Encanto de Isla Orchila von abgemeldet (chap 4 und 5 online!) ================================================================================ Kapitel 4: Ausflug ins Unbekannte --------------------------------- Angelina riss die Augen auf. In diesem Augenblick kehrte ihr Bewusstsein zurück und eine Welle von Gefühlen brach über sie herein. Ihre Pupillen weiteten sich in der Dunkelheit, die sie umfing; ihr Atem ging schwer und keuchend. Sie brauchte einige Minuten, um zu begreifen, wo sie sich befand. Über ihr breitete sich der endlose, finstere Sternenhimmel aus, keine Wolke trübte die Sicht. Sie selbst klammerte sich an ein Beiboot - oder zumindest an eine zerbrochene Hälfte davon und ihre Beine paddelten hilflos im kühlen Meer herum. Um sie herum war nichts als dunkles, tiefes Wasser. Panik stieg in ihr auf. Sie war vollkommen allein auf dem riesigen Ozean und hatte nicht den leisesten Schimmer, was passiert, oder wo die anderen waren. Zitternd holte sie Luft und schrie so laut sie konnte: "HILFE!" Als sie keine Antwort bekam, schrie noch einmal und noch einmal und noch einmal. Nichts. "Nein, Nein, Nein! Bitte nicht...", flüsterte sie schließlich zu sich selbst und versuchte, sich an den Holzplanken hochzuziehen. Ihre Muskeln schienen förmlich aufzuschreien, als sie alle Kraft zusammennahm und sich hinaufhievte. Doch sie schaffte es und blieb erschöpft auf dem Stück Boot liegen, das gerade groß genug war, um sie zu tragen. Nach Luft ringend strich sie sich ein paar nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht und sah zum Himmel hinauf. "Was ist bloß passiert?", fragte sie laut, als ob sie eine Antwort erwartete, "Wo sind Jack und die anderen?" Erschöpft schloss sie die Augen und fiel in einen unruhigen, fieberhaften Schlaf. "Mann über Bord!" "Holt ihn rauf! Macht schon, ihr Kielschweine!" "Aber das ist ja..." "Holt den Captain, schnell!" Angelina öffnete langsam die Augen und blinzelte ein paar Mal. Sie befand sich in einem Gewirr aus Beinen und Schuhen. "Hey, Mädchen!", rief einer, zu dem ein paar Lederstiefel gehörten. Angie wandte den Kopf zu ihm und richtete sich langsam auf. "Wie heißt du?" "Angelina Sparrow.", antwortete sie mit brüchiger Stimme. Ein Raunen ging durch die Meute, die sich um sie versammelt hatte, doch bevor jemand etwas sagen konnte, wurden sie von einer anderen, lauten Stimme unterbrochen. "Aus dem Weg, ihr Landratten, weg da!", die Menge teilte sich und ließ einen großen, breitschultrigen Mann durch. Angie blinzelte ihn verwirrt an. Der Mann hatte einen langen, schwarzen Bart, trug ein rotes Kopftuch und einen knöchellangen, dunkelbraunen Mantel. Seine schwarzen Augen funkelte Angelina misstrauisch an. "Steh auf, Weib!", befahl er und packte sie grob an den Armen, mit einem Ruck wurde sie nach oben gerissen. "Wie ist dein Name?" "Angelina Sparrow.", wiederholte sie und sah den bärbeißigen Mann, der allem Anschein nach der Captain sein musste, an. Dieser zog überrascht die Augenbrauen zusammen, "Nun, Miss Sparrow, was treibt Ihr denn hier so ganz allein auf dem Meer herum?" "Das wüsste ich auch gerne, Captain ...?" "Simmons. John Simmons." "... Captain Simmons.", beendete Angie den Satz. Der Captain lachte, "Soso, du weißt es also selbst nicht - ich darf doch du sagen, oder?" Angie nickte stumm. "Also gut. Sperrt sie in die Brigg und dann zurück an die Arbeit, faules Pack!", rief er und wandte sich von Angelina ab. Als er ging, bemerkte sie, dass er ein Holzbein hatte, dass bei jedem Schritt ein hohles Geräusch verursachte. "Na komm schon.", sagte der Mann, der sie vorhin schon angesprochen hatte und brachte sie unter Deck ins Schiffsgefängnis. Er sperrte sie in eine Zelle und wollte schon gehen, als Angie ihn davon abhielt: "Wohin fährt dieses Schiff?" Der