Strings of Fire von sterekura (Ein Band des Schicksals kann nicht zerstört werden...) ================================================================================ Kapitel 3: The hall of mirrors ------------------------------ Tja, Entschuldigung für die lange Wartezeit, aber ich habe zur Zeit echt viel mit der Schule zu tun. Für das Abi lernt es sich halt doch nicht von alleine XD Das Kapitel ist speziell für Dayari, der ich das hier versprochen habe *mich auch noch für "Art of Life" bedanke* Chapter III: The hall of mirrors "Hier ist deine Hälfte des Zimmers. Fühl dich wie zu Hause", meinte Atemu fröhlich und ich setzte mich erst einmal auf mein neues Bett. "Tja, jetzt werden die nächtlichen Besuche wohl aufhören", setzte er erneut an und warf sich auf sein Bett, das an der anderen Wand gegenüber stand. Jetzt hatte er es natürlich sofort geschafft, dass ich mich für seine Aussagen interessierte. Ich deutet ihm an, dass ich ihm auf jeden Fall zuhörte und stand wieder auf, um meine wenigen Habseligkeiten in meinem neuen Zimmer zu verteilen. Atemu blickte mir neugierig hinterher und wartete eine ganze Weile, bis er weitersprach. "Naja, dieses Zimmer hier liegt direkt neben Bakuras. Ich nehme an, dass mein Bruder dir diese Tatsache verschwiegen hat." Ich sah auf und nickte, aber diese Tatsache war schon einmal sehr interessant. Dann lag nur eine Wand weiter der Junge, der mir so furchtbar ähnlich sah. Momentan wusste ich nur nicht, ob mein Gefühl das jetzt als etwas Positives oder als etwas Negatives wertete. Atemu lachte und auf einmal konnte ich verstehen, warum Yugi auch den Drang verspürte lächeln zu müssen, wenn er diesen Gesichtsausdruck sah und das klare, reine Lachen in die eigenen Ohren drang. Atemu strahlte etwas aus, das einem selber ein warmes Gefühl in der Magengegend gab und einen sofort ansteckte es diesem tiefen und zugleich hellem Lachen gleich zu machen. Ich hatte diesen gefährlichen Gedanken leider erst zu spät erkannt und so passierte es mir zum ersten Mal seit einer Woche, dass ich meinen Mund öffnete, um zu lachen, wie ich es schon lange nicht mehr getan hatte, obwohl es überhaupt keinen witzigen Anlass dafür gab. Sofort stoppten wir beide gleichzeitig und Atemu sah mich kurz irritiert an, bevor seine Lippen ein zartes Lächeln umspielte und er seine linke Augenbraue hochzog. "Na sieh mal einer an, du hast ja doch eine Stimme und wie ich zugeben muss hatte Bakura mehr als nur recht mit dem, was er über sie gesagt hat." Wie bitte? Woher kannte Bakura denn meine Stimme? Das konnte er doch überhaupt nicht, ich hatte ihn heute zum ersten Mal getroffen und da hatte er mich bestimmt nicht sprechen hören. "Willst du mir nicht noch eine Kostprobe deiner Sprachfähigkeit geben? Du hast eine schöne Stimme und solltest sie nicht verstecken." Ich schüttelte energisch den Kopf. Noch einmal wollte ich nicht, dass mir das passierte. Ich hatte mit dem Sprechen aufgehört und das war nur ein Versehen gewesen, ein dämliches Missgeschick. Ich musste aufpassen, dass mir das in seiner Nähe nicht noch öfters passierte. Atemu zuckte mit den Schultern und setzte sich im Schneidersitz auf sein Bett. Mit einem stechend neugierigen Blick folgte er wieder meinen Bewegungen und fing dann an weiter zu erzählen, ohne noch ein Mal auf meinen Ausrutscher einzugehen. "Nebenan ist Bakuras Zimmer, er hat aber komischerweise die Nummer 3110. Naja, was heißt komischerweise? Seto hat unseren Vorschlägen ausnahmsweise mal zugestimmt und uns den Wunsch gewährt jedem von uns genau die Zimmernummer zu geben, die wir ausgesucht hatten. Soweit ich weiß ist die 3110 eine Zahl, die Bakura viel bedeutet. Mehr kann ich dir dazu aber nicht sagen, da er niemals über solche Dinge spricht." Dann war es also Atemus Wunsch gewesen diesem Zimmer die Zahl 2604 zu geben. Ich fragte mich, warum gerade diese Zahl und nicht einfach 3 oder sowas, aber um mich nicht noch