Und du liebst mich doch von Amunet ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Harry wehrte sich. Sein Geist sträubte sich dagegen, den Kuss, verbunden mit festen, fordernden Lippen, willkommen zu heißen. Er wollte nicht schon wieder zum Spielball von Malfoys Gelüsten werden. Nichts lag ihm ferner, trotz des kleinen Stimmchens im Hinterkopf, welches immer lauter wurde und ihn der Selbstverleumdung beschuldigte. Das Stimmchen, das ihm sagte, wie sehr er sich wünschte, von dem Blonden geküsst zu werden, ja, das ihn daran erinnerte, dass es nur ein paar Stunden her war, wo er sich gefragt hatte, wie es wohl wäre, Draco Malfoy zu küssen. Jetzt wusste er es und gegen all die aufkeimenden Gefühle in seinem Körper kämpfte er mit dem letzten Funken von Stolz an. Harry hatte nicht die geringste Ahnung, wohin seine kleine Privatfehde mit Malfoy führen würde, wenn er aufgeben würde, und vor der Antwort hatte er Angst. „Potter, vergiss es. Du kannst mir nicht entkommen.“ „Aber ich kann es versuchen“, erwiderte Harry trotzig. Draco grinste nur, bevor seine Lippen zum zweiten Mal die von Harry suchten und er den Gryffindor in einen neuen Kuss verwickelte. Er küsste genauso stürmisch wie zuvor, doch lag seinem Kuss nun mehr Zärtlichkeit bei, als dem ersten. Harry konnte fühlen, wie Dracos Zunge ihn lockte, seine Lippen zu öffnen und bevor er wusste, was er getan hatte, hatte er instinktiv dem Wunsch des Slytherins nachgegeben. Sein Mund war einem Eroberungssturm ausgesetzt, dem er nichts mehr entgegen setzen konnte. Mit immer weniger Elan versuchte Harry, Draco von sich zu stoßen, doch seine Hände auf Dracos Brust hatten nicht die nötige Kraft, im Gegenteil, Harry ertappte sich dabei, wie seine Bemühungen mehr in ein Streicheln übergingen und Dracos Hände, die zuvor in Harrys schwarzes Haar gekrallt waren, machten sich zu einer Wanderschaft über Harrys Körper auf. „Lass mich…“ Selbst in Harrys Ohren klang sein Befehl mehr wie ein Flehen. Er betete darum, dass Draco von ihm abließ, dass er, Harry, sich nicht seinen Gefühlen hingab und etwas tat, was er bereuen würde. „Niemals, Potter, du gehörst mir!“ Harry wimmerte auf. Er hatte geahnt, dass Draco so reagieren würde, auch wenn er nicht wusste, weshalb der Slytherin so versessen auf ihn war. „Warum?“, fragte Harry zwischen einem weiteren verzehrenden Zungenkuss. „Warum willst du mich? Was hast du davon?“ „Kannst du dir das nicht denken?“ Kurz blickte Draco ihn belustigt an, bevor er abermals Harrys Lippen versiegelte und dieses Mal gab es für Harry keinerlei Chance, den Kuss zu unterbrechen. Unwissend, was Malfoy damit andeuten wollte, schmolz Harrys Widerstand dahin. Er fühlte, wie Dracos Hände ihm an den Seiten entlang und den Rücken hinunter glitten, eine Spur aus brennender Hitze auf seinem Körper zurücklassend. Seine Gedanken wirbelten in seinem Kopf nur noch durcheinander, so dass er in diesem Moment noch nicht einmal gewusst hätte, wie er hieß, hätte man ihn gefragt. Er konnte nicht mehr. Seine Beherrschung löste sich in Luft auf und er erwiderte den gestohlenen Kuss mit einer Leidenschaft, die ihn selbst überraschte. Es waren Harrys Hände, die jetzt ihren Platz in Dracos Nacken fanden und den Slytherin noch näher heranzogen. Es war Harrys Becken, das sich heiß fordernd und mit deutlicher Ausbuchtung in der Hose an Malfoy presste. Verschlingend klammerte sich Harry an Draco und realisierte nicht, wie hemmungslos er sich benahm und wie sehr sein Verhalten den Slytherin in Erregung versetzte, um so abrupter und kälter kam es ihm vor, als Draco plötzlich Abstand zwischen sie brachte. „Was?