Erwärme mein Herz von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Auf der Jagd ------------------------ Konnichiwa! Boah... diese woche bestand eigentlich nur aus mathe/kapitel/mathe/kapitel... etc. aber ich wollte das kapitel so schnell wie möglich fertig haben, also drückt mir die daumen, dass ich mathe am montag nicht ganz versau... ^-------^ Ich hatte echt richtig lust, diese kap zu schreiben... RICHTIG! vorallem ist es das längst bisher geworden! wirklich! Ich habe einfach drauf los geschrieben, und als ich dachte ich wär schon fertig ist mir noch etliches eingefallen, was ich unbedingt noch mit einbauen muss... naja, lest es erst mal... dann schau mal, ob sich die meinung nicht doch teilt. An dieser Stelle wiedermal danke für die vielen tollen kommis! Was wär ich nur ohne euch! Es ist echt schön zu sehen, dass euch meine story immer mehr zu gefallen scheint... aber wartet nur, das ist ja noch gar nicht das beste... *harharhar* ^.^ ok. ich schreibe nochmal was ins nachwort! bis denne, Chiyo-san ---------------------------------------------------------------- Kapitel 13: Auf der Jagd Im Stall war es stickig. Er roch Staub und Schweiß in der Luft, als er durch den Mittelgang schritt, und hörte die Tiere stumpf schnauben. Es war sehr früh am Morgen, gerade breitete sich ein sanft-violettes Morgenrot über dem Bergkamm aus. Das Wetter würde also schön werden. Genau richtig für sein Vorhaben... Van stieg über einen Heuballen und hob den Holzriegel an, der die Box zu seinem schwarzen Freund verschloss. "Na, bereit für ein neues Abenteuer?", fragte Van das Pferd und ging zielstrebig auf ihn zu. Der Schwarze legte zwar seine langen, Pinselartigen Ohren an, schnaubte jedoch zufrieden, als Van ihm den Hals abtätschelte. Kùro war das stattlichste Wesen im gesamten königlichen Stall und niemand anderes außer Van war es erlaubt, ihn zu reiten... Überhaupt konnte ihn niemand sonst reiten. Kùro erlaubte es nur seinem Herrn, auf ihm zu sitzen. Das Tier schnaubte erneute und warf den Kopf energisch zurück, sodass seine schwarze Mähne durch die staubige Luft fuhr und sein glänzendes schwarzes Fell vibrierte. "Du kannst es wohl nicht mehr erwarten, was? Ich auch nicht...", murmelte Van dem Schwarzen zu und ging aus der Box. Kúro lief ihm sofort nach und seine langen, sehnigen Beine gingen sofort in einen temperamentvollen Gang über. Er lief niemals weg. Er folgte Van als ewiger Begleiter eher wie ein treuer Hund, als ein Pferd. Sie waren ein eingespieltes Team und beide konnten nicht glücklicher sein als auf der Jagd. Van konnte sich voll und ganz auf das gaianische Pferd verlassen ebenso wie Kúro seinem Herrn voll und ganz ergeben war. Van schritt erneut den Gang entlang, bis zum Ende, wo er Kùro die samtene Decke auflegte und den ledernen Sattel darüber. Das Tier schnaubte erneut ungeduldig auf und tänzelte auf der Stelle. "Moment noch...", herrschte Van ihn an und legte ihm das Zaumzeug an. Erst dann führte er ihn nach draußen. Der kleine Innenhof hinter dem Haupthof lag noch vollkommen im Schatten des Berges und das Pflaster war feucht vom nächtlichen Tau. Das war das beste Zeichen für einen sonnigen und perfekten Tag für die Jagd. Darauf hatte sich Van schon seit Wochen gefreut. Kobe hatte ihn viel zu lange im Palast gehalten, mit all diesen Festlichkeiten und Empfängen... Es war an der Zeit, dass er wieder das tat, was er am liebsten machte, unabhängig davon, ob Hitomi oder sonst jemand nun da war oder nicht. "Majestät... Ich bitte euch, verschiebt euer Vorhaben doch noch einmal...", jammerte Kobe, der bang am Stalleingang gewartet hatte, bis der König wieder herauskam. Sein Pferd zu begrüßen und zu satteln war ein wichtiges Ritual für den König und er wollte dabei von niemandem gestört werden. "Strapaziere nicht meine Nerven, Kobe! Auch meine Geduld hat einmal ein Ende!", fuhr Van ihn im Gegenzug an und griff ruckartig nach dem Kurzschwert, Bogen und dem Köcher mit den Pfeilen, die Kobe ihm hinhielt. Sein altes Schwert, das Wahrzeichen von Farnelia, benutzte er schon lange nicht mehr. Kobe rückte die Sachen nur wiederwillig heraus und legte noch dazu eine leidende Miene auf. "Majestät... Ihr habt immer noch Gäste im Palast... Wie könnt ihr da einfach zur Jagd reiten, und noch dazu alleine! Wollt ihr nicht den ehrwürdigen Dryden fragen, ob er mit euch kommt?", fragte Kobe. In Vans Augen regte sich wieder dieses Vulkanartige Sprühen und er fuhr seinen ersten Berater erneut an: "Wage es ja nicht, mir irgendjemanden nach zu schicken! Weder Dryden noch sonst jemanden! Ich werde heute alleine jagen, nur ich und Kúro! Du hast mich lange genug für diese elenden königlichen Verpflichtungen eingespannt!" "Aber euer Majestät! Ihr seid nun mal der König! Und ihr könnt nicht ständig das tun, was euch...", begann Kobe, wurde jedoch barsch von Van unterbrochen. "Ich kann durchaus tun was ich will! Und heute werde ich jagen!", schrie Van und sprang, in voller Jagdmontur, auf sein schwarzes Pferd. "Aber...!", wollte Kobe noch fortfahren, sah aber nur noch wie der König über das klappernde Pflaster davon trabte. "Die Hose ist ja viel zu weit!", protestierte Hitomi und zupfte entnervt am Hosenbein herum. "Entschuldigung, Madam! Aber normalerweise schneidere ich keine Hosen für Frauen!", wehrte die Schneiderin Patrizia ab und ihr Gesicht lief vor Ärger rot an, was wiederum so gar nicht zu ihrem feuerroten Haar passte. "Und ich dachte, sie wären so genial...", murrte Hitomi, jedoch so leise, dass Patrizia das nicht hörte. Sie stand im Schneiderladen der königlichen Schneiderin vor einem Mannshohen Spiegel. Als Hitomi vor einer Woche von Kobe erfahren hatte, das Van eine Jagd auf Alleingang plante, hatte sie sofort diese verrückte Schneiderin benachrichtigt, damit sie ihr ein passendes Jagdgewand schneidern konnte. Diese Nachricht war ihr wie ein