Erwärme mein Herz von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14: Katzenauge ---------------------- Ahhhhhhhhhhhhh!!!!!!!! >_< Leute, es tut mir so leid, dass es diesmal sooooooo lange gedauert hat.... Ich hatte letzte Woche mein Fachabitur, und darauf musste ich mich echt noch richtig vorbereiten... Puh, das war echt übel und irgendwie hab ich das Gefühl, dass die ganze Lernerei im Prinzip doch nichts gebracht hat... Auf jeden Fall hab ich jetzt viel mehr Zeit und werde ich auf jeden Fall weiterhin und vorallem schneller die neuen Kapitel servieren. Außerdem hab ich mir das neue Coldplay-Album geleistet, und weil das die beste Band der Welt ist, geht das schreiben jetzt bestimmt noch leichter... ^----^ (Wenn ihr Coldplay mögt, kauft euch das album, kann ich nur empfehlen! *gg*) ok. aber jetzt laber ich gar nimmer mehr, sondern lass euch erst mal das kapitel lesen. wir sehen uns im Nachwort! Chiyo-san ---------------------------------------------- Kapitel 14: Katzenauge Hitomi sieht zum fünften mal innerhalb einer halben Stunde auf ihre Uhr und spielt nervös mit der kleinen, Spitzenbesetzen Tischdecke herum. Wo bleibt er nur? Er hätte schon längst da sein sollen... Sie rührt aus reinem Zeitvertreib einen weiteren Löffel Zucker in ihren mittlerweile erkalteten Milchkaffee, als Van endlich auftaucht. Sein Anzug sieht immer noch genauso ordentlich aus wie am Morgen, als er aus dem Haus gegangen war, nur sein Haar war zerzaust und unbändig wie immer. "Tut mir leid Schatz, die erste U-Bahn ist wegen Überfüllung an mir vorbei gefahren und auf dem Weg hierher war ich noch schnell im Kiosk, um mir die Times zu kaufen...", sagt er entschuldigend und drückt ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. "Schon gut...", meint Hitomi und winkt beflissen ab. "Hauptsache wir können noch einen Kaffee trinken..." Sie winkt dem Ober zu, zweimal Kaffee zu bringen, worauf dieser nickt und eilig zur Theke schlendert. "Wie war dein Tag bis jetzt?", fragt sie ihn dann und berührte seine Hand über den Tisch hinweg. Van schnauft erschöpft. "Ziemlich durcheinander bis jetzt. Meine Sekretärin kriegt es nicht auf die Reihe mir die Anrufe der letzten sechs Wochen in der richtigen Reihenfolge abzuheften und mein aktueller Klient liegt mir immer noch damit im Ohr, dass seine Frau eine, ich zitiere >> abgefuckte Schlampe<< ist, obwohl er bald eine Abfindung bekommt...", erzählt er. Sie tätschelt ihm mitfühlend die Hand. "Und wie war dein Tag?", fragte er zurück. "Ach, nicht viel anders als deiner... Kagami war heute krank und ich durfte den ganzen Aktenhaufen alleine durchkämmen, nur um zu dem Schluss zu kommen, dass unsere Mediendesigner unfähig sind einen Teddybären über eine Blumenwiese hüpfen zu lassen...", meint Hitomi bedauernd und schüttelt den Kopf. "Tja, wir haben eben einfach undankbare Jobs!", meint er darauf und lacht laut los. Hitomi stimmt mit in das Lachen ein und sie erinnert sich daran, dass sie ihrem Mann ja noch etwas wichtiges sagen muss! "Schatz, es gibt da ein Problem...", beginnt sie. "Was denn?", will er wissen und betrachtet sie interessiert. "Deine Stirn sieht ganz schön mitgenommen aus..." Hitomi blinzelte und registrierte allmählich, dass das weiße Gesicht mit den eisgrauen Augen unmöglich in die Szene von eben hineinpasste. "Mit diesen Kräutern hier, sollte man allerdings morgen nichts mehr davon sehen...", murmelte das Wesen über ihr und Hitomis verschwommenes Blickfeld kristallisierte sich langsam soweit, dass Hitomi einen Katzenmenschen ausmachen konnte. Sie riss die Augen vollends auf. Nouga! Der Albino-Katzenmensch war über sie gebeugt und strich ihr gerade eine stinkende, scharfe Paste auf die Stirn. "Was ist passiert?", wollte Hitomi wissen und versuchte sich aufzurappeln, was ihr aber nur schwer gelang, denn ihr Körper fühlte sich an, als würde er unter einem Berg von Steinen begraben sein. "Oh, etwas sehr amüsantes...", kicherte Nouga und klatschte ihr erneut diese Teufels-creme auf die Stirn. Der Geruch stieg ihr in die Nase und sie musste husten. Diese bizarre Szene von einem netten Kaffeekränzchen mit ihrem EHEMANN Van in einem kleine Tokioter Cafè war Gott sei dank nur ein Traum gewesen, die Realität war dafür aber umso bedrückender. Dem flaumigen Geschmack in ihrem Mund zufolge, musste sie ziemlich lange geschlafen haben, was nach den Ereignissen des gestrigen Tages wohl auch nicht verwunderlich war. Sie war mit Van auf der Jagd gewesen, die Tatsache allein war schon ein schwieriges Unterfangen... Und dabei war alles ganz gut gelaufen. Die beiden hatten sich praktisch "prächtig" verstanden und hätten vielleicht einen noch prächtigeren Heimritt gehabt, wäre nicht dieses verfluchte Gewitter aufgezogen. Van war gerade dabei, einen Waldkeiler zu erlegen, als der Sturm gerade lostobte. Es blitzte und donnerte, und alles