Gedanken von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 8: Einsame Trauer ------------------------- So, hier sind wir auf dem Höhepunkt der Traurigkeit (denke ich). Ganz liebes Dankeschön an alle meine fleißigen Leser (und Kommi-Schreiber!) und ich hoffe ihr lasst mich weiterhin wissen, was ihr davon haltet. eure Nessi-chan ************************** Einsame Trauer (Kapitel 8) Draußen war es schon lange dunkel geworden. Das Kirchengebäude wurde nur noch durch Kerzen erleuchtet und war so gut wie leer. Nur die drei Kinder standen noch in dem langen Gang. Nach einem kurzen, verständigenden Blick gingen sie den Gang zum großen Altar hinunter, bis sie vor dem dort geöffnet aufgestellten Sarg standen. Hier bot sich für einen Außenstehenden ein wunderschöner, wenn auch melancholisch, trauriger Anblick. In dem Sarg lag eine Frau, knapp über 30; langes, lockiges, schwarzes Haar fiel ihr sanft über die Schultern. Die Totenblässe ließ sie sehr hoheitsvoll aussehen. Lydia nahm die jüngere Schwester tröstend in die Arme. Würde die Kleine überhaupt verstehen, dass und warum ihre Mutter nie wiederkommen würde? Severus trat näher an den Sarg und strich über den Bauch der Mutter. Das lange, lavendelfarbene Gewand und der violette Umhang, der um ihre Schultern gelegt war, verdeckten die tiefe Wunde, die sie getötet hatte. Schweigend standen die drei da. Die Kirche hatte sich vor etwa einer Stunde geleert. Zur vorher stattgefundenen Beerdigung ihres Vaters waren viele ,hohe Tiere' aus dem Ministerium gekommen. Alle hatten ihnen ihr Mitleid ausgesprochen und eine Bestattung, die einem Mann wie ihm zustand, abgehalten. Währenddessen war der Sarg ihrer Mutter in die Kirche gebracht worden. Doch nun waren sie alle wieder weg und die Kinder waren allein. "Warum Mama nicht zu Papa?", fragte die Kleine und sah in die blassen Gesichter ihrer Geschwister. "Weil sie dem Ministerium schon immer zu gefährlich war.", gab ihr Bruder mit bissigem Unterton zurück. " Aber SIE ließ man in ihrer Gefahr leben." "Heißt das, für sie keinen Abschied?" Dies brachte die Kleine nur noch unter Schluchzen hervor. "Doch, Max.", antwortete Lydia. "Denn sie hat ja immer noch uns." Mit diesen Worten knieten sich die drei vor den Sarg, falteten die Hände und sprachen in Gedanken das Segensgebet ihrer Mutter. Es war, im wahrsten Sinne des Wortes, totenstill in der Kirche. Still rannen den Geschwistern die Tränen über die Wangen. Schließlich fassten die beiden Älteren, die rechts und links der Kleinen knieten, deren Hände, legten ihre jeweils freie Hand an den Arm der Mutter, sodass sie einen Kreis schlossen, und sprachen leise mit fast Tränen erstickten Stimmen: "Für den ewigen Frieden, den sie verdient, für den sie kämpfte." Daraufhin erhoben sich die drei wieder. Lydia schloss ihre weinende Schwester in die Arme, während Severus der Toten Abendsterne in die Arme legte. "Jetzt sind wir ganz allein.", flüsterte er. Doch er irrte sich. Als sie sich nun umdrehten, standen Albus und Gwen am Eingang. Severus nickte leicht und die beiden kamen auf die Kinder zu. Gwen nahm nun die beiden Mädchen in die Arme und ließ sie sich ausweinen. Severus stand immer noch am Sarg der Mutter. Albus trat neben ihn. "Seid ihr soweit?", fragte Albus flüsternd. Severus nickte bestimmt, da er sich nicht sicher war, ob er seine Stimme unter Kontrolle haben würde. Albus nahm den Jungen etwas zur Seite, zog seinen Zauberstab und murmelte einen leisen Zauberspruch. Der gläserne Deckel senkte sich auf den Sarg nieder und dieser hob sich in die Luft. Albus voran, dann der schwebende Sarg, Severus und am Schluss Gwen mit den beiden Mädchen verließen die Kirche. Sie gingen einen langen Marsch über den Friedhof, bis sie bei der alten, Efeu verrankten Gruft ankamen. Die Familiengruft der Snapes stand hier nun seit etwa 500 Jahren. Dementsprechend konnte man sie fast als unterirdisches Bauwerk bezeichnen. Neben dem eben erst verschlossenen Grab ihres Vaters erhob sich noch ein steinerner Schacht. Albus ließ den Sarg hineingleiten. Als dieser sicher stand, steckte er den Zauberstab wieder ein und trat einen Schritt zurück. Die Geschwister traten noch einmal heran und Severus gab nun mit einem erneuten Nicken das Zeichen, dass sie nun endgültig Abschied genommen hatten. Sie traten die paar Stufen, die sich vor der Erhebung des Grabes befanden, wieder herunter und nahmen wieder ihre vorherigen Plätze ein. Albus sprach wieder flüsternd einen Spruch und nun senkte sich eine steinerne Plattform nieder, die das Grab verschließen und versiegeln sollte. Als dies geschehen war, ging Gwen nun mit Lydia und Max doch noch einmal die Stufen hinauf und legte ein paar Lilien unter den eingravierten Spruch des frischen Grabes. Hier ruht Lillith Snape, die liebevolle Mutter, die starke Frau, die viel zu früh von uns gehen musste. Wir trauern um die Hüterin der Wahrheit, die unschuldig sterben musste, jedoch sind wir stolz auf ihren Mut und ihre Hoffnung, mit der sie die Welt ihrer Liebsten lebenswert gemacht hat. Gott hat seinen treusten Engel zu sich gerufen. Albus hatte diesen Spruch gewählt. Lillith und er hatten sich nie persönlich getroffen und doch sagte dieser Spruch aus, was Lillith gewesen war und wofür man sie geliebt hatte. ,Ja, sie war ein Engel. Vielleicht war sie einfach zu gut für diese Welt.', dachte Severus, während seine Augen immer wieder über den Spruch glitten. Immer war sie geächtet worden, dabei hatte sie doch nie jemandem etwas zu Leide getan. Severus war so in Gedanken vertieft, dass er zusammenzuckte, als Albus ihm den Arm um die Schultern legte und ihn aus der Gruft führte. ------------------------------------------------ Noch heute hatte er keine Ahnung, wie sie damals nach Hause gekommen waren. Die Trauer musste ihn in ein solches Delirium versetzt haben, dass er das alles nicht mitbekam. Auch die Tage danach waren in seinem Gedächtnis wie gelöscht. Nur dieser Spruch war ihm heute noch im Kopf. Selbst nach knapp 30 Jahren konnte er ihn noch. ,Wie Mama schon richtig sagte,' dachte Severus, während er sich das Bild seiner Mutter in Erinnerung rief, ,die Wahrheit wird man nie vergessen.' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)