Gedanken von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 53: Der dritte Angriff und eine alte Geschichte ------------------------------------------------------- Ja, es geht tatsächlich weiter (unglaublich, aber wahr)! Das Studium nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch, aber das hier will ich euch trotzdem nicht vorenthalten. Viel Spaß, eure Nessi-chan. *aufkommiswart* ********************************** Der dritte Angriff und eine alte Geschichte (Kapitel 53) Severus hatte noch den ganzen Abend überlegt, ob er wirklich zu Dumbledore gehen sollte oder es andere Lösung gab. Doch im Moment war jeder gefährdet und wenn jemand jetzt alles erdenkliche Wissen benötigte, war es Dumbledore. Severus beschloss gleich am nächsten Tag mit dem Direktor zu reden. Das hieß eigentlich am nächsten Nachmittag, denn Severus hatte den ganzen Vormittag Unterricht. In der ersten Pause, die ihm ein Klassenwechsel ermöglichte, ging Severus hoch in die Eingangshalle, um sich die Beine zu vertreten und sich ein wenig umzusehen. Er musste sich gegenüber eingestehen, dass auch ihn langsam aber sicher merkliche Unruhe packte. Besonders wenn sich sein Verdacht bestätigen sollte... „Guten Morgen, Professor Snape!“ Hagrids donnernde Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Morgen, Hagrid.“, erwiderte Severus, nachdem er sich wieder gesammelt hatte. Dann fiel ihm ein toter Hahn auf, den Hagrid in der Hand hielt. „Raubtiere?“, fragte Severus. „Naja, soweit würd' ich nicht gehen.“, antwortete Hagrid. „Entweder Füchse oder ein blutsaugendes Gespenst, aber das ist schon der zweite und jetzt frag' ich den Schulleiter mal nach einem Bannkreis für den Hühnerstall. Mal sehen, ob er ja sagt.“ „Ich hoffe es.“, murmelte Severus, was er jedoch nicht nur auf Hagrids Bannkreis bezog, denn mit den Hähnen gab es nun die ersten Todesfälle. Jetzt war Severus überzeugt, dass er zu Dumbledore gehen musste. Am liebsten hätte er den Direktor sofort aufgesucht, doch er hatte noch nie eine Klasse sitzen lassen und Situation hin oder her er würde jetzt nicht damit anfangen. Als Severus die vor dem Klassenzimmer wartenden Schüler erreichte und gerade in seiner üblichen Art ein paar von ihnen zurechtstutzen wollte, ertönte plötzlich ein ohrenbetäubendes Geschrei, was als Peeves' Stimme auszumachen war. „ANGRIFF! ANGRIFF! WIEDER EIN ANGRIFF!“, schrie der Poltergeist. „KEIN STERBLICHER ODER GEIST IST SICHER! RENNT UM EUER LEBEN! AAAANGRIFF!“ Die Schüler fingen an zu schreien und hysterisch zu werden und selbst Severus hatte Mühe die Situation unter Kontrolle zu bringen. „Ruhe!“, schrie er und konnte sich schließlich Gehör verschaffen. „Nun führen Sie sich bitte nicht so auf! Lächerlich! Sie alle sollten wissen, dass man Peeves' Worte nicht auf die Goldwaage legen sollte. Ich werde jetzt trotzdem hochgehen, wenn es Sie beruhigt, und diesem Poltergeist die Leviten lesen. Sie gehen ins Klassenzimmer und dem nächsten, den ich aus einem solch lächerlichen Grund schreien höre, ziehe ich dafür 10 Punkte ab. Klar?“ Damit machte Severus auf dem Absatz kehrt und stellte erleichtert fest, dass die Schüler seiner Aufforderung folgten und ruhig ins Klassenzimmer gingen. An der Treppe, die von der Eingangshalle hoch in die Korridore führte, traf Severus auf seine Kollegin Vektor. „Ah, Severus!“, rief diese und eilte auf ihn zu. „Minerva schickt mich, ich soll Ihnen und Professor Sprout Bescheid sagen. Es herrscht absolutes Chaos da oben! Peeves hatte ausnahmsweise Grund zum Alarm: Justin Finch-Fletchley wurde versteinert und was mit Sir Nicholas ist, wissen wir noch nicht. Er sieht aus, als sei er mit Rauch gefüllt. Minerva sagte, Sie sollen auf jeden Fall verhindern, dass Panik ausbricht.