ging drunter und drüber. Van war von einem der beiden anderen Keiler angefallen worden und war gerade noch so mit einer tiefen Wunde im Arm davon gekommen. Hitomi war die einzige, die ihn helfen konnte, jedoch war das Gewitter in vollem Gange und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu Merles Katzendorf zu reiten... Hitomi hatte noch genau das Geräusch von Kùros Hufen im Kopf, wie sie schmatzend auf Schlamm und Morast traten. Van kauerte hilflos vor ihr und wäre wohl wie ein Sack Kartoffeln vom Pferd geplumpst, hätte sie ihn nicht verzweifelt mit einem Arm daran gehindert. Für ihre eigenen kleinen Schrammen, die wie Brennnesselwunden an Armen und Beinen brannten, hatte Hitomi keine Zeit, denn Van keuchte alle paar Augenblicke vor Schmerzen auf und außerdem hatte ihn der Schüttelfrost befallen. Als sie nach scheinbar unendlich langer Zeit das Katzendorf, um damit auch Merle erreichten, fiel Hitomi ein riesiger Stein vom Herzen. Van war gerettet! Hitomi schob diese Bilder für den ersten Moment aus ihrem Kopf und konzentrierte sich wieder auf Nouga, der sie nun skeptisch betrachtete. "Was ist passiert?", fragte sie erneut und checkte vorsichtshalber einmal durch, ob noch alles ihre Körperteile am rechten Fleck waren. "Ach nichts... Du hast nur patòu darauf bestanden, den König selber in das Krankenzimmer zu tragen, bist dabei aber, vermutlich vor lauter Erschöpfung, mit dem Kopf gegen den niedrigen Türstock gelaufen und Ohnmächtig geworden...", meinte er und kicherte, wobei sich seine Katzenaugen schelmisch zu Halbmonden verformten. Hitomi war selbst zu erschöpft um zu lachen. Vielleicht war es aber ganz gut, dass sie ausgeknockt wurde, sonst wäre sie vor lauter Sorge um Van vermutlich eingegangen... "Oh Gott, Van! Was ist mit ihm?!", dämmerte es ihr und sie setzte sich ruckartig auf. Ihre Körperteile waren jedenfalls alle da, auch ihr Gehirn, welches ihr unverzüglich die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück gab. Nachdem sie nämlich unter strömendem Regen in das Katzendorf geritten war, war ihre Verzweiflung über ihre Situation herausgebrochen... Das Dorf lag still am Berghang und im gleichmäßig-prasselnden Regen wirkten die vereinzelten Lichter, die durch die kleinen, eckigen Fenster der runden Binsendachhäuschen drangen, matt und entwaffnend. Hitomi hatte keine Ahnung, wo sie Merle finden konnte, also tat sie das einzige, was sie in dieser Situation tun konnte... Sie schrie! Sie schrie den ganzen Schmerz aus ihrem Körper und rief Merles Namen wieder und wieder, bis sich im Haus neben ihr etwas rührte. Ein kleiner, getigerter Katzenjunge war aus der Tür getreten und starrte sie entsetzt an. "Merle, wo finde ich Merle?", keuchte Hitomi. "Oben, ....oben im Haupthaus!", stotterte der sichtlich eingeschüchterte Junge und deutete in richtig Berghang. Und wenn sich Hitomi nicht täuschte, konnte sie dort ein langes, niedriges Haus erkennen, das einzige dieser Art. Hitomi warf wilde Blicke durch den kleinen, dämmrigen Raum, der nur von einer Öllampe an der Decke erhellt wurde. "Keine Sorge, er schläft tief und fest...", versicherte ihr Nouga, als sie Van auf der gegenüberliegenden Seite in einem schmalen Bett liegend erkannte. "Wie geht es ihm?", fragte sie ängstlich. "Im Anbetracht der ganzen Strapazen, die er hinter sich hat, würde ich sagen, ganz gut..." Nougas eisige Augen schauten Hitomi eingehend an, strahlten dabei aber eine gewisse Wärme aus. Hitomi nickte erleichtert und betrachtete Vans Gesicht, welches ihr abgewandt lag und sie deshalb nur einen wirren Berg schwarzer Haare zu Gesicht bekam. Wenige Stunden zuvor hatte sie ihn vorsichtig von seinem schwarzen Pferd gehievt und seinen zitternden Körper mühsam zur Haustür von Merles vermeindlicher Hütte geschleift. "Merle, mach auf!", rief sie, während sie wie eine Irre gegen die Tür pochte. Die Tür war wenige Augenblicke später geöffnet worden und Nouga stand vor ihr. "Was zum Teufel...", begann er, kam jedoch nicht annähernd dazu seinen Satz zu beenden, denn Hitomi war skrupellos ins Haus geschritten, um Van aus dem gefährlichen Regen zu bringen. "Van!... Auf der Jagd... Gewitter... wilder Eber.... Verletzung....!", hatte sie unzusammenhängend hervorgekeucht. Nouga ward sofort alarmiert. "Los, wir bringen ihn ins Gästezimmer...", hatte er gesagt und misstrauisch Vans Verletzung beäugt. "Hier entlang...", Nouga führte sie zu einer Tür, wollte ihr die Last in Gestalt von Van abnehmen, doch Hitomi hatte nur noch eins im Sinn: Van selbst in Sicherheit zu bringen! Sie ging schnurstracks auf die Tür zu und bemerkte dabei gerade noch so Merle. Diese hatte die Szene ohne einen einzigen Kommentar beobachtet. Nur ihre weit aufgerissenen, dunkelblauen Katzenaugen verrieten ihre Bestürzung. Bis dahin ging Hitomis komplette Erinnerung. Dem war vermutlich der besagte Türstock