Gedanken von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 4: Die Zeit der Wahrheit -------------------------------- Vorsicht! Etwas lang. ;-) Nessi-chan ****************************** Die Zeit der Wahrheit (Kapitel 4) Die Zwillinge machten sich auf den Weg nach unten. Irgendjemand musste ihnen sagen, was all dieses Gerede zu bedeuten hatte. Bei ihrem Streifzug durch das Schloss lief ihnen zuerst Elisabeth über den Weg. Es brauchte zwischen den Zwillingen nur einen kurzen, verständigenden Blick und sie liefen Elisabeth hinterher. Als diese die eiligen Schritte hinter sich hörte, blieb sie stehen und sah die Kinder etwas überrascht an. "Severus! Lydia! Was macht ihr denn hier drin? Ihr seid doch sonst immer unterwegs, kaum zu hüten oder zu bändigen." Lächelnd wartete sie auf eine Antwort. "Wir haben nur eine kurze Frage.", erklärte Lydia. "Bitte." Elisabeth nickte. "Mama und du," begann Lydia nun langsam und genau, "wo kommt ihr eigentlich her?" Auf einen Schlag war das Lächeln auf Elisabeths Gesicht erloschen und kompletter Fassungslosigkeit gewichen. "Warum wollt ihr das wissen?" Wahrscheinlich sollte es sorglos klingen, doch ihre Stimme zitterte und auch ihr Blick sprach Bände. "Nun,..." Lydia wusste nun eigentlich nicht, was sie sagen sollte, doch da sprang schon Severus ein. "Weil wir nicht zulassen, dass Mama ungerecht behandelt wird. Sie hat nie jemandem etwas zu leide getan und trotzdem behandeln die Leute im Dorf sie wie eine Aussätzige! Und nur weil sie nicht wissen, wo sie herkommt. Das kann man ganz leicht ändern, wenn man uns die Wahrheit sagt." "Diese Schandmäuler da unten geht es überhaupt nichts an, wer hier wo herkommt.", bemerkte Elisabeth und klang nun leicht gereizt. "Gut." Severus erkannte das Argument an und fand es gar nicht so unschlüssig. "Dann sag es uns, weil wir ein Recht haben zu wissen, woher wir stammen." Für einen Augenblick sprach keiner ein Wort. Lydia und Severus standen mit verschränkten Armen und herausfordernden Gesichtsausdrücken vor Elisabeth, die nun anscheinend nicht mehr weiter wusste. Plötzlich lächelte sie ganz unerwartet wieder und sagte mit heiterer Stimme: "Ach, Kinder, ihr nehmt das alles viel zu wichtig! Was zählt, ist das hier und jetzt. Und hier und jetzt ist wunderschönes Wetter, also geht raus und spielt schön. Ich hab noch eine Menge zu tun und ihr tobt doch sowieso lieber rum!" Während dieser Ausrede hatte Elisabeth die Zwillinge zur Tür geschoben, die in den Innenhof führte. Bevor die zwei nur ,Wermutaufguss' sagen konnten, war die Tür hinter ihnen schon ins Schloss gefallen. Schulterzuckend machten sie sich auf zu ihrem zweiten Lieblingsort: den Ställen. Wenn sie nicht in ihrem kleinen Turmspielzimmer waren, konnte man die beiden hier finden. Sie ließen sich in einer Box neben einem riesigen, schwarzen Hengst ins Stroh nieder und sahen sich an. "Das ging ja wohl nach hinten los!", seufzte Lydia. "Liz erzählt Mama doch bestimmt, dass wir das von ihr wissen wollten." "Das könnte uns doch nur recht sein." Lydia sah ihren Bruder nun etwas verständnislos an. "Ich meine," fuhr Severus fort, "in zwei Dingen haben wir Recht gehabt. Erstens: Hier ist irgendwas faul, ganz eindeutig, und zweitens: Liz hat Angst davor es uns oder überhaupt zu sagen." "Und du meinst, wenn sie es Mama erzählt, wird die uns alles erzählen?" "Klar, sie wird uns endlich erklären, warum..." Ihr Gespräch wurde durch feste Schritte unterbrochen, die sich ihrer Box näherten, und ein großer Schatten fiel hinein. "Ach, ihr seid hier!" Jean grinste die Geschwister an. "Spielt ihr verstecken oder wollt ihr wieder mal heimlich abhauen?" Auch Severus und Lydia schlich sich jetzt ein Grinsen ins Gesicht. Jean kannte sie einfach zu gut. Man konnte ihm einfach nichts vormachen und die Zwillinge hingen sehr an ihm, auch wenn er Außenstehenden immer einen großen