Wink des Schicksals vorgekommen! Die gesamten 4 Wochen, die nun schon seit der 20-Jahr-Feier vergangen waren, war Van ihr strategisch aus dem Weg gegangen und hatte es geschafft, jedes Gespräch mit ihr zu vermeiden. Aber nun würde er ihr nicht mehr entkommen! Sie würde ihm einfach nachreiten und ihn so lange nerven, bis er einfach mit ihr redete! Wenn das nicht klappen würde, war die Aussicht Van jemals umzustimmen, sehr gering... Sogar Reitstunden hatte sie sich heimlich von Allen geben lassen, obwohl sie noch nie in ihrem Leben ein Pferd, geschweige denn ein gaiansches, alleine geritten hatte. Und mit der passenden Kleidung konnte einfach nichts mehr schief gehen... "Könnten sie die Hose hier am Knie nicht noch etwas enger machen?", fragte Hitomi hoffnungsvoll. Die Schneiderin blickte skeptisch an Hitomi hinab. "Ich denke das ist nicht nötig... Wenn sie erst mal in den Lederstiefeln drin sind, sieht man das nicht mehr", meinte sie fachmännisch und zog prüfend unten am Saum der Hose. "Außerdem wollten sie doch heute so früh wie möglich losreiten...", merkte sie an und wuchtete ihren fülligen Körper dann wieder auf, wobei ihre zahlreichen Armreifen geräuschvoll aneinander klirrten. "Stimmt..." Hitomi musste wohl kein bei geben... Dann musste sie eben diese Hose anziehen, die an den Oberschenkeln so ausgebauscht war, dass man nicht erkannte, wo ihre Beine waren. "Ich muss mich wirklich beeilen...", sagte Hitomi und schritt zum Fenster. Glücklicherweise lag der Laden der Schneiderin direkt an der Hauptstraße, die er einzige richtige Zugang zum Palast war. Sie späte hinaus und versuchte einen herannahenden Reiter zu erkennen. Doch war noch nichts von Van zu sehen... "Glauben sie, dass sie irgendwas beim König erreichen können?", fragte Patrizia und in ihrer rauchigen Stimme schwang so viel Skepsis mit, dass Hitomi schlagartig ihre Zuversicht verlor. "Hat ihnen Kobe von meinem Vorhaben erzählt?", fragte Hitomi, die darüber eigentlich nicht überrascht war. "Hm, hat er...", meinte die Schneiderin, während sie eine lange Bahn dunkelblauen Stoffs zusammen legte. Hitomi hatte keine rechte Lust näher darauf einzugehen und zog sich stattdessen die Knie-hohen, ledernen Stiefel an. Dann ging sie erneut zum Spiegel und warf nun noch mal einen prüfenden Blick auf ihr Erscheinen. Die Hose sah nun mit den edlen Reitstiefeln nicht mehr ganz so schlimm aus. Zwar erinnerte das ganze an die Uniformhose der englischen Rotröcke aus der Renaissance, nur eben weiblicher. Oben trug sie ein schlichtes weißes, langärmliges Hemd mit einem edlen, dunkelgrünen Pullunder darüber. Zusätzlich zu alledem hatte ihr Kobe noch einen Dolch angedreht, der jetzt an dem ledernen Gürtel um die Hüfte herum steckte. Insgesamt war ihre Erscheinung also Reit- und Jagdtauglich, vom Schuh bis zu den streng zusammengebunden Haaren, wobei Hitomi vorhatte das Jagen so gut wie es ging zu umgehen. Sie würde schon genug damit zu tun haben Van zu jagen... "Ich finde, sie sehen trotz der Hosen, sehr gut aus...", meinte Patrizia anerkennend und ein gewisses Leuchten trat in ihre Augen, was wohl jedes mal passierte, wenn sie wieder eine geniale Kreation geschaffen hatte. "Danke...", erwiderte Hitomi und ging erneut zum Fenster. Draußen stand schon ihre braunes Pferd, eines der ruhigsten Pferde in ganz Gaia, wie ihr Allen versichert hatte, an einem Pfahl angebunden und döste gelangweilt vor sich hin. Vielleicht war das Tier so ruhig, dass Hitomi es gar nicht mehr vom Fleck bekam, wenn Van erst mal angeritten kam... Doch wollte sie den Teufel nicht an die Wand malen und späte erneut die Straße hinauf. Und ja, als hätte sie ihn gerufen, kam mit lautem Hufgetrappel ein pechschwarzes Pferd angetrabt und gab Hitomi den unvermeidlichen Anblick des Königs höchstpersönlich preis. "Das ist er!", rief Hitomi aufgeregt und wollte schon hinausstürmen, als Patrizia sie mit vollem Körpereinsatz prompt zurück hielt. "Moment! Warten sie doch wenigstens, bis er vorbei geritten ist... Wenn sie ihn gleich überfallen, wird er auf der Stelle zurück reiten und ihr Plan ist geplatzt...", beschwor die Schneiderin sie. "Warten sie ein wenig und folgen sie ihm dann in gemessenen Abstand die Stadt hinaus...", schlug Patrizia vor und ihr von Falten umzogen Augen musterten Hitomi eindringlich. "Gut..." Hitomi wartete also bis Van, majestätisch und unnahbar wie immer, am Laden vorüberritt. Erst dann ging sie zur Tür und näherte sich ihrem eigenen Pferd. "Viel Glück!", rief Patrizia ihr noch nach. "Das kann ich brauchen...", murmelte Hitomi und band die Zügel ihres Pferdes los. Das würde bestimmt ein interessanter Tag werden... Hitomi brachte ihr braunes Pferd kurz vor dem Stadttor zum stehen. Van ritt ungefähr 100 Meter vor ihr und sie wartete bis er draußen auf dem Weg war. "Hoffentlich geht das gut...", murmelte sie zu sich selbst und trieb ihrem Pferd die Fersen in die Flanken. Das Pferd wieherte und setzte sich dann ruckartig in Bewegung. Schwankend und krampfhaft an den Zügeln zerrend, saß Hitomi im Sattel und brachte ihr Pferd schließlich dazu zu galoppieren. Vans schwarzes Rassetier hatte ebenfalls schon damit begonnen und es schien so, als würde Van doppelt so schnell voran kommen. Doch Hitomi hatte nicht vor, ihn entkommen zu lassen! Spätestens am Waldrand musste sie ihn eingeholt haben! Sie gab ihrem Pferd erneut einen Ruck in die Flanken und das Tier schien endlich aus seinem morgendlich Dösritt aufzuwachen und jagte nun mit einer unerfahrenen Reiterin die Ebene hinab. Van ritt stetig vor ihr, und erst schien er auch nicht zu bemerken, dass er verfolgt würde. Aber dann, als Hitomi langsam immer näher kam, wandte er seine Kopf einmal um. Er schien sich nichts böses dabei zu denken, sondern ritt einfach weiter, trieb sein Pferd noch mehr an, um seinen unbekannten Verfolger schlichtweg abzuhängen. Allerdings