gefolgt, dann dieser bescheuerte Traum und nun lag sie selbst als Opfer in einem Bett. Wenigstens war Van gerettet... "Dann ist ja gut..." Hitomi lies sich wieder in ihre Matratze zurück sinken und seufzte auf. Nouga lächelte erneut schelmisch und erhob sich dann in einer einzigen, graziösen Bewegung von ihrer Bettkante. "So, dann werde ich mal unseren Hauptverwundeten versorgen...", meinte er und ging zu Vans Bett hinüber. Er packte erneut sein kleines, rundes Holzschälchen aus, das vermutlich diese scharfe Kräuterpaste beinhaltete. Hitomi ergriff wieder dieses schlechte Gewissen, dass sie schon längere Zeit quälte und ihr einzureden versuchte, dass sie wieder mal an dem ganzen Schlamassel selbst schuld gewesen war. Wenn sie nur erst gar nicht auf diese blöde Idee gekommen wäre, mit Van zu jagen! "Lass mich das machen!", rief sie und versuchte Nougas elegante Bewegung von eben zu imitieren. Jedoch missglückte dies, denn Hitomi verheddert sich mit den Füßen in der Bettdecke. Nouga strafte sie mit einem einzigen, zweifelndem Blick und extrem angehobenen Augenbrauen, die aber auf seinem weißen Fell nicht wirklich auffielen. "Bitte!", flehte Hitomi und schaffte es nun, zumindest aufzustehen. "Ich fühle mich für Vans Zustand verantwortlich..." Nougas Blick wurde weich. "Na gut... Viel falsch machen kannst du ja nicht... Schmier´ einfach ein wenig von dieser Paste auf die Wunde und wickle den Verband wieder um", erklärte ihr Nouga und drückte ihr die Creme in die Hand. "Gut..." Damit wandte sich Nouga zum gehen, nur hielt Hitomi ihn noch einmal zurück. "Was ist mit Merle?", wollte sie wissen, nur falls Van aufwachte und danach fragte. "Oh, die ist ziemlich zerstreut...", meinte der Albino. Hitomi legte einen fragenden Blick auf. "Schließlich ist das der erste Besuch des Königs in ihrem Dorf seit 15 Jahren...", meinte er und lächelte geheimnisvoll. Dann verlies er den Raum, wobei er den Kopf instinktiv unter dem extrem-niedrigen Türstock einzog und dann die Tür hinter sich schloss. Tja, Blödheit will gelernt sein, dachte sich Hitomi und berührte vorsichtig ihre angeschlagene Stirn ehe sie sich Vans Bett zuwandte. Hitomi ging über den knirschenden Holzboden und fühlte sich allmählich wieder soweit fit, alles um sich herum zu registrieren. Zum Beispiel lagen ihre Klamotten, die sie gestern bei der Jagd getragen hatte, über einen Stuhl am Fußende ihres Bettes gelegt und sahen mehr oder minder aus wie ein dreckiger Haufen Lumpen. Die Katzenmenschen, wer auch immer noch in diesem Haus lebte außer Nouga und Merle, mussten ihr dieses Knöchellange, weiße Nachthemd angezogen haben. Es war so leicht und luftig wie eine kühle Bergbrise und schien ihre Schrammen am Körper zu kühlen. Diese machten sich nämlich jetzt langsam bemerkbar. Ihre Oberschenkel und ihr Gesäß schmerzten wie nach einer Prügelei, was vermutlich vom ewigen reiten kam. Und ihre Arme.... überall sah sie Schrammen und blaue Flecken, die die Äste des Dschungels auf ihrer Haut hinterlassen hatten. Und jetzt kam noch ihr Kopf dazu, der sich seltsam hohl anfühlte. "Na Wunderbar...", murmelte Hitomi und setzte sich dann vorsichtig auf Vans Bettkante, in die freie Stelle, die seine angewinkelten Knie übrig ließen. Er hatte aufgehört zu zittern und schlummerte friedlich vor sich hin. Sein verletzter Arm lag Hitomi zugewandt und sie deckte ihn vorsichtig ab. Dann hob sie ihn an und schob die Decke darunter, damit Vans nackter Oberkörper weiterhin gewärmt war. Der Oberarm war dick mit Verband eingewickelt und an der Stelle wo sich die Wunde befand, hatte sich ein braun-grüner Fleck breit gemacht. "Ich hoffe, ich tute dir jetzt nicht weh Van... Wenn ja, dann sag es!", murmelte sie weiter, wohl um diese seltsame Atmosphäre im Raum zu überspielen. Außerdem war es gut mit Kranken zu sprechen, egal ob sie einen hören konnten oder nicht... Sie wickelte behutsam den Verband herunter, immer darauf bedacht, Van gleichmäßig weiter atmen zu hören. Irgendwann drang sie schließlich bis zu Wunde durch, die nun zwar wenigstens nicht mehr blutete, an manchen Stellen jedoch seltsame Blasen warf. Das rührte wahrscheinlich von Nougas blauem Faden, mit dem er die Wunde mit 20 Stichen genäht hat. Hitomi wollte gar nicht wissen, wie sie Van dabei betäubt hatten... Aber es schien berauf zu gehen... Sie wandte ihren Blick von der gut vernähten Wunde ab und griff zu ihrem Holzschälchen. Sie nahm einen Finger voll der gift-grünen Paste und strich ihn vorsichtig auf die Wunde. Was keine so gute Idee war... Vans Körper zuckte nämlich unter ihrer Berührung zusammen und er jaulte auf, bevor er seine Augen aufschlug und wild umherfuhr. Natürlich, die Wirkung der Betäubung hatte schon längst nachgelassen! "Argh!", schrie er und wälzte seinen Körper ungeschickt herum. "Van, hör auf! Sei ganz ruhig!", sagte Hitomi in einen Ton, als würde sie einen