Und du liebst mich doch von Amunet ================================================================================ Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- Schwarze Kerzen brannten mit grünen Flammen in einem düsteren, aber eleganten Raum. Gespenstisch tanzten die Lichter über die Wände und die merkwürdigen Apparaturen in dem halbleeren Zimmer. Harry fragte sich, wo er nun schon wieder gelandet war, und dann hörte er eine Stimme. „Mein Lord, wie kann ich Euch dienen?“ Schnell wandte Harry sich dieser Stimme zu, er kannte sie, da war er sich sicher. Von der Gestalt jedoch, welche gesprochen hatte, konnte er nur die Silhouette erkennen, da sie unter einer schwarzen Kutte verborgen war. Es war der Todesser, der Lucius' Platz eingenommen und ihn in seiner Bedeutung überflügelt hatte. Er kniete scheinbar demütig vor Lord Voldemort, der auf einer Art Thron saß, doch selbst in dieser Position wirkte etwas an dem Todesser erhaben. Eine Aura des Stolzes umgab ihn und Harry war darüber sehr erstaunt, denn ihm war bisher kein Todesser bekannt gewesen, der in der Gegenwart des Dunklen Lords trotz aller Bewunderung nicht auch um sein eigenes Leben fürchtete. „Bring mir Lucius Malfoy, bring ihn mir zusammen mit seinem jämmerlichen Sohn. Ich möchte beide vor mir sehen – tot.“ Der Befehl war hart gesprochen und trug jene eisige Kälte in der Stimme, die nur Voldemort zu eigen war. „Was ist mit der Frau?“ „Narcissa... Bring sie zu ihrer Schwester. Ich denke, Bella wird gut auf sie Acht geben.“ Hohn. Es war purer und reiner Hohn, der sein Gesicht entstellte. Obwohl die glatten, schlangenhafte Züge, denen alles Menschliche fehlte, Harry auch sonst zurückschrecken ließen, fühlte er sich beim Anblick der boshaft verzerrten, grausamen Fratze so abgestoßen wie nie zuvor. Allerdings war es nicht nur der Hohn, den Voldemort gewählt hatte, sondern eher das heimtückische Glitzern in den roten Augen, welches Harry ahnen ließ, dass Narcissa Malfoy bei ihrer Schwester keinesfalls in guten Händen war. „Wie Ihr wünscht, mein Lord“, sagte die dunkle Gestalt und verbeugte sich noch tiefer, während sie sich gleichzeitig vom Thron Voldemorts entfernte. „Ach und noch eins... Sag unserem Spion in Hogwarts Bescheid, dass unser zweiter Plan anlaufen kann.“ „Gewiss mein, mein Lord.“ Als Harry erwachte, konnte er sich an jedes einzelne Wort erinnern. Voldemort hatte es also geschafft, einen Spion in Hogwarts einzuschleusen. Harry waren sofort einige Kandidaten eingefallen. Snape, Lucius, vielleicht sogar Draco selbst und zu guter Letzt halb Slytherin. Er würde wohl oder übel sofort zu Dumbledore müssen, um ihm von seinem neusten Traum zu erzählen. Es war zum verrückt werden. Dieses Jahr in Hogwarts schien tatsächlich sein stressigstes Jahr zu werden. Ständig war sein Kopf von Ereignissen, die seine Handlungen lähmten, erfüllt und zudem konnte er kaum an etwas anderes als an Draco denken. Doch er wusste, dieser Krieg war ernst, er durfte sich nicht länger von Draco ablenken lassen, außerdem würde es ihm sicherlich leichter fallen, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren, nachdem Draco ihn nicht mehr anrühren durfte. Eine Katzenwäsche und ein Sprung in seine Schuluniform später, machte sich Harry auf den Weg zu Dumbledore. Ron, Seamus und die anderen, schliefen noch tief und fest und auch im Gemeinschaftsraum war noch keine Menschenseele. Selbst die Fette Dame döste noch, als Harry durch ihren Zugang ging und sie dabei unsanft weckte, was ihm einigen Protest von ihr einbrachte. Harry plante, ohne Umwege zu Dumbledores Büro zu gehen, doch auf halbem Wege wurde er aufgehalten, als er um eine Kurve ging und unmittelbar und viel zu nahe vor Professor Snape stand. „Potter.