Mann, dessen kurze, braune Haare wild vom Kopf abstanden, drehte sich wieder zu ihr um und grinste. "In den nächsten Hafen.", er lachte und kehrte ihr dann den Rücken zu. Angie äffte ihn hämisch nach und ließ sich dann an den Gitterstäben auf den Boden sinken. Jetzt konnte sie nichts mehr tun, außer warten. Gegen Abend hörte sie Schritte auf den Stufen, die an Deck führten. Gelangweilt nahm sie den Fuß der Treppe ins Visier, um zu sehen, wer sie besuchen kam. Es war der Mann mit den zerzausten Haaren. Er brachte ihr eine Schüssel voll Mehlsuppe, einen Kanten Brot und eine dickbauchige Rumflasche. Angie nahm sie durch die Zellentür entgegen und begann sofort gierig zu essen. "Hast wohl Hunger, was?", fragt der Pirat grinsend. Sie nickte, während sie das Brot in kleine Stücke brach und in die wässrige Suppe tauchte. Dann zog sie den Korken von der Flasche, setzte sie an, ließ sie aber gleich wieder sinken und funkelte den Mann empört an. "Was denn? Hast du etwa gedacht, wir geben dir was von unserem guten Rum ab?", sagte der und lachte leise. Die Flasche enthielt nämlich nur Wasser. Missmutig aß Angie auf und gab ihm die Suppenschüssel und den Löffel zurück. "Die Flasche kannst du behalten, teil es dir gut ein.", raunte er und wandte sich zum gehen. "Warte mal, wie heißt du eigentlich?", rief Angie ihm hinter und er antwortete, ohne sich umzudrehen: "Tom." Angie lehnte sich zurück gegen die eisernen Gitterstäbe und schloss die Augen. Am nächsten Morgen wurde sie von einem lauten Ruf geweckt: "Land in Sicht!" Sofort war sie hellwach und beobachtete die Luke, die nach oben führte, doch niemand kam. Über ihr polterten Schritte hin und her. Seufzend setzte sie sich wieder hin und genehmigte sich einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche. Oben an Deck holten die Männer die schwarze Piratenflagge ein und machten das Schiff fertig zum anlegen. Der Captain stand vorne am Bug und betrachtete den immer näherkommenden Hafen mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck. Er rief seinen Bootsmann, Tom, zu sich und flüsterte ihm etwas zu. Tom nickte grinsend und verschwand dann unter Deck, während die anderen sich fertig machten, um an Land zu gehen. Angie sah neugierig auf, als Tom die Treppen herunterkam und ihre Zelle aufsperrte. Was sie allerdings ein bisschen beunruhigte, waren die Eisen, die er ihr hinter dem Rücken anlegte. "Wo sind wir und was habt ihr mit mir vor?", erkundigte sie sich mit einem unbehaglichen Gefühl in der Bauchgegend. "In Portmore.", antwortete Tom barsch und führte sie die Treppe hinauf. Als Tom sie an Deck vor sich hertrieb, warfen die anderen Piraten ihr lüsterne Blicke zu. Der Bootsmann brachte sie zum Captain. Dieser nahm ihr Kinn und musterte ihr Gesicht. Dann überprüfte er ihre Zähne und fühlte, wie viel Fleisch sie auf den Rippen hatte. Mit einem herausfordernden Blick wand sie sich aus seinem Griff. Er nickte zufrieden, ging zur Reling und verließ das Schiff als erster. Seine Mannschaft folgte ihm, als letzte Angie und Tom. Unten auf dem Steg angekommen, raunte einer der Männer - allem Anschein nach ein Puerto Ricaner: "Schade, dass wir das hübsche Ding schon weggeben müssen. Eine Nacht hätten wir sie doch noch behalten können..." Die anderen lachten nur höhnisch. "Soll ein anderer mit ihr seinen Spaß haben!", rief ein großer, glatzköpfiger Kerl mit Zahnlücke. Jetzt wusste sie, was die Piratenmeute mit ihr vorhatte. Sie wollten sie auf dem Sklavenmarkt von Portmore verkaufen. Der Captain bemerkte anscheinend ihren verzweifelten Blick. "Mach dir keine Sorgen, Schätzchen. Wenigstens vollbringst du noch eine gute Tat.", sagte er leise und seine Augen funkelten bösartig. "Ja, du machst uns arme Piraten reich!", flüsterte Tom in ihr rechtes Ohr. Angie