Gedanken von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 15: Ein Fest, Mondschein und Teenagergefühle ---------------------------------------------------- Hier geht's weiter. Hinweis: Lang und nichts für schwache Gemüter! (hoffe, es wird trotzdem oder gerade deshalb gelesen. *g*) eure Nessi-chan **************************** Ein Fest, Mondschein und Teenagergefühle (Kapitel 15) Die Zwillinge hatten bei ihrer Ankunft in Hogwarts sehr schnell ihre Sachen in ihre Schlafsäle befördert und waren sofort wieder in der großen Halle. Sie suchten sich am Tisch der Slytherins sofort Plätze möglichst weit vorne. "Ich bin ja so gespannt!", flüsterte Lydia. "Hoffentlich ist Max nicht zu aufgeregt." "Naja, sie wird dich wohl kaum überbieten können.", gab Severus zurück und duckte sich dann schnell, um nicht von der Ohrfeige seiner Schwester getroffen zu werden. Sie waren jetzt im fünften Jahr und bekamen Verstärkung: Max hatte ihren 11. Geburtstag hinter sich und sollte heute in Hogwarts eingeschult werden. Nach und nach füllte sich die Halle. Die Geschwister erhaschten noch einen kurzen Blick auf ihre Freunde an den anderen Tischen, als die Tür der großen Halle aufschwang und Prof. McGonagall mit einer Gefolgschaft von Erstklässlern die Halle betrat. Sie ging nach vorn, wo bereits der dreibeinige Stuhl und der sprechende Hut aufgebaut waren. Während der Hut sein neustes Begrüßungslied zum besten gab, sah sich Max neugierig in der Halle um und entdeckte dann auch ihre Geschwister. Sie zwinkerte ihnen zu, als Prof. McGonagall auch schon mit dem Verlesen der Namen begann. Die Reihen der Erstklässler leerten sich, für keine Entscheidung brauchte der Hut sonderlich lange. Schließlich standen nur noch etwa fünf Neulinge da. "McDaver, Alexander!" Erst rührte sich keiner, doch dann schob Max den etwas schmächtigen Jungen, der neben ihr stand, vor. "Das ist er.", erklärte sie kurz und zu ihm sagte sie nur: "Nun geh schon, Alex, der Hut hat bis jetzt keinen gefressen und du gibst auch keine sonderlich schmackhafte Beute ab." Die vorderen Reihen der Tische versuchten ihr Lachen zu unterdrücken, auch Prof. McGonagall schien über die Offenheit dieses Mädchens amüsiert, wandte sich jedoch gleich dem Jungen zu, der nun auf dem Stuhl Platz genommen hatte. "Ah, ja," bemerkte der Hut geheimnisvoll, "was machen wir denn mit unserem jungen Versteckspieler? Hmm, ich denke, da gibt es nur eine Lösung... Hufflepuff!" Alex schien mehr als nur erleichtert, sprang vom Stuhl und machte sich am Tisch der Hufflepuffs möglichst klein. "Muss ihm doch nicht peinlich sein.", grinste Lydia, doch zu mehr kamen sie nicht, als Prof. McGonagall rief: "Snape, Maxine!" Nun ruhte die Aufmerksamkeit der Zwillinge völlig auf dem, was sich da vorne abspielte, sodass ihnen die interessierten Blicke ihrer Mitschüler zum großen Teil entgingen. Die Aufgerufene ging mit selbstbewussten Schritten nach vorne, drehte sich aber, bevor sie sich setzte, noch zu Prof. McGonagall um: "Max, sagen Sie einfach Max zu mir." Dann setzte sie sich hin und bekam den Hut auf. "Na," erklärte der Hut, "hier haben wir aber jemanden, der sich nichts vorschreiben lässt, und sich mit allen Mitteln durchsetzen will. Da gibt es ja nur die Wahl für... Slytherin!" Der größte Applaus kam nun natürlich von Severus und Lydia, die froh waren ihre kleine Schwester nun wieder das ganze Jahr bei sich zu haben. Sie kam auch sofort zu ihnen und erklärte ihnen flüsternd, dass sie mit diesem