ein zweites Mal innerhalb von wenigen Minuten zu entlarven biss ich mir sanft auf die Zunge und ließ ihn einfach weiter reden, während ich meine letzten Kleidungsstücke in den Schrank packte. "Yugi hat sich die 0205 herausgesucht, der Geburtstag seines Idols. Jeder eben nach seinem eigenen Interesse, nicht wahr?" Warum er jedoch sich gerade seine Nummer ausgesucht hatte verriet er mir an diesem Abend nicht und er beantwortete diese Frage auch erst, als ich ihn danach fragte. "Ich würde ja gerne wissen, was Yugi dir schon so alles erzählt hat, aber du wirst es mir wohl kaum verraten." Ohne auch nur auf eine Reaktion von mir zu warten stand er auf und öffnete das Fenster, bevor er in einen schier unendlichen Redefluss geriet, der mir aber im Gegensatz zu Yugis Redeschwall angenehm gefiel. Mein neuer Zimmergenosse redete nicht über irgendwelche Hallen, deren Besitzer er nicht preisgeben wollte oder über andere Insassen dieses Waisenhauses und ihre Eigenarten. Nein, er sprach klipp und klar von seiner Vergangenheit - die alles andere als problemlos verlaufen war -, so dass ich mir ein Bild davon machen konnte, mit wem ich mir das Zimmer teilte. Er erzählte mir von den falschen Freunden und der Zeit, in der sein Leben den absoluten Tiefpunkt erreicht hatte und zeigte mir dann wie zum Beweis seine Tätowierung auf seiner linken Schulter. Dazu zog er sein Shirt aus und kehrte mir den Rücken zu. Erst jetzt erkannte ich, dass die feinen schwarzen Linien, die manchmal ineinander zusammen flossen, nur um sich ein paar Millimeter später wieder in großem Bogen zu trennen, auch noch über beide Schulterblätter verteilt war. Atemu ließ mir ein paar Augenblicke Zeit, damit ich mir dieses Bild genau einprägen konnte und zog sich dann ein neues blaues Shirt über, das ihm an den Ärmeln ein wenig zu lang war. "Eigentlich laufe ich gerne in solchen Kleidern herum, aber wie sieht das denn aus, wenn man ständig in der Gegend rum rennt und aussieht, als könnte man sich keine Klamotten leisten, nur weil die eigenen ungefähr drei Nummern zu groß sind?" Wieder lachte er und ich konnte mich gerade noch rechtzeitig von ihm weg drehen, um nicht wieder in seine hoffentlich unfreiwillig gelegte Falle zu tappen. "Du solltest dir aber auch etwas Wärmeres anziehen. Um diese Jahreszeit ist es nachts ziemlich kühl draußen." Er sprach das so unbeteiligt in meine Richtung, als wäre es eine unwichtige Nebensache. Ich wusste zwar nicht, warum er mir diesen Rat gab, aber ich hatte heute nicht mehr vor noch einmal nach draußen zu gehen. Ich war eigentlich ein wenig erschöpft. All diese neuen Eindrücke, die sich so schnell auf mich gestürzt hatten, blockierten mittlerweile meine Neugier auf Entdeckungen und alles was ich jetzt noch wollte war, dass ich in mein Bett fallen konnte, um einfach nur so schnell wie möglich diesen Tag abzuschließen. Doch etwas in Atemus Gesicht verriet mir, dass genau das nicht der Fall sein würde. "Ich muss jetzt noch einmal kurz zu Bakura, etwas klären und dann wirst du, glaube ich, mit mir kommen müssen. Keine Sorge, es ist nichts schlimmes. Wir wollen nur testen, zu welcher Gruppe du eher gehörst. Die meines Bruders oder meine", fügte er hastig hinzu, als er mein zweifelndes Gesicht gesehen hatte. "Also, zieh dir was Warmes über, wir müssen nämlich kurz an die frische Luft, um den Westflügel zu erreichen." Hatte mich überhaupt jemand gefragt, ob ich in irgendeine Gruppe gesteckt werden wollte? Alles, was ich mit diesem Leben anfangen wollte war, es in Frieden zu leben und mir keine Sorgen über eventuelle Rivalitäten machen zu müssen. Aber anscheinend war ich genau zwischen die Fronten geraten. Oder es war einfach so, dass jeder Neuling sich dieser Sache unterwerfen musste, egal wie sehr er es wollte oder nicht? Und um ehrlich zu sein, so schlimm war die Vorstellung auch nicht, dass mich solche Jungs wie Bakura in Ruhe ließen, wenn ich praktisch