Der Falkenclan von Renako (Stellungnahme s. Blog) ================================================================================ Kapitel 1: Rückkehr nach Sichelstein ------------------------------------ So, ihr lieben. Hier habt ihr meine druckfrische, neue Geschichte. Die Idee schleppe ich schon seit Anfang Februar mit mir rum. Allerdings brauchte sie ein wenig Zeit um zu reifen ^^° Inspiriert, oder besser auf die Idee gebracht wurde ich ein kleines bisschen durch Rouges ,(K)ein gewöhnlicher Ausflug' und Fys ,Herz gegen Verstand'. Darum, und weil die beiden echt tolle Freundinnen und Autorinnen sind, ist den beiden auch das erste Kapitel gewidmet *knuddel*. Der Falkenclan Kapitel 1 - Rückkehr nach Sichelstein - Burginternat Sichelstein 5 km - stand da auf dem kleinen weißen Schild. Ich verstaute meinen CD-Player sowie meine Sommerjacke in den Tiefen meines Rucksacks und sah dann aus dem Busfenster hinaus auf die schöne Landschaft um Burg Sichelstein herum. Wir fuhren gerade das letzte Stück über die stille Landstraße. Mais-, Weizen- und Roggenfelder zogen langsam vorbei, abwechselnd gelegen zwischen weiten Waldstücken und saftigen, grünen Wiesen. Das Wetter meinte es richtig gut mit uns armen Schülern, die nun wieder aus den wohligen, entspannenden Sommerferien zurück in den knallharten Schulalltag mussten. Die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel und wenn man nach vorne hinaus dem Bus sah, konnte man ein Flimmern auf der erhitzten Teerstraße erkennen, so heiß war es draußen. 11. Klasse... Wie doch die Zeit verging. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie ich vor sechs Jahren das allererste Mal diese Fahrt machte. Damals hatte es schrecklich geregnet. In der nahen Kleinstadt stieg ich aus dem Zug und musste mein Gepäck durch den strömenden Regen zu einem der Busse hin schleppen, die die Schüler vom Bahnhof zum Internat brachten. Bis ich den dummen Bus gefunden hatte, war ich schon bis aufs letzte Hemd durchnässt. War ich froh, als ich endlich drin saß. Ich hatte aus dem Fenster geschaut und voller Ungeduld das erwartet, was auf mich zukommen sollte. Ich war immer aufgeregter geworden. Und dann hatte ich zwischen den Regenschleiern das erste Mal Burg Sichelstein gesehen. Und genau wie damals war ich auch heute noch genauso fasziniert vom Anblick der großen Burg auf der kleinen Anhöhe an den Klippen des Meeres. Mit dem Unterschied dass mir heute kein Regen die Sicht nahm, sondern sich die große, graue Burg mit den vier hohen Türmen in ihrer ganzen Pracht vor meinen Augen auftat. Hinter mir nahm ich plötzlich aufgeregte Stimmen war. "Wenn er nicht nett zu uns ist, kann er sein blaues Wunder erleben, so einfach ist das!" Neugierig schaute ich mich um. Hinter mir saßen zwei Jungen die sich wie ein Ei dem anderen glichen. Beide sahen eher schmächtig aus, hatten strohblondes Haar, blaue Augen und eine Menge Sommersprossen auf der Nase. "Eben drum. Vielleicht ganz praktisch. Hätten wir gleich eine Testperson.", pflichtete der andere Zwilling seinem Bruder gerade bei. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Die beiden waren ganz sicher neu. Fünftklässer, auch liebevoll "Frischlinge" genannt. Ich drehte mich um, kniete mich auf die Sitzpolster und legte meinen Kopf auf den Armen ab. "Na, über welche bösen Leute macht ihr Zwei euch denn so große Sorgen?", fragte ich. Die beiden Jungen schreckten auf und sahen zu mir hoch. "Ni-nichts!" stotterte einer der beiden hastig. "Ach jetzt kommt schon! Geht's vielleicht um einen Lehrer?", fragte ich verständnisvoll. "Nee, das nicht.."