Es ist das Ende eines Imperiums... von Melora (Ein Ereignis, das alles veränderte...) ================================================================================ Kapitel 18: Hunted ------------------ Es war bereits Nacht, als Sêiichî zurückkam. Er hatte sich entschlossen wieder dahin zu gehen, wo er hingehörte, zu seinem besten Freund und seiner Familie, weil man ihn dort womöglich brauchte, so wie Shinichi noch gemeint hatte. Er hatte ohnehin einen Schlüssel bekommen, falls er in der Nacht plötzlich auftauchen würde und alle anderen schliefen. Obgleich Kôji noch immer bei Ayana zu finden war, lag Riina auf der Couch. Sie wollte bei niemandem im Bett schlafen, auch nicht bei ihrem besten Freund, der Einzige, der in Frage gekommen wäre, war Yuichi, doch der hatte etwas zu erledigen gehabt und war nun gegangen, also reichte die Couch auch aus. Sie machte sich Sorgen um ihren Bruder und träumte schlecht. Fortlaufend wälzte sie ihren Körper von einer Seite zur anderen und stöhnte auf. Sêiichî konnte nicht widerstehen, auf sie zuzugehen und ihr Blicke zuzuwerfen, nachdem er das Haus betreten und die Türen wieder hinter sich verriegelt hatte. Da er vorhin einige Cognac getrunken hatte, dachte er auch gar nicht mehr darüber nach, was er tat. Ein Lächeln, das etwas fies wirkte, lag auf seinen Lippen. ,Yuichi hier, Yuichi da... Mal sehen, ob der dich noch interessiert, wenn ich mit dir fertig bin?' Angst musste sie ja jetzt keine mehr haben, jetzt, nachdem die beiden es gewagt hatten. Also dachte er, dass dabei jetzt was für ihn rausspringen würde. Er fing an zu spinnen, ging auf die schlafende Frau zu und beugte sich über ihr hübsches, junges Gesicht. Sie sah, wenn sie schlief, wirklich wunderschön aus, wie er fand. Der 24-jährige konnte nicht widerstehen und befand sich wenig später über ihr, da er sich auf sie gelegt hatte. Durch das Gewicht auf ihrem Körper aufgeweckt, öffnete die junge Frau wenig später ihre Augen, sie spürte, dass jemand auf ihr lag, dachte sich in jenem Moment jedoch nichts dabei, sie rechnete nämlich damit, dass Yuichi wieder da war, umso geschockter war die 22-jährige, als sie in Sêiichîs strahlend blaue Augen statt in grüne blickte, wobei sich ihre ziemlich weiteten. Sie mochte es nicht, dass er ihr so nahe gekommen war und funkelte ihn böse an. "Runter von mir, aber plötzlich!" zischte sie, doch das schien ihn zu amüsieren, denn statt ihren Forderungen Folge zu leisten, grinste er nur schäbig und strich mit den Händen über ihr Dekolleté. "Warum sagen manche Frauen zur Abwechslung nicht mal die Wahrheit? Wieso sagt ihr immer nein, wenn ihr ja meint?" Er stieß der überraschten Riina die Zunge in den Mund und fing sie wild an zu küssen, was ihr mehr als nur missfiel, so dass sie ausholte und ihre Hand klatschend auf seiner Wange landete. Durch die Wucht, die ihr Schlag inne hatte, fiel sein Kopf etwas zur Seite, sie stieß ihn in dem Augenblick schon von sich, so dass er mit einem Dröhnen von der Couch fiel und auf dem Hintern landete. Nicht nur, dass sie es nicht mochte, wenn er sie nach ihrer Vergangenheit noch einmal küsste, schlimmer noch war, dass er ihr gerade Angst eingejagt hatte, da er sich über ihren Willen hinwegsetzte, genauso wie andere Typen... Nachdem, was sie vor kurzem mit Uvazzo erlebt hatte, war das kein Wunder. Für einen Moment hatte sie befürchtet, dass man ihre diese Schweinereien noch mal antat, auch wenn Sêiichî wohl kaum ein Vergewaltiger war, dafür aber ein Verführer, obwohl er stets an ihr gescheitert war. "Hast du jetzt ein Rad ab, oder was ist los mit dir, Iwamoto?!" geiferte sie, erhob sich und sah ihn mit einem verachtenden Blick an. "Hab dich nicht so, mit Yuichi hast du ja auch gekonnt, nur mit mir nicht, ich fühle mich verarscht." Oh Gott, sie konnte nicht mehr, die Frau musste lachen. Der kleine Sêiichî war neidisch, das war nun mal witzig. "Du solltest anfangen dich zu fragen, wieso...", versuchte sie ihm klarzumachen, nachdem ihr Lachen geendet hatte. "Ich weiß, was du jetzt denkst, aber es tut mir wirklich Leid für dich. Bei ihm habe ich ein Gefühl, das ich bei dir nie gehabt habe, ich vertraue ihm. Dir konnte ich nicht Hundertprozent vertrauen, deswegen war es besser, dass wir nie Sex hatten, es wäre nur schiefgegangen, weil du nach deinem Abenteuer das Interesse verlierst. Es sei denn man heißt Chris Vineyard und ist von Natur aus eine Sexbombe, die sich auf dem Gebiet mehr als gut auskennt, pff! Bei ihm kann ich wenigstens sicher sein, dass er mich nicht wegen einer Schönheit sitzen lässt und sich bei anderen Frauen rumtreibt!" Nun musste Sêiichî lachen. "Wie lange seid ihr beiden jetzt zusammen?" Er klang belustigt, weswegen Riina wusste, dass er über ihre Beziehung spottete, was sie nicht auf sich sitzen lassen konnte. "Ich weiß, was du meinst, aber das ist mir ziemlich egal! Es hat alles gestimmt und war einfach traumhaft, so