Yuu. ,,Versprecht mir was," sagte Yuu. Überrascht sahen wir ihn an. ,,Bitte lasst mich nicht alleine sterben. Versprecht das ihr bei mir seid." Sowohl Kenshin wie auch ich versprachen es. Wir hatte es nie gesagt, aber wir wussten, dass Yuu der erste sein würde, der stirbt. Und wir sollten recht behalten. Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn irgendein Geräusch weckte mich. Müde öffnete ich meine Augen. Ziellos schaute ich auf die Tür. Täuschte ich mich oder war da gerade etwas. Leise um Kenshin nicht zu wecken, stand ich auf und ging aus meinem Zimmer. Neben der Tür stand Seiya. Ohne etwas zu sagen, zog ich ihn mit mir in sein Zimmer. ,,Was soll das? fragte ich laut. ,,Entschuldige ich wollte dich nicht wecken." Niedergeschlagen setze er sich auf sein Bett. Ich beobachtete ihn, wie er den Boden anstarrte. Was war nur los mit ihm? Wieso verhielt er sich so? ,,Es tut mir leid wegen vorhin." sagte er leise.,, Ich weiß auch nicht, was mit los war. Ich habe kein Recht mich in dein Leben einzumischen. Es ist nur...." Er sah mich an. ,,Ich hatte einfach Angst.....Alle haben ihr eigenes Leben. Taiki ist glücklich mit Ami in Amerika. Bunny hat ihren Mamoru. Alle scheinen so unendlich weit weg zu sein. Nur ich bin alleine. Und dann traf ich dich. Und ich dachte, dass wir eine Freundschaft aufbauen könnten. Ich meine ich habe nur noch dich. Und es tut mir einfach weh, dass du mir anscheinend nicht vertraust." ,,Wie kommst du den darauf?" fragte ich ihn. ,,Weil du nie mit mir sprichst....." ,,Willst du das ich gehe?" erschrocken sah er mich an. ,,Was. Natürlich nicht." ,,Aber vielleicht wäre das, dass beste. Seiya ich habe dir schon mal gesagt versuche die Vergangenheit zu vergessen. Suche dir eine Freundin, mit der du glücklich werden kannst. Oder kehre auf deinen Planeten zurück." ,,Ich kann nicht." ,,Wieso." Wir sahen uns an. Langsam kam er auf mich zu. Sekundenlang sah er in mein Gesicht und plötzlich umarmte er mich. ,,Ich kann dich nicht alleine lassen." Ich stand einfach nur da. Spürte seine Hände auf meinem Rücken. Sein Herz, das gegen meinem schlug. Mir kam das Bild von Yuu und Kenshin in Erinnerung. Kenshin der die Hand seines Freundes festhielt als er starb. Und ab da wusste ich was ich zu tun hatte. Sachte löste ich mich aus Seiyas Umarmung und verließ sein Zimmer. Dir darauffolgenden zwei Tagen waren sehr schlimm. Kenshin verließ nie mein Zimmer. Er saß einfach nur da oder schaute aus dem Fenster. Wir sprachen nicht viel mit einander. ,,Haruka. Wenn morgen die Beerdigung vorbei ist, werde ich gehen." ,,Was." ,,Ich gehe nach Amerika." ,,Warum?" ,,Ich muß weg von hier. Ich habe dort ein paar Verwandte wohnen, die mich aufnehmen werden." ,,So..." Das war nun der Augenblick, der irgendwann kommen musste. Zeit des Abschiedes. Kenshin wollte schon damals nach Amerika gehen, nur wegen Yuu ist er schließlich hier geblieben. Doch jetzt gab hier nichts mehr, was ihm zum bleiben bewegen könnte. Ich hatte es schon vorher gewusst, aber jetzt kam mir das Ausmaß seinen Vorgehens erst richtig zu Bewußtsein. Was wurde dann aus mir. Sicher ich hatte Freunde. Bunny, Mamoru und natürlich Seiya. Aber das war nicht das gleiche. Kenschin war für mich ein besonderer Freund. Jemand