Alex in einem Boot gesessen habe und dass er eigentlich ganz nett, nur irre schüchtern sei. Dann wurde das Gespräch unterbrochen, weil sich Dumbledore erhob, um etwas anzukündigen: "Ich möchte euch heute etwas besonderes mitteilen. Wie manche von euch vielleicht wissen, feiert Hogwarts an diesem Wochenende sein 1000-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wird am Samstag Abend, also übermorgen ein festlicher Ball stattfinden, zu dem alle erscheinen mögen. Voraussetzung ist neben angemessener Kleidung ein Partner bzw. eine Partnerin, mit dem oder der hier dann getanzt und gefeiert werden kann. Als kleine Auflage bei der Partnersuche gilt noch," und dabei wanderte sein Blick unauffällig zu den Zwillingen, "dass diese Partner in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander stehen. Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß und guten Appetit!" Severus wäre fast die Kinnlade heruntergefallen. Albus hatte zwar von dem Ball erzählt, aber Severus war immer davon ausgegangen, er hätte da mit Lydia auftauchen können. "Oh man, was mach' ich denn jetzt?", stöhnte er leise. "Ich sag nur Ravenclaw, exzellente Hüterin.", flüsterte Lydia zurück, während sich alle über das Essen hermachten. "Du spinnst wohl!" Severus tippte sich an die Stirn. "Sie kann doch jeden haben." "Sev, ich habe Augen im Kopf," bemerkte Lydia, "und jeden haben zu können, heißt nicht jeden haben zu wollen." Severus schüttelte den Kopf. Ein Teil von ihm, wahrscheinlich sein Pessimismus, glaubte, dass es an ein Wunder grenzen würde, wenn er tatsächlich mit Kai hingehen könnte, doch umso länger er darüber nachdachte, umso besser gefiel ihm diese Vorstellung. Sie waren kaum richtig aus der Halle herausgekommen. Viele Schüler waren auf den Partner bzw. die Partnerin ihrer Wahl zugestürzt. Da die Zwillinge Slytherins waren und ihre Beliebtheit somit ohnehin eingeschränkt war, schafften sie es relativ unbemerkt zu verschwinden. Severus lag auf seinem Bett in dem leeren Schlafsaal und grübelte. Was sollte er Kai denn sagen? In Ausdrucksdingen was seine Gefühle anging, war er schon immer schlecht gewesen. Er konnte zwar zynisch sein, aber eigentlich war das nur eine Maske um sich keine Blöße zu geben. ,Vielleicht ist sie ja auch schon längst von jemandem gefragt worden.', dachte er betrübt. ,Sie ist schließlich das hübscheste Mädchen an der Schule und wie gesagt, sie kann jeden haben.' Schnell stellte Severus fest, dass sich-im-Bett-herumwälzen sein Problem nicht löste und es ihm auch nicht leichter machte. Also tat er das, was er eigentlich immer tat, wenn er nicht weiter wusste. Er schlich die Treppe zu den Zaubertranklaboren hinunter und schloss sich dort ein. Durch einen kleinen Hinterhalt hatte er das Passwort für diese Räumlichkeiten erfahren und nun somit die Möglichkeiten sie zu betreten und zu nutzen, wann er wollte. Da er sowieso einen Trank aus dem alten Buch ausprobieren wollte, konnte er gleich die Abwechslung mit der Forschung verbinden. Als er dann fast fertig war, bemerkte er, dass ihm die sogenannte ,Lumina Noctis', üblicherweise auch ,Mondscheinblume' genannt, fehlte. Severus fror den Trank ein und verschwand nach draußen. Er glaubte die Pflanze am See gesehen zu haben und steuerte zielstrebig dorthin. Während er dort kniete und sorgfältig die Blumen aus der Erde löste, war jemand von hinten an ihn herangetreten. "Was machst du denn da?" Im ersten Schreck erstarrte Severus und wagte nicht sich