“ Da Severus nur abwesend nickte, eilte Vektor an ihm vorbei Richtung Gewächshäuser, um Prof. Sprout zu benachrichtigen. Etwa eine Minute stand Severus noch bewegungslos an der Treppe. Ihm hing ein ziemlicher Stein im Magen. Doch wieder ein Angriff! Hätte er gestern schon zu Dumbledore gehen sollen? Sollte er jetzt zu Dumbledore gehen? ‚Nein.‘, entschied er schließlich. ‚Albus wird jetzt garantiert zuviel auf Grund des Angriffs zu tun haben. Außerdem habe ich die direkte Anordnung zu meiner Klasse zu gehen und für Ruhe zu sorgen.‘ Mit sicheren, aber langsamen Schritten ging Severus zum Kerker zurück. ‚Verhindern, dass Panik ausbricht?‘, überlegte er sich währenddessen. ‚Schön gesagt, aber wie soll ich das anstellen ohne die Schüler zu belügen?‘ Schließlich erreichte er das Klassenzimmer. Vor der Tür atmete er noch einmal tief durch, doch dann stürmte er wie gewohnt in den Raum. Nachdem er die ungeteilte Aufmerksamkeit hatte, setzte er zu seiner Ankündigung an: „Ich habe etwas mitzuteilen, doch zu allererst will ich Ihnen ins Gedächtnis rufen, was ich vorhin gesagt habe: Wenn hier jemand anfängt hysterisch herum zu schreien oder durch andere Eskapaden auffällt, werde ich ihm oder ihr Punkte abziehen, dass diesem jemand hören und sehen vergeht. Soweit verstanden?“ Die Schüler nickten, beunruhigt aber schweigend. „Mir wurde leider mitgeteilt,“ fuhr Severus fort, „dass es doch einen weiteren Angriff gegeben hat.“ Ein Keuchen durchzog die Klasse, doch entweder die Schreckenslähmung oder Severus' Drohung hielt sämtliche Schreie zurück. „Hierbei handelt es sich um den Schüler Justin Finch-Fletchley aus Hufflepuff und Sir Nicholas, den Hausgeist Gryffindors. Was Mr Finch-Fletchley betrifft, so wurde er nur versteinert. Sir Nicholas betreffend konnten noch keine genauen Angaben gemacht werden, aber als langjähriger Geist wird er es schon überstehen.“ Damit beendete Severus seine Predigt und ging, ohne irgendwelche Fragen oder Reaktionen abzuwarten, zur Tagesordnung, also seinem Unterricht, über. Er hatte das Gefühl diese Doppelstunde wäre die längste seines Lebens, doch irgendwann läutete es doch und die Schüler verließen den Kerker. Auch Severus, der nun Unterrichtsschluss hatte, machte sich auf den Weg nach oben. Mit schnellen Schritten durchquerte er die Gänge und stand schließlich vor Dumbledores Büro. „Scherbert Zitrone!“, murmelte Severus, denn Dumbledores unkonventionelle Passworte waren ihm immer etwas unangenehm. Der Wasserspeier hüpfte zur Seite und Severus eilte die Treppe hoch. Er klopfte an und noch bevor Dumbledore sein „Herein“ beendet hatte, stand Severus schon im Raum. „Severus.“ Dumbledore wies ihm den Platz auf dem Sessel vor seinem Schreibtisch zu. „Was gibt es?“ „Albus, ich muss mit dir über die Angriffe sprechen.“, erklärte Severus ohne große Umschweife. „Ich habe eine böse Ahnung, wer dahinter stecken könnte.“ „Um deinen eventuellen Verdacht vorweg zu nehmen, ich habe bereits mit Harry gesprochen und ich glaube ihm.“, bemerkte Dumbledore immer noch ruhig. „Ich spreche nicht von Harry Potter.“, erwiderte Severus. „Ich spreche vom dunklen Lord.“ Damit nahm Severus nun doch Platz. Dumbledore sah ihn ernst an. „Voldemort ist sehr geschwächt, Severus. Das weißt du. Wie soll er diese Anschläge verübt haben?“ „Er hat doch schon letztes Jahr von jemandem Besitz ergriffen.“, beharrte Severus. „Er könnte es wieder getan haben.“ „Aber niemand ist in irgendeiner Weise auffällig geworden.“, gab Dumbledore zu bedenken. „Wie kommst du überhaupt auf Voldemort?“ „Nun,...