Laramie's Sweets von chryssantes ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Laramie's Sweets Autor: Chryssantes Ratings: PG-13 Warnungen: Humor, Fluchen Disclaimer: SRatSS gehört WEP Anmerkung: Das ist mein Beitrag zu der 'elevator challenge'. Infos gibt es auf www.badlander.de Laramie - ein Sandhaufen am Rande des Neuen Grenzlandes und die neueste Geheimbasis der Outrider. Jesse Blue musterte mit kaum verhohlener Verachtung die mickrige Kleinstadt auf einer Erhöhung inmitten von Sanddünen. Er wusste, dass diese karge Landschaft als Trainingsbasis für Rennfahrer und Möchtegernfahrer benutzt wurde. Die Ebenen um die Stadt waren haufenweise mit Spurenrinnen der Strandbuggys übersät. Immerhin hatte die Kleinstadt durch dieses Klientel eine sichere Einnahmequelle. Die Luft dieses Planten war klar und mit einer Süße, die Jesse nirgends sonst so erlebt hatte. Aber die Siedler waren mit der schroffen Kargheit ihrer neuen Heimat unzufrieden und wünschten sich eine drastische Veränderung herbei - hier kamen die Outrider ins Spiel. Die jetzigen Verhandlungen mit dem Bürgermeister und der Stadtväter verliefen erfolgversprechend. Die Menschen drangen nur auf eine einzige Bedingung, die die Outrider einzuhalten hatten: Keine Outriderwaffen auf Laramie. Natürlich hatten die Outrider zugestimmt. Jesse konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Die Siedler waren so vertrauensselig! Füttere sie mit Versprechungen und gib ihnen was sie brauchen, dann werden sie dir aus der Hand fressen! Zügigen Schrittes durchquerte der junge Commander der Outrider die Eingangshalle des Stadtrathauses. Die ältere Dame an der Rezeption begrüßte ihn höflich aber auch ein wenig nervös. Sie hielt ihn für einen Outrider, wie alle anderen Siedler auf Laramie. Jesse ließ sie in diesem Glauben, denn es wäre wirklich nicht gut, wenn seine Vergangenheit bei den Star Sheriffs die Verhandlungen platzen ließen. "Ich wünsche den Bürgermeister zu sprechen. Er erwartet mich." erklärte Jesse und ließ bei der Frau seinen Charme spielen. Bei dieser färbten sich die Wangen rot, als strahlend blaue Augen sie anlächelten. 'Wow, was für ein Typ! Wenn ich noch mal zwanzig Jahre jünger wäre!' träumte die Empfangsdame für einen kurzen Moment vor sich hin, bevor sie den Bürgermeister über Intercom Bescheid sagte. Geduldig wartete Jesse Blue, bis das Okay von dem Bürgermeister kam. Eigentlich hasste er es, sich bei den Leuten so anzubiedern, aber er musste seine Rolle gut spielen, sonst ging ihm die Laramie-Sache durch die Lappen. "Bitten Sie den Gesandten zu mir." erklang die Stimme des älteren Mannes über die Com-Verbindung. Die Empfangsdame schenkte dem Outridergesandten ein freundliches Lächeln und zeigte ihm den Weg zum nächsten Lift. Jesse bedankte sich mit einem höflichen Kopfnicken und bewegte sich zu dem angegeben Lift. Der junge Mann holte den Lift mit einem Knopfdruck zu sich. Ein paar Sekunden später betrat er die doch recht enge Liftkabine. Die Stadt war klein und das Geld floss nicht so, dass das Ratsgebäude luxuriös ausgestattet war. Aber die Stadt würde mit dem Kapitaltransfer der Outrider erblühen und die engen Liftkabinen würden der Vergangenheit angehören. Gelangweilt lehnte er sich gegenüber der Tür an die Kabinenwand. Er registrierte, dass die Tür sich langsam schloss. Plötzlich schob sich ein kleiner, schlanker