umzudrehen. Eigentlich dürfte er ja gar nicht hier sein. Doch als er sich dann umdrehte, fiel sein Blick auf Kai, die aus irgendeinem Grund auch noch draußen war. "Ich habe noch Mondscheinblumen für einen Trank besorgt.", erklärte er sachlich. Kai lächelte und Severus kam sich ziemlich seltsam vor. In Kais Gegenwart konnte er kaum seine harte Schale waren, warum auch immer. Sie trat neben ihn, sah auf den See hinaus und sagte dann: "Du warst heute nach dem Essen so schnell weg. Lag es an der Ankündigung?" "Tja, ich bin kein Mensch von Festlichkeiten.", gestand er offen. Kai reagierte gar nicht darauf und fragte: "Gehst du schon mit jemand bestimmtem hin?" Severus zog eine Grimasse. "Wer würde schon mit einer überheblichen, besserwisserischen Slytherin-Schlange so einen Abend verbringen?" "Ich zum Beispiel." Severus sah Kai irritiert an. Machte sie Witze? Sie würde mit ihm hingehen? Oder hatte sie schon jemanden und wollte ihn nur aufmuntern? ,Der einzige Weg, das rauszufinden, ist, sie zu fragen.', erklärte die Vernunft in seinem Kopf. Severus atmete noch einmal durch und fragte dann: "Würdest du wirklich mit mir hingehen, wenn ich dich fragen würde?" "Würdest du mich fragen oder hast du mich bereits gefragt?" "Nun, ich habe bereits gefragt." "Natürlich gern." Kai lächelte ihn an und der sanfte Nachtwind spielte in ihren kurzen Haaren. "Nun," Severus schluckte, "dann hole ich dich an deinem Gemeinschaftsraum ab." "Gut, bis dann!" Kai hatte sich schon ein paar Schritte entfernt, als sie sich noch mal umdrehte und noch bemerkte: "Und mach' nicht mehr so lange, schlaf dich aus!" Bevor Severus darauf noch antworten konnte, war Kai schon verschwunden. Er war tatsächlich kurz darauf in den Schlafsaal zurückgekehrt. Im Gemeinschaftsraum hatten sie sich noch alle darüber unterhalten, mit wem sie hingehen würden, als Lucius auf Severus aufmerksam geworden und ihm in den Schlafsaal gefolgt war. "Und, hast du schon ein Date für übermorgen?", fragte er. Severus war unsicher. Kai war zwar das schönste Mädchen der Schule, aber sie war eine Ravenclaw. Würde ihm das hier Ärger einhandeln? Ohne Notiz zu nehmen, erklärte Lucius: "Ich gehe mit Narcissa hin. Sie ist ja auch ein total klasse Mädchen. Man muss ja standesgemäß bleiben. Und du?" Nun sah er Severus gespannt an. ,Was soll's!', dachte dieser. ,Am Samstag sehen sie's eh alle.' "Ich gehe mit Kailee, der Hüterin von den Ravenclaws." Lucius sah ihn misstrauisch an. "Nun ja, sie sieht ja ganz nett aus," bemerkte er zögernd, "aber deine Klasse ist sie doch bei weitem nicht, da kommt sowieso keine Ravenclaw dran." Dann zuckte er mit den Achseln. "Naja, irgendjemand muss sich ja auch denen erbarmen." Er grinste fies. "Gute Nacht!" Daraufhin verließ er den Schlafsaal. ,Du musst grade reden!', dachte sich Severus etwas verärgert. ,Narcissa möchte ich nicht sehen, wenn sie keine zwei Zentner Schminke mehr im Gesicht hat. Dieser eingebildete Farbtopf! Diese Oberzicke!' Er hatte Narcissa noch nie leiden können und jetzt verschaffte sie sich auch keine Pluspunkte. Kai war da ganz anders. Sie schminkte sich zwar auch ab und zu, aber dann dezent und natürlich. Sie übertrieb nie und wirkte in ihrem Auftreten sowieso immer elegant. Severus ließ sich aufs Bett fallen. Er war von einem totalen Glücksgefühl beseelt. Kai, das hübscheste Mädchen der Schule, wollte mit ihm zum Fest gehen. Ohne es zu merken, fiel er von seinen Tag- in richtige Träume und schlief ruhig und, für seine