“ Severus schluckte kurz, doch dann sprach er deutlich weiter. „Ich hielt es für eine Nebensächlichkeit und habe es deshalb nie erwähnt, aber die Worte an der Wand waren mir nicht unbekannt. Der dunkle Lord hat sich damals uns gegenüber als ‚wahrer Erbe Salazar Slytherins‘ bezeichnet.“ Dumbledore schwieg und sah auf die Tischplatte. „Außerdem ist dir der Vorfall im Duellierclub ja vermutlich nicht unbekannt.“, setzte Severus auf Dumbledores beunruhigendes Schweigen hinzu. „Und dass der dunkle Lord ein Parselmund war, wissen wir ja auch.“ Dumbledore nickte und sah nun wieder auf. Er wirkte ernst und auch etwas traurig. Severus hatte im Laufe der Jahre in den Mienen des Direktors lesen gelernt und diese hier war mehr als beunruhigend. „Habe ich wieder zu lange gezögert, Severus?“, fragte er. „Wie?“, fragte Severus irritiert. „Auch mich haben die Worte an Voldemort erinnert, aber ich wollte nicht denselben Fehler machen, der vor 50 Jahren gemacht wurde.“, fuhr Dumbledore fort. „Ich dachte, wir könnten den Täter durch die Art der Angriffe und unsere Vorsicht entlarven, doch es werden immer mehr und Hagrid hat mir unter seinen Tieren schon die ersten Todesfälle gemeldet.“ „Ich weiß.“, bemerkte Severus. „Aber diese Sache vor 50 Jahren, war das denn der dunkle Lord? Es hieß doch immer es wäre...“ „Ja, ich weiß.“, unterbrach Dumbledore ihn und wirkte leicht verärgert. „Damals wurde Hagrid beschuldigt, weil er eine Riesenspinne in der Schule hielt. Hagrid beschwor, dass er sowie auch sein Schützling unschuldig seien, doch man glaubte ihm nicht. Das Tier war entwischt und Hagrid wurde von einem Mitschüler schwer belastet. Dieser war niemand geringerer als Tom Vorlost Riddle.“ „Tom Vorlost Riddle?“, wiederholte Severus mit hochgezogenen Augenbrauen. „Noch nie gehört den Namen.“ „Das glaube ich. Er baute sich aus seinem Namen später einen Neuen: Lord Voldemort.“ „Aber,“ setzte Severus an, während sein Gehirn noch versuchte alles zu verarbeiten, „warum hat er aufgehört und Hagrid bezichtigt?“ „Riddle war ein Heimkind.“, erklärte Dumbledore. „Hogwarts stand auf Grund der Angriffe kurz vor der Schließung, er hätte also im Fall der Fälle in ein Muggelwaisenhaus zurück gemusst.“ „Was er unter allen Umständen verhindern musste.“, führte Severus den Gedanken zu Ende. Der dunkle Lord hasste Muggel abgrundtief, also wäre dies für ihn natürlich undenkbar. „Und Hagrid wurde trotzdem von der Schule geworfen.“ „Ja.“ Dumbledore nickte. „Er wurde von der Schule geworfen und sein Zauberstab konfisziert, Tom Riddle hingegen wurde dafür sogar ein Orden verliehen. Ich hatte damals zwar ein schlechtes Gefühl ihm gegenüber, aber diese Entwicklung hatte ich nicht kommen sehen.“ „Damals also auch.“, murmelte Severus, dachte dann aber laut weiter. „Wenn er aber von niemandem Besitz ergriffen hat, wie kann er dann in Hogwarts agieren? Ich meine, gäbe es da noch andere Wege?“ „Mit Sicherheit, Severus. Doch traurigerweise eröffnet sich mir auch keine plausible Lösung, wie und durch wen oder durch was diese Attentate verübt werden. Es könnte im Prinzip alles sein und genau das ist das Problem.“ Severus sank geschlagen in den Sessel zurück. „Wir können nur die Augen offen halten.“, bemerkte Dumbledore und versuchte aufmunternd zu klingen. Severus nickte und ging gedankenverloren zur Tür. „Du kannst dich auf mich verlassen.“ Damit verließ er das Büro. Er konnte sich kaum noch erinnern, wie er in seine Wohnung gekommen war. Er musste wahrscheinlich wie ein Zombie durch die Gänge gewandert sein. In seiner Wohnung ließ er sich in seinen Kaminsessel fallen und seufzte. Die Geschichte von damals hatte ihn kein bisschen weitergebracht. Im Gegenteil! Sie besagte nämlich, dass die Angriffe nur aufgehört hatten, weil der dunkle Lord alias Tom Riddle nicht in ein Muggelwaisenhaus wollte. ‚Und diese Angst hat sich ja erledigt.