Arm dazwischen und drückte die Lifttüren wieder auseinander. Ein blauhaariges Ding schlüpfte herein und sah ihn grinsend und mit großen Augen von unten an. Quietschend schlossen sich die ins Alter gekommenen Lifttüren hinter dem Mädchen. Jesse traute seinen Augen nicht, als die kleine Göre ihn unverschämt musterte und dann angrinste. "Hallo! Du bist ein Outrider, nicht wahr?" begrüßte ihre etwas raue Stimme den Pikierten. Der Commander rollte mit den Augen und wollte etwas erwidern, als der Lift auf einmal heftig ruckelte und danach stillstand. Jesse konnte sein Pech nicht glauben. Na toll! Jetzt hing er in einem alten, stecken gebliebenen Lift mit einer lästigen Göre fest und das auch noch kurz vor den wichtigen Gesprächen mit dem Bürgermeister und den Stadträten! Verdammt! Wie viel Pech konnte ein Mensch noch haben? "Oh." murmelte das Mädchen und machte große Augen. "Wir stecken fest!" 'Was du nicht sagst!' dachte Jesse sarkastisch und drückte den Notfallknopf an der Seitenwand der Kabine. Ein schrilles Klingeln ertönte und am anderen Ende meldete sich die bekannte Stimme der Empfangsdame. Jesse unterbrach kurzerhand ihre Flut von Entschuldigungen. "Sorgen Sie bitte dafür, dass ich aus meiner jetzigen Lage befreit werde!" befahl der junge Mann, sich zur Höflichkeit zwingend. Immerhin waren die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen und er wollte sich nicht mit einer jetzt schlecht passenden Brüllaktion selbst in den Fuß schießen. Seinen Frust konnte er später noch an den Blecheimern in der geheimen Basis abreagieren. Wenig später setzte sich der Lift unter ohrenbetäubenden Quietschen und Kreischen für ein Stück seinen Weg fort, bevor er wieder leicht schaukelnd stehen blieb. Das Gesicht des blauhaarigen Mädchens wurde zunehmend blasser und ihre Unterlippe begann zu zittern. Jesses Alarmglocken gingen bei diesem Anblick an. Sie würde doch wohl nicht jetzt zu heulen anfangen?! Die Kleine schluckte und schniefte und warf ihm Hilfe suchende Blicke zu. 'Nein!' dachte Jesse. 'Komm mir bloß nicht näher, du kleine Rotznase!' Aber das Mädchen hörte nicht auf sein inneres Flehen. Bei dem nächsten Ruckeln der Kabine stürzte sie sich Schutz suchend in Jesses unwillige Arme und klammerte sich an ihn, als wenn ihr Leben davon abhing. Trotz ihrer Jugend hatte sie einen stählernen Griff, den Jesse Blue nicht so schnell lösen konnte. Irgendetwas Nasses- wahrscheinlich Tränen - durchtränkte sein Hemd. Der Geruch von Bonbons stieg in Jesses Nase. Die Göre hatte wohl eine Überdosis der städtischen Spezialität namens Laramie's Sweets zum Frühstück gehabt?! Angewidert sah er auf den Blauschopf herunter, der sich in seinen Armen eingenistet hatte. 'Was zur Hölle soll ich jetzt tun?' Mit einer freien Hand langte er noch einmal zu dem Notsignalknopf und aktivierte ihn. Nichts geschah. Niemand meldete sich. Jesse fluchte unterdrückt. Das durfte doch nicht wahr sein! Das passierte ausgerechnet ihm! Er würde das Gespött auf der Outriderbasis sein, wenn irgendetwas von dieser Liftfahrt bei den Outridertruppen durchsickerte. Die Outrider verachteten alles Menschliche und besonders deren vorsintflutliche Technologie. Wenn er, ein menschlicher Commander, zu allem Überfluss auch noch darin für einen gewissen Zeitraum gefangen gewesen war... Was für ein Festessen für die Schandmäuler auf der Basis! Sein guter Ruf