Gedanken von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 18: Ein Slytherin=ein Abtrünniger? ------------------------------------------ Hier nun ein wichtiges Ereignis für das Leben unseres "Helden". eure Nessi-chan ********************* Ein Slytherin = ein Abtrünniger? (Kapitel 18) Eigentlich fing dieser Freitag an wie jeder andere: Severus hatte am Nachmittag unterrichtsfrei und befand sich dann, wie so oft, im Labor im Kerker. Lydia assistierte ihm, denn die beiden hatten in ihrem alten Buch wieder eine neue Herausforderung gefunden. Sicher war das Schülern wie ihnen eigentlich verboten, aber offiziell waren sie ja auch gar nicht hier. Gerade als Severus den Trank überprüfte und Lydia noch die letzte Zutat kleinschnitt, flog die Tür zum Labor auf. Erschrocken sahen die Zwillinge hoch, doch ihre Erwartungen einen Lehrer zu sehen, wurden widerlegt. In der Tür stand Lucius Malfoy, flankiert von Crabbe und Goyle und noch einigen anderen, sehr zwielichtigen Gestalten Slytherins. "Lucius! Was macht ihr denn hier?", fragte Severus und versuchte seine Überraschung weitestgehend zu verbergen. "Genau das wäre auch meine Frage gewesen, werter Severus.", antwortete Lucius hochmütig. "Ich dachte, ihr spioniert Gryffindor aus." Er trat nun direkt vor den Labortisch, während die restlichen Slytherins sich im Raum verteilten. "Nun, wir sind auf dem besten Wege, da wir...", versuchte Lydia ruhig zu erklären und deutete auf den Kessel, doch Malfoy schrie dazwischen: "Lüge! Ihr seid zwei bodenloser Lügner! Crabbe!" Der Angesprochene trat an den Kessel und ehe sich die Zwillinge versahen, hatte er ihn umgestoßen und die rot-bräunliche Flüssigkeit versiegte im Boden. "Wahrscheinlich habt ihr niemals irgendeine Spionage bei Gryffindor durchgeführt und alles, was ihr erzählt habt, war frei erfunden und gelogen!" Da sich der Kreis der Slytherins immer enger um sie schloss, traten die Zwillinge näher zueinander. "Doch das werden wir ändern." Lucius grinste hämisch und gab Crabbe und Goyle ein Zeichen. Daraufhin packten diese die beiden Geschwister und zerrten sie mit sich aus dem Labor den dunklen Kerkergang hinunter. Schließlich stießen sie sie von sich und ehe sie sich versahen waren Severus und Lydia schon wieder von dem Kreis eingeschlossen. Lucius trat auf sie zu und markierte weiter den Wortführer. "Ihr habt unser Haus verraten, nicht wahr?" "Nein.", gab Severus standhaft zurück, worauf er jedoch sofort einen harten Schlag in die Seite spürte. Keuchend stolperte er nach vorne. "Du suchst doch nur einen Grund irgendjemanden verprügeln zu lassen, Malfoy!", fauchte Lydia und hatte prompt auch einen Schlag im Gesicht. Sie fiel zu Boden. Severus wollte zu ihr, doch er wurde von zwei bulligen Slytherins in die Mangel genommen und musste zusehen, wie die anderen noch ein paar Mal auf Lydia einschlugen und eintraten. Irgendwann, als Lydia zusammengekrümmt und blutend am Boden lag, rief Malfoy das Schlägerkommando zurück. "Das reicht. Bringt sie in den Gemeinschaftsraum. Aber wenn's geht ohne einem Lehrer in die Arme zu laufen." Eine Eskorte Slytherins, zu der, wie Severus jetzt erkannte, auch Narcissa gehörte, nahm Lydia in die Mitte und zog sie unsanft mit sich Richtung Gemeinschaftsraum. Severus sah ihnen noch nach, doch dann wurde er auch schon in den Klammergriff genommen und die Schläge und Tritte prasselten auf ihn ein. ,Bloß nicht schreien!', dachte er verzweifelt. ,Alles, bloß nicht schreien!' Er versuchte sich stark auf etwas zu konzentrieren, doch die Schmerzen wurden von mal zu mal stärker. Gegen einige