der das gleiche Schicksal, wie ich hatte. Er sah mich nicht mit diesem Blick an. ,,Wirst du klar kommen?"fragte ich. Traurig lächelte er mir zu. ,,Sicher. Aber was ist mit dir. Wirst du klar kommen." Ich nickte nur. ,,Sag mal Haruka. Was ist zwischen dir und diesem Seiya?" ,,Was meinst du?" ,,Liebst du ihn." ,,WAS." Erschrocken musterte ich Kenshin. ,,Wie kommst du denn darauf? Seiya und ich sind nur gute Freunde." ,,So Freunde. Weiß er das auch." ,,Wie meinst du das." ,,Das sieht doch jeder Blinde, dass er dich mag." Ich war sprachlos. Was sollte ich darauf sagen. Sicher ich hatte mich in der letzten Zeit gut mit Seiya vertragen. Ich vertraute ihn. Aber mehr...? Ich wollte nicht darüber nachdenken. Ich wollte nicht das sich zwischen Seiya und mir was änderte. ,,Verschließe dich nicht vor der Liebe?" Liebe? ,,Sie kommt nur einmal im Leben. Genieße sie." ,,Unsinn die Liebe gibt es nicht." Sanft strich mir Kenshin durchs Haar. Langsam beugte er sich über mich und küsste meine Stirn. Eine unglaubliche Wärme durchströmte meinen Körper. Ich fühlte wie mir die Tränen kamen. ,,Lasse nicht zu das dein Herz stirbt." Ich zuckte zusammen. ,,Ich habe mit Dr. Greinert gesprochen. Wieso hast du es uns nie gesagt." ,,Was denn." ,,Du weißt, was ich meine. Dr.Greinert sagte mir, dass du eine Chance hättest zu überleben. Warum lässt du dich nicht operieren." ,,Ich habe Angst davor." ,,Angst wovor." sagte eine leise Stimme hinter uns. Ohne es zu merken stand Seiya an meiner Tür. Ich wusste nicht wie lange er schon da stand. Schnell wischte ich mir Tränen aus dem Gesicht. Ich wollte nicht, dass er mich so sah. Ich hatte keine Angst das Kenshin mich schwach sah. Aber bei Seiya war es mir unangenehm. Er kam auf mich zu und setzte sich mir gegenüber. Ich sah wieder zu Kenshin und versuchte zu vergessen, dass Seiya hier war. Und dann sagte ich zum erstemal, warum ich mich nicht operieren lassen wollte. ,,Die einzigste Möglichkeit zu leben ist eine Herztransplantation. Ich will aber nicht das Herz eines anderen. Ich habe viel erlebt Kenshin. Ich habe den Tod erlebt. Den Tod meiner Freunde. Ich fühle den Schmerz tief in meinem Herzen, und solange ich denn fühle, werde ich niemals in der Lage sein, sie zu vergessen. Sie haben es verdient, dass man sie nicht vergisst. Ich habe Angst, wenn ich ein anderes Herz habe, dass ich diesen Schmerz nicht mehr fühlen kann. Verrückt nicht wahr. Aber so ist es. Habe ich dir jemals von Michiru erzählt. Sie war einmal meine beste Freundin. Mehr noch, sie war meine zweite Hälfte. Ich war mit meinem Herzen mit ihr verbunden. Mit meinem verstehst du. Was ist, wenn dieser Bund verloren geht?" Nun sah ich Seiya an. Mit zittrigen Händen strich ich durch sein Haar. Und wieder bemerkte ich, wie weich es war. ,,Ich darf das nicht tun. Ich habe Angst.... danach nicht mehr die selbe zu sein." Wir saßen an dem Tag noch lange zusammen. Doch keiner von beiden versuchte mich umzustimmen. Als Seiya in sein Zimmer ging stand ich auf und lief ihm nach. Vor seiner Tür hielt ich ihn fest. Er drehte sich um und sah zu Boden. Sachte drückte ich seinen Kopf nach oben. Ich sah ihn an. Und er sah mich an. Verlorenheit und Resignation waren in seinen Augen enthalten. ,,Es tut mir leid." sagte