wäre dahin! Verdammt, verdammt, verdammt! Die Zeit verging und noch immer stand ein unwilliger Gesandter der Outrider mit einem schutzbedürftigen Mädchen im Arm an der Kabinenwand angelehnt und wartete auf seine Erlösung aus der misslichen Lage. Der Lautsprecher im Lift knackte auf einmal und eine männliche Stimme meldete sich. "Nur noch einen Moment noch, Herr Gesandter. Wir befreien Sie gleich aus Ihrer misslichen Lage! Unsere Techniker arbeiten an dem Problem." Jesse Blue hob eine seiner Augenbrauen und antwortete seinem unsichtbaren Gesprächspartner in einem scheinbar gelangweilten Ton. "Dafür wäre ich Ihnen in der Tat dankbar." Das durfte doch nicht wahr sein?! Wie lange brauchten diese unfähigen Vollidioten noch, um ihn aus dem Lift zu holen? Bisher war er der Meinung, nur Outrider waren vollkommen verblödet, wenn es um technische Sachen ging. Die beiden Türhälften wurden plötzlich manuell aufgeschoben und ein paar mit Öl verschmierte Techniker lugten grinsend in die Kabine. Ihr Grinsen vertiefte sich, als sie die Kleine in den Armen des Gesandten erblickten. Hinter ihnen standen der aufgeregte Bürgermeister in seinem eleganten Anzug und die besorgt aussehende Empfangsdame. Der Bürgermeister erblickte das Mädchen und sein Blick sprach Bände der Erleichterung. "Snowcone, da bist du ja! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!" Das blauhaarige Mädchen schniefte noch einmal ganz laut, was Jesse als Kenner der menschlichen Emotionen als gut gespielt einstufte, bevor sie sich von ihm losriss und in die wartenden Arme des Bürgermeisters mit einem kläglichen "Papa!" stürzte. Jesse stieg nun auch gemächlich aus der Kabine aus und stand in einem gebührenden Sicherheitsabstand zu der kleinen Rotznase und ihrem Vater. Die anwesende Dame von der Rezeption sah ihn mit einem leuchtend-dankbaren Blick an. Der Bürgermeister löste sich von seiner Tochter und schob diese zu der Angestellten hin, die sie fürsorglich an die Hand nahm. "Bitte kommen Sie doch in mein Büro, Herr Gesandter." lud ihn freundlich der Bürgermeister ein. Jesse nickte zustimmend und wollte sich gerade in Gang setzen, als er die entfernte Stimme des Rotzlöffels plötzlich überdeutlich hören konnte. " Ist er nicht süß, Misses Gray? Ich habe ein bisschen geheult, damit er mich umarmt und es hat geklappt. Oh, ich mag ihn, ich mag ihn wirklich!" Der Outridercommander wollte seinen Ohren nicht trauen. Dieses kleine hinterhältige Biest! Hatte sie es doch tatsächlich geschafft, ihn, den gefürchteten Anführer der hier stationierten Outrider zu linken! Sein Blick traf den des Bürgermeisters und dieser lächelte entschuldigend und peinlich berührt zugleich. "Snowcone ist noch ein Kind. Sie ist immer so voller Übermut, wie Kinder halt sind." Jesse unterdrückte ein wütendes Schnauben. Die und ein Kind?! Das kleine Biest wusste genau, was sie tat! Außerdem stank sein ganzes Hemd ganz fürchterlich nach dem Bonbongesabber der Göre. Der Geruch von Laramie's Sweet würde ihn hier noch eine ganze Weile lang verfolgen. Verärgert zwang sich Jesse gute Miene zum dem Geschehenen zu machen. Er hatte jetzt andere Dinge im Kopf, die geregelt werden mussten. Jesse Blue hielt sein Gesicht relativ unbewegt, als er der Erklärung des Bürgermeisters zustimmend zunickte und ihn in dessen Büro begleitete. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)