hättest du nie sein können, du bist echt arm! Kaum ist die Frau, die du geliebt hast, tot, willst du zurück zu mir. Vergiss es, ich spiele nicht gerne Lückenbüßer!" spie sie aus. "Du glaubst echt, dass er dich liebt, oder? Komm schon, sei nicht so naiv, Riina-chan", er schüttelte nur den Kopf. "Er wollte dich doch nur rumkriegen! Du hast nicht die Klasse, um ihn dauerhaft glücklich zu machen, nicht auf diese Weise. Vielleicht bist du einfach nicht für Männer gemacht?" Dieser Idiot, wieso tat er ihr absichtlich so weh? "Weißt du, dafür, dass er dich wirklich lieben könnte, hast du dich zu schnell auf ihn eingelassen. Hattest es nach den Jahren wohl mal nötig, wie?!" Ein Lachen kam über ihn, es war eine ziemlich dämliche Art sich zu rächen, aber da er getrunken hatte, dachte er überhaupt nicht mehr an die Gefühle von anderen. Wie er sie hinstellte, als wenn sie jetzt schon primitiv wäre. Es war gemein von ihm, was er sagte und tat ihr weh, schließlich hatte sie den Idioten mal geliebt. Er hatte sich ziemlich negativ verändert, wie sie fand, kein Wunder, dass er und Yuichi andauernd Probleme miteinander hatten. Riina wollte jetzt zumindest einen fiesen Kommentar von sich geben, das allerdings den Tatsachen entsprach. "Du hast getrunken, Sêiichî und erinnerst mich gerade ziemlich an meinen missratenen Vater!" Ihm entglitten sämtliche Gesichtszüge, er fand das nämlich gar nicht witzig, dass sie ihn zusammen mit Keichiro Takagi in einen Topf warf. "Was sagst du da?" Seine Stimme nahm einen undefinierbaren Ton an, als würde er gleich etwas Unberechenbares tun. "Sei du bloß still, du hast dich bloß drauf eingelassen, weil Ryochi verheiratet ist und du noch immer in ihn verliebt bist! Wie kommt das wohl rüber? Meinst du, er hat das nicht bemerkt? So dumm ist er nicht!" So langsam machte sie ihr Exfreund ziemlich rasend. "Als wenn du das Recht hast, darüber ein Urteil zu fällen... Aber, sorry, ich muss deine Erwartungen enttäuschen, die Sache hat nichts mit seinem Bruder zu tun, sondern eher damit, dass er mich gerettet hat und mir versucht hat zu helfen, du hast keine Ahnung, was sich zwischen uns abgespielt hat." Fakt war, dass Yuichi für sie als Held galt, er hatte sie gleich zwei mal gerettet... "Ich bin ganz Ohr, was war denn so in der kurzen Zeit zwischen euch? Ich bin gespannt!" Sêiichî war im Grunde nur sauer, weil Yuichi etwas in kurzer Zeit geschafft hatte, was er in einem Jahr nicht erreichen konnte. Ein Jahr lang hatte er vergeblich versucht seine Freundin zum Sex zu überreden, doch die Lust dazu hatte sie nie gehabt, das war es, was er nicht ertrug. Was war bloß so toll an dem, dass die Frauen ihm so schnell verfielen? Wie stellte der Kerl es bloß an, damit sie allesamt Feuer und Flamme waren? Sêiichî warf Steine in ihr Herz aus Glas, das langsam zerbrach. Nicht umsonst hatte sie kaum Selbstvertrauen, doch im Moment fühlte sie sich zumindest wieder etwas wert. Das, was Sêiichî damals kaputt gemacht hatte, hatte Yuichi wieder gekittet. "Du hast echt keine Ahnung, wie er wirklich ist. Ich weiß genau, dass er mich nicht benutzt hat! Wage es nie wieder, so etwas über ihn zu sagen! Es sind nicht alle wie du, zum Glück!" "Er tut nur so auf nett. Er ist genauso ein Macho wie ich. Er probiert aus, was bei den Frauen so zieht und wie billig sie sind! Eine, die sich gleich auf ihn einlässt, ist ihm doch zu einfach, den bist du schneller wieder los, als du schauen kannst, du wirst sehen." Die Sache war für ihn jetzt erledigt, er ging langsam die Treppe rauf. ,Du kannst ein richtig kleines Arschloch sein, wenn du deinen Willen nicht bekommst!' Sie seufzte bloß und entschloss seine albernen Worte zu ignorieren, sie wusste doch genau, dass das nicht stimmte, obwohl sie zugeben musste, dass er wohl doch ein kleiner Playboy war, auch wenn er nicht zu sehr übertrieb. Nichts desto trotz hätte er es auch ohne sie besser zu kennen mit ihr gemacht, schließlich waren sie sich kaum begegnet, als sie zusammen im Bett landeten. Manchmal schlug der Blitz eben ein, wieso waren die Frauen eigentlich immer gleich billig? "Tze, wenn ihr so was tut, ist das normal, aber wenn wir das machen, sind wir gleich primitiv... wie mich das ankotzt!" Sie legte sich wieder zurück und starrte zur Decke, während sie verträumt lächelnd an ihn dachte. ,Selbst wenn er Recht hätte, dann war es zumindest für den Moment wunderschön, auch wenn ich ihn nie wieder sehen würde, was ich aber sicher sehr bedauern würde.' Flucht! Der junge Mann konnte an nichts anderes mehr denken. Er wollte nicht dort sein, unter schlechten Menschen, die andere quälten und danach ermordeten. Man hatte ihm gezeigt, wie es dort ablief. Wenn man nicht gehorchte, dann mussten erst mal andere dran glauben, bevor man selbst dran war. Wataru hatte noch nie die Lust dazu verspürt, bei dieser Organisation mitzumischen und doch hatte ein Mann ihn dort