Hund beim Tierarzt beruhigen wollen, der einen Spritze bekommen soll. Sie fasste seine linke Schulter und drückte sie zurück ins Bett. "Es ist schon gut! Ich bins nur Hitomi!", redete sie weiter auf ihn ein und strich ihm beruhigend über die Stirn. Der kalte Schweiß stand ihm dort bereits und Hitomi drückte ihn sanft zurück auf die Matratze , wo er nun auf dem Rücken lag und sie immer noch erschrocken anstarrte. "Hast du starke Schmerzen?", fragte Hitomi, die schon das schlimmste befürchtete. Van schüttelte den Kopf: "Nein... Ich bin nur erschrocken... Wo sind wir hier?" "In einem Krankenzimmer in Merles Katzendorf...", klärte ihn Hitomi auf und legte Vans verletzten Arm vorsichtig an seine Körperseite. "Dann sind wir also noch angekommen?", hackte er nach und seine Augen, die nun so ungewohnt unernst waren, fixierten Hitomi genau. "Ja sind wir... Aber jetzt muss ich dir die Wunde versogen, die dir dieser elende Waldkeiler zugefügt hat...", meinte Hitomi und griff nach Vans Ellenbogen. "Erschrick nicht, das ist jetzt ein wenig kalt und kann sogar weh tun...", warnte sie ihn und nahm erneut eine großzügige Portion der Heilpaste. Geschickt schmierte sie die Creme über die Naht, bis alles bedeckt war, dann ließ sie Vans Arm los und er hörte auf zu schreien. "Es tut also doch weh...?", fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte. "Ja, schon ... ein wenig....", gab Van zu und versuchte einen Blick auf die Wunde zu erspähen. Hitomi war jetzt aber schon wieder dabei den Verband herum zu wickeln und tat dies langsam und extrem vorsichtig. So einfach war das aber nun nicht mehr, weil der Arm so nah an Vans Körper lag. "Sag mal Van, schaffst du es, die aufzusetzen?", wollte sie wissen und blickte ihn fragend an. Van nickte bestimmt und stützte sich mit dem linken Arm auf der Matratze auf um sich aufzurichten. Seine Muskeln spannten sich mühsam, als er einigermaßen aufrecht da saß. "Alles klar?", fragte Hitomi. "Ja, mir geht's prima!", fauchte er zurück. Hitomi merkte, dass sie den Bogen womöglich überspannte, wenn sie weiterhin so überfürsorglich war. So machte sie sich wieder daran, den Verband um die Wunde zu wickeln und tat das langsam, schon fast zu langsam. Du führst dich ja auf wie ein Teenager, dachte sie sich, während sie vieldeutige Seitenblicke auf Vans straffen Oberkörper warf. Vans Haut war braun gebrannt und goss ihn wie in Bronze. Noch dazu hatten seine dezenten, aber durchaus vorhandenen Arm- und Bauchmuskeln abermals diesen "griechische Götterstatue" - Effekt. Verdammt, konnte er nicht irgendetwas anhaben? Ihr Puls schlug nämlich mittlerweile so schnell, dass sie befürchtete ihre Hände würden augenblicklich zu zittern anfangen. "Kannst du das auch?", fragte Van nun skeptisch. "Ja, das werde ich wohl noch hinkriegen... Ich musste oftmals kleine Schrammen meiner Schüler verarzten...", meinte Hitomi im gleichgültigen Ton. "Gut...", meinte er zufrieden und seine Fauch-Attacke von eben erschien nur noch wie ein plötzlicher Aussetzer. Hitomi spähte nun nicht mehr auf Vans Oberkörper, sondern machte ihr Aufgabe beflissen weiter, bis sie schließlich die beiden Enden des Verbandes verknoten konnte. "So, das wärs...", meinte Hitomi und ließ Vans Arm los. Von seiner Seite kam auf einmal nichts mehr, und als Hitomi fragend in seine Augen sehen wollte, sah sie nur errötete Wangen, und einen seltsam stierenden Blick, der sich augenblicklich von ihr abwandte und die scheinbar furchtbar interessanten Faltenwürfe der Bettdecke musterte. Er räusperte sich und starrte immer noch auf die Bettdecke. Was sollte das denn nun? Obwohl Hitomi nie eine derartige Gefühlsregung bei Van erwartet hatte, war sie sich relativ sicher, dass er gerade ihren Körper, durch das durchscheinende Nachthemd hindurch, genauso betrachtete hatte, wie sie seinen zuvor. Das kam nun wirklich überraschend! Aber schließlich war Van auch nur ein Mann... So tat Hitomi dies im Gedanken als völlig belanglos ab und überbrückte die peinliche Pause, in dem sie nach Vans Hand griff. "Kannst du sie bewegen? Vielleicht wurden schlimme Nerven getroffen..." Van stieg sofort in das Fluchtloch mit ein. "Ja, ich kann sie bewegen...", meinte er und bewegte prüfend einen Finger nach dem anderen. "Gut, dann hat Nouga gute Arbeit gemacht...? "Wieso Nouga?" "Er hat dich verarztet." "Kann er das denn?" "Ich nehme an, schließlich hat er deine Wunde sauber zugenäht, ohne dir noch mehr zu schaden...", erläuterte Hitomi sachlich. Van nickte und Hitomi wollte seine Hand wieder loslassen, als Van sie fest hielt. "Wie geht es dir überhaupt? Ist dir etwas schlimmeres passiert?", fragte Van mit einem besorgten Blick auf ihre Stirn und die verschrammten Arme. Moment mal, irgendwas stimmt hier nicht. Machte sich Van etwas Sorgen um sie? "Ähm, nein, nicht wirklich... Nur ein paar Schrammen...", erwiderte sie und