Verhältnisse ziemlich früh, ein. Den darauffolgenden Tag brachte er hinter sich ohne es eigentlich zu merken, so stark freute er sich auf das, was da kommen möge, auch wenn er doch zunehmend nervöser wurde. Aber es gab unter der Schülerschaft sowieso nur ein Thema: Wer geht mit wem zum Ball? Auch die Zwillinge ließen sich zu diesem Gespräch hinreißen. "Du gehst also wirklich mit Kai hin?", fragte Lydia und grinste schelmisch. "Ja.", erwiderte Severus nicht ganz ohne Stolz in der Stimme. "Weißt du, wie es sonst so aussieht?" "Nun, Lily geht natürlich mit James hin." "War ja auch nicht anders zu erwarten.", bemerkte Severus. "Remus geht mit Emma," fuhr Lydia fort, "Sirius mit Melanie, Peter mit einer Carol, einer Viertklässlerin aus Gryffindor, Jenny mit Michael, unser Jahrgang, Ravenclaw, Vicci und Gabrielle mit den Seaman-Brüdern, Melissa mit ,unserem' Thomas und ich..." Sie machte eine Pause. "...mit Kevin Burlan, Fünftklässler, Ravenclaw und ein Typ par excellence." "Ach, ist das nicht der Typ, der erst die Mädchenherzen gewinnt, um sie dann zu brechen?", fragte Severus spitz. "Nur wenn man es sich brechen lässt!", erwiderte Lydia zickig. "Aber nicht mit mir. Und übrigens, wusstest du, dass Max mit diesem Alex McDaver hingeht?" "Diesem Feigling?", fragte Severus überrascht. "Ist er nicht!", ertönte eine Stimme hinter ihnen. Max hatte den Gemeinschaftsraum betreten. "Er ist vielleicht schüchtern, aber sehr nett. Und nun gute Nacht!" "Max!" Doch Lydias Ruf wurde nur von einer zuschlagenden Tür beantwortet. "Ich glaube, dass hat sie persönlich genommen." "Ach, du kennst doch Max.", beschwichtigte Severus. "Sie tickt schnell aus, aber sie kriegt sich auch genauso schnell wieder ein." "Hoffen wir's." Lydia zuckte mit den Schultern. "Sag mal," fragte sie, "hast du schon eine geringe Vorstellung, was du anziehen willst?" Diese Frage tat sich Severus erst richtig am nächsten Nachmittag auf. Was sollte man anziehen? ,Neben Kai werde ich sowieso ziemlich blass dastehen.', sagte die sarkastische Stimme in seinem Kopf. Während Severus sich hilfesuchend in seinem relativ leeren Schrank umsah, stieß er plötzlich auf einen Karton. Severus hatte zwar vieles bei seinem erneuten Einzug einfach in den Schrank gestopft bzw. geschmissen, aber an diesen Karton konnte er sich weiß Gott nicht erinnern. Obwohl er keine Rettung daraus erwartete, nahm er ihn aus dem Schrank, trug ihn zum Bett und nahm den Deckel ab. "Was zum..." Severus blieb die Luft weg. Diesen Inhalt hatte er nicht erwartet. Aus dem Karton förderte er eine bequeme, doch feine, schwarze Hose, ein dunkelgrünes Hemd mit Silberstickerei, schwarze Stiefel, jedoch keine Straßenstiefel, sondern sehr fein gearbeitete, einen schwarzen Gürtel mit silberner Schnalle und einen schwarz-dunkelgrün schimmernden Umhang zu Tage. ,Meine Rettung!', dachte sich Severus. Ohne sich weiter Gedanken zu machen, ging er ins Bad, duschte und zog sich dann um. Dabei fiel auf, dass die Sachen wie angegossen passten, was bei Severus' langer, dünner Figur so gut wie nie vorkam. Das größte Problem stellten seine Haare dar. Trotz dass er sie jeden Tag wusch, sahen sie seltsamer Weise immer irgendwie fettig aus. ,Aber darauf waren wir ja vorbereitet.', dachte Severus triumphierend. In dem Buch, das Albus ihm und Lydia geschenkt hatte, hatte Severus unter ,Kopfkrankheiten' nachgeschlagen und schließlich eine Mixtur gefunden, die diese Überproduktion an Fett hemmte. Sie wirkte zwar selbst im