zu ihnen gehörte. Also zog ich mir einen Pulli über und vertrieb mir die Zeit, bis Atemu wieder zurück war damit, unser Zimmer genauer unter die Lupe zu nehmen. Überall standen unzählige Bücher und wie ich im zweiten Moment feststellen musste befassten sich die meisten mit Hexerei und Zaubersprüchen, Elementarzaubern, der Macht der Planeten, Traumdeutungen und noch allerhand anderen Dingen. Zum einen überraschte es mich, dass Atemu solche Bücher über Magie in seinem Zimmer hatte und zum anderen faszinierte es mich auf eine eigenartige Weise. Ich hatte mich niemals besonders stark mit Magie oder Hexerei beschäftigt, aber interessiert hatte es mich schon immer, wie man wirklich an diese Dinge glauben konnte und sogar selbst hexte. Irgendwann würde ich Atemu irgendwie darauf ansprechen müssen, denn manche dieser Buchtitel hörten sich überhaupt nicht schlecht an. Und wie ich erkennen konnte befasste Atemu sich ausschließlich mit weißer oder elementarer Magie. Ich nahm ein Buch in die Hand, das auf seinem Nachttisch lag und schlug willkürlich eine Seite auf. ,Die ältesten Aufzeichnungen enthalten Gebete und magische Sprüche - Hilferufe an die Götter -, Heilkräuterrezepte und astronomische Beobachtungen. Dieses Erbe wäre längst untergegangen, wenn es nutzlos wäre. Heute verstehen wir den menschlichen Geist besser. Wir wissen, dass Entspannung die Kreativität fördert und dass Träume Probleme lösen können. Die moderne Zauberei verbindet dieses Wissen mit den alten Überlieferungen, um magische Kräfte zu nutzen und Wünsche wahr werden zu lassen.' Behutsam legte ich die ,Einführung in die heutige Magie' wieder auf ihren Platz und widmete mich den Büchern im Bücherregal, die mich wesentlich mehr interessierten. Über die astronomischen Aspekte in der Magie hatte ich schon öfters etwas gelesen, was ich nicht einmal so abschreckend gefunden hatte. -------------------------------------------------------------------------- Atemu kam, ohne zu klopfen, in mein Zimmer und setzte sich zu mir auf die Fensterbank. "Er ist soweit. Ich denke, wir können gleich losgehen." Ich nickte und überlegte zum wiederholten Mal, ob es bei Ryou wirklich wichtig war, ob er nun lieber mit Yugi und seinen Freunden oder mit mir zurecht kam. Immerhin verband Ryou und mich etwas ganz besonderes, da sollte es mir eigentlich keine Sorge bereiten, mit wem er sich zuerst anfreundete. "Hast du nur vor, das mit der Kerze zu machen und ein bisschen mit deinem Feuer zu spielen oder willst du noch mehr vom Stapel lassen?", fragte Atemu und riss mich so aus meinen Gedanken. Ich winkte ab. "Ich denke Feuer und die Kerze reichen vollkommen, ich will nicht, dass er uns nie wieder ansieht, nur weil er ein Trauma mit Feuer hat." Atemu stimmte mir stumm zu und starrte mich plötzlich mit großen Augen an. Er legte seine Hand auf mein Bein und fing wild an zu gestikulieren, dass er eine tolle Neuigkeit für mich hätte. "Du glaubst es nicht, aber weißt du, was vorhin in unserem Zimmer passiert ist?" Wie ich solche Fragen hasste. Woher zum Teufel sollte ich denn wissen, was alles so passierte, wenn ich nicht einmal in der Nähe war? Wenn man solch eine Frage stellte, dann war es doch schon von Anfang an klar, dass dein Gesprächspartner diese ungeduldig verneinte. "Woher soll ich das denn wissen? Ich habe keine Wanze in eurem Zimmer versteckt. Wär mich auch definitiv zu blöd ständig nur dein Gelaber zu hören", erwiderte ich und Atemu zog nur kurz die Augenbrauen hoch. Man sah ihm an, dass er sich für einen Moment überlegte, ob er mir nun seine Neuigkeit erzählen wollte oder nicht. Aber es war so wie jedes Mal, er konnte und wollte einfach nichts vor mir zurückhalten. "Es war irgendwie total seltsam, ich habe lachen müssen und ganz plötzlich hat Ryou auch angefangen zu lachen. Und ich meine nicht nur sein lautloses Lächeln, sondern ein richtiges Lachen, das ich hören konnte. Verstehst du, ich