winkte ab. "Gut, dann bin ich ja beruhigt..." Wie bitte? Er war beruhigt? Ist er vielleicht auch mit dem Kopf gegen den Türstock gestoßen, als Hitomi noch im Delirium war? Hatte er vielleicht so etwas wie ein Trauma wegen seiner Schmerzen? "Ist auch alles ok mit dir...?", hackte Hitomi erneut nach und versuchte dabei möglichst harmlos zu klingen. Sie dachte nicht daran, ihr Hand aus seiner zu nehmen. "Ja, wieso?" Van wirkte nun sogar unbekümmert! Wo war bitte seine übliche mürrische Miene geblieben? "Du bist anscheinend... besorgt um mich...", meinte sie sachte. Van starrte sie etwa verwirrt an. "Ja, warum auch nicht? Schließlich war ich es, der uns in diesen Schlamassel reingeritten hat. Wenn ich dich nicht allein im Wald hätte stehen lasse, wärst du mir wahrscheinlich gar nicht gefolgt und es wäre nie dazu gekommen... Ich hätte es sowieso von Anfang an verhindern können, indem ich mit dir nach Farnelia zurückgekehrt wäre...", sagte er und sein braunen Augen sahen sie nun zum ersten mal wieder ernst an. Jedoch auf eine nette Weise... "Ach was! Dann hättest du mich einkerkern müssen um mich am mitreiten zu hindern... Ich bin dir schließlich nachgeritten... Und wäre ich nicht so sturköpfig, wäre es nie so weit gekommen... Du hättest einen schönen Tag bei der Jagd verbracht und ich hätte im Schloss wieder den ganzen Tag daran gedacht, was ich dir noch alles sagen will...", gesteht im Hitomi und schüttelt den Kopf. Dann lachte Van. Zum ersten mal seit sie wieder auf Gaia war, lachte er kurz und erheitert auf. "Es nützt nichts wenn wir uns jetzt gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben... Es ist nun mal passiert... Und wir sind beide gerade so davon gekommen...", meinte er und nahm eine stabilere Sitzhaltung ein. Hitomi gab nur einen zustimmenden Laut von sich, denn sie musste es erst verdauen, dass Van soeben gelacht hatte. Van war aber anscheinend noch nicht fertig, mit seiner ungewohnt verständlichen Analyse der Situation. "Außerdem hast du mich gerettet", fügte er hinzu. "Wenn du nicht da gewesen wärst, wäre ich jetzt vermutlich tot. Du hast es geschafft uns hierher zu bringen und du hättest es nicht besser machen können..." Hitomi war es nun, die ein wenig errötete: "Ach was... so toll war das nun auch wieder nicht..." "Doch, das war es... Ohne dich wäre ich verloren gewesen...", meinte er bestimmend. Hitomi lächelte ein wenig. "Ach Van, wenn du nur immer so reden würdest...", schwelgte sie und dachte an all die Momente des Streits, die so schön hätten sein können. Aber na ja, sie war ja selbst schuld an alledem... Hätte sie sich nur nie von ihm abschotten lassen, dann wären sie schon sehr viel weiter gekommen. Sie drückte seine Hand fester und sah ihm tief in die finsteren Tiefen seiner Augen. "Ich wünschte wirklich, wir könnten öfter so da sitzen und reden... Ohne Zwang und irgendwelche Hintergedanken... Das wäre soviel besser für uns beide..." Van verzog ein wenig das Gesicht, wusste aber anscheinend nicht recht, was er darauf antworten sollte. Hitomi packte die Gelegenheit am Schopf, und sagte ihm endlich das, was sie ihm schon so lange sagen wollte. Die ganze Zeit über hatte sie sich so viele Gedanken gemacht, sich tiefe Schuldgefühle gemacht und all das Schlechte in sich hinein gefressen. Aber nach dem Gespräch mit Allen war ihr endlich vollends klar geworden, dass es egal war, was sie tat und sagte, Van musste es kapieren. Es musste kapieren, dass sie erst wieder eine einigermaßen vernünftige Beziehung zu einander aufbauen konnten, wenn sie die Vergangenheit hinter sich ließen, einen Schlussstrich machten und neu Anfingen... Doch wollte er das überhaupt? Hatte er jemals darüber nachgedacht? "Weißt du Van, wir müssen das alles hinter uns lassen...", begann sie. "Ich weiß wie schwer die vergangenen beiden Jahrzehnte für dich waren, glaub mir, auch für mich waren sie nicht leicht, aber wenn wir ewig auf all unseren Fehlern herumreiten, kommen wir nicht weiter... Und ich möchte weiterkommen! Ich möchte dich nicht vollends verlieren... Ob als Freund oder... auch anders..." Sie war immer leiser geworden, hielt Vans undurchdringlichen Blick aber stand. "Ich möchte dass du mich als Frau ansiehst... Ich bin nicht mehr das 16-jährige Mädchen von damals, mit ihren Tarot-karten und den vielen Visionen... Ich bin erwachsen geworden...", flüsterte sie nur noch. Van hatte ihr ruhig zugehört und sagte jetzt: "Das tue ich bereits..." "Was?", wollte Hitomi wissen und ermunterte ihn, indem sie seine Hand noch einmal drückte. Vans Blick verschleierte sich nun irgendwie und sein Gesicht rückte näher an sie heran. "Dich als Frau ansehen...", hauchte er mit seiner tiefen Stimme. Dann konnte Hitomi nichts mehr sehen. Sie konnte nicht mehr denken. Sie konnte nur noch spüren, wie Van sie küsste, auf die Lippen und mit soviel Sanftgefühl, dass sie