ich leise. Seiya zuckte nur die Schultern drehte sich wieder weg und ging in sein Zimmer. Am nächsten Morgen fand die Beerdigung statt. Als ich sah, wie viele Menschen gekommen waren erfasste mich die Wut. Es war zwar schön zu wissen, dass Yuu so viele Bekannte gehabt hatte. Aber es waren wirklich nur Bekannte. Nicht sein Freunde. Von den 50 Mann, die hier versammelt waren, kannte ich gerade mal 4 Personen. Die anderen kannte ich, obwohl ich mal gut mit Yuu befreundet gewesen war, nicht. Niemand von ihnen war wirklich für ihn da gewesen, hatten sich einem sterbenden fern gehalten. Als der Pfarrer fragte ob jemand noch etwas sagen möchte stand niemand auf. Anscheinend hatte keiner was zu sagen. Also stand ich auf, als mich Kenshin festhielt. Bittend sah er mich an und ich setzte mich wieder. Schwangend ging er nach vorne. Und wieder sah ich, wie schlecht es Kenshin ging. Yuu's Tod hatte ihn sehr mitgenommen. Zu seinem körperlichen Zerfall kam nun sein seelischer. Gespannt und gleichzeitig traurig hörte ich Kenshin zu. Und während er sprach, sah er nur mich an. So als wären seine Worte nur für mich bestimmt und für seinen Liebsten, der nun vor uns lag. Für alle Zeit von uns gegangen. Wenn ich an Yuu denke, sehe ich nicht, wie ihr einen gesunden und fröhlichen Jungen, der es liebte andere zum lachen zu bringen. Nein, so habe ich ihn nie kennen gelernt. Wenn ich an Yuu denke, sehe ich einen verängstigten Jungen, der Angst vor dem Tod hatte. Ich sehe einen Jungen, der oft in meinen Armen lag und weinte. Der seine Freunde bat ich nicht alleine sterben zu lassen. Ich sehe einen Jungen, der trotz seiner großen Angst vor dem Tod uns zeigte, was Leben bedeutet. Der immer ein offenes Ohr für jeden hatte und versuchte zu helfen. Er zeigte mir die Liebe. Er hatte viele Freunde doch nur zwei wahre. Denn wo wart ihr. Dabei sah er die anderen an. Wo wart ihr ,,Freund", als er starb. Er wollte nicht alleine sterben. Diesen einen Wunsch wart ihr nicht in der Lage zu erfüllen. Und nun sitzt ihr hier und bedauert diesen Jungen. Beteuert seinen Eltern euer Mitleid. Verlogen, wie ihr seid sitzt ihr jetzt hier und heuchelt Trauer. Doch wisst ihr was. Das ist verlorenes Mitleid. Mitleid, welches Yuu nicht braucht. Er wusste am Ende, wer seine wahren Freunde sind. Mit diesen Worten verließ er die Kirche. Fassungslos sahen die anderen ihn nach. Krampfhaft versuchte ich ein Lachen zu unterdrücken. Ja so war Kenshin. Trotz all seiner Trauer dachte er nur an Yuu. Nach der Beerdigung blieb ich noch am Yuu's Grab stehen. Kenshin war seit dem verschwunden. Ich sollte ihn nie wieder sehen. Als alle gegangen waren, ging ich zu der Trauerweide, die in der Nähe des Grabes lag. Dort holte ich Michiru's Violine-Kasten hervor. Ich hatte noch etwas zu erfüllen. Mein letztes Versprechen. Ich hatte lange überlegt, welches Stück ich spielen sollte, als ich den Kasten hervorkramte. Ich hatte schon lange nicht mehr gespielt und war natürlich längst nicht so gut wie Michiru. Aber ich fand, das ich Yuu's letztes Lied auf der Violine spielen sollte. Schließlich hatte er die Geige geliebt. Ich holte sie heraus und setze den Bogen an. Alle waren sie weg gegangen außer Seiya. Ihn hatte ich gebeten zu bleiben. Wenn das hier