‘ Fieberhaft dachte Severus nach. Wenn der dunkle Lord durch jemanden handelte, durch wen? Hatte sich irgendjemand ungewöhnlich verhalten? Doch ihm fiel niemand ein. ‚Wahrscheinlich hab' ich mich zu sehr auf Harry konzentriert.‘, fluchte Severus gedanklich, denn er fand nicht einmal den Ansatz einer Lösung. Auch die folgenden Weihnachtsferien brachten keine Erkenntnisse. Es gab zwar keine neuen Angriffe, aber auch keinerlei Anzeichen einer Spur. Missmutig saß Severus im Lehrerzimmer über dem Tagespropheten und grübelte. Der Tagesprophet war dabei nur Tarnung, denn aus guten Gründen hatte Dumbledore jede Art von Berichterstattung über die Angriffe verboten. Severus überflog die Zeitung also nur, las hier und da einen Artikel. ‚UNTERSUCHUNG IM ZAUBEREIMINISTERIUM‘ - ein Artikel über die Geldbuße Arthur Weasleys für das fliegende Auto. Auch Lucius Malfoy wurde zitiert. Weasley hätte das Ministerium in Misskredit gebracht. ‚Blödsinn!‘, dachte Severus. ‚Schon die Tatsache, dass die auf dich hören, beweist, dass sie das in Misskredit bringen auch sehr gut alleine schaffen.‘ Weiterhin war Malfoy der Meinung, dass das Muggelschutzgesetz von Arthur Weasley sofort gestrichen werden sollte. ‚Ja, dann kriegt der einen Dämpfer und du deinen Willen, Malfoy!‘ Severus schüttelte den Kopf, doch plötzlich setzte er sich kerzengerade auf. Malfoy! Der Gedanke war gar nicht soweit hergeholt. Selbst für einen Schulrat hatte sich Malfoy Senior in diesem Jahr ungewöhnlich oft in Hogwarts aufgehalten. ‚Er stand beim dunklen Lord hoch im Kurs.‘, dachte sich Severus. ‚Er hätte Möglichkeiten gehabt.‘ Seine Gedanken wurden grob unterbrochen, als sich Prof. Sprout wetternd neben ihm niederließ. „Bin ich froh, dass ich jetzt erst einmal Ruhe vor diesem Tagebücher-Boom habe!“, schimpfte sie. „Gerade habe ich noch das von Miss Parvati Patil im Gewächshaus gefunden. Zwischen meinen schönen Alraunen! Ich hab' schon einige an mich genommen, weil sich die Schüler sonst einfach nicht konzentrieren.“ „Tja,“ mischte sich Prof. McGonagall ein, „man sagt ja auch, ein Tagebuch könne eine ganze Persönlichkeit verschlingen.“ Daraufhin schaltete Severus sein Gehör ab und wurde wieder nachdenklich. Ein Tagebuch? Könnte das die Lösung sein? Eigentlich konnte er sich das nicht vorstellen, beschloss aber es im Hinterkopf zu behalten und sich auf Malfoy zu konzentrieren. Weit kam er damit jedoch nicht. Lucius war plötzlich höllisch beschäftigt, nie zu sprechen und seinem Sohn Draco würde er so etwas nicht erzählen. Malfoy Junior hatte einen Hang zum Prahlen, viel zu gefährlich für solch eine Aktion. Eine Gruppe mit dem vermutlich selben Verdacht wie Severus versuchte es anscheinend trotzdem bei Draco. Dies schlussfolgerte Severus, als er noch am Abend das Artikels von Madam Pomfrey in den Krankenflügel gerufen wurde und Hermine Granger halb zur Katze transformiert vorfand. Nach Madam Pomfreys Schilderung war es für Severus eindeutig, dass hier der Vielsaft-Trank missbraucht worden war, wozu auch der damalige Diebstahl von Zutaten passte. Auffällig, jedenfalls in Severus' Augen, war, dass das Mädchen eine viel zu große Slytherin-Uniform trug. Er hätte sicher Fragen stellen können, doch erstens war er davon überzeugt, dass sie ihn belügen würde und zweitens meinte er, sie sei schon genug gestraft, besonders als nach der Verabreichung eines langsam wirkenden Gegentranks Lockhart in den Krankenflügel kam und Severus zur Sicherheit seiner Nerven das Weite suchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)