“ Harrys Frage klang wie eine Mischung aus einem enttäuschten Seufzen und einem wütenden Ausruf. Seine Lippen, vom Küssen rot, leuchteten sinnlich und seine Augen... Seine Augen waren vor Lust so dunkelgrün geworden, dass sie fast schwarz wirkten. Doch es war nicht er, der diesen entzückenden Anblick sah, sondern Draco, dem seine Gefühle ebenso ins Gesicht geschrieben standen. Draco beugte sich wieder über Harry und flüsterte in dessen Ohr: „Ich habe gewonnen...“ In dem Moment, in dem Harry den Sinn der Worte verstand, denn er hatte die ursprüngliche Ausgangsposition ihres Techtelmechtels bereits vergessen, weiteten sich seine Augen vor Schreck und sein Temperament kochte auf, doch Dracos Lippen verwandelten den Zorn in noch hemmungslosere Leidenschaft um. Harry, der einen Moment wieder in die Realität zurückgekehrt war, wollte sich erneut wehren, doch er konnte nicht. Sein Körper brannte und sehnte sich nach Erlösung. Er verstand nicht, weshalb er ausgerechnet bei Malfoy Junior so fühlen musste, aber es war ein Rausch, der befriedigt werden wollte. Gerade als Draco den Kuss abermals unterbrach, um Luft zu schöpfen, hörten sie Schritte. Erschrocken fuhren sie ein Stück auseinander, doch die Gestalt, die sich aus der Dunkelheit des Ganges schälte, musste gesehen haben, wie nahe sie beieinander gestanden waren. „Draco, schön, dass ich dich endlich erwische, du sollst sofort in Professor Snapes Büro kommen.“ Es war Blaise Zabini, den das fahle Licht nun zum Vorschein brachte. Harry schluckte. Hätte es nicht jemand aus einem anderen Haus sein können? Weshalb hatte es ausgerechnet ein Slytherin sein müssen? „Danke für die Information, Blaise, du kannst jetzt gehen.“ Dracos Stimme war kalt und befehlend, doch Zabini rührte sich keinen Millimeter. „Tut mir leid, Draco, du sollst SOFORT zu Professor Snape kommen.“ Ein Knurren entfleuchte Dracos Kehle und es klang regelrecht bedrohlich, so dass sogar Harry ein kurzes Magenflattern bekam. Ein: „Wir sehen uns, Potter!“ später verschwand Draco mit wütendem Gesicht und Harry war sofort klar, weshalb der Slytherin zu seinem Hauslehrer kommen musste. Sein Traum. Es schien Harry schon Stunden her zu sein, als er bei Professor Dumbledore im Büro gewesen war. „Potter, ich möchte mich ja nicht in dein Privatleben einmischen, aber wenn du dich das nächste Mal von einem Typen knutschen lässt, dann such dir einen besseren und vor allem nicht so öffentlichen Ort dafür.“ „Du hast uns gesehen?“ Harrys Mund war schneller, als der noch benebelte Verstand. „Nein, ich habe es nur vermutet, aber danke, dass du es mir gerade bestätigt hast.“ Harry wurde hochrot. Er konnte sich im Augenblick nichts Peinlicheres vorstellen als das. Zabini hatte ihn mit Malfoy gesehen und er hatte den Kuss erwidert! Er hatte Malfoy zurück geküsst. Es war sogar noch schlimmer, es hatte Harry nicht nur gefallen, nein, es hatte ihm sogar ziemlich gut gefallen und fast bereute er es, dass Zabini sie unterbrochen hatte. Aber nur fast, denn schließlich ging es hier um Malfoy. Draco Malfoy, um genau zu sein. Vollblut-Slytherin, Sohn eines Todessers, Quidditch Rivale und sein höchstpersönlicher Schulfeind Nr. 2, der hier in Hogwarts nur noch von Snape übertrumpft wurde. Wie konnte er nur bei so einem Arsch schwach werden? „Wehe, du erzählst einem ein Wort, Zabini...“ „Sonst noch was? Hat der kleine Potter Angst, die Schule könnte erfahren, dass er schwul ist?“ „Nein, ich bin nic...“ „Sag es nicht! Sag jetzt nicht, dass du nicht schwul bist. Potter, Jungs küssen einander nicht, wenn sie hetero sind und hey, du vergisst, mit wem du sprichst - ich bin schwul.“ Wäre es möglich gewesen, wäre Harry noch röter geworden, aber so senkte er nur peinlich berührt seinen Blick. Wie hatte er es vergessen können? Rons Zustand war zwar wieder besser geworden, seit er nicht mehr von den Häusern gehänselt und geärgert wurde, aber er quälte sich immer noch mit seiner Sexualität herum. „Wenn du möchtest, Potter, werde ich meine Klappe halten, aber dafür schuldest du mir einen Gefallen.