zu Ende war, wollte ich mich seiner annehmen. Er hatte seit gestern nicht mehr mit mir geredet. Und das machte mich traurig. Ich konnte sehen, wie sehr Seiya litt. Und daran war ich Schuld. Ich war einfach nicht in der Lage ihm plausibel zu machen, warum ich mich nicht operieren lassen wollte. Warum ich nicht leben wollte. Als ich spielte dachte ich an Michiru und die anderen. Versuchte all meine Schmerz in diesem Lied zu bringen. Schon immer hatte ich meine Gefühle mit Kraft der Musik gezeigt. Nur, wenn ich spielte ließ ich es zu, das andere meine Trauer fühlen konnten. Nach 5 Minuten ließ ich die Geige sinken und sah Seiya an. Der wiederum sah mich an. Unsicher kam er zu mir, beugte sich vor und küsste mich auf die Lippen. Ein Elektroschock durchzuckte meinen Körper. Und eine Wärme durchflutete mein Herz. Liebe? Nach Sekunden löste er seine Lippen und sah mich wieder an. Tausend Gedanken durchströmte meinen Kopf. Tausende Worte lagen mir auf der Zunge. Doch ich brachte keinen Laut raus. Sein Kuss brannte noch immer auf meinen Lippen. Mein Herz pochte gegen meine Brust. Liebe? Noch immer sahen wir uns in die Augen. Und nach langer Zeit sah ich nicht diesen traurigen Ausdruck in seinen Augen. Ich musste was sagen, bevor es zu spät war. ,,Seiya... ich..." ,,Pscht." Sanft berührten seinen Finger meine Lippen. ,,Sag nichts. Ist schon o.k." sagte er leise. Damit ließ er mich einfach stehen und ging zum Auto. Mein Herz krampfte sich zusammen. Ob von meiner Herzkrankheit oder durch Seiya's Verhalten konnte ich nicht sagen. Auf jeden fall fühlte ich mich schlecht. Unbewusst holte ich meine Spray, den ich mittlerweile viel zu oft brauchte, raus. Zwei inhalierte ich den Spraystoß und wartete darauf, das der Schmerz verschwand. Zwar wurde es nach ein paar Sekunden besser, doch ganz weg ging der Schmerz weg. Bald würden selbst die Massen Tabletten, die ich nahm und der Spray nichts mehr nutzen. Aber damit konnte ich mich jetzt nicht aufhalten Etwas außer Atem kam ich beim Auto an. Dort hielt mir Seiya einen Zettel entgegen. Für Haruka! Das war Kenshins Handschrift. Ich wollte ihn nicht hier öffnen. Nicht vor Seiya. Ich wollte ihn, wenn ich alleine war lesen. Mit nervösen Finger steckte ich ihn in meiner Hosentasche. Achselzuckend stieg Seiya ins Auto. Und nachdem ich saß fuhr er los. Als er in unserer Strasse einbiegen wollte sagte ich: ,,Warte. Fahr weiter. Ich muß dir was sagen bzw. zeigen." Ohne etwas zu fragen, ließ er sich in die nächste Stadt dirigiere. Vor einem großem Gebäude ließ ich ihn halten. Entschlossen stieg ich aus und ging zum Haus. Und immer wieder ging ich die Pro und Kontra dieser Begegnung durch. Durfte ich das, was ich gerade in Begriff war zu tun, machen? Doch nun war es zu spät. Ich hatte diesen Entschluss gefasst. Und nun gab es kein zurück. ,,Was wollen wir hier Haruka? Ohne ein Wort zu sagen, klingelte ich und ein paar Sekunden später wurde uns die Tür geöffnet. ,,Haru..." mitten im Satz blieb Yaten stehen, als sein Blick auf Seiya fiel. Ich konnte sehen, wie er zusammenzuckte. Yaten hatte sich seit unseren letzten Begegnung verändert. Sein Haar, welches er damals so lang wie seine Brüder trug, waren bis kurz über den Ohren abgeschnitten. Auch waren sie nicht