Es ist das Ende eines Imperiums... von Melora (Ein Ereignis, das alles veränderte...) ================================================================================ Kapitel 1: Perfect crime? ------------------------- Es schneite schon seit Tagen, so dass der Boden schon einen halben Meter von der weißen Hülle bedeckt war, allerdings war es so warm, dass er bis morgen wieder geschmolzen sein würde. Doch sollte neuer Schnee fallen, würde die Straße morgen genauso aussehen, wie heute auch. Die Frau in dem großen schwarzen Porsche steckte sich eine Zigarette an und fuhr noch etwas schneller. Das Blatt hatte sich nun entschieden gewendet, sie war auf dem Weg zu ihrem Boss, doch dort sollte sie nie ankommen, man hatte vorgesorgt... Mit einer ziemlichen Geschwindigkeit fuhr sie über die Brücke und ließ die Innenstadt hinter sich. Ganz hier in der Nähe war das Haidohotel, indem sie sich mit ihm treffen wollte. Sie fuhr um die Ecke, wobei sie zu bremsen versuchte, was ihr allerdings nicht gelang und sie beinahe eine Laterne mitnahm. "What the hell", fluchte sie und versuchte erneut eine Bremsung zu vollführen, doch es ging nicht... Auf einmal war da ein großer LKW, der aus einer Ausfahrt kam und sie frontal erwischte, obgleich sie versuchte mittels der Handbremse zu stoppen. Mit einem Aufschrei raste die Frau mitten in den LKW, der sich auf der schmalen Straße breitgemacht hatte... Der Kopf der Frau schlug heftig auf dem Lenkrad auf und sie verlor sofort das Bewusstsein... Blut rann über ihre Stirn, bis über das Lenkrad und tropfte sogar auf den Boden. Ihr Körper rührte sich nicht, allerdings vermischte sich alsbald Schweiß mit ihrem Blut im Gesicht. Der LKW-Fahrer war zwar auch tot, aber das war gewissen Personen reichlich egal, der war eben nicht wichtig gewesen. In einiger Entfernung stand eine schwarzhaarige Frau, die den Unfall beobachtet hatte, da sie ihn eingefädelt hatte und dem LKW-Fahrer sagte, er solle nach draußen fahren, und das genau in dem Moment, als Vermouth mit ihrem Porsche angerauscht kam. Schon seit längerer Zeit wusste sie von der Schwäche ihres Bosses und hatte sie nun beseitigt, jetzt würde alles besser werden, er würde nie wieder wegen ihr schwach werden. Noch dazu wusste Baileys, dass die Bremsen funktionsuntüchtig gemacht worden waren, auf diese Leute war eben Verlass. "Tja, meine Liebe, mit ihm bist du zu weit gegangen, ich musste dich bestrafen! Ich hoffe du schmorst in der Hölle, dafür dass du ihm schöne Augen gemacht und ihn verführt hast..." Die 33-jährige wandte sich von dem Geschehen ab und entschloss ins Haidohotel zu fahren, da wartete er schon auf seine Sharon, die nicht auftauchen würde, stattdessen würde seine langjährige Freundin Kagura dort aufkreuzen und ihn trösten, falls er erfahren sollte, dass seine Freundin einen Unfall gehabt hatte. "Meine Güte, die ist aber spät dran", meckerte Riina und legte den Kopf auf die Theke. "Hat sicher noch etwas zu erledigen oder so", antwortete der Mann, der neben ihr saß und beruhigend eine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte. Heute war sie aber wirklich extrem unpünktlich, das passte gar nicht zu ihr. Yuji warf seiner Uhr einen Blick zu und seufzte leicht. "Sie könnte ja mal anrufen, man", motzte die Schwarzhaarig-gefärbte Frau und verzog ihre Augen zu Schlitzen. "Allerdings..." In der Bar war ein kleiner Fernseher, welcher in diesem Moment eingeschaltet war, so dass sie den Bericht über den Unfall mitbekamen. "Wow, es hat heute schon gekracht, wie's scheint", meinte Riina, bis sie mitbekam, um wen es sich handelte. "Scheinbar ist jemand in einen LKW gerast", Yuji stand auf, um auf die Toilette zu gehen, bis er den Namen Chris Vineyard hörte und stehen blieb. Sie hatte damit zu tun gehabt? Was hatte sie denn nun wieder ausgefressen? Gerade als der Reporter anfing davon zu reden, dass die Frau tot im Wagen lag, als man sie fand, da sie anscheinend verblutet war, tippte man ihm auf die Schulter. Er bekam es nicht mit, weil er lieber dem Bericht folgte, statt zu schauen, wer ihn da antippte. "Hey, Yuji!" Kagura rüttelte seine Schulter, aber er starrte wie gebannt auf den Fernseher. Sie seufzte leicht, als sie bemerkte, um was es sich handelte, dabei beschlich sie der Hauch eines schlechten Gewissens, immerhin handelte es sich um seine Freundin, die da tot im Auto gelegen hatte... "Das darf doch nicht..." Der 33-jährige ging näher an die Flimmerkiste ran und lauschte den Worten des Mannes... "..wahr sein..." Es war wie ein schlechter Witz, den man mit ihnen allen machte. Vermouth fuhr wie eine Meisterin Auto und würde ganz sicher nicht in einen LKW hineinrasen, es sei denn, man hatte dafür gesorgt... Nichts desto Trotz machte sich ein übles Gefühl in seiner Magengegend breit. Man redete von einer toten Frau, demnach konnte ihr niemand mehr helfen, selbst Merlot nicht... Yuji wusste nicht, was er denken und fühlen sollte, alles drehte sich bloß um ihn herum. Noch immer hatte er Kagura nicht registriert, er dachte nur an seine Freundin, die man wahrscheinlich umgebracht hatte, denn Unfälle mit dem Auto gehörten nicht zu ihren Zielen. Nein, das war kein Unfall gewesen, das war herbeigeführt... Alles wurde schwarz um ihn herum und er kippte nach hinten um, so dass Kagura ihn festhielt, damit er nicht auf dem Boden aufschlug. Riina traute ihren Augen kaum, ein böser Blick erschien auf ihrem Gesicht, als sie die Szene beobachtete, sie also.... sie war es gewesen, die Sharon umbrachte, da war die 22-jährige sicher. Dieses Miststück, wie konnte man nur so eifersüchtig auf jemanden sein? Riina entschloss ihren Bruder anzurufen, um ihm ihre Vermutungen mitzuteilen, er würde sicher dafür sorgen, dass man beim Unfallort noch nach Hinweisen suchte, die auf Baileys schließen würden. Dafür sollte sie büßen... Ein schwarzhaariger Mann kam gerade aus einer Imbissbude und bemerkte den Bericht, der gerade im Fernsehen lief, was ihm ein Seufzen über die Lippen kommen ließ. "Das hast du jetzt davon, im Prinzip bist du selber Schuld, du hast dir ständig zu viel eingebildet. Und nun hat dich jemand zu Fall gebracht, so wie du es vorher auch schon mit so vielen Menschen getan hast, das ist die Rechnung. Anscheinend konntest du sie nicht begleichen." Er wandte sich schnell von dem Bericht ab, weil er ihn eigentlich nicht wirklich interessierte. Sie war bloß eine irre Schauspielerin gewesen, allerdings hoffte er, dass es nicht allzu viele Menschen schmerzen würde, dass sie diesen Unfall, wie man ihn nannte, gehabt hatte. Im Grunde war sie es ja gar nicht wert, dass man um sie trauerte. Sie hatte es ja auch nicht geschert, wenn sie Menschen trennte. Riina stand auf, sie wollte da weg. Um keinen Preis wollte sie bei Yuji sein, wenn Baileys hier war. Diese falsche Sau. Jetzt tauchte die hier auf, wahrscheinlich eh nur, um ihn zu trösten, wie widerlich. Die Tränen rannen ihre Wangen hinab, als sie an Baileys vorbeistürzte. "Ach du meine Güte... was hat die denn?" fragte sich die Schauspielerin laut und schaute der jungen Frau lange nach. ,Anscheinend konntest du von deiner Mutterrolle wie immer nicht ablassen, du alte Schachtel!' Sie versuchte nett zu lächeln, auch wenn sie innerlich gehässige Gedanken hatte. Yuji schaute ihr nach und fragte sich, was der Grund für ihren schnellen Abgang war. Während Riina durch die Straße rannte und dabei die Tränen wie kleine Silberkugeln vom Wind weggetragen wurden, hörte man den Schnee knistern, wenn sie mit ihren Stiefeln durch diesen rannte. Dabei holte sie ihr Handy raus und stoppte um eine Ecke. Schweratmend und mit wehleidig verzogenem Gesicht, wählte sie die Nummer ihres Bruders. Dieser war gerade bei einem Fall, den Megure wie immer leitete, wobei heute zwei angesehene Detektive aus Tokyo anwesend waren, plus Shinichi Kudô, der sich bisher aber einigermaßen im Hintergrund hielt, da ihn der Fall seltsamerweise geschockt hatte. Er war es ja auch gewesen, der die Frau gefunden hatte. Wataru hörte jetzt das Handygeklingel aus seiner Tasche und ging ran. "Wataru Takagi..." "Ich bin's, Riina! Ich muss dir was sagen! Hast du von dem Unfall gehört, der in der Nähe des Haidohotels stattfand?" "Ja, ich befinde mich dort, wieso?" "Ich weiß, wer dafür gesorgt hat, dass die Frau diesen Unfall hatte!" Komisch, so etwas ähnliches hatte er doch heute schon einmal gehört... Irgendwas war da im Busch, wie er fand. "Keine Sorge, wir untersuchen noch immer alles. Allerdings... Shina hat vor einer halben Stunde ebenfalls gesagt, dass sie weiß, wer es war, aber sie hat keinen Beweis dafür gefunden. Und überhaupt, Zeugen gibt es keine, es wird schwer, Schwesterherz..." "Darf nicht wahr sein! Wenn sie es doch auch weiß, dann soll sie sich mal bemühen!" "Tut sie... und Ryochi auch...." Seine Schwester schwieg auf einmal, als sie den Namen Ryochi hörte und seufzte kurz. "Wo der ist, ist mein Ex nicht weit... Ich bleib lieber weg, den will ich nicht sehen..." Eigentlich hatte die Jurastudentin vorgehabt am Tatort vorbeizuschauen, doch wenn Ryochi dort war, wollte sie das nicht. Einerseits kannte sie ihn auch schon eine Weile und war einige Zeit etwas in ihn verliebt gewesen, dann war da noch sein bester Freund, mit dem sie kurzzeitig eine Beziehung gehabt hatte, die mit tierischem Geschrei geendet hatte. Ihm wollte sie am liebsten nie wieder begegnen müssen. "Sêiichî ist nicht da, Ryochi hat ihn nicht angerufen, wobei ich mich frage, weswegen..." Riina schwieg kurzzeitig, da sie sich Gedanken um den Grund machte und sich fragte, ob sie Wataru sagen sollte, was die Wahrheit war. "Ich denke, Ryochi schont ihn dann wohl. Sêiichî, der alte Spinner hatte was mit dem Opfer, deswegen... Der wäre mehr als nur geschockt." "Eh? Sêiichî war ja schon immer ein kleiner Macho, aber was will der denn mit einer Schauspielerin...?" Nicht zu fassen, was Shina ihrem besten Freund so alles verschwiegen hatte, das konnte doch wohl nicht wahr sein.. oder? "Du weißt es nicht? Na toll! Gib mir mal Shina, los!" drängte sie und seufzte kurz, was er mit seinem Seufzen ablöste und zu Shina hin ging. "Hey, Shina, meine Schwester möchte mit dir reden..." "Jetzt nicht, Wataru." "Es ist aber wichtig", schmollte er und entlockte ihr damit ein Seufzen. "Na gut, aber nur kurz..." Sie ahnte, dass es länger dauern würde, weil Riina eine ziemliche Quasselstrippe war, die einfach nicht schweigen konnte, wenn man mal weniger Zeit hatte, es sei denn, sie war deprimiert, was sie ihr im Moment keinesfalls wünschte, denn sie ahnte schon, worüber die 22-jährige mit der 23-jährigen reden wollte. "Shina Akaja", meldete sie sich am Handy von Wataru. "Na endlich, Shina... Wie sieht's aus? Du hast Wataru nie etwas über Vermouth erzählt?" "Wozu? Sie will ihm ja nichts antun..." "Aber... Unser Vater... Er hätte doch zumindest wissen sollen, was er mit ihr abgezogen hat." "Das hätte deinen Bruder ohnehin nur deprimiert, wenn er wüsste, was sein Vater in der Vergangenheit so alles getan hat, er hat Familien zerrissen und sein Frauenhass führte dazu, dass er jede Menge von ihnen vergewaltigt hat. Was soll ich sagen? Hey, dein Vater gehört zu der Gruppe Verbrecher, die mich früher haben wollten und noch immer wollen? Hey, er hat Sharon Vineyard belästigt und ihren Vater töten wollen, um sie zu kriegen? Hey, er hat ihren Mann umgebracht, weil er im Weg war? Noch was, Riina? Soll ich ihm gleich sagen, dass dein Vater es auch auf dich abgesehen hat? Manchmal behält man ein paar Geheimnisse für sich, das ist besser so." "Er hat keine Ahnung, dass ihr die Leiche von Yukikos Freundin untersucht... Ihr seid wirklich ungerecht... Ich kenne doch meinen Bruder... Ihr hast du bestimmt auch nichts gesagt..." "Wozu denn? Es reicht, wenn mir Shinichi gerade Trübsal bläst, weil er sie gefunden hat. Er hat 'nen Schock erlitten, obwohl er hart im Nehmen ist. Was würde wohl sein, wenn meine Mutter sie so sieht? Sie ist immerhin ihre beste Freundin und hängt noch immer an ihr. Sie würde einen Kreislaufzusammenbruch erleiden, zumindest bin ich davon überzeugt." "Verstehe", meinte Riina betrübt, "Ich war wie immer zu voreilig..." Nachdem sie dies gesagt hatte, schluckte sie kurz, um nicht zu brüllen. "Ich denke, Baileys hat das eingefädelt, weil sie hochkarätig neidisch auf Sharon ist... Die kann doch nicht davon kommen. Bitte versprich mir, dass du sie kriegst... Es braucht doch nur einen mickrigen Beweis..." "Tja, Riina. Wenn sie es eingefädelt hat, dann hat sie es nicht selbst durchgezogen, das war der LKW-Fahrer, der leider auch nicht mehr plaudern kann, immerhin ist er ebenfalls tot. Der Gas-Tank des LKWs ist nämlich explodiert. Scheint so, als wenn sie klüger vorgegangen ist, als ich dachte. Die Bremsen waren manipuliert, aber es waren keine Fingerabdrücke vorhanden, daher haben wir nichts gegen die gute Baileys in der Hand. Sie wird davonkommen, Riina... und wir sind machtlos..." Aber Shina würde Baileys nicht aufgeben, die konnte sich frisch machen, wenn sie auch nur einmal einen Fehler machen würde, denn dann würde Yukikos Tochter die erste sein, die sich das zu nutzen machen würde. "Shina...? Da ist noch etwas, das mich beschäftigt..." "Was denn, Riina?" Eine Stille herrschte, in der man die Jüngere schluchzen hörte. "Yuji.. Ikeda.. er und Sharon... sie wollten abhauen... Yuji ist Baileys bester Freund, sie hat wohl verhindert, dass Sharon ihn ihr wegnimmt, das wollte ich noch sagen. Aber noch was... Yuji... Ich glaube, sie wird ihn jetzt benutzen, aber ich kann diese Person nicht ertragen. Wie kann man nur mit der gestraft sein?" Sie seufzte. "Das schlimmste ist, dass er sich bei ihr nicht reinreden lässt, der käme nie auf die Idee, dass sie den Unfall fingiert haben könnte." "Tja, jeder macht Fehler und lernt aus ihnen, wir können ihm wohl kaum einreden, dass Kagura seine Freundin umgebracht hat." "Deswegen müssen Beweise her..." Die leider nicht erzwingbar waren, so Leid es Shina auch tat, dieser Fall würde als Unfall durchkommen, keiner konnte das verhindern. "Hey, ist das nicht die Tochter vom Boss? Will er die nicht tot haben?" hörte man eine Stimme fragen, die furchteinflößend klang. "Nein, wo denkst du hin? Er will sie lebend, damit er sie in die Organisation bringen und eine Killerin aus ihr machen kann. Auf die gibt's, so weit ich weiß, eine fette Belohnung. Wollen wir ihm den Gefallen tun, sie kidnappen und zu ihm bringen? Springt sicher was für uns raus." Die beiden Männer in Schwarz, die in einer finsteren Ecke in ihrem ebenso dunklen Auto saßen, das man wegen der Schwärze kaum definieren konnte, welche sie umgab, planten Riina zu entführen... Und nun war sie alleine, es gab jetzt keine Sharon mehr, die sie retten oder beschützen konnte, jetzt war sie auf sich selbst gestellt... Das freute die Organisation nun ungemein, Baileys hatte ihnen allen einen Gefallen getan und konnte davon profilieren. Und Cognac würde sich auch nicht einmischen, da er verhindert war, man gab ihm Beschäftigung, sonst hätte er Vermouth ja retten können... Wirklich niemand würde auf die Idee kommen, ihr zu helfen, denn sie alle waren gefährlich... Mehr als die Pest... Sie stiegen aus ihren Autos aus, als Riina das Telefonat beendete und das Handy wegsteckte. Langsam näherten sich ihr die dunklen Schatten, so dass sie skeptisch nach vorne schaute. Die Tränen kamen wieder in ihren Augen auf, sie hatte Angst um ihr Leben, jetzt noch mehr als zuvor. |Never show your fears to strangers| Riina konnte nicht, wahrscheinlich sah man ihr sämtliche Angst an, als sie zu rennen anfing und die Männer sie zu verfolgen begannen. Es verwunderte sie nicht, denn sie wusste, dass die Leute zur Organisation gehörten, die sie nun erbarmungslos jagen würde. Während sie wie eine Verbissene rannte, tropften wieder Tränen zu Boden, egal, was Sharon ihr gesagt hatte, sie war so schwach, dass sie jedes Mal ihre Ängste zeigte, zumindest empfand sie selbst das so. ,Gomen', dachte sie bei sich, wobei ihre Beine langsam schlappmachten. Warum war ausgerechnet jetzt niemand in der Gegend? Man könnte meinen, die Organisation hätte alle Menschen verscheucht. Auf einmal rempelte sie jemanden an und flog nach hinten. Es war ein Mann zirka Mitte 40, der seine Waffe zückte. "Mach jetzt ja keine Mätzchen!" drohte er, doch er machte seine Rechnung ohne Riinas Tränengas, das seinen Auftritt hatte und ihm die Sicht raubte. Die junge Frau erhob sich, wurde aber sogleich von einer weiteren Person am Handgelenk geschnappt und zu dieser heran gezogen. "Was wehrst du dich so? Bei uns bist du am besten aufgehoben, immerhin gehörst du zu unserer Familie!" Sie gab einen Schrei von sich... Männer machten ihr schon seit eh und je Angst und wenn man sie bedrängte, drehte sie meistens durch und schlug und trat um sich. So auch dieses Mal, doch der Mann war ein buchstäblicher Wandschrank und ließ ihr keine Chance... Yuichi bog um die Ecke und beobachtete drei Männer dabei, wie sie eine Frau belästigten, und da er wusste, um welche Typen es sich handelte, zog er gleich seine Kimar-Waffe. Der Mann, der gerade Riina wehrlos machte, ging, nachdem ein Schuss ertönte, gleich tot zu Boden, während die anderen beiden aufschraken und in Yuichis Richtung schauten. "Ca-", weiter kam der eine gar nicht erst, da Yuichi keine Zeit damit vergeudete, ein weiteres Mal abzudrücken und der Mann zwischen die Augen getroffen wurde und sofort nach hinten umfiel. Der andere Typ war in seinen Augen auch nichts wert, erst der Tod würde ihn zu etwas gutem machen, also entschloss er sich auch ihn zu beseitigen, was wenig später schon geschah, noch dazu durfte keiner ihn als einen Verräter entlarven. Yuichi war ein geübter Schütze, er wusste, wie er mit seiner Waffe umzugehen hatte, so dass er so gut wie nie sein Ziel verfehlte, und somit auch der dritte Mann zu Boden ging. Riina war auf die Knie gefallen und schluchzte dort, Yuichi rannte zu ihr hin und erkundigte sich nach ihrem Befinden. "Hey, wie geht's ihnen?" fragte er höflich und sie blickte an ihm hoch. "Aber... seit wann, benutzt du eine... Waffe, Ryo?" fragte sie ihn und der 26-jährige schaute die 22-jährige mit einem skeptischen Blick an... Wie gut, dass er sie gerettet hatte, denn wie es schien, war sein Bruder ihr sehr vertraut... Sie bemerkte den Unterschied der beiden Männer nicht, erhob sich und warf sich ihm an die Brust, was ihm ein Seufzen entlockte. "Super, kleiner Bruder..." "Mhm.." Sie schaute an ihm hoch, in seine Augen, etwas an ihnen war anders, die Farbe... Sie löste sich schnell von ihm und schaute peinlich berührt zur Seite. "Entschuldige, ich.. hab dich... mit jemandem verwechselt", stotterte sie. "Das habe ich auch schon bemerkt", meinte Yuichi belustigt und grinste etwas. Sein Lächeln erinnerte sie sehr an Ryochi, kein Wunder, dass sie ihn verwechselt hatte. "Du siehst ihm wirklich ähnlich..." "Kein Wunder, wenn du Ryochi Akaja meinst, denn er ist mein Bruder..." "Huh?" Etwas überrascht blickte Riina ihn an und wischte sich ein wenig die Tränen weg. Ein kalter Wind wehte und zerrte an ihren, momentan, schwarzen Haaren. "Ryochi hat einen Bruder? Das hab ich nicht gewusst, ich kenne nur Hitomi..." "Darf ich wissen, wie du heißt?" "Klar. Ich bin Riina Takagi..." Seine Augen weiteten sich um ein kleines Stück. "So, so, dann ist das der Grund, weswegen man dich entführen wollte..." Woher zum Teufel wusste er das? Sie war misstrauisch und wich einen Schritt zurück. "Warum hast du mich gerettet?" "Nur so... Ich hasse es, zusehen zu müssen, wie man unschuldigen Menschen etwas antut." Das war jetzt also wirklich Keichiro Takagis Tochter? Die tat ihm aufrichtig Leid, dass sie so einen Vater haben musste, der sie in die Organisation holen wollte. Schon komisch, der Bruder ihres früheren Schwarms hatte sie gerade gerettet, es gab doch noch Wunder auf dieser Welt. Dennoch, er war ein Mann und eigentlich war es ihr zuwider, sich von fremden Männern retten zu lassen, da diese meistens eine Gegenleistung wollten. Aber was sollte sie tun? Sie konnte froh sein, dass ihr jemand geholfen hatte... "Soll ich dich ein Stück begleiten, oder kommst du alleine klar?" wollte er mit seiner sanften Stimme wissen, in welche sich schon viele Frauen verliebt hatten, auch sie war gerade rot geworden und schaute lächelnd zur Seite. "Wir wollen doch nicht übertreiben..." Zweifellos gefiel ihr der junge Mann, doch verspürte sie wieder diese Angst in der Gegenwart von Männern, dass sie sofort einen Rückzieher machte. Gerne hätte sie es gehabt, wenn er sie nach Hause brachte, aber sie traute keinem Mann, sie konnte nicht, seit ihr Vater sich an sie herangemacht hatte. "Wieso übertreiben? Das macht man so." Er ließ nicht locker, sie seufzte kurz. "Aber nur bis zu der Bushaltestelle in der Nähe unseres Hauses..." Er nickte ihr zu und ergriff ihren Arm, woraufhin sie sich ihm sofort ängstlich entzog, was ihn ein wenig wunderte. Was hatte er denn nun falsch gemacht? War sie so scheu? Machte er ihr Angst? Seltsame Frau... In ihrem Alter hatte man damit doch keine Probleme, oder...? "Wie heißt du eigentlich?" fragte sie lachend. "Ich bin Yuichi Akaja, nett deine Bekanntschaft zu machen. Hast du nicht auch noch einen Bruder?" "Ja, er ist gerade mitten in einem Fall. Du hast doch sicher auch das mit dem Unfall mitbekommen? Chris Vineyard ist doch ums Leben gekommen." "Jo, hört man so." Etwas desinteressiert blickte er geradeaus, während sie gingen. "Nun ja, er ist damit beschäftigt, die Ursache herauszufinden, um genau zu sein, helfen ihm dabei zwei Detektive. Zufällig gehört dein Bruder auch zu ihnen... Man denkt, es sei kein Unfall gewesen." "Natürlich war es einer", beharrte Yuichi, denn ihm war wohler dabei, wenn niemand von den Leuten, die sie gerade erwähnt hatte, erfuhr, was wirklich geschehen war. "Woher willst du das wissen? Vielleicht hatte die Frau ja Probleme mit irgendwelchen Leuten...?" Er beobachtete die Frau skeptisch, die ihm da fast ein Ohr abkaute, sie schien mehr zu wissen, was ihn interessierte. "Klar, jeder hat so seine Probleme, aber so eine wie sie hatte sicher nur Probleme mit ihrer Schönheit..." Ein etwas albern wirkendes Lachen kam über Yuichis Lippen, woraufhin sie ihn böse musterte. "Machst du Witze? So eine Frau hat keine Probleme mit so was, die konnte doch nicht klagen, was das anging." "Du redest, als würdest du sie persönlich und nicht nur aus einer Zeitschrift kennen. Ist das so?" "Wieso nicht? Bist du neidisch?" Ein Halbmondaugenblick erschien auf seinem Gesicht. "Wohl kaum, ich steh nicht so auf Prominenz." Als wenn man sie nur mochte, weil sie prominent war, was für ein Mist. Sie schaute böse zu Boden und schmollte etwas. ,Ich mag sie nicht, weil sie berühmt ist, ich mag sie wegen was anderem." Gedankenverloren lief sie neben ihm her und wirkte auf einmal sehr geknickt und nachdenklich. "Hab ich etwas falsches gesagt?" "Nein, wieso? Du kannst ja nicht wissen, dass ich was für die Frau übrig habe." ,Meine Güte!' Was hatte er bloß für ein Glück ausgerechnet einem Fan von ihr zu begegnen? War ja nicht zum aushalten. Die Leute waren alle so blind... "Jetzt fehlt nur noch, dass du mir damit kommst, dass du sie für ihre Schönheit bewunderst. Hast du von dem Spruch gehört, dass auch die schönsten Rosen Dornen haben? Man sollte bei solchen Leuten vorsichtig sein... Die meisten sind eingebildet und denken nur an sich selbst." Wollte er sagen, sie war so? "Man soll nicht über Tote lästern..." "Entschuldige vielmals." Yuichi konnte in dem Punkt einfach nicht anders, er wurde sarkastisch. "Ich könnte Dinge erzählen, die dich vom Hocker hauen würden, aber das tue ich nicht, weil man in dieser Zeit niemandem trauen kann, nicht mal den Freunden." Ihm wurde schlagartig bewusst, dass Riina Vermouth kannte und auch über ihre Geheimnisse Bescheid wusste. "Du weißt genau, wer die Männer von vorhin waren, nicht wahr, Riina?" fragte er besorgt und sie seufzte kurz. "Ja, ich habe Angst, Tag für Tag, dass sie mich kriegen könnten. Und sie haben auch für den Tod der Schauspielerin gesorgt, um genau zu sein, waren es Neider! Ich weiß das einfach, nur die Polizei weiß darüber nicht Bescheid." Yuichi blieb kurz stehen und seufzte. Kaum zu glauben, aber konnte es sein, dass noch jemand, außer ihm, so gut über Vermouth Bescheid wusste? Aber wenn es so war, wieso war sie bei dem Thema so komisch? War da noch etwas, das ihm verborgen geblieben war? "Warte!" Er hielt sie am Arm fest und blickte ernst in ihre Augen, in welchen Riina fast versank, da er sie beinahe im Arm hielt. Komischerweise entzog sie sich nicht, sie war erstarrt. "Du weißt über die Sache zwischen Chris und Sharon Bescheid, oder?" Wenn sie diese Frage zu seiner Zufriedenheit beantworten konnte... mal sehen, was dabei herauskommen würde. "Sie sind dieselben, Sharon kann keine Kinder kriegen", meinte sie leise. Oi, er war förmlich platt, also kannte die junge Frau Vermouth noch besser, als er gedacht hatte. "Du solltest wirklich niemandem vertrauen, ihr schon gar nicht, aber na ja, sie kann ja keinen Mist mehr machen." Er war ungerecht, sie drehte sich von ihm weg. "Rede nicht so... Sie hat mich mehr als nur einmal davor bewahrt, in der Organisation zu landen. Die kennst du auch, oder nicht?" Ihr war das auf einmal klargeworden, natürlich wusste er darüber etwas. "Ich kann nicht hellsehen. Und weil sie dich gerettet hat, trauerst du jetzt um sie?" "Ja und weil sie doch meine Freundin war." Ach du Schande, arme Welt! "Sie ist am meisten mit sich selbst befreundet..." "Vielleicht, aber es gibt Leute, die ihr was bedeutet haben, und die sie beschützt hat, auch wenn ihre Arroganz manchmal nervig war. Ich kann nicht mehr auf sie bauen... Sie kann mir nicht mehr.. helfen.." Hatte sie nur davor Angst? Alleine gegen die Organisation zu sein? "Nur deswegen trauerst du? Weil du sie gebraucht hast? Tut mir Leid, Riina, aber dann bist du nicht viel besser als sie. Sie hat auch um Leute getrauert, wenn sie sie nicht mehr benutzen konnte, so war sie, leider." Die Frau beschützte die junge Frau doch nur aus Trotz und weil sie Keichiro eins reinwürgen wollte und nicht, weil sie Riina aufrichtig mochte, da war er fast sicher... "Sie tut nichts ohne Hintergedanken, oh sorry, sie tat nichts ohne Hintergedanken", Yuichi seufzte kurz. "Willst du mir damit sagen, sie hätte mich nie gemocht und mich nur benutzt?" "Würdest du ihr das bei ihrem Hass auf deinen Vater nicht zutrauen? Ach komm.. mach dich nicht lächerlich..." Sie schluchzte auf, woraufhin er gleich wieder bereute, so hart gewesen zu sein. "Es kann aber auch sein, dass sie dich wirklich gemocht hat, denk nicht mehr darüber nach, die Sache ist gelaufen, ja? Und wenn du Hilfe brauchst, ich helfe dir gerne... Dazu brauchst du die Frau nicht..." Was sollte er bloß tun? Sie tat ihm einfach Leid... und er wollte ihr irgendwie helfen, sie war irgendwie auf eine gewisse Weise so unschuldig, die Organisation sollte das nicht zerstören. "Ich soll mir von einem fremden Mann helfen lassen? Wie erbärmlich bin ich denn?!" Sie brüllte ihn an und brach in Tränen aus, daraufhin fiel sie auf die Knie und blickte zu Boden, er sollte ihre Tränen nicht sehen. Yuichi war selbst sensibel, auch wenn er es gut verstecken konnte, doch jetzt... Er kniete sich zu ihr und fuhr ihr sanft über die Wange. "Deswegen bist du doch nicht schwach... Du bist nun einmal quasi in die Organisation hineingeboren, aber du darfst dich nicht geschlagen geben, vor allem musst du dir selbst vertrauen, nicht nur anderen." "Ich sterbe nur vor Angst..." Sie schluchzte wieder, so voller Verzweiflung, dass er sie zu sich ziehen musste, um sie zu umarmen. In dem Moment spürte sie die Wärme, die ihr Bruder ihr oft gegeben hatte, so dass sie ihren Kopf an seine Brust lehnte und mit einem Lächeln seinem Herzschlag zuhörte. Schon bei Ryochi hatte sie früher dieses Gefühl von Geborgenheit und Wärme verspürt, bei ihm war es genauso und doch hatte er etwas besonderes, so eine Weichheit in seiner Stimme, die sie vertrauen ließ... Und sie hatte das Gefühl, sie war dabei, sich in den smarten jungen Mann zu verlieben... Sie wünschte sich, er würde sie nie mehr loslassen und die Wärme würde bleiben, denn zum ersten Mal in ihrem Leben wollte sie wirklich von einem Mann beschützt und behütet werden, wie ein Nest mit Küken, das der Wind zu zerstören drohte... 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