Schrecken einjagte. Jean war um die 20 Jahre alt und etwa 1,90m groß. Wahrscheinlich war er eigentlich noch größer, aber durch seinen Buckel ging er natürlich etwas krumm. Auch seine linke Hand war verkrüppelt, doch Jean hatte gelernt damit zu leben, denn er war schon so auf die Welt gekommen. Doch trotz seines etwas abstoßenden Aussehens konnte man ihn nur lieben, wenn man ihn näher kannte. Er konnte fantastisch mit Tieren umgehen, besonders mit Pferden, und er hatte auch schon ein paar mal den Zwillingen zur Liebe geschwindelt. Normalerweise sah es der Vater der beiden nicht gerne, wenn sie im Wald zauberten oder ihre Muggelfreunde mit magischen Geschöpfen konfrontierten. Auch reiten sollten die beiden eigentlich nicht alleine, doch meistens hatte Jean, wenn er gefragt wurde, ,nichts gesehen'. Doch auch er sagte ihnen dann jedesmal, ,sie sollten das nicht noch mal machen'. "Wollt ihr mir ein bißchen helfen?", fragte Jean nun. "Ich soll meine Schützlinge mal alle überprüfen." Begeistert nickten die beiden und kletterten aus der Box. Es war immer unglaublich spannend Jean bei der Arbeit zuzusehen oder ihm zu helfen. Sie plauderten während des ganzen ein bißchen, bis sie bei dem großen Hengst angekommen waren, in dessen Box die Zwillinge gesessen hatten. Severus hielt den Hengst fest, Lydia hatte einen Korb mit Heiltinkturen in der Hand und Jean untersuchte das Tier sorgfältig. Nun räusperte sich Severus und fragte: "Sag mal, Jean, wann und wie sind Mama und Liz hier eigentlich hergekommen?" Jean ließ sich seine Verwirrung nicht anmerken und antwortete: "Na, das muss jetzt so 8 Jahre her sein. War 'ne ziemlich stürmische Nacht damals. Was genau da war, weiß ich nicht. Kath kam nur zu mir und sagte, ich solle mich gut um die Pferde kümmern. Tja und das hab ich dann auch gemacht." Einen kurzen Moment war er still, doch dann setzte er noch hinzu: "Müssen aber einen weiten Weg zurückgelegt haben. Die Pferde waren damals ziemlich erschöpft. Hat mich auch nicht weiter interessiert." "Du weißt also nicht, wo Mama herkommt?", hakte Lydia nun nach. "Nö.", antwortete Jean und zuckte gelassen mit den Schultern. "Ich mag Miss Lillith und Liz auch, da muss ich nicht wissen, wo sie herkommen." Dann stand er auf und klopfte sich das Stroh von der Hose. "Das war's. Nachtschwarz ist auch in Ordnung. Danke für eure Hilfe." "Schon gut, haben wir gerne gemacht.", erwiderte Lydia. "Aber jetzt müssen wir wieder losziehen! Kommst du, Sev?" "Ja, sofort!" Damit stürmten die Zwillinge an Jean vorbei aus den Ställen hinaus. Die beiden liefen um das Haus herum in den Garten und setzten sich unter die alte Weide am Teich. Hier würde sie niemand suchen und sie konnten sich in Ruhe ,beraten'. "Du glaubst doch auch, dass Jean die Wahrheit sagt, oder?", fragte Lydia. "Ja.", antwortete Severus. "Er hat keinen Grund uns anzulügen. Außerdem war er ganz gelassen und hat frei heraus erzählt." "Genau.", pflichtete Lydia bei. "Und außerdem ist Jean nicht der Typ, der einem frech ins Gesicht lügt." "Und er ist nicht der Typ, den es interessiert, wo Leute herkommen.", grinste Severus. "Entweder er mag sie oder er mag sie nicht." Nun musste auch Lydia lachen. Ihr Bruder hatte Recht. Jean war so einfach gestrickt: er machte sich einen Eindruck von Leuten und handelte nach seinem Gefühl über sie. So konnte es sein, dass er einen Herumtreiber sehr sympathisch fand, von einem Herren bester Abstammung aber behauptete, er sein ein riesengroßer Mistkerl. Nein, Jean würde sie nicht anlügen. "Das bringt uns aber immer noch nicht weiter.", seufzte Lydia schließlich. "Wir wissen nur, dass sie in einer stürmischen Nacht nach einer vermutlich langen Reise hier eingetroffen sind." "Weil sie vor irgendetwas geflohen sind.", setzte Severus hinzu. "Wie kommst du denn darauf?" Lydia war etwas irritiert. "Warum sonst sollte man sich