war Hitomi hartnäckig und trieb ihr Pferd mit einem lauten Schrei erneut an. Jetzt erst schien es Van zu dämmern. Er wandte sich mitten im Galopp erneut um und sein Mund öffnete sie kaum merklich! "Ha, mit mir hast du wohl nicht gerechnet!", rief Hitomi, hoffte jedoch, dass er das erst gar nicht hörte. Van wurde schlagartig langsamer, zügelte sein Pferd und fiel schließlich in einen gleichmäßigen Trab. "WAS ZUM HENKER... machst du hier!?", schrie ihr Van entgegen und sein Blick war erschrocken und eindeutig sehr verärgert. Hitomi nutzte seine Verblüffung um elegant neben ihn auf gleiche Höhe zu reiten. Ihr Schenkel taten ihr jetzt schon weh und sie flehte zu Gott, dass Van sich erbarmen würde und in eine gemächlichen Schritt fallen würde. Verwunderlicherweise tat er das auch, denn er erwartete immer noch eine Antwort von ihr. Hitomi entspannte sich sichtlich, als ihr Pferd aus reinem Gruppenverhalten das gleiche tat wie Vans Schwarzer Hengst und in ein gleichmäßiges, angenehmes Schaukelns fiel. Sie atmete ein paar mal tief durch, bevor sie zu Van hinüber schaute und ihm eine Antwort gab. "Ich werde heute jagen...", sagte sie, wobei das ja nicht ganz richtig war. "Kobe hat dich geschickt, nicht wahr?", mutmaßte Van und seine Augenbrauen senkten sich in erstaunliche Sphären des Ärgernisses. "Nein, hat er nicht...", meinte Hitomi, wobei sie von Van scheinbar völlig ignoriert wurde. Dieser spann nämlich derweil seine eigenen Verschwörungstheorien. "Kobe... Wenn ich den erwische! Das wird noch ein...", schimpfte er und Hitomi war es diesmal, die dazwischen ging. "Kobe hat mich nicht geschickt!", schrie sie ihm so laut entgegen, dass er augenblicklich verstummte. Sein Pferd schnaubte mürrisch und Hitomi fuhr fort: "Es war meine eigene Idee... Kobe hat mir nur gesagt, was du heute vorhast... Ich selbst wollte dir nach reiten..." "Und wieso das, bitte schön?", wollte Van wissen, und er erreichte langsam wieder seinen normal-mürrischen Zustand. "Um mit dir zu reden natürlich! Wenn wir uns nur ständig aus dem Weg gehen, kann ich nie das erreichen was ich eigentlich will!", gab Hitomi zurück und zog die Zügel des Braunen strammer. Van blieb für einen Augenblick stumm. Erst dann konterte er. "Weißt du was? Deine Vorträge wirst du dir sparen! Das hier heute wird meine Jagd. ALLEIN MEINE!", betonte er stark, "Und nichts und niemand wird mich dabei stören! Wenn du also etwas bei mir erreichen willst, dann kehr sofort um und reite zurück in die Stadt! Das ist ein Befehl!" Er sah sie kurzzeitig sehr intensiv an, lies sie mit jeder Faser seines Körpers spüren, wie sehr er ihr Aufkreuzen verabscheute. Erst dann trieb er seinem Pferd die Fersen in die Flanken und galoppierte mit einem lauten "HEYYAHH!" davon in Richtung Wald. Hitomi hatte jedoch nicht im geringsten vor, sich an den Befehl des Königs zu halten... Sie würde einfach weiterhin an ihm dran bleiben... Und dafür musste sie nicht einmal galoppieren... Wozu gab es schließlich Hufspuren? Hitomi war sehr zuversichtlich. Das redete sie sich zumindest ein, als sie dem Waldrand entgegen ritt. Die grüne Mauer ragte nur noch ein paar Meter vor ihr auf und ihr wurde hier, auf dem Rücken eines Pferdes, zum ersten mal bewusst, wie einschüchternd so ein Wald doch sein konnte. Dort drinnen war es wie in einer anderen Welt und der Waldrand war die Grenze dazu. Man wusste nicht, was sich hinter den dicken Baumstämmen und den zerklüfteten Farnen alles verbarg. Und Hitomi ritt dieser Ungewissheit langsam näher und näher. Auch Van war dort drinnen und das verstärkte ihren Eindruck davon, dass ihr Vorhaben vielleicht doch etwas überstürzt geplant war. Wie würde Van mit ihr umgehen? Würde er sich vielleicht sogar etwas zusammen reißen? Wenig später überquerte sie tatsächlich die Grenze in diese fremde, grüne Welt und sofort warf sich Schatten auf sie und ihr Reittier und die Sonne blinzelte nur noch in schmalen Strahlen durch das Blätterdach. Vor ihr lag ein breiter, jedoch unscheinbarer Waldweg, der kreuz und quer nach Westen verlief. "Mal sehen, ob wir dich bald finden, Van...", murmelte Hitomi und warf einen prüfenden Blick auf den Boden. Tatsächlich war der Waldweg auf der linken Seite mit tiefen, frisch-getretenen Hufspuren durchfurcht, die von Vans galoppierendem Rappen stammen mussten. Die positive Zuversicht gewann wieder ein wenig die Oberhand und Hitomi ritt weiter gemütlich den Weg entlang... Nach ca. einer Stunde, so kam es ihr jedenfalls vor, lichtete sich der Wald und Hitomi erlebte einen atemberaubenden Anblick: Kein Wölkchen war am Himmel und direkt vor ihr tat sich der vordere Teil des großen Sees in seiner ganzen Pracht auf, bevor er sich in der Ferne um den Berg herum wand. Der See war so türkis und blau wie schon damals, als sie darin geschwommen war, nur säumten hier kleine lavendel- und zart-violette Blumen die Uferböschung. Hier schien es zum Schwimmen ungeeignet zu sein, Hitomi reichte aber der schöne Anblick allein. Van passte da so gar nicht ins Bild... Er stand am Ufer und hielt die Arme verschränkt, während sein Pferd friedlich vor sich hin graste. Sein Blick schien noch grimmiger als sonst und Hitomi wurde augenblicklich sehr mulmig zumute. "Was tust du denn hier?", fragte sie gespielt überrascht. "Ich habe darauf gewartet, dass du NICHT auftauchst!", sagte er spöttisch. "Aber du bist es doch... Obwohl ich dir gesagt habe, dass du umkehren sollst!" Hitomi seufzte. "Du solltest mittlerweile gemerkt haben, dass du mir nichts befehlen kannst, Van. König hin oder her...", erwiderte Hitomi trocken. "Noch hast du die Möglichkeit umzukehren!", bot er ihr, etwas milder verärgert, an. "Das habe ich aber nicht vor..." "Das heute wird kein Reitausflug! Ich möchte jagen und du störst nur dabei!", argumentierte er weiter. "Du wirst mein Anwesenheit gar nicht bemerken...", gab Hitomi lässig