“ Die Art, wie Snape seinen Namen aussprach, ging Harry wieder einmal unter die Haut. Snape hatte den Hohn in seiner Stimme, sobald er Harrys Nachnamen benutzte, perfektioniert. „Professor“, entgegnete Harry bemüht in der gleichen Tonart, denn er war nicht bereit sich von dem Zaubertranklehrer weiterhin so behandeln zu lassen. Was Snape konnte, das konnte er auch, auch wenn Snape letzten Endes am längeren Hebel saß. „So früh unterwegs, Potter? Wohin führt uns unser Weg?“ „Ich bezweifle, dass Sie das etwas angeht, Sir.“ Snape verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen und Harry schluckte. Er wusste, er durfte Snape nicht unterschätzen, doch er war viel zu viel Gryffindor, als dass er vor Snape zurückgeschreckt wäre. „Es ist ungewöhnlich für Sie“, sagte Snape, „um diese Uhrzeit im Schloss umher zu geistern, Potter. Sollten Sie so früh am Tage nicht noch im Bett liegen und sich von Ihren nächtlichen Unternehmungen erholen?“ Bewusst ignorierte Harry die Anspielung, die Snape in seine Aussage gepackt hatte, und zuckte betont unschuldig mit den Schultern. „Ich konnte eben nicht schlafen, Professor.“ Beunruhigt erkannte Harry, wie in Snapes Augen plötzlich etwas freudig aufglomm. „Das Schlafen haben Sie zurzeit ohnehin außerhalb Ihrer Gefilde verlegt. Nicht wahr? Mr. Potter?“ Harry konnte nicht verhindern, dass ihm der süffisante Tonfall die Schamesröte ins Gesicht trieb. Woher wusste dieser Bastard nur von… „Mein Privatleben geht Sie überhaupt nichts an!“ Harrys Entgegnung war bissig, aber die einzige Reaktion, die er Snape damit entlocken konnte, war ein amüsiertes Zucken der Mundwinkel. „Mag sein, aber dann sollten Sie Ihr Liebesleben nicht so öffentlich austragen.“ Was zum Teufel mochte Snape damit nur meinen? Draco und er waren doch immer sehr vorsichtig gewesen. Woher also konnte die alte Fledermaus etwas wissen? Ob Draco ihm vielleicht doch etwas erzählt hatte? „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Sir“, knurrte Harry und drängte sich an seinem Professor vorbei, der ihm kalt lächelnd hinterher sah. Den bohrenden Blick konnte Harry förmlich auf seinem Rücken spüren. oooOOOooo Eine halbe Stunde später war Harry wieder in seinem Schlafsaal. Dean und Seamus waren gerade laut schäkernd im Bad und Neville hatte Harry im Gemeinschaftsraum über seine Kräuterkundebücher sitzen sehen. Lediglich Ron saß auf seinem Bett und schien bereits fertig angezogen auf Harry zu warten. „Wo warst du?“, fragte Ron. „Bei Dumbledore.“ „Ah“, sagte Ron und Harry horchte auf. Ihm gefiel dieser Tonfall nicht, denn es war genau der Tonfall, den Ron immer anschlug, wenn die Eifersucht langsam aus ihm kroch. „Ja“, sagte Harry gedehnt. „Hast du ein Problem damit?“ Doch Ron ging erst gar nicht auf Harrys Frage ein. „Harry, ich bin doch dein bester Freund, oder?“ „Klar“, entgegnete Harry und war sich ziemlich sicher, dass hier etwas nicht stimmte. „Du weißt, es macht mir nichts mehr aus, dass du Geheimnisse vor mir hast, aber… Lüg mich nicht an!“ „Ich hab dich nicht angelogen! Gott, was ist dein Problem, Ron?“, fauchte er. „Das ist mein Problem, Harry!“ Ron hielt ihm ein Stück Pergament vor die Nase. „Was soll das sein?“ Harry war ratlos. „Lies es!“ Genervt nahm Harry das Stück Pergament in die Hand und dann hatte er seine Antwort. Natürlich kannte er das Schriftstück, denn immerhin hatte er es erst am Abend zuvor von einer Eule gebracht bekommen. Harry wusste nicht, was für ihn schlimmer war, dass Ron das Pergament gefunden hatte, oder dass er wieder einmal seine Verabredung mit Draco verpasst hatte. „Schei…“ Er fürchtete sich vor Dracos Reaktion. Nur zu gut hatte der Syltherin ihm in den letzten Monaten bewiesen, wie zickig er sein konnte, wenn er nicht seinen Willen bekam, auch wenn Harry einräumen musste, dass Draco auf seine Art wesentlich liebevoller geworden war. „Du hast mich also wirklich angelogen, nicht? Du warst bei ihm. Du warst bei Malfoy.