nachts bei schlechtem Wetter so abhetzen? Liegt doch irgendwie nahe." "Dann aber vor was Magischem.", schlussfolgerte Lydia. "Wieso das?" "Na, sonst hätten sie sich doch bei Muggeln einquartieren können, aber sie sind in ein Zaubererschloss geritten." "Möglich." Severus nickte. "Aber wovor genau?" "Woher soll ich das wissen?", fragte Lydia. "Ich bin doch keine Seherin. Es gibt aber Leute, die uns diese Fragen beantworten können müssten und sollten." Ihr Blick wanderte am Schloss hinauf. Die Dämmerung setzte langsam ein und die Zwillinge gingen wieder hinein. Sie waren nun mehr als erpicht darauf Antworten zu bekommen. Sie hatten sich vorgenommen zuerst Kathryn zu fragen. Sie war wie eine Großmutter für sie, sie musste einfach etwas wissen. Im Gang zum Saal trafen sie auch prompt auf die Gesuchte. "Kath, wir hätten da eine Frage,..." "Nicht jetzt, ich bin des Besuches wegen sehr beschäftigt!", sagte Kath nur im Vorbeigehen und war dann auch schon in der Küche verschwunden. Besuch? Die Zwillinge sahen sich irritiert an. "Weißt du was von einem Besuch?", fragte Lydia. Ihr Bruder schüttelte nur den Kopf und um sich Klarheit zu verschaffen, schlichen sie sich zum Saal. Die Tür stand einen Spalt breit offen und so konnten sie hinein sehen. Vor dem Kamin, in dem wie immer ein großes Feuer brannte, stand ihr Vater und noch ein Mann, den Severus und Lydia nicht kannten. Er war etwa im gleichen Alter wie Nicodimus, vielleicht ein bißchen älter. Sie schienen gerade gestritten zu haben, denn der Fremde sah etwas zornig aus und der Hausherr schüttelte resignierend den Kopf. "Meine Wortwahl tut mir Leid," fuhr Nicodimus nun fort, "aber, Julius, versteh' doch bitte: Lillith wird bedroht. Sie war ein reines Nervenbündel, als sie hier ankam." "Die Sorge um deine Frau in allen Ehren, Nicodimus," erwiderte sein Gegenüber, "aber nur weil deine Frau von zu Hause ausgerissen ist, kann ich keine Leibgarde hierher abkommandieren." "Sie ist nicht ,ausgerissen', sie ist ,geflohen'!" Nicodimus wurde merklich zorniger. "Gab es denn hier schon Übergriffe?", fragte Julius. "Nun ja, ..." Nicodimus schien erst zu zögern, doch dann fuhr er fort. "Einen hat es gegeben, noch am Abend ihrer Ankunft. Durch Krähen." "Durch Krähen?" Julius stieß einen Lacher aus. "Entschuldige, wenn ich lache, Nicodimus, aber mit Krähen werden drittklassige Zauberer fertig. Dafür wird das Ministerium nicht gebraucht. Außerdem, wie lange ist das her: Wie lange, sagtest du, seid ihr verheiratet? 7 oder 8 Jahre und du kommst jetzt?" "Lillith hat Angst, auch wenn sie es nicht zugeben will. Ich weiß es." "Dann schick sie zum Psychologen." Nun hatte auch Julius einen bissigen Tonfall angenommen. "Das Ministerium ist nicht dazu da sich um Leute mit Verfolgungswahn zu kümmern." "Nein." Nicodimus war nun mit bedrohlicher Gebärde auf seinen Gesprächspartner zu getreten. "Das Ministerium ist dafür da solche Übergriffe frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Aber ich glaube, es stellt nur noch Leute ein, die alles, was ein bißchen brisant ist, zu den Akten legen. Ist es nicht so, mein Freund?" Die letzten Worte trieften nur so vor Zynismus und Julius sah in diesem Moment aus, als wolle er Nicodimus gleich ins Gesicht schlagen, doch dazu kam es nicht mehr. Kathryn war in diesem Augenblick mit Getränken zurückgekommen. Im dunklen Gang hatte sie die vor der Tür hockenden Zwillinge nicht bemerkt, war gegen sie gestoßen und Severus und Lydia waren in den Saal gestolpert. Etwas beschämt standen sie nun vor den beiden Männern. "Ach, Julius," begann Nicodimus nun mit einer Freundlichkeit, als wäre nichts gewesen, "darf ich dir unsere beiden älteren Kinder Severus und Lydia vorstellen. Kinder, dass ist Mr Julius Eastwood, ein Kollege aus dem Ministerium." "Guten Abend, Mr Eastwood.", murmelten die beiden. Sie wussten nicht recht, was