konnte seine Stimme hören." Ich musste über so viel Überschwenglichkeit selber lächeln. "Das ist nicht das neunte Weltwunder Atemu. Er schweigt erst seit einer Woche, kein Wunder, dass es ihm noch schwer fällt nicht seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen." Atemu nickte nach einer Weile und stand wieder auf. "Ich hole ihn jetzt und bring ihn dann in meine Halle. Du kommst gleich nach oder?" "Sicher, ich komme sofort. Aber nur wir zwei okay? Du wartest vor der Halle." "Was immer du willst, aber zeige ihm nicht die ganze Halle, das mag ich nicht. Die Mitte reicht, er muss ja nicht alles sehen." Ich lachte wieder und stand ebenfalls auf. "Keine Sorge, deine größte Leidenschaft werde ich nicht verraten, bis du es selber machst. Wir nutzen nur den einen in der Mitte deiner Halle, alles andere wird in der Dunkelheit liegen, das verspreche ich." Atemu dankte mir und ging dann wieder in sein Zimmer, um mit Ryou vorzugehen. Nach ein paar Minuten machte auch ich mich auf den Weg zu Atemus Halle. Immer noch hegte ich Zweifel, ob diese Aktion Ryou nicht eher von mir treiben würde, aber jetzt wo alles angefangen hatte wollte ich auch keinen Rückzieher mehr machen. Und wer weiß, vielleicht würde das ja sogar bewirken, dass Ryou auch einmal mit mir sprach... nach so langer Zeit endlich wieder... Ich ging mehr oder weniger leise durch die dunklen Gänge und Hallen, bis ich an einer Ecke gegen einen weichen Widerstand stieß. Sofort blendete mich das grelle Licht einer Taschenlampe und eine wütende Stimme flog zu mir herüber und ich erkannte den großen jungen Mann sofort. Es wunderte mich, dass er um diese Zeit noch im Waisenhaus war und das sagte ich ihm auch. "Du bist ja immer noch hier." Er lenkte endlich das grelle Licht von meinem Gesicht ab und reagierte mal wieder genauso gereizt wie immer. "Das hier ist zufällig mein Waisenhaus oder irre ich mich da und das ist seit neustem dein Revier?" Ich rollte mit den Augen und sah auf meine Uhr. Zehn Minuten vor zwölf, ich musste mich so langsam ein bisschen beeilen, wenn ich Punkt Mitternacht in Atemus Halle sein wollte. "Halt den Ball flach, Kaiba. Du kannst hier sein wann immer du willst, aber ist es nicht Zeit für dich ins Bettchen zu gehen?" Ich hörte, wie sich sein Mantel bewegte und folgerte daraus, dass er wohl eine Bewegung gemacht hatte, die seinen Ärger ausdrückte. Dann plötzlich entschloss sich Seto dazu nicht seiner Wut nachzugehen, sondern seinem Misstrauen mir gegenüber. "Du hast doch etwas vor... Das merke ich sofort. Wenn du heute Nacht wieder Mist baust, so wie mit der alten Dame, die sich wegen dir Brandverletzungen zugezogen hat, dann..." Mann, was sollte diese Predigt denn jetzt? Egal, was er sagte ich würde seinen Anweisungen doch eh nie folgen. Mich konnte er bestimmt nicht mehr einschüchtern, egal wie eiskalt sein Blick oder seine Stimme war. "Kaiba... zieh Leine, du bist nicht meine Mut-", brach ich für mich gerade noch rechtzeitig ab, bevor ich das Wort Mutter gesagt hatte, aber für Kaiba war es schon ausreichend genug. Er lachte kurz kalt auf und kam dann ein paar Schritte auf mich zu, so dass ich sein Gesicht im Licht sehen konnte, das er bis vor kurzem auf den Boden gerichtet hatte. Seine eisblauen Augen starrten direkt in meine und ich ahnte schon, was er jetzt machen würde. "Zum Glück bin ich nicht deine Mutter, denn wie ich gehört habe liegt sie schon längst unter der Erde und das nur, weil ihr Sohn sie persönlich dorthin befördert hat. In den Zeitungen stand, dass sie Depressionen hatte, weil ihr kleiner unschuldiger Sohn plötzlich seine böse Seite entdeckt und an ihr ausgelassen hat. Die arme Frau hat sich angeblich selbst zum ewigen Schlaf verholfen." Er wollte sich wieder selbstzufrieden von mir abwenden, aber er wusste nicht im Geringsten, wen er sich da gerade zum Feind gemacht hatte. Wütend, und beinahe außerstande mich noch wirklich unter Kontrolle