“ „Nein, Ron. Wirklich nicht.“ Harry wusste, dass er die Sache mit Draco nicht länger vor seinem Freund verheimlichen konnte und seufzte daher auf. „Heute nicht.“ Es hatte keinen Sinn, es weiterhin abzustreiten, denn immerhin hatte er selbst Ron doch gesagt, dass er ein Problem mit Malfoy hatte. „Ist es was Sexuelles?“ „Was? Wie kommst du darauf?“ Harry war entrüstet. Wie kam Ron nur darauf? Nicht, dass Ron mit seiner Frage nicht Recht hätte, aber er… sie hatten sich doch so Mühe gegeben, ihre Affäre zu verheimlichen. Außerdem hielt er die Frage für unangebracht, dann er fragte Ron umgekehrt auch nicht über Dinge aus, die ihn und Zabini anbelangten. „Ich bin nicht dumm, Harry, ich hab euch beobachtet. Ihr verhaltet euch viel zu ruhig für eure Verhältnisse und wenn ihr euch in letzter Zeit in die Augen seht, dann wirkt es, als hättet ihr ein Geheimnis vor der ganzen Schule.“ „Und wenn es so wäre?“, wollte Harry nervös wissen und kaute auf seiner Unterlippe. „Dann würde ich mich fragen, was er gegen dich in der Hand hat, damit du das mit dir machen lässt.“ „Es ist nicht so… Nicht mehr zumindest.“ „Da läuft also wirklich etwas zwischen euch?“ „Ja“, sagte Harry und wurde knallrot. Er hatte es nun endlich getan. Er hatte seinem besten Freund die Wahrheit gesagt. Harry konnte sehen, dass Ron die Sache nicht so leicht aufnahm, obwohl er scheinbar schon den Verdacht gehabt hatte. Allerdings reagierte Ron nicht so abweisend, wie Harry es ursprünglich vermutet hatte. „Liebst du ihn?“ „Ich… Was?“ „Ob du ihn liebst, Harry.“ Harry musste einen Moment überlegen. Konnte er wirklich den Jungen lieben, der ihn und seine Freunde über so viele Jahre gehässig gequält hatte, der ihn zu sexuellen Handlungen erpresst und der es geschafft hatte, dass Harry von seinem Körper, seiner Zärtlichkeit und seinem widersprüchlichem Charakter hingerissen war? Draco hatte eine Stelle in Harrys Leben erobert, welche noch nie zuvor ein Mensch erreicht hatte. Selbst Cho, in die er verknallt gewesen war, hatte nicht den gleichen Raum in seinem Leben eingenommen. Harry war sich sicher, dass er in Draco verliebt war, aber verliebt sein bedeutete nicht gleich lieben. „Ich bin mir nicht sicher, Ron“, sagte Harry und sein Gesicht nahm eben jenen melancholischen Gesichtsausdruck an, den Ron in letzter Zeit viel zu oft bei seinem Freund gesehen hatte. „Hey, Harry, ich wollte dich nicht…“ „Ich weiß, Ron, ich weiß.“ „Komm, lass uns zum Unterricht gehen und heute Mittag in der Pause können wir eine Runde Zaubererschach spielen.“ Harry blickte auf, in Rons Gesicht. Der abrupte Themenwechsel war für Harry ein Zeichen, dass Ron das Gespräch vorübergehend auf Eis gelegt hatte und dass er ihm nicht böse war. Erleichtert und aus seinen trüben Gedanken gerissen, lächelte Harry auf. „Klar, wenn du mich dieses Mal gewinnen lässt.“ „Dich gewinnen lassen? Wovon träumst du nachts?“ Nun grinste auch Ron. oooOOOooo Der Unterricht verlief für Harry ruhig, das Einzige, was ihn beunruhigte, war die Tatsache, dass Draco zu keiner Stunde erschien. Harry hätte zu gerne gewusst, wo Draco steckte, und ob er vielleicht bei Lucius war? Doch obwohl er diese Gedanken stets im Hinterkopf behielt, gelang es Harry nach langer Zeit zum ersten Mal wieder, dem Unterricht aufmerksam zu folgen. In Zauberkunst bekam er sogar 10 Punkte, weil er es auf Anhieb hinbekommen hatte, ein paar alte Turnschuhe zum Tanzen zu bringen. Hermine selbst hatte zähneknirschend drei weitere Versuche benötigt. Ron hatte sich das Grinsen nicht verkneifen können und Hermines Knuff tapfer weggesteckt. Doch kaum, dass die letzte Unterrichtsstunde beendet war, beherrschte Harry nur ein Gedanke – Wie würde Dracos Strafe für sein erneutes Fehlen aussehen? Harry wusste