... "...aaaaber? Na los, raus mit der Sprache!" Jetzt wollte ich aber wissen worum es ging. "Naja.. also...", zögernd sah er seinen Bruder an. Der zuckte mit den Schultern. Na prima. Die Sprache von Zwillingen ist ein Buch mit sieben Siegeln... "Tja also gut. Unsere Schwester hat uns erzählt, alle Neuen kriegen auf Sichelstein einen Mentor zugewiesen. Der muss einem alles zeigen und so weiter. Aber die Mentoren sollen alle richtig fies und schleimig sein! Sie zwingen einen Sklavendienste zu machen. Aufräumen muss man für sie! Und Hausaufgaben machen! Wir sind jetzt die ganze Zeit am Überlegen wie wir uns dadurch mogeln könnten!", beim letzten Satz schlug er sich total entsetzt die Hand vor den Mund. Ahhhha darum ging es also. Na, dann wollten wir die beiden mal ein wenig verunsichern... Ich grinste innerlich... "Soso. Ihr wollt also einen Weg finden, vor eurem Mentor zu fliehen? Das ist ja niedlich..." Ich kramte einen richtig fiesen, überheblichen Blick aus der Truhe meiner Schauspielkenntnisse. "... Ich fürchte das kann ich nicht durchgehen lassen. Da ich selbst einer der Mentoren bin, werde ich das unverzüglich dem Lehrkörper mitteilen müssen. Nennt mir bitte eure Namen." Ich genoss mit einer schadenfrohen Genugtuung die Wirkung meiner Worte. Die beiden Jungs rissen entsetzt den Mund auf und sahen sich panisch erschrocken an. "Und jetzt", hängte ich lachend an "macht mal euren Mund wieder zu. Meine Güte, ihr glaubt ja wohl nicht, dass ich euch bei irgendwem verpfeife, ehe wir überhaupt in der Penne sind!" Die Gesichter der beiden hellten sich unwillkürlich wieder auf. "Wirklich?" "Jep, wirklich", bestätige ich lächelnd. "Außerdem kann ich euch beruhigen. So schlimm sind wir Mentoren auch nicht. Verratet ihr mir im Gegenzug denn, wie ihr heißt?" Sie stellten sich als Richard und Rainer vor, die aber bevorzugt Trick und Track gerufen würden. Ihre ältere Schwester Annabelle, die jetzt die 8. Klasse in Sichelstein besuchen würde, war mir nicht unbekannt. Sie hatte auch schon so allerhand über die beiden Lausbuben von Zwillingen berichtet. Na das konnte ja heiter werden! Ich stellte mich den beiden auch noch kurz vor, als der Bus auch schon auf dem Innenhof der Burg eintrudelte. Wir erhoben uns von unseren Plätzen, um kurz danach aus dem Bus zu stolpern und uns in Begrüßungsgetümmel zu stürzen, der jetzt, da die Busse mit den "Zugfahrern" angekommen waren, seinen Höhepunkt erreichte. Ich für meinen Teil ging aber erst mal in aller Gemütlichkeit mein Gepäck abholen, denn später würde am Kofferraum die Hölle los sein. Mit meiner Reisetasche, meinem Koffer und meinem Rucksack bepackt ließ ich meinen Blick über den belebten Innenhof gleiten um nach einem bekannten Gesicht zu suchen. Kein bekannter Blick traf meinen, dafür schnappte ich gerade einen aus zwei kalten, grauen Augen auf, die zu einer Person am anderen Ende des Hofes gehörten. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wie festgewachsen stand ich da und mochte mich nicht rühren. Hilfe...! Das graue Augenpaar gehörte zu einem Jungen mit schwarzen Haaren und einer großen, schlanken Statur. Ich hatte ihn noch nie im Internat gesehen, was dann ja wohl bedeuten musste, dass er neu war. Ich schätzte ihn aber auf den ersten Blick ein bisschen älter ein als mich. Und... Ich konnte meine Gedanken über diesen außergewöhnlichen Neuen nicht weiterstricken, denn vom anderen Ende des Hofes her erreichte ein spitzer