sie von dem ganzen Szenario halten sollten. Julius Eastwood nickte mit dem Kopf und sah dann in Richtung Tür. Nicht nur Kathryn war mit den geholten Getränken hinter ihnen eingetreten, auch ihre Mutter stand nun da. "Julius, ich habe gar nicht gemerkt, dass du gekommen bist.", bemerkte Lillith trocken. "Nun, Lillith, ich war auch gerade im Begriff zu gehen.", antwortete Eastwood nicht weniger trocken, nahm seinen Zauberhut und seinen Umhang, nickte noch leicht jedem der Beteiligten zu und verschwand. Für eine Weile war nichts als das verärgerte Schnauben ihres Vaters zu hören, doch dann wagte sich Lydia vor: "Papa, was wollte er hier?" "Ich hatte etwas mit ihm zu besprechen." "Und was?" "Das ist unwichtig, Lydia." "Nein, ist es nicht!", platzte Severus heraus. "Du hast gesagt, dass Mama von irgendwem bedroht wird. Du hast von einem Übergriff von Krähen erzählt. Und du hast dich mit ihm gestritten, weil er irgendeinen Übergriff nicht verhindern wollte!" Kaum hatte er das ausgesprochen, klirrte es hinter ihnen. Kathryn hatte das Tablett mit des Gläsern fallen lassen. Während sie nun die Scherben aufsammelte, warf sie den Kindern ab und zu noch fassungslose Blicke zu. Nicodimus sah die beiden ebenfalls schockiert an. Eigentlich wollte er sie dafür rügen, dass sie gelauscht hatten, doch Lillith schaltete sich ein. Sie hatte auch einen Moment wie vom Donner gerührt da gestanden, aber nun trat sie an ihre Sprösslinge heran. "Kommt mit, ihr beiden.", sagte sie in ihrem gewohnt sanftmütigen Ton. "Ich werde euch jetzt alles erklären." Sie nahm die beiden bei der Hand, verließ mit ihnen den Saal und ließ ihren bebenden Mann und die erschütterte Kathryn zurück. Sie führte die Zwillinge ein paar Treppe hoch, bis sie bei dem Salon angekommen waren, in den sich Lillith zurückzog, wenn sie ungestört sein wollte. Sie schloss die Tür hinter sich, nahm dann auf einem kuscheligen Sofa in den Farben des Sonnenaufgangs Platz und winkte die beiden an ihre Seiten. Erst sah sie ihren Sohn, dann ihre Tochter an, atmete einmal durch und begann dann: "Liz hat mir schon erzählt, dass ihr euch dafür interessiert, wo ihr herstammt, und sicherlich habt ihr euch auch gewundert, warum alle hier es totschweigen, beinahe Angst davor haben." Die Zwillinge nickten nur stumm. "Der Grund ist," fuhr Lillith fort, "dass ich aus meinem Elternhaus geflohen bin. Ihr wisst, dass es gute und böse Zauberer und Hexen gibt. Meine Eltern, eure Großeltern, begingen den Fehler sich auf die Seite des Bösen zu stellen. Auch mich wollten sie dazu zwingen. Mich zwingen meinem Cousin, dessen Patin meine Mutter war, die Treue zu schwören." Sie schüttelte sich kurz, als wolle sie den Ekel an diese Erinnerung abschütteln, doch dann sprach sie ruhig weiter: "Sie drohten mir mich zu töten, wenn ich mich weigern würde, und ich wusste, sie würden es tun. Liz war die einzige Person, der ich vertrauen konnte, und eines abends, als sie alle zu ihrem Treffen weg waren, haben wir beide uns die nötigsten Sachen und unsere Pferde geschnappt und sind abgehauen. Doch sie schickten Späher aus, verzauberte Krähen, die, von denen euer Vater sprach. Wir beide hatten große Angst und jeden Tag rechnete ich damit, dass sie vor uns stehen und ihr Urteil an mir vollstrecken." Lillith sah zu ihren Kindern, die sie nur fassungslos anstarrten. Doch was hatte sie erwartet? "Und dann?", fragte Lydia schließlich mit brüchiger Stimme. "Dann kamen wir nach einem tagelangen Ritt schließlich hier an. Eigentlich hatten wir vor hier nur eine Nacht zu verweilen, aber euer Vater kam hinter das Geheimnis. Wegen der Krähen. Sie griffen mich in meinem Zimmer an und euer Vater schützte mich vor ihnen. Er sagte, er wolle mich für immer vor ihnen beschützen und da spürte ich, dass ich ihn liebte. Wir heirateten schnell, damit ich seinen Namen annehmen konnte. Und kurze Zeit