stärksten Fall nur 4 Stunden, doch das sollte heute Abend reichen. Als er dann seine fertige Frisur im Spiegel begutachtete, war er sehr zufrieden mit sich. Er hatte sich die Haare, die ohnehin wieder mal etwas zu lang waren, zum Seitenscheitel gekämmt und mit einem einfachen Zauberspruch dafür gesorgt, dass sich ein leichter Grünschimmer in dem schwarzen Haar abtat. Er rückte noch einmal den Umhang zurecht, wischte die silberne Slytherin-Schlange, die als Verschluss diente, sauber und verschwand runter in den Gemeinschaftsraum. Dort wuselten bereits viele festlich angezogene Slytherins, wovon die meisten einfach nur versucht hatten zu retten, was zu retten war, herum und Severus sah sich suchend nach seinen Schwestern um. Schließlich entdeckte er Lydia an der Tür und war erst einmal baff. Sie trug ein weites, tief dunkelgrünes Kleid, vom Ausschnitt, der passend und nicht zu tief gesetzt war, bis zum Ansatz des weiten Rockes verliefen zwei silberne Streifen, die einen schwarzen einschlossen. Das Kleid war sehr gut geschnitten und betonte Lydias schlanke Figur. Ihre Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt, nur einige einzelne Locken fielen in ihren freien Nacken und auf ihre Schultern. Das Kleid sowie auch ihr Umhang saßen am Rande ihrer Schultern und ließen das silberne Medaillon mit dem Skorpion, das sie beide von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatten, zur Geltung kommen. Als sie sich nun zu ihm umdrehte, sah er, dass auch ihr Make-up gelungen war: weiß-silber schimmernder Lidschatten und blutroter Lippenstift, welcher ihre natürliche Blässe, in der Familie Snape wahrscheinlich erblich, sehr majestätisch wirken ließ. "Bin ich so in Ordnung?", fragte sie. "Also neben dir sieht wahrscheinlich Mister Kevin ziemlich alt aus und jeder andere dreht sich garantiert nach dir um.", urteilte Severus und fand das nicht übertrieben. "Danke." Lydia atmete durch. "Du siehst aber auch spitze aus. Da wird Kai wirklich Augen machen. Hast du die Klamotten besorgt?" "Nein, sie lagen in meinem Schrank, aber ich hab' keine Ahnung, wo die herkommen." "Deine auch?", fragte Lydia erstaunt. "Meine lagen auch plötzlich im Schrank. Aber ich weiß 100%ig, dass ich sie da nicht reingelegt habe. Und außerdem passen sie wie angegossen, passiert ja selten bis gar nicht bei mir." ,Dito.', dachte Severus nur und fragte: "Sag mal, hast du Max gesehen?" Lydia machte plötzlich große Augen und antwortete nur: "Dreh' dich um und du hast die Antwort." Severus drehte sich zur Treppe der Mädchenschlafsäle und erstarrte zum zweiten Mal an diesem Abend. Er erkannte seine kleine Schwester fast nicht wieder. Dezenter grüner Lidschatten, zart rosaner Lippenstift, die etwas über die Schulter reichenden Haare hübsch frisiert und ein bodenlanges Kleid, das seinesgleichen suchte. Es war ebenfalls dunkelgrün, eng geschnitten, wobei es am Boden etwas auseinander lief, hatte auf dem Rücken überkreuzte Spaghettiträger, an welchen auf den Schultern mit kleinen silbernen Schnallen eine Schleppe aus durchsichtig-grüner Seide befestigt war. Etwas verlegen steuerte sie auf ihre Geschwister zu. "Seh' ich gut aus?", fragte sie. "Irre gut, Kleine!", erklärte Lydia. "Ja, du siehst super aus.", stimmte Severus zu. "Und das, was ich über Alex gesagt habe, tut mir leid. Das war wirklich nicht fair." "Schon gut, es war ja nicht ganz unbegründet." Max winkte ab. "Aber ihr seht auch total spitze aus. Gwen hat ja gesagt, dass ich sowas