begann zu schreien, als der Bootsmann sie hinter dem Captain den Steg entlang schubste, sodass Tom ihr einen Fetzen Stoff in den Mund stecken musste, damit sie endlich Ruhe gab. Die ganze Zeit über, in der sie durch die Gassen der Stadt gehetzt wurde wie ein Tier, starrten die Bewohner von Portmore sie nur mitleidig an, ohne irgendetwas dagegen zu tun. Inzwischen hatte sie schicksalsergeben den Kopf gesenkt und trottete vor Tom her. Ihre Handgelenke schmerzten schon von den schweren, scharfkantigen Eisenringen, den Gedanken an eine Rettung hatte sie schon lange aufgegeben, denn wer würde ihr schon helfen. Endlich erreichten sie den Sklavenmarkt, der sich im ummauerten Innenhof des ehemaligen Rathauses befand. Dort war ein Holzpodest aufgebaut, auf dem der Ausrufer stand und die Sklaven feilbot. Davor hatte sich eine lärmende Menschenmenge versammelt, die neugierig und abschätzend die gefesselten Männer und Frauen auf dem Podium beäugten. Captain Simmons und seine Crew blieben am Rand des Podestes stehen, während Tom Angie weiterführte, zur Hinterseite. Dort stand ein kleiner Tisch, hinter dem eine Frau in mittleren Jahren mit fettigem Haar und vergilbten Zähnen saß. "Name?", fragte sie mit gleichgültiger, monotoner Stimme und zückte eine zerzauste Schreibfeder. "Angelina Sparrow.", antwortete Tom, der genugtuend grinste, als die Frau am Tisch überrascht innehielt. "Wie bitte?" "Ja, Ihr habt schon richtig gehört, Miss.", Tom grinste noch breiter und die Frau trug Angies Namen in ein Formular ein, "Alter?" Tom sah Angie fragend an. "Siebzehn.", murmelte sie zerknirscht. Auch das trug die Frau ein. Danach folgten Fragen nach Angies Größe und Gewicht, Augen- und Haarfarbe und ihrer Jungfräulichkeit. Widerwillig gab sie alles an und musste zusehen, wie die hässliche Frau es in das Formular einschrieb. Schließlich fragte sie noch: "Startgebot?" "Sagen wir 150 Dublonen." "Ist das Ihr Ernst?" "Sicher, dass hier ist schließlich eine Sparrow.", sagte Tom und sah die Frau eindringlich an. "Na schön, dann unterschreibt bitte hier.", sie schob ihm das Blatt zu und Tom unterzeichnete mit Captain Simmons Namen. Dann schubste er Angie zu einer Bank hinter dem Podest, auf der schon zwei andere Sklaven saßen und ging dann - ohne ein weiteres Wort - von dannen. Gleich darauf erschien ein bulliger Schwarzer mit wulstigen Lippen, der ihre Handgelenke in Eisen fasste und sogar ihre Füße mit einer schweren, etwa Zwanzig Zentimeter langen Kette zusammenband. Der hagere, ausgemergelte Mann, der neben Angie saß, wandte den Kopf zu ihr und lispelte: "Armes Mädchen... noch so jung..." Sie hingegen verzog das Gesicht und rutschte ein Stück von ihm weg. Hinter ihr wurde ein Sklave nach dem anderen verkauft und so holte man schließlich auch die beiden Männer und sie selbst nach oben auf die Bühne. Dort wurden sie in einer Reihe aufgestellt und der Ausrufer las die jeweiligen Eigenschaften und das Startgebot des ersten Mannes vor. Angelina stand ganz am Rand des Podiums und würde somit als letzte der Drei verkauft werden. Das war ein alter Trick der Händler, sie hatte es schon oft mit eigenen Augen gesehen: Frauen und vor allem Mädchen waren als Sklaven sehr beliebt, deshalb stellte man sie oft mit ein oder zwei Männern auf die Bühne und ließ zuerst auf die Männer bieten. Da die Käufer natürlich auf die Frau spekulierten, trieben sie die Gebote für die Männer möglichst hoch, sodass diese schnell verkauft wurden und sie dann das Weib ersteigern konnten. So war es auch diesmal. Für den Ersten in der Reihe hoben sich aus der Menge vor dem Podest reihenweise Hände. Ehe Angie es sich versah, schrie der Ausrufer schon: "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, verkauft an den Herrn mit der Feder auf dem Hut." Daraufhin