Tränen mit einer Mischung aus Schmerz und Wut konnte er nichts tun, doch er schrie nicht und irgendwann ließen sie von ihm ab. "Okay, es gibt nichts mehr zu sehen.", erklärte Lucius und schickte den Hauptteil der Slytherins fort. Severus wischte sich die Tränen und das Blut aus dem Gesicht und sah dann auf. Vor ihm standen nur noch Lucius, Crabbe, Goyle, Avery, Lestrange und seine Flamme. ,Die schlimmsten.', dachte er nur und wollte sich gar nicht detailliert vorstellen, was die mit ihm anstellen könnten. Nun hockte sich Lucius vor ihn und wischte ihm noch etwas Blut aus dem Gesicht. Severus, der eigentlich einen Schlag erwartet hatte, sah ihn misstrauisch an. "Tut mir Leid," begann Lucius, "aber ich musste ein Zeichen setzen." "Das ist dir, denke ich, bestens gelungen.", knurrte Severus zurück. Lucius lächelte und sah seinen Gegenüber nun direkt an. "Weißt du, Severus, ich bin eigentlich hier um dir ein Angebot zu unterbreiten." Severus, der an eine Wand gelehnt dasaß, zog die Knie an und meinte: "Welche Art von Angebot?" "Nun,..." Lucius stand auf und ging nun vor ihm auf und ab. "Dir ist doch sicher der dunkle Lord bekannt, ebenso wie seine treuen Diener." Severus nickte. Von den sogenannten Todessern, den Anhängern des dunklen Lords, und ihm selber hatte man in den letzten Jahren immer mehr gehört und gesehen. Sie waren für ihre Grausamkeit Muggeln und Muggel-Geborenen gegenüber bekannt und zögerten auch nicht die unverzeihlichen Flüche anzuwenden, im Gegenteil, es gab kaum Fälle, in welchen diese nicht benutzt wurden. "Um es kurz zu machen," fuhr Lucius fort, "du hast seine treusten Diener in Hogwarts direkt vor dir." Severus konnte nicht behaupten, darüber geschockt zu sein. Ihn überraschte dieses ,Geständnis' nicht wirklich. Soweit er informiert war, gab es starke Gerüchte, laut denen sowohl Malfoys als auch die Familien der übrigen da stark involviert sein sollten. "Komm zur Sache, Lucius!", forderte Severus jetzt, nachdem er wieder richtig atmen konnte. "Du erzählst mir das doch sicher nicht aus bodenlosem Vertrauen heraus, weil du einen Seelsorger brauchst." "Severus, dein Sarkasmus ist doch irgendwie immer wieder erfrischend." Hinterhältig lächelnd schüttelte Lucius den Kopf, entfernte sich ein paar Schritte von Severus, drehte sich dann plötzlich um und kam auf ihn zu. "Der Meister schickt uns.", gab er nun zu und seine Stimme nahm einen immer unheimlicheren Ton an. "Er hat von dir und deinen Fähigkeiten im Bereich der Zaubertränke gehört. Deshalb hat er uns beauftragt dich zum nächsten Treffen mitzubringen. Er will dich in seinen Reihen haben, in den Reihen der Todesser." Severus sah langsam seine Kameraden einzeln an, dann wandte er sich Lucius zu und fragte: "Was geschieht, wenn ich mich weigern sollte?" "Dann kannst du dein Testament machen!", fuhr Avery ihn drohend an. "Dann war das hier nur ein kleiner Vorgeschmack!" "Außerdem, wo willst du denn Zuflucht suchen?" Lestranges Freundin hatte sich nun eingeschaltet. "Hogwarts ist schon lange unterwandert, hier bist du nicht sicher. Und das Ministerium wird dich sicher auch nicht schützen, nicht war?" "Richtig." Lucius riss die Gesprächsführung nun wieder an sich. "Aus zuverlässigen Quellen weiß ich, dass deine Eltern gestorben sind, weil das Ministerium erst viel zu spät eingegriffen hat. Stimmt das?" Severus wandte den Kopf zur Seite. Worauf wollte Lucius hinaus? "Es stimmt also. Was wäre, wenn jemand dir die Möglichkeit geben würde Rache dafür zu nehmen? Nun?" Als Severus nicht antwortete, packte Lucius ihn unsanft am Kragen