tragen kann. Ich war mir da nicht so sicher." "Gwen?", rutschte es den Zwillingen raus. "Ja." Max nickte. "Wir waren einkaufen. Ich habe mich dann für das Kleid entschieden und Gwen hat noch ein paar andere Klamotten gekauft. Das müssen dann wohl eure gewesen sein." Severus ging ein Licht auf. Gwen, Albus, natürlich! Gwen musste die Sachen mit den korrekten Maßen in Auftrag gegeben und mit Max abgeholt haben und Albus hatte sie mit nach Hogwarts genommen und sie in ihre Schränke legen lassen. Severus schüttelte lächelnd den Kopf. ,Albus kennt uns einfach zu gut.' "Also, ich muss dann los!", sagte Max. "Alex und ich wollten uns in der Eingangshalle treffen." "Da können wir gleich mitkommen.", lenkte Lydia ein. "Sev muss zum Ravenclaw-Gemeinschaftsraum und ich auch in die Eingangshalle." Unauffällig verschwanden die drei Geschwister in dem Gewirr und stahlen sich aus dem Gemeinschaftsraum. Nachdem er seine Schwestern in der Eingangshalle zurückgelassen hatte, steuerte Severus auf den Ravenclaw-Gemeinschaftsraum zu. Seine Nervosität steigerte sich. Seine Kehle war trocken, sein Puls raste und er verkrampfte eine Hand unaufhörlich in seinem Umhang. ,Was soll ich denn sagen, wenn ich da auftauche?', dachte er nervös. ,Ich kann doch da nicht einfach reinspazieren.' Sein Problem löste sich zu einem geringen Teil, als er auf dem Flur vor dem Gemeinschaftsraum auf Gabrielle traf. Mit ihrem bis zum Oberschenkel eingeschlitzten, feuerroten Cocktailkleid war sie kaum zu übersehen. Als sie Severus sah, ging sie zur Tür und sprach mit jemandem. Anscheinend hatten sie und Kai das so abgemacht, denn selbige trat in diesem Moment aus der Tür. Severus war zwar nur noch etwa 5 Schritte von der Tür entfernt, doch er blieb wie angewurzelt stehen. Er sah in diesem Moment zwar wahrscheinlich aus wie der letzte Idiot, aber wenn er von Lydia und Max überrascht war, dann stand jetzt eine Göttin vor ihm. Kai hatte ozeanblauen Lidschatten aufgelegt und ihr dunkelroter Lippenstift unterstrich ihre wunderschön zurecht gemachten Haare, in denen leicht glitzernder Silberstaub zu erkennen war. Ihr Kleid war dunkelblau, ähnlich wie Lydias geschnitten, nur dass Kais Kleid schulterfrei war, die Träger waren über die Oberarme gestreift, die davon abfallenden Trompetenärmel waren bis zum Ansatz aufgeschlitzt und aus feinem hellblauen Stoff. Ihr Umhang war genau so dunkel wie ihr Kleid, doch auf der Außenseite war ebenfalls Glitzerstaub, sodass er aussah, als solle er einen Sternenhimmel darstellen. Da Severus nichts sagte, nestelte Kai etwas nervös an ihrem Umhangverschluss, ein Saphir mit Gold eingefasst, herum und fragte: "Gefällt es dir?" In diesem Moment fasste Severus sich wieder, trat ein paar Schritte heran, verbeugte sich und antwortete: "Tut mir leid, aber was soll man tun, wenn einem die personifizierte Schönheit gegenübersteht?" Kai errötete und strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht. "Du übertreibst.", sagte sie leise. "Keineswegs.", bemerkte Severus und bot ihr den Arm an. "Gehen wir?" "Gern." Sie hakte sich unter und die beiden schlugen den Weg zur Großen Halle ein. Beim Betreten der Halle geschah das, was Severus vorhergesehen hatte. Fast alle Blicke waren erst mal auf sie gerichtet und nicht wenigen stand der Mund offen. Severus wurde nervös, denn wenn er etwas hasste, war es ungewollt im Mittelpunkt zu stehen. Kai schien es genauso zu gehen, denn sie musterte ihn von der Seite. Hilfesuchend sah Severus