zurück. Van startete einen letzten Versuch. "Ich weis nicht mal, wann wir wieder zurück kommen... Vielleicht heute Abend, oder erst spät Nachts? Ich werde weit reiten und du wirst da bestimmt nicht mithalten können..." Hitomi hob belustigt eine Augenbraue. "Versuch es gar nicht erst, Van..." Und zu Hitomis größter Verwunderung resignierte Van im selben Moment. Er stampfte nur wütend auf den Boden, wie ein kleinen Kind und stieg dann auf seinen Schwarzen, der auch schon wieder nervös herum tänzelte. "Reite mir nach... Aber wehe du störst mich bei der Jagd...", meinte er warnend und ritt voran. Hitomi folgte ihm, ein Stück am Seeufer entlang und dann zurück in den Wald. Sie glaubte, den See heute wohl nicht mehr so schnell wieder zu sehen, jedoch machte ihr das nicht im Geringsten etwas aus. Sie hatte ein wohliges Gefühl im Bauch. Gegen Mittag, als die Sonne hoch am Himmel stand, machten sie eine Pause. Van hatte schon erfolgreich 3 Enten geschossen und zwei davon hingen trostlos an seinem Sattel, darauf wartend, später in Farnelia zum Abendessen verspeist zu werden. Die dritte Ente war schon gerupft und von einem Ast durchbohrt worden, und röstete nun fröhlich über einem offenen Feuer, worin Van immer wieder herumstocherte, um es anzuheizen. "Und du bist dir sicher, dass man die essen kann?", meinte Hitomi mit einem skeptischen Blick auf den kleinen Entenkörper, der sich allmählich braun tönte. "Ja, doch... Das hier gehört einfach zu einer Jagd dazu...", antwortete Van mürrisch und blies kräftig in die Glut, sodass wieder kleine Flammen aufloderten. Hitomi lächelte. Sie glaubte ihm ja, nur war der Gedanke eine frischgeschossenen Ente zu verspeisen doch etwas mittelalterlich und passte nicht in ihre normalen Essgewohnheiten. Die Stimmung war dank der Ente sogar etwas harmonischer geworden! Den ganzen Vormittag war Van auf der Jagd gewesen, hauptsächlich am Ufer des Sees, wobei sich Hitomi immer dezent im Hintergrund gehalten hatte. Dann waren sie entgültig tief in den Wald hinein geritten. Das Gelände war mit der Zeit immer hügeliger und felsiger geworden, was vermutlich daran lag, dass sie schon nahe der Berge waren. Jetzt saßen sie auf einem großen, flachen Felsen, der ein wenig höher in den Wald hinaus ragte, sodass sich nicht einmal mehr ein vollständiges Blätterdach über ihren Köpfen befand und die Sonne wärmend auf sie nieder schien. Der Felsen war teilweise mit weichen, flaumigen Moos bewachsen, worauf sich Hitomi erleichtert nieder gelassen hatte, nachdem sie es keine Sekunde länger im Sattel ausgehalten hatte. Sie fühlte sich gut und auch Van war nicht mehr ganz so schlecht gelaunt wie noch am Morgen. Er war scheinbar glücklich, sich mit dem Braten der Ente beschäftigen zu können... "Van, wenn es dich nicht vom Enten braten ablenkt, würde ich doch ganz gern mit dir reden...", begann Hitomi, nachdem sie merkte, dass ein Moment wie dieser wohl so schnell nicht wieder kommen würde. "Deswegen bist du mir doch gefolgt, oder nicht?", meinte Van nur knapp. Hitomi seufzte. Bevor sie ihm sagen wollte, was ihr auf dem Herzen lag, zögerte sie noch etwas. Würde er es verstehen? Würde er sofort seine Meinung über sie ändern? Sie wusste es nicht... "Van, es geht um uns beide...", meinte sie langsam. "Darum, wie du über mich denkst..." Van wurde ein wenig hellhörig und blickte zwischenzeitlich von seiner Arbeit auf. "Weißt du denn was ich denke?", spöttelte er und wandte sich wieder an seine Ente. "Nein, das weiß ich nicht. Ich kann es nur raten." Hitomi kramte in dem Beutel herum, der an ihrem Sattel gehangen hatte. Darin fand sie frische Früchte und einen Behälter mit Wasser, den ihr Kobe vermutlich ohne ihr Wissen mitgegeben hatte. "Du bist verletzt Van, das verstehe ich. Ich habe eine Entscheidung getroffen, die dir 10mal mehr geschadet hat, als mir... Und ich will jetzt gar nicht analysieren, was wohl die 20 Jahre über in dir vorgegangen sein muss. Es geht mir darum, wie du mich jetzt siehst...", fuhr Hitomi fort, und fühlte sich mehr und mehr an ihr Gespräch mit Allen erinnert, dem sie auch so einiges erklären musste. "Ich glaube, du hältst mich für verräterisch und egoistisch... Aber du musst mir glauben wenn ich dir sage, dass ich dachte richtig zu handeln..." Van stocherte stumm in der Glut herum und drehte die Ente anschließend so, dass auch die andere Seite gebräunt wurde. "Ich möchte nicht, dass du mich hasst! Bitte Van, versuche mich doch wenigstens ein bisschen zu verstehen...", bat ihn Hitomi und fixierte ihn so, dass er gezwungen war zu ich auf zu sehen. "Lass es gut sein Hitomi. Es stimmt, ich halte dich für egoistisch und verräterisch, aber ich hasse dich nicht. Das tut Merle schon...", meinte Van und seine braunen Augen wirkten auf einmal so wissend wie noch nie zuvor. "Ich will versuchen zu akzeptieren, dass du wieder hier bist, mich an den Gedanken gewöhnen, dass du wieder in mein Leben eintauchst... Aber zu mehr bin ich noch nicht bereit." Das sagte er mit so viel Überzeugung, dass Hitomi sich plötzlich sehr schuldig fühlte. Trotzdem fiel ihr ein Stein von Herzen. Van war also bereit zu "kooperieren." Na wenn das kein Fortschritt war... Die Ente war bald knusprig braun und Van begann, sie auf dem nackten Fels zu zerlegen. Vieles an Innereien musste er ins Feuer werfen, wo sich das Fleisch zischend in sich zusammen zog. Das was essbar war, reichte er Hitomi und sie aß sofort ohne Vorbehalte davon. "Mhhm! Das schmeckt ja richtig lecker!", meinte sie ehrlich. "Nicht wahr? Habe ich doch gut hin gekriegt...", erwiderte Van und ein wenig Stolz schwang in seiner Stimme mit. Hitomi musste schmunzeln und lehnte sich ein wenig zurück, sodass sie sich mit dem rechten Ellenbogen auf dem Felsen aufstützen musste und ihre Füße ausstrecken konnte. Obwohl der Fels von der Sonne aufgeheizt war, lag nun jedoch ein kühlender Schatten