und zog ihn hoch. "Wenn du dich nicht fügen solltest," fauchte Lucius nun, "dann könnte Lydia noch viel mehr passieren als das eben und wir könnten uns ja auch eure kleinste mal vornehmen." Severus starrte ihm nun direkt ins Gesicht. Er hatte ja immer gewusst, dass Malfoy und seine Bande falscher als der Rest waren, aber dass sie das tun würden... "Und damit du das nicht vergisst..." Goyle drehte Severus den rechten Arm auf den Rücken und zwang ihn damit auf die Knie. Er sah noch, wie Malfoy auf ihn zutrat. Ehe Severus sich wehren konnte, hatte Lucius ihm den Ärmel des Schulumhangs bis zur Schulter aufgerissen. Dann nahm er eine noch glimmende Fackel von Lestrange entgegen. Severus starrte vor sich auf den Boden und wappnete sich. Trotzdem entfuhr ihm ein Schrei, den er sofort zu ersticken versuchte, als Lucius ihm den glühenden Stumpf auf den Oberarm drückte. Obwohl es sich hierbei nur um Sekundenbruchteile handelte, glaubte Severus direkt in die Hölle gefallen zu sein. Als Goyle ihn losließ, fiel er völlig schwach zu Boden. "Wir unterhalten uns dann ein andern mal.", hörte er Lucius noch süffisant sagen und ihre Schritte entfernten sich. ----------------------------------------- Noch heute erinnerte die kreisrunde Brandnarbe Severus an diesen Vorfall. ,Vielleicht hätte ich mich damals gleich umbringen sollen.', dachte Severus und seufzte gedanklich. ,Oder ich hätte ihnen gleich Paroli bieten sollen.' Tja, hinterher ist man immer schlauer! Heute wusste er, dass der dunkle Lord auf ihn als Giftmischer zu sehr angewiesen war. Hätte er Malfoy und seinen Kumpanen wirklich den Freiraum gelassen ihn zu töten? ,Das vielleicht nicht,' gab er sich selbst Antwort darauf, ,aber er hätte sich ja auch erst mal damit begnügen können Lydia und Max zu quälen.' Wahrscheinlich war das auch immer sein wunder Punkt gewesen, der Wille seine Schwestern vor allem zu bewahren. ,Damals war ich wahrscheinlich einfach zu sehr von Gefühlen und Emotionen geleitet, um logisch nachdenken zu können.' Damals hatte es für ihn erst mal nur den Weg der Flucht in die Einsamkeit gegeben. Doch auch die wollte man ihm nicht lassen. Gott sei Dank? -------------------------------------- Die Bibliothek war um diese Zeit verlassen und dementsprechend stockdunkel. Der passende Ort, an den man sich jetzt verziehen konnte. Plötzlich bemerkte Severus eine kleine, schwache Lichtquelle und blieb regungslos sitzen. Als die kleine Laterne direkt vor ihm schwebte und er zu identifizieren war, zog James seinen Tarnumhang herunter. "Ich hab' dich überall gesucht, Sev. Wie lange bist du schon hier?" Severus zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, eine vielleicht zwei Stunden. Und was machst du hier?" "Kai hat gefragt, ob wir wüssten wo du bist. Da ich keine Ahnung hatte, dachte ich, ich schau mal nach dir." Severus hatte sein Gesicht ganz langsam dem Gryffindor zugewandt und stellte, wie erwartet, eine Schockreaktion fest. "Was ist denn mit dir passiert?", fragte er und kniete sich zu Severus. "Was möchtest du denn hören?" Severus versuchte James mit seinem immer stärker anschwellenden Auge anzusehen. "Vielleicht ,Ich bin die Treppe runtergefallen.' wie ich's Madam Pomfrey erzählt hab'?" "Du warst bei Madam Pomfrey?", fragte James erstaunt, da keine von Severus' Wunden und blauen Flecken Behandlung aufwies. "Nicht heute.", erklärte Severus. In der Tat war er in letzter Zeit öfter wegen so etwas bei Madam Pomfrey gewesen, aber da war es nur mal hier und da und keine so massiven Sachen wie jetzt. "Und da du mir die Story mit der Treppe