Dunkel von Chi_desu (sasu/saku) ================================================================================ Kapitel 4: Finsternis --------------------- Mühsam setzte Sasuke einen Schritt vor den anderen. Er hatte nicht nur mit seiner einstweiligen Blindheit durch den Verband zu kämpfen, sondern auch mit seinen anderen Verletzungen. Sein Knöchel war verstaucht und deshalb brauchte er Sakuras Hilfe, sogar um die paar Meter aus seinem Zimmer, den Gang entlang und in Narutos Zimmer zu schaffen. Sie schob die Tür auf und führte ihn in den Raum. Naruto saß aufrecht im Bett und begrüßte seine besten Freunde mit einem: "Schön euch zu sehen!" Sasuke blieb mitten im Raum stehen und drehte seinen Kopf in Richtung Naruto. "Dobe. Ich wünschte wirklich, ich könnte dasselbe sagen." Naruto lachte unecht. "Immer noch derselbe, zynische Sasuke. Hast du gar nichts gelernt?" "Doch. Einiges sogar.", gab Sasuke geheimnisvoll zurück. Versöhnlich sagte Naruto: "Komm doch und setz dich zu mir." Sakura führte Sasuke rüber zum Stuhl und er setzte sich. Unvermittelt fragte er: "Wann wirst du entlassen?" "In zwei Wochen haben sie gesagt. Aber ich denke ja gar nicht daran, so lange untätig herumzuliegen. Und du?" Ein Schulterzucken war die Antwort. Eine steile Falte bildete sich auf Narutos Stirn. "Wann nehmen sie dir diesen Verband ab? Ich will dir in die Augen schauen, wenn ich mit dir rede." "Warum? Hast du mir etwas Wichtiges zu sagen?" Naruto schwieg dazu. Sakura, die dem Gespräch bisher schweigend zugehört hatte, erkannte, dass Naruto sich verändert hatte. Er wirkte auf einmal sehr viel erwachsener. Sasuke sagte nach einer kurzen Pause: "Sakura? Könntest du uns einen Moment alleine lassen?" Sie nickte bloß, stand auf und verließ den Raum. Durch das kleine Fenster in der Tür beobachtete sie die beiden, wie sie sich erstmal schweigend gegenüber saßen. Dann öffnete Sasuke den Mund und sagte etwas. Sie konnte es nicht verstehen und sie sollte auch nie erfahren, worüber die beiden im einzelnen sprachen. Aber sie vermutete, dass es um die Schlacht ging (worum auch sonst?) und die Tatsache, dass Naruto Sasuke beschützt hatte. Lange, sehr lange stand sie da und beobachtete die beiden, wie sie gefasst miteinander sprachen. Manchmal glaubte sie, eine Emotion über Narutos Gesicht huschen zu sehen, aber sie war zu schnell verschwunden, um sie deuten zu können. Irgendwann stand Sasuke auf und Sakura kam zurück ins Zimmer um ihm zu helfen. Er sagte kein Wort über das, was er mit Naruto besprochen hatte, aber von da an schritt Narutos Genesung sehr viel schneller voran. Sasuke war längst eingeschlafen und auch Sakura war gerade auf ihrem Stuhl neben seinem Bett eingenickt, als die Tür aufging. Geweckt durch Schritte schreckte sie hoch und war sehr überrascht, als sie erkannte, dass der unerwartete Besuch Tsunade war. Die Hokage war tatsächlich nicht mehr dieselbe. Sie sah nicht länger jung aus, sondern im Gegenteil wirkte sie plötzlich wie eine alte Frau, noch älter als sie in Wirklichkeit war. "Tsunade-sama! Du solltest dich schonen!", rief Sakura, als sie erkannte, wie viel Mühe ihr allein das Gehen machte. Aber Tsunade winkte ab. "Zum Ausruhen hab ich noch genug Zeit. Ich bin hier, um Sasuke zu helfen." "Dazu bist du noch zu schwach.", gab Sakura halbherzig zu bedenken. Sie wollte im Grunde nichts mehr, als Sasuke wieder genesen zu sehen. "Ich werde mich nie mehr ganz erholen.", antwortete Tsunade. "Ich werde sterben, Sakura. Aber vorher möchte ich meinen Schützlingen helfen." Sakura hatte ihre Worte noch nicht ganz verdaut, da kam Tsunade schon ans Bett. Sasuke war durch das Gespräch aufgewacht und saß nun aufrecht im Bett. "Sasuke-kun, ich bin's, Tsunade. Ich werde versuchen, dich zu heilen." Keine Regung huschte über sein Gesicht, als er sagte: "Endlich." Die Hokage legte ihre dünnen, jetzt faltigen Hände über sein Gesicht. Es dauerte nicht lange bis sie in einem schwachen Licht glühten und man konnte deutlich sehen, wie die Narben die unter dem Verband hervorlugten, verblassten. Sakura faltete andächtig ihre Hände und schickte ein Gebet der Dankbarkeit zum Himmel. Tsunade wurde immer blasser. Es schien sie große Mühe zu kosten, trotzdem hörte sie nicht auf. Und Sakuras Aufmerksamkeit galt im Moment mehr Sasuke als der Hokage. Irgendwann ließ diese ihre Hände mit einem leisen Seufzen sinken. Sie machte einen Schritt nach hinten und sagte erschöpft: "Ich weiß nicht, ob es geholfen hat. Ich kann in meinem Zustand nur noch die äußeren Verletzungen heilen. Deine Augen sind wiederhergestellt, aber ich weiß nicht, wie tief die Verwundung wirklich ging. Wenn auch der Sehnerv verätzt wurde, dann kann vielleicht auch ich dir nicht helfen." "Egal. Nimm mir endlich diesen Verband ab.", blaffte Sasuke ungeduldig. Zögernd löste Tsunade die Bandage, während Sasuke ganz ruhig im Bett saß und abwartete. Schließlich fiel der letzte Stoff in Sasukes Schoß und Sakura atmete auf, auch wenn sie sich nicht wirklich entspannen konnte. Tsunade hatte ganze Arbeit geleistet. Auch wenn noch ein paar blasse Narben Sasukes Gesicht verunstalteten, er sah fast wiederhergestellt aus. Langsam hoben sich seine Augenlider und aus tiefschwarzen Augen starrte er in den Raum. "Du musst Geduld haben. Deine Augen müssen sich erst wieder an das Licht gewöhnen.", sagte Tsunade leise. Es wurde ganz still und Sakura biss sich angespannt auf die Unterlippe. Auch Tsunade hielt den Atem an. Sasuke rührte sich zuerst nicht. Dann weiteten sich seine Augen und er wurde leichenblass. "Warum ist es so dunkel?", stammelte er. "Warum kann ich dich nicht sehen?" Sakura starrte in seine schwarzen, ausdruckslosen Augen, die sie nicht mehr sehen konnten, und verzweifelte. ...tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)