über allem. Hitomi nagte an ihrem Entenflügel und lugte durch das spärlich vorhandene Blätterdach nach oben. "Sieh mal Van... Es ziehen Wolken auf...", meinte Hitomi, möglichst neutral. "Das kann doch nicht sein!" Van wirkte erschrocken und blickte nach oben, um sich zu vergewissern. "Der Tag sollte doch sonnig-warm werden...", murmelte er. "Stimmt schon... Meinst du dass Gewitter kommen?", fragte Hitomi vorsichtig. Van schüttelte den Kopf. "Nicht unbedingt... Aber du hast recht... Es sieht fast danach aus....", meinte er dann. Hitomi tat erschrocken. "Wow! DU gibst mir in etwas recht?! Van überging diese Bemerkung. "Wir sollten uns dann nicht mehr lange hier aufhalten. Wenn wir mit dem Essen fertig sind, reiten wir weiter. Ich möchte zumindest noch ein wenig Beute machen...", sagte er. Hitomi setzte sich wieder auf. Dann zog sie den Wasserbehälter und die Früchte aus dem Beutel und schob sie zu Van hinüber. "Zur Stärkung, für einen starken Jäger...", witzelte sie und beobachtete seine Reaktion. Van beäugte die Sachen erst Misstrauisch und griff dann nach einer orangen, bauchigen Frucht. "Danke...", meinte er und sein Blick, der sonst immer so ernst war, wirkte zum ersten schlichtweg zufrieden und gelassen. Hitomi musste sich selbst auf die Schulter klopfen... Sie lächelte und widmete sich wieder ihrer Ente. Nachdem sie also ausgiebigst gegessen hatten, musste sich Hitomi wohl oder übel wieder in den Sattel schwingen und weiter reiten. Van ritt langsam voran, da sie sich immer noch im felsigen Gebiet des Laubwaldes befanden. Erst wenig später drangen sie wieder in andere Sphären des Waldes vor, wo die Bäume tiefer, die Blätter grüner und dafür die Sträucher höher waren. Hitomi sah wieder die knorrigen, hellgrünen Ranken, die sie schon bei ihrer Ankunft auf Gaia im Wald bemerkt hatte. Auch musste sie sich mit ihrem Pferd durch die gummiartigen Bodengewächse schlagen, die sich mit seltsam spiraligen Blättern und großen, kelchförmigen schwarzen Blüten in den Weg drängten. "Ich hoffe das Gewitter lässt sich noch etwas Zeit... Ich möchte nicht mitten in diesem Dschungel Unterschlupf suchen...", sagte Hitomi. Sie fühlte sich außerdem zusehends unwohl in ihrer Haut, denn die angenehme Wärme des Vormittags war trüber Schwüle gewichen, die sich nun wie ein unsichtbarer Schleier über den verflochtenen Wald legte. Hitomi's Hemd klebte an ihrem Rücken und der Schweiß schien allmählich aus all ihren Poren zu dringen. Ihr braunes Reittier war ebenfalls schon nass-geschwitzt. Van hatte Hitomi's Besorgnis anscheinend nicht bemerkt denn er trieb Kùro wieder mehr an. Sein Pferd schien etwas zu wittern, denn trotz der Hitze, die ihnen allen zu schaffen machte, warf der Schwarze seinen Kopf herum und schnaubte aufgeregt. "Ich glaube, Kùro wird uns gleich direkt zur nächsten Beute führen...", meinte Van fieberhaft und versuchte etwas durch die vielen Blätter hindurch zu erkennen. "Ich hoffe es... Dann können wir endlich wieder nach Hause reiten...", meinte Hitomi, mehr zu sich selbst, als zu Van. Zwar hatte sie immer noch nicht ihr Vorhaben in die Tat umgesetzt, doch hatten sie ja immer noch den gesamten Weg nach Farnelia zurück die Möglichkeit zu reden. Van drehte sich zu ihr um. "Du siehst Farnelia also schon als dein Zuhause an?", meinte er garstig und musterte sie mit einem fordernden Blick. Wieso hatte er das nun wieder gehört? Hitomi wusste nichts auf diese Anspielung zu erwidern, was wahrscheinlich daran lag, dass sie ein erschreckendes, wühlendes Geräusch hörte. "Hast du das gehört...?", fragte Van, instinktiv im Flüsterton und richtete sich ein wenig im Sattel auf. "Ja...", hauchte Hitomi und spürte, wie die Neugierde und die Angst zugleich sie überrannten. Sie stand nun direkt neben Van und ihr Pferd durchfuhr ein Zucken durch den ganzen Körper, was ihr selbst durch Mark und Bein ging. "Was glaubst du, was das ist?", fragte Hitomi, die immer noch nichts erkennen konnte. Das scharrende Geräusch war jedoch erneut zu hören, nur diesmal schien es etwas weiter weg zu sein. "Das werde ich gleich heraus finden...", erwiderte Van und stieg geschmeidig von seinem Pferd. Hitomi sah wieder dieses Feuer des Jagdfiebers in seinen Augen leuchten und ihr wurde schmerzlich bewusst, wie sehr sie das an den Krieg erinnerte, als so viele andere Krieger diesen Blick hatten, während sie darauf brannten ihren Feind abzuschlachten. War das vielleicht ein Grund, warum Van der Jagd so sehr verfallen war? Van lugte vorsichtig durch die Blätter. "Von hier aus kann ich nichts erkennen... Ich kann nur sagen, dass es etwas großes ist... Ich muss näher ran!", flüsterte er und nahm sogleich Pfeil und Bogen vom Rücken. Er zog prüfend an der Sehne und schien zufrieden. Er wandte sich noch einmal um und tätschelte Kùro vorsichtig am Hals. "Du bleibst hier, mein Lieber...", sagte er leise und schien seinen schwarzen Freund eindringlich zu beschwören. Dann blickte er Hitomi an. "Und du bleibst auch hier... Das hier sind keine mickrigen Enten mehr, das ist etwas großes und jetzt könnte es gefährlich werden!", meinte er und schien sie ebenso wie sein Pferd zuvor eindringlich zu beschwören. "Wehe du folgst mir!" Hitomi protestierte: "Du kannst mich doch hier nicht allein lassen! Was ist, wenn noch mehr von diesen Viechern auftauchen? Ich habe nicht mal eine richtige Waffe!" Van lächelte finster. "Tja, dann hättest du mich nicht auf eine Jagd begleiten sollen... Du bleibst hier, das ist mein letztes Wort...", sagte er energisch und verschwand dann rasch im Dickicht. Hitomi blieb ungläubig auf ihrem Pferd sitzen. Wie konnte er so etwas tun? Zwar war sie nicht besonders zimperlich und selten ängstlich, doch dies war wieder einer dieser seltenen Momente, wo jede Beherrschung nutzlos war. Tatsache war, dass sie allein mit zwei Pferden in einem undurchdringbaren Dschungel festsaß und