wurde das Startgebot des mageren Mannes, der Angie vorhin auf der Bank angesprochen hatte, verlesen. Für ihn gaben deutlich weniger Leute ein Gebot ab, doch schließlich wurde er für 45 Dublonen an eine alte Frau verkauft. Nun kam Angie an die Reihe, sie musste vortreten und der Ausrufer entfaltete das Blatt Pergament, auf dem ihre Angaben standen. "Kommen wir zur Versteigerung dieses hübschen Weibes namens...", er hielt inne und warf einen verwirrten Blick zu der Frau mit den fettigen Haaren, die hinter ihm an dem Tisch saß; diese nickte bestätigend und der junge Mann fuhr fort, "...Angelina Sparrow." Ein Raunen ging durch die Menge, einige tuschelten aufgeregt mit ihrem Nachbarn, andere musterten Angie neugierig. "Diese gibt an 17 Jahre alt zu sein, ihre Größe beläuft sich auf 169 Zentimeter und ihr Gewicht liegt bei genau 110 Pfund [Anm. d. A.: 110 englische Pfund entsprechen ca. 50 Kilogramm XD]." Die restlichen Worte des Ausrufers gingen im Lärm der Menge beinahe unter, denn eine ganze Horde Interessierter drängte nach vorn, alle hatten die Arme nach oben gerissen und brüllten wild durcheinander. Einerseits fühlte Angie sich geschmeichelt, so viele "Verehrer" zu haben, andererseits wurde ihr übel, wenn sie sah, was für Leute sie haben wollten. Da war zum Beispiel ein fast zahnloser Mann in den mittleren Jahren, der nur Lumpen am Körper trug und auch sonst einen sehr schäbigen, heruntergekommenen Anblick darbot. Der Ausrufer musste sogar auf einen Stuhl steigen und lautstark um Ruhe bitten, bis sich die Meute wieder einigermaßen beruhigte. Erleichtert stieg der junge Mann wieder herunter und rief: "Das Startgebot beträgt 150 Dublonen! Ich bitte alle, die sich das nicht leisten können nochmals um absolute Ruhe, schließlich sind wir hier auf einem Markt und nicht im Wirtshaus!" Sofort begannen wieder einige Leute zu tuscheln, manche verließen auch empört den Platz. Zu Angies Glück auch der zahnlose Mann in der ersten Reihe. Der Ausrufer sammelte sich und nahm dann die ersten Gebote an. Angie beobachtete das weitere Geschehen wie durch einen milchigen Schleier, der sich vor ihre Augen geschoben hatte. Ihre Gedanken rasten, sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sein würde, von jemandem... ersteigert zu werden. Und sie wollte erst garnicht daran denken, was dieser jemand womöglich mit ihr anstellen würde. Plötzlich wurde sie durch ein lautes "Verkauft!" aus ihren Gedanken gerissen. Gehetzt blickte sie umher, der Ausrufer wies mit der Hand auf einen - überraschend gut aussehenden - Mann in der zweiten Reihe, der zudem noch relativ reich zu sein schien, nach seiner Kleidung zu urteilen. Angie wurde am Arm gepackt und ihre Ketten klirrten, als sie nach hinten, hinunter vom Podium geschleift wurde und dort zusehen musste, wie das Blatt Pergament mit Captain Simmons (eigentlich Toms) Unterschrift und ein Lederbeutel voll Gold jeweils die Besitzer wechselten, Tom und der wohlhabende Mann sich mit einem Handschlag verabschiedeten und sie selbst schließlich von dem dunkelhäutigen Riesen wieder von den Fußeisen befreit wurde. Der Mann, der sie ersteigert hatte, wies einen jungen Burschen - anscheinend ebenfalls sein Sklave - an, Angie bei der Kette, die sie immer noch zwischen den Handgelenken trug, zu nehmen und die Piratin hinter sich herzuziehen. Wortlos ließ Angie es geschehen, doch ihr Blick - hätte er Dolche aussenden können - hätte den reichen Schnösel auf der Stelle getötet. Der Bursche zerrte sie die Straße entlang, wobei sie allerlei neugierige Blicke erntete. Genervt starrte Angie zu Boden. Ihrer gutbetuchter "Käufer" stolzierte voraus, sie selbst und der Junge hinterher. Die Sonne brannte ihnen auf den Rücken, doch der Snob marschierte unerbittlich durch die Mittagshitze, hinaus