nicht, was in dem hübschen Kopf des Slytherins vor sich ging, aber er ahnte bereits jetzt schon, dass er es in Kürze erfahren würde. Auch wenn er sich dieses Mal sicher sein konnte, dass es nichts Sexuelles war. Noch immer konnte Lucius sie sehen, sobald sie sich auf intime Weise berührten und Harry glaubte nicht daran, dass Snape Draco in dieser Hinsicht hatte helfen können. Allerdings befürchtete er, dass Draco dennoch eine, in seinen Augen angemessene, Strafe einfallen würde. Die Hoffnung, dass Draco sich auf wichtigere Dinge konzentrierte, hatte er bereits aufgegeben, als er sich an den letzten vor Wut glühenden Blick Dracos zurückerinnerte. Aber war es nicht genau dieser Blick gewesen, der so bemüht und doch so vergebens kühl gewesen war, der Harry gezeigt hatte, dass Draco eifersüchtig war? Eine Eifersucht, welche Harry sich zu Nutze machen konnte. Er hatte die Möglichkeit bekommen, das perfide Spiel, das Draco mit ihm betrieb, umzudrehen und selbst neue Regeln aufzustellen. Nun war es nicht länger Draco, der sämtliche Fäden zog, nein, so langsam gewann Harry die Kontrolle zurück. Und auch, wenn Draco noch immer die Fotos in Händen hielt, hatte sich mittlerweile einiges zwischen ihnen geändert. Harry glaubte nicht länger daran, dass Draco die Fotos tatsächlich verteilen würde. Wie hätte das auch möglich sein können, nach all der Zärtlichkeit und Leidenschaft, die sie gemeinsam geteilt hatten? Harry erinnerte sich an den Raum der Lichter zurück und daran, was Draco mit ihm getan und wie er ihn verwöhnt hatte. Jedoch kam auch die Erinnerung an Dracos Worte mit einem Mal wieder in seinen Sinn. „Du wolltest doch, dass es mehr ist als Sex ist und jetzt biete ich dir an, was ich dir geben kann. Harry, lass mich dich entdecken.“ Ja, es hatte sich definitiv etwas zwischen ihnen geändert und Harry spürte, dass es kein Zurück mehr gab. So wie er einen Teil von sich an Draco verloren hatte, so musste auch der Slytherin einen Teil an ihn verloren haben. Was sonst würde die brennende Eifersucht in Dracos Augen erklären? Das Funkeln, das seine silbrig-blauen Augen zum Schmelzen brachte? Harry war bereit, Draco dazu zu bringen, seine Gefühle für ihn einzugestehen. Aber Harry wusste auch, dass er gleichzeitig noch ein paar andere Dinge tun musste und da war Draco eher ein Störfaktor, als eine Hilfe. Noch immer galt es für Harry, herauszufinden, welches Spiel Blaise Zabini mit Ron und ihm spielte und vor allen Dingen galt es Voldemorts Plan zu entschlüsseln. So viele Dinge waren zu tun und Harry beschloss, als erstes der merkwürdigen telepathischen Verbindung zwischen Lucius Malfoy und ihm selbst nachzugehen. Mit einem gefestigten Vorsatz, ging Harry vorbei an etlichen Schülern und suchte zum ersten Mal seit längerer Zeit die Schulbibliothek aus freiem Willen auf. Einzelne Schüler saßen auf den wenigen Tischen im Raum und machten in vollkommener Stille ihre Hausaufgaben, während Harry noch immer unentschlossen im Eingangsbereich stand. Wo nur konnte er am ehesten einen Hinweis finden? Sein Blick fiel über die unzähligen Reihen magischer Werke, die sich in den Regalen stapelten und dann kam ihm ein Gedanke. Schnellen Schrittes ging er vorbei an Büchern über der Kräuterkunde, an Regalen zum Thema Zaubertränke und Stößen von Büchern der Hohen Zauberkunst. Als er die Regalreihe erreicht hatte, wo sein Geistesblitz ihn hingezogen hatte, ging er so schnell um die Kurve, dass er beinahe gegen eine weitere Gestalt geprallt wäre, doch Harry konnte gerade noch rechtzeitig bremsen. Als er jedoch sah, in wen er da um ein Haar hinein gerannt war, stockte sein Atem. „Draco“, sagte er überrascht und stand genau dem Menschen gegenüber, den er im Augenblick am dringlichsten hatte vermeiden wollen. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)