zu halten, packte ich ihn an seinem Kragen und drückte ihn gegen die Wand. Unter größter Anstrengung presste ich noch eine Warnung an ihn heraus. "Wer meine Mutter beleidigt wird bald auf demselben Acker liegen, ist dir das klar? Glaube ja nicht, nur weil ich vielleicht von dir abhängig bin, dass ich dir deswegen auch dankbar sein sollte. Nimm noch ein Mal den Namen meiner Mutter in den Mund und ich schwöre dir, dass du dann nicht mehr erhobenen Hauptes hier raus laufen kannst, wenn du dann überhaupt noch eines hast. Und jetzt lass mich in Ruhe, bevor ich mich noch ganz vergesse." Reichlich verärgert ließ ich ihn los und ging dann an die frische Luft, um mich abzukühlen und wieder einen klaren Kopf für Ryou zu bekommen, doch die Aussage über meine Mutter ließ mich nicht los, egal wie sehr ich sie verdrängen wollte. Niemand beleidigte einfach so meine Familie, das durfte nur ich. Bei meinem Vater war mir das egal, aber meine Mutter war Sperrgebiet für jegliche Arten von Beleidigungen. Es stimmte, dass sie Selbstmord begangen hatte, als ich ungefähr zwölf Jahre alt gewesen war. Sie nahm sich das Leben, indem sie sich eine Überdosis an Schlaftabletten einwarf und diese mit extrem viel Alkohol schluckte, obwohl sie niemals zuvor in ihrem Leben Alkohol getrunken hatte. Sie war eine schöne Frau gewesen. Lange wunderschöne silbergraue Haare und funkelnde strahlend hellblaue Augen. Ihre Hände waren immer zart und es kam mir immer so vor, als wären diese schlanken Finger ihr Mittel die Dinge am Zerbrechen zu hindern, weil sie alles zart und vorsichtig anfassten. Meine Mutter war vielleicht die schönste Frau in unserem Viertel, aber das hatte niemanden außer mir interessiert, weder meinen Vater noch sonst jemanden auf dieser gottverdammten Welt. So schön sie äußerlich war, so zerbrechlich war ihr Inneres... Und auch wenn ich meinen Vater für das hasste, was er mir und ihr angetan hatte, so musste ich auch mich hassen, denn ich hatte sie leider nicht viel besser behandelt... Und das bereute ich bis heute... I'm not a perfect person, there are many things I wish I didn't do But I continue learning I never meant to do those things to you and so I have to say before I go That I just want you to know Ich schritt langsam über das große Gelände, während mir der Wind durch die Haare wehte. Nachts gefiel mir dieses Waisenhaus am besten. Keine kreischenden Kinder, kein Yugi und keine ungewollten Beobachter. Man war ganz für sich alleine. Ich machte oft Spaziergänge an der frischen Nachtluft, meistens um nachzudenken. Über meinen Vater, Ryou, aber vor allem über meine Mutter. Noch immer fragte ich mich, ob alles anders geworden wäre, wenn ich anders gehandelt hätte... Natürlich waren es unsinnige Überlegungen, da sie nichts mehr an der Realität ändern konnten, aber ich dachte trotzdem jedes Mal wieder darüber nach. Über die Dinge, die ich hätte anders machen können... über das, was ich hätte verhindern können, wenn ich einfach nur für sie da gewesen wäre... Sogar darüber, was ich ihr so gerne sagen würde, aber nicht mehr konnte... I've found a reason for me, to change who I used to be A reason to start over new, and the reason is you Seit damals war alles anders geworden, ich war nicht mehr derselbe. Was Kaiba wusste war vielleicht in der Presse verbreitet worden, aber das meiste davon stimmte nicht. Mein Vater hatte nur dafür gesorgt, dass mir all die Schuld in die Schuhe geschoben wurde. Er konnte es sich nicht erlauben schlechte Schlagzeilen für sich zu bekommen, aber wenn er die Schuld seinem zwölfjährigen Sohn zuschieben konnte, dann musste er mich nur noch loswerden und seine Probleme waren endlich beseitigt. Oh ja, er hatte es sich damals so einfach gemacht... Mich abgeschoben und ersetzt... Doch Rache verjährte nicht, egal wie viele Jahre vergingen oder wie sehr man sich veränderte, egal ob zum Guten oder zum Schlechten. Doch das alles