der einzige Mensch der sich hier auskannte soeben verschwunden war und sie mit nichts weiter als zwei toten Enten und einem lächerlichen Dolch am Gürtel zurückgelassen hatte. Noch dazu war da diese brütende Schwüle und eine Atmosphäre das man meinte, der Wald hätte den Atem angehalten. Die Ruhe vor dem Sturm.... oder dem Gewitter? Hitomi vernahm erneut dieses drohende Geräusch von irgendeinem Tier und wischte sich mit dem Ärmel ihres Hemdes den Schweiß von der Stirn, von dem sie nicht mehr wusste, ob er von der Schwüle oder der Angst kam. Denn sie hatte wirklich Angst. Ob Van ihr gegenüber nun abgeneigt war oder nicht, er hätte sie nicht allein lassen dürfen... Als Kùro leise mit den Hufen scharrte, hielt sie es nicht länger aus. Sie musste hier weg! Behutsam und erleichtert glitt sie aus dem Sattel, nahm die Zügel ihres Braunen und band sie am dünnen Stamm eines naheliegenden Jungbaumes fest. Das Pferd, entgegen dieser Situation, graste nun friedlich vor sich hin, als wäre alles in Butter, obwohl nun, nach diese bedrückenden Stille, ein noch beunruhigender Wind durch den Wald fegte. "Kobe hat mir anscheinend das dümmste Pferd von allen gegeben...", murmelte sie verärgert. Von wegen, Pferde hätten den besten Instinkt in Notsituationen... Das traf zumindest jetzt nur auf Kúro zu, der nervös den Kopf hin und her wiegte und mit weit ausgebreiteten Pupillen umher starrte. Um ihn konnte sie sich jetzt allerdings nicht kümmern. Hitomi überprüfte ob sich der Dolch noch immer am Gürtel befand und sah sich dann um, in der Hoffnung, dass Van vielleicht doch wieder aufkreuzen würde. "Es tut mir leid Hitomi... Ich konnte dich einfach nicht allein lassen...", könnte er sagen und sich dann auf sie zu bewegen, sie mit seinen tief-braunen Augen ansehen und sich zu ihr hinunter beugen um sie dann... Hitomi schlug sich diesen Gedanken aus dem Kopf und trat stattdessen mitten durch die grüne Mauer, an der selben Stelle wie Van zuvor. Weil hier kein Pfad mehr war und alles kreuz und quer wuchs, war das Vorankommen nur schwer möglich. Noch dazu hatte Hitomi erschreckende Bilder von Handgroßen Moskitos oder Baumstamm-dicken Schlangen im Kopf... Sie hatte ja keinerlei Vorstellung davon, was hier auf Gaia so alles in der Wildnis lebte. Und was würde erst dieses Wesen sein, das diese Geräusche von sich gegeben hat? Und hatte Van es schon entdeckt? Mit diesen Gedanken und zunehmender Unsicherheit streifte Hitomi durch die Farne und Gewächse, immer darauf bedacht, nicht auf den mehr und mehr aufkommenden Wind oder ihre leise, schleichende Gänsehaut zu achten. Wo war Van hin? Würde sie ihn finden, bevor das unvermeidliche Gewitter losging? Die Antwort lag knapp rechts von ihr in den Büschen. "Van!", hauchte sie, und ein großer Stein fiel ihr vom Herzen, als sie ihn dort knien sah, unverletzt und mit gespannten Bogen auf der Lauer. Seine Freude hielt sich jedoch in Grenzen. Im Gegenteil, er erschrak fürchterlich und funkelte Hitomi wie üblich verärgert an. "Verdammt, ich habe dir doch gesagt du sollst mir nicht folgen! Hitomi, geh zurück oder ich vergesse mich!", drohte er ihr und seine Aura brauste so sehr auf, dass der Wind in den Bäumen ein Witz dagegen war. "Du hast mich einfach dort allein gelassen! Was denkst du, wie ich mich fühle, wenn du fort bist und ich nicht weiß wann du zurück kommst...", beschwerte sie sich. Vans Miene blieb hart. "Dann weißt du vielleicht, wie ich mich vor 20 Jahren gefühlt habe...", sagte er und wandte sich dann wieder eiskalt ab. Er schaffte es doch immer wieder geschickt, die Situation so zu ändern, dass Hitomi es war, die sich schuldig fühlte. Hitomi stand da, der Wind fuhr regelrecht durch sie hindurch und wirbelte ihr lose Strähnen ins Gesicht. Van kniete wieder nieder und spannte den Bogen erneut. Und obwohl Hitomi am liebsten weg gelaufen wäre, blieb sie da und kniete sich stattdessen neben Van nieder. Jetzt interessierte sie trotz allem, was er da versuchte anzuvisieren. Jenseits des knorrigen Busches, wo die beiden kauerten, lag eine kleine, halbmondförmige Lichtung, die dem Himmel Einblick in die Tiefen des Waldes gewährte. Jetzt braute sich dort aber eine tief-schwarze Suppe zusammen, die das Erscheinen des Wesens auf der Lichtung noch unterstrich. "Das ist ein Waldkeiler...", murmelte Van, dem es jetzt, im Auge des Opfers, egal zu sein schien, dass Hitomi noch da war. Der Waldkeiler hatte tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Hitomi eher bekannten Wildschwein. Er hatte die selben, weiß-gelben Keiler, die wie Stoßzähne aus seinem Maul heraus ragten und auch sein Körper war ähnlich proportioniert. Jedoch war die gaianische Version fast doppelt so groß wie ein normales Wildschwein und hatte neben einem ungewöhnlich beigen Fell noch auffallende rote Geschwülste an Kopf und Beinen. Das Tier stand dort auf der Lichtung und scharrte und schnüffelte an einem alten, verrottetem Baumstamm herum, wodurch auch diese Geräusche ausgelöst wurden, die Hitomi und Van schon vorher gehört hatten. "Das gibt einen fetten Braten...", flüsterte Van und spannte seinen Bogen bis aufs Äußerste. Hitomi lehnte sich zurück, um Van nicht ins Gehege zu kommen. Der Keiler schien sie nicht zu bemerken. Er war zu beschäftigt mit seinen Ausgrabungs-Arbeiten. Seine Keiler wetzten beängstigend an der Baumrinde und bei der Vorstellung, diese Zähne würden sich in einen menschlichen Körper rammen, wurde Hitomi übel. Van schien so etwas allerdings völlig kalt zu lassen. Er prüfte noch einmal die Entfernung und lies den Pfeil dann los. Der Schuss traf in einer perfekten, geraden Linie auf den Keiler und bohrte sich in dessen Schulter. Untermalt wurde das ganze noch von einem gewaltigen Donnergrollen des nahenden Gewitters. Als wäre das nicht genug, fühlte sich Hitomi unversehens in jene Nacht zurückversetzt, als sie mit Tomu auf den