mehr fast silber/weiß sonders schwarz. Nichts erinnerte äußerlich an den alten Yaten. Außer seine Augen. Dieses unvergleichliche grün, welche mich jetzt böse anstarrten. ,,Du hast es versprochen." klagte er mich an. Derweil hatte Seiya bis jetzt noch nichts gesagt. Der starrte nur immer wieder zwischen mir und Yaten. Schließlich fand er seine Stimme wieder." ,,Yaten? Aber...wie...ist...das...möglich." Nun sah er mich an. ,,Du hast es gewusst. Die ganze Zeit. Und hast mir kein Wort gesagt." Fassungslos sah er mich an. ,,Sie hat versprochen niemanden zu sagen, wo ich bin. Und am wenigsten euch." Niedergeschlagen zuckte er mit den Schultern. ,,Doch nun könnt ihr auch gleich rein kommen." sagte Yaten fest. ,,Nein, ich lasse euch lieber alleine. Ich komme dich in zwei Stunden abholen.O.k." Beide nickten nur. Ich beschloß die zwei Stunden in der Stadt zu bleiben. Langsam schlenderte ich die Einkaufspassage entlang und sah mir die Geschäfte an. Was sie wohl besprachen? Innerlich machte ich mir ja schon Vorwürfe mein Versprechen nicht eingehalten zu haben. Aber ich war der festen Überzeugung, dass mir Yaten nicht böse war. Nach fast 3 Stunden holte ich Seiya wieder an. Als wir Yaten's verließen winkte er uns noch nach und ich war innerlich erleichtert. Anscheinend sah auch Yaten jetzt ein, dass es nicht gut war wenn man alleine war. ,,Wieso hast du mir..." unterbrach Seiya die Stille. ,,Ich habe ihm versprochen niemanden zu sagen, dass er hier ist." unterbrach ich ihn. ,,Das meine ich nicht. Was ich meinte war. Wieso hast du mich zu ihm gebracht. Warum ausgerechnet jetzt?" ,,Weil ich gesehen habe, wie sehr es dich schmerzt alleine zu sein." ,,Ich bin nicht alleine." sagte er laut. ,,Solange du bei mir bist, bin ich nicht alleine." Ich seufzte laut aus. Ich war so müde. ,,Hör mal. Ich will dich nicht mehr überreden dich operieren zu lassen. Ich habe verstanden, dass das nichts bringt. Aber noch ist es nicht soweit. Und ich werde bei dir bleiben." ,,Ich will kein Mitleid." ,,Mitleid. Glaubst du wirklich ich will nur aus Mitleide bei dir bleiben." böse funkelte er mich an. Doch im nächsten Augenblick wurde sein Blick weicher. Und ich konnte sehen das seine Augen wässrig wurden. ,,Ich weiß, dass es nicht sein darf. Und ich werde mir nur wieder selbst weh tun. Aber ich liebe dich." Liebe. Ich wollte ansetzen was zu sagen. ,,Sag nichts. Ich weiß das du nicht so empfindest. Ist schon o.k." Plötzlich grinste er mich an. ,,Schließlich habe ich darin Übung mich in die falsche zu verlieben." Er versuchte witzig zu sein, nur um seinen Schmerz zu verbergen, doch ließ ich mich dadurch nicht in die Irre führen. Schließlich nahm ich seine Hand und streichelte über seine Handfläche. ,,Ich will nicht, dass du mich sterben siehst." ,,Dann tue was dagegen. Kämpfe." ,,Kämpfen." schrill lachte ich auf. ,,Ich war schon immer eine schlechte Kämpferin." ,,Unsinn, du warst immer die stärkste. Du warst..... bist unser Fels in der Brandung." ,,So ein Fels." Verlegen lächelte ich ihn an. Schweigend brachte wir den restlichen Weg hinter uns. Als wir ,,unser" zu Hause erreichte, stiegen wir aus und gingen ins Wohnzimmer. Ohne ein Wort ließen wir uns gemeinsam auf die Couch sinken. Ich genoß die starke Nähe von