stimmte nicht, ich war absolut unschuldig an ihrem Tod. Natürlich machte ich mir Vorwürfe, aber ich hätte nichts verhindern... ich hätte sie nicht retten können... I'm sorry that I hurt you, it's something I must live with every day And all the pain I put you through, I wish that I could take it all away And be the one who catches all your tears, that's why I need you to hear Obwohl ich schon lange aus dem Haus meines Vaters vertrieben worden war, so fanden meine Beine immer wieder verzweifelt den Weg dorthin zurück... Heute wünschte ich, dass ich an jenem Tag nicht hingegangen wäre... In meiner hinteren Hosentasche steckte ein Brief, den ich meiner Mutter geben wollte. Noch heute trage ich ihn bei mir, immer noch an demselben Platz, denn erhalten hat sie ihn niemals... Die Tür war offen und ich war zu neugierig und versessen darauf meine Mutter zu sehen, mich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. So betrat ich nach langer Zeit der Abwesenheit das Haus wieder, doch was ich dort erblickte wird mich wohl den Rest meines Lebens in meinen Träumen verfolgen. Kein Geräusch erfüllte das Haus, nicht einmal ein Lebenshauch wehte durch das Haus. Ich betrat damals das Schlafzimmer und fand den Grund, warum man in dem Haus das beklemmende Gefühl im Herzen bekam, dass der Tod seine kalten skelettartigen Hände in freudiger Erwartung um den eigenen Hals gelegt hatte. Dort lag meine Mutter... Ihre Haare waren zerzaust und hingen wirr von ihrem Kopf herunter... Ihre hellblauen kristallklaren Augen starrten ausdruckslos an die Decke... Ihre Schlaftabletten und der Alkohol lagen auf dem Fußboden neben ihrem Bett... Ihre zarten Finger, die niemals etwas hätten zerbrechen lassen, umklammerten krampfhaft einen Fotorahmen... Auf dem Bild war ich zu sehen... Ich hatte Mühe es aus ihren Händen zu bekommen... Ich wollte nicht, dass sie mich zu krampfhaft umklammerte... Sie hatte mit ihren Händen das Einzige zerbrochen, was ich für unzerbrechlich gehalten hatte... Sie hatte mich zerbrochen... I've found a reason for me, to change who I used to be A reason to start over new, and the reason is you Noch heute besuche ich ihr Grab auf dem Friedhof am Stadtrand. Natürlich nur nachts, wenn ich mir sicher sein konnte wirklich der Einzige zu sein, der sich zu diesem Zeitpunkt dort aufhielt. Ich wollte nicht von jemandem gestört oder sogar überrascht werden... Manchmal hatte ich gehofft Ryou dort zu treffen, aber das war niemals der Fall gewesen... Ich war dort immer alleine mit meiner Mutter und dem schönen aufragenden Engel an ihrem Grabstein. Ich, der Engel, meine Mutter und der Brief... Der Brief, in dem stand, was ich fühlte, was ich machen wollte... Doch noch immer kannte sie den Inhalt nicht... Ich war seltsamerweise immer in dem Glauben, dass sie mich hören könnte, wenn ich mit ihr sprach. Sie hätte mich niemals verlassen, wenn ich sie nicht verlassen - wenn er mich nicht aus diesem Haus verstoßen - hätte... Es war alles seine Schuld. Niemals würde ich ihm vergeben können, selbst jetzt wo er tot war. Sein Tod änderte nichts an meinen Rachegefühlen und - so leid es mir um den Jungen auch tat - jetzt war es an Ryou diese Gefühle abzubekommen. Einer musste noch büßen, nachdem ich eh alles verloren hatte, was mir wichtig war. I'm not a perfect person, I never meant to do those things to you And so I have to say before I go, that I just want you to know... I've found a reason for me, to change who I used to be A reason to start over new, and the reason is you I've found a reason to show a side of me you didn't know A reason for all that I do, and that reason is you... Ich hatte nichts persönlich gegen Ryou, im Gegenteil, aber er musste einfach auch einen Teil meiner Rachegefühle stillen... Ich hatte ihn niemals auf dem Friedhof gesehen, er hatte sich nicht einmal an mich erinnert. Mein Vater hatte besonders gute Arbeit geleistet, alle Achtung. Aber