sich um und fand selbige in Form seiner Schwester Lydia, die sich mit ihrem Begleiter bereits an einen Tisch begeben hatte. Kai schien ebenfalls angetan von der Idee, denn sie beschleunigte ebenfalls ihre Schritte. Am Tisch gab es eine kurze Begrüßung und die beiden setzten sich. "Na, ihr sorgt ja für Wirbel!", bemerkte Lydias Begleiter Kevin. "Da haben wirklich mehr Leute hingeguckt als vorhin." Dies trieb Severus nun ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht. Es war kaum zu bezweifeln, dass er mit vorhin das Eintreten von Lydia und ihm selbst meinte. ,Das könnte ja tatsächlich noch was werden.', dachte er und begann dieses Fest immer positiver zu sehen. Auch bei dem folgenden Essen hatten die Hauselfen ganze Arbeit geleistet und Severus vergaß beinahe das, was danach folgen sollte. Doch er wurde daran erinnert, als Dumbledore aufstand und verkündete: "Nun, nachdem ihr alle gestärkt seid, sollten wir den Hauptakt dieses Balls beginnen. Ich gebe die Tanzfläche frei und möchte, dass sich alle gut amüsieren." Dann gab er ein Zeichen und die Band begann zu spielen. Ein langsames Lied, das war zu erwarten. Dumbledore hatte Prof. McGonagall von ihrem Tisch auf die Fläche geführt und eröffnete so den Abend. Einige Schülerpaare traten hinzu. Severus überlegte, ob er das wirklich wagen sollte. Mit Kai hierher zu kommen war das eine, mit ihr zu tanzen war das andere. Und dann auch noch dieses langsame Lied, das für Gefühle ausgeschrieben war! Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, war Kevin aufgestanden und hatte Lydia angesprochen: "Also dann, das müssen wir uns ja nicht zweimal sagen lassen, oder?" Lydia stand auf, doch recht angetan schien sie von seinem Vorschlag und der Formulierung desselben nicht zu sein. Severus konnte sie verstehen, doch Kevins Auftritt verlangte nun von ihm ebenfalls eine Aufforderung. Er stand also auf, stellte sich vor Kai und sagte: "Ich denke, daran sollten wir uns anpassen. Würden Sie mit mir tanzen, Miss?" Daraufhin verbeugte er sich kurz und streckte ihr die Hand entgegen. "Aber gern.", antwortete sie, legte ihre Hand in seine und ließ sich zur Fläche führen. Das erste langsame Lied ging nahtlos in das zweite über und so tanzten sie eine ganze Zeit. Als sie an einem Tisch vorbeikamen, an dem einige Lehrer saßen, hörte Severus seinen Zauberkunstlehrer Prof. Flitwick flüstern: "Für sein Alter tanzt der Junge erstaunlich gut. Man könnte meinen, er hätte nie was anderes gemacht. Wenn ich dagegen die anderen sehe, hat meine Miss Evans da aber verdammtes Glück gehabt." Severus spürte wie er gleich ein paar Zentimeter größer wurde. Prof. Flitwick war Hauslehrer von Ravenclaw und wenn er von seiner Miss Evans sprach, konnte er damit nur Kai meinen. Er hatte zwar von seinen Eltern und auch mit Lydia von Gwen tanzen gelernt, aber mit Lydia war es noch immer etwas anderes, als mit einer mehr oder minder fremden Person zu tanzen. Nach dem vierten Lied machte die Band endlich mal einen Abschluss, um den Leuten eine Pause und sich einen Applaus zu gönnen. Er und Kai standen relativ am Rand, als sie fragte: "Wollen wir?" Dabei deutete sie mit dem Kopf zu einer Seitentür, die in den Garten hinaus führte. "Ja, du hast Recht.", stimmte er zu. "Hier drinnen ist es auch viel zu heiß." Unbemerkt verließen die beiden die Halle und schlugen den Weg zum See ein. Während sie so gingen und die frische Abendluft genossen, tastete Kai plötzlich nach seiner Hand. Sanft