“ „Welchen?“ Alle Alarmglocken in Harry läuteten auf. In Zabinis Blick flammte etwas Animalisches auf und als der schwarzhaarige Slytherin auf Harry zuging, ruckte dieser zum zweiten Mal in kürzester Zeit mit seinem Rücken an der kalten Steinmauer an. oooOOOooo Harry lag in seinem Bett und wälzte sich unruhig hin und her. Er träumte von Draco. Einem Draco, der sich über ihn lustig machte und der sich nackt auf Snapes Schreibtisch rekelte, während der Zaubertranklehrer Harry einen Trank brauen ließ, von dem er noch nie gehört hatte. Ron stand in der Ecke, in der normalerweise Snapes Regal mit verschiedenen Gläsern befand und küsste einen Blaise Zabini, der während dem Kuss immer wieder zu Harry blickte und Harry mit seinen Augen einlud, sich an der Knutschorgie zu beteiligen. Dann tauchte auf einmal Hermine auf, die ihm immer wieder ins Gewissen redete, mehr für die Schule zu lernen und ein gutes Dutzend Mal sagte: „Harry, du musst es Dumbledore sagen. Du musst es Dumbledore sagen!“ Sogar im Traum brach Harry der Schweiß aus. Er wollte diesen Unsinn nicht träumen und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich aufwachen zu können, doch auch wenn er sich bewusst war, dass er sich in einem Traum befand, konnte er nicht aufwachen. Endlich atmete er erleichtert auf, als sich die Bilder in seinem Traum veränderten. Statt dem dunklen Raum von Snapes Büro war Harry jetzt auf einer taghellen Lichtung im Nirgendwo. Soweit sein Auge blicken konnte, sah er nichts Bedrohliches oder Gefährliches. Vögel zwitscherten und Harry sah ein Reh in einiger Entfernung grasen, worauf er schloss, dass er sich in einem Muggelwald befand, obwohl das an sich komisch war, da die Dursleys ihn niemals mit in den Wald genommen hatten. Nur einmal in seinem Leben war er in den Wald gegangen und das war in der 2. Klasse gewesen. Harry erinnerte sich allerdings nicht gerne daran, da Dudley ihn damals mit seinen Freunden durch den Wald gejagt hatte, bis er sich verlaufen hatte. Zum Glück war Harry damals bereits nach einer halben Stunde von einem Holzfäller gefunden worden und dieser hatte ihn bei der Klassenlehrerin abgeliefert, so dass weder Onkel Vernon noch Tante Petunia jemals etwas davon erfahren hatten. Ein Knacken ertönte und Harry blickte sich erschrocken um, doch er konnte niemanden sehen. Das grasende Reh war in das dichte Gehölz geflohen und auch die Vögel waren schlagartig verstummt und schienen wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Die plötzliche Ruhe verunsicherte Harry und dann fühlte er es - das übliche Gefühl, wenn seine Träume in Voldemorts Visionen endeten. Er seufzte auf: „Bitte nicht.“ Doch er hatte wie immer keine Wahl. Eine Wolke aus schwarzen Schatten breitete sich über der Lichtung aus, das Blattwerk der Bäume raschelte bedrohlich und der Wind wirbelte loses Laub peitschend umher. Die Dunkelheit, verbunden mit absoluter Stille (vom Geräusch des Windes abgesehen), wirkte beängstigend. Harry wartete. Jede Sekunde erschien ihm wie Stunden, jede Minute wie Tage und als dann jäh ein Keuchen und Geraschel zu hören waren, zuckte er zusammen. Unruhig versuchte Harry, die Richtung zu orten, aus der das Keuchen und das Geräusch brechender Äste kamen. Wer auch immer den Geräuschpegel so drastisch angehoben hatte, er kam näher und das mit einem atemberaubend schnellen Tempo. Ein Schwindel erfasste Harry, er schwankte kurz und ehe er sich versah, war seine Wahrnehmung geändert. Harry rannte. In seinem Bewusstsein existierte nur blanke Angst und Schmerz. Er wurde verfolgt und