Ryou würde sich schon noch erinnern, dafür würde ich höchstpersönlich sorgen. Tief in seinem Inneren musste Ryou wissen, was jetzt kommen würde. Spätestens, wenn er die Kerze in meiner Hand und den Spiegel vor sich sah, dann musste in ihm ein seltsames Gefühl aufkommen das alles schon einmal erlebt zu haben. Ich bat darum, dass das wirklich der Fall sein würde, anderenfalls... Ich blieb kurz stehen und zog den Brief an meine Mutter hervor. Die Worte musste ich nicht mehr lesen, ich kannte ihn mittlerweile auswendig. Ich wollte Ryou nicht wehtun, aber Rache musste gesühnt werden und Ryou war als Einziger noch übrig. Alles würde sich aufklären, alles würde endlich ein Ende haben... Meine Mutter würde ihre ewige Ruhe bekommen und auch ich hätte endlich meine Ruhe vor mir selbst und meinen Gefühlen der unbändigen Rache, die mich langsam von innen heraus zerfraßen... "Ich bin kein perfekter Mensch. Es gibt viele Dinge, die ich wünschte nie getan zu haben. Aber ich lerne dazu. Ich hatte nie die Absicht, dir all diese Dinge anzutun. Und deshalb muss ich noch sagen, bevor ich gehe, dass ich nur will, dass du das weißt: Ich fand den Grund für mich, den zu verändern, der ich einmal war. Einen Grund neu anzufangen... Und dieser Grund bist du... Es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe... das ist etwas, mit dem ich jeden Tag leben muss... All den Schmerz, den ich dir angetan habe... Ich wünschte, ich könnte dir allen abnehmen. Und derjenige sein, der all deine Tränen auffängt... Deshalb will ich, dass du hörst: Ich fand den Grund für mich, den zu verändern, der ich einmal war. Einen Grund neu anzufangen... Und dieser Grund bist du... Ich bin kein perfekter Mensch, ich habe dir nie absichtlich wehgetan. Und deswegen muss ich - bevor ich gehe - sagen, dass ich nur will, dass du weißt: Ich fand den Grund für mich, den zu verändern, der ich einmal war. Einen Grund neu anzufangen... Und dieser Grund bist du... Ich fand einen Grund eine Seite von mir zu zeigen, die du noch nicht kanntest. Einen Grund für alles, was ich mache...Und dieser Grund bist du!" -------------------------------------------------------------------------- Ich fror gewaltig, während ich mit Atemu vor einer der drei Hallen des Westflügels warten musste. Er meinte, dass wir nur auf Bakura warten würden, doch der kam und kam einfach nicht. Aber ich wollte mich nicht beschweren, auch dann nicht, als mein Zimmergenosse mir erzählte, dass Bakura sich nicht nur mit weißer Magie, sondern auch mit Voodoo und Ritualen beschäftigte. Sollte er doch, wenn ihn das interessierte. Außerdem hatte er doch selbst so viele Bücher über Magie in seinem Schrank stehen. Und solche Themen waren bestimmt auch sehr informativ. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es für Bakura ein Hobby war wie jedes andere auch. Manche beschäftigten sich mit Gott, andere wiederum mit der Wissenschaft und wieder andere eben mit dem Übernatürlichen. Es musste doch von allem etwas geben. Trotzdem bekam ich mit der Zeit immer mehr Bedenken... Voodoo und weiße Magie passten meiner Meinung nach nicht zusammen. Das Eine konnte helfen und heilen, das Andere war zerstörerisch und gefährlich... Ich sollte später herausfinden, dass es genau Bakuras Wesen widerspiegelte... Er war sowohl beides... In ihm vereinten sich weiße Magie und Voodoo auf eine ganz individuelle Art. Es war kurz vor Mitternacht, als Bakura plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte und neben mir stand. Er wirkte vollkommen gelassen, aber im Mondschein konnte ich an seinen Augen erkennen, dass ihn irgendetwas aufgewühlt - ja, sogar wütend gemacht - hatte. "Wir gehen rein. Pass du auf, Kaiba schleicht hier immer noch herum." Atemu lachte leise und schüttelte den Kopf. "Es ist sein Waisenhaus Bakura, er muss hier nicht herum schleichen. Vergiss das nicht und jetzt haut schon ab, es ist saukalt." Bakura nickte und