aus der Stadt, einen staubigen Weg entlang. Dieser machte nach etlichen Meilen einen Knick nach rechts und endete vor einem gusseisernen Tor, hinter dem sich eine wirklich herrschaftliche Villa erhob. Zwei Wachen waren am Tor postiert, die sofort Haltung annahmen, als sie ihren Herrn kommen sahen. "Guten Tag, Mister Richards.", sagten beide im Chor und öffneten dann einen Flügel des Tors. Richards nickte ihnen nur zu, durchschritt die Tür und ging dann den gepflasterten Weg, der geradeaus zur Villa führte, hinauf. Angie und der Junge folgten ihm, mehr oder auch weniger freiwillig. Während Richards das Haus durch den kunstvoll verzierten Vordereingang betrat, führte der Bursche Angie an der Hauswand entlang, um die Ecke herum und in den Hintereingang hinein. Plötzlich fand sie sich in einer großen Küche wieder, wo viele junge, dunkelhäutige Frauen über dampfenden Töpfen standen oder durch den ganzen Raum wuselten. Der blonde Junge zog einen rostigen Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Eisen, die Angies Hände banden, auf. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand wieder nach draußen. Angie massierte sich die Handgelenke, an denen sich bereits blutige Ränder gebildet hatten. Eine dicke, schwarze Frau kam auf sie zu, sie trug ein Stoffbündel in den Armen, das sie der jungen Piratin in die Hand drückte. "Das ist deine Arbeitskleidung. Marita wird dir zeigen, wo du dich umziehen kannst." Eine weitere Frau nahm sie am Arm und schleuste sie zwischen den anderen hinaus aus der Küche in einen langen, dunklen, fensterlosen Gang über dessen niedrige Decke dünne Schnüre gespannt waren, auf dem die Wäsche zum trocknen hing. Die Frau drehte sich zu Angie um und sah ihr in die Augen: "Ich bin Marita. Vor Carla musst du dich in Acht nehmen, sie hat das Sagen in der Küche. Tu am Besten immer was sie will.", erklärte sie und deutete zu Tür, "Komm, ich zeig dir dein Zimmer, oder besser gesagt, unser Zimmer." Sie führte die sprachlose Angie durch den Gang, von dem aus unzählige Türen irgendwohin führten. Eine von diesen Türen öffnete Marita nun und zog Angie hinein. Der kleine Raum dahinter besaß nur ein einziges kleines Fenster, die Wände waren grau und schmucklos und auf dem Boden lagen etwa ein Dutzend schmuddelige Decken und Kissen. "Na los, zieh dich schnell um, Carla mag es nicht, wenn man trödelt." Marita schloss die Tür und ließ Angie allein. Diese verstand gar nichts mehr. Dieser Richards hatte sie, Angelina Sparrow, ersteigert, damit sie in der Küche stand und kochte? Das entzog sich jedweder Logik, Angie schüttelte fassungslos den Kopf und sah sich ihre Arbeitskleidung an. Sie bestand aus einem langen, weiten, pfirsichfarbenen Leinenrock, einem schmutzig-weißen, schulterfreien Wams und einem schwarzen Kopftuch. Nachdem sie ihre Kleider gewechselt hatte, spähte sie aus der Tür hinaus. Dort lehnte Marita an der Wand und wartete auf sie. "Fertig?" "Ja. Wo kann ich meine Klamotten hinlegen?" "Stopf sie unter dein Bett.", sagte Marita und als Angie ihr einen fragenden Blick zuwarf, fügte sie hinzu, "Das ist neben meinem, in der Ecke rechts." Angie verstaute ihr Hab und Gut und folgte Marita dann zurück in die Küche, wo beide von Carla mit einem "Warum hat das so lange gedauert?" und jeder Menge Arbeit erwartet wurden. Während Angie zum Kartoffelschälen und Marita zum Möhrenputzen verdonnert wurde, flüsterte die schwarzhäutige Küchenhilfe: "Wie heißt du eigentlich?" "Angelina.", raunte das Mädchen, worauf sie prompt mit einem strengen Blick Carlas bestraft wurde. Verlegen senkte Angie den Kopf und widmete sich ihren Kartoffeln. Zur gleichen Zeit, hunderte Meilen entfernt, wurde ein bewusstloser Jack an den Strand gespült. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)