Aufschrei meine Ohren. "ROMY!!!!" Schon bevor ich mich umgedreht hatte wusste ich, wer da nach mir gerufen hatte. Pechschwarze Haare, blasse Haut, meerblaue, schlitzförmige Augen, die mir aus dem gutmütigen, runden Gesicht entgegenstrahlten - das war meine Freundin Tess! Naja, zumindest sah sie so aus, als ich sie vor 6 Jahren das erste Mal sah. Denn meine beste Freundin hatte helle Freude daran, so genannte "Stylistische Experimente" an sich selbst auszuprobieren. Wer oder was da jetzt auf mich zustob, war ein siebzehn jähriges Mädchen mit dunkelblauen Haaren, die in einer exotischen Hochsteckfrisur steckten, mit einem Ausdrucksstarken Make Up um die schlitzförmigen Augen, gekleidet mit einem irren Mix aus knallbunten Aisa-Fummel. Ich konnte mich kaum wehren, so zugepackt wie ich dastand und die Wucht der Umarmung riss mich fast von den Füßen. Ich ließ dann aber das Gepäck Gepäck sein und schloss die Arme um meine beste Freundin, die ich volle sechs Wochen lang nicht mehr gesehen hatte. "Hach, wie schön die wieder zusehen!", meinte Tess glücklich. Sie löste die Umarmung, hielt mich einen Stück weit weg von sich und setzte dann in gespielt mütterlichem Ton hinzu: "Gut siehst du aus, mein Kind!" "Ja, du auch", erwiderte ich lachend. Gleich danach hellte sich Tess' Gesicht noch mal um eine Nuance auf, sofern das überhaupt noch möglich war, und sie teilte mir strahlend mit: "Romy, du glaubst nicht, was für ein Glück wir Zwei haben! Stell die vor, uns wurde tatsächlich das Turmzimmer im Ostturm zugewiesen!!!" Mir klappte fast die Kinnlade runter. Das Turmzimmer im Ostturm?! WOW! In Sichelstein war die Zimmerunterteilung wiefolgt. Die Fünft- und Sechstklässler hatten Acht-Bett-Zimmer. Die Siebener und Achter Sechs-Bett-Zimmer und die Neuner und Zehner durften sich Vier-Bett-Zimmer teilen. Ab der elften Klasse aber, war man in Doppelzimmern untergebracht und wir hatten, wie ich so gerade eben erfahren hatte, das allerschönste Mädchen-Doppelzimmer auf ganz Sichelstein abgestaubt! "Wie haben wir das denn hinbekommen?", fragte ich Tess während wir durch den Eingang ins Gebäude gelangten und ich mich damit abmühte, mein Gepäck die endlos vielen Treppen hochzuschleppen. Tess deutete meine Frage schon ganz richtig, denn bis letztes Jahr wurde das Turmzimmer immer von der Schulsprecherin und ihrer Freundin bewohnt. Nur war die letzte Schulsprecherin im letzten Jahr abgegangen und das Zimmer hätte eigentlich ihrer Nachfolgerin zugestanden. "Die neue Schulsprecherin ist Verena Halmsing aus der 12. Und die leidet an chronischer Höhenangst und wollte unter keinen Umständen dieses Zimmer beziehen. Also wurde ein neues Pärchen ausgelost und uns schien das Glück wirklich hold gewesen zu sein! Aber das Beste ist ja noch, dass wir auch das letzte Jahr noch dort wohnen dürfen, auch wenn Verena schon aus der Schule ist!", schilderte mir meine beste Freundin die Situation. Oh Junge, das waren ja echt mal super Neuigkeiten! Das neue Schuljahr fing schon so richtig gut an!!! Während Tess mit mir sprach, lotste sie mich durch die Eingangshalle, hinüber in den Ostflügel, durch ein Labyrinth von Fluren und Treppen (>Und auf die Idee mir mal was von dem Gepäck abzunehmen kommt sie nicht...