schob mich, mehr oder weniger, unsanft durch die Doppeltür in die stockfinstere Halle. Als er meinen Rücken losließ und ich ein paar Sekunden ohne Führung in der vollkommenen Dunkelheit stand bekam ich kurz das beklemmende Gefühl von Angst. Doch schon im nächsten Moment nahm Bakura meine Hand in seine und zog mich hinter sich her. Ich konnte mir den Weg nicht merken, zu oft bog Bakura entweder nach links oder nach rechts ab. Diese Halle hier kam mir vor wie ein Labyrinth, aus dem ich ohne seine Hilfe nie wieder kommen würde. Bakura sprach kein einziges Wort und ich spürte, dass seine Hand ein wenig zitterte. Zu gerne hätte ich diese angespannte Stille unterbrochen, um mit ihm zu reden... um ihm einige Fragen zu stellen... Und als ob er meine Gedanken lesen konnte blieben wir plötzlich stehen und seine Stimme durchbrach sanft, jedoch mit einem leisen Unterton der Wut, die drückende Stille. "Willst du nicht doch mit mir reden, ich werde es auch niemandem sagen. Du darfst vor den Anderen deine selbsterrichtete Mauer gerne behalten, aber mir wäre es wichtig, wenn du nur heute mit mir reden würdest." Doch er ließ mir zu wenig Zeit, um mich dafür zu entscheiden eventuell mit ihm zu reden... "Setz dich", befahl er mir plötzlich in einem fremden barschen Ton und ich kam seiner Aufforderung sofort nach. "Es ist gleich Mitternacht", meinte er in einem freundlicheren Ton und fast zeitgleich erhellte ein kleines Licht die Dunkelheit und ich sah Bakura vor mir, wie er eine Kerze anzündete. Nein, er war hinter mir. Beziehungsweise sah ich sein Spiegelbild vor mir, er stand wirklich hinter mir und seine Augen waren seltsam stumpf, als er sie von der Flamme löste und sie meinem Spiegelbild zuwandte. "Ich stelle sie jetzt hinter deinen Rücken, keine Sorge, ich pass schon auf, dass dich die Flamme nicht erreichen kann", fügte er schnell hinzu, als er meinen etwas panischen Blick erfasst hatte. Noch immer war in seinen Augen keine Emotion, sie starrten einfach ausdruckslos in die Leere, während er doch mich ansah. Es war ein bisschen unheimlich ihn so zu sehen... Es zeigte mir plötzlich, dass auch eine so starke Persönlichkeit verletzbar sein konnte... dass auch jemand wie er zerbrechen konnte... dass auch er eine andere Seite hatte, die er nicht gerne zum Vorschein brachte... "Fällt dir nichts auf?", fragte er leise und mir war so, als hätte ich in seiner Stimme Hoffnung und Enttäuschung gleichzeitig gehört. Ich sah sein Spiegelbild an und musste verneinen. Mir fiel wirklich nichts auf. Ich saß vor einem Spiegel, hinter meinem Rücken war eine Kerze und im Spiegel konnte ich schwach erkennen, dass das Kerzenlicht noch öfters reflektiert wurde, was also hieß, dass sich noch mehr Spiegel in dieser Halle befinden mussten. Wahrscheinlich war sie - den Spiegelungen nach zu urteilen - sogar voll davon. Doch ansonsten war nichts... Außer... Außer dem Gefühl, dass sich etwas in mir an diese Situation erinnern wollte, es aber seltsamerweise nicht konnte... "Na gut..." Die Enttäuschung in seiner Stimme war nicht mehr zu überhören, genau wie der leicht bissige Unterton, der die Hoffnung verdrängt hatte... "Weißt du was? Vergiss es, wir lassen das. Na los, steh auf!" Er blies die Kerze aus und wieder umgab mich undurchdringbare Finsternis. Ich hörte noch, wie sich Schritte entfernten und mich aus weiter Ferne seine Stimme noch einmal erreichte, bevor er mich in dieser fremden Umgebung alleine ließ. "Du wirst dich schon noch erinnern Ryou. Irgendwann... Und vielleicht wirst du mir dann auch verzeihen können..." ------------------------------------------------------ Und bevor sich jemand beschwert, dass ich fremden Text mit eingebracht habe: Bakuras Brief: Hoobastank - The Reason Von denen werde ich in nächster Zeit noch öfters Songtexte einbringen, also die vier Jungs und ihre Texte gehören mir XDD Bakuragirl Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)