Sportplatz in Tokio kauerte und der Jahrhundert-Taifun über sie hinweg tobte. Eine ähnliche Wiederholung dieses Szenarios könnte sie nicht ertragen... "Treffer!", hauchte Van und beobachtete, wie der Keiler in sich zusammen zuckte und ein gewaltiges Zittern durch seinen Körper ging. Van reagierte schnell. Ein Pfeil war also nicht genug, um den Waldkeiler zumindest zu schocken, also holte er einen zweiten Pfeil aus dem Köcher und schoss ihn geschwind ab. Der Pfeil traf wieder im Schulterbereich ein und Van, der sich nun erhoben hatte, schoss schon den dritten Pfeil ab, der nun knapp oberhalb des Kopfes eintraf. Jetzt war die Wut des Keilers geweckt. Und der Regen setzte ein. Unter dem dunklen Himmel, der sich nun dramatisch über dem Wald ergoss, wütend grollte und ferne Blitze auf Gaia nieder sandte, starrte der Keiler mit roten, lieblosen Augen zu ihnen herüber. Er wusste nun, wo sich sein Gegner befand. "Noch zwei Pfeile, und er ist tot!", meinte Van triumphierend und trat gebieterisch durch den Busch hindurch. Hitomi reagierte erst gar nicht. "Stopp! Wo willst du nun schon wieder hin?!", meinte sie verzweifelt, musste jedoch beobachten, wie der ach so große Jäger auf sein Opfer zuschritt, um ihm den Todesstoß zu verpassen. Was Van jedoch nicht sah war, dass der Keiler nicht allein war. Links und recht von ihm, im Dickicht der Farne und Büsche, hatten sich die ganze Zeit über zwei andere Keiler aufgehalten, ebenfalls damit beschäftigt, an verendeten Bäumen herum zu scharren. Und nun, da sich Van als Jäger offenbarte, waren sie da, um ihn zu stürzen. Mensch gegen Tier. So war es schon immer... Hitomi, die immer noch reglos im Gebüsch kauerte, musste hilflos mit ansehen, wie der eine Keiler von links auf Van zustürmte. Der Regen prasselte nun nur so nieder, dass die Welt in wenigen Minuten wie ein einziger Sumpf wirkte. Sie konnte ihm nur auf eine einzige Art helfen. "Achtung Van! Links von dir!", schrie sie aus ganzem Leibe, in der Hoffnung, der Regen würde ihre Stimme nicht verschlucken. Van reagierte schnell. Der nächste Pfeil war schon gezogen, kam jedoch nicht zum Einsatz, denn der Keiler war schon gefährlich nah. Van wich geschickt aus und schoss den Pfeil in das fette Hinterteil des vorbeistürmenden Keilers. Auch den dritten Keiler hatte er nun im Blick und hätte ihn vermutlich auch mit links überlisten können, wäre da nicht noch ein zusätzliches Hindernis aufgetaucht. Hitomi beobachtete mit Entsetzen, was nun passierte. Es ging alles viel zu schnell. Van trat zurück, zog ein Pfeil aus dem Köcher, versank jedoch mit den Fersen im aufgeweichten Boden und trat wieder nach vorne und sackte ebenfalls ein wenig ein. Dann knickte er aufgrund des Gleichgewichtsverlustes seitlich weg. Der Pfeil ward zwar geschossen, drang jedoch ziellos ein paar Meter weiter links in den Boden. Der Keiler kam immer noch in vollem Karacho auf den König von Farnelia zu, mit nichts als Wut in den roten Augen und dem uralten Verteidigungsinstinkt, der das Tier immer wieder vor dem Menschen gerettet hatte. Van verlor den Überblick, griff noch zu seinem Schwert, konnte sich aber nur noch nach links wegdrehen, um die Stoßzähne des Waldkeilers nicht in den Brustkorb gerammt zu bekommen. Der Plan ging nicht auf. Der Keiler streifte Vans Oberarm. Zumindest würde man es im verharmlosten Sinne als streifen bezeichnen. Der rechte Eckzahn drang voll und ganz in Vans rechten Oberarm ein und riss ihm das Fleisch vom Knochen. Van sank zusammen und heulte vor Schmerzen auf. Die Jagd war für ihn zu Ende, für die Keiler jedoch nicht. Sie kreisten ihren Feind ein, drohten ihn zu zerfetzen. Hitomi konnte nicht mehr zusehen. Van würde sterben, wenn sie nicht eingriff! "Van!", schrie sie und sprang verzweifelt auf. Einer der Keiler wurde auf sei aufmerksam. Er setzte zu einem Sprint an, durch irgendwie, inmitten dieser unwirklichen verzerrten Szene, kam Hitomi und Van das zu Hilfe, womit sie am wenigsten gerechnet hätte. Das Gewitter, das in vollem Gange tobte, sandte einen gewaltigen Blitz aus. Die Luft lud sich elektrisch auf, was die Keiler dazu brachte, hysterisch auf zu grunzen. Als der Blitz dann mit all seiner elementaren Wucht in einen naheliegenden Baum einschlug, flohen die Keiler, denn die Natur, in der sie selbst lebten, wurde hier zu ihrem schlimmsten Feind. Schlimmer als der Mensch. "Vaaaaaaaann!!!" Hitomi konnte sich endlich aufraffen und aus ihrer Erstarrung lösen. Sie sprang auf, zog ihren mittlerweile völlig vom sintflut-artigen Regen durchnässten Körper nach oben und rannte zu Van hinüber. Dieser lag inmitten der Lichtung und unterdrückte den stechenden Schmerz mit einem gleichmäßigen Keuchen. Sein Hemd war bis zur Schulter blutdurchtränkt und die Wunde selbst hatte sich ekelerregend mit Regen und Schlamm gefüllt. "Van! Kannst du mich hören?!", rief Hitomi und lies sich direkt neben ihm nieder. Sie hielt sein Gesicht in den Händen und rüttelte aufgebracht daran. Van öffnete kaum merklich seine Augen und starrte Hitomi hilfesuchend an. "Lass mich deine Wunde ansehen..." Sie war sehr tief. Wenn sie sich nicht täuschte, konnte sie den Knochen sehen, doch sie würde verheilen, das war ihr im Moment sofort klar. Entsetzlich weh tat sie trotzdem. "Verdammt... Tut das weh!", jammerte Van und biss sich auf die Lippe. Hitomi handelte nun einfach instinkttief. "Ich werde die Wunde grob verbinden... Und dann schaffe ich dich hier weg!", bestimmte sie und riss ihr eigenes Hemd an der Schulter ab. Den schlauchigen Ärmel benutzte sie als Verband und wickelte ihn fest um die offenen Wunde. Sofort drang Blut hindurch, was aber immer noch besser war, als nichts. Sie suchte Blickkontakt mit Van und strich ihm beruhigend über die Stirn und durch sein pechschwarzes, klitschnasses Haar. "Komm, du musst aufstehen Van! Bitte, halt dich an mir fest! Wir müssen es zurück zu den