verrückt wurde! Insgeheim hatte sie sich das schon sooft vorgestellt, Van zu küssen, dass sie jetzt einfach seine Schultern umschlang und den Kuss mit solcher Intensität erwiderte, dass jedes weitere Wort zwischen ihnen unnötig erschien... "Das tue ich bereits...", wiederholte Van und wartete erneut auf eine Antwort. "Was?", fragte Hitomi, und verdrängte diese kleine Illusion von ihrem ersten Kuss mit Van schnell aus ihrem Kopf. Es stimmte, sie hatte sich das sehr oft vorgestellt, viel zu oft, während der 13 Jahre ihrer Abwesenheit. Da war es kein Wunder, dass sie von einem Tagtraum überrannt wurde, jetzt wo Van auch noch halbnackt vor ihr saß. Sie ließ seine Hand los und es wurde sofort besser. "Was tust du bereits?", fragte Hitomi, um den Faden wieder aufzunehmen. Vans Blick wurde irgendwie traurig. "Ich versuche es wirklich besser zu machen , Hitomi, und nicht mehr sooft mit dir zu streiten...", meinte er. "Aber trotzdem werde ich die Vergangenheit nie vergessen und damit auch nicht, was du mir angetan hast. Niemals!", rief er aus und Hitomi spürte eine Welle seiner sonst üblichen Kälte auf sich schwappen. Was sollte sie nun dazu sagen? Vermutlich war das alles zwecklos... Für Van schien das Gespräch beendet, welches so viel länger hätte sein müssen, und er legte sich deshalb auch zurück auf die Matratze, auch um seine Arm zu schonen. Hitomi ließ es fürs erst gut sein und warf ihm die Decke über. "Schlaf noch ein wenig, ruh dich aus... Es ist noch nicht einmal morgen...", sagte sie und erhob sich von seinem Bett. Wahrscheinlich würde sie diese momentane Ausgeglichenheit von Van nicht mehr so schnell erleben... Sie betrachtete noch einmal sein Gesicht mit dem markanten Profil, ehe sie das Licht löschte und sich leise selbst in ihr Bett legte... Eine knappe Stund später hielt Hitomi es aber nicht länger im Bett aus und stand auf. Zum einen war da die Tatsache, dass sie mit Van in einem Zimmer war, und dies beherrschte ihre Gedanken so sehr, dass sie nicht mehr klar denken konnte, geschweige denn einschlafen konnte. Dankbarerweise wurde es draußen hell und das erste dämmrige Tageslicht, das durch das winzige Fenster drang, offenbarte ihr einen Stapel frischer Kleidung am Fußende ihres Bettes, welcher vermutlich schon länger dort lag. Van schlief wieder tief und fest, immer noch geschlaucht von den Strapazen der vorherigen Nacht und so konnte Hitomi sich getrost im Zimmer umziehen. Die einfache cremefarbene Leinenhose passte ihr sehr gut und das weite blaue Oberteil war so furchtbar bequem, dass sie es am liebsten immer tragen würde. Darunter trug sie eine Art Unterhemd, welches aus einem seltsam flexiblen Stoff gewebt war, sich ihrer Körperform anpasste und unter dem Busen mit Fischbein verstärkt war. Hitomi empfand dies aber als sehr bequem und die Funktion als eine Art Büstenhalter außerordentlich praktisch. Zufrieden verließ sie den Raum und achtete diesmal besonders darauf, nicht mit dem Kopf gegen den Türstock zu knallen. Sie kam in hinaus in ein langes Zimmer. Genau in der Mitte stand ein riesiger Runder Tisch, der mindestens 20 Leuten Platz bot. Sonst war nichts auffälliges im Raum, nur zwei handgewebte Wandteppiche und palmartige Gewächse in den Ecken. Es befanden sich auch noch jeweils zwei Türen an jedem Zimmer-Ende und eine kleine Kochnische war links neben der Eingangstür angebracht. Alles wirkte sehr harmonisch und einfach, was in Hitomis Augen jedoch sehr viel angenehmer war als all der Prunk im Schloss von Farnelia. "Na, hast du Hunger?" Die Frage kam von Nouga, der am Herd über einem kleinen Kessel Stand, welcher einen überaus köstlichen Duft verströmte und Hitomi sofort Magenknurren bereitete. "Da fragst du noch?!", meinte sie spitz und ging zu Nouga hinüber. "Was ist denn das köstliches?", fragte sie neugierig und warf einen skeptischen Blick über Nougas Schulter. "Oh, Gemüsesuppe... Leider nichts gegen all die Delikatessen im Schloss...", entgegnete er. "Ach was!" Hitomi winkte ab. "Das hier schmeckt bestimmt viel besser...", meinte sie und sog den Duft des frischen Gemüses in sich ein. "Setz dich, ich bringe dir gleich etwas...", meinte Nouga gleichmütig. Hitomi tat wie ihr geheißen und setzte sich auf den erstbesten Stuhl, der aus robustem, dunklen Holz gebaut war. "Wie geht es unserem König?", wollte Nouga wissen, als er ihr eine tiefe Holzschüssel mit der köstlichen Suppe und ein Stück Brot reichte. "Oh, gut... denke ich...", sagte Hitomi vage. "Ich habe ihn jedenfalls so verarztet, wie du es mir gesagt hast." "Hm, gut..." Nouga wandte sich wieder dem Herd zu und warf ein paar Kräuter in die Suppe. Hitomi löffelte derzeit fleißig ihrer Schüssel lehr und spürte wie sich ihr Magen mit der guten Mahlzeit füllte. "Die ist ja so lecker, Nouga!", lobte sie dann und war selbst erstaunt, wie vertraut sie mit dem Katzenmann umging. Als