sowieso nicht glaubst, ich hatte einen ,Zusammenstoß' mit meinen Hauskameraden." "Die haben dich zusammengeschlagen?" James war erschüttert. "Nicht schlimmer als sonst." Severus wusste, dass das komplette Übertreibung war und er höllische Schmerzen hatte, doch er ließ sich nichts anmerken und sah wieder in die Ferne. "Warum hast du mich denn nun wirklich gesucht und wie hast du mich gefunden?" "Nun, als ich in den Gemeinschaftsraum kam," erklärte James, "hat Kai mit Lily gesprochen. Sie hat gesagt, dass sie sich Sorgen um dich macht und auch nicht mehr mit dir reden könnte, weil du sie nicht mehr an dich ran lässt. Außerdem ist mir auch aufgefallen, dass du dich verändert hast. Du bist im Unterricht sehr still geworden. Sogar in Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste, wo du doch nun wirklich ein Ass bist, sagst du kaum etwas bis gar nichts mehr. Auch ich mache mir Sorgen um dich. Und zu deiner Frage wie ich dich gefunden habe: Ich war erst an eurem Gemeinschaftsraum, aber Melissa erklärte mir, dass du nicht da seist und Lydia sich eingeschlossen habe. Also habe ich auf die Karte des Rumtreibers geguckt und habe deinen Punkt in der Bibliothek verschwinden sehen. Und so bin ich dir gefolgt." ,Hätte ich mir eigentlich auch selber denken können.', dachte Severus. "Also, Sev, was ist? Was bedrückt dich so?" "James, ich habe mir in letzter Zeit sehr viele Gedanken über mein Leben gemacht und ich glaube, ich muss eine Entscheidung treffen." Er holte kurz Luft und wandte sich dann wieder James zu: "Wenn es zwei Seiten gibt, das Gute und das Böse, dann würdest du dich doch für die gute Seite entscheiden, oder?" "Natürlich." James nickte, auch wenn er etwas verwirrt aussah. "Würdest du mir zustimmen," fragte Severus, "wenn ich sage, dass Böse wäre etwas, das dir Leute nimmt, die du liebst und dir dein ganzes Leben zerstört, dir also Unrecht tut?" "Ja." "Und würdest du mir auch zustimmen, dass das Gute dir helfen soll, Gerechtigkeit für dieses Unrecht zu bekommen?" "Ja, aber warum fragst du?" James schien den Sinn immer noch nicht verstanden zu haben. "Schon gut, James." Severus rappelte sich nun vorsichtig auf. "Danke, du hast mir, glaube ich, sehr geholfen." Daraufhin verließ er die Bibliothek, ließ den verwirrten James zurück und begab sich zielstrebig zum Slytherin-Gemeinschaftsraum. Dort angekommen, steuerte er auf Lucius Malfoy zu und nahm ihn zur Seite. "Nun gut," erklärte er leise, "ich komme mit euch. Aber du und die anderen werdet euch an unsere Abmachung halten." "Natürlich." Lucius nickte zufrieden. "Lydia und der Kleinen wird nichts passieren. Du wirst deine Entscheidung nicht bereuen." Dann ließ er Severus stehen, der sich dann sofort in sein Zimmer begab. --------------------------------------- Damit hatte alles begonnen. ,Der Anfang vom Ende.' Severus verstand heute beim besten Willen nicht, wie er damals hatte so naiv sein können. ,Ich hätte versuchen müssen Max und Lydia anders zu schützen, anstatt feige nachzugeben.' Seine Wut auf sich selbst wurde immer größer. ,Und James, tja, ich weiß nicht, ob er je verstanden hat, warum ich ihn das gefragt habe. Ich verstehe es ja selber kaum. Wahrscheinlich wollte ich eigentlich nur Bestätigung für eine bereits gefällte Entscheidung.' Severus legte seine Hand auf den Unterarm der das Mal verbarg. ,Ich wollte Unrecht sühnen.', dachte er. ,Und habe damit nur noch mehr angerichtet.' Er hatte zwar an diesem Abend die Entscheidung getroffen, doch der Abend der eigentlichen Entscheidung ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)