später wurdet ihr dann geboren." "Aber suchen die nicht immer noch nach dir?", fragte Severus. "Ich meine dieses Schloss ist doch keine Festung." "Du hast vollkommen Recht.", antwortete Lillith. "Sie suchen wahrscheinlich immer noch fieberhaft nach mir. Das Schloss wird, seitdem ich hier bin, von einem starken magischen Schutzwall umgeben, der Außenstehende daran hindert, meine Energie hier drin zu spüren. Doch es ist nichts ausgeschlossen. Ich fürchte meine Verfolger werden immer stärker und der Schutzschild immer schwächer. Ich glaube, dass sie irgendwann in der Lage sein werden, mich hier zu finden." "Und was wirst du dann tun?", fragte Lydia. "Werden wir dann alle flüchten müssen, so wie du früher?" "Ich werde gegen meine Feinde kämpfen.", antwortete Lillith fest. "Ich bin lange genug weggelaufen." Severus sah nachdenklich in die Ferne. "Was beschäftigt dich, mein Kleiner?", fragte Lillith direkt. "Ich bin nur verwundert.", gestand Severus seiner Mutter. "Ich meine du wirst jahrelang verfolgt, du weißt, dass sie eines Tages hier sein können, um dich zu töten und trotzdem bist du so ... so gelassen. Wie machst du das?" "Weißt du, Severus, ich bin nicht immer so gelassen gewesen. Zu Anfang habe ich gedacht, ich würde daran zerbrechen. Aber dann habe ich die Augen aufgemacht und habe so vieles gesehen." Sie legte eine kurze Pause ein, dann sprach sie weiter: "Ich dachte immer, das Leben hätte es nur schlecht mit mir gemeint, aber dann sah ich Leute, die mich mochten, egal wo ich herkam. Ich sah einen Mann, der mir Liebe und Treue schwor, auch wenn er dabei sein Leben riskierte. Und ich sah euch, euch beide und Max, und ich wusste, dass dies mein wahres Leben ist. Ich habe Liebe und Freude erlebt und diese Gefühle sind so viel stärker als Hass und Angst. Man darf Angst haben, man darf sich ihr nur nie ergeben." Sie nahm dann ihre beiden Kinder in die Arme und fragte: "Alles geklärt?" Die Zwillinge nickten. Sie waren froh, dass alles heraus war. Es war zwar gruselig, aber sie waren froh darüber. Sie ließen sich von ihrer Mutter ins Bett bringen und kuschelten sich dort auch sofort ein. "Glaubst du, die werden Mama wirklich finden?", fragte Lydia, als sie allein waren. "Vielleicht.", antwortete Severus. "Aber solange unsere Familie zusammen bleibt, kann, glaube ich, nichts passieren." ------------------------------------------------ Severus zog sich zusammen, was an der Kälte der Zelle, aber auch an seinen Erinnerungen lag. An diesem Abend hatte sein Leben begonnen sich zu ändern. ,Ich wäre wahrscheinlich kaputt gegangen, wenn ich damals schon gewusst hätte, was das für Folgen haben würde.', dachte er finster. Lillith hatte damals angefangen ihre Kinder Verteidigungstechniken gegen dunkle Künste zu lehren. Auch ihr Vater stellte sich auf alles ein und hatte ihnen immer mehr über das Brauen von Giften und Gegengiften beigebracht. ,Mich würde mal interessieren, was aus Thomas, Ronja und Frank geworden ist.', schoss es Severus plötzlich durch den Kopf. Seit diesem Tag hatten sie sich nicht mehr gesehen. Mrs Johnson konnte das ja nur recht sein. ,Ob sie auch Voldemorts Grausamkeit zum Opfer gefallen sind?' Doch damals hatte er solche Gedanken nicht gehabt. Er hatte auch nie darüber nachgedacht, warum Lillith ihn und Lydia all diese Verteidigungszauber gelehrt hatte. ,Ich hab damals einfach alles zu leicht genommen.', rügte Severus sich selber. ,Ich habe irgendwann geglaubt, Mama würde übertreiben und unser Leben würde für immer so weitergehen, wie es war. Doch ich habe mich getäuscht.' Severus biss sich innen auf die Lippen und schmeckte schon das Blut, das gleich aus den rissigen Lippen hervor schoss. Zu hart und unerbittlich kam ihm der Abend in Erinnerung, der alles veränderte, etwa ein Jahr nachdem sie die Wahrheit erfahren hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)