untergebracht. Er dachte an Shina, die auch schon mal von denen gefangen gehalten worden war. Sie war ohnehin sein großes Vorbild, also tat er es ihr gleich, er haute diesen Kerlen ab und versuchte sich zu retten, auch wenn es nicht so aussah, als würde er das bald schaffen. Zu dritt jagten sie ihn nun schon seit über einer Stunde, er hatte das Gefühl, er würde an seinen Verletzungen krepieren, doch aufgeben wollte er noch nicht. Dazu müssten sie ihn schon töten. In der Gegend, in welcher er sich befand, konnte man sich sehr schnell verlaufen und er kannte sich hier auch nicht aus. Es war die Verbrechergegend in Tottori. Dort ging es noch bei weitem schlimmer zu als in Tokyo, so empfand das zumindest der Flüchtige. Er rannte wie der Teufel, wobei die Angst auch eine Rolle spielte. Die Angst davor, bei denen mitmachen zu müssen. Man hatte ihn schon mehrfach angeschossen und er schien am Ende seiner Kräfte zu sein, so dass er einmal stolperte und am Boden landete. ,Ich glaube, ich komm nicht mehr hoch...' Hinter sich hörte er die schnellen Schritte der Kerle, die ihn bis hierher gejagt hatten. Obwohl er sie nicht sah, ließen diese Schritte sein Herz wie wild schlagen. ,Gott hilf mir, ich hab dir doch nie was böses getan.' Er versuchte sich aufzurappeln. Die Wunden an seinem Körper schmerzten höllisch, Blut tropfte zu Boden. Nun konnte er sogar Gelächter hören, sie lachten über ihn, darüber, dass er ein so guter Mensch war, den sie zu ruinieren versuchten. Man hatte versucht ihn mit Gewalt zu unterdrücken und sogar Menschen vor seinen Augen getötet, um ihm zu zeigen, wie ernst man es meinte. Er fühlte sich wie traumatisiert, Wataru wollte endlich weg von hier, weg von all dem Bösen, das hier tagtäglich zu geschehen schien. Als er es geschafft hatte sich zu erheben, ertöten Schüsse und Kugeln bohrten sich in seinen Körper, so dass der 24-jährige erneut zu Boden ging. "Hast du echt geglaubt, dass du uns entkommen würdest, Wataru Takagi? Da kennst du unsere Truppe aber schlecht", machte sich einer der Drei lustig, was eine Person, die sich ganz in der Nähe befand, mitbekam. ,Wataru Takagi?' Der Name schockierte diesen Menschen beinahe. Da es sich bei den drei Stimmen um Mitglieder der Organisation handelte und sie alles, nur nichts Gutes, im Schilde führten, entsicherte und lud der Killer seine Waffe. ,Zur falschen Zeit am falschen Ort, so in etwa kann man das nennen.' Die Drei waren mit dem Kriminalisten beschäftigt und hörten den Ladevorgang nicht einmal, sie lachten ja immer hämischer und lauter auf. Einer von ihnen schnappte sich Wataru und riss ihn an den Haaren hoch. "Das bereust du. Einfach abhauen, also so was, dafür wird man dich ganz schön bestrafen, glaub mir. Du wirst um Erlösung betteln." In dem Moment kam der Mann von eben um die Ecke und erblickte das Desaster. ,Ach du... meine...' Er betrachtete sich Wataru, der schwer verletzt zu sein schien, nicht länger als 2 Sekunden, da wusste er schon, wie es um ihn stand und richtete seine Waffe gegen den ersten dieser Bande. Man hätte meinen können, sie befanden sich in einem Videospiel, doch das Ganze war blutiger Ernst, wie Wataru gleich zu spüren bekam. Er blickte zur Seite und sah Riinas Freund, was seine Augen weiten ließ. Er hatte eine Waffe und zielte damit auf einen von ihnen. Dann löste sich der Schuss und eine Kugel schoss pfeilschnell auf sie zu. Mit einem Aufstöhnen ging der erste Killer, der Wataru an den Haaren festhielt, zu Boden, wobei Wataru dessen Blut entgegenspritzte und er welches davon abbekam. Wataru sprang rückwärts, auch wenn er nicht mehr verhindern konnte, dass Blut in sein Gesicht spritzte. Die beiden anderen knurrten gefährlich auf und zielten jetzt auf den Neuankömmling, welcher nicht gerade lang fackelte. ,Ihr verdient das nicht anders', sagte er sich in Gedanken und verpasste dem Zweiten ebenfalls eine Kugel mitten zwischen die Augen, was wieder zu einer ziemlichen Sauerei ausartete. Das Blut spritzte zu Boden und dieser eine Mistkerl landete inmitten von diesem. Wataru ging immer mehr rückwärts, er fand es einfach nur grausam, was hier passierte und hielt sich wenig später die Augen zu, als der dritte Schuss folgte und danach Stille in der Straße einkehrte. Die Waffe sank und Carpano machte sich auf den Weg zu Wataru. ,Jetzt hat er auch noch deren Blut abbekommen, damit darf er gleich mehrmals zum Arzt rennen, so wie es aussieht.' Er seufzte leicht und blieb vor Wataru stehen, bevor er sich zu ihm runterbeugte. "So, es ist vorbei, die werden dir jetzt nichts mehr tun können. Wie sieht's aus, kannst du aufstehen?" Der Kriminalist schaute auf in die grünen Augen, die seine trafen. "Bleib weg von mir, verstanden? Wie kannst du denn so was machen?" Er war total verängstigt und geschockt, was dieser Mann hier angerichtet hatte. War seine Schwester jetzt blind, oder wie hatte er das zu verstehen? "Beruhig dich, das ist der Schock." Carpano schaute nach hinten, wo die Leichen lagen. "Außerdem haben die ja förmlich danach verlangt, so zu enden. Schau doch nur mal dich an, was die mit dir gemacht haben. Willst du sagen, die haben das nicht verdient, zu sterben?" Watarus Körper zitterte, weswegen seine Stimme im nächsten Moment gebrochen klang. "Vielleicht haben sie es verdient, aber doch nicht auf eine so grausame Weise. Dass sie es verdient haben, heißt nicht, dass man sie deswegen umbringen darf. Das ist Selbstjustiz und verboten!" Yuichi schloss die Augen, bevor er dem jungen Mann eine Antwort gab. "Ja, es war Selbstjustiz, aber sie geschah aus Notwehr und nur zu deinem Schutz. Ich wollte dich retten. Und weil die nicht mit sich reden lassen, habe ich sie erschossen. Das ist alles. Allerdings solltest du dich eher um dich selbst sorgen. Du hast Blut abbekommen und bist verletzt, das ist nicht ungefährlich, also werde ich dir einen Krankenwagen rufen und dafür sorgen, dass man sich um dich kümmert." Eine Erkenntnis überkam den Kriminalisten, als er diesem Mann so reden hörte. "Das war nicht das erste Mal, dass du Menschen getötet hast..." Es kam fast zu ruhig über seine Lippen. Wataru war übel, obwohl er nicht wusste, weswegen. Wegen der Verletzungen oder eher wegen dem, was hier passiert war. Jedenfalls war ihm schwindelig und er hatte nicht mehr die Kraft dieses Gespräch weiterzuführen. Vorerst... Währenddessen verließ Sêiichî wieder das Haus, er bekam einfach keine Ruhe mehr und wollte seinen Frust etwas an einem seiner Nicht-Freunde auslassen. Er fuhr ins Hotel, wo er vorhin schon einmal auf Kagura getroffen war. Er hoffte wirklich, dass sie nicht da war und Yuji auch noch nicht getroffen hatte, schließlich hatte er die Frau ziemlich gedemütigt. Der Kerl würde am Ende noch deswegen ausflippen, die war ihm doch eindeutig zu wichtig. Sauer fuhr er in übermäßigem Tempo dorthin, verriegelte die Türen, nachdem er geparkt hatte und stürmte zu den Aufzügen, wo er Yuji ausmachen konnte, der wohl gerade auf dem Weg nach oben war. Er stieg in den Aufzug ein, während Sêiichî die Treppe nahm, um herauszubekommen, ob Kagura hier war. Anscheinend war es ja nicht so, denn als Yuji das Hotelzimmer betrat, war alles ruhig, also klopfte der junge Mann. Er hatte wirklich Glück, das musste er zugeben. Yuji vernahm das Klopfen und lugte vorsichtig, wie er nun mal war, durch den Türspion. ,Was will der denn jetzt? Ich dachte, der weiß nichts und lässt mich demnach endlich in Ruhe.' Aus reiner Neugierde öffnete der Schauspieler dem Kriminalist und grinste ihn scheinheilig an. "Dass ich das erleben darf. Was führt dich her, Cognac?" Wie dreist von dem Kerl einfach so diesen Namen zu benutzen, wo er doch eingeweiht war. "Darf ich reinkommen? Ich würde mich gerne mal mit dir von Mann zu Mann unterhalten." Noch war Sêiichî die Ruhe selbst, doch das konnte sich verdammt schnell ändern, nämlich dann, wenn ein einziges falsches Wort fiel. "Also, was willst du, Kleiner?" zog Yuji ihn auf, was den Jüngeren schon ziemlich reizte, anscheinend war das ja auch das Ziel des Mannes. "Ich bin nicht klein, nur jünger als du." Anscheinend fand sich Yuji ganz toll, weil er älter war und dachte, er könne ihn rumschubsen, doch das war zweifelsfrei nicht der Fall. Niemand würde Sêiichî Iwamoto je wieder in der Gegend herumschubsen. Mit dem Kapitel seines Lebens hatte er abgeschlossen. "Du benimmst dich aber selten erwachsen, also bist du ein Kleiner. Das sagte selbst meine Freundin." Dass er ihm so etwas noch reindrücken musste, war wirklich unter seinem Niveau. "Hör auf in der Vergangenheit über sie zu sprechen, sie ist nicht tot und ich weiß, dass du das weißt, deswegen kannst du das sein lassen. Damit wären wir am Punkt angelangt. Ich weiß, wer sie um die Ecke bringen wollte." Yuji stockte der Atem, das interessierte ihn nun doch. Wenn es um sie und ihr Wohl ging, wollte er so gut aufgeklärt sein, wie möglich, um sie zu schützen. "Baileys war's. Sie und ein paar andere Leute, haben versucht, deine Freundin zu killen. Dass sie Vermouth bis auf den Tod hasst, ist ja allen, außer vielleicht dir, bekannt. Was sagst du dazu?" "Du hast eine sehr blühende Fantasie, Kleiner", war die Antwort, wie Sêiichî sie durchaus erwartet hatte. "Du bist echt so naiv. Deine geliebte Verlobte wird einfach so von ihr bedroht und du kriegst das nicht mal mit. Sag' mir nur einen Grund, weswegen ich das zwischen euch so sein lassen soll! Du hast sie in meinen Augen nicht verdient, dir war es ja nicht mal möglich, sie zu beschützen, nur weil du so verdammt naiv bist und nichts mitkriegst." Vielleicht sollte ausgerechnet er so etwas nicht sagen, schließlich war er manchmal auch sehr naiv gewesen, was ihre Gefühle zu ihm anging. "Das meinst du echt ernst?" Yuji fing an zu lachen, da der Schauspieler es lustig fand, dass eine Frau, die er schon, seit er 17 war, kannte, seine Gefühle so missachten könnte. Man, sah er irgendwie aus, als würde er scherzen? Sêiichî hatte mit ihm sowieso nicht besonders viel Geduld, weswegen ihn der Umstand, dass man ihn auslachte, gleich doppelt wütend machte. "Lach' nicht, deine so saubere Freundin hasst Sharon und Chris bis zum geht nicht mehr und würde alles daran setzen, um sie loszuwerden. Seit ihr zusammen seid, noch viel mehr. Du kannst dir ruhig die Schuld daran geben, dass sie fast ums Leben gekommen ist, du verdammter Idiot!" Yuji ließ sich ungern von einem Jüngeren als Idiot beschimpfen und sah ihn mit mürrischem Ausdruck im Gesicht an. "Vorsicht, du redest von meiner besten Freundin, die ich nicht erst seit gestern kenne." "Wenn ich sie wäre, würde ich dir auch nicht sagen, dass es diese Frau auf mich abgesehen hat. Sie weiß sicher genau, dass du ihr keinen Glauben schenken würdest. Denkst du nicht, dass sie sich deswegen sicher sehr mies fühlt? Wenn es um sie geht, würdest du da nicht auch Opfer bringen? Ich zum Beispiel streite mit jemandem, der mir sehr wichtig ist, weil er sie einfach nicht leiden kann, aber du? Würdest du das auch, Freundchen? Dir ist alles egal, solange du sie vögeln kannst!" Yuji hatte jetzt genug von diesen Mätzchen und schnappte Sêiichîs Kragen. "Du denkst, du bist der tollste Kerl auf Erden, aber hör mir gut zu und merk's dir. Du bist armselig. Wenn einer mit einer Frau liiert ist, um sie zu vögeln, dann du! Du schaffst es ja nicht mal, dass sie glücklich lächeln kann." Man, hatte der Kerl aber eine Ahnung, natürlich hatte sie gelächelt, wenn auch über seine Dummheit manches Mal. "Ja, ich habe Fehler gemacht und bin fremd gegangen, aber ich bereue es, dafür hab' ich andere Opfer gebracht. Ich hätte mich für sie umbringen lassen. Ich hätte alles für sie getan, aber du... würdest du das auch? Du würdest Kagura, selbst wenn sie deine Freundin vor deinen Augen demütigt, nichts tun. Doch das tut sie nicht, weil sie in dich hoffnungslos verschossen ist und es sich nicht versauen will. Sie will lieber hinter deinem Rücken, deine Freundin umbringen lassen, um dich wieder ganz für sich alleine zu haben, weil sie ihr kein Glück gönnt. Nein, sie gönnt ihr bloß Leid und Schmerz sonst nichts..." Ein verärgerter Blick wurde an Yuji geschickt, man sah ihm an, wie ernst ihm die Sache im Grunde war, doch für den Schauspieler sah alles anders aus, da ihn seine Liebe blind machte. "Ich hab' oft erlebt, wie sehr die beiden sich gern haben, wobei ich ihr nicht verübeln kann, dass Vermouth Baileys so hasst. Ich selbst würde deswegen niemanden hassen, aber ich verstehe es trotzdem. Sie wollte Leute umbringen, die ihr am Herzen liegen, nur um sie zu quälen und mit so einer bist du befreundet, du bist echt blind." "Kagura soll eifersüchtig auf sie sein? Davon habe ich noch nie etwas bemerkt. Sie mag nur nicht über sie reden, das ist alles. Deswegen bringt man niemanden um." "Hast du dich nie gefragt, was diese Frau in der Organisation macht? Ich weiß den Grund nicht, weswegen sie einstieg, aber ich denke, dass sie an sie rankommen wollte, oder sie ist schlichtweg böse und gehört hier rein. Dass sie rachsüchtig ist, weiß ich ja schon." Ein bitteres Lächeln war Yuji gegeben, Sêiichî konnte es nicht glauben, wie konnte dieser Kerl da noch lächeln? "Nette Geschichte, Cognac. Du willst sie zurück, nur deswegen sagst du so etwas." "Nein, weil ich will, dass du klar siehst. Wäre das für dich denn ein Grund sie zu verlassen? Dann bist du es noch weniger wert, sie zu kriegen, als ich ohnehin schon dachte." Yuji ließ locker und lachte. "Du hasst mich und willst mir eins reindrücken. Du willst mir ein schlechtes Gewissen machen, damit wirst du nicht erfolgreich sein." Vielleicht war es wirklich so. Womöglich versuchte Sêiichî dem Kerl eins auszuwischen, aber er wollte sich auch davon überzeugen, dass er der Richtige war, auch wenn sie ihm sicher was erzählen würde, weil er so etwas tat. Er spielte den Beschützer, genau das, was sie hasste. "Du kennst mich im Grunde kein bisschen", erwiderte Sêiichî fast ein wenig bedrückt, da man ihm einfach nicht glaubte. "Du willst deine Freundin beschützen? Dann nimm dich am meisten vor Baileys in Acht. Das ist eigentlich alles, was ich sagen will." Yuji fing an nachzudenken. Was, wenn das wirklich die Wahrheit war? Der junge Mann klang nämlich nicht wie jemand, der log. Doch alles glaubte er ihm nicht, er kannte Sharons dunkle Seite, sie war ihm innerhalb der Organisation schon mal begegnet. Sie war nicht so nett, wie er sie kennen gelernt hatte. Da war etwas Böses in ihr, das sie zur Killerin gemacht hatte. Und diese Seite gefiel ihm gar nicht. Cognac schien sie zu mögen, also konnte der Kerl auch nicht ganz sauber in seinem Hinterstübchen sein. "Ich werde das Thema mal ansprechen, okay? Jetzt kannst du wieder verschwinden", versuchte Yuji den jungen Mann loszuwerden, weil er mit ihm einfach nichts anfangen konnte, Yuji konnte ihn nicht leiden, was sich wohl auch nie wirklich ändern würde. "Fein, aber denk dran, ich mache mir bloß Sorgen..." "Ja..." Yuji setzte den jungen Mann lieber vor dir Tür, sonst würden sie sich noch an die Kehle springen... Wenig später befand sich der Schauspieler im Krankenhaus. Er klopfte gegen die Tür und wurde reingebeten. "Hi, Darling, wie geht's dir?" Sharon seufzte leicht und stand vom Bett auf, um ihren Verlobten zu umarmen. "Wie würdest du dich fühlen, wenn man dich an einem Ort festhält? Mir persönlich geht's körperlich besser, aber ich hasse Krankenhausaufenthalte. Ich kann's noch immer nicht fassen, dass Joanne die Anweisung hat, mich hier festzuhalten..." Sie drückte sich an ihn und genoss die Nähe, doch da löste er sich überschnell etwas, was sie verwirrte. "Was hast du, Sweetheart?" fragte man ihn, so dass er in ihre hübschen hellblauen Augen sah. "Sei ehrlich, wie verträgst du dich mit Kagura? Ich will eine ehrliche Antwort!" Sharon war fast schockiert, dass er sie auf einmal auf seine beste Freundin ansprach. "Ach, weißt du, ich hab sie richtig lieb, weißt du?" Spott schwang in ihrer Stimme mit, weswegen er sich an die Stirn griff. "Lass doch diesen Sarkasmus und sei ehrlich." "Ich kann sie nicht leiden, reicht das?" "Nein, das reicht nicht!" fauchte er sie an, weshalb sie ihn empört ansah. "Was denn? Das wolltest du doch wissen..." "Wie weit geht deine sogenannte Sympathie, mhm? Wolltest du sie ärgern, oder... war's doch Vermouth?" Wie er mit ihr redete, passte der jungen Frau gar nicht. "Du hast da eindeutig was falsch verstanden!" verteidigte sie sich. "Sie wollte mich ärgern, ich hab mich nur gewehrt..." Etwas eingeschnappt ließ sie ihn stehen und setzte sich aufs Bett. "Einfach so ohne Grund? Doch wohl kaum! Meine beste Freundin hat es nicht ohne guten Grund auf Leute abgesehen, also musst du etwas Böses getan haben. Also, was war es?! Sie ist doch so friedlich." Friedlich? Lebte der Kerl denn echt so sehr hinter dem Mond, dass er Baileys friedlich nannte? Irgendwie hatte sie doch Angst, sich deswegen mit ihm zu streiten, schließlich tat sie schon wieder das, was der Auslöser für die Streitigkeiten der beiden Frauen war, wobei sie es nicht darauf angelegt hatte. Vermouth hatte nicht geahnt, was Absinth für Freunde hatte, erst als sie bereits in ihn verliebt war, hatte sie mitbekommen, dass Kagura seine beste Freundin war, was ein riesiger Schock für die Frau war. Da war der doch glatt mit ihrer Erzfeindin befreundet, dann auch noch so eng, dass es fast wehtat. "Friedlich? Baileys??? Oh mein Gott!" Die Frau konnte sich nicht mehr beherrschen und fing an zu lachen. "Was du so alles friedlich nennst!" Sie wischte sich die Tränen weg, die ihr durch das Lachen gekommen waren und grinste auf gewisse Weise fies. "Die ist so friedlich wie eine Kriegsmaschine. Vielleicht kennst du sie nicht so, aber glaub' mir, die ist alles andere als friedlich. Ich weiß auch - so Leid es mir tut - nicht, was du an der findest. Sie ist eine egoistische Hexe, die nur glücklich ist, wenn sie anderen das Herz rausreißt, ganz besonders meines würde sie gerne in Stücke reißen." Er packte die Schultern seiner Freundin und sah ihr mehr als hart, fast gefühllos, in die Augen. "Was hast du ihr angetan, dass sie es so auf dich abgesehen hat?! Würdest du endlich damit rausrücken? Ich will die Wahrheit!" Unwillkürlich hörte sie ihn das erste Mal schreien, das missfiel ihr, sie hatte eine Abneigung gegen schreiende Leute und riss sich los. "Was ich ihr angetan habe? Mich in denselben Mann verliebt, der sich für mich entschied, da ist sie dann total ausgetickt..." Ein Seufzen entkam der Blonden. "Da fing sie an, mich bei der Presse schlecht zu machen und verkleidete sich andauernd als ich. Weißt du, dass sie so billig, wie ihr Codename ist? Sie ist so billig, dass sie sich als ich verkleidet und dann mit anderen Männern schläft, diese verdammte Schlampe!" Die Wut loderte in den Augen der 30-jährigen auf, so dass Yuji ausholte und ihr die Hand ins Gesicht donnerte. "Sprich nicht so über meine Freundin!" Er war nun ebenfalls in Rage und rastete aus, normalerweise würde er nie eine Frau schlagen, doch ihm war die Hand ausgerutscht. Es schien ihm total egal zu sein, dass diese Frau ihr die Karriere des Öfteren schon versucht hatte, zu versauen. Die Frage, die sie sich stellen musste, würde er denn ihretwegen genauso ausflippen? Ein gehässiges Grinsen erschien auf ihrem Gesicht, als sie über ihre Wange fuhr, welche heiß geworden war. "Wahrheit tut weh, was? It is like it is! Sie wollte mir gewisse Affären anhängen, die war sich für nichts zu schade, die hat nur an ihre Rache gedacht, sehr niveaulos." Wenn er sie schon so provozierte, musste er damit rechnen, dass sie es ihm zurückgab, weswegen sie nun die Wahrheit nach fast einem Jahr komplett rausließ. "Ich habe ihr dann mal gedroht, dass sie das lassen soll, da meinte sie, ich wäre fällig. Ein paar Jahre später wollte sie dann, dass mein Herz in alle Einzelteile zerbricht. Sie wollte Leute, die nichts mit ihr zu tun haben, umbringen. Die dumme Kuh schickte mir ihren kleinen Schoßhund, dass er mich anschießt. Zu dumm, dass er was dagegen hatte, mich gleich umzulegen, so wie sie es gerne gehabt hätte. Sie hat ihn benutzt, weil sie so eine schwache Frau ist und nicht gegen mich ankommt, ach die Arme, die ist ja zu bedauern..." Vermouth hatte einen ziemlich bösen Egoanfall, sie kam sich ganz toll vor, dass Baileys gegen sie verloren hatte. Und das, obwohl sie es fast mit ein paar Tricks geschafft hatte, sie umzubringen. Mit ihr persönlich konnte sie es trotzdem nicht aufnehmen. "Darüber hinaus, wenn du mich noch einmal schlägst, trete ich dir wohin, kapiert?!" Die blonde Frau holte aus und schlug ihm nun ebenfalls ins Gesicht, was doch sehr wehtat, da sie schon immer sehr kräftig gewesen war. Wäre er nur ein bisschen schwächer, wäre er jetzt rückwärts umgefallen. Man, hatte die aber eine Kraft, der Gedanke, dass sie auf seine beste Freundin losging, grauste ihn. "Ich wollte dich nicht schlagen." Er seufzte. ,Ich wollte Vermouth schlagen, weil sie einen an der Klatsche hat.' "Hast du aber." Ein gehässiges Lachen entfuhr ihm. "Übertreib doch nicht so, ich will nicht wissen, was du so getan hast. Du bist kein Engelchen." Sie gab einen gehässigen Laut von sich. "Wirst du jetzt so ein Schwein, wie Chardonnay? Wenn dem so ist, kannst du dich gleich verpissen, Yuji Ikeda! Du schlägst mich, weil ich kein Engelchen bin? Boah, bist du arm. Armer, armer Yuji, seine Freundin ist kein Engelchen, wahahahaha!" Sie lachte sich halb tot, er allerdings fand das nun gar nicht lustig. "Hör auf so bescheuert zu lachen, da krieg' ich noch Ohrenschmerzen und hör auf einen auf Vermouth zu machen, ich kann dich so nicht leiden." Sie hatte im Moment nur leider keine Lust die nette Frau zu spielen, wenn man auf ihrem Herz rumtrampelte, stattdessen wollte sie lieber so tun, als sei es spurlos an ihr vorbeigegangen, was schlichtweg nicht so war. Dass er sie wegen Baileys ins Gesicht schlug, hatte ein Loch in ihr Herz gerissen, welches er erst wieder flicken musste. "Schön für dich", meinte sie kalt und wandte den Blick absichtlich von ihm ab. "Ich habe keine Lust mich von dir verprügeln zu lassen. Wenn du so anfängst, verlasse ich dich. Ich lasse mir eben nicht alles bieten, kapiert? Ich habe keine Lust vor einem Mann zu kuschen, bloß, weil er schöne Gefühle in mir auslöst. Im Moment löst du allerdings beschissene Gefühle in mir aus. Du nimmst eine Frau in Schutz, die mich hasst. Wo denkst du da an mich? Es tut schrecklich weh, aber das ist dir wohl egal..." Yuji drehte ihr Gesicht zu sich und sah ihr in die Augen. "So war das nicht gemeint. Ich liebe dich! Das weißt du doch..." Seit seinem Anfall eben hatte sie allerdings nicht mehr das Gefühl, dass es so war. "Wenn dem so ist, dann sag mir, was du tun würdest, wenn ich verlange, dass du Baileys links liegen lässt. Für mich. Ich ertrage das nämlich allmählich nicht mehr. Die versucht mich innerlich zu zerstören, aber du kannst ja nicht mal etwas Schlechtes über sie sagen. Ich fühle mich, als sei ich an allem schuld, was nicht so ist. Aber du gibst mir dieses Gefühl." Das war nicht ihr Ernst, das konnte die doch nicht tatsächlich von ihm verlangen. "Du bist ja krank vor Eifersucht. Vielleicht liegt da euer Problem?" "Das ist nicht die Antwort, wie ich sie will", sagte sie hart und schloss die Augen. "Wer ist dir wichtiger, ich oder sie? SAG ES!" Sie fürchtete sich schon etwas vor der Antwort, weil sie sich nicht sicher war, was der 33-jährige Mann sagen würde. "Wenn du mich ja so liebst, wie du sagst, dann kommt es auf diese eine Freundin auch nicht an." Außerdem wollte Sharon ihn gerne von dieser Tussi fernhalten, da sie sicher schlechte Einflüsse auf ihn haben könnte. Was fand er bloß an so einer? Es war ihr schleierhaft und doch kam die Frage immer wieder in ihrem Sinn auf. "Du hast Probleme, Sharon. Wirklich. Kagura ist meine Freundin und sie wird es immer bleiben. Du kannst uns nicht trennen..." Auch wenn die Worte recht kühl seinen Mund verließen, spürte er die Angst, dass er sie verlieren könnte, schließlich konnte man ihre Worte genauso gut mit einem Ultimatum gleichsetzen. Er ließ sich von dieser Frau doch nicht vorschreiben, wen er zu mögen hatte, nur weil die sich nicht abkonnten. "Du würdest ihr verzeihen, wenn sie mich aus dem Weg räumen wollte? Denn das... wollte sie..." Tränen standen in ihren Augen. Wenn er jetzt etwas Falsches sagte, würde sie ihn rauswerfen, oder selbst gehen, wie auch immer. "Wein doch jetzt nicht, du bist für mich die wichtigste Frau, aber du kannst nicht von mir verlangen, dass ich meine Freunde einfach links liegen lasse, das ist nicht fair von dir..." Sie drehte sich von ihm weg. "Und es ist nicht fair von dir, mich im Stich zu lassen. Weißt du, es gab da mal jemanden, der mir immer geholfen hätte, wenn ich Probleme hatte, doch der warst du nie. Wenn es um Baileys geht, lässt du mich fallen. Im Moment habe ich das Gefühl, bei ihm war ich besser dran." Schockiert ging Yuji seiner Verlobten nach und drehte sie um. "Du willst mich wegen so etwas verlassen? Dann hast du mich nie geliebt..." ,Oder du mich nicht genug...', dachte Sharon betrübt und reagierte gar nicht erst. "Jetzt steh nicht einfach nur da, sondern sag etwas!" forderte er. "Gut! Dann sage ich etwas! Ich habe keine Lust die zweite Geige zu spielen!" "Ich glaube dir übrigens kein einziges Wort. Du willst mich bloß von ihr losreißen, da spiele ich nicht mit. Ich lasse mich doch nicht von dir hinters Licht führen. Mach das mit anderen, aber nicht mit mir. Dein Ziel ist nur, Kagura fertig zu machen. Das kannst du vergessen, ich werde ihr nicht deinetwegen wehtun..." Das war genug, wie Sharon fand, sie schnappte sein Handgelenk und zerrte ihn zur Tür. "Geh' nachdenken, bevor du noch mal auf dieses Thema kommst, vorher kannst du mir gestohlen bleiben. Ich habe nie gesagt, dass du sie umbringen sollst, mach' dass du wegkommst. Ich ertrag' dich heute nicht mehr! Erst schlägst du mir eine rein, dann so was, ich glaub ich spinne!" Sie war wütend und verletzt, weswegen die 30-jährige Blondine die Tür aufriss, ihm einen Schubs gab und wenig später die Tür wieder verschloss, gleich darauf lehnte sie an ihr und unterdrückte die Tränen, die aus ihren Augen treten wollten. Sêiichî, der bis vor einiger Zeit Yuji verfolgt hatte, wusste nun, welches Krankenhaus sich seine Freunde ausgesucht hatten, jetzt musste er ja nur noch das Zimmer finden. ,Wenn ich bloß den Namen, unter dem sie hier liegt, wüsste, dann...' Unwillkürlich stach ihm daraufhin etwas ins Auge, was ihn verwirrte. "Joanne?" flüsterte er zu sich selbst. Was machte diese Frau hier? Der junge Mann hätte dafür seinen Kopf verwettet, dass sie wusste, wo sie steckte. Allerdings wollte er nicht hinrennen und sie fragen. Man würde ihm garantiert nichts sagen, also wollte er sie etwas beobachten und aufpassen, was er so mitbekam. Eine Weile ging sie nur von Zimmer zu Zimmer, doch bei einem sah sie irgendwie seltsam aus. Joanne versuchte die Tür zu öffnen, doch irgendetwas hielt sie davon ab. "Was ist da drin denn los, Sharon?" Sêiichî grinste versessen vor sich hin. ,Fein, da also...' Er versteckte sich um die Ecke und wartete erst einmal ab. Der 24-jährige wollte sich am besten niemandem zeigen. Die 30-jährige saß gegen die Tür gelehnt am Boden, was zur Folge hatte, dass man die Tür nicht öffnen konnte. Erschrocken schaute die Langhaarige an der Tür hoch und hangelte sich an dieser nach oben. Die Tür ging nun auf und Joanne trat ein. "Was ist denn hier los?" wiederholte sie. "Hast du etwa geweint, aber warum?" "Ach was, ich? Ich doch nicht", meinte sie und wischte sich etwas über ihre Augen. "Ich habe nur etwas im Auge gehabt, that's all..." "Aber sonst geht es dir gut? Und warum bist du nicht im Bett?" Natürlich glaubte ihr die Frau kein Wort, immerhin kannte sie sie schon, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. Schon damals hatte sie ihre Gefühle gerne vor anderen verborgen, das hatte sich ja bis heute nicht geändert. "Ich denke, ich gehe jetzt ein Bad nehmen, darf ich doch, oder nicht?" Ein Lächeln, das alles überspielen sollte, trat in ihr Gesicht, so dass ihre Tante nur seufzte. "Natürlich, aber sperr ab." Sêiichî spitzte die Ohren. Ein Bad nehmen wollte sie, das klang ja irgendwie aufregend. Mit einem schwärmerischen Lächeln beobachtete er weiterhin die Situation. Die 30-jährige nickte nur und seufzte, nachdem Joanne nach draußen gegangen war. Sie holte ein paar Handtücher und was sie noch so brauchte aus dem Schrank, in welchem ihre Sachen waren, und ging dann nach draußen. Die Badezimmertür wurde abgeschlossen, woraufhin sie sich erst mal genauer im Bad umsah. "Wirkt nicht wie im Krankenhaus. Ist schon eine komische Klinik hier, aber mir soll's recht sein, vielleicht hält man es hier ja doch aus..." Sie öffnete ihre Haare und sah sich lange im Spiegel an. "Bah, wie ich es liebe, wenn mir die Schminke verläuft..." Sie musste sich das Ganze jetzt erst mal entfernen, bevor sie in die Wanne steigen wollte. Sêiichî fragte sich, ob er das jetzt wirklich bringen sollte, schließlich war sie, wie er ahnte, noch immer mit Yuji liiert. Ein Seufzen entfuhr ihm, also lauschte er etwas an der Tür, sie summte eine Melodie, die er noch von früher kannte und war dann doch etwas baff deswegen. ,Bei dem Lied haben wir...' Röte stieg ihm ins Gesicht und seinen Körper nahm eine gewisse Anspannung an. ,Ich will da rein und Liebe mit dir machen, Darling.' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)