Pferden schaffen..." Es donnerte und blitzte wieder. Hitomi hatte nun aber keine Angst mehr. Vans Schicksal lag jetzt in ihrer Hand. Sie stützte ihn den gesamten Weg zurück zu den Pferden, welcher ihr nun unendlich lang vorkam. Der Sturm tobte um sie herum, durchnässte ihre Kleider, schlug ihnen Äste und Blätter ins Gesicht und lies ihre Stiefel im Boden versinken. Bei den Pferden angekommen verlor Hitomi erneut all ihren Mut. Die Pferde waren schlichtweg nicht mehr da. Dort wo ihre Brauner gestanden hatte, waren nur noch Schrammen am Baumstamm und ein abgerissener Zügel zu sehen. Es hatte sich losgerissen. Kúro, den Van grundsätzlich nirgends fest band, hatte es im Sturm anscheinend auch nicht mehr ausgehalten. "Was machen wir nun...?", fragte Hitomi Van, der wie ein Krüppel an ihrer Schulter lehnte und sich mit dem gesunden linken Arm an ihren Hals klammerte. Seine Hand war kalt und Hitomi befürchtete, dass sich die Wunde entzünden könnte und dass er nun, wo auch die Pferde weg waren, hier im Sturm an Wundfieber sterben könnte. Sie fasste ihn fester um die Hüfte. Sie hatte nicht vor ihn aufzugeben. "Ruf... nach K'ro...", keuchte Van dann nach einer Weile. Hitomi hatte damit nicht gerechnet. "Wie bitte?", hackte sie nach. "Ruf... nach Kúro...!", brachte Van erneut mühsam hervor. Hitomi tat was er ihr sagte. Zum ersten mal am heutigen Tag... Sie rief laut, im akustischen Kampf mit dem Sturm, nach dem schwarzen Pferd von Van, immer wieder und immer wieder. Schließlich, als könnte es nicht anders sein, kam das rassige Pferd seelenruhig, als hätte es nur einen kurzen Ausflug gemacht, den Pfad entlang getrabt und blieb direkt vor Hitomi stehen. Hitomi betrachtete das Pferd genau und konnte es erst gar nicht glauben, dass doch noch nicht alles verloren war. "Gott sei dank...", murmelte sie leise und trat an das Pferd heran. Die Enten hingen nicht mehr am Sattel, aber sonst schien Kúro keinen weiteren Schaden genommen zu haben. "Los Van, verschwinden wir von hier...", meinte sie und half Van in die Steigbügel, worauf hin er sich mühsam in den Sattel setzte. Bevor Hitomi selbst aufsaß, strich sie Kùro über die Stirn. "Du bist der Retter in der Not..." Da bemerkte sie, dass das Pferd die selben Augen hatte wie Van.... Der Regen hatte etwas nachgelassen, dennoch prasselte er immer noch kontinuierlich auf sie hernieder. Hitomi saß hinter Van und hielt ihn mit einer Hand an der Taille fest, während sie mit der anderen das Pferd langsam und bedächtig durch den Dschungel lenkte. Sie hatte keine Ahnung wohin sie ritt und ihr Orientierungssinn war auch nicht gerade der beste. In gewisser Weise vertraute sie auf Kúro, denn man sagte Pferden ja nach, dass sie immer wieder nach Hause finden würden. Van war ihr keine Hilfe. Er wiegte im gleichmäßigen Schritt des Tieres hin und her und schien völlig damit beschäftigt, seinen Schmerz zu unterdrücken. Zumindest war er noch bei Bewusstsein... Hitomi kam die Situation jedoch immer auswegloser vor. Wohin sollte sie reiten? Würde sie überhaupt annähernd in die Nähe Farnelias kommen? "Was soll ich tun Van?", fragte sie, erwartete allerdings keine Antwort. Zuerst kam auch keine. Van keuchte nur erneut auf, von einer Woge des Schmerzes überrollte. Dann brachte er die Worte stockend hervor. "Reite... gen Westen. Da ist das Katzendorf... von Merle..." Hitomi griff fester um Vans Oberkörper herum. Es war überhaupt das erste mal, seit ihrer Ankunft auf Gaia, dass sie sich körperlich so nahe waren. Jedoch war das nur ein Ausnahme für diese besondere Situation. Dass sie Van irgendwann einmal bewusst so berühren konnte, war für sie unvorstellbar... Das Katzendorf also... Ein erneutes Aufeinandertreffen mit Merle hätte sie zwar gerne noch etwas hinaus gezögert, doch konnte sie Van nicht so leiden lassen. Diesmal wollte sie ihm den Schmerz ersparen. -------------------------------------------- Nachwort: So ok... Lasst das kapitel noch ein bissl auf euch wirken, fühlt euch in den gaianischen Dschungel hinein,stellt euch vor es gießt aus kübeln und ihr sitzt an hitomis Stelle hinter Van auf dem Pferd... *wuahhhhaaaaaa!!!* ^-^ Nein, nein, ich nutze die situation hier schamlos aus... *gg* Spaß beiseite... Wie fandet ihrs? Also meiner beta leserin "hots voll daugt", auf bayerisch gesagt... ich hoffe, euch auch... Mir persönlich gefällt dieser part ja von allen bisherigen teilen mit am besten, bis auf die tolle Balkonszene in kapitel 6? glaub ich? *hihi* Nein ich weiß nicht, das hier ist hald so ne schlüsselszene, weil van langsam aber sicher zu einer einsicht kommt. Ich hab mich einfach schon ewig drauf gefreut, das teil zu schreiben, ich weiß auch nicht warum. mich würde interessieren, ob die stimmung richtig rüber gekommen ist, die dramatik etc. da bin ich mir nämlich nicht so sicher... kann sein, dass viele dinge aufgrund des schnellen schreibens irgendwie untergegangen sind... aber das könnt ihr ja kommentieren. Um noch kurz auf eure kommis zu kapitel 11 einzugehen, zwecks der favourite-charas. alos anscheinend kommt Van bei allen von euch gut an... das freut mich! *hihi* und Tomu scheint auch ein zwei fans zu haben, ebenso wie allen &co. über dornfels scheint ihr euch alle eindeutig noch uneining zu sein... richtig so! naja, im laufe der geschichte frag ich euch nochmal, vielleicht hat sich ja dann was geändert. ihr habt wirklich keinen schimmer wer diese mysteriös dame von allen ist? wenn ihr scharf überlegt, müsstet ihr eigentlich drauf kommen... Was mich meine beta-leserin mal gefragt hat: wo ist eigentlich Serena abgeblieben? Tja, simple antwort, sie ist einfach nicht wichtig für die story und ich hab sie ganz weggelassen, aber vielleicht taucht sie später oder so mal irgendwie auf. ok. bis zum nächsten kap! (wird wieder länger dauern...) auf bald, Chiyo-san Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)