auch wenn er seine Verfolger nicht sehen konnte, so fühlte er, wie sie näher kamen. Der Körper, in dem er sich befand, war verletzt. Die Schmerzen schienen ihn von Innen heraus zu verbrennen. Der Gryffindor wusste, was das bedeutete. Er war mit dem Cruciatus Fluch gefoltert worden. In einem winzigen Moment der Unachtsamkeit stolperte Harry über eine Baumwurzel, fiel der Länge nach auf den Boden, versuchte, sich verzweifelt aufzurichten, doch seine schmerzenden Gliedmaßen hinderten ihn daran. Als er es dann zumindest geschafft hatte, auf die Knie zu gehen, bekam er von hinten einen plötzlichen Tritt zwischen die Schulterblätter. Harry stöhnte vor Schmerz auf und landete abermals auf dem kalten, feuchten Waldboden. Er hatte Angst. Wahnsinnige Angst. Es war eine Angst, die von der Person, die Harrys Geist unfreiwillig in Besitz genommen hatte, auf das Bewusstsein des Jungen selbst übergegangen war. „Gib auf, du hast doch sowieso keine Chance.“ Die kalte Stimme hallte in Harrys Ohren wie ein Peitschenschlag. Sofort hatte er sie erkannt, es war die Stimme des schwarzgekleideten Todessers aus seiner vorherigen Vision. „Wie konntest du denken, der Dunkle Lord würde deinen Ungehorsam ungesühnt lassen? Hast du vergessen, wie oft du unnachgiebig sein Urteil vollstreckt hast? Hast du das?“ Doch weder Harry, noch die Person, in der er sich befand, antworteten auf die Frage. Zur Belohnung gab es einen weiteren, extrem deftigen Tritt in die Rippen und Harry fühlte und hörte, wie eine davon brach. Sein Schmerzensschrei schallte durch den Wald, dicht gefolgt von höhnischem Gelächter – die anderen Todesser waren eingetroffen. „Lucius, wie konntest du nur? Weshalb hast du den Befehl nicht ausgeführt? War dir dieses schwule Balg so wichtig? Bedeutet dir Draco tatsächlich so viel, dass du bereit bist, für sein Leben zu sterben?“ „Was…“, Harry hörte, wie Lucius zitternd und mit Unterbrechungen sprach, „Was verstehst du denn schon… von solchen Dingen? Du weißt doch gar nicht mehr, was Liebe ist!“ Alles lachte. Jeder der Todesser lachte sein grausames, verachtendes Lachen. Es war keiner dabei, der Gnade für den Mann auf dem Boden empfand, obwohl er bis vor kurzem noch einer der ihren gewesen war, obwohl er bis vor kurzem noch in seinem Rang höher als sie alle gestanden hatte. Erst das gebieterische „Ruhe“ des Anführers ließ sie schlagartig verstummen. „Du hast den Dunklen Lord bitter enttäuscht mit deiner Befehlsverweigerung und du hast mich enttäuscht, wo ich mir doch so Mühe gemacht habe, dich aus Askaban zu holen. Dein Schicksal, Lucius, ist besiegelt. Aber ich will gnädig sein und dir noch eine letzte Chance geben, dein nunmehr jämmerliches Leben zu retten. Solltest du es schaffen, die Schutzbarriere von Hogwarts zu erreichen, bevor wir dich ein zweites Mal erwischt haben, dann darfst du bis zu unserer nächsten Begegnung weiterleben und wenn nicht… Nun, du kennst die Antwort.“ Zweifelnd blickte Harry hoch, doch er konnte das Gesicht nicht erkennen, das zu ihm herabblickte. Innerhalb der Kapuze war es genauso dunkel wie im Wald, lediglich das leichte Reflektieren der Augen war zu sehen. „Kann ich mich auf dein Wort verlassen?“ Spöttisches Lachen war die Antwort und nun wusste Harry, dass diese Gnade nichts weiter war als ein Spiel, um sein Leid noch zu verstärken. Um seine Hoffnung zu schüren und am Schluss zu zerschmettern, denn es würde kein Entkommen gegeben. Die Todesser würden nicht zulassen, dass er überleben würde, doch auf einmal hielt man ihm einen Zauberstab vor die Nase. „Wir lassen dir einen Vorsprung von drei Minuten und du bekommst deinen Zauberstab zurück, wir wollen uns doch noch ein bisschen mit dir amüsieren.“ Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)