<) bis schließlich das Gelächter der Schüler, die beim Beziehen der Schlafsäle eifrig die spannendsten Ferienerlebnisse austauschten, verklang, wir am Ende eines Flures um die Ecke bogen und halt machten. Vor mir ragte eine schmale Wendeltreppe hinauf. Tess stieg hinauf. Ich hingegen überlegte, ob ich meine Koffer hochschleppen oder sie später holen sollte. Die Überlegung kostete mich ca. eine viertel Sekunde als ich erschöpft meinen Koffer fallen ließ, mein Reisetasche absetzte und Tess die Treppe hinauf folgte. Ich erreichte das Ende der Treppe - und kippte fast rückwärts wieder hinunter. Der Ausstieg der Treppe lag im Zentrum eines vollkommen runden Zimmers. Der Raum war nicht besonders groß, dort standen zwei Betten (eins davon war schon bezogen mit einer rot-pinken Bettwäsche mit goldener Stickerei...), ein runder Holztisch mit zwei Stühlen (auf dem Tisch stand etwas, das wohl eine Art Blumenstrauß darstellen sollte - Sehr exotisch), in der Ecke war ein Waschbecken angebracht (dessen Ablage vollgestopft war mit irgendwelchen Stylingprodukten) und dann sah ich noch zwei, in die Wand eingelassene, Doppeltüren. Eine davon stand offen und dahinter konnte ich in das Schrankinnere sehen, das schon zur Hälfte mit farbenfrohen Klamotten zugepackt war. Folglich musste das andere dann wohl mein Schrank sein. Ich ging zu meinem Bett und schaute mich noch mal eingehend im Zimmer um. Dann sah ich Tess an, die ihr strahlendes Lächeln immer noch nicht verloren hatte und mich nun wieder mit funkelnden Augen angrinste. Ich grinste mindestens so breit zurück und mit einem "Es ist einfach perfekt!"-Aufschrei warf ich mich rücklings aufs Bett. "Nicht wahr?! Und wir haben sogar ein eigenes Waschbecken!", jubelte meine beste Freundin nun. "Auf dem du schon deinen ganzen Schminkhaushalt wieder abgeladen hast, ich sehs. Muss ich mit meiner Zahnbürste wohl auf dem Nachtisch bleiben, was?" seufzte ich zurück. Tess schenkte mir einen Hundeblick, den ich nur wieder mit einem Lächeln erwidern konnte. Dann erhob ich vom Bett und ging zum Fenster hinüber. Ich legte den Fenstergriff um und öffnete es. Schon schlug mir eine Woge frischer, rauer Meeresluft entgegen, die ich in großen Zügen einatmete. Ich sah nach unten. Unser Zimmer befand sich in einer wirklich schwindelerregenden Höhe. Nunja, das dürfte aber eigentlich für mich kein Problem darstellen, denn etwa 5 Meter weiter unten fing seitlich vom Turm schon das Dach an. Wenn ich leise war, würde Tess -wie immer- nichts mitbekommen. Und das sollte und durfte sie ja auch nicht. Ich musste mein 'kleines Geheimnis' hüten wie einen Goldschatz. Ich weiß nicht, wie ich es dann schlussendlich doch noch geschafft habe, die Koffer die Wendeltreppe hochzubekommen, jedenfalls hatte ich um halb sieben meine Sachen, wie es sich gehört, in meinen Schränken und Kommoden untergebracht, während Tess nur die ganze Zeit Kräcker futternd auf ihrem Bett gesessen ("Wir kriegen doch noch Abendessen!" - "Du weißt ganz genau das ich dem Fraß hier nichts abgewinnen kann!") und mir von ihren Ferienerlebnissen erzählt hatte. In der Ferne ertönte der Essensgong und Tess und ich verließen unser neues Reich um in den Speisesaal zu gehen. Nach einer halben Ewigkeit ("Der einzige Nachteil an dem Turmzimmer ist, dass es am Ende der Welt liegt!") traten wir durch die Tür und steuerten den rechten hinteren, "unseren", Tisch an. Am Tisch saßen bereits Petra, Denise, Christin und Lydia, vier unserer Klassenkameraden. Sie schienen sich bereits angeregt zu unterhalten und als wir ankamen, konnte ich gerade noch ein "Und er sieht so cool aus!" von Lydia aufschnappen, die sich begeistert die langen blonden Locken aus dem Gesicht strich. Jungs... Das war so klar. Die liebe Lydia kam sich wie eine Prinzessin vor und wahrscheinlich hätte sie auch eine echt gute abgegeben. Sie hatte nichts anderes im Kopf als sich hübsch zu machen, andere herumzukommandieren (Mit einem Mal fielen mir die Zwillinge wieder ein... Jede Wette Annabelle hatte Bekanntschaft mit Lydia gemacht?!), eine riesen Show aus jedem ihrer Auftritte zu machen UND natürlich - Jungs. Die Prinzessin träumte von ihrem Prinzen. Unsere Prinzessin hatte allerdings in den Dingen einen so gewaltigen Verschleiß, dass man sich zwischen Tom, Andre, Christoph, Jonas und so weiter und so weiter gar nicht mehr zurechtfand. Dann wurde das Essen aufgetischt. Jetzt spürte ich so langsam, dass ich den ganzen Nachmittag nichts weiter als einen Apfel gegessen hatte. Hatte ich einen Kohldampf! Ich liebte das Essen am ersten Abend! Kartoffeln, Braten, Schnitzel in Sahnesoße, Erbsen, Spargel, Kohl und unzählige von Salaten. Für die Fastfoodfreaks standen zwischen den ganze Köstlichkeiten Schüsseln mit Pommes Frites, kurzum - hier gab es für jeden etwas! Naja, außer für Tess. Die saß unglücklich vor ihrem Teller auf dem eine Kartoffel und 3 Pomfrites liegen hatte und wünschte sich, das Essen würde nach Blickkontakt verschwinden. Die Nachspeise schoss jedoch den Vogel ab. Es gab für jeden einen riesen Becher Vanilleeis (ich liebe Vanilleeis!). Während ich mit einem seligen Gesichtsausdruck mein Eis löffelte, fing Lydia wieder an, von ihrer neusten Entdeckung zu schwärmen. "Er hat genau die richtige Größe. Oh man, ich wette sein Body ist ein Traum! Und dieses Pechschwarze Haar. Und habt ihr seinen Blick gesehen? Aus diesen wahnsinnigen grauen Augen? Wie ein Raubvogel der..." Hey, Moment mal. Diese Beschreibung passte ja total exakt genau auf den seltsamen Kerl von heute Nachmittag! Gegen meinen Willen lauschte ich nun dem Gespräch. "Wer das wohl ist? Und in welche Klasse geht er wohl?" fragte Lydia mit glänzenden Augen. Hm, ja das würde mich allerdings auch interessieren. Seltsamer Kerl, da sollte man doch schon wissen, woran man ist! "Er kommt in die 12 und sein Name ist Raphael Mondstein", erwähnte Tess neben mir während sie sich Mineralwasser ins Glas goss. Vollkommen verdattert sah ich sie an. Woher wusste sie das denn nun schon wieder?! "Ich hab heute Nachmittag mitbekommen, wie er sich mit der Finkenberg gezofft hat..." setzte meine Freundin dann hinzu weil ich nicht die einzige war, die sich wunderte, wieso Tess so gut informiert war. Mir kroch plötzlich ein seltsamer Duft in die Nase. Modrig, verrucht, verraucht - Ih gitt! Der kam mir doch irgendwie bekannt vor. Postwendend kam auch schon die Auflösung. "Wie herrlich dass das unwissende Weibervolk auch schon informiert ist. Aber lasst euch eins gesagt sein. Ihr werden diesen mysteriösen Fremden nicht belästigen, wagt es doch und ihr seid des Todes! Seine Aura so stark wie der Geruch des schwarzen Blutes das an den unförmigen Körpern der Geschändeten..." "Lass gut sein Moni! Es gibt hier manche Leute die noch was essen wollen!", warf ich ärgerlich dazwischen. Ramona... Unsere Gruftiebraut. Ok, Lydia war einfach nur selten dämlich, aber diese Frau war gefährlich intelligent, durchgeknallt und eine echte Horrorzicke! Sie jagte jedem hier ganz schön Angst ein, aber dass sie mich mit ihrem dämlichen Gequatsche von meinem Vanilleeis abhielt war zuviel! Und das es hierbei auch noch um einen Kerl ging, brachte das Fass zum Überlaufen! "Romy... Auch dich scheint es ja wieder hierher verschlagen zu haben. Traurig aber war. Wo ich jedes Jahr aufs Neue hoffe, dass dich der Meister der Dunkelheit endlich mit den dunklen Schwingen der Erlösung umhüllt..." Leider musste ich sie ein weiteres Mal unterbrechen! "Tja, Unkraut vergeht eben nicht. Wiedersehen.", meinte ich süßlich lächelnd. Ich stand auf, ließ mein Eis stehen und zog Tess hinter mir her. "Diese Tante hat doch echt einen total Schaden. Bin ich froh, wenn wir die nächstes Jahr los sind", sagte Tess trocken, während wir uns auf den Weg zum Mentorraum machten. "Stimmt genau. Aber wenn sie das wirklich ernst meint, sollte Lydia sich nach einem anderen Sunnyboy umsehen. Zicken kann sie genauso gut, aber mit soviel hinterhältiger Intelligenz wie Ramona sie hat, kommt sie nicht mit.", entgegnete ich besorgt. Dann öffnete ich die Tür zum Mentorraum. Der MR war ein Raum für alle Schüler, die das Amt des Mentors angenommen hatten, meistens so um die zwanzig. Und hier wurden in jedem neuen Schuljahr die neuen Schüler auf Sichelstein ihren Mentoren zugewiesen - und umgekehrt. Der Raum war noch ziemlich leer und mit einem wehmütigen Blick dachte ich an meinen schönen Eisbecher zurück... Ich ließ mich neben Tess in einen Sessel fallen und wartete. Nach und nach füllte sich der Raum. Sowohl neue Schüler als auch Mentoren hatten das Abendessen beendet und gesellten sich zu uns. Die einzige, die jetzt noch fehlte war Frau Finkenberg. Das war die Lehrerin, welche die Verantwortung für die Mentorenschaften hatte. Dann öffnete sich die Tür. Frau Finkenberg kam herein und wandte sich sofort entschuldigend an die Runde. "Entschuldigt bitte vielmals. Ich habe unterwegs noch einen Neuling aufgegabelt, der sich verlaufen hatte. Aber ich denke jetzt können wir beginnen. So, alle neuen Schüler stellen sich jetzt bitte mal and dieser Seite auf, die Mentoren bitte an die andere Seite an die Wand." Sie stellte sich in die Mitte und schon folgte der "verirrte" Neuling durch die Tür. Ach du heiliger Wackelpudding. DER schon wieder. Der hatte sich so sicher nicht verirrt wie das Amen in der Kirche! Und dem Blick nach zu urteilen, den er Frau Finkenberg zuwarf, konnte man schon sehr leicht schlussfolgern, warum Tess die beiden heute streitend gesehen hatte. Au weia, wenn das mal gutging... "Ja, dann fangen wir mal an.", Frau Finkenberg zückte fröhlich ihre Liste. Und es ging los. "Petra Anders?" Petra gab sich kurz zu erkennen. "Ah ja, sehr schön. Dein Schützling ist Lisa Jinden. Lisa, geh bitte zu Petra hinüber." Ein ziemlich kleines Mädchen mit einer Brille und kurzen, schwarzen Haaren trat an Petras Seite und erwiderte den freundlichen Gruß der älteren. Tja, und so ging das weiter. Bis irgendwann dann endlich... "Romy Schwabe?" Ich hob kurz meine Hand. "Ah, Romy ja.. Für dich habe ich eine ganz besondere Aufgabe." Nanu? Was mochte das denn wohl sein? Verwundert sah ich die Lehrerin an. "Richard und Rainer Tetchter, bitte nach vorne treten." Ahh, das hatte es also damit auf sich. "Ich denke du wirst auch mit Zweien wohl fertig werden", lachte Frau Finkenberg. "Ja aber immer doch", bemerkte ich grinsend und hielt den Zwillingen zur Begrüßung meine Handflächen hin. Die Beiden schlugen ein und stellten sich dann breit grinsend zu meiner Linken und zu meiner Rechten auf. Tja, meine Glücksträhne schien gar nicht mehr zu reißen, heute. Das würde bestimmt lustig werden, mit den zweien. Die Zahl der Neuen auf der anderen Seite wurde immer überschaubarer. Schließlich waren nur noch sehr wenige übrig. "Theresa van Lachtensee bitte?" Tess stand neben mir und war offensichtlich wohl mal wieder am Träumen. Sie fixierte ausdruckslos einen Punkt an der Wand. "Theresa?!" kam die Stimme von Frau Finkenberg nun etwas energischer. "Tess!", zischte ich leise und trat ihr auf den Fuß. Augenblicklich schreckte sie auf. "Wie, was? Ähm, achso ja hier...", stotterte sie und lief rot an. "Theresa, du wirst der Mentor von Raphael Mondstein sein. Raphael, bitte komm herüber." Tess' Augen weiteten sich vor Schreck und ihr Kopf wirbelte zur Tür. Der Unglückskerl mit Namen Raphael hatte die ganze Zeit am Türrahmen gelehnt. Nun stieß er sich lässig ab und lief langsam auf Tess zu. Tess schien unter diesen durchdringenden kalten Blicken immer kleiner zu werden. Gerade wollte mein Freundin zu einem gemurmelten "Hallo" ansetzten, da war er auch schon grußlos an ihr vorbei und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand hinter uns. Arme Tess. Die Sache schien ihr gar nicht geheuer zu sein... Ein paar Minuten später waren alle Neuen auf die Mentoren aufgeteilt und Frau Finkenberg griff das Schlusswort auf. "Ja, eure Mentoren werden ab jetzt eine Art Vertrauensperson für euch hier sein. Sie werden euch den Einstieg erleichtern und ihr könnt immer zu ihnen kommen, wenn ihr Fragen oder Probleme habt. Auch, wenn es solche sind, mit denen ihr euch nicht traut, an den Lehrer zu wenden. So, morgen früh werdet ihr alle noch vom Unterricht befreit sein, damit die Mentoren den Neuen alle Ecken und Enden unseres Internates zeigen können. Nach dem Mittagessen könnt ihr dann noch etwas zusammen unternehmen, meist haben die Mentoren da schon etwas geplant.", endete sie zwinkernd. Die Lehrerin verließ den Raum, und ihr folgten die Schüler. "Also dann bis Morgen früh. Ich schlage vor, wir treffen uns in der Eingangshalle am alten Gemälde, okay?", fragte ich die Zwillinge noch schnell. "Geht klar, bis Morgen!" Dann wartete ich noch auf Tess die aber schon wie belämmert neben mir stand. "Er ist sofort abgehauen", murmelte sie bedrückt. Ich seufzte. Dieser Blödmann! Tess und ich legten wieder den Weg zum Ostturm zurück. Als wir die Wendeltreppe hinaufgestiegen waren, entfloh Tess ein leidenes Stöhnen. "Och nee! Jetzt muss ich auch noch meinen Koffer zu Ende auspacken!" "Na dann viel Spaß", erwiderte ich mitleidslos und ging dann zum Schrank um meinen Pyjama herauszukramen. Zehn Minuten später stand ich vor meinem Bett und ließ mich in die schwarze Satinbettwäsche sinken. Die hatte mir Tess letztes Jahr zusammen mit einem weißen Laken zum Geburtstag geschenkt. Ich liebte schwarz und weiß! Deswegen trug ich auch nur Kleidung in diesen Farben, die ja eigentlich keine Farben waren. Ich wollte Tess eigentlich noch beim Aufräumen zusehen und dabei mit ihr über Morgen reden, aber ich fühlte mich mit einem Mal total schläfrig. Ich musste das jetzt ausnutzen, wenn ich schon mal früh ins Bett konnte. Heute hatte ich noch frei, aber Morgen würde der komplette Alltag wieder beginnen. Und mit dem Gedanken fielen mir auch schon die Augen zu... °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Das war also das erste Kapitel. Und was meint ihr? Soll ich weiterschreiben? Naja, es ist noch nicht soviel passiert, aber das ist für ein erstes Kapitel ja nicht so ganz untypisch... Ich wollte auch immer mal in der "Ich"-Form schreiben, ich hoffe ich mache das alles richtig ^^° Ich denke, das nächste Chap werde ich auf jeden Fall noch schreiben, da wird's ein wenig spannender. Und dann, ja mal sehen, dann liegts an euch =) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)