hätten sie sich schon lange gekannt... Wahrscheinlich lag das aber einfach an Nougas offenem Charakter. Nouga lachte kurz auf und bedankte sich für das Lob. "Sag mal, was ist das überhaupt für ein Haus hier? Wohnen nur Merle und du hier?", fragte Hitomi dann und strich den letzten Rest der Suppe mit dem Brot aus. "Oh, ja, normalerweise schon... Aber das hier ist das Gemeinschaftshaus, für alle. Jeder kann hierher kommen, egal zu welcher Tageszeit. Er bekommt dann etwas zu essen oder einen Schlafplatz. Außerdem finden hier alle Versammlungen statt, die das Dorf betreffen...", erklärte er ihr ohne sich umzudrehen. Hitomi gefiel diese Idee. Ein Ort, wo man sich willkommen fühlen konnte. Sie fühlte sich tatsächlich so. Nur wurden ihre Gedanken dadurch getrübt, dass Merle, die Matriarchin des Dorfes immer noch einen starken Hass auf sie hatte. Ob sich das jemals ändern würde? Hitomi nahm ihre lehre Schüssel und trug sie zu Nouga hinüber. "Wo ist Merle jetzt? Ich denke, dass ich einmal mit ihr reden muss. Das Auftauchen von Van und mir muss sie ziemlich durcheinander gebracht haben...", wollte sie wissen. "Sie ist unten im Kindergarten. Zwar macht sie als Dorfoberhaupt sowieso schon jede erdenkliche Arbeit, aber die Arbeit mit den Kindern will sie sich nicht nehmen lassen...", sagte er und schnupperte prüfend an der brodelnden Suppe. "Wie finde ich dort hin? Meinst du ich kann sie besuchen?" "Sicher. Das ist ganz leicht zu finden. Das große, runde Haus neben der alten Eiche... Nicht zu verfehlen...", meinte er und lachte. Hitomi war sich da nicht so sicher, wandte sich aber trotzdem schon zur Tür. Dann fiel ihr noch etwas ein. "Sag mal Nouga, welche Funktion hast du eigentlich in diesem Dorf? Doch nicht etwa Arzt oder Koch?", meinte sie skeptisch. "Oh, ja... Offiziell bin ich für solche Dinge zuständig...", meinte er, fügte dann aber noch mit einem schelmischen Grinsen und blitzenden Augen hinzu, "aber eigentlich bin ich nur Merles Liebhaber..." Hitomi ging kopfschüttelnd den Hang hinunter und dachte über Nouga nach. Er war wirklich ein seltsamer Kerl, aber sie hatte das Gefühl dass er so was wie Merles bessere Hälfte war.... Wenn sie gleich mit der Matriarchin aufeinander stoßen würde, wird sie bestimmt ihre schlechtere Seite zu spüren bekommen... Sie ging weiter und hielt stetig Ausschau nach einer großen, alten Eiche. Erst war Hitomi im Zweifel ob der Kindergarten wirklich so einfach zu finden war wie Nouga getan hatte, aber sie erblickte den Baum sofort, nachdem sie das Dorf mit den Augen überflogen hatte. Am Rand des Dorfes, nahe einem kleinen Weiher, stand der Baum mit der großen, runden Hütte in seinem Schatten. Schon von hier aus konnte sie Kindergeschrei hören. Sie musste einen anderen Pfad nehmen, um dahin zu gelangen, und als sie näher kam sah sie eine spielende Horde Kinder um die alte Eiche herum rennen. Merle stand mitten unter ihnen und warf einem kleinen, rothaarigen Katzenmädchen einen Ball zu, wobei sie zugleich ein waches Auge auf den Rest der Kinder hatte. Es war ein seltsamer Anblick: Merle lachte, ja strahlte regelrecht und tollte mit ihren Schützlingen herum. Ihre Katzenaugen leuchteten und all der Hass, der sonst wie ein Nebelschleier auf ihnen lagen, war wie weggefegt. Sie war glücklich... Hitomi trat vorsichtig näher, mit der bösen Vorahnung, dass sie gleich die Idylle zerstören würde. Tatsächlich wurde sie sofort von Merle bemerkt und diese hörte abrupt mit dem Ballspielen auf und schickte das kleine Katzenmädchen zu den anderen Kindern. "Hallo Merle...", sagte Hitomi zaghaft. Merles Lippen pressten sich zu einen dünnen Strich zusammen und sie nickte nur dezent. Hitomi fühlte sich plötzlich selbst wie ein kleines Kind das etwas verbrochen hatte und es nun seiner Mutter gestehen musste. "Ähm, ich wollte mit dir reden, falls zu Zeit hast...", erklärte sie und stand nun nur noch mit einem zwei-Meter Sicherheitsabstand vor Merle. Merle blickte sie kalt an. "Wie du siehst habe ich gerade eigentlich zu tun... Da die Kinder aber gerade Spielpause haben, habe ich kurz Zeit...", meinte sie bestimmend. Hitomi wurde zusehend unsicherer. Wie sollte sie das ganze am besten Anpacken? Sie hatte sich praktisch keine Gedanken gemacht, was sie Merle sagen wollte. Sie wusste nur, dass sie ihr etwas sagen MUSSTE! Jetzt da es soweit war, fühlte sie sich jedoch irgendwie nackt und entblößt unter Merles unerbittlichem Blick. "Es geht um mich und Van, und darum, dass wir nun hier sind....", begann sie zögernd. Merle nickte und schaute prüfend zu den Kindern hinüber. "Ich höre...", sagte sie abwesend. "Ich weiß, dass du nicht gut auf uns beide zu sprechen bist. Und ich kann auch verstehen, wenn es dir nicht gefällt dass wir nun hier sind. Aber ich glaube es wäre an der Zeit zu vergeben. Zumindest Van. Es war in gewisser Weise meine Schuld dass er so geworden ist... Also lass ihn aus dem Spiel...", sagte Hitomi vorsichtig, kam aber nicht sehr weit, denn Merle unterbrach sie unhöflich. "Du willst, dass ich vergebe?! Um mir das zu sagen, kommst du hier runter? Das stellst du dir aber ein bisschen einfach vor, Hitomi..." Hitomi spürte ihre eigene Unsicherheit nur zu deutlich, was sie erheblich nervte. Sie war niemand, der schnell nachgab. In ihrem alten Leben hatte sie zu den Siegern gehört, nicht zu den Verlierern. Gegenüber Merle war sie aber eindeutig die Unterlegene. "Vielleicht ist das etwas zuviel verlangt, aber so kann es doch nicht bleiben Merle... Denk doch mal an Früher, wie es da war. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, dachte ich doch, dass wir Freundinnen wären...", sagte Hitomi beflissen. Merle lachte kurz auf und ihre spitzen Eckzähne blitzten dabei auf. "Ich finde es wirklich amüsant, wie du dich hier abquälst, Hitomi... Und das nur für diesen egoistischen König, der nun schwächlich da oben in Bett meines Hauses liegt? Du musst wirklich naiv sein!", meinte sie kalt. Hitomi spürte, wie sich ein Klumpen in ihrem Magen bildete und sie sah flüchtig zu Boden. "Ich glaube nicht, dass Van ein schlechter Mensch ist. Im Grunde überspielt er mit seiner mürrischen Art doch nur, was er in Wirklichkeit fühlt...", meinte Hitomi leise und wunderte sich selbst ein wenig über ihre Worte. "Du hasst mich Merle, das ist in deiner Situation verständlich, aber ich bitte dich, hasse nicht Van...", flehte Hitomi nun und blickte in Merles Augen. Sie waren ganz klar, so wie ein wolkenloser Himmel an einem Sommertag. Sie schienen Hitomi anzuhaften und ihr jeglichen Mut auszusaugen, doch sah nun nicht mehr den puren Hass, sondern etwas anderes, etwas was sie noch nie zuvor bei Merle gesehen hatte. "Ich erinnere mich, dir das gesagt zu haben Hitomi. Aber eigentlich habe ich kein Recht dich zu hassen. Auch du hast nur das getan, was dir wichtig war. Ich wollte meinen Traum von einem Katzendorf verwirklichen, dachte aber es ohne Vans Hilfe nicht zu schaffen. Ich war wütend, verletzt und eifersüchtig darauf, dass Van an dich dachte und nicht an mich...", sagte sie und trat dabei weiter in den Schatten des Baumes. "Doch dann traf ich Nouga und ich bekam wieder Hoffnung. Er war mein Halt und im Prinzip war Van dann schon vergessen. Den Schmerz, diese Wunde die sein Verhalten zurückgelassen hatte, konnte ich aber nicht vergessen..." Hitomi konnte kaum glauben was sie da hörte. Wollte sich Merle etwa bei ihr entschuldigen? "Merle...", flüsterte sie. Die Katzenfrau sah sie an. "Du musst jetzt nichts weiter sagen Hitomi. Ich werde dir nicht verzeihen, und Van auch nicht. Aber ihr seid jetzt Gäste in meinem Dorf und ihr werdet es gut haben, solange ihr hier seid. Ich will Van zeigen, dass ich es auch ohne ihn geschafft habe...", erwiderte sie. Hitomi nickte. "Ich verstehe..." Insgeheim hoffte sie, dass das ein Anfang war, ein Anfang von einer besseren Zukunft. Vielleicht würde sie eines Tages wieder normal mit Merle reden können und vielleicht würde Merle es schaffen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Merle wollte ihr noch etwas sagen, als eines der Katzenkinder vom Gebäude herüberrief: "Mama, kommst du wieder zum Ballspielen?" Es war das Mädchen von vorhin und als Hitomi sie nun näher betrachtete wurde ihr einiges klar. Das Mädchen hatte zwar sehr beiges Fell, aber eindeutig Merles rote Haare und Nougas kristallene Augen. Es war ihre Tochter! --------------------------------------- Nachwort: Na, ist das eine Überraschung? ^------^ Also ich meine das mit der Tochter... Das ist mir übrigens ganz spontan so eingefallen und ich habs mit eingebaut. Merle Junior findet auf jeden Fall noch mehr Verwendung in dieser Geschichte... *höhö* Sonst find ich das kapitel selber ein wenig seltsam... Vorallem bin ich mir nicht sicher, ob ihr das mit dieser Tagträumerei und den Vielen Gedankenrücksprüngen gecheckt habt. Natürlich zweifle ich nicht an eurem Leseverständnis, nur habs ich vielleicht nicht ganz klar gemacht. Ich wollte es jedoch flüssig schreiben , nicht mit irgendwelchen *** oder ~~~~ Kennzeichnungen... Das macht man in einem Buch auch nicht. ok. es ist ja jetzt nicht viel passiert in diesem kap, aber denkt ja nicht, dass Van jetzt plötzlich ein braves LÄmmchen gworden ist. er ist einfach nur ein bissl erledigt. und merle ist auch immer noch schlecht auf hitomi und van zu sprechen, hat sich in dieser situation aber nur wegen den kindern zurückgehalten. aber sie wird sich bessern, versprochen... übrigens freut es mich auch, dass euch kapitel 13 so gefallen hat. darauf bin ich echt stolz! Gefällt mir selbst sehr gut. ok. see you next chapter! ich setz mich gleich an die Tasten! Gruß, Chiyo-san ps: Hört euch das neue Coldplay album an... *gg* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)