griff sie danach und Severus schloss wie im Reflex seine Hand um ihre. Kai trat nun näher an seine Seite und lehnte den Kopf an seine Schulter. Severus blieb nun stehen und Kai sah ihn an. "Was hast du?", fragte sie, augenscheinlich etwas verwirrt. "Ich wollte dich schon die ganze Zeit etwas fragen, Kai.", gab er daraufhin ehrlich zu. "Und was?" "Nun," Severus sah an ihr vorbei, "ich habe mich gefragt, warum ein Mädchen wie du, die alle Jungen hier haben könnte, zu so einem Fest gerade mit mir erscheint. Denn wir dürfen uns ja beide nichts vormachen: Ich erfreue mich unter der Schülerschaft nicht sonderlich großer Beliebtheit, nicht zuletzt, weil ich ein Slytherin bin." Kai trat auf ihn zu, legte ihre Hand auf seine Wange und drehte seinen Kopf zu sich. "Severus, mir ist egal, aus welchem Haus du kommst. Warum soll ich mich mit Typen abgeben, die vielleicht beliebt sind, mit denen ich aber nichts anfangen kann? Sieh dir Kevin an: Er macht einen auf toller Typ, aber er ist eine totale Pfeife. Du kannst dich mit ihm nicht unterhalten, Mädchen sind für ihn Trophäen. Aber du..." Nun sah sie ihm direkt in die Augen. "...du bist anders als die anderen. Du bist intelligent, verständnisvoll und immer hilfsbereit. Außerdem lässt du dich, egal was kommt, niemals unterkriegen. Du bist etwas ganz besonderes, Severus. Und das solltest du dir endlich eingestehen." "Vielleicht aber auch nur,..." Severus beugte sich runter und pflückte eine Mondscheinblume, die sich neben ihm befand. "...weil ich mit einem ganz besonderen Menschen zusammen sein darf." Nun steckte er ihr die Blume ins Haar, die durch den im Mondlicht schimmernden Glitzerstaub noch etwas aufzublühen schien. Sie lächelte ihn an und strich sanft mit ihrem Daumen über seine Wange. "Kai, ich..." Zu mehr kam Severus nicht. Kai hatte ihren Zeigefinger auf seine Lippen gelegt, um sie kurz darauf mit ihren eigenen zu verschließen. Es war ein überwältigendes Gefühl! Jetzt warf Severus alle Zweifel über Bord. Er legte seine Arme um Kais Taille, zog sie enger an sich und intensivierte den Kuss. Es war unbeschreiblich und augenscheinlich fanden das beide, denn es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder voneinander lösten. Kai sah ihm nun wieder tief in die Augen und bevor er den Satz, den er angefangen hatte, noch vollenden konnte, flüsterte sie: "Ich dich auch." Er legte seinen Umhang um sie und zusammen stiegen sie zum See hinunter. Dort legten sie sich hin, küssten sich noch einige Male in dieser Nacht und genossen einfach ihr Zusammensein. Es waren die unbeschreiblichsten Stunden seines Lebens, das wusste Severus, und sie würden es auch immer bleiben. ----------------------------------------- ,Oh ja, das Fest, die Nacht, der See.' Severus lehnte den Kopf an die Wand und vergaß beinahe alles um sich herum. Wenn er daran dachte, spürte er noch heute Kais Hand auf seiner Wange und ihre Lippen auf den seinen. Es war in dieser Nacht noch nicht zum Äußersten zwischen ihnen gekommen, aber die Gefühle, die sich offenbart hatten, waren trotzdem unbeschreiblich gewesen. ,Ach, Kai.' Gedanklich seufzte er. ,Dir war es schon immer egal, was andere dachten. Du hast dich immer nur auf dein Gefühl verlassen. Und mir meines vermutlich wiedergegeben.' Sie waren sich immer näher gekommen und obwohl sie es beide geheimhalten wollten und auch mussten, war es die schönste Zeit ihres Lebens. Hosted by Animexx e.V. 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