Der Falkenclan von Renako (Stellungnahme s. Blog) ================================================================================ Kapitel 5: Strafe muss sein --------------------------- Boa, mich gibt's auch noch. Jaha. Entschuldigt vielmals fürs lange Wartenlassen. Und leider ist dieses Chap auch nicht so der Hammer... Mehr dazu am Schluss. Der Falkenclan Kapitel 5 - Strafe muss sein Es dauerte eine Weile, bis der Sinn des gerade Ausgesprochenen in meinen grauen Zellen ankam. Aber dann kapierte ich. Und in diesem Augenblick kapitulierte die ängstliche Seite in mir. Mir war das so was von scheißegal. "Du Vollidiot! Hättest du dich nicht so an mir rangeschlichen, hätten wir jetzt gar kein Problem!", zischte ich ihn mit zornfunkelnden Augen an. "Ja, aber sicher...! Wenn du hier einfach reintrampelst wie der Elefant im Porzellanladen, geradewegs an mir vorbeistiefelst und dann auch noch so einen Höllenlärm hier verursachst!" "Ich bin hier nicