Fluch der Karibik von --Ricardus-- (Der Schatz von Darkheaven) ================================================================================ Der Schatz von Darkheaven ------------------------- Fluch der Karibik Der Schatz von Darkheaven Die Diebin Es war wieder einer dieser absolut warmen Sommertage in Port Royal und ich war wieder mal dabei meinen Beruf auszuüben. Das heißt, dass ich dabei war den an mir vorbeigehenden Leuten ihren Geldbeutel etwas leichter zu machen. Eigentlich war ich gar nicht froh darüber, dass ich so tief gesunken war, aber die Umstände zwangen mich dazu. Ich war eine junge Lady von ungefähr 21 Jahren, die sozusagen Vollwaise war, seit ungefähr 8 Jahren. Meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt und mein Vater erlag einem unnartürlichen Tode. Er war Kapitän eines Warenschiffes gewesen und ich sah ihn eigentlich nur sehr selten, da er oft unterwegs war. Das Dumme war nur, dass die Warenschiffe nicht nur Waren, wie Nahrungsmittel oder Stoffe, sondern auch Gold in die umliegenden Kolonien transportieren mussten. Das zog natürlich jede Menge Gesindel an. Da ich weder Verbindung zu anderen Leuten, noch zu irgendeinem Verwandten hatte, erfuhr ich den Tod meines Vaters erst als ich zufällig in einer der Tagesberichte herumblätterte. Dort stand: "Überfall auf die Surinta. Keine Überlebenden. Kapitän hinterhältig erschossen." Von diesem Tag an war ich allein und hegte einen unglaublichen Groll gegen das sogenannte Gesindel der Meere, die Piraten. Da niemand für mich sorgte kam ich dazu zu stehlen. Ich schnappte gerade einem etwas altaussehendem Mann seinen Geldbeutel weg, als mir ein heruntergekommenes Schild auffiel: Waffenschmiede. Waffen! Das war mein Stichwort. Schon seit Kindesalter an, faszinierten mich Waffen. Vor allem Nahkampfwaffen. Warum? Keine Ahnung. Ich schob mich also an drei großgewachsenen Männern vorbei und stand dann vor der großen Holztür. "Vielleicht kann man da etwas abstauben.", sagte ich zu mir selbst und drückte die Tür auf, was keine leichte Angelegenheit war, das es sich um eine massive Eichentür handelte und ich solche Kraftanstrengungen in meinem Beruf nicht gewöhnt war. Es war eine Werkstatt, die ich wohl so noch nie gesehen hatte. Dort stand ein Heuwagen, ein Amboss mit Hammer und Feuerzange, ein Schürhacken lag in einem Schmiedefeuer und ihn der anderen Ecke stand ein kleiner, grauer Esel, der anscheinend irgendeine Maschine antrieb. Im Allgemeinen hatte ich keine Ahnung von solchem handwerklichem Unsinn, deshalb interessierte mich die ganze Gerätschaft wenig. Plötzlich hörte ich einen lauten Schnarcher und drehte mich blitzartig um. Ein alter, ziemlich verdreckt aussehender Mann lag schlafend auf einem Stuhl, mit einer Weinflasche in der rechten Hand und schnarchte so laut, dass mein Trommelfell erbebte. Ich stand immer noch starr mitten im Raum und beobachtete dieses schnarchende Ungetüm. Als ich sicher war, dass er wirklich schlief, fielen mir an einer hölzernen Halterung mindestens fünf blankpolierte Säbel auf. Ohne zu zögern ergriff ich den nächstbesten und schwang ihn elegant durch die Luft. Erst als ich den Säbel ruhen ließ bemerkte ich den Tumult auf der Straße. Was ist da den schon wieder los?, stöhnte ich in Gedanken und schlich zur Tür. Dort öffnete ich sie einen Spalt breit um hinaus zu sehen. Auf der Straße standen drei Wachen und ... ich erschrak, der alte Mann den ich vorhin bestohlen hatte. Dieser gestikulierte wild und versuchte anscheinend den Soldaten etwas zu erklären. Während ich die Szene beobachtete, drückte ich, ohne es zu bemerken, die Eichentür auf und fiel der Länge nach in den Staub der Straße. "Das ist sie! Genau das ist sie!", schrie der Alte und deutete dabei mit seinen knochigen Fingern auf mich. Kurz danach musste ich mich schnell aufrappeln, denn die drei Soldaten rannten samt geladenen Musketen auf mich zu. Schnell drehte ich mich um, rannte in die Schmiede zurück und verschloss die Tür mit einem Riegel. Hektisch sah ich mich in der Schmiede um. Auf der anderen Seite entdeckte ich, zu meinem Glück, einen zweiten Ausgang und sprintete darauf zu. "Wollen Sie etwas kaufen?". Erschrocken fuhr ich herum. Dort stand ein junger Mann mit, zu einem Zopf zusammen gebundenen, braunem Haar. Stotternt antwortete ich: "N ... nein danke. Ich wollte gerade gehen." "Aber warum nehmen sie nicht die Vordertür, gnädige Dame?", entgegnete er mir, obwohl man genau vernehmen konnte, wie die Soldaten versuchten die Tür aufzubekommen, "Oder sind Sie die, die gesucht wird?" Ich wusste nicht was ich sagen sollte. In diesem Moment wurde die Tür zur Schmiede aufgestoßen und die Wachen stürmten hinein. "Mr. Turner?", sprach einer der Männer, "Dies ist eine Diebin. Sie hat Leute ihres Geldes entledigt und Händlern ihre Ware entnommen. Wir müssen sie abführen." Der besagte Turner zuckte mit den Achseln und lies sie gewähren. Ich wurde unter seinem Hab-Ich`s-Mir-Doch-Gedacht-Blick geschnappt und zur Tür geschleift. "Deine Säbel sind klasse!", rief ich dem jungen Schmied noch entgegen, um das letzte Wort zu haben, bevor sie mich hinauf zur Festung schleppten. Gefangen Nachdem sie mich in einem großem Buch registriert und mir mein Todesdatum angesagt hatten, geleiteten sie mich einige Treppen hinauf, legten mir Handschellen an und zerrten mich wieder ein paar Stufen hinunter in einen Raum der reichlich stickig war. An den Wänden waren Zellen eingebaut. Sofort sah ich mich instinktiv nach einem Schlüssel um und bemerkte, dass, wie originell, dieser sich an einem Schlüsselbund befand, der wiederum im Maul eines Hundes steckte. Grob wurde ich in eine leere Zelle gestoßen, danach sah ich mich entnervt um. In der Nebenzelle saßen mehrere Männer, die wie Esel dreinschauten, als ich mich gegen die Gittertür lehnte, in der Hoffnung sie würde aufgehen. "Du bist ja eine Frau!", stellten einer dieser Kerle erstaunt fest. "Ach nein! Wie kommt ihr denn darauf?", fragte ich spöttisch. "Es ist nur so: Hier saß noch nie n´ Frau fest.", antwortete ein anderer, der anscheinend besonders daran interessiert schien, mich so schnell wie möglich in den Wahnsinn zu treiben. Um mich zu verteidigen erwiderte ich: "Vielleicht sind Frauen viel zu schlau um sich einlochen zu lassen." "Aber du bist es wohl nicht, oder?", der Mann kam noch näher an das Gitter, dass ihn von mir trennte und lächelte siegessicher, wobei man seine vergoldeten Zähne sehr gut erkennen konnte. "Wahrscheinlich nicht, aber ich habe das hier um wieder rauszukommen!", triumphierend hob ich den Schlüsselbund hoch, den ich dem Hund aus seinem Maul geschnappt hatte, bevor ich in die Zelle gesperrt wurde. Die Männer in der Nebenzelle bekamen ihre Münder vor Erstaunen nicht mehr zu. "Wie hast du das denn geschafft?", sagten sie und drückten sich noch näher an die vergitterte Zellwand. Sie waren so nah, aber doch so fern von ihrer Erlösung. "Weibliche Fingerfertigkeit.", erwiderte ich, sah mich um und schloss dann schnell das riesige Schloss an der großen Gittertür auf. "Byebye!", rief ich mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht, das ich mir einfach nicht verkneifen konnte und lief hinaus in Richtung Zinnen. Draußen angelangt sah ich mich erneut um und was ich sah gefiel mir ganz und gar nicht: Vor mir tat sich ein Abgrund auf, der im Meer endete, und zwar in einem Meer das zwischen zahlreichen Felsen und Vorsprüngen zischte und schäumte. "So ein Mist!", sagte ich und in mir kochte Verzweiflung hoch. Bis hierhin hatte ich es also geschafft. Bis hier hin und nicht weiter. Eigentlich hatte ich nie vor so zu enden, aber in diesem Moment zog mein gesamtes Leben an mir vorbei. Ich wusste ziemlich genau, dass ich aus dieser Zwickmühle wohl nicht mehr entkommen würde. Mitten in meinen Erinnerungen riss mich ein Ruf zurück in die Realität: "Stehen bleiben! Sie haben hier nichts zu suchen!!!" Hinter mir kamen ein paar Wachen angerannt und hoben ihre Musketen gegen mich. Dies machte meine Flucht nahezu unmöglich, also machte ich Anstalten mich zu ergeben. Plötzlich passierte mir ein Missgeschick. Ich machte vor lauter Aufregung einen Schritt zurück und somit schon einen Schritt zu weit. Ich verlor den Halt und sah nur noch, dass sich die Zinnen der burgähnlichen Anlage entfernten und die gefährlichen Felsen in der Brandung näher kamen. Der Aufprall war schmerzhaft, aber nicht tödlich, denn ich war, was für ein Glück, zwischen die Felsen gefallen. Als ich mich wieder gefangen hatte, tauchte ich auf, schnappte mir ein zufällig vorbeitreibendes Stück Holz und versuchte ein sicheres Plätzchen anzusteuern, aber mich verließen bald die Kräfte und ein warmer karibischer Wind trieb mich von Jamaika weg auf den weiten Ozean hinaus. An Bord der Black Pearl Ich war wahrscheinlich stundenlang bewusstlos gewesen. Jedenfalls stieß ich irgendwo auf dem Ozean auf ein Schiff. Erleichtert versuchte ich mit der Hand Zeichen zu geben, verlor dabei aber den Halt, rutschte vom Brett und begann langsam, aber sicher unterzugehen. Wer mich rettete wusste ich nicht, aber auf jeden Fall erwachte ich an Bord des Schiffes und spuckte dem ersten Menschen, den ich sah, eine volle Ladung Salzwasser ins Gesicht. Es war ein etwas älterer Mann mit weißem Bart. Ohne auf die herumstehenden Leute zu achten, sah ich mich um. Große, schwarze Segel; lange Masten und ... Keine Flagge!! Blitzartig richtete ich mich auf und schrie, so laut wie es mir meine verbliebenden Kräfte erlaubten, dem nächstbesten Mannschaftsmitglied in die Ohren: "Unter welcher Flagge segeln Sie?" "Lady, dass können wir Ihnen nicht sagen. So setzen Sie sich doch wieder!", rief eine Frau mit langen schwarzen Haaren und einem großem Strohhut auf dem Kopf, die ich erst jetzt wahrgenommen hatte und die das einzige weibliche Mannschaftsmitglied zu sein schien. Plötzlich, ohne das ich mich weiter zur Wehr setzen konnte, verlies mich schlagartig ein weiteres Mal meine Kraft. Ich kippte um und alles vor meinen Augen wurde wieder schwarz. Als ich das zweite Mal aufwachte befand ich mich schon wieder in einer Zelle. Nach kurzer Besinnung merkte ich, dass das Schiff gehörig schaukelte. Da ich noch nie auf einem Schiff war, geschweige denn darauf vorbereitet war, wurde mir augenblicklich schlecht und mir blieb nichts anderes übrig als laut um Hilfe zu schreien und mir dabei zu verkneifen, mich augenblicklich zu übergeben. Ich hörte erst auf zu schreien als ich Schritte wahrnahm. " Was ist Lady? Es tut mir leid, dass wir Sie so behandeln müssen, aber es ist zu unser aller Sicherheit.", die junge Frau die ich vorhin an Deck gesehen hatte kam zu mir ans Gitter. "Darf ich sie darüber informieren, dass ich unter Seekrankheit leide? Wenn ich darf, möchte ich gerne an die Reling.", erwiderte ich und musste mir den wieder aufkommenden Brechreiz verkneifen. "Lady ich weiß nicht ob ..., der Captain hat angeordnet, dass sie hier bleiben sollen ... aber wenn sie natürlich auf das Parler-Recht bestehen ..." "Parler!", würgte ich hervor und die junge Frau schloss rasch das Schloss auf, damit ich an Deck rennen und mich an der Reling ausgiebig übergeben konnte. Captain Jack Sparrow Nachdem ich meinen Magen restlos entleert hatte, geleitete mich die schwarzhaarige Frau, deren Namen ich immer noch nicht kannte, zum Captain, wie sie ihn nannten. Dieser stand, mit dem Rücken zu mir gewannt, neben dem Steuer. "Captain?", die Frau schob sich an mir vorbei, "Die Person, die wir gestern aufgefischt haben, ... sie hat auf das Parler-Recht bestanden." Plötzlich hörte man ein leises Klicken und schon hatte ich einen langen Revolver auf der Stirn. "Oh, Pardon! Sie sind ja eine Lady! Anamaria! Verdammt, ich hätte sie fast über den Haufen geschossen!" "Aber Jack ...",antwortete die Frau, die immer noch neben mir stand. "Kein aber! ... Lady? Verzeihen sie mir, aber ich stehe momentan unter großem Stress.", erwiderte er als Entschuldigung, als ob mich das beruhigen würde. "Anamaria? Sie ist unser Gast. Gib ihr etwas zu trinken und zu essen ... Ach, und eh ich's vergesse, eine Koje natürlich auch. Ich spreche dann später mit ihr." Danach entfernten Anamaria und ich uns. Als wir über Deck gingen fragte ich aufbrausend: "Sie haben ihm nicht gesagt, dass ich eine Frau bin? Oh, mein Gott! Er hätte mich beinahe erschossen!!!" "Nun ja, ich bin noch nie dazugekommen. Er ist halt sehr temperamentvoll.", antwortete sie etwas verlegen. "Sehr temperamentvoll?", empört fuhr ich herum um sie eines besseren zu belehren, aber mich überfiel ein weiteres Mal diese Übelkeit und wenige Sekunden später hing ich schon wieder würgend an der Reling. Nach dieser eher etwas peinlichen Aktion folgte für mich ein Problem nach dem anderen: Es stellte sich heraus, dass das Schiff auf dem ich fuhr ein Piratenschiff war. Das hatte ich mir schon gedacht, denn das Parler-Recht ist eines der Piratengesetze. Dann war da noch das mit der Koje. Nun ja, es war keine mehr frei. War klar. Bei meinem Glück! Ich musste also woanders schlafen, aber wo? Maria, wie ich ab jetzt Anamaria nennen werde, hatte beim Captain einen Ehrenplatz im Frachtraum ausgehandelt. Zwischen Stapelweise Kisten zu schlafen, prägte nun mal nicht meine Vorstellung von einem gemütlichen Abend, aber: C´est la vie! Wenn man alles, einschließlich meiner Übelkeit, zusammen nimmt, bekommt man doch schon eine ganz andere Einstellung von Sonne, Strand und Meer. Ich saß also im Frachtraum fest und krübelte vor mich hin: Na ja, eins an der ganzen Sache war gut, nämlich dass ich weit, weit weg von Port Royal war. Aber das war auch das einzige. Nach einer weiteren Attacke meiner Seekrankheit eilte ich erneut an Deck. Nach dieser, jetzt fünfminütigen, Handlung blieb ich sicherheitshalber an der Reling. Aber noch mehr als die ständige Übelkeit, wollte ich meine vielen Fragen loswerden. Als ob er meine Gedanken lesen konnte, kam der Captain geradewegs auf mich zuspaziert, um mich dann mit seinem stechenden Blick an das Geländer zu nageln. Wie er aussah? Schmales, gebräuntes Gesicht mit schwarz untermalten, durchdringenden, braunen Augen. Ebenfalls schwarzes, überschulterlanges Haar mit allerlei Perlen. Er hatte ein rotes, am Ende ausgefranstes bis an die Augenbrauen gezogenes Tuch und einen Dreikant auf dem Kopf. Und ansonsten hatte er ein typisches Piratenoutfit an, mit einigen Utensilien wie einem Säbel, einer Pistole und einem Kompass am Gürtel. "So Mylady. Es wird Zeit Sie über ihre jetzige Lage zu informieren. Dies ist die Black Pearl", er machte eine ausschweifende Handbewegung und kehrte dann wieder mit seinem Blick zu mir zurück: "Wie sie schon erfahren haben ist sie ein Piratenschiff und wenn ich bemerken darf ein sehr gutes. Wir nehmen gerade Kurs auf Port Royal und ... " Als ich diesen vielsagenden Satz hörte rutschte mir das Herz in die Hose, bzw. in die Kleidspitzen. Port Royal? Wieso Port Royal und nicht Tortuga oder irgendetwas anderes. "P-Port Royal? Ja, aber da komm ich doch gerade her!", antwortete ich ohne auf den verwirrten Blick des Captains zu achten. " Na das ist doch klasse da können Sie doch gleich bleiben, aber nur wenn sie uns in Ruhe wieder abhauen lassen, ansonsten muss ich Sie bei unserer nächsten Begegnung Kielholen lassen.", der Captain schien nichts zu verstehen, also antwortete ich aufgebracht: "Nein, nein! Bloß nicht! Ok. Ich gebe zu ich bin vielleicht doch nicht so damenhaft wie Sie denken. Ich ... Ich bin eine Diebin. Eine kleine, dreckige Diebin!" Komischerweise schien ihn das zu erfreuen: "Heh! Willkommen ihm Club!!!" Aber das war nun wirklich zu viel. Dieser Kerl verglich mich doch wirklich mit diesem Gesindel von Piraten. Empört drehte ich mich um und stapfte wütend auf die Lucke zum Frachtraum zu. "Halt!", mit schnellen Schritten kam der Captain auf mich zu: "Wir haben uns noch nicht vorgestellt!" Ich drehte mich entnervt zu ihm um und antwortete auf diese unpassende Frage: "Müssen sie von jeder Frau den Namen wissen?" "Eine Leidenschaft von mir.", mit festem Blick blieb er vor mir stehen, nahm meine Hand und drückte einen Begrüßungskuss darauf: "Captain Jack Sparrow und Sie?" "Lady Fox.", sagte ich bevor ich meine Hand wegzog und schleunigst im Laderaum verschwand. Familie Turner Im Laderaum verschanzte ich mich erst einmal hinter einem Haufen von Fässern um nachzudenken. Ok. Meine Lage sah so aus: Ich wurde gerettet, war also noch am Leben, befand mich aber auf einem Piratenschiff, das geradewegs auf das Gebiet zusteuerte aus dem ich doch erst geflohen war. Das war wirklich eine verzwickte Lage und ich wusste vorerst nicht wie ich mich daraus wieder befreien sollte. Also musste ich mir schnell einen Ausweg einfallen lassen. Nach einiger Zeit fiel mir tatsächlich einer ein, aber es war der blödeste, aber auch einzigste Ausweg der einem in dieser Lage einfallen konnte. Um ihn auszuführen musste ich so schnell wie möglich handeln, denn von oben hörte ich einen Ruf, der mir trotz meiner Unwissenheit über die Seefahrt einiges sagte: "Land in Sicht!!!" Jetzt wurde es langsam eng. Ich rannte an Deck und steuerte dabei auf den Bug zu, an dem der Captain mit einem ausgefahrenen Fernrohr stand und in Richtung Land blickte. Bevor ich aber die Stelle erreichen konnte, an der er stand, musste ich mich noch ein weiteres Mal über die Reling hängen. Jack Sparrow war in der Zwischenzeit auf mich aufmerksam geworden und schien nur darauf gewartet zu haben, dass ich an Deck kam: "Ich hätte da nur noch eine Frage: Was sollen wir jetzt mit ihnen machen? Da gebe es einige Möglichkeiten. Erstens wir liefern sie der Royal Company aus, zweitens wir lassen sie vor Port Royal über Bord gehen oder drittens ..." " ... sie integrieren mich in ihre Mannschaft.", unterbrach ich ihn hektisch. "Wie bitte?" ,erwiderte er halb verwundert, halb geschockt. "Wenn sie mich den Soldaten ausliefern, werde ich gehängt und wenn sie mich über Bord gehen lassen, werde ich entweder an Land geschnappt und gehängt oder ich ertrinke, was mir auch missfallen würde. Also werde ich einfach Pirat und bleibe hier, dass k--" "Nun mal langsam. Sie wollen was?", Sparrow war sichtlich aufgeregt. Also wiederholte ich langsam: "Ich-will-Pirat-werden." "Na klar doch!", er brach in schallendes Gelächter aus: "Also Sie wollen Pirat werden? Das ist bei weitem nicht so einfach wie Sie denken Lady! Sie müssen bestimmte Prüfungen bestehen und ..." "Ja, ja, ja. Hauptsache ich muss nicht für den Rest meines in einer stickigen Zelle herumwegitieren und darauf warten das mir endlich der Strick um den Hals gelegt wird.", erwiderte ich flehend. "Das ist ja alles schön und gut, aber ich fürchte wir müssen doch in Port Royal Halt machen. Wir haben fast keinen Proviant mehr, geschweige denn Munition und Wasser, aber meinetwegen, Sie können ihre Prüfung, nachdem wir Port Royal verlassen haben, ablegen. Eigentlich habe ich es nicht so gerne wenn ich so viele Mannschaftsmitglieder an Bord habe, aber ich bin mir sicher das eine Lady wie Sie unsere Prüfungen nicht bestehen kann.", lächelnd wandte er sich von mir ab, um seine Befehle über das Deck zu schicken. Ich war baff. Dieser Kerl hatte also immer noch vor nach Port Royal zu fahren und hatte sich obendrein noch anmaßen lassen mein Können in den Schatten zu stellen. Obwohl er auch Recht hatte. Was mein fachmännisches Wissen anging, war das einzige was ich wusste, dass die Schifffahrt definitiv nichts für mich war. "Ok Männer ... und natürlich auch Frauen! Wir müssen versuchen so viel Proviant aufzutreiben, dass wir mühelos nach Tortuga schippern können. Und denkt dran keine Toten oder Gefangenen! Das können wir uns momentan nicht leisten.", betonte der Captain noch einmal bevor wir die Beiboote vor der Küste Jamaikas ins Wasser zu ließen. Es war stockdunkel, deshalb nahmen wir neben den Säcken für den Proviant auch noch Fackeln mit. Bevor wir geankert hatten, hatte ich noch einmal mit dem Captain darüber diskutiert ob ich nicht an Bord bleiben könne, aber der wollte mich tatsächlich mit dabei haben, weil, wie er sagte, meine diebischen Fähigkeiten benötigt werden könnten. Wahrscheinlich würde er mich beobachten, damit ich nicht auf die Idee kam ihnen die Wachen auf den Hals zu hetzen, obwohl ich wohl kaum so dämlich sein würde, um mich freiwillig den Soldaten auszuliefern. Also glitten wir leise in den Beibooten, hinüber in den Hafen von Port Royal und schleppten dann mühsam die Boote den Strand hinauf, um sie dann hinter einigen dicken Büschen und Palmen zu stapeln. Ein Teil der Mannschaft war auf der Black Pearl zurückgeblieben. Andere blieben bei den Beibooten, aber die meisten hatten sich bewaffnet und stürmten nun in die Stadt. Natürlich hatte man mir aus Sicherheitsgründen keine Waffe hinterlassen und so musste ich mit äußerster Vorsicht vorgehen. Der Captain hatte mir zuvor mitgeteilt, dass ich mich selber um eine Waffe kümmern sollte. Ich wusste schon genau wo ich meinen Säbel herbekommen konnte. Genau meine beliebte Waffenschmiede!!! Diesmal war ich auf alles vorbereitet. Wenn mir dieser Meisterschmied auch nur in die Quere käme, würde ich es auf einen Kampf ankommen lassen, immerhin habe ich früher nicht umsonst stundenlang mit dem Säbel meines Vaters geübt. Rein aus Interesse natürlich. In der Schmiede lief alles glatt, obwohl ich es diesem Grünschnabel gerne heimgezahlt hätte. Ich schnappte mir einen der Säbel, den ich mir sorgfältig ausgewählt hatte und eine passende Schwertscheide, die ich zusammen mit dem Säbel unter mein Kleid stopfte. Man glaubt kaum wie viel Platz unter so einem Stück Stoff ist. Als ich vor die Tür trat, entdeckte ich Jack, der sich schnell durch die engen Gassen bewegte. Da ich schon immer ein sehr neugieriger Mensch war, folgte ich ihm heimlich. Es dauerte einige Minuten, bis sein Weg am Haus des Gouverneurs endete, das ich schon oft von der Stadt aus gesehen hatte. Dieses Haus war zweifellos das prachtvollste in der ganzen Stadt und ich fragte mich schon immer ob an den Gerüchten, dass es dort goldene Wandleuchter und silbernes Besteck gab etwas dran war. Durch den Krach, den die Mannschaft ausgelöst hatte, waren die Hausbesitzer aufgewacht, aber Jack schien das nicht zu stören. Er stolzierte geradewegs auf die Tür zu und ... klopfte an!!! Ein paar Sekunden später hatte er eine Schwertklinge auf der Brust. Meine Blicke tasteten sich am Säbel hinauf und blieben am Gesicht eines jungen Mannes hängen. O mein Gott!!! Der Schmied! Ich wäre fast vor Schreck aus meinem Versteck hinter einem Busch hervorgesprungen. Aber als dieser Möchtegernheld Jack auch noch freudig begrüßte, verstand ich gar nichts mehr. Was suchte so ein Schmied in einem so großem Haus? Woher kannte er Jack? War er auch ein Pirat? Die beiden redeten aufgeregt miteinander, aber ich konnte sie von meinem Versteck aus nicht belauschen. Also tastete ich mich langsam näher. In diesem Moment bat der junge Mann Jack hinein. Ich stand auf und sah mich nervös um. Sollte ich ihnen folgen? Ich hatte saubere Kleidung an und meine Haare waren fein säuberlich zu einem komplizierten, aber doch sehr schönen Gesteck zusammengefasst. Manchmal hatte ich mich schon gefragt, warum ich mir jeden Morgen diese Mühe machte. Selbst wenn man auf einem Piratenschiff festsitzt, aber jede Frau hat ihre Macken. Wahrscheinlich würde es beim Personal nicht besonders auffallen, da dieses sowieso schon aufgeregt im Haus herum rannte. Die Tür war zu meinem Erstaunen nur angelehnt. Von meiner Neugier getrieben machte ich einige vorsichtige Schritte in das prachtvolle Haus und bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Das Gebäude bestand aus unzähligen Korridoren, Treppen und Zimmern, die mit Wohnutensilien wie Spiegeln, Kerzenleuchtern, verzierten Möbelstücken und kostbaren Vasen nur so übersäht waren. Wie ich es mir gedacht hatte hetzte das Personal in Panik an mir vorbei, ohne mich auch nur im Geringsten zu beachten. Vor lauter Begeisterung für das Haus hatte ich den Captain aus den Augen verloren und sah mich deshalb suchend um. Ohne Orientierung rannte ich durch das ganze Gebäude, bis ich plötzlich Stimmen hörte. Langsam tastete ich mich an eine der vielen großen Türen heran, hinter der die Stimme am klarsten zu hören war und lauschte. Doch bevor ich etwas interessantes heraus finden konnte, riss man schon die Tür auf und ich war in voller Lebensgröße zu sehen. "Du?", sagten die beiden vor mir sitzenden Männer gleichzeitig und sahen sich kurz darauf verwundert an. "Woher kennst du sie, Will? Du hast doch nicht etwa?", harkte Jack nach. "Wie bitte? Ich würde nie im Leben ... ich bin nicht der Typ für so was, Jack! Sie hat versucht mich zu bestehlen!" "Aha! Du scheinst ja solche Situationen regelrecht anzuziehen.", sagte Jack vergnügt, aber das Lächeln verschwant kurz darauf spurlos: "Was machen Sie eigentlich hier, Lady? Sie wollen mich doch nicht ausspionieren, oder?" "Nein, nein! Ich habe mich bloß gefragt, was ein Schmied in einem solchen Haus zu suchen hat.", antwortete ich ein wenig überrascht. Aber diese Antwort entsprach durchaus der Wahrheit, wenn auch nicht der ganzen. "Und woher kennst du sie, Jack?", fragte der besagte Will, der sich nicht besonders für Jack´s Befürchtungen zu interessieren schien. "Nun ja, die Geschichte dürfte etwas lang ausfallen, aber ...", mitten im Satz wurde Jack unterbrochen. Ein Aufschrei entfuhr dem Mund einer bildhübschen Frau, die gerade hinter mir aufgetaucht war: "Jack??? Was soll das? Was willst du hier? Will, was ...?" "Elisabeth, ich kann dir alles erklären. Jack will nur ...", versuchte Will hektisch zu erklären, aber anscheinend zeigten seine Versuche keine Wirkung. "Jack! Du hattest geschworen dich nicht mehr in unser Leben einzumischen!", erwiderte Elisabeth. "Hab ich das? Wie auch immer, wir brauchen nur Munition und Proviant dann rücken wir ab ... versprochen!", legte der Captain fest, dann sah er mich an: "Da wir jetzt ja alle so schön beisammen sind, können wir uns ja vorstellen: Das ist Elisabeth Turner, das ist William Turner und das ist Lady Fox ... ihren Vornamen hat sie mir noch nicht verraten.", reihum deutete er auf die besagten Personen. Anscheinend hatte Mrs Turner hatte meine Anwesenheit vor Aufregung erst jetzt bemerkt. "Eine Frau? Jack! Auf welche Ideen kommst du denn noch? Ist sie eine Geisel?", verwirrt sah Elisabeth zwischen mir und Jack hin und her. "Madame, dürfte ich bemerken, dass diesen Mann keinerlei Schuld trifft, aber Einzelheiten kann ich ihnen nicht anvertrauen.", bemerkte ich mit meinem freundlichsten Ausdruck, ohne dabei zu Jack zu sehen, der mir mit hastigen Gesten zustimmte. "Trotzdem das ist keine Gesellschaft für eine Dame. Kommen sie mit! Ich werde ihnen alles erklären." Während sie mich aus dem Zimmer geleitete, sah sie den beiden Männern noch einmal scharf in die Augen, schlug dann die Tür zu und zeigte mir den Weg zum Esszimmer. Elisabeth Turner war mir schon, als ich sie das erste Mal sah, sehr sympathisch. Aus ihren Augen sprühte eine solche Entschlossenheit und ein solcher Mut, dass man denken könnte, sie würde jeden anfallen, der ihr in den Weg kam. Andererseits hatte sie auch ein sehr freundliches Lächeln, als würde sie ihr ganzes Leben nur glücklich sein. Seit dem Zeitpunkt unserer ersten Begegnung wusste ich, dass ich in ihr, genauso wie in Maria, eine sehr gute Freundin gefunden hatte. Nachdem ich mich gesetzt hatte fing sie auch schon an zu besorgt zu fragen: "Was haben sie mit Ihnen angestellt? Sind Sie verletzt oder ...?" "Stopp, Stopp!!! Ich möchte erst einmal etwas klarstellen: Sie haben mich gerettet und haben mich, na ja, auch einigermaßen gut behandelt. Aber das ...",versuchte ich zu beenden. "Gerettet wovor?", nun sah ich eine gefährliche Neugier in Elisabeth´s Augen aufblitzen. "Nun ja ich bin ... ich bin hinter schwedische Gardinen geraten ... im Gefängnistrakt, oben am Hafen ... da habe ich halt den direkten Weg gewählt und der Captain hat mich dann aus dem Ozean gefischt." "Sag bloß, dass du vorher in einer Schmiede warst und dass mein Mann, der Schmied Ihre Flucht verhindert hat.", grinsend stand sie da. Ich wusste nicht was daran so lustig sein sollte. "Woher wissen Sie das?", erwiderte ich mit einem verwunderten Gesichtsausdruck, der aber im Vergleich zudem den Elisabeth danach zog, ziemlich harmlos war. "Ist das wahr? Ich meine, die ganze Geschichte. Aber warum sind Sie jetzt immer noch bei Jack?", fragte Elisabeth etwas zu aufdringlich und da ich sowieso keine Fragen mochte, war ich auch zum ersten Mal erleichtert als Sparrow in das Zimmer gestürzt kam. Ohne auch nur irgendeine Gefühlsregung zu zeigen sagte er ernst: "Wenn Sie nicht hier bleiben wollen, würde ich an Ihrer Stelle keinen Kaffeeklatsch veranstalten, sondern meinen Hintern in Richtung Schiff bewegen." Entgeistert starrte ich ihn an und da er es eilig zu haben schien, erwiderte er noch schnell: "Ich möchte mich für meinen Ton entschuldigen, aber wenn Sie erst mal zur Mannschaft gehören, was nie passieren wird, werden sie sich daran gewöhnen müssen ... und nun beeilen Sie sich!" Ohne weiter nachzudenken rannte ich dem völlig aufgeregten Jack hinterher und lies Elisabeth, deren Gefühle sich irgendwo zwischen total verwirrt und einfach fertig befanden, im Esszimmer stehen. Ich hetzte dem Captain durch ganz Port Royal hinterher und war deshalb, als wir bei den Beibooten ankamen, am umkippen, denn es ist gar nicht so leicht mit einem fußlangem Kleid eine solche Strecke zu rennen. Als ich endlich neben Jack stand, war dieser gerade dabei ein Boot ins Wasser zu schieben. Mit letzter Kraft hievte ich mich in das Beiboot und fiel erschöpft auf eines der Holzbretter, die zu meinem Glück als Sitzgelegenheit in jedem Boot eingebaut waren. Doch meine Ruhepause war nicht von langer Dauer, denn der Captain hielt es für nötig mir mit einem leichtem Lächeln auf den Lippen die Ruder in die Hand zu drücken. "Wir haben soeben Port Royal verlassen. Das heißt, dass Ihre Ausbildung jetzt begonnen hat." Mit einem verächtlichen Ausdruck im Gesicht sah ich, während ich kräftig ruderte, zu, wie sich Mister Jack Sparrow an den Bug des kleinen Kanns stellte und in Richtung Black Pearl spähte, wodurch das Boot leicht schwankte. Pirat oder Lady Trotz seines Versprechens, mich von jetzt an wie ein vollwertiges Mannschaftsmitglied zu behandeln ertappte ich Jack des Öfteren dabei, wie er mir leichtere Arbeiten gab, als den Anderen an Bord. Mir fiel auch auf, dass er mir gegenüber den etwas gepflegteren Ton behalten hatte und immer ein scharfes Auge auf mich warf. Maria hatte mir die Piratenprüfung noch einmal erklärt: Die Aufgaben wurden vom Captain bestimmt: Dazu gehören z.B. Umgang mit Waffen, Grundwissen über die Seefahrt und die Piratengesetze, sowie Bedienen eines Schiffes und das berüchtigte Mastklettern. Maria wurde als meine persönliche Lehrerin und Beraterin ausgewählt und brachte mir als erstes wichtige Begriffe und Gesetzte bei, die man als Pirat sehr gut gebrauchen konnte, danach lehrte sie mich die Segel zu hissen. Dies erwies sich als weitaus schwieriger als angenommen. Mein erster Versuch war eine einzige Lappalie: Ich sollte eines der weiter unten gelegenen Segel losmachen und da das Segel festklemmte, versuchte ich es, auf den Befehl des Captains hin, loszuschneiden und schnitt vor lauter Aufregung die falschen Seile durch. Kurz darauf wurde die Mannschaft unter gut 50m² schwarzem Segeltuch begraben. Vom zweiten Versuch will ich erst gar nicht reden ... Auf alles hatte Maria mich vorbereitet, bloß nicht auf das Mastklettern. Und da Jack dies wusste, war es eines der ersten Dinge, die er von mir verlangte. Mir wurde ja schon schlecht, wenn ich einen Mast nur von unten sah! So bekam ich ein mordsmäßiges Herzrasen, als ich vor dem höchsten Mast stand, den das Schiff zu bieten hatte und ich begann, an meiner Entscheidung Pirat zu werden, zu zweifeln. Das war wahrscheinlich die absolut blödeste Idee, die ich jemals hatte, denn bekanntlich waren Piraten Mörder und Banditen und ich, eine Fast-Lady, wollte doch ernsthaft versuchen die besagte Piratenprüfung, über deren Existenz sich streiten lässt, zu bestehen. Aber wenn ich jetzt kneifen würde, würde ich wahrscheinlich sehr schnell im Ozean oder auf irgendeiner einsamen Insel landen. Na ok, falls ich wirklich den Mut haben sollte dieses zu hohe Gebilde aus Holz zu erklimmen, würde das meine Überlebenschancen auch nicht verbessern. "Wat is nu?" Unsampft wurde ich aus meinen Gedanken geholt. Ich sah mich verängstigt um und bemerkte, dass die Mannschaft langsam ungeduldig wurde. Jack stand auf der Brücke und hielt das Steuer in der Hand, wobei sich ein siegessicheres Lächeln auf seinen Mundwinkeln bildete. Im Gegensatz zu mir schien er völlig entspannt zu sein. Ich kniff wütend meine Augen zusammen und schwang mich mit einem gewaltigen Satz in die Wanten. Während ich mich an den schneidenden Seilen hinauf mühte, hatte der Captain seinem ersten Matt das Steuer übergeben und stand jetzt, um die Situation besser beobachten zu können, bei der Mannschaft. Maria hatte mir zum Glück Matrosenkleider gegeben und ich hatte meine Haare unter einem roten Tuch zusammen geknotet damit sie mir nicht in die Augen fielen. Jack stand jetzt neben Maria und bemerkte selbstsicher: "Das ist ihr Ende. Schade eigentlich, ich bedaure etwas so gut geformtes zu verlieren." Maria stieß ihm wütend mit ihrem Ellenbogen in die Rippen und zischte dabei empört: "Ich habe mich nicht umsonst so abgerackert!" Als ich ungefähr die Hälfte meiner Strecke zurückgelegt hatte, wagte ich es das erste Mal nach unten zu sehen. Was keine allzu gute Idee war! Der Mast schwankte gehörig, und das Meer schien noch tiefer zu sein als sonst. Schnell richtete ich meinen Blick wieder auf die Seile vor mir und kletterte weiter. Bald aber gab es ein ernstes Problem: An der Großmarsrah wechselten die Webeleinen die Seiten und ich musste auf dieser langbalancieren um die andere Seite zu erreichen, um danach weiter bis auf die Großbramrah zu klettern. Aber da war dieser Abgrund. Ich hatte zwei Befürchtungen: Ins Meer zu stürzen und zu ertrinken oder, was noch schlimmer war, auf Deck zu fallen und na ja ... Jedenfalls klammerte ich mich an den schwingenden Mast und rutschte auf die andere Seite. Nach einer weiteren Kletterpartie hatte ich das Ende des Mastes erreicht und musste mich nun auf den Rückweg machen. Nach weiteren langen Minuten kam ich heil unten an. Ok, ganz heil überstand ich die Aktion nicht, denn kaum als ich an Deck ankam und die Mannschaft in Jubel ausbrach, wurde ich ohnmächtig und kippte, da ich an der Reling stand, über Bord. Nachdem man mich ein zweites Mal aus dem Atlantik gefischt hatte, setzte ich sogleich meine Prüfungen fort. Es war schon dunkel als ich den zweiten Teil dieser Aufgaben erfuhr. Ich musste die ganze Nachtwache übernehmen, was denn Rest der Mannschaft sehr freute. Der Captain persönlich hatte sich bereit erklärt das Steuer für den Rest der Nacht zu übernehmen, dies tat er wahrscheinlich nur um ein Auge auf mich zu haben. Da ich als Lady fast mein ganzes Leben nachts geschlafen hatte, bekam ich schon nach drei Stunden Schwierigkeiten wach zu bleiben. Während Jack ruhig das Steuer hielt und ab und zu, zu mir hinüber sah, sah ich auf das Meer hinaus und versuchte meine Augen offenzuhalten. Würde ich nicht in die Mannschaft aufgenommen werden, würde das zu wirklich ernsten Problemen führen. Um meine müden und schon reichlich wackeligen Beine zu schonen zerrte ich mir ein Holzfass an die Reling und ließ mich erschöpft nieder. Ich hatte dabei meinen Kopf dem Meer zugewandt, damit der Captain nicht sehen konnte wie ich langsam in einen tiefen Schlaf versank ... Tortuga Am nächsten Morgen wachte ich dadurch auf, dass mir eine Welle salziges Wasser ins Gesicht schwappte. Gerade noch rechtzeitig! Denn der Captain hatte seinen Posten auf der Brücke verlassen, um nach mir zu schauen. Ich versuchte so munter auszusehen wie möglich, aber ich konnte mir leider kein beherztes Gähnen verkneifen. "Na, müde?", mit einem schneidenden Blick begutachtete er mich und zwar von unten nach oben, wie es Männer bei Frauen so tun. "Keineswegs!", warf ich selbstsicher ein und versuchte seinen Blicken auszuweichen, "Wo soll's denn hingehen?" " Nach Tortuga. Dieser Ort dürfte ihnen bekannt vorkommen." Allerdings kam mir dieser Ort bekannt vor. Mein Vater hatte mir genug davon erzählt. Er hatte gesagt, dass die Marine noch nicht versucht hatte diese Insel zu finden. Den Geschichten der Seeleute zufolge, war Tortuga eine Pirateninsel voll mit Gesindel der übelsten Sorte. Das heißt, es war eine Insel die mir garantiert nicht gefallen würde. Also kann man sich ja vorstellen, dass ich sofort einen Protest einlegte, was aber Jack nur noch weiter ermutigte. "Das ist der dritte Abschnitt ihrer Prüfung, Lady. Und ich, für meinen Teil glaube nicht, dass sie diesen heil überstehen werden. Falls sie aber doch nicht gleich an der ersten Ecke erschossen werden, was ich sehr bedauern würde, werden ihnen die letzten Teile der Piratenprüfung sprichwörtlich den Verstand rauben.", kühlte mich der Captain ab bevor er mir den Rücken zudrehte um seine Befehle zu verkünden. Am späten Abend schallte der so verhängnisvolle Land-in-Sicht Ruf über Bord und mein, schon so aufgeregtes Herz, machte einen gewaltigen Sprung. Schon von weiten hörte man das Grölen, die Schüsse und die Gesänge, die ganz schön falsch klangen. Nachdem wir geankert hatten, stürzte die ganze Mannschaft freudig an Land. Eigentlich müsste ich auch froh sein, denn ich hatte endlich wieder Boden unter den Füßen, aber dieser Grund und Boden war hundertprozentig nicht nach meinem Geschmack. An jeder Ecke lungerten Trunkenbolde, Diebe, Mörder und ... Nutten, wenn ich mir diesen Ausdruck erlauben darf. Diese Frauen hatten ihren Busen bis zum Gehtnichtmehr hochgeschnallt und starrten mir misstrauisch nach. In der Zwischenzeit hatte ich die gesamte Mannschaft aus den Augen verloren und irrte jetzt völlig allein in diesem Albtraum herum. Immer wieder stolperte ich über besoffene Kerle oder wurde von wildfremden Männern in Bedrängnis gebracht. So ging das weiter, bis ich Maria entdeckte, die gerade eine Kneipe betrat. Ich drängte mich an den Menschengruppen vorbei und heftete mich an ihre Fersen. "Was machst du hier?", zischte Maria als ich mich neben ihr auf einen der wackeligen Holzschemel setzte. "Der Captain hat ...", versuchte ich ihr zu antworten, doch sie unterbrach mich mit einem verärgerten Ton. "Ich hab ihm doch gesagt dass er dich an Bord lassen soll, aber nein! Dieser verdammte Sturkopf!" Nachdem sie sich lang und breit über Jack beschwert hatte, griff sie zu einem Glas mit Rum und reichte es mir. "Feinster Rum. Wenn du jetzt in unsere Mannschaft kommst, wirst du dich an dieses Getränk gewöhnen müssen. Probier mal!" Misstrauisch starrte ich die stark alkalisch riechende Flüssigkeit an und nahm dann, immer noch zweifelnd, den Krug. Niemals zuvor hatte so etwas Widerliches meine Lippen berührt und ich muss sagen, danach hatte ich auch keine Lust verspürt noch einmal davon zu kosten. Kaum hatte ich nämlich einen Schluck dieses starken Alkohols zu mir genommen, verspürte ich einen brennenden Schmerz in der Kehle. Der Rum brannte sich wie Feuer seinen Weg durch meinen Körper und da ich als durchschnittlich feine Dame noch nicht mal ansatzweiße solch hochkonzentriertes Gesöff getrunken hatte, reagierte mein Organismus mit einem starken Hustenanfall. "Na bekommt dir wohl nicht, Süße?", hörte ich einige Männer sagen, die mich schon, seit ich in dieser Kneipe war, angafften. "Ich lad dich zu einem Glas Wein ein, wenn dir das lieber ist.", versuchte einer der Kerle mit mir anzubandeln. Ich hatte gestrichen die Nase voll von dieser beschissenen Insel und machte mich deshalb schleunigst auf den Weg in Richtung Ausgang, ohne mich noch einmal nach Maria umzusehen. Draußen angekommen, stiefelte ich schnurstracks zum Strand, um dort meine Ruhe zu finden. Am Strand angekommen, erwartete mich die nächste Überraschung: Mit einer Rumflasche in der Hand, saß Captain Jack Sparrow im schneeweißen Sand und sah auf die See hinaus. Ich wollte sofort Kehrt machen, da der Tag nicht noch schlimmer werden sollte, doch der Captain schien mich schon bemerkt zu haben. Jedenfalls drehte er sich langsam um und bat mich, mich zu setzen. "Sie leben ja noch!", sagte Jack gespielt überrascht, während er die fast leere Glasflasche an seine Lippen hob. Beim Gedanken daran, dass ich gerade mal einen Schluck Rum getrunken hatte, drehte sich mir der Magen um, aber ich zögerte nicht Jack meine Meinung zu sagen und zwar in einem sehr lautem Ton: "Natürlich lebe ich noch! Was haben sie denn erwartet? Verdammt haben sie Nerven mich noch so zu fragen!!! Sie schleppen mich auf diese verfluchte Insel und ich muss jede Minute um mein Leben bangen. Das ist wirklich sehr interessant!!!" Wahrscheinlich war er überrascht über meine plötzliche Attacke, jedenfalls war er sofort aufgesprungen und machte abwährende Gesten. Anscheinend musste ich einen sehr aggressiven Eindruck gemacht haben. "Ok, ok! Vielleicht war es ein Fehler Sie hierher zu bringen.", er fing sich schnell wieder und erwiderte dann: "Es währe wohl besser gewesen, wenn wir Sie in Port Royal gelassen hätten. Ihr Temperament ist wirklich unvorhersehbar, aber das ist nicht das Problem. Ich bin mir nicht mehr sicher ob ich Ihnen und vor allem mir solch eine Last aufbinden soll. Ich meine ich finde Sie sollten ihre Piratenprüfung abbrechen. Ein Piratenleben ist nicht gut für Sie, wenn Sie wissen was ich meine." "Aha, Sie machen sich also Sorgen um mich?", fragte ich skeptisch. "So könnte man das natürlich auch auffassen.", mit einem etwas verträumten Blick, der meiner Meinung nach vom Alkohol herrührte, sah er mich an und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. "Mein Gott, Sie haben es aber nötig.", erwiderte ich verächtlich und versuchte mich so schnell wie möglich und mitsamt meinen Befürchtungen und Problemen davon zu machen. Jack der sich wieder gesetzt hatte warf mir noch einen letzten Blick zu und entgegnete: "Passen Sie auf sich auf, Lady." Danach nahm er wieder seine Rumflasche zur Hand und ich stapfte verärgert weiter in Richtung Black Pearl. Legenden und Geistergeschichten Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlug, musste ich bemerken, dass ich es in der letzten Nacht nicht mehr bis zum Schiff geschafft hatte, denn ich lag alle Viere von mir gestreckt am Strand. Nicht weit entfernt von der Black Pearl. Dachte ich jedenfalls ... "Aaaahhhhhh!!!" Ein Schreckensschrei entfuhr mir und wie der Blitz stand ich auch schon auf meinen Beinen, denn das große Schiff war gerade dabei abzulegen. Fassungslos starrte ich auf den Ozean hinaus, bevor ich wild schreiend am Strand entlang rannte und mit den Armen verzweifelt Signale gab. Anscheinend hörte niemand meine Rufe und ich lies mich wieder in den weißen Sand fallen. "Da bist du ja endlich! Wo hast du gesteckt? Meine Güte, wir hätten dich fast hier vergessen." Blitzschnell drehte ich mich um und erkannte Maria, die aufgeregt auf mich zugerannt kam. "Ja, aber ...", verwirrt sah ich zwischen Maria und dem Schiff hin und her. "Jetzt reiß dich zusammen! Wir müssen los!" Maria schnappte mich und zerrte mich zu einem versteckten Boot, dass wir auch schleunigst ins Wasser schoben, um damit in Richtung Black Pearl zu rudern. "Was ist los? Warum die Eile?", fragte ich aufdringlich, während ich mich mit aller Kraft in die Riemen legte. "Ehrlich gesagt habe ich auch keine Ahnung, aber der Captain wird sicher seine Gründe gehabt haben.", versuchte mir Maria zu antworten, während die gewaltige Gestalt der Black Pearl immer näher kam. Als wir an der Breitseite des Seglers ankamen, ließen einige Mannschaftsmitglieder eine Webeleiter hinunter, an der Maria und ich hinaufklettern konnten. Oben angekommen, klopfte ich den an meinem Kleid hängengebliebenen Sand ab und blickte zufrieden seufzend in Richtung Insel. Das wäre überstanden! Aber mit einem Schlag fiel mir ein dass der Captain fester Überzeugung war mir das Leben schwer zu machen. Dies bereitete mir immer noch Sorgen. "Warum mussten wir so schnell aufbrechen", drängte Maria den Captain und die Mannschaft stimmte ihr mit Gemurmel zu. "Nun ja.", sagte er an die Mannschaft gerichtet, "Wir haben dasselbe Problem wie vor einigen Jahren." Verwirrt musste ich feststellen dass die Gesichter der anderen langsam an Farbe verloren und alle ungläubig Jack anstarrten. "W ... was?" Ich verstand die Welt nicht mehr. Was sollte ihnen solche Angst einjagen? "Das erklär ich Euch später, ich ..." "Ich weiß! Sie stehen momentan unter großem Stress." Mit rollend Augen und unter den Blicken der geschockten Mannschaft begab ich mich unter Deck, um mich von den Strapazen zu erholen. Mitten in der Nacht wurde ich plötzlich geweckt und mein verschlafener Blick fiel in zwei braune Männeraugen. Jack Sparrow kniete mit einer Fackel dicht neben mir und war gerade dabei mich wachzurütteln. Mit einem spitzen Schrei stand ich schnell auf den Beinen und drückte mich in die nächstbeste Ecke. Der Captain stand ebenfalls auf und trabte ganz allmählich zu mir hinüber. "Es tut mir zwar sehr leid Sie so geweckt zu haben, aber was ich Ihnen jetzt erzähle, sollten Sie unbedingt wissen, Lady." Mit einer gespielt ernsten Miene stellte sich Jack vor mich und sah mir tief in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick, aber nur ein wenig frecher, und antwortete: "Und Sie sollten wissen, dass man keine Frau auf eine Pirateninsel schleppen sollte." "Denken Sie ich mach es ihnen so leicht? Nicht jeder kann die Piratenprüfung bestehen! Aber das, was ich ihnen jetzt erzählen werde, wird ihnen noch einiges zu denken geben." Jack holte noch einmal tief Luft und erzählte dann weiter: "Also, vor ein paar Jahren segelten wir auf der karibischen See hinter unserem eigenem Schiff, der Black Pearl, her. Eine Mannschaft und ein Kapitän, deren Seelen noch schwärzer sind als die Nacht, hatten dieses großartige Schiff in ihren Besitz gebracht. Doch leider mussten wir feststellen, dass man diese Menschen nicht töten konnte." "Ach ja, und warum nicht? Waren sie Abgesannte des Teufels?" Ich keuchte spöttisch und kniff dabei die Augen zusammen. "Nein, aber so könnte man es natürlich auch ausdrücken, aber ...", Jack war jetzt so nah heran gekommen das ich seinen Atem spüren konnte, "Sie waren verflucht!" Auf einmal entfuhr mir ein lauter Lacher. "Also ich habe schon bessere Geschichten gehört!", sagte ich dann, immer noch mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Jack hatte sich ein paar Meter entfernt und schien jetzt noch ernster geworden zu sein: "Also Lady, sie werden schon sehen was ich meine. Ich weiß zwar nicht wie, aber die Verfluchten sind zurückgekehrt." Der Captain drehte sich um und stieg die Treppe hinauf und es wurde wieder dunkel. "Na das war ja ein Vortrag.", flüsterte ich zu mir selbst, während ich dem schwächer werdenden Schein der Fackel hinterher starrte. Ich wollte nicht länger über diese Geschichte nachdenken, also legte ich mich schlafen. Eine spektakuläre Rettungsaktion Am nächsten Morgen wachte ich mit einem gewaltigen Kopfbrummen auf. Warum wusste ich selbst nicht. Aber in mir stieg wieder die altbekannte Übelkeit hoch und zwang mich an Deck zu gehen. Als ich mich von der Reling wieder aufrichtete, hörte ich einen erstaunlichen Ruf: "Captain! Auf Neun Uhr. Eine Person auf der kleinen Insel!" Sofort stürzte die gesamte Mannschaft nach Backbord, um nach der besagten Person Ausschau zu halten. Aber das einzige was wir erkennen konnten , waren die schwachen Umrisse einer hilfesuchend winkenden Gestalt die am Strand einer vergleichsweiße kleinen Insel stand. "Kurs halten!", sagte der Captain gleichgültig und ich traute meinen Ohren nicht. "Kurs halten?", ungläubig wandte ich mich zu ihm um, "Diese Person braucht Hilfe! Wir können doch nicht ..." "Oh, doch! Das können wir! Und Sie als Mannschaftsmitglied sollten meine Entscheidungen respektieren. Wir können uns keinen zusätzlichen Ballast leisten.", antwortete der Captain stur. "Sie vergessen, dass ich noch kein Pirat bin und deshalb noch nicht Ihren Befehlen unterstehe. Ich werde diesem Menschen helfen. Ich mag zwar keine Ehre haben, aber einfach jemanden sterben zu lassen, kommt nicht in Frage!", mit einem letzten vernichtenden Blick drehte ich mich um und hechtete ohne Vorwarnung über die Reling ins Meer. "Sind Sie verrückt?", doch Jacks Stimme wurde vom ohrenbetäubenden Klatschen des Wassers übertönt. "Beidrehen, aber schnell!!!", er hatte seine Meinung wahnsinnig schnell geändert. Während ich seelenruhig zur Insel schwamm, herrschte an Bord große Aufregung. Als ich an der Insel ankam, blickte ich in zwei überglückliche, blaue Augen. Eine junge Frau, die ungefähr so alt war wie ich, mit strohblondem, langem Haar und einem recht hübschem Körper, sobald ich das als Frau beurteilen konnte, stand mir gegenüber. "Meine Güte bin ich froh, dass ich hier endlich wegkomme!", sagte die Frau und lief dann in Richtung Meer um das Schiff zu begutachten, was sie von hier wegbringen würde. Doch kaum erblickte sie die Black Pearl, verfiel sie in eine Art Schockzustand und ihre Augen weiteten sich. "Oh nein! D ... die Black Pearl!" Die arme Frau sackte nun entkräftet zusammen und ich stand hilflos neben ihr. Zum Glück kam Jack , der gerade mit einem Ruderboot hinüber gepaddelt war, auch schon zur Hilfe. Er eilte zu uns hinüber, um mir eine Gardinenpredicht über mein Verhalten zu diktieren und um danach erst festzustellen, dass es sich bei unserer Person um eine Frau handelte. "Wenn ich jetzt noch eine Frau mit an Bord nehme, kann ich ja genauso gut mein Schiff selber versenken." "Mister Sparrow, ihren Pessimismus begraben sie mal lieber! Dieses Mädchen kommt mit, egal wie viel Ärger wir am Hals haben!" Wiedereinmal hatte ich große Mühe ihm nicht gleich an die Gurgel zu springen. Als wir die junge Frau zum Boot trugen wechselte ich das Thema: "Warum eigentlich sprechen alle so ehrfürchtig von der Black Pearl?" "Das, Lady, hängt wieder mit der Geschichte zusammen die ich ihnen erzählt habe!" Mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck legte er den entkräfteten Körper der Lady in das Ruderboot. "Erzählen sie mir bloß nichts davon!", mit einem Seufzer lies ich mich neben das Ruder fallen und sah diesmal zu wie Captain Jack Sparrow dieses ergriff und mit einem ärgerlichen Gemurmel in Richtung Schiff ruderte. Der Captain übertrug mir, als wir zurück an Bord waren, die Verantwortung für "das Stück Treibholz", wie wir die blondhaarige Lady nannten, weil wir ihren Namen nicht kannten. Sie war nicht sehr begeistert von der Tatsache sich auf einem Piratenschiff zu befinden. Wir hatten sie deshalb aus Sicherheitsgründen in die Zelle unten im Bauch des Schiffes gesperrt und ich brachte als einzige jeden Tag Essen und Wasser mit hinunter. Eines Tages brachte ich wie gewöhnlich das Essen, aber die Zelle war leer und schlagartig wurde mir klar, dass ich letztes Mal nicht abgeschlossen hatte. Der Captain wird mich wahrscheinlich um einen Kopf kürzer machen! Doch um mir weiter Sorgen zu machen blieb keine Zeit, denn mit einem lauten Kampfschrei stürzte sich jemand auf mich. Gerade noch rechtzeitig machte ich einen Satz zur Seite und rollte mich über die Schulter ab. Während ich mich aufrichtete zog ich meinen Säbel unter dem Gewannt hervor und erwartete den nächsten Angriff. Ein paar Sekunden später sauste schon ein langer Holzstab auf mich herab und versetzte mir einen gewaltigen Stoß. Das Mädchen, was wir aufgesammelt hatten, drückte mich an eine Wand und den Stab an meine Kehle ... und erschrak: "Sie sind's!" "Was hätten sie getan wenn's ein anderer gewesen währe?", röchelte ich nach Atem ringend. Mein Herz befand sich an diesem Zeitpunkt irgendwo ganz weit unten und mein Puls war auf 180. "Kommen Sie! wir verschwinden von hier! Ist die Luft da oben rein?", sie drückte mir plötzlich ihre Waffe, also den Holzstab in die Hand und zog mich hinter sich her. "W ... was? Was wollen Sie?", entgeistert sah ich ihr in die Augen. "Wir werden abhauen. Sie sind doch auch hier gefangen ... oder?", ihre Stimme wurde immer leiser und versagte letzten Endes völlig, "Sie sind gar nicht hier gefangen nicht war? Sie sind selber eine von denen!" "Beruhigen sie sich! Es gibt keinen Grund gleich handgreiflich zu werden. Ich meine, w ... wir haben sie doch gerettet, oder nicht?", erwiderte ich, als die Lady sich mir mit zornigem Gesichtsausdruck näherte. "Das haben Sie, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich auf einem Piratenschiff landen würde. Was werden Sie mit mir machen?" "Das kann nur der Captain entscheiden. Und ich wüsste nicht wie ich seine Entscheidung noch beeinflussen könnte!", mit einem gewaltigen Schwung hielt ich ihr den Säbel unter die Nase um mehr Abstand zu gewinnen, da ich bemerkt hatte, dass sich die Situation zugespitzt hatte und um sie abzulenken stellte ich die wahrscheinlich unpassenste Frage: "Wie heißen sie? Da es sich wahrscheinlich um einen etwas längeren Aufenthalt handeln dürfte, würde ich das gerne wissen!" "Liss Carvicain. Und sie?", konterte Liss. "Lady Fox." "Haben Sie auch einen Vornamen?", mit einem verwunderten Lächeln auf dem Gesicht wich sie langsam zurück. "Oh doch, aber ich glaube, das tut nichts zur Sache. Ich wäre gerne bereit für Sie ein gutes Wort beim Captain einzulegen, aber nur, wenn sie nicht wie ein wildes Raubtier über sämtliche Mannschaftsmitglieder herfallen." "Einverstanden.", und mit einem letzten Schritt stand sie wieder in ihrer kleinen Zelle. "Sie werden schon sehen, wir verstehen uns. Und das hier nehme ich mal besser mit!", mit dem langen Holzstab in der Hand lief ich schleunigst hinauf auf Deck, um Jack über einiges aufzuklären, soweit das möglich war. Schwerterklingen und Pistolenkugeln Mit einem alttäglichem Gesichtsausdruck kam ich oben an und bemerkte erst nach einigen Schritten, dass die gesamte Mannschaft mich anstarrte. "Was ist denn?". Irritiert blickte ich hin und her. Der Captain hatte ein sampftes, mir bisher unbekanntes Lächeln aufgelegt: "Haben Sie beschlossen das Deck zu säubern? Oder warum haben Sie einen Besen in der Hand?" "Wie ... wie bitte?", ich warf einen kurzen Blick nach dem langen Stab mit dem man mir beinahe die Luftröhre abgedrückt hatte und musste mir schleunigst eine gute Ausrede einfallen lassen, den es handelte sich tatsächlich um einen alten Besen. "Ach, der! Ich wollte nur dort unten ein wenig aufräumen." Ich versuchte diese Antwort so glaubwürdig wie möglich darzustellen, konnte mir aber ein beschämtes Lächeln nicht verkneifen. Die Mannschaft fing kurz darauf enttäuscht wieder an, ihrer Arbeit nachzugehen und ich schlenderte langsam hinauf zur Brücke. Jack Sparrow stand am Steuer und hantierte mit einem etwas angelaufen aussehendem Kompass herum. "Wohin geht es denn diesmal? Mir sagt ja niemand was!", ich lies meinen Blick über das weite Meer schweifen und wartete auf eine Antwort des Captains. "Nun, das wird Ihnen garantiert nicht gefallen. Wir fahren nach Port Royal." Ich wandte geschockt meinen Kopf nach ihm um: "Oh nein! Nein, nein, nein!!!" "Oh, doch und zwar einerseits um etwas loszuwerden und andererseits um etwas aufzusammeln.", antwortete Jack den Blick immer noch auf dem grotesken Kompass gerichtet. "Ich hoffe nicht dass Sie mit dem etwas loswerden, Liss meinen und ich hoffe Sie meinen mit dem etwas aufsammeln Kanonenkugeln, die brauchen wir nämlich wirklich dringend!" "Wer ist Liss?", Sparrow blickte mir mit hochgezogenen Augenbrauen in die Augen. "Liss ist die junge Lady unten in der Zelle!" Mit einer schnellen Handbewegung riss der Captain das Steuer herum und rief nach Henry, seinem ersten Matt, damit er dieses übernahm. "Da Sie von Kanonenkugeln reden fällt mir gerade ein, dass Ihre Prüfung noch nicht zuende ist.", als wir mitten an Deck standen zog er plötzlich den Säbel und forderte mich dann auf, "Los, kämpfen Sie!!!" Das ging mir alles viel zu schnell und außerdem hatte ich doch keine Waffe, jedenfalls keine öffentliche. "Ich weiß, dass Sie eine Waffe haben! So etwas fällt mir doch auf.", rief Jack, als ob er meine Gedanken lesen konnte. Ich zog verwirrt meinen Säbel und fing an mich gleichmäßig mit Jack im Kreis zu bewegen. Angespannt wartete ich auf den ersten Angriff. Zu meinem Pech beherrschte Jack hervorragend die Kunst der Überraschungsangriffe. Sein erster Angriff überraschte mich dermaßen, dass ich befürchten musste, gleich den Verstand zu verlieren. Der Tag hatte ja schon schlecht angefangen, ich meine mit Kopfschmerzen aufzuwachen, von meinem Magenhaushalt ganz zu schweigen, ist nicht die beste Art einen neuen Tag zu beginnen und da ich ja sowieso schon blaue Flecken hatte, wollte ich nicht auch noch eine blutende Wunde. Also fing ich ebenfalls an mich statt auf das parieren, mehr auf das touchieren zu konzentrieren. Ein paar kleine Hiebe da und noch ein paar dort, und so weiter ... Ich denke es lohnt sich nicht die ganze Sache genau zu beschreiben. Auch wenn ich dies täte, wäre das Ergebnis dasselbe. Der Captain war ein fabelhafter Kämpfer und brachte mich dadurch ganz schön ins schwitzen, aber man konnte nicht sagen, dass es ihm mit mir anders erging. Das Ergebnis war ein Unentschieden. Durchaus zufrieden sackte ich nach hinten ab. Nein, ich fiel nicht in Ohnmacht, aber ich war am Ende meiner derzeit zur Verfügung stehenden Kräfte. Auch dem Captain schien es nicht besonders besser zu gehen, allerdings fing dieser sich um einiges schneller, aber ich hatte das Gefühl dass er es gerade noch schaffte seinen Säbel in die Schwertscheide zu stecken, ohne sich dabei ein Loch in die Hand zu stechen. Außerdem versuchte er angestrengt mir einen respektvolleren Blick zuzuwerfen als sonst. "Alle Achtung! Wo haben Sie das alles nur gelernt?", fragte er an mich gewandt. Ich konnte ihm nur keuchend antworten, dass ich es von meinem Vater gelernt hatte, aber mehr zu erzählen brachte ich nicht fertig. Die Anstrengung hatte mir sprichwörtlich alle Sinne geraubt und bei dem karibisch heißen Klima, lief der Schweiß einem schon ohne solche Prozeduren den Rücken herunter. Nach diesem nicht allzu unzufrieden stellenden Kampf, begab ich mich in mein persönliches Lager im Schiffsbauch, das direkt neben dem Raum mit den Zellen lag. Ich war jetzt insgesamt drei Monate auf diesem Schiff und der Captain hatte es immer wieder fertig gebracht mein Prüfungsende hinauszuzögern und mir somit den letzten Nerv zu rauben. Tja, ich war ja selbst schuld. Irgendwie war es auch gut so, dass ich noch nicht unter Mister Sparrows Befehlen meine Arbeit verrichten musste. Zur Zeit arbeitete ich zusammen mit Maria in der Kantine. Kartoffelschälen, Abwaschen, Saubermachen, ... halt das Übliche. Außerdem hatte ich wahrscheinlich den Weltrekord im Seekranksein aufgestellt, immerhin waren drei Monate eine ganze Menge. Mit der Mannschaft verstand ich mich prächtig und mit dem Captain ... na ja, irgendwie schafften wir es immerwieder uns wegen irgendetwas in die Haare zu kriegen. Und Liss? Sie war ja erst vor kurzem dazu gekommen und ... Oh, weiha! Mitten in Gedanken versunken, fiel mir ein, dass ich doch für Liss ein gutes Wort einlegen wollte! Ich stürmte wieder zurück an Deck, um dann verdutzt festzustellen, dass am Horizont ein kleiner, schmaler Landstreifen zu sehen war. Port Royal? Nein, Tortuga liegt mindestens vier Tage von Jamaika entfernt, diese Insel war außerdem kleiner. Erleichtert über diese Feststellung, beobachtete ich wie der Küstenstreifen größer wurde und langsam an Form gewann. Während ich auf das Meer hinausstarrte, kam mir ein seltsamer Gedanke: Der perfekte Ort um ein ausgiebiges Bad zu nehmen, denn auf den meisten Inseln gab es Süßwasser. Maria und ich warteten schon sehnsüchtig auf solch eine Gelegenheit, denn bekanntlich sollte man nicht im Salzwasser baden, da das Salz die Haut umso mehr austrocknet. Ok, und außerdem konnten wir dann Liss gleich mitschleppen. Es breitete sich schon ein kleines Glücksgefühl in mir aus, da ich nun mehrere Sachen unter einen Hut bringen konnte. Jetzt aber gab es nur noch ein Problem. Wir kennen es alle, aber da der Captain ein berüchtigter Casanova war, was mir Maria ausführlich geschildert hatte, würde es mit einem kleinen bisschen weiblichen Charme schon klappen. "Captain?", mit einem funkelnden Leuchten in den Augen, die Geheimwaffe aller Frauen, schritt ich auf Jack zu, "Wie ich sehe segeln wir auf eine kleine unbewohnte Insel zu. Dürfte ich vorschlagen dass wir, damit meine ich Maria, Liss und mich, an Land gehen und uns ein wenig umsehen?" Bei der ganzen Sache, muss ich zugeben, kam ich mir ein wenig blöd vor, aber wenn es die Umstände erfordern. "Was meinen Sie mit umsehen?", mit Mühe konnte ich ein ahnungsvolles Lächeln auf Sparrows Gesicht erkennen. "Wenn ich ihnen noch sagen würde, dass Sie und die ganze Mannschaft wohl besser auf dem Schiff bleiben sollten um mögliche Konflikte zu vermeiden, müssten sie sich doch die Antwort auf ihre Frage denken können, oder?", antwortete ich ein klein bisschen genervt. "Die Damen wünschen ein Bad zu nehmen, nicht war?", mit einem etwas heruntergesetztem Blick musterte mich der Captain und ich stimmte ihm in seiner Vermutung zu. Plötzlich huschte ihm ein schelmisches Grinsen über die Lippen. "Wieso nicht? Aber denkt dran, ihr habt die Verantwortung für die hübsche Lady." Meine Güte, als ob ich das nicht selbst gewusst hätte. Ich bedankte mich trotzdem mit einem Lächeln und wandte mich zum Gehen. Mir bereitete dieses Grinsen immer noch ein wenig Unbehagen. Ich hätte mein Korsett verwetten können, dass der Captain wohl kaum der Mannschaft verbieten würde an Land zu gehen, aber wenigstens diesmal wollte ich mir diesen Moment des Triumphs, sei er auch noch so bedeutungslos gewesen, genießen. "Liss? Hallo? Liss!!!", versuchte ich Lady Carvicain zu wecken, nachdem ich mühsam das rostige Schloss aufgeschlossen hatte. Sie war nämlich, während ich draußen einen Kampf um meine Ehre, wenn ich denn eine besaß, bestehen musste, eingeschlafen. Verschlafen öffnete sie dann nach einigen Aufweckversuchen doch ihre Augen. "Na endlich ich dachte schon wir müssen ohne Sie auskommen.", sagte Maria und hielt Liss dabei ein paar neue Kleidungsstücke hin, "Es sind zwar nicht die angenehmsten Kleider, aber diese werden Ihnen mehr nützen." "Heißt das jetzt, ich bin raus hier?" Misstrauisch blickte Liss, zwischen Maria und mir, hin und her. "Ich denke vorzeitig schon. Das heißt, dass Sie bei uns bleiben müssen, bis wir einen Ausweg gefunden haben." Nach meinem Argument schnappte sie sich die Sachen und begann sich schnellst möglich umzuziehen. "Besser als gar nichts", sagte sie seltsam ruhig, doch die Enttäuschung war ihr anzusehen. Ich an ihrer Stelle, hätte bei der nächstbesten Gelegenheit die Flucht ergriffen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Also nahm ich mir vor sehr wachsam zu sein. Als wir Liss erklärt hatten, dass wir einen Inselrundgang machen wollten, inklusive Süßwasserbad, lag die Black Pearl bereits vor Anker. Nachdem wir sichergestellt hatten, dass der Captain und die gesamte männliche Mannschaft die Insel nicht betraten, worüber ich mir immer noch den Kopf zerbrach, liefen wir die Planken hinunter und spürten seit langem wieder Boden unter den Füßen. Übermütig lies ich mich in den weißen, feinen Sand fallen und sah erleichtert zum strahlend blauem Himmel hinauf. "So gefällt mir die Karibik schon viel besser. Kein Straßenstaub, keine stickigen Zellen, kein Tortuga und vor allem keine zu hohen Wellen!!!" Ich kniff leicht die Augen zusammen, um nicht von der, jetzt direkt über uns stehenden Mittagssonne, geblendet zu werden. "Da gebe ich dir ausnahmsweise mal Recht, manchmal kann das Leben an Bord so nervig sein!", stimmte mir Maria zu. "Ich störe euch beide ja nur sehr ungern, aber seit ihr euch sicher, dass die uns nicht folgen?", sagte Liss und deutete dabei auf die schon etwas weiter entfernte Black Pearl. "Ehrlich gesagt: Nein, aber wir können ja auf Nummer sicher gehen und einer hält Wache!" Mühsam rappelte ich mich auf und klopfte mir den Sand von dem dunkelblauen, schon leicht angelaufenen Saum meines Kleides. "Sicher ist sicher!", warf Maria ein, "Immerhin spreche ich aus Erfahrung!" "Männer!!!" Liss rollte gespielt mit den Augen und stapfte dann als erste in Richtung Palmen. Vergnügt und guter Laune folgten wir ihr. Die Insel war wirklich nicht die größte, aber sie hatte einen so dichten Palmenwald, dass man schon nach einigen Schritten vom Strand aus nicht mehr zu sehen war. Nachdem wir uns durch das Dickicht gekämpft hatten, erschien vor uns ein wunderschöner, kleiner, kristallklarer See. "Wahnsinn!!!" Am liebsten hätte ich mir die Sachen vom Leib gerissen und wäre sofort in das kühle Nass gesprungen, aber mir viel noch rechtzeitig ein, dass irgendjemand Wache halten musste. "Wer hält jetzt Wache?", fragte ich aufgeregt, denn ich konnte es nicht abwarten, bis ich endlich wieder einmal sauber in meine Sachen steigen durfte. "Ich! Aber was soll ich machen, wenn tatsächlich einer von diesen Spannern auftaucht? Ich habe doch keine Waffe mit!", sagte Liss. "Nein, geh du nur! Ich mach das, und wenn ich sie mit meinen eigenen Händen niederschlagen muss ..." Irgendwie war ich erleichtert, dass Maria die Aufgabe entgegennahm und nicht Liss. Von ihr erwartete ich nämlich einen Fluchtversuch, denn wir dann, da wir ja nackt waren, nicht vereiteln konnten. "Ich habe eine Waffe!", unterbrach ich Maria und hielt ihr eine geladene Pistole hin. "Woher hast Sie die denn?" Liss beäugte misstrauisch das schöne Stück und sah mich dann mit dem gleichen misstrauischen Blick an. "Fragt lieber nicht!" "Hören Sie auf mich zu siezen! Wir sind doch jetzt so was wie Freunde, oder? Ich meine, wir sitzen im gleichen Boot.", sagte sie mit einer aufgesetzten Engelsmiene. "Ok, aber tu bitte das selbe bei mir!" , erwiderte ich, noch bevor ich bekann, mich vorsichtig von meinen Kleidern zu trennen. Ana Maria verkündete den gleichen Wunsch, wobei sie ein wenig misstrauisch wirkte. Auch ich wollte dem Frieden nicht so recht trauen. Das Wasser war angenehm kühl und die Umgebung war perfekt! Während ich mich langsam ins Wasser gleiten lies und Liss sich ebenfalls von ihren Sachen befreite, hockte Maria auf einer alten, umgestürzten Palme und suchte die Umgebung systematisch ab. Liss war in der Zwischenzeit zu mir hinübergeschwommen und sah mir keck in die Augen. "Na?", fragte sie mit einem neugierigen Ton, "Ich würde allzu gerne wissen wie du es geschafft hast den Captain zu überreden." "Was hast du gesagt?", fragte ich, weil mir gerade etwas Wasser ins Ohr gelaufen war. "Nun ja, ich habe gehört er lässt sich nicht so leicht überzeugen und ich wüsste gern was du gemacht hast." "Wie meinst du das?", fragte ich irritiert, bald sah ich aber das freche Funkeln in ihren Augen und fing an zu verstehen, "Du meinst doch nicht ... Oh! Warte, wenn ich dich erwische!!!" Das war der Startschuss zu einem wahnsinnigen Wassermarathon. Ich jagte Liss über den ganzen Teich, bis ich sie am Ende erwischte und kurz unter die Wasseroberfläche tauchte. Mir fiel zum ersten Mal auf, was für ein aufgeweckter Mensch hinter der ruhigen Fassade Liss´s steckte. Irgendwie bewunderte ich ihre Art mit solch einer Situation fertig zu werden und nahm mir vor, sie nach ihrer Herkunft und dem Grund ihrer ungewollten Gefangenschaft auf der kleinen Insel, wo wir sie gefunden hatten, zu fragen. "He, Mädels! Seit mal kurz ruhig! Ich glaube ich habe etwas gehört.", sagte Maria, setzte sich auf und lies die Sicherung der Steinschlosspistole zurückschnellen. Wir hatten sofort aufgehört herumzualbern und tauchten noch ein kleines Stück weiter unter die Wasseroberfläche. Plötzlich drehte sich Maria um und drückte ab. Ein schmerzverzerrtes Stöhnen war zu vernehmen. Maria verschwant für einige Sekunden im Buschwerk und kaum war sie verschwunden konnte man schon die wütende Stimme Jacks hören. Liss und ich rutschten nun bis zum Kinn ins Wasser, aber ich konnte mir ein wütendes Kommentar nicht verkneifen: "Jack, wenn wir hier fertig sind, schläfst du bei den Fischen!!!" "Genau! Und wag es dir gar nicht mehr, noch einmal in unsere Nähe zu kommen, du, du ... du Taschencasanova!!!", stimmte mir Liss, gestärkt durch das wütende Geschrei Maria´s, die ebenfalls so überrascht war wie wir, lauthals zu. Dies verblüffte mich, denn sie hatte doch immer so ehrfürchtig über die Black Pearl und deren Insassen gesprochen und nun schien alle Angst verflogen zu sein. Nach einer Weile hatte sich das Fluchen Jack´s entfernt und wir konnten uns zu unseren Sachen schleichen. Maria war inzwischen auch wieder da. "Der hat erst einmal mit seiner Schusswunde zu tun!", erwiderte sie fröhlich grinsend, "Ihr hattet Glück, dass er erst jetzt gekommen ist." Dies beruhigte uns nicht sonderlich, denn irgendwie hatten Liss und ich das Gefühl, dass dieser Vorfall noch etwas nach sich ziehen würde. Wahrheit, Lüge und Verrat "Seit ihr Wahnsinnig? Ich wollte doch nur Bescheid geben, dass ihr euch mit euer Morgenwäsche etwas beeilen sollt. Deshalb müsst ihr doch nicht gleich auf mich schießen!!!" Der Captain lehnte sich weit in den alten Holzstuhl zurück, während er ein Stück Stoff auf die Schusswunde am Oberarm presste, die stark zu bluten schien. "Na toll! Und das ohne Vorwarnung!", Maria schlich wie eine hungrige Raubkatze um Jack herum, "Es ist dir doch hoffentlich klar das du damit eine Art Straftat begangen hast, oder?" Sparrow nickte und blickte dabei bösartig und ein wenig enttäuscht zu den anderen Männern, die abseits, mit den Blicken zu Boden gerichtet, in einer Ecke standen. Aber selbst sie konnten ihren Captain nicht gegen die Angriffe Maria´s, auf seine noch verbliebene Ehre, retten. Jetzt könnte man denken es sei alles gegessen, aber nein! Der Captain hatte Entschädigung für seine Wunde gefordert und da ich die Piratengesetzte auswendig gelernt hatte musste ich ihm Recht geben. Er war der Captain und das allein reichte schon dafür, Maria kielholen zu lassen. "Also, da wir ja bald in Port Royal einlaufen werden, habe ich eine Aufgabe für euch Frauen. Sozusagen, als Entschädigung.", sagte Jack, der eines Abends ganz plötzlich bei der Nachtwache auftauchte, um uns eine sehr wichtige, aber auch total hirnrissige, Sache zu erklären, "Ihr sollt mir Will Turner heran schaffen und da er sich das wahrscheinlich nicht freiwillig gefallen lassen wird, müsst ihr etwas anders vorgehen." Er hob mit einer Handbewegung ein kleines Täschchen hoch. "Willst du ihn einschläfern, oder was?" Marias Augen weiteten sich. "Meine Güte das reicht für mindestens vier Tage!", sagte sie sichtlich geschockt. "Das ist gerade genug, um wieder in eine marinefreie Zone zu kommen!", antwortete er bestimmt. "Dürfte ich fragen was das ist?" Mit einem neugierigen Blick drängte ich mich an Maria und Liss vorbei und starrte auf das Ledersäckchen in Sparrows Hand. "Das ist Schlafpulver!" Jack drückte mir den Beutel in die Hand und sagte noch: "Und damit bringt ihr mir Will. Achtet ja darauf, dass er mindestens acht Stunden durchschläft, denn wir wollen doch nicht dass er aufwacht bevor wir weit draußen auf dem Ozean sind ... und Fragen beantworte ich später!" Nachdem der Captain sich wieder ans Steuer begeben hatte, drehte ich mich zu Maria und Liss um und lies das kleine Säckchen ratlos an meiner Hand pendeln. Doch die beiden schienen nicht darauf zu achten. "Er ist wieder ganz der Alte!" Maria schüttelte den Kopf. "Wirklich! Keinerlei Reuegefühl!", stimmte ihr Liss zu, während die beiden dem Captain mit scharfen Blicken folgten. "Hallo??? Ich will euch ja nicht stören, aber ...", mischte ich mich ein. "Ach ja! Das Schlafpulver!" Liss wandte sich als erste wieder mir und unserem eigentlichen Problem zu. "Was machen wir jetzt? Hat jemand schon einen Plan?" "Wir müssen dieses Pulver irgendwie in ein Getränk bekommen, das Will auf jeden Fall trinkt!", legte Maria fest, "Dann muss ihm jemand dieses Getränk bringen und warten bis ihn dieses Zeug umhaut." "Und wer soll das machen?" Liss sah Maria mit gehobenen Augenbrauen an und ich glaube sie hatte schon eine Vorahnung. Jedenfalls musste mal wieder ich, ihr die letzte Hoffnung rauben: "Maria und mich kennt er ja schon, also musst du das machen." "Ok. Das wäre geklärt.", Liss rückte ein wenig näher zu uns: "Aber da hätte ich noch eine Frage: Wer ist dieser Will?" Nachdem wir ihr lang und breit erklärt hatten, wer Will war, kam auch schon die Wachablösung. Maria verschwant zum Schlafen in den Mannschaftskojen und Liss kam mit mir in den Frachtraum. Wir beide hatten uns unten schon alles eingerichtet. Um unser Nachtlager hatten wir die Kisten soweit übereinander gestapelt das sie uns weder beengten, noch bei hohem Wellengang erschlugen. Was sich allerdings in den haufenweiße Kisten und Fässern befand war immer noch fragwürdig. Wir wussten bloß, dass der Captain uns unter Todesandrohungen abgeraten hatte die Kisten zu öffnen. "Wir sollten uns ausruhen. Morgen werden wir es brauchen. Würdest du bitte die Laterne löschen?", sagte ich müde und schob mich träge unter meine Decke. "Man o man! Du hast aber einen gepflegten Ton! Ich dachte du währst Pirat?", erwiderte Liss ein wenig herausfordernd. Ich drehte mich um und blickte ihr direkt in die Augen, bevor ich ihr mit einem barschen Ton einige Sätze ins Gesicht schleuderte: "Wenn du dich nicht sofort in deine Koje begibst und nicht mit diesem nervigen Gequietsche aufhörst, ist deine Essensration für fünf Tage gestrichen! Und mach gefälligst die Laterne aus, und falls du deinen Arsch nicht etwas schneller bewegst, hoffe ich dass du schwimmen kannst!!!" "Gar nicht schlecht für den Anfang, aber du solltest noch üben.", kicherte sie, bevor wir uns dann leise lachend in die Kissen fallen ließen und langsam in einen langen erholsamen Schlaf hinüber schwebten ... "Aufwachen!!!" Maria stand neben uns. Liss rieb sich den Schlaf aus den Augen, während ich mich ersteinmal noch ein paar mal umherwälzen musste und mich dann ein wenig verschlafen aufrichtete. "Was ist denn?" Liss sah Maria fragend an. "Kommt mit, ich zeigs euch!" Maria lief in Richtung Deck und wir schlurften hinterher. "Ich hoffe es ist wichtig!" Gähnend hielt ich mir die Hand vor den Mund, aber einige Sekunden später verschlug es mir die Sprache. Vor uns lag eine riesige Insel, voller Palmen und wundervollen Stränden. "Wahnsinn!", entfuhr es mir. "Ich weiß nicht, was ihnen so daran gefällt. Das ist Jamaika!" Mit seinem Kompass bewaffnet, stand der Captain neben mir. "Jamaika? Kaum zu glauben. Ganz ohne die Marine, kein Port Royal. Diese Seite der Insel gefällt mir wesentlich besser!" "Tja, da muss ich ihnen Recht geben. Gerade das wollen wir ja ausnutzen.", stimmte mir der Captain zu, bevor er sich umwandte und der Mannschaft seine Befehle mitteilte, "Anker werfen! Wir ankern hier bis heute Nacht! Wir errichten unten am Strand ein Lager!" Nachdem wir unser Lager errichtet hatten, gingen Maria, Liss und ich unseren Plan noch einmal durch. Nachdem wir auch das erledigt hatten, starteten wir eine kleine Strandtour. Während das Meer neben uns rauschte, liefen wir barfuss durch den warmen Sand. "Das also ist Jamaika?" Liss sah sich beeindruckt um. "Du kennst noch nicht die andere Seite. Port Royal. Der Gouvaneur lässt die Reichen noch reicher werden und die Armen noch ärmer. Und die Marine ist ja das höchste: Die Hafenwache kann noch nicht mal schwimmen!" Empört lies ich einen kleinen Stein übers Wasser schnellen und fragte dann, immer noch an Liss gewandt: "Woher kommst du eigentlich, Liss?" Diese Frage brannte mir schon seit unserem ersten Treffen auf der Zunge. Auch Maria schaute jetzt interessiert zu Liss. Liss schwieg eine Weile, bevor sie ein bisschen unsicher antwortete: "Ich komme aus einer Kolonie vom Festland. Sie wurde vor einem Monat zerstört und geplündert. Ich konnte fliehen. Auf einem kleinen Boot bin ich dann auf diese kleine Insel geraten, aber dieses Boot ist beim nächstbesten Wind davongetrieben und ich habe es nie mehr gesehen. Und dann kamt ihr." "Und deine Familie?" Maria sah Liss mitgenommen an. "Meine Familie ...", sagte Liss und lies ihren Blick über das weite Meer schweifen und suchte anscheinend nach den richtigen Worten, " ... ist bei dem Angriff ums Leben gekommen." Ich biss mir auf die Unterlippe und fragte mich dabei, wie viele Menschen noch auf dieser Welt ihre Familie verloren hatten. Ich zählte ja auch zu diesen Menschen. "Und du?" Maria wandte sich an mich. Ich erzählte den beiden alles was ich wusste und wartete dann auf ihre Reaktion. "Manchmal kann die Vergangenheit schmerzhaft sein, aber die Zukunft umso besser.", versuchte Ana Maria die Situation aufzuhellen. "Genau.", versuchte ich möglichst zuversichtlich zu klingen. Ich wischte mit einem Mal all meine grauen Gedanken weg und versuchte möglichst positiv zu denken. Liss hatte sich auch wieder gefasst und sah schon viel fröhlicher aus, als sie fragte: "Lady Fox? Nur noch eine Frage: Hast du auch einen Vornamen?" Ich grinste. "Ich wurde nach meiner Mutter benannt und habe noch keinem meinen Namen verraten. Also erzählt ihn nicht gleich jedem!", ich hielt inne um kurz in die erwartungsvollen Gesichter der beiden jungen Frauen zu schauen, "Mein Name ist ... Miriam Fox." "Miriam?" Liss kniff die Augen zusammen und sagte dann zu meiner Erleichterung: "Ist doch ein toller Name. Warum hältst du ihn geheim?" "Das ist meine eigene Sache, aber ich verspreche euch, irgendwann werdet ihr es erfahren." Obwohl ich Enttäuschung erwartet hätte, lächelte Liss. "Macht nix! Jeder hat seine Geheimnisse." "Genau." Maria lächelte ebenfalls. "Lasst uns weitergehen." Guter Laune setzten wir unseren Strandspaziergang fort. Als es schon dunkel wurde, kamen wir endlich ins Lager zurück. Dort brannten schon einige Feuer, um die sich die Männer gesetzt hatten und sich angeregt mit einander unterhielten. Jack kam aufgeregt zu uns hinüber. "Also, ihr wisst was ihr zu tun habt? Wenn ihr ihn habt, bringt ihn so schnell wie möglich hierher. Wir lichten den Anker sobald wir euch sehen. Wenn ihr nicht schnell genug seit, müssen wir euch hier lassen, aber das wisst ihr ja.", sagte er. "Aber wie sollen wir, verdammt noch mal, diesen Kerl über die ganze Insel schleppen? Und das noch rechtzeitig?" Liss starrte ihn verwirrt an. "Lasst euch was einfallen!", sagte Jack noch, bevor er dann mit großen Schritten zu den anderen hinüberschlenderte und uns verdattert stehen lies. "Was einfallen lassen? Jetzt reicht`s! Was glaubt er denn wer er ist?" Liss war drauf und dran ihm ihren Stiefel hinterher zu werfen. "Er ist der Captain!", antworteten Maria und ich wie aus einem Munde und hielten Liss gerade noch rechtzeitig zurück. Einige Minuten später befanden wir uns auch schon auf den Weg nach Port Royal. Verkleidet und geschminkt. Maria und ich hatten uns Tücher, die wir in einer alten Truhe an Bord der Black Pearl ausgegraben hatten, tief ins Gesicht gezogen, während Liss fein in einem Kleid eingehüllt neben uns herspazierte und in der Hand eine große Flasche Wein hielt, in die natürlich das Schlafpulver gemischt worden war. Auf den Wein hatten wir uns, nach einer längeren Diskussion, einigen können, bei der ich Maria´s Vorschlag, Rum zu nehmen, verhindern musste, da ich ja am eigenen Leibe erfahren hatte, dass dieses Getränk nicht jedermanns Sache war. Eigentlich wollten wir ja hinauf zum Gouverneurshaus, aber als wir an der Waffenschmiede vorbeikamen sahen wir, dass Will noch arbeitete. "Klasse! Dann müssen wir ja nicht hoch zum Haus.", war mein einziges Argument. Mir ging das Ganze ziemlich auf die Nerven. Wie nach Plan, betrat Liss als einzige die Schmiede und machte kurz darauf große Augen. Fast hätte sie vergessen Will den Wein anzubieten, aber fing sich dann zum Glück wieder. Auf Wills Frage, wer sie sei, brachte sie nur ein paar leise Worte heraus und reichte ihm den Wein, worauf er sich mit einem, noch etwas misstrauischem Blick, bei ihr bedankte. Maria und ich drängten uns nun schon heftig am Türspalt, um einen Blick auf die beiden zu erhaschen. Unsere Rechnung ging auf. Wir hätten nie erwartet dass es so schnell gehen würde, jedenfalls trank er den Wein. Aber was tat Liss? Immer noch stand sie verdattert ihm Raum und machte nicht die leiseste Anstalt zu gehen. Auch auf meine zischenden Zurufe reagierte sie nicht. "Wollen Sie nicht gehen?", fragte Will, der sich seltsamerweise schon die ganze Flasche hintergekippt hatte. "O Schande! Meinst du nicht, dass das zu viel wird?", fragte erschrocken und sah Maria an. Sie antwortete zwar nicht, aber sie hatte ein ahnungsvolles Grinsen im Gesicht. Liss hatte sich inzwischen von ihrer Schreckstarre erlöst und zu uns gesellt. Zusammen kauerten wir drei in einer Ecke hinter der Tür und waren drauf und dran einzuschlafen, als plötzlich von drinnen ein Gepolter in unsere Ohren drang. Mit einem letzten absichernden Blick durch den Spalt, stießen wir die Tür auf. Will lag zwischen einigen Utensilien und schlief tief und fest. "Wie süß!", brachte Maria schauspielerisch hervor und unternahm dann denn verzweifelten Versuch, Will auf ihre Schulter zu heben. Bis vor die Tür schaffte sie es, aber mehr war nicht drin. Wir liefen eine Weile und wechselten uns immer wieder mit dem Tragen ab. Doch dann entdeckten wir vor der kleinen Taverne am Hafen eine Kutsche mit zwei Pferden. Ich lief schnurstracks darauf zu und schwang mich auf die Kanzel um die Zügel in die Hände nehmen zu können. "Der Inselexpress lädt Sie herzlich zu einer Inselrundfahrt auf der Insel Jamaika ein, und verstauen sie bitte das schwere Gepäck hinten!", rief ich vergnügt und sah zu, wie die beiden Will in den hinteren Teil der Kutsche hievten und sich dann selbst auf die bequemen Ledersitze setzten. Ich trieb die beiden Schimmel an und wurde durch denn plötzlichen Ruck nach hinten in den Sitz gedrückt. Der Staub wirbelte auf und hinter uns war deutlich das Fluchen des Kutschenbesitzers zu hören, der gerade aus der Taverne geschwankt kam. Jeder, der sich uns in den Weg stellte, wurde einfach ignoriert, aber außer einem Straßenköter kam niemand zu Schaden. Die Nachtwache konnte auch nichts weiter tun, als sich mit einem beherzten Hechter zur Seite zu retten. So ritten wir quer durch die Stadt und danach durch eine Bananenplantage, wobei ich nur so ihm Sitz hin und her geschleudert wurde. Liss und Maria ging es nicht besser. "Hast du so was überhaupt schon mal gemacht?" Liss schien sich mehr Sorgen zu machen als ich. "Nein", erwiderte ich und trieb die Pferde noch mehr an. Die restliche Fahrt verlief eigentlich sehr ruhig, wenn nicht sogar traumhaft. Wir ritten gleichmäßig am Strand entlang. Der Mond tauchte alles in ein silbernes Licht und das Meer rauschte ruhig an uns vorbei. Nach einigen Minuten tauchte auch schon die Black Pearl auf. "Liss?", erkundigte ich mich und versuchte mich dabei umzudrehen, "Verfolgt man uns?" Sie lehnte ihren Oberkörper aus dem Fenster und versuchte etwas zu erspähen. "Nein! ... ähh ... doch!!!" "Hier nimm die Fackel! Zünd sie an! Wir müssen Signal geben!", Maria drückte Liss eine, mit einem petroleumgetränkten Lappen umwickelte Fackel in die Hände. Hinter uns preschte eine ungefähr fünf Mann starke Reitergarde her und forderte uns lauthals auf anzuhalten, was wir verständlicherweise nicht taten. Ganz im Gegenteil. Ich versuchte sogar die Pferde über ihre Höchstleistung hinaus anzutreiben. Die Fackel entflammte. Liss lehnte sich aus der Kutsche und schwenkte die Fackel so hektisch in der Luft herum, dass die Reiter hinter uns von einem rußigen Qualm eingehüllt wurden. In der Ferne, auf der Black Pearl, schienen die Anderen, die schon längst wieder an Bord waren, uns bemerkt zu haben und gaben ebenfalls Zeichen. Während die Mannschaft den Anker lichtete, hatte Liss die Fackel den Verfolgern vors Gesicht geschleudert und dafür eine Pistole in die Hand genommen. Ein Schuss und hinter uns viel ein Reiter zu Boden. Das Pferd verschwant zwischen den zahlreichen Palmen. "Respekt!" Selbst Maria musste ihre Anerkennung zeigen und zog ebenfalls ihr Kaliber. Ich lenkte währenddessen die Kutsche in Richtung Wasser. Wir hatten uns einwenig Vorsprung erkämpft und waren jetzt dabei mit Will zu Henry zu sprinten (wenn man dieses Gemisch aus hinken und stolpern so bezeichnen konnte), der mit einem Ruderboot schon auf uns wartete. Unter einem plötzlich hereinbrechenden Kugelhagel stürzten wir uns mit dem Boot in die Wellen. Liss und ich ergriffen freiwillig die Ruder und ruderten mit einer wahnsinns Geschwindigkeit aufs Meer hinaus. "Oh mein Gott!", waren Liss`s erste Worte als sie sich unter Deck in ihre Kissen fallen lies. "Oh ja! Das war knapp!", antwortete ich und befreite mich von meinen staubigen Sachen. "Ich meinte nicht die Verfolgungsjagd, sondern den süßen Typen, denn wir gerettet haben!" Ich wusste nicht was mich eher umgehauen hatte. Die Strapazen der letzten zwei Stunden oder das Liss ohne Zweifel Will Turner damit meinte. "Liss???" Ich sah sie völlig perplex an. "Willst du damit sagen, dass du die ganze Zeit nur auf ihn geachtet hast?" "Nun ja, vielleicht nicht die ganze Zeit, aber du musst doch zugeben, dass er ein sehr gutaussehender junger Mann ist.", versuchte sich Liss zu verteidigen. "Na, ich weiß ja nicht. Bei mir hat er jedenfalls noch keinen positiven Eindruck hinterlassen, außerdem ist er verheiratet." Müde lies ich mich nieder und blies mit einem Atemzug die Laterne aus. Doch kaum war es dunkel war von hinten wieder Liss`s Stimme zu hören: "Er hat so schöne Augen und sein Haar ..." "Liss?" "Und dieser Körper!" "Liss! Bitte!" "Und diese wahnsinns Lippen!" "Liss!!!" Mit dieser letzten Auforderung schmiss ich ihr mein Kissen ins Gesicht. Am nächsten Morgen befanden wir uns auch schon mitten auf hoher See. Liss hatte mich diesmal schon früh geweckt und ich fragte mich langsam ob ich jemals in meinem Leben noch einmal ausschlafen durfte. Sie wollte unbedingt denn Mann von gestern wiedersehen. Will befand sich, immer noch vor sich hinschlummernd, in der Kapitänskoje. Das hieß: Verbotenes Gebiet für uns, vor allem für mich. Doch ich konnte Liss nicht davon abhalten einen Blick hinein zu werfen. Zu unserem Glück war der Captain auf der Brücke, die sich unglücklicherweise über der besagten Kajüte befand. Bei dem einen Blick blieb es dann aber doch nicht. Denn nicht nur Liss hatte die Neugier gepackt, sondern auch mich, denn wer will den schon nicht wissen was so ein geheimnisvoller Mann, der sich Captain nennt, so treibt. Ok. Ich hatte eigentlich nichts besonderes erwartet, aber etwas lauste mich dann doch gewaltig: Der Kerl hatte ein Bett, wovon man unten im Schiffsbauch nur träumen konnte! Das übrige Zimmer war für einen Seefahrer selbstverständlich: Schreibtisch, Tinte, allerhand Gerät und jede Menge Karten. Aber einen näheren Blick auf diese wollte ich dann doch nicht werfen. Liss hatte in der Zwischenzeit ihren Will gefunden und betrachtete ihn mit einem solchen Blick, dass man glatt eifersüchtig werden konnte. "Liss!" Ich wurde langsam ungeduldig. "Kannst du ein wenig schneller vor dich hin träumen?" "Ich hoffe er wacht bald auf.", sagte sie mir einem liebevollem Ton in der Stimme und wandte sich endlich wieder mir zu. "Toll! Aber wenn wir nicht ein bisschen hinmachen, liegen wir im Koma wenn er aufwacht! Und das noch, wenn wir Glück haben!", diese drängenden Sätze formulierte ich in Hinsicht auf den Captain und seine Reaktion, wenn er uns dort, in seiner eigenen, privaten Koje, erwischen würde. Leise öffneten wir die Tür und schlichen wieder hinaus. Unbemerkt. Die nächsten zwei Tage verliefen reibungslos, sprich: langweilig! Bis am Morgen des dritten Tages, die mehr als aufregende Meldung zu uns Frauen in die Kantine vordrang: "Turner wacht auf!" Liss war natürlich die Erste, die alles hinschmiss und an Deck stürmte. Maria und ich stolperten hinterher. Die Erste, die Will zu Gesicht bekam war übrigens auch Liss, die sich mit einem freundlichen Lächeln neben ihn hockte und ihm tief in seine Schokoaugen blickte. Dieser Anblick mochte ihm ja noch ziemlich angenehm gewesen sein, aber was er dann sah schien ihn nicht besonders zu gefallen. "Anamaria? Henry? Sam? Jack? W ... was???" Will richtete sich auf und blickte verwirrt in die stille Runde. Sparrow brach schließlich die erdrückende Stille. "Will, ich weiß, dass das jetzt ein großer Schock für dich sein muss, aber ..." Missbilligend schaute er plötzlich in die Runde. "Ihr seit ja immer noch da! An die Arbeit, aber etwas zackig!!!" Sofort stürzte die ganze Mannschaft aus der Kapitänskoje heraus. Kaum hatten Maria, ich und Liss, die sich sichtlich weigerte, die Tür hinter uns geschlossen pressten wir uns auch schon an die Kajütenwand um zu lauschen. Aber der Einzige den wir hören konnten, war der aufgebrachte Will. Ihm schien es überhaupt nicht zu passen, gegen seinen Willen hier festgehalten zu werden. Man hätte glatt denken können, dass die Beiden da drinnen gleich ihre Säbel ziehen und damit die ganze Sache klären würden, aber irgendwie kam es noch schlimmer: Jack hatte schon einige Minuten versucht, den wütenden Will zu beruhigen, um ihm alles zu erklären, aber anscheinend wollte dieser es nicht einsehen, was ich auch verstand. Wir hörten draußen bloß einen dumpfen Schlag und danach einen weiteren. Dann hörten wir, wie jemand in Richtung Tür lief und mussten unseren Platz räumen. Will´s aufgebrachtes Gerede war verstummt, was uns schon ziemlich fragwürdig vorkam. Als Jack aus der Tür tratt sahen wir, was geschehen war: Der Captain hatte Turner einen astreinen Kinnhacken verpasst. Dieser lag, vor Schmerz zusammengekrümmt, auf den Holzdielen von Jack´s Kajüte und gab keinen Mucks mehr von sich. Bei diesem Anblick musste ich aus unerklärlichen Gründen grinsen. Liss hatte mich die darauffolgende Nacht wieder mit ihren fast sinnlosen Schwärmereien genervt und betont wie leid ihr doch Will tat und das Jack einfach nicht so hart zu ihm hätte seien müssen, aber diesmal hatte sie aufgehört, bevor ich mein Kopfkissen nach ihr werfen musste. Wir wurden durch den lauten Lärm aufgeweckt, der mitten in der Frühe an Deck losbrach und hörbar von Will stammte. Anscheinend war er an Deck gelassen wurden und musste sich erst einmal lautstark rechtfertigen: " ... und deshalb schleppt ihr mich hierher???? Ich habe weitaus andere Probleme als dir zu helfen, Jack!!!" Die Worte drangen zwar nur gedämpft zu uns hinunter, aber sie verfehlten ihre Wirkung nicht: Wir waren entgültig wach, besonders Liss. Ich schmiss schlagartig meine Decke zur Seite und eilte zusammen mit ihr hinauf. Da stand er, direkt gegenüber von Jack. Irgendwie kam es mir so vor als ob er ein wenig ruhiger reagieren würde als gestern, das heißt, dass er Jack wenigstens mal zu Wort kommen lies. "Es tut mir ja echt leid, dich von deiner Elisabeth wegreißen muss, aber es ist sehr wichtig, du weißt ja gar nicht wobei du mir helfen sollst!" Dem Captain war der Geduldsfaden gerissen. Doch dann kam die überraschende Antwort von Will: "Elisabeth ist nicht das Problem!" "Was soll das heißen, Elisabeth ist nicht das Problem?" Selbst Jack schien jetzt nichts mehr zu kapieren, obwohl unser Captain ja nur selten die Fassung verlor. "Ist Elisabeth nicht Will´s Verlobte?" Liss sah mich verdutzt an und ich konnte nur mit einem Nicken antworten, obwohl ich mich ernsthaft fragte woher sie das wusste. "Das soll heißen, dass sie mich verlassen hat!" Jack starrte ihn verdutzt an. "Oder besser gesagt, verlassen wird.", ergänzte Will und fuhr kurz darauf in einem aggressiven Ton Jack an: "Und das alles nur wegen dir!!! Du hast versprochen, uns in Ruhe zu lassen! Und jetzt wird sie glauben, ich mache gemeinsame Sache mit dir!" Fuchsteufelswild stand will da und Zornesröte stieg ihm ins Gesicht, während er sprach. Trotz seiner groben Art, konnte ich deutlich eine gewisse Traurigkeit heraus hören. Er liebte sie wirklich, seine Elisabeth. Auf der Jagd nach dem Gold Eigentlich dachte ich, dass Liss sich vor Freude dreimal überschlagen würde, da sie nun bessere Chancen zu haben schien, aber da hatte ich falsch gedacht. Sie fühlte sogar großes Mitleid mit Will und versuchte ihm so gut es ging zuzureden. Der Captain hatte da, wie soll ich sagen, eine eher männliche Art dem jungen Turner Mut zu machen: Am Morgen des nächsten Tages standen Liss, Maria und ich mit Eimer, Wischlappen und Mopp bewaffnet an Deck und schruppten was das Zeug hielt. Als wir plötzlich Stimmen von der Brücke vernahmen, drehten wir uns begierig um. Will stand neben Jack und lies sich von ihm scheinbar etwas erklären zu lassen. "Weißt du was, mein Junge?", Jack sicherte gerade das Steuer mit einem Seil: "Du solltest nicht ewig derselben Frau hinterher laufen, das bringt nur Unglück! Sieh dich doch in der Welt um! Hier gibt es Frauen wie Sand am Meer. Schon auf allein meinem Schiff befinden sich drei." "Bei denen du noch keinen Erfolg hattest.", ergänzte Will und langsam kehrte das Lächeln wieder in sein Gesicht zurück. Scheinbar versuchte er das Beste aus seiner Lage zu machen. Jack, im Gegensatz, fand das nicht sehr witzig. Ich hatte schon Längst bemerkt dass die Schwachstellen des Captain´s eindeutig die Infragestellung seiner Ehre und, unter anderem auch, seiner Männlichkeit waren, was Will schamlos auszunutzen wusste. Wir konnten uns ein leises Lachen nicht verkneifen. Ich wandte mich mit einem leichten Kopfschütteln an Maria: "Einmal Pirat, immer Pirat." "Ob du´s glaubst oder nicht. Selbst ein Pirat ist fähig zu lieben. Ich wette Jack erwischt es auch irgendwann.", Maria ließ denn Wischmopp sinken: "Hast du gesehen wie er manchmal in deine Richtung schaut? Außerdem ist es komisch, dass er sich noch nicht an dich rangemacht hat." "Wenn du wüsstest! Außerdem steht ihr doch auch immer bei mir, oder?", sagte ich und sah Maria durchdringend an. Sie lehnte sich zu mir herüber und flüsterte mir zu: "Aber ins Bett hat er dich noch nicht gekriegt, oder?" "Nein! Wo denkst du hin? Und er wird es auch nicht!", erwiderte ich beleidigt. "Wollen wir wetten?", Maria stützte sich jetzt interessiert auf ihren Besenstiel, "Wenn ich gewinne, trinkst du, ohne zu murren, drei Krüge Rum. Und wenn du gewinnst, dann ... hmm ... dann werde ich freiwillig das ganze Deck mit diesem Besen schruppen, ok?" "Gerne doch." "Abgemacht?" "Abgemacht!" "Hab ich irgendetwas verpasst?", Liss warf sich jetzt zwischen uns. Siegessicher hatte ich immer noch meinen Blick auf Maria gerichtet und antwortete dabei abwesend: "Nein! Hast du nicht!" Danach schwangen wir wieder die Besen. Ok. Ich hatte doch einige Bedenken wegen der Wette. Falls ich verlieren würde, was ich mir gar nicht vorstellen konnte, musste ich drei Krüge Rum trinken! Ich wäre ja schon fast bei dem einen Schluck auf Tortuga draufgegangen. Deswegen nahm ich mir noch fester vor, besser nicht zu verlieren. Obwohl ich bei der Langeweile, die an Bord herrschte, schon einige Hintergedanken gehabt hatte, die ich aber sofort verdrängte. Liss hingegen war jetzt eindeutig ernster geworden, wenn es um das Thema Will ging. Mich störte dies recht wenig, denn nun konnte ich endlich in Ruhe einschlafen. Nachdem wir wieder mal eine nacht schnarchend im Laderaum zugebracht hatten, standen wir auch schon mit den ersten Sonnenstrahlen an Deck und beobachteten erstaunt, wie die Männer den Anker warfen und sich daran machten über die Webeleiter in die Ruderboote zu steigen und zu einer weiteren, mir unbekannten Insel zu rudern. Halb benommen vom Schlaf registrierte ich, dass wir mal wieder über diese Aktion völlig im Dunkeln gehalten wurden. Ich stapfte also, soweit wie es mir meine müden Beine erlaubten, zum Captain, um wieder mal einen verzweifelten und absolut sinnlosen Versuch zu starten, diesen elenden Sturkopf dazu zu bringen, uns aufzuklären. Bei ihm angelangt, funkelte ich ihn böse an. Fragend hob Jack eine Augenbraue, während er sein eben erst benutztes Fernglas wieder zusammen steckte. Ich sagte nichts, da mir nicht die passenden Worte einfielen, weil ich noch völlig benebelt vor Wut und Schläfrigkeit war. Er starrte mich weiter fragend an. Schließlich hob ich in meiner Ratlosigkeit den Daumen und deutete damit schweigend über meine Schulter in Richtung der Boote. Sparrow folgte meinem Wink und versuchte nun an mir vorbeizuschauen, um zu sehen was ich meinte. Dann nahm er wieder seine vorherige Position ein und teilte mir freundlich mit: "Das geht Sie nichts an!" "Ach ...", sagte ich und in kochte die Wut hoch. Ich versuchte mich unter Kontrolle zu halten, aber meine Stimme bebte, als ich weitersprach: "Wenn uns das nichts angeht, dann frage ich mich wozu ich noch weiter versuchen sollte, in ihrer Mannschaft aufgenommen zu werden." "Genau das frage ich mich auch schon seit geraumer Zeit. Ich sehe, wir verstehen uns!" BATSCH. Meine Antwort hinterlies einen bleibenden Eindruck. Die Ohrfeige traf ihn auf seiner linken Wange, auf der sich danach die rötlichen Umrisse meiner Hand bildeten. Meine Geduld hatte er aufs äußerste strapaziert, außerdem fehlten mir mindestens noch zwei Stunden Schlaf, um endlich wieder meinen gewöhnlichen Redeschwall wiederzugewinnen. Deswegen verschwand ich kurz darauf mit Liss wieder unter Deck. Sie hatte der Vorfall ziemlich kalt gelassen, denn auch sie machte einen Gesichtsausdruck als würde sie Jack lieber dafür umbringen, dass er den Krach zugelassen hatte, der uns weckte. Es vergingen einige Tage, ohne dass auch nur einer seine Wette gewonnen, bzw. verloren hatte. Doch uns war allen aufgefallen, dass der Captain zur Zeit immer nervöser wurde und ständig das Meer mit seinem Fernrohr absuchte. Außerdem wurde es im Frachtraum, bei Liss und mir, langsam eng, denn von jeder auch noch so kleinen Insel die wir ansteuerten, brachten die Männer immer mehr dieser geheimnisvollen Kisten mit an Bord. Eines Morgens befanden sich Liss und ich wieder einmal im Laderaum und versuchten gerade ein wenig Platz zu schaffen. "Oh mein Gott! Was hat der bloß in diesen Dingern?", stöhnend ließ sich Liss auf eine der Kisten nieder, die sie gerade verzweifelt versucht hatte hochzuheben. "Das habe ich mich auch schon gefragt. Meinst du wir sollten mal reinschauen?!" "Ja, das ist eine gute Idee!", Liss stand auf und eilte in eine Ecke um meinen gestohlenen Säbel zu holen. Als sie sich der Kiste näherte versuchte ich sie dann doch aufzuhalten: "Liss! Stop!!! Wir können das nicht machen, Jac ... ich meine, der Captain hat es verboten. Das war doch bloß ein kleiner Scherz!" "Ach, na und. Was soll schon passieren?", Liss versuchte mit der Waffe die Kiste aufzuhebeln. "Nichts.", antwortete ich ironisch: "Außer, dass wir dann eine Runde Russisches Roulette und danach Toter Mann mit dem Captain spielen dürfen." Doch es war schon zu spät. Der Deckel der Kiste sprang auf und Liss lies einen Aufschrei ertönen: "Mein Gott! Das ist ...das ist ..." " ... Gold!!!", ergänzte ich. Ich hatte ja alles erwartet, aber nur nicht das. Doch leider hatten wir keine Zeit diesen wertvollen Fund weiter zu bestaunen, denn hinter uns öffnete sich die Tür. Liss schmiss sich blitzschnell auf die geradeeben geöffnete Kiste und sah dann erschrocken in Richtung Tür. Anamaria war eingetreten und sprach uns auch gleich zielstrebig an: "Was macht ihr denn hier? Warum seit ihr nicht oben?" "Was? Achso! Wir ... wir versuchen hier ein wenig Ordnung zu schaffen. Was gibt's denn?", verlegen sah ich Maria an und erwartete eine Antwort. "Also. Ich sollte euch nur bescheit sagen, dass heut Abend ein Fest veranstaltet wird. Weil wir alle Kisten eingesammelt haben und jetzt unseren Zielort ansteuern. Mehr hat der Captain nicht gesagt.", antwortete Maria und warf dann noch einen irritierten Blick auf Liss und mich, bevor sie uns den Rücken kehrte. "Klasse. Ein Fest für den Mist, den er verbockt hat?", sagte ich während ich fassungslos Liss anstarrte: "Es würde mich wundern, wenn er mit diesem Zeug nicht anderes Gesindel anlockt, das uns dann gehörig seine Kanonenkugeln auf den Leib brennt." Liss starrte mit mir zusammen noch eine Weile auf die gerade geschlossene Tür und rutschte dann von der Kiste, um sie ein zweites Mal zu öffnen. "Ist das echtes Gold?", Liss blickte auf die Goldstücke, den Schmuck und die anderen glänzenden Dinge. Ich schnappte mir eine Münze und biss hinein. "Ich glaube es ist echt.", sagte ich und warf die Münze wieder zurück in die Kiste. "Woher hat er das nur alles? Ich dachte er währe ein schlechter Pirat. Immerhin hat er seit wir hier sind noch keine Beute gemacht.", fragte Liss und schob den Deckel wieder auf die Holzkiste. Ihre Aussage stimmte. Tatsächlich hatte Jack nicht gerade viel angestellt in Sachen Piraterie. Ob es wohl an uns lag? "Ja, der Schein drügt.", sagte ich und fing an zu grinsen: "Vielleicht haben wir es hier sogar mit einem strategischen Genie zu tun. Mir jedenfalls gefällt dieses Schiff jetzt noch besser!" "Wag es janicht, auch nur ein Goldstück aus dieser Truhe zu entfernen! Ich bin schon das Risiko eingegangen die Kiste zu öffnen, aber mehr werde ich nicht riskieren!", drohte mir Liss, aber ich hörte eigentlich gar nicht hin, so betörend wirkte der Schein des Goldes auf mich. Jedenfalls bis mir Liss den Deckel vor der Nase zuschlug. "Sag mal, hat Maria nicht vorhin gesagt, dass heute Abend ein Fest veranstaltet wird?", fragte ich. "Ja, ich habe auch so etwas verstanden.", sagte Liss, die jetzt wieder völlig bei der Sache war: "Was meinst du? Sollen wir mitmachen?" "Solange Musik spielt ..." "Und der Rum?" "Ich und Rum? Spinnst du?" "Warum denn nicht? Du bist doch Pirat, oder?" "Ach ja! Du warst ja gar nicht dabei, als ich ... na ja ...", ich räusperte mich verlegen. Liss ging nicht weiter darauf ein, sondern sprach ein anderes Thema an: "Meinst du Will nimmt das mit Elizabeth so leicht, wie er vorgibt?" "Nein." "Das glaube ich auch. Kannst du dich eigentlich in andere Menschen hinein versetzen?" "Bei meinem Beruf muss man das können." "In alle Menschen?" "Na ja, nicht in alle Menschen. Piraten sind sehr schwer zu durchschauen." "Versuchs doch mal! Wie wär's z.B. mit etwas schwierigem ... der Captain zum Beispiel." "Na gut ... hmm ... geheimnisvoll, scheinheilig, sprunghaft ... im Kämpfen ist er ein Ass, na ja, wie ein Pirat halt." "Mehr nicht?", fragte Liss aufdringlich und ich verstand langsam worauf sie hinaus wollte. "Er hat wunderschöne braune Augen, schwarzes Haar und ... diese Stimme, er ...", ich hielt inne und hielt nach Liss Ausschau. Sie schaute mich verständnisvoll an und ich sah ihr an, dass sie erreicht hatte, was sie wollte. Dann sagte sie auf einmal: "Willst du damit sagen, du magst ihn?" "Ich ihn? Niemals! Sein Aussehen ist schon ok, aber seine Umgangsformen ..." "Wie schon gesagt: Der Schein drügt." "Glaub mir. Bei ihm nicht.", sagte ich und seufzte leise. Sie lächelte nur sanft und half mir dann weiter die Kisten zu verschieben. Als die Sonne unterging, stand ich wie jeden Abend am Bug des Schiffes und blickte hinaus auf die unendlichen Wogen des Meeres. Ja, das Leben war um einiges angenehmer geworden, seitdem Liss aufgetaucht war. In diesem Moment ging mir so einiges durch den Kopf und wieder musste ich darüber nachdenken, was mich überhaupt dazu gebracht hatte, mich der Mannschaft anzuschließen. Ich dachte auch über die Geistergeschichten von Sparrow, die Rettungsaktion von Liss und das Kidnapping von Will nach. All diese Ereignisse hatten mein Leben total auf den Kopf gestellt. Langsam wurde es zu dunkel um weiter nachzudenken und aus der Brigg kam auch schon die erste Musik. Also verließ ich meinen Platz und begab mich in Richtung der ausgelassenen Töne. Als ich den großen Raum betrat, schlug mir sofort eine Woge stimmungsvoller Atmosphäre ins Gesicht. Alle saßen um einen Holztisch herum, der mit Braten, Salat und natürlich reichlich Rum gedeckt war. Ich freute mich unwahrscheinlich über dieses Festmahl, denn in den letzten Wochen hatten wir mit dem Essen gespart und nun wusste ich auch warum. Ich setzte mich neben Liss und Maria und packte mir schnell etwas von dem verführerisch duftenden Hähnchen auf den Teller. Die anderen fingen ebenfalls an zu essen. Jeder redete durcheinander und auch ansonsten war es ein heilloses Chaos. Während die anderen Geschichten und Neuigkeiten untereinander austauschen, fiel mein Blick auf den Captain, der ebenfalls zu mir herüber sah. Vielleicht hatte Anamaria doch Recht gehabt. Ich verscheuchte schnell meine Gedanken an die Wette und wich den Blicken des Captains aus. Dabei fiel mir auf, dass sich Liss ständig versuchte Will zu beobachten, aber wenn er bemerkt hatte, dass sie zu ihm hinsah, versuchte er ihren stechenden Blicken auszuweichen und wendete sich schnell wieder seinem Essen zu. Ein leichtes Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus. Ich wusste, dass er seine Elizabeth nicht im Stich lassen würde, solange sie ihn nicht im Stich lassen würde. Nach diesem ausgiebigen Mahl, standen Henry und einige anderen Männer auf und verließen den Raum. Als sie dann zurückkehrten, hielten sie einige Instrumente in den Händen. Als Jack dies sah, sprang er auf den gerade erst abgeräumten Tisch und empfing sofort von der Mannschaft Applaus. Henry fing an, den Takt für eine Musik vorzugeben, wie sie des öffteren aus den Tavernen kam, schnell und ausgelassen. Zu meinem Erstaunen forderte der Captain mich auf, zu ihm auf den Tisch zu steigen. Ich hatte mir übrigens zu diesem Fest mein sauberes Ersatzkleid angezogen und musste deshalb höllisch aufpassen als ich widerwillig den Holztisch erklam. Jack reichte mir zur Hilfe seine Hand. Kaum stand ich oben, begann die gesamte Mannschaft den Takt zu pfeifen und richtete ihre Blicke auf uns, was mich noch weiter dazu bewegte den Tisch wieder verlassen zu wollen. Doch nun stand ich dort und wagte es nicht mich zu wehren. Hilflos begann ich die ersten Tanzschritte zu machen. Ich muss sagen, dass Jack der großartigste Tänzer war, den ich je getroffen hatte. Wie der Wind waren seine Bewegungen, wild und schnell, aber auch zart und geschmeidig. Am Ende war ich so aus der Puste, dass ich mich auf einen der Stühle fallen lies und dabei zusah wie Will und Liss die Tanzfläche, also den Tisch, betraten und zu einem anderen Lied zu tanzen begannen. Jack hatte sich in der Zwischenzeit neben mich gesetzt und drückte mir ein bis zum Rand gefülltes Glas in die Hand. Ich war so sehr mit Liss und Will beschäftigt, dass ich schweigend das Glas nahm und es bis auf den letzten Tropfen leerte. Erst danach bemerkte ich den verwunderten Blick von Jack: "Das ist Rum!" Ich sah weiter abgelenkt zu den beiden anderen hinüber und erwiderte nur: "Ach ja? Schenken sie mir bitte noch ein Glas ein." Der Captain grinste und nahm mir das Glas ab. "An was denken Sie gerade, Lady?" "An Liss und Will. Ich frage mich, ob Will das nicht übertreibt? Liss macht sich noch unnötig Hoffnung." Jack drückte mir das zweite Glas in die Hand und antwortete: "Ich insgeheim hoffe, dass er sich meinen Ratschlag zu Herzen genommen hat. Auf die Liebe!", er hob das Glas. "Auf die Liebe.", diesmal nahm ich nur einen Schluck, da ich jetzt wieder völlig konzentriert war und wieder den widerlichen Geschmack des Gesöffes schmecken konnte. Liss und der junge Turner hatten sich nämlich von ihrem Tanz erholt und waren nun auf das Deck gegangen. Jack stand plötzlich auf: "Kommen Sie mit! Ich will Ihnen etwas zeigen." Ich folgte seiner überraschenden Aufforderung. Wir überquerten das Deck auf dem, wie ich vermutet hatte, Liss und Will zu finden waren. Die Beiden standen schweigend nebeneinander, auf der jetzt verlassenen Brücke und sahen hinaus aufs Meer. Doch lange konnte ich ihnen nicht zusehen, stattdessen stolperte ich weiter dem Captain hinterher. Dieser geleitete mich in seine Kajüte und schloss, sobald ich eingetreten war, die Tür hinter mir. Was er mir zu sagen hatte, schien ja wirklich ziemlich wichtig zu sein. Insgeheim hoffte ich, dass er mich über diese komische Aktion mit den Kisten aufklären wollte. Während ich noch über den Grund seiner Aufforderung rätselte, ging er zu seinem Schreibtisch, holte ein großes Stück Pergament hervor und zeigte es mir. "Das ist das Bermudadreieck!" Ich sah ihn irritiert an, was ja auch zu verstehen war. Was hatte die ganze Sache mit einer Inselgruppe auf dem Atlantik zu tun? "Erinnern Sie sich noch an die Geistergeschichte, die ich Ihnen erzählt habe? Ok. Als schnelle Zusammenfassung meines Problems: Wir haben dieses Gesindel von Missgeburten am Hintern kleben. Wissen sie warum? Wir haben 133 Kisten voll Gold an Bord! (Ach, was er nicht sagte!)", Jack machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: "Ich habe zwar einen Ausweg gefunden, aber es könnte sehr gefährlich werden." "Sagen Sie ruhig. Mich kann jetzt nichts so leicht aus der Fassung bringen." "Nun ja ich hatte gedacht, wir würden das Gold an einen sicheren Platz bringen. Das Bermudadreieck wäre perfekt dafür. Es gibt dort eine unbekannte Insel, die sich besonders gut eignen würde. Die Insel Darkheaven." "Sie wollen also in das Bermudadreieck?" "Ja." "Sind Sie völlig übergeschnappt?!?! Warum erzählen Sie mir eigentlich den ganzen Quatsch, und nicht der Mannschaft, wie Sie es immer sonst tun???" "Weil ich in Sie Vertrauen habe!" "Ach auf einmal!?" "Sie sind noch kein festes Mitglied in der Mannschaft, deswegen brauche ich ihre Unterstützung!" "Und was bekomme ich dafür?", fragte ich, da ich wenigsten wissen wollte, was der Captain für eine Hilfe springen lies. "Ich kann Ihnen leider nichts anbieten, das von großen Belang ist.", es traten Minuten der Stille ein, bis er ruhig fortfuhr: "Und doch erbitte ich mir noch eine Information von Ihnen: Wie lautet ihr richtiger Name?", fragte er und kam mir dabei neugierig näher. "M ... Miriam. Miriam Fox." "Miriam? Ein schöner Name." Jacks Stimme hatte wieder diesen Ton angenommen, bei dem es mir heiß und kalt über den Rücken lief. Ich wusste nicht, was mit mir passierte. In diesem Moment hatte ich jegliche Ablehnung ihm gegenüber verloren. Plötzlich spürte ich seine Hand an meinem Nacken und zuckte zusammen, doch bevor ich aus meinem Trancezustand erwachen konnte, drückte er mir schon einen solchen Kuss auf die Lippen, der mich innerlich so aufwühlte, dass ich meine Wette ganz und gar vergaß. Ich antwortete nicht durch meine Stimme, sondern tat nur das was mein Herz mir in diesem Moment sagte, denn mein verstand hatte sich schon längst verabschiedet. Ich gab ihm mit einem zweiten, aber deutlich intensiveren und wilderen Kuss. Mir fällt es schwer dieses Gefühl in Worte zu fassen und ich schätze jedem, der einmal so etwas gespürt hatte, würde es genauso gehen. Es war als wenn sich die Sekunden in Minuten dehnen würden. Zu meinem Erschrecken, tat mein Körper so, als hätte ich mein ganzes Leben nichts anderes getan. Jede Berührung lies mir einen angenehmen Schauer über meine Haut fahren und so bemerkte ich nicht, dass ich schon mit meinen Füßen an die Bettkante stieß und langsam in einem Berg aus Stoff und Federn versank ... Captain Barbossa und das verlorene Kind Das Erste, was ich sah als ich aufwachte, waren die Holzbretter der Kajütendecke und das Erste, was ich dachte war: Scheiße! Was hast du nur gemacht?. Als ich mich dann auch noch aufrichte und in den Spiegel, gegenüber an der Wand, blickte, musste ich feststellen, dass ich aussah als währe ich von einer Raubkatze angefallen wurden. Meine Haare hatten eine seltsame Ähnlichkeit mit einem Vogelnest und meine Muskeln schmerzten tierisch. Außerdem hatte ich einen mächtigen Kater und mir brummte der Schädel. Draußen auf Deck war es noch ruhig, dass hieß, dass es noch dunkel sein musste. Ich lies mich wieder nach hinten sacken und drehte mich das erste Mal zur rechten Bettseite. Ja, ja. Er hatte es doch geschafft. Ich hatte meine Wette verloren und Maria wird vor Freude Luftsprünge machen. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich jederzeit drei Becher Rum trinken, wenn ich dafür noch mal so eine Nacht erleben dürfte. Zugegeben, dies war nicht meine erste Erfahrung mit einem Mann gewesen, aber ich musste zugeben, dass es durchaus einen Unterschied zwischen einem feinen englischen Mann und einem echten Piraten gab. Während Jack schlief, war ich damit beschäftigt, meine wild verstreuten Kleidungsstücke zusammen zusuchen. Ich war gerade dabei meinen zweiten Schuh anzuziehen, als sich der Captain hinter mir im Bett aufrichtete. Ich musste feststellen, dass er auch nicht besser aussah als ich. Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen fragte er mich: "Gut geschlafen?" "Wie man´s nimmt.", antwortete ich gelassen, zog meine Schuhe wieder aus und legte mich neben ihm auf das Bett. "Wer sind Sie eigentlich, Jack?" "Das, was ich schon immer war. Ich bin derjenige, der geht und kommt, wie der Nebel über der See." "Ich meine: Woher kommen Sie?", ich flüsterte schon fast und lächelte dabei. "Kein Mensch weiß woher ich komme, aber wenn die Zeit kommen sollte, wo es jemand erfahren muss, dann werden Sie die erste sein.", er beugte sich über mich und küsste mich. Dann stand er ebenfalls auf und versuchte sein Hemd zu finden. Nachdem wir uns vollständig bekleidet hatten, holte Jack noch etwas aus einer der zahlreichen Schubladen seines Schreibtisches und kam damit auf mich zu. "Hier, das will ich ihnen geben. Es ist zwar nur eine Münze, aber sie ist sehr wertvoll. In ihr liegt ein Teil meiner Vergangenheit verborgen. In dem Land, in dem ich sie erworben habe, sagte man mir sie soll Glück bringen, wenn man sie nahe beim Herzen trägt.", er drückte mir eine Silberkette mit einer französischen Silbermünze in die Hand und gab mir dann noch einen zärtlichen Kuss, bevor er hinaus auf die Brücke eilte. Ich folgte ihm mit einiger Verzögerung. Ein französische Münze?, dachte ich, während ich den Verschluss der Silberkette öffnete, um sie mir um den Hals zu legen: Er ist niemals ein Franzose! Bei diesem Gedanken musste ich lächeln. Ein noch seltsamerer Gedanke bemächtigte sich meiner: Er hatte, bevor er hier ankam und bevor sein Leben als Jack Sparrow begann, etwas erlebt, dass er vergessen wollte. Außerdem glaubte ich, dass er noch vielmehr gesehen hatte, als nur Frankreich und die Karibik. "Wo warst du die ganze Nacht?", war das Erste, was ich von Maria hörte: "Und woher hast du das?" Sie deutete auf die Silbermünze, die um meinen Hals hing. Erst hatte ich gedacht, dass es ihr nicht auffallen würde, aber na ja, irren ist halt menschlich. Maria war gerade dabei die restlichen Kartoffeln zu schälen, lies mich aber dabei nicht aus den Augen. "Ich ... ich war, ähmm ... ja, also, dass ist so ... ich ... Ich geb´s auf!", sagte ich schließlich, obwohl ich vorgehabt hatte die Wette nicht zu erwähnen. Doch da platzte Liss herein. "Na Mädels! Wie geht's denn so?", erwiderte sie vor Freude strahlend. "Wo warst du???", riefen Anamaria und ich gleichzeitig und ließen alles sahen uns kurz darauf verwundert an. "Na unten im Laderaum! Wo denn sonst?" Diese Antwort mich sichtlich , aber jetzt musste ich wieder meine Haut vor Maria retten. "Also? Was ist nun?", ungeduldig stemmte sie die Arme in die Hüften. Wortlos ging ich zu einem der zahlreich vorhandenen Schränke und öffnete ihn. Maria machte erst große Augen, als ich eine Flasche Rum heraus holte und mir einen Krug einschenkte, dann begann sie zu lächeln. "Was ist denn mit dir los? Ich dachte du ...", Liss wurde jedoch unterbrochen. "Eine Wette. Wir haben gewettet. Wenn sie mit Jack in der Kiste landet, muss sie drei Rumkrüge trinken, und wenn nicht muss ich das ganze Deck mit einem einzigen Besen schruppen. Und nun rate mal was passiert ist!", stellte Maria klar. Während ich mir den Alkohol reinwürgte und dabei angewidert das Gesicht verzog, brach Liss in schallendes Gelächter aus. "Pass auf das du nicht erstickst!", sagte plötzlich eine Stimme hinter uns. Henry, der erste Matt, war herein gekommen um frisches Wasser zu holen. Liss wurde stiller, gluckste aber noch ein wenig herum. Henry warf noch einen letzten verwirrten Blick auf Liss, bevor er die Kajüte verlies. Ich schenkte mir das zweite Glas ein. Plötzlich und unerwartet ertönte von draußen ein Ruf: "Segel in Sicht!!!" Henry eilte mit großen Schritten nach oben. "Hoffentlich nicht die Marine! Die können wir jetzt am wenigsten gebrauchen!", rief Maria und sprintete hinter Henry her. Ich warf Liss einen irritierten Blick zu und folgte Maria. Wie konnte ein Schiff so urplötzlich auftauchen? Ok, wir segelten gerade in der Nähe des Festlandes vorbei. Da gab es natürlich jede Menge Felsen und Buchten, wo man sich verstecken konnte, aber nun mal ehrlich, wer hätte denn schon gedacht, dass dieses Schiff so plötzlich auftauchen würde? Als wir an Deck ankamen mussten wir feststellen, dass es sich hundertprozentig nicht um ein Schiff der britischen Marine handelte, sondern allen Anschein nach um ein Piratenschiff, das auch noch auf uns feuerte. "Wenden!!! Wenden, verdammt!!!", der Captain hastete aufgeregt an uns vorbei. "Was ist los?", fragte ich angespannt: "Warum erwidern wir nicht das Feuer?" "Weil wir, junge Dame, keine Munition haben.", antwortete der Captain während er zum Fernrohr griff: "Hab ich´s mir doch gedacht! Barbossa, du verfluchter Schweinehund!" "Wie bitte, keine Munition ... Barbossa?", aufgebracht umkreiste ich Jack. "Wir mussten die Munition über Bord werfen, wegen dem vielen Gold. Und Barbossa ist einer der großen Piratenkapitäne in der Karibik ... nun ja ... gewesen. Anscheinend ist dieser Bastard von den Toten wieder auferstanden, hat sich eine Mannschaft und ein Schiff besorgt und ist jetzt nach Rache aus." "Warum will er sich denn unbedingt an uns rächen? Was haben wir denn getan?" "Nun ja, außer dass ich ihn ein paar Mal getötet habe, nichts." "Ein paar Mal getötet? Das geht doch n-" "Der Fluch, Schätzchen. Der Fluch.", Jack klappte das Fernrohr zusammen und blickte in Richtung feindliches Schiff: "Oh, mein Gott!!! Das gibt es nicht. Das Schiff holt uns ein!" Dann drehte er sich um und rannte auf die Brücke: "Segel setzen! Schneller, schneller!!!" Inzwischen hatte sich die gesamte Mannschaft an Deck eingefunden. Maria stand neben mir und lies ihren Blick hinüber zum unbekannten Schiff schweifen: "Und ich dachte die Black Pearl wäre das schnellste Schiff in der Karibik. Dieses Schiff habe ich noch nie gesehen." "Was werden wir jetzt machen?", langsam machte ich mir ernsthaft Sorgen um unsere Gesundheit, da wir ja unter Beschuss standen. Um meinen Blick ein wenig abzulenken, starrte ich durch die flatternden Segel hindurch zum Himmel, der langsam von Rauchschwaden durchsetzt wurde, die eindeutig aus den Kanonen unserer Feinde kamen. "Der Captain wird versuchen sie zwischen den Inseln abzuhängen. Das ist momentan unsere einzige Chance!", erklärte mir Maria, die die ganze Lage genauso wenig begreifen konnte wie ich. Zu meiner Überraschung gelang unsere überstürzte Flucht. Jedenfalls vorläufig. Wir ankerten in einer geschützten Bucht und überlegten fieberhaft, was wir jetzt tun sollten. Das erste Gesprächsthema war: Der Schatz. Wie sollten wir ihn schützen? Der Captain hatte immer noch vor, ihn nach Darkheaven zu bringen und glaubte doch ernsthaft dies zu schaffen. Nun, da lies sich vorerst nichts einwenden, aber was sollten wir mit der Karte machen? Immerhin war es zu gefährlich, sie hier zu behalten. Darin waren wir uns alle einig. "Wir sollten sie irgendwo verstecken wo sie optimal geschützt ist und wo garantiert keiner sucht.", überlegte Jack laut. "Wahnsinn. Das hätte ich ihnen auch sagen können.", sagte ich sichtlich angespannt. Plötzlich kam ihm ein entscheidender Gedanke und er rief mich zu sich hinüber. Eigentlich machte es ja keinen Sinn optimistisch an die Sache ran zu gehen, aber ich versuchte es möglichst hoffnungsvoll. Meine Hoffnung verschwand aber schnell, als der Captain zusammen mit Maria mir seinen, ach so intelligenten Plan erklärte. "Also, wir ... also die Mannschaft und ich sind zu einem Entschluss gekommen. Wir waren uns einig, dass du das beste Versteck wärst." Mein Gott. Alles hätte ich erwartet, aber das war zu viel. Wieso sollte ich das beste Versteck für die Karte sein? Sollte ich sie etwa in mein Korsett stecken (was ja schon so zu eng war)? Ok, so falsch lag ich gar nicht mit meiner Vermutung, außer dass es noch schlimmer kam. "Hast du schon mal was von tattowieren gehört?", versuchte Anamaria mir die schreckliche Wahrheit schonend beizubringen: "Wir hatten nämlich vor dir die Karte einzutätowieren." Ich wusste erst nicht was ich sagen sollte, brachte dann aber doch noch einen Satz heraus: "Meint ihr mit so einer glühendheißer Nadel direkt auf die Haut? Ohne Betäubung?" "Ja." "Na ja wird ja nicht so schlimm sein. Wie groß ist die Karte denn?" Jack räusperte sich zaghaft, kramte die sauber zusammengerollte Karte heraus und entrollte sie dann vor meinen Augen. Mein Herz machte einen großen Satz und ich schnappte nach Luft um dann völlig durchzudrehen: "Waaas?!?! Ihr wollt mir allen Ernstes diese Landschaftskarte auf meine Haut tätowieren? Seit ihr völlig übergeschnappt??? Da sieht man ja jeden einzelnen Grashalm!" "Wir haben keine andere Wahl!", sagte Jack. Das war also meine Zukunft? Ich werde bald als lebendige Atlaskarte herum laufen. Was für tolle Aussichten! Als es anfing dunkel zu werden, begann die Prozedur. Maria war diejenige die mich tätowieren sollte, da ich das Tatto nicht auf einem Arm oder einem Bein bekommen sollte, sondern auf meinen fast unberührten Rücken. Liss durfte assistieren. Während man mir jede einzelne Linie in die Haut brannte, musste ich auf einen in Leder eingewickelten Holzstock beißen, da die Schmerzen fast unerträglich waren und ich nicht die halbe Karibik mit meinen Schreien auf uns aufmerksam machen sollte. Ich weiß nicht wie lange das alles gedauert hat, aber danach schlief ich sofort vor Erschöpfung ein. Als ich aufwachte, lag ich immer noch auf dem freigeräumten Tisch in der Brigg. Meine Versuche mich aufzurichten, waren sehr schmerzhaft und ich lies es besser bleiben. Stattdessen verbrachte ich die Zeit damit die Wand vor mir anzustarren (wie interessant). Nach ein paar Stunden bekam ich Besuch. Liss kam mit meinem Mittagessen hereinspaziert. "Na wie geht's dir?" "Leben tu ich ja noch." Liss lächelte und schob mir das Tablett hin. Mühsam streckte ich meinen Arm aus und versuchte ihn wieder zurückzuziehen nachdem ich mir eine Weintraube geschnappt hatte. "Und was ist jetzt mit der Originalkarte?", fragte ich während ich die Weintraube in meinem Mund verschwinden lies. "Sie wurde verbrannt. Jetzt ist sie nur noch ein Häufchen Asche." Toll, dachte ich, Das Original wird verbrannt und die Kopie wird eingebrannt. "Und?", fragte ich skeptisch: "Meinst du dass die Karte jetzt sicher ist?" "Kommt drauf an. Wenn du untreu wirst, dann wohl eher nicht.", bemerkte Liss mit einem etwas merkwürdigen Ton. "Haha. Wie witzig!", ich versuchte erneut aufzustehen, was sich auch jetzt noch als nicht ganz so gute Idee erwies. "Haben wir das fremde Schiff abgehängt?" "Tja, im Moment sieht es so aus, aber trotzdem: Wir müssen vorsichtig sein!", antwortete mir Liss. Am Abend hatte ich es endlich geschafft aufzustehen. Die Sonne stand immer noch hoch am Himmel und strahlte hartnäckig auf meinen Sonnenbrand, den ich mir irgendwo zwischen Jamaika und Kuba eingefangen hatte. Ich suchte Schatten neben dem Großmast. Sparrow kam auf mich zu, und ich sah, dass er genauso mit der Sonne zu kämpfen hatte wie ich. "In zwei Tagen werden sie uns eingeholt haben. Bis dahin schaffen wir es nie bis nach Darkheaven und das gestern ... ", er holte tief Luft: " ... waren die letzten Inseln gewesen." "Und das heißt?", fragte ich skeptisch. "Das heißt, dass ich am Ende mit meinem Latein bin!", verzweifelt lies er sich auf ein, mit Kartoffeln gefülltes, Fass fallen und blickte hinauf zur Sonne. Minuten verstrichen bis ich mich verlegen räusperte: "Ähm ... ich hätte da eine Idee!" Sparrow zog die Augenbrauen hoch. "Wir könnten sie in einen Hinterhalt locken. Wie wurde eigentlich der Fluch letztes Mal aufgehoben?" Entspannt lehnte er sich nach hinten und begann zu erzählen: "Der Fluch kann nur aufgehoben werden, wenn derjenige, der eines der Goldstücke besitzt alle wieder in die Truhe zurücklegt und das Blut zurückzahlt." Während er erzählte war ich dabei alles in Gedanken zu notieren: "Aha ... alle Stücke ... Blut zurückzahlen ... hmm ... Ich hab's!!!" Vor Schreck kippte der Captain seitwärts vom Fass und streckte sich der Länge nach an Deck hin. Nachdem dem Jack seine Fassung wieder gefunden hatte, verschwanden wir in seiner Kajüte, wo ich ihm meinen Plan erklärte. Dieser lautet grob beschrieben so: Wir sollten das Festland ansteuern und einen Teil der Mannschaft mit einem Teil des Schatzes an Land schicken. Und der andere Teil sollte sich in den Rettungsbooten verstecken, während Jack und ich geknebelt und gefesselt an Deck liegen. Alles sollte auf eine Meuterei hindeuten. Der Feind würde uns dann auf sein Schiff mitnehmen und uns nach dem übrigen Schatz fragen. Wir würden ihm dann antworten, dass wir ihn aufs Festland gebracht haben (was ja stimmte). Dann würde er bestimmt einen Teil seiner Leute an Land schicken und der andere Teil würde die Kisten von der Black Pearl holen. Unsere Leute an Land überwältigen dann den einen Teil, während die anderen auf der Black Pearl den Rest ausradieren. An Bord des feindlichen Schiffes werden dann Jack und ich das Durcheinander ausnutzen und irgendwie an das Medallion und an das Blut seines Besitzers ranzukommen. Der Captain starrte mich völlig perplex an. "Und das ist dir alles jetzt eingefallen???" Ich zuckte mit den Schultern und er erwiderte: "Das ist ja großartig!!!" Jack umarmte mich und gab mir einen dankenden Kuss. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, dabei hatte ich doch schon die Hälfte meines Planes vergessen. Sparrow war sofort an Deck gestürzt und hatte der Mannschaft alles erzählt, damit der Plan auch sofort in Kraft treten konnte. Das tat er dann nach einer Weile auch. Als wir am Festland ankamen musste man mich regelrecht zurückhalten von Bord zu stürzen. Was dann kein Problem mehr war, als man anfing Jack und mich zu fesseln. Rücken an Rücken geschnürt saßen wir an Deck. "Ich hoffe für dich, dass dein Plan funktioniert!", bemerkte Jack, während er versuchte sich zu mir umzudrehen. "Was soll das heißen? Du hast doch selbst zugestimmt!", antwortete ich aufgebracht. "Aber nur weil wir keine andere Wahl hatten!" "Was!?!", bevor ich noch ganz ausflippen konnte, knebelte uns Maria schnell und machte noch die letzten Dinge klar: "Also: Wir geben euch Klopfzeichen, ja? Ok. Dann: Viel Glück!" Sie verschwand zügig in einem der Beiboote an der Schiffseite, denn sie gehörte zu dem Teil der Mannschaft, der sich an Bord verstecken sollte. Immer noch wütend rammte ich Jack meinen rechten Ellenbogen in die Seite. Stunden vergingen, nichts passierte und der Captain war in der Zwischenzeit eingenickt (wahnsinnig aufmerksam!). Ich verbrachte meine ohnehin wertlose Zeit damit, der langsam untergehenden Sonne zuzusehen und mir Gedanken über meinen Plan zu machen, der mir immer noch nicht wieder vollständig eingefallen war. Es sah mal wieder nach so einer Hilfe-wie-komm-ich-hier-weg-Situation aus, aber das Problem war: Ich konnte ja gar nicht weg!!! Als die Sonne untergegangen war fing ich sogar vor Langeweile an die Sterne zu zählen. Nach einer Weile war ich endlich dabei einzuschlafen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich dann durch hektische Klopfzeichen hochschreckte und hörte wie kurz darauf uns eine Stimme aus dem Rettungsboot zur absoluten Ruhe aufforderte. Barbossa hatte sich also aus seinem Versteck gewagt. Jetzt wurde die Lage ernst. Doch Herr Sparrow zog es, selbst in dieser Lage, vor, lieber weiterzuschlafen, was ihm dann gehörige Magenschmerzen einbrachte. Ich zog nämlich an den Stricken mit denen wir aneinander gefesselt waren und holte in somit unsanft aus seinen Träumen. Maria flüsterte uns von Zeit zu Zeit die Entfernung des feindlichen Schiffes zu, während ich schon heimlich vor mich hin betete. "Jetzt schickt er Ruderboote. Denkt daran. Nichts Falsches sagen!", das war das letzte was Maria uns zuflüsterte. Ich versuchte noch schnell mit Gott und der Welt ins Reine zu kommen, während sich draußen auf dem Ozean die Boote Meter für Meter näherten. In der Dunkelheit nahm man sogar von dieser Entfernung aus einen schwachen Fackelschimmer war. Mein Herz pochte um so schneller, als wir die ersten Ruderschläge auf dem Meer und einige Minuten später das erste Kratzen an den Schiffswänden hörten. Und dann plötzlich, stürmten ungefähr zwanzig verkommene Piraten an Deck und mussten zu ihrem Bedauern bemerken, dass sie ganz umsonst einen Überraschungsangriff gestartet hatten. Ihre anfängliche Niedergeschlagenheit wandelte sich aber schnell in eine schadenfrohe Stimmung um als sie Jack und mich entdeckten. Einige von ihnen schienen den Captain ziemlich genau zu kennen. So genau sogar, dass sie sich über ihn lustigmachten: "Du weilst ja immer noch unter den Lebenden, Jack. Aber diesmal scheinst du ja nicht soviel Glück gehabt zu haben. Hattest wohl ne Meuterei?" "Und wer ist diese Schönheit?", sagte ein anderer und fing an, an meinen Haaren herum zu fummeln. Dass diese Piraten anders waren, bekam ich spätestens dann zu spüren, als sie uns grob in eines der Ruderboote stießen. Die ganze Überfahrt lang verbrachte ich damit, den Belästigungen der Fremden weitgehend auszuweichen. Mein Plan fing an, mir langsam auf die Nerven zu gehen. Bis jetzt brachte er mir nur Ärger und blaue Flecken ein. Das Erste das mir auffiel, als ich auf das Deck des fremden Schiffes gestoßen wurde, war eine ziemlich wichtig aussehende Person mit großem Hut. Doch dann wurde mir die Sicht von den wohlbekannten verrußten Gesichtern versperrt. Plötzlich tauchte zwischen den dunklen Männergestalten eine Frau auf, die ich erst jetzt bemerkte. Sie konnte gut 26 sein, aber im Alterschätzen war ich ungefähr genauso talentiert, wie im Wetten gewinnen. Die langen, braunen, gelockten Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden, ihre blass blauen Augen musterten mich misstrauisch und ihre gerunzelte die Stirn, ließ mich nichts Gutes vermuten. Nun wich aber auch die Frau zur Seite um dem autoritären Mann Platz zu machen, den ich vorhin schon auf der Brücke thronen gesehen habe. "Guten Abend Lady!", raunte er mir mit einer rauen Stimme zu. Ich wollte ihm ins Gesicht spucken, aber mein Speichel war aufgebraucht, da ich diesen Tag noch fast gar nichts getrunken hatte. "Du bist ein Idiot Barbossa!!!", fauchte Jack aus der Ecke. "Ach ja? Wer läuft mir denn jetzt zum x-ten Mal über den Weg?", antwortete der soeben erwähnte Barbossa: "Jack. Denkst du etwa, mir macht es Spaß dich jedes Mal aufs Neue auszusetzen?" "Du hättest bei den Toten bleiben sollen, du elender Hund!!!" "Ach und warum? Sieh dich doch mal um, Jack! Dies ist die Seawolf, das erste Schiff das es nicht nur mit der Black Pearl aufnehmen kann, sondern sie sogar überbietet." Während Sparrow tobte, drängte sich die geheimnisvolle Frau zu Barbossa vor. "Was soll nun mit den beiden geschehen?", fragte sie. Barbossa antwortete: " Bringt sie unter Deck, diesmal werde ich ihn höchstpersönlich erschießen!", er drehte sich wieder zu uns um: "Und Jack? Wo ist nun das Gold?" Jack versuchte sich loszureißen, wurde aber festgehalten: "Du wirst ihn nie-" "Er ist auf der Insel!", unterbrach ich rasch den Captain. Wahrscheinlich hatte er unseren Plan vor lauter Wut ganz vergessen. "Ok, Ministra!!! Du und die restlichen Männer gehen auf die Insel!" Zu Jacks Verblüffung antwortete die Frau: "Ja, Vater." Der Kampf Barbossa selbst begleitete uns zur Zelle. "Nun Jack, wer ist den deine schöne Begleiterin?", fragte er als das Schloss einrastete. "Das geht Sie gar nichts an!!!!", setzte ich mich zur Wehr. "Sehr temperamentvoll, wie mir scheint. Anscheinend habt ihr ja etwas gemeinsam." Jack hockte immer noch in einer Art Schreckstarre in der Zelle, während ich meine Wut kaum noch im Zaum halten konnte. Doch endlich brachte auch er einen Satz heraus: "Warum nennt dich diese Frau an Deck Vater?" Ich für meinen Teil hatte eine sinnvollere Aussage erwartet. "Nun ja, darf eine Tochter ihren Vater den nicht so nennen?" "Meine Güte. Wann hast du denn das verbrochen?", Jack wurde langsam aufsässig und ich fühlte mich schonwieder überflüssig. "Ministra ist meine einzige Tochter.", fuhr Barbossa fort, als hätte er nichts von dem gehört, was Jack gerade gesagt hatte: "Und ich habe sie eine lange Zeit nicht mehr gesehen." "Weiß sie von dem Fluch?", unterbrach ihn Jack. "Ja. Was denkst du denn, wie ich dem Tod entronnen bin?" Jack zuckte mit den Schultern: "Es soll Wunder geben." "Ministra hat mich von den Toten zurückgeholt und sinnt auf Rache, doch ich habe ja wohl eher das Recht dich zu töten Jack, oder? Und was aus ihr wird entscheide ich später.", er deutete auf mich. "Und nun zu den wichtigen Dingen ...", Barbossa zog eine Pistole aus dem Gürtel und ließ den Abzug zurückschnellen: "Noch irgendwelche Wünsche?" Ich erwachte plötzlich aus meinen Gedanken und lies mein Mundwerk aufschnellen: "Kämpfen Sie mit mir!" "Wieso sollte ich mit Ihnen kämpfen, Lady? Wollen sie noch vor ihm sterben?", sagte Barbossa mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht. "Kennen Sie das Wort Ehre, Barbossa?", sagte ich mit einem leichtem Zittern in der Stimme. Barbossa schwieg andächtig und erwiderte dann: "Nun gut. Aber er soll zusehen wie Sie sterben!" Jacks Blick verlor seine Glasigkeit, aber es war zu spät um etwas zu ändern. An Deck herrschte Stille. Es waren höchstens noch zwei, drei Mann an Bord, die vollauf mit ihrer Arbeit beschäftigt waren. Jack wurde an den Großmast gebunden. Barbossa warf mir einen Säbel zu: "Bevor ich sie töte, würde ich gerne ihren Namen erfahren." "Miriam Fox." "Fox ... hmm ...?", wiederholte er leise. Doch dann fing es auch schon an. Sein Angriff kam überraschend und plötzlich. Er war trotz seines Alters enorm schnell. Trotzdem landete ich nach einiger Zeit einen Treffer, aber ... er starb nicht. Ihn störte es nichteinmal! Der Fluch, dachte ich. Plötzlich erinnerte ich mich an zwei wichtige Wörter: Münze und Blut. Ich ließ meinen Blick an der Klinge meiner Waffe hinauf wandern und da sah ich es: Blut, genau das Blut was ich brauchte. In Eile riss ich mir, während ich den Angriffen auszuweichen versuchte, ein Stück Stoff von den Sachen und tränkte es mit der roten Flüssigkeit. Dann sah ich mit einem schnellen Seitenblick zu Jack und warf ihm den Stofffetzen entgegen. Barbossa bemerkte es nicht. Doch während dieser verhängnisvollen Sekunden der Übergabe und der Unaufmerksamkeit, schleuderte Barbossa mir mit einem Hieb die Waffe aus der Hand und sie flog über Deck, bis sie vor Jacks Füssen landete. "Ahh ... Mir ist eingefallen, wann ich den Namen Fox schon einmal gehört habe. Es ist schon gut ein paar Jahre her, aber das werde ich wohl nie vergessen.", er näherte sich mir: "George Fox, nicht wahr? Er war ihr Vater." Mein Herz blieb stehen. Wie konnte dieser Abschaum, es wagen, den Namen meines Vaters auszusprechen? Woher kannte er ihn? "Er war ein guter Mann, der sich auch gern mal auf gute Geschäfte einließ. Doch leider nicht nur zu unseren Gunsten." "W ... Wie meinen sie das?", stotterte ich. "Er machte erst Geschäfte mit uns. Er gab uns die Ruten der großen Handelsschiffe und wir teilten die Beute mit ihm. Doch wie es der Zufall so will, ging etwas schief.", Barbossa hielt inne: "Er fing an auch Geschäfte mit anderen Piraten zu machen. Dies konnten wir ja wohl nicht dulden, oder?" "Was habt ihr getan?", fragte ich, immer noch mit einem Zittern in der Stimme. "Wir haben ihn erschossen.", er machte eine Pause um in mein von Gefühlen verzerrtes Gesicht zu blicken. Dann, ehe ich etwas erwidern konnte, hatte er seine Pistole gezogen und der Schuss löste sich. Ich wurde zu Boden gerissen. Er hatte getroffen ... Darkheaven Als ich wieder das Bewusstsein erlangte, fühlte ich mich elend. Ich war im Himmel, ich war tot! Oder doch nicht? Mit zitternden Händen ertastete ich die Stelle, wo mich die Kugel getroffen hatte. Ich spürte etwas Hartes und griff danach. Benohmen starrte ich auf die Silbermünze. Die Kugel war mit voller Wucht auf sie geprallt und hatte eine rundliche Delle hinterlassen. Mein Gott! Ein Glück dass Jack mir diese Münze gegeben hatte, aber ... wo war er? Und wo war ich? Ich brauchte gar nicht lange zu überlegen, um zu wissen wo ich mich befand. Ich war immer noch an der gleichen Stelle wo ich zu Boden gegangen war. Jack war weit und breit nicht zu sehen, fast niemand war da. Außer ... na ja, den Leuten die vorhin schon da waren und vielleicht ein paar mehr. Ana Maria und die anderen mussten gute Arbeit geleistet haben, trotzdem war manches schief gegangen. Ich zum Beispiel sollte jetzt an Bord der Black Pearl sein und nicht hier. ( Was nicht alles falsch läuft! ) Plötzlich vernahm ich, unweit von mir entfernt, ein leises Räuspern: "Chr ... chrm ..." Ich drehte mich um. "Nicht, dass ich nicht erwartet hätte Sie wären tot, aber irgendwie sind sie schon ganz schön lästig.", die Frau, die Barbossa Vater genannt hatte stand hinter mir und beobachtete mich mit einem Ausdruck der großen Neugier eines kleinen Kindes, dass zum ersten mal seine Umwelt wahrnimmt. "Warum ... Warum haben sie mich am Leben ge-... na ja, war das Absicht?", ich deutete auf die Münze in meiner Hand. "Keineswegs, Lady ... ?" "Fox!" Sie schritt um mich herum: "Eigentlich hatten sie verdammtes Glück, meine Liebe. Wie zum Teufel kommen sie auf ein Piratenschiff? Und dann noch auf ein solches wie die Black Pearl?" Ich starrte sie an. Ich könnte Stunden damit verbringen zu antworten. "Und was hat Sparrow mit ihnen zu tun?" Irgendwie hatte ich gewusst, dass diese Frage als nächstes kommen würde ... "I ... Ich bin eine Lady. Ich bin nur durch Zufall auf diesem Schiff gelandet, ich ...", versuchte ich mich herauszureden, aber sie unterbrach mich. "Eine Lady?", kicherte sie: "Eine Lady würde niemals an einen Pirat gefesselt werden. So respektlos Piraten auch manchmal sind, so etwas würden sie niemals tun." Mein Blick haftete sich ungläubig an ihre Augen. "Was wollen Sie damit sagen?" "Das Ihre Behauptung, sie seien durch Zufall auf der Black Pearl gelandet, schlicht und einfach falsch ist." "Warum wollte Ihr Vater mich umbringen? Er will doch nur Jack, oder?" "Tja ... Das hat mit Ihrer Vergangenheit zu tun." "Meine Ver-? Hey, warten Sie!!!" Doch sie war schon gegangen. Man hatte sie ans Steuer gerufen. Mir drängte sich immer noch eine Frage auf: Warum kümmerte man sich jetzt auf einmal nicht mehr um mich? Was war passiert? "Scheiße ist das kalt hier!", fröstelnd zog ich die Beine zusammen. Ich befand mich idiotischer Weise immer noch an Deck. Die Seawolf hatte geankert und es war still um mich herum ... Verdammt still. Man hatte mich an den Großmast gefesselt und mit mir kein Wort mehr gewechselt ( Was ich sehr betrügend fand ). Nun war ich eingehüllt von Dunkelheit und unbeantworteten Fragen. Ich vermisste Liss, Anamaria und natürlich Jack. Ich vermisste ihn und seine Wärme. Und das schlimmste war: Ich hatte keine Ahnung was mit ihm passiert war. Wo war er? Hatte unser Plan doch noch funktioniert? Was würde mit mir passieren? In diesem Moment flog hinter mir eine Tür auf. Ich hörte lange Schritte und starrte wenige Sekunden später in die nebeligen Augen Barbossa´s. "Ich muss mit ihnen sprechen.", teilte er mir mit: "Wo ist sie?" "Wo ist wer?", skeptisch musterte ich ihn. "Die Insel, verdammt! Jack wird sein Gold doch irgendwo verstecken wollen, oder? Wir beobachten ihn schon seit Wochen." "Und da fragen Sie mich?" "Ich habe bemerkt, dass sie eine besondere ... sagen wir mal ... Beziehung zu Jack haben." Mein Puls fing an zu rasen. Verdammt! Ich handelte mir wirklich nur Ärger ein. "Ja und? Das heißt nicht, dass ich etwas weiß.", erwiderte ich mit ein wenig Spott in der Stimme. "Ach ja?", sagte Barbossa und riss mir die Silbermünze, die mir Jack geschenkt hatte, aus meiner Hand: "Und wie erklären sie sich das hier? Das ist das Zeichen für tiefes Vertrauen, wenn es von jemandem geschenkt wird. Es ist Teil des Schatzes, und ein Pirat teilt nur selten mit nicht vollwertigen Mannschaftsmitgliedern. Sie müssen ihm viel bedeuten." "U ... und w ... was wollen Sie damit sagen?", fragte ich verdattert. "Sie müssen die Karte haben. Ich weiß bloß noch nicht wo." Mein Atem wurde schwerer und meine Augen sprachen Bände: Er wusste es. Wärmende Sonnenstrahlen trafen mein Gesicht und trockneten die Schweißperlen, die sich auf meiner Haut angesammelt hatten. Nur Schemenhaft erkannte ich das Geschehen, was sich um mich herum ereignete, als ich plötzlich etwas kaltes im Nacken spürte. "Aufstehen!", sagte eine Stimme und erst jetzt bemerkte ich, dass man mir die Fesseln durchtrennt hatte und mir freundlicherweise einen Säbel an den Hals hielt. Widerwillig erhob ich mich und starrte in die interessiert aufleuchtenden Augen der Mannschaft, die jetzt begann eine schmale Gasse zu bilden. Durch diese schubste man mich in Richtung Kapitänskajüte. Was hatte man mit mir vor? Während ich mir schon die schlimmsten Sachen ausmalte, drängte man mich schon durch die schwere Holztür. Barbossas Kajüte war nicht so prunkvoll wie die von Jack, aber es reichte durchaus um Eindruck zu schinden. Überall standen Kerzen, die ein schummeriges Licht in den Raum warfen. Der runde Tisch war, wie bei Sparrow, über und über mit Karten bedeckt. Anscheinend suchte Captain Barbossa verzweifelt nach dem Versteck des Schatzes. An den Karten konnte ich erkennen, dass seine Vermutung auf das Bermuda-Dreieck gefallen war. Was nicht sehr fragwürdig war, da diese Inselgruppe die einzige war, die so weit auf dem Ozean noch existierte. Alles in Allem machte diese Atmosphäre einen angespannten Eindruck. "Oh, Miss Fox.", Barbossa tratt aus dem Schatten: "Willkommen in meinem bescheidenen Heim." Bescheiden war es. Bescheiden beeindruckend. "Sie müssen wissen, ich bin eigentlich ein ziemlich geduldiger Mensch, aber in manchen Situationen ...", er holte tief Luft: "Sie wissen genau was ich von Ihnen erwarte und ich wiederhole nur zu ungern meine Frage: Wo ist sie? Wo ist die verfluchte Insel, wo Jack sein Gold versteckt hat? Sie muss hier im Bermuda-Dreieck sein, nicht wahr?" Ich schwieg. "Antworten Sie!!!" "Ich weiß es nicht!!!" "Und ob Sie das tun." "Nein!!!", schrie ich und stolperte überrascht von meinen gelogenen Worten zurück, sodass ich mit den Rücken an die Wand stieß. "Verflucht noch mal!!!", brüllte Barbossa und schritt mit großen Schritten auf mich zu: "Ich will doch nur wissen wo diese verdammte Scheißinsel ist!!!" Ich verharrte schweigend, was sich als fataler Fehler erwies. "Dann" sagte er betrübt, "muss ich sie leider töten." Er zog seinen Säbel und ich, völlig in Panik, ergriff die Flucht auf das Außendeck. Ich stürzte quer über das Schiff und wurde letztendlich durch meine Kleidfalte zu Boden gerissen. Hastig rappelte ich mich auf, als ich plötzlich einen stechenden Schmerz am Rücken verspürte. Ich stolperte einige Schritte vorwärts und blieb dann wie angewurzelt stehen. Ein kühler Lufthauch streifte meinen nun durch den Hieb entblößten Rücken. Ich drehte mich langsam um. Auf Barbossas Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Selbstzufriedenheit und Schadenfreude wieder. "Na bitte.", sagte er lächelnd. "Ich Idiot!", schluchzend sank ich zu Boden. Was hatte ich nur falsch gemacht? Wie war ich hier herein geraten? War es dieser kleine Diebstahl in Port Royal, die darauf folgende Verbindung zur Piraterie oder das verräterische Tattoo auf meinem Rücken? Alles schien auf das gleiche hinaus zu laufen: Auf mich selbst! Die letzten warmen Tränen rannen über meine Wangen und versiegten in dem Stück Stoff, dass einmal mein Kleid gewesen war. Barbossa hatte sofort nach der Entdeckung der Karte eine weitere Kopie anfertigen lassen und war nun in Richtung Darkheaven aufgebrochen. Mich hatte man, da ich ja jetzt nicht mehr von Nutzen war, in der Kapitänskajüte eingeschlossen. Und das schlimmste an der ganzen Sache war, dass Jack, falls er noch lebte, keine Ahnung von alldem hatte. Denn nun befanden sich zwei Schiffe auf dem Kurs zu ein und derselben Insel ... Mein Schlaf war sehr unruhig. Wäre Barbossa in dieser Nacht noch einmal in seine Kajüte gekommen, was er nicht tat, da das Steuer diesmal in seiner Obhut sein musste, hätte er meine ganze Wut zu spüren bekommen. Kaum war ich aufgewacht, sprang die Tür auf und man zerrte mich grob an Deck, während ich natürlich lauthals protestierte, was wieder mal überhört wurde. Als ich dann oben an Deck meine Augen an das grelle Sonnenlicht gewöhnt hatte, fiel mein Blick auf die noch ruhige See: Nebel, überall Nebel! "Schauen sie!" Ich drehte mich um, es war Barbossa, "Schauen sie genau hin!" Ich folgte seiner Anweisung nur zögerlich. Eine Weile war nichts zu erkennen außer die sich wiegenden Dampfschwaden über dem dunklen Ozean. Und dann sah ich es. Vor dem Buck des Schiffes waren mehrere verschieden große Inseln aufgetaucht. Es schien eine Art Inselgruppe zu sein. Langsam verzog sich auch der dichte Nebel in meinem Kopf und plötzlich wusste ich wo wir uns befanden: Im Bermuda-Dreieck. "Der gute Jack war so freundlich, nicht nur die Karte auf ihnen zu verewigen, sondern auch den sichersten Weg durch das Dreieck, dem wir jetzt folgen werden." Aber ich hörte Barbossa schon gar nicht mehr. Der Anblick war zu überwältigend: Große, mit dichtem Dschungel überwucherte Berge erhoben sich aus dem Nebel. Scharen von bunten Papageien flatterten kreischend über die Bäume und jede Menge wilder Geräusche drangen in meine Ohren. Doch es war eine trügerische Harmonie, die besagte Ruhe vor dem Sturm. Noch nie hatte ein Mensch das Bermuda-Dreieck lebend wieder verlassen. Wir segelten an Inseln vorbei, die noch keinen Namen hatten, da nie jemand lange genug gelebt hatte, um ihnen einen zu geben und ich glaubte, dass uns das gleiche Schicksal wiederfahren wird. Barbossa stand am Steuer und blickte immerzu auf die Karte, um ja nicht den falschen Kurs einzuschlagen. Ich schaute über die Reling in das Wasser. Es war nicht so strahlend blau, wie das in der Karibik. Es war dunkel, bedrohlich und anscheinend sehr tief. Wahrscheinlich voller Seeungeheuern, von denen ich in alten Seemannsgeschichten gehört hatte. Dieser Ort hatte etwas unangenehmes an sich. Nichteinmal die allsehende Sonne traute sich hierher, sie blieb hinter den dichten Dunstschwaden versteckt. Doch eines merkte ich schnell: Es war eindeutig kälter geworden. Langsam glitt die Seawolf ins seichtere Wasser und der Anker wurde geworfen. Wir waren vor einer kleinen Insel angelangt. Jedenfalls kleiner als die anderen. Dichter Urwald zog sich über die Erde und in der Mitte der Insel konnte man ein überwuchertes Felsmassiv erkennen. Sollte das Darkheaven sein? Wenn ja, war hier tatsächlich noch nie ein Mensch gewesen. Keine Pfade, Wege oder Schneisen führten auf dieser Seite der Insel in den Urwald. Nichts. War Jack schon hier gewesen oder war er tatsächlich ... tot? Plötzlich packte mich von hinten jemand und zog mich von der Reling weg. "Da sind wir. Es wird Zeit.", Barbossa hatte ein kaltes Lächeln aufgesetzt, dass mich erschaudern lies. Ich fragte mich, warum sie mich nicht schon getötet hatten, da sie ja jetzt die Karte besaßen. Wie auf ein geheimes Zeichen hin antwortete Barbossa mir auf diese Frage: "Wir brauchen Sie falls Jack auftaucht. Als Lösungsmittel oder Absicherung würden Sie sagen, oder?" Hieß das, Jack war noch am Leben? Jedenfalls schien es Barbossa zu glauben. Ich gab ihm jedoch keine Antwort, sondern starrte nur in die unendliche Tiefe des Dschungels ... Seit ich diese Insel gesehen hatte, ergriff mich eine unerklärliche Angst. Ok. Wen würde das nicht passieren, wenn man nur zu genau wusste, dass niemand lebend aus diesem verfluchten Dreieck herausgekommen ist. Sogar die Teile der Schiffsfracks sind spurlos verschwunden. Aber nicht nur deswegen wollte ich strikt keinen Fuß an Land setzen, sondern die Vorstellung nur Mittel zum Zweck zu sein, gefiel mir absolut nicht. Letztendlich mussten mich drei Männer an Land zerren, wobei ich tiefe Kratzspuren auf ihrer Haut hinterlies. Barbossa sah sich um. Nun wusste er auch nicht mehr weiter. "Sucht die Insel ab! Wenn ihr auf etwas stoßt, gebt Leuchtsignale!", befahl er seiner Meute, die sich daraufhin aufteilte. Ministra und ein paar Männer gingen nach Westen in den Urwald hinein, eine andere Gruppe nach Osten und eine weitere sollte den Strand ablaufen. "Sie kommen mit mir!" Ich erschrak, als Barbossa mich urplötzlich von der Seite ansprach, aber folgte ihm und den zwei anderen Piraten in die Mitte des Dschungels, denn ab jetzt war es wohl besser zusammen zu bleiben. Dichtes, wildes Pflanzengewirr schlug mir ins Gesicht, als wir versuchten uns einen Weg durch den wuchernden Regenwald zu schlagen. Barbossa vermutete den Schatz in einer Art Höhle, was eigentlich gar nicht so ungewöhnlich war ( Bei Jack´s Ideen! ). Als mir dann zum vierhundertdreiunddreißigsten Mal eine Liane ins Gesicht klatschte, hielten wir an. Wir standen vor dem großen bemoosten Felsmassiv, das ich bereits schon vom Ufer aus gesehen hatte. Für mich schien es ein großer Stein zu sein, der bloß an der falschen Stelle lag, aber Barbossa vermutete mehr dahinter. Systematisch suchte er nach einer Art Eingang und wurde letztendlich fündig. Lange, wuchernde Kletterpflanzen bedeckten sorgfältig einen Eingang. Einen Eingang den ich niemals hätte betreten dürfen ... Barbossa griff mit einem Ausdruck höchster Zufriedenheit nach seinem Leuchtkaliber und schickte eine leuchtende Signalkugel in den Himmel. Der Lärm schreckte einen ganzen Schwarm strahlend bunter Papageienvögel auf, die verstört kreischend in verschiedene Richtungen flatterten. Auf diesen Moment hatte ich nur gewartet. Ich sprintete los, als hätte ich das gesamte königliche Regiment hinter mir her. Schwer atmend bahnte ich mir meinen Weg durch das verschlungene Dickicht. Ich hörte nicht wie Barbossa fluchend versuchte meine Verfolgung aufzunehmen, ich spürte nicht wie Äste und Dornen meine Haut zerkratzen und ich sah nicht wohin mich meine Füße trugen. Mir war alles egal. Ich wollte nur weg von ihm. Ihm, dem wahrhaftigen Teufel ... Ich weiß nicht wie lange ich schon gerannt war, als mich plötzlich jemand aus meiner Bahn riss. Alles kam so überraschend, dass ich fast den Halt unter meinen Füßen verloren hätte. Ich wurde herumgerissen und starrte in das Gesicht meines Gegenübers. "Was ...", doch mitten im Satz wurde ich durch einen Kuss auf meine Lippen zum Schweigen gebracht. Ich glaubte kaum, was dort geschah. Den Tränen nahe drückte ich mich an Jack, ohne auch nur ein Wort zu sagen, denn ich wusste: Dies war einer der glücklichsten Momente in meinem ganzen Leben. Nachdem die letzten Freudentränen über meine Wangen geronnen waren, fand ich endlich meine Worte wieder und fragte mit leicht zitternder, aber doch überglücklich klingender Stimme: "W-was machst du hier? Wie h-hast du überlebt? Was ist mit den anderen und ..." Er legte mir beschwichtigend den Finger auf die Lippen. "Nicht jetzt!", flüsterte er eindringlich: "Sie sind noch in der Nähe ..." Minuten verharrten wir so und ich währenddessen versuchte meine Gefühlswelt und meine vielen Fragen zu ordnen. Dann richtete sich Jack, der sich die ganze Zeit hinter einem der zahlreichen Baumriesen gekauert hatte, auf, sah sich eine Weile lang um und stieß dann einen hellen Pfiff aus, der vermehrt im Dschungel wiederhallte. Ein paar Sekunden später antworteten ungefähr fünfzehn andere Pfiffe aus verschiedenen Richtungen. Verwirrt drehte ich mich im Kreis und suchte nach der Herkunft der Geräusche, aber ich konnte nichts entdecken. "Komm mit!", Jack packte meine Hand und zog mich hinter sich her. Ich konnte nicht behaupten, dass mir irgendein Baum oder Strauch bekannt vorkam, aber wir erreichten bald die kleine Lichtung, auf der sich der Eingang zur Höhle befand. Niemand war mehr da. Barbossa schien das Innere des Felsens betreten zu haben. Jack hielt inne und es dauerte nicht lang, da zeigten sich zwischen den Bäumen schon die ersten bekannten Gesichter. Nach und nach tauchte die ganze Mannschaft auf, die von mir einen überschwänglichen Empfang bekam. Ana Maria und Liss schlossen mich freundschaftlich in die Arme und mir wurde, wie nie zuvor bewusst, wie sehr mir diese Beiden gefehlt hatten. Nach dieser herzlichen Szene des Wiedersehens, bemerkte ich Jack, der schon die ganze Zeit versucht hatte meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. "Frauen!", seufzte er und fuhr dann fort: "Barbossa hat also die Karte entdeckt. Ich frage mich, wie ...?" "Kein Kommentar!", gab ich zu meinem Besten. "Nun gut, was soll's? Wir haben ja immer noch das hier.", er hielt ein Stück Pergament hoch. Misstrauisch beäugte ich das Papier. "Das ist die Karte der Höhle. Ohne die kommt da keiner mehr lebend raus. Wir sind nämlich nicht die ersten hier. Diese Höhle wurde von einem der vielen Indianerstämme einst als Grabkammer für ihre Könige genutzt. Schlussfolgerung: Es ist ein Labyrinth, das mit Fallen nur so übersäht ist. Und diese Karte zeigt sie alle. Ich hab sie eigenhändig ausgetestet." Ich hätte ihm nur zu gern geglaubt, aber wie ich ihn kannte war er wahrscheinlich eher einer der Letzten gewesen, der diese Höhle betrat. "Gut. Johnson, Vincent, Carvican! Ihr bleibt hier! Ana Maria, Henry, Turner! Ihr kommt mit mir! Ihr anderen: Kümmert euch um die Seawolf !" "Was ist mit mir?", fragte ich verunsichert als der Captain Anstalten machte aufzubrechen. "Sie können entscheiden was Sie tun wollen. Sie sind doch ein freier Mensch, oder?", er lächelte. "Hör auf mich zu Siezen!", sagte ich grinsend: "Natürlich komm ich mit dir!" Er nickte sichtlich erleichtert. "D--Dann komm ich auch mit!!!", Liss hatte sich vor Jack aufgebaut und schien es ernst zu meinen. Er tippte mit seinem Zeigefinger warnend auf ihre Schulter: "Aber nur unter einer Bedingung: Benutzen sie nie ihren Säbel!" Sichtlich zufrieden reihte Liss sich neben mir ein. "Warum sollst du deinen Säbel nicht benutzen?", fragte ich neugierig. "Während du weg warst habe ich mit versucht mit einem Säbel zu kämpfen, aber ich glaube ich habe ein Wenig übertrieben rumgefuchtelt und Jack stand in meiner Nähe.", sie biss sich unsanft auf die Unterlippe, so wie sie es immer tat, wenn sie sich schämte. Sparrow schob denn Pflanzenvorhang vor dem, mit allerlei Zeichen geschmückten, Steinbogen beiseite und trat ein. Nachdem er eine Fackel entzündet hatte, folgten wir ihm in die eiskalte Dunkelheit des Gewölbes ... Wassertropfen, die unablässig von der Decke tropften, bildeten am Boden flache Pfützen. Die Fackel spendete nur spärlich Licht, aber dies reichte um zu erkennen, dass die Höhle von Gängen durchlöchert war, wie ein Schweizer Käse. Ein wahrlich gutes Versteck für einen Schatz, bloß blöd, dass es in der hurrikanreichsten Zone der Welt lag. Unser Weg führte uns durch große Hallen, in denen Kalksäulen aus der Erde schossen, durch dunkle, vermooste Gänge und flache Lagunen. Mein anfänglich aufgeflammter Mut, verließ mich nun gänzlich, da wir von den erwähnten Fallen noch nicht viel zusehen gewesen war. Vielleicht kamen wir zu spät? "Jack? Hier sollen doch jede Menge Fallen sein, oder? Also ich hab nichts derartiges gesehen ...", sagte ich, während ich mich staunend in einer der großen Tropfsteinhöhlen umsah. "Sei doch froh!", antwortete er und kramte abgelenkt in seiner Manteltasche nach der Karte. Ich versuchte mir nicht vorzustellen, wie es wäre wenn man mir auch noch diese eintätowiert hätte. "Der Fallenquadrant kommt erst noch ... Und zwar genau nach dieser -- ", Jack hielt inne. Nun blieb auch Will stehen und schaute sich irritiert um, bis er dann bemerkte: "Wo ist Liss?" Erschrocken sah ich mich um. Sie war doch gerade noch da gewesen ... Beinahe schämte ich mich , da ich sie aus den Augen verloren hatte und ich malte mir schon die schlimmsten Dinge aus, die man sich in so einer Situation nur vorstellen konnte. Jack schwenkte die Fackel suchend umher und kam dabei so nah an meinem Gesicht vorbei, dass er mir fast die Augenbrauen versenkte. Langsam aber sicher bekam ich es mit der Angst zu tun, denn selbst wenn Liss sich verlaufen hatte, würde sie hundertprozentig nach uns rufen. Jedenfalls hätte ich das getan. "Sucht ihr jemanden?" Jack gefror je in seiner Bewegung und drehte sich dann langsam um. Auch ich wandte meinen Blick ... Vor Schreck zuckte ich zusammen und ich spürte wie sich meine Pupillen weiteten. Aus all meinen Gedanken kristallisierte sich langsam einer heraus: Vor dem Teufel kann man nicht fliehen. Liss zappelte wie ein Fisch am Haken und versuchte sich aus dem festen Griff Barbossa´s zu befreien. "Ja, ja, Jack ... Ich wusste du würdest kommen.", mit einem von Genugtuung erfüllten Gesicht schritt er auf Jack zu, der mir hinter seinem Rücken hektisch die Karte zuspielte. Liss stieß er dabei in die Obhut seiner Gefolgsleute. Will warf mir einen schnellen Seitenblick zu, ging dann aber auf Barbossa los: "Lasst sie frei! Sie hat euch nichts getan!" "Oh, der junge William! Wie gut ich mich noch erinnere.", Barbossas Augen verengten sich zu bösartigen Schlitzen: "Gut, gut. Damit wäre meine Rache perfekt ... Und nun, Jack! Zeig uns den Weg!" Sparrows Gesichtsausdruck zog sich in die Länge. Barbossa schickte ihn doch tatsächlich vor und ohne die Karte war er machtlos. Aber jetzt nach dieser zu verlangen, war gegen seine Ehre, also schritt er, dem Tode ins Gesicht blickend, voran. Wir, also: Jack, der voranschritt; Henry und Will, die beide einen Säbel im Nacken hatten; Ana Maria und ich, die immer noch fassungslos dreinblickten und natürlich Liss, die sich Haarsträhnen aus ihrem verdreckten Gesicht strich und von den Männern immer weiter nach vorne gedrängt wurde, durchquerten die Halle mit den Steinsäulen und machten vor einem Tunnel halt. Jack stand da, als würde er auf eine Anweisung von der Seite Barbossas warten. "Was ist, Jack?", fragte dieser mit einer gewissen Ungeduldigkeit in der Stimme. "Fallen.", antwortete Jack knapp und tat einige Schritte zurück. "Dann schalt sie aus, oder ... Was hast du vor!?!" Jack hatte schon Anlauf genommen und machte nun einen weiten Satz in den Gang hinein. Noch während er durch die Luft flog, tauchten plötzlich Speere aus dem Boden auf und verschwanden genauso schnell wieder, wie sie erschienen waren. Jack richtete sich auf: "Man kann sie nicht ausschalten. Man muss sie überbrücken." Barbossa starrte in entgeistert an, dann stieß er mich nach vorne. "Was zum--", begann ich, aber seine Blicke sagten alles. Also nahm ich Anlauf und sprang. Hinter mir konnte ich das Schrammen von Metall an Stein wahrnehmen, dann schlug ich hart auf. Jack beugte sich zu mir hinunter und flüsterte: "Bei der nächsten Gabelung nimm den zweiten Weg von rechts. Ich sage Maria bescheid." Er hatte nicht viel Zeit, denn Barbossa beobachtete ihn misstrauisch. Einige Augenblicke später, standen alle heil im Tunnel, bis auf Henry. Dem hatte es das Jackett zerrissen, aber ansonsten war noch alles dran. "Weiter!", drängte Barbossa und die Schinderei ging von vorne los. Zahllose Gänge mussten wir, teilweise springend, überwinden. Nervös sah ich Jack zu, der immer wieder versuchte Ana Maria, seinen Plan mitzuteilen, aber ohne Erflog. Als wir dann nur noch stolpern konnten, kamen wir an der besagten Abzweigung an. Es war ein Raum in dem sich sechs verschiedene Pfade trafen. Gedanklich begann ich schon einmal zu zählen. Als ich den zweiten Gang von rechts gefunden hatte, stürzten sich Jack, Will und Henry auf ihre Gegner. Barbossa wurde zu Boden geworfen. Und die anderen Piraten versuchten die drei aufmüpfigen Gefangenen festzuhalten. Dabei konnte sich Liss befreien und rannte auf mich zu. "Hier rein!", schrie ich ihr zu und packte dabei Maria, die ein wenig geschockt wirkte. Wir rannten den Gang entlang, ohne dabei auch nur über eine Falle zu laufen. Hinter uns ertönte immer noch das Kampfgeschrei und das klirren der Degen. Entlose Schleifen und Kurven sprinteten wir, die Kleider bis zu den Knien hochgezogen, entlang, bis wir uns keuchend an eine Wand lehnen mussten, um zu verschnaufen. " Du lieber Himmel!!!", rief Maria: "Was war das? Was sollte diese Aktion? Und warum sind wir gerade hier hinein?" Ich zuckte mit den Schultern und glitt dann die feuchte Steinwand hinunter. Mit der Stirn auf den Knien, bemerkte ich nicht wie sich Liss von uns entfernte. Plötzlich stieß sie einen spitzen Schrei aus, der in den Gängen mehrfach wiederhalte. Ich hatte mich so schnell hochgerappelt, dass ich über die Überbleibsel meines Kleides stolperte und mich wieder fangen musste, bevor ich wieder auf den Steinen landete. Maria war schon an mir vorbeigesprintet. Mühsam hüpfte ich ihr hinterher. Als ich um die Ecke bog, schloss ich blitzartig meine Augen um nicht blind zu werden. Liss, Ana Maria und ich standen, von oben bis unten bedeckt mit golden schimmerndem Licht, auf einem Felsvorsprung und starrten in die Tiefe. Liss öffnete den Mund, wobei ihre Stimme zitterte: "Das ist er also? Der sagenumwobene Schatz von Darkheaven." Das Licht am Ende des Tunnels Vielleicht dachte ich in diesem Moment wirklich, wir hätten unser Ziel erreicht. Vielleicht hatten sich die ganzen Strapazen doch gelohnt. All der Schmerz, den wir in den vergangenen Monat auf uns nehmen mussten, sollte sich jetzt bezahlt machen? Wir standen da und sahen in eine Höhle hinunter, deren Boden mit Gold, Silber, Juwelen und Kunstgegenständen übersäht war. Das Wasser auf dem Boden spiegelte den Glanz wieder und warf helle Goldfassetten an die kalten Steinwände. "Wow!", hauchte ich völlig überwältigt. "Heirate Jack und du bist reicher als die Queen.", gab Maria zu ihrem Besten und ich fühlte mich dazu verpflichtet ihr einen warnenden Seitenblick zu verpassen, obwohl der Gedanke reicher als die Queen zu sein doch ziemlich verlockend klang. Liss grinste zufrieden vor sich hin. "Was machen wir jetzt? Wir können doch nicht einfach hier rumstehen und warten! Was ist mit den anderen? Sie werden es nie mit allen aufnehmen können!", ich wollte mich gerade umdrehen um Jack zur Hilfe zu eilen, als ich schon seine Stimme vernahm, doch sie klang sehr beunruhigend: "Miriam! Kommt nicht näher!!!" Doch schon löste sich ein Schuss und Liss riss es rücklings von den Füßen. Sie rutschte seitwärts über die Klippe und klammerte sich nur noch mit einer Hand am Fels fest, die andere hing schlaff hinunter und von ihren Fingern tröpfelte Blut. Maria stürzte zu ihr, um sie wieder hochzuziehen, doch schon wurde sie weggerissen. Maria reagierte schnell und zog ihren Säbel, bevor sie sich wild ins Kampfgetümmel stürzte, das nun in dem Gewölbe herrschte. Auch ich konnte Liss nicht erreichen, da ich in ein Duell mit einem von Barbossas Spießgesellen verwickelt war. Soweit ich erkennen konnte, war Jacks Mannschaft doch besorgt gewesen und war zur Höhle zurückgekehrt. Wie sie allerdings die Fallen überwunden hatten, war mir ein Rätsel. Liss versuchte, wie ich an ihren Fingerspitzen erkennen konnte, sich zur Seite zu hangeln. Dabei verkrampfte sich ihr rechter Arm, den sie jetzt wieder benutzte, schmerzhaft. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie einen Menschen umgebracht, aber ich hatte keine andere Wahl. Manchmal musste ich die Augen schließen, was man eigentlich nicht tun sollte, wenn man von ungefähr zwanzig mordlustigen Piraten umgeben ist. Langsam breitete sich der Kampf nach unten aus. Aus einem Augenwinkel heraus konnte ich erkennen, wie Jack die letzten paar Meter des Steinwalls, der vom Vorsprung hinunter führte, mit einem geschmeidigen Sprung überbrückte. Will stürzte sich gerade in ein Knäuel aus drei Piraten, die Henry umzingelt hatten. Ich lief, nachdem ich einen weiteren Feind beseitigt hatte, den steinernen Abhang hinunter und rannte auf Jack zu. Dieser gab gerade seinem Kampfpartner einen Tritt und schaltete ihn so aus. "Jack!!!" Er drehte sich zu mir um. "Hast du das Tuch?" Er hielte mir einen eingetrockneten, blutroten Fetzten hin: "Es ist zu trocken, meinst du nicht auch?" Ich nickte. Suchend sah ich mich nach Barbossa um. Es war ja nicht nur das Blut, was fehlte, sondern auch das Medallion. Hinter einer Mauer kämpfender Freibeuter konnte ich ihn dann letztendlich auch ausfindig machen. Ich hechtete nach vorne auf ihn zu. Jack, der meine Absichten erkannt hatte, hielt mir den Rücken frei. Noch während ich auf Barbossa losspurtete, zog ich meinen Dolch, den ich seit meiner ersten Begegnung mit ihm an der Stiefelkrempe stecken hatte, hervor. Ein Kampfschrei fuhr mir über die Lippen und mein Ziel drehte sich ruckartig um, sodass ich einen perfekten Treffer landete. Sofort nachdem ich die Klinge wieder aus seinem Brustkorb gezogen hatte, stieß er mich zur Seite. Ich fiel auf den steinigen Boden und keuchte vor Schmerz. Wutentbrannt schwang er seine Waffe gegen mich, doch meine Augen waren auf das schimmernde Goldstück an einer Kette um seinen Hals fixiert. Ich stand wieder auf und musste seinen Hieben ausweichen. "Was wollen sie eigentlich ...", er holte wieder aus: "... damit erreichen?" Seine Schneide surrte mir knapp am Gesicht vorbei. "Ich will, dass sie verschwinden!", sagte ich. "Und zwar für immer!!!", ergänzte Jack, der sich von hinten an Barbossa herangekämpft hatte und ihm nun die Kette herunterriss. "Maria!!!", brüllte Jack und warf ihr das Medallion zu. Sie fing es und machte sich auf den Weg zum Goldhaufen. "Aber Jack ... warum? ... ich meine ... die Steintruhe. Was macht die hier???", fragte ich irritiert, während ich einen Sicherheitsabstand zu Barbossa einnahm: "Ich dachte sie sei verflucht?" "Ist sie auch, aber nur wenn man das Gold aus ihr entfernt. Und das haben wir nicht getan.", er lächelte, aber dieses Lächeln erstarb als er von Barbossa im Kreuz getroffen wurde. "Na Jack? Wie gefällt dir das?", er wollte gerade ausholen, als ich mich auf ihn stürzte und ihn zu Boden warf. Als Jack wieder stehen konnte, stand ich ebenfalls auf und machte mich schnellstens auf den Weg zu Maria, die schon den Berg aus Gold und Silber erklomm. "Hier!!!", schrie ich und warf ihr das mit Blut getränkte Tuch entgegen. Liss war inzwischen neben mir aufgetaucht und starrte Maria hinterher, die jetzt nur noch einen Meter von der Truhe entfernt war. Ein lauter Knall durchfuhr den Raum und der Kampf schien für einige Sekunden stillzustehen. Ana Maria sackte plötzlich in sich zusammen und rollte den Berg hinunter. "Nein!", brach es aus mir hervor. Ich drehte mich um. Oben auf dem Vorsprung standen Barbossas übrige Männer und Ministra, die eine Pistole in der Hand hielt. Ich bahnte mir einen Weg durch die nun wieder kämpfende Menge um Vergeltung für meine verletzte Freundin zu üben. Als ich nur noch ein paar Meter von Ministra entfernt war, traff mich ein Säbelhieb an der rechten Schulter. Ich klappte überweltigt vom stechenden Schmerz zusammen. Ein Schnitt, so lang, dass er fast bis zu meinem Ellenbogen reichte, zog sich an meinem Arm entlang. Während ich am Boden lag, konnte ich erkennen, dass unsere Mannschaft der von Barbossa deutlich unterlegen war. Unsere Feinde hatten die Mannschaftsmitglieder verstreut und einzeln in die Enge getrieben. Viele waren verletzt und manche lagen reglos am Boden. Ich kniff meine Augen zusammen. Es war vorbei. Wir hatten verloren. Als ich meine Augen wieder öffnete, bemerkte ich den dunklen Schatten der sich nun über mich gebeugt hatte und mit der rechten Hand zu einem weiteren Schlag ausholte. In diesem Moment, wo ich die Nähe des Todes förmlich riechen konnte, ertönte ein lauter Ruf, der vielfach in der großen Steinhöhle wiederhallte und kurz darauf brach ein Kugelhagel über uns herein. Der tödliche Schatten brach zusammen und landete leblos neben mir. Angewidert stand ich auf. Ein paar Augenblicke später wusste ich nicht, ob ich nun verwirrt oder erleichtert sein sollte. Oben auf dem Felsvorsprung und darunter standen Männer in blau-weiß-roten Uniformen und Musketen im Anschlag. Die Marine. Jetzt ist alles aus, dachte ich und hätte mich am liebsten wieder auf den Boden geschmissen, aber da entdeckte ich zwischen all den Männergesichtern weibliche Züge. "Elisabeth!!!", entfuhr es mir. Der Blick der jungen Frau, die sich ebenso wie ihre Begleiter gekleidet hatte, wanderte ruckartig in meine Richtung. Sie lächelte. Ihr Mut war wirklich bewundernswert. Im ganzen Raum waren die Kämpfe erstarrt. Plötzlich tratt aus den Reihen der Neuankömmlinge ein wichtig aussehender Herr heraus. Er schien ein Wort an die gesamte Szenerie richten zu wollen. "Ich bin General Norrington, Oberbefehlshabe der königlichen Marine. Sie sind hiermit alle, im Auftrag des Königs von England festgenommen! Folgen sie mir bitte widerstandslos auf unser Schiff und nach Port Royal, wo sie ihre gerechte Strafe erwarten wird. Beide Seiten schien dies nicht besonders zu gefallen, denn ein weiterer Kugelhagel begann, schlug aber auf der Seite der Soldaten ein, die sich darauf prompt zur Wehr setzten. Merkwürdigerweise traf der Kugelregen mehr Leute von Barbossa´s Mannschaft, als von unserer. Ich starrte durch den Raum und entdeckte, dass Ministra immer noch unter den Lebenden weilte, was mich regelrecht zur Weißglut brachte. Mit der einen Hand meinen verletzten Oberarm haltend bahnte ich mir meinen Weg durch das Geschehen. Als ich kurz einen Blick über die Schulter warf sah ich nicht nur, dass die Garde der königlichen Marine die Schusswaffen durch ihre eisernen Klingen ersetzt hatte, sondern auch dass Liss die Chance ergriffen hatte und sich das Medallion und das Tuch geschnappt hatte, um dem Spuck ein Ende zu setzen. Innerlich drückte ich ihr die Daumen und hoffte, dass sie sich beeilen würde. Ich hätte ihr gern geholfen, aber ich selbst hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Als ich nur noch einige Schritte von Barbossas Tochter entfernt war, zog ich den Säbel, wobei mein Arm zum verrückt werden schmerzte, und rief: "Wenn du eine Frau bist, dann kämpfe auch wie eine!!!" Sie starrte mich erstaunt an, zog aber ebenfalls ihre Waffe. Sie war besser als ich es je erwartet hatte. Ihre Schläge waren genau geplant und präzise gesetzt. In ihren Augen konnte ich Kampfeifer und Stärke aufblitzen sehen. Sie zwang mich dazu vor ihr zurückzuweichen und trieb mich so immer weiter Richtung Höhlenmitte. Dann, so plötzlich dass ich es kaum merkte, stieß sie mir mit einer raschen Folge von Hieben die Waffe aus der Hand. Als sie jedoch zum tödlichen Schlag ausholte und sich in ihrem Gesicht ein schadenfrohes Grinsen breit machte, gefror sie je in ihrer Bewegung, kippte seitwärts weg und blieb reglos am Boden liegen. Hinter ihrem Rücken stand Jack. Er atmete schwer und keine Gefühlsregung zeigte sich, bis er sprach: "Es ist vorbei!" Ich sah mich um. Die Kämpfe hatten schlagartig aufgehört. Ich konnte sehen, wie die Marinesoldaten Barbossa´s Leute gefangen nahmen und wie Liss neben Maria hockte und sich über sie beugte. Barbossa lag leblos am Fuße eines Geröllhaufens. Also hatte es Liss geschafft die Münze mit Blut zu benetzten und sie in die steinerne Truhe zu werfen. Noch während ich kämpfte, musste jemand Barbossa getötet haben. Fassungslos über das, was geschehen war, stand ich da. Blut rann mir übers Gesicht und meinen Arm, meine Kleider waren zerfetzt und mein Atem lag bleiern auf meiner Lunge. Ohne noch weiter über das Geschehene nachzudenken, eilte ich zu Liss und Maria. Liss sah mich verstört an, als ich sie ereichte: "Es ist zu spät, Miriam. Sie ist tot." "Was??? Nein. Das kann nicht ...", ich beugte mich über Maria und versuchte ihr in die Augen zu sehen, doch sie waren geschlossen. Ich legte meine Stirn schluchzend an die ihre, als wollte ich mit meinen Tränen ihr Gesicht sauberwaschen. "Du warst mir immer eine gute Freundin. Warum musste das passieren ...?", ungehalten schluchzend kniete ich neben ihr am Boden und alle Gefühle der letzten Monate brachen aus mir heraus. Auch Jack und der Rest der Mannschaft, sowie Elisabeth, Norrington, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Brust fasste, und ein paar andere Männer hatten sich in stiller Trauer um Ana Maria´s leblosen Körper gruppiert. So verharrten wir schweigend, bis Norrington die bedrückende Stille unterbrach: "Ähm ... Können wir jetzt aufbrechen?" Jack sah ihn an und antwortete dann einsichtig: "Ja. Es ist wohl besser wir gehen jetzt. Los Leute, packt zusammen!!!" "Ich fürchte das wird nicht gehen.", der General blickte Jack direkt in die Augen. Dieser hob fragend die Augenbrauen. "Nun ja. Ich sagte ich muss sie alle gefangen nehmen." "Was???", nicht nur Jack war geschockt. "Es tut mir Leid, Jack, aber ich habe keine andere Wahl.", während er diese Worte aussprach, machte sich sein Gefolge daran, mich, Jack und die anderen zu fesseln. "Nein, Norrington. Mich kriegst du nie wieder an den Galgen!!!", rief Jack und stieß kurz darauf seinen Widersacher zur Seite. Dies war das Zeichen für die Männer, sich ebenfalls zu befreien. Die Soldaten, höchst überrascht über den plötzlichen Aufstand, hatten nicht einmal genug Zeit ihre Waffen zu ziehen, schon lagen sie auf den Boden und hatten eine Klinge auf der Brust. Reihum wurden sie nun selbst zu Paketen verschnürt. Jack setzte dem ganzen noch ein I-Tüpfelchen, indem er allen die Augen zubannt. Auf meine Frage, warum er das täte, antwortete er: "Sie sollen sich den Weg durch das Dreieck nicht merken. Sonst müsste ich meinen Schatz wieder woanders hin schaffen. Auf der Hinreise sind sie uns nämlich gefolgt. Wahnsinnig schlau von ihnen. Wir werden sie allesamt nach Jamaika zurückbringen und vor der Küste über die Planke laufen lassen. Ist das nicht nett von uns?", sagte er scherzhaft und gab dem gefesselten Knäuel zu seinen Füssen, das Norrington hieß, einen Tritt. Ich lächelte, fragte dann aber besorgt: "Wie sollen wir denn mit den Gefangenen durch die Fallen kommen?" "Die Fallen ausschalten!" "Aber du hast doch gesagt ..." "Ich hab halt gelogen. Ich dachte Barbossa würde durch die Strapazen draufgehen, aber ich habe mich wohl geirrt. Für sein Alter war er doch noch ganzschön fit.", er lachte amüsiert auf, aber mir war schon seit längerem das Lachen vergangen. Begleitet vom Fluchen unserer neuen Gäste, begaben wir uns auf den Weg zum Strand, wo Jack die schwere Aufgabe erwartete, welches Schiff er nehmen sollte. Doch ohne lange zu überlegen, entschied er sich für die Black Pearl mit der Begründung, er hätte keine Lust seine Kajüte neu einzurichten. Jedoch reizte ihn der Gedanke einer eigenen Flotte so sehr, dass er seinem ersten Matt, Henry, das Kommando über die Seawolf hinterlies. Das Marineschiff lies er mit Genuss auf Grund laufen, indem er massenweiße Legs in den Rumpf schlagen lies. Erfüllt von lauter Vorfreude auf das kalte Bad, was Norrington und die anderen Gefangenen erwartete, nahm Captain Jack Sparrow Kurs in Richtung Karibik. "Glaub mir, ich wollte nie, dass es so endet.", Jack lehnte sich über die Reling und starrte in das Wasser, das sich sanft kräuselte. "Ich weiß. Sie wollte es bestimmt auch nicht.", antwortete ich betrügt. "Hör zu, Jack.", Will stand mit Elisabeth im Arm neben uns: "Sie starb mit Ehre. Sie hat uns alle gerettet." Jack drehte sich zu William um: "Du hast Recht, aber so einen Tod möchte ich niemanden zumuten. Sie war eine gute Frau. Sie wird für immer in Ehren gehalten werden.", mit diesen Worten schritt er in Richtung Steuer und ich folgte ihm, wobei ich einen dankenden Blick auf Will und Elisabeth warf, die sich einen innigen Kuss schenkten. Liss hatte sich schon mit der Tatsache abgefunden, dass Will´s Herz nicht ihr gehörte. Sie stand mit wehenden Haaren am Bug und lies ihren Blick über die stille See schweifen, wie sie es schon oft getan hatte. Lächelnd wandte ich meinen Blick auch von ihr ab und legte einen Arm um Jack, der mit seinem kaputten Kompass versuchte den Kurs zu bestimmen. Als er meine Berührung spürte, zuckte er erschreckt zusammen und warf mir einen schnellen Seitenblick zu. "Sehen Sie wie hart das Leben sein kann, Lady?", fragte er mit ernster Miene. "Ja, aber langsam fängt es an, mir zu gefallen!", erwiderte ich glücklich grinsend: "Außerdem sollst du mich duzen!" Er lächelte, drückte mit seinem Zeigefinger mein Kinn hoch und gab mir einen liebevollen Kuss. Noch bevor die Sonne untergehen würde, sollten wir Jamaika erreicht haben. Viele Leiden und Entbehrungen waren nötig gewesen um am Ende den Sieg davon zu tragen, aber das Wichtigste war geblieben: Das Wissen über die Wichtigkeit und Schönheit des Lebens, sowie die Tatsache, dass jeder Mensch, sei er noch so voreingenommen, sich ändern kann. Diese Geschichte war die größte Wandlung in meinem Leben und ich werde keinen Moment vergessen. Miriam Fox Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)