Seiya. Und schließlich fielen mir die Augen zu. Als ich am nächsten morgen erwachte, lag ich meinem Kopf auf Seiya's Brust. Ehrfürchtig strich ich über seine Arme die mich umarmten. Wie vertraut er mir mittlerweile war. Es war schon komisch, wie sehr wir er wir uns verändert hatten. Vor ein paar Monaten waren wir noch Katz und Maus. Aber vielleicht haben wir uns gar nicht geändert. War Seiya nicht so, wie er immer war. Ja. Nur meine Einstellung hatte sich geändert. Ich hatte erkannt, was für ein wunderbarer Mensch Seiya war. Ich hatte ihn vorher oberflächlich betrachtet. Ich war froh ihn wenigstens jetzt richtig erkannt zu haben. Verträumt seufzte ich auf. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Seiya auch wach war. Wiederwillig setzte ich mich gerade auf. ,,Entschuldige. Bin wohl eingeschlafen." ,,Macht nichts." Schließlich gab ich mir einen Ruck und stand auf. ,,Was ist? Kommst du heute mi?. Ich wollte mit Dr. Greinert sprechen. Vielleicht kann er mich ja doch zu der Operation überreden." ,,Ist das dein Ernst." Ich sah ihm fest in die Augen. Und als ich seinen Blick sah, wusste ich, dass meine Entscheidung richtig war. Vielleicht hatte ich ja doch noch eine Chance. Zwar hatte ich Angst, die anderen zu vergessen, doch mehr hatte ich Angst Seiya weh zu tun. Ich wollte nicht, dass er mich sterben sah." Liebe? Wir frühstückten zusammen. Immer wieder sah mich Seiya an. Er wollte bestimmt was sagen, ließ es aber bleiben in der Angst, ich könnte es mir noch anders überlegen. Aber das hatte ich nicht vor. Mein Entschluß war getroffen. Ich wollte leben. Leben für Michiru und meine Freunde, für Kenshin und Yuu, für Seiya und für mich. Ja. Durch Seiya's Nähe, die ich nicht mehr missen wollte hatte ich mich entschlossen mich nicht so einfach aufzugeben. Also schnappten wir unsere Jacken und fuhren los. Keiner sagte ein Wort. Innerlich zitterte ich. War die Entscheidung wirklich richtig? Was wenn es zu spät war? Doch darüber wollte ich mir jetzt keine Gedanken machen. Als Seiya an einer Ampel hielt schielte ich mit einem Augen in seiner Richtung. Und das letzte was ich dachte bevor ich das Bewusstsein verlor war. Liebte ich Seiya? Das nächste, was ich mit bekam war das mehrere Ärzte um mich herum standen. In einem glaubte ich sogar Dr. Greinert erkannt zu haben. Immer wieder sprach er beruhigend auf mich ein. Doch ich verstand kein Wort. Meine Augen blickte suchend umher. Ich war in einem Krankenhaus. Aber wie war ich nach hier gekommen? Und warum? Und wo war Seiya? Ich versuchte zu sprechen. Doch ich hatte keine Kontrolle über meinen Köper. Ängstlich versuchte ich mich auf Dr. Greinert zu konzentrieren. ,,....Schmerzen?" Schmerzen? Ja, ich hatte Schmerzen. Fürchterliche. Doch seltsamerweise nicht nur von meinem Herzen. Nein mein ganzer Körper. Und ich schmeckte Blut. Wieder sagte Dr. Greinert etwas. ,,Sie hatten eine Autounfall." Wieso konnte ich mich daran nicht erinnern? Und was war mit Seiya? Wieder sah ich mich hektisch um, doch ich konnte ihn nicht sehen. Anscheinend schien der Dr. meinen Blick richtig zu deuten. ,,Ihrem Freund geht es gut. Mir mussten ihn zwingen erst die Formulare auszufüllen. Frau Tenou ihr Bekannte hat mir gesagt, sie hätte sich entschlossen sich operieren zu lassen. Stimmt das." Unter Schmerzen nickte ich. ,,Gut. Dann werden wir alles später in die Wege leiten, wenn sie das hier geschafft haben." Aufmuntert sah er mich an. Wenn ich das hier geschafft habe? Ich war mir nicht sicher ob ich die nächsten 5 Sekunden schaffte. Ich hatte Schmerzen, wie noch nie in meinem Leben. Und ich merkte, dass ich immer schwächer wurde. Und schließlich verlor ich wieder das Bewusstsein. Als ich wieder wach wurde nahm ich das Piepen der Atmungsmaschine wahr. Schmerzhaft öffnete ich meine Augen. Als sich das Licht auf meiner Netzhaut traf, durchzuckte mich ein Schlag. Schmerzend stöhnte ich auf. Ich versuchte meine Hand zu meinem Mund zu führen, um den störenden Schlauch zu entfernen. Doch hatte ich keine Kraft. Panisch schaute ich mich um. Niemand war hier. Als mir schon die Tränen der Hilflosigkeit kommen wollten, öffnete sich die Tür und herein kamen Dr. Greinert und einen weißgesichtigen Seiya. Als er mich sah schloss er erleichtert die Augen. Derweilen kam Dr. Greinert auf mich zu. Sanft untersuchte er meine Vital-Werte. ,,Ganz ruhig. Das wird jetzt was unangenehm." Vorsichtig entfernte er meinen Schlauch aus dem Mund. Im ersten Augenblick musste ich was würgen. Doch schließlich war ich froh wieder atmen zu können., trotz der Schmerzen. Auch Seiya war nun neben mir. ,,Wie geht es dir?" fragte er mich besorgt. Ich nickte nur leicht und schloß wieder meine Augen. So müde. Ich war so todmüde. Wiederstrebend öffnete ich meine Augen wieder. Krächzend sagte ich: ,,De..r Brief. Ken..sh.in's Br..ie..f." Ich wollte auf meine Jackentasche deuten, die ich auf einem Haken entdeckt hatte, aber ich fühlte mich zu müde. Doch Seiya wusste es auch so. Schnell ging er zu meiner Jacke. Er zog Kenshin's Brief heraus und wollte ihn mir geben. Aber ich war nicht in der Lage ihn zu lesen. Ich schüttelte nur den Kopf. ,,Du.." Mit zittrigen Händen öffnete er den Brief. Mit Tränen im Gesicht wandte er seinen Blick mir zu. ,,Liebe Haruka! Ich kann Dir nur einen Rat geben bevor es zu spät ist. Verschließe Dich nicht vor der Liebe." Nun fing auch ich an zu weinen. Mit Tränen im Gesicht sah ich ihn an. Verschließe dich nicht vor der Liebe. Doch das hatte ich getan. Und nun war es zu spät. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Mit letzter Kraft hob ich meine Arm. Schnell nahm Seiya meine Hände ihn seine. ,,Verzeih...mir Seiya." flüsterte ich. ,,Nein Haruka. Bitte nicht. Weißt du denn nicht, das du nicht wolltest das ich dich sterben sehe. Also bitte sterbe nicht." Traurig lächelte ich und musste an Yuu denken. Ich werde dich bald wieder sehen. ,,Wenn w..ir al...le wiedergeboren werden... hof..fe ich, ich ...werde fr.ü..her erke...nn.en, was für ein...wunderb..arer Me..sch du bist." Nachwort aus Haruka's Tagebuch Yuu hat mich heute gefragt, ob ich an die Liebe glaube. Ich habe lange darüber nachgedacht und ich bin der festen Meinung, dass die Liebe nicht existiert. Ist die Liebe nicht eine Illusion, die wir uns selber auferlegt haben. Nein ich glaube nicht an die Liebe. Aber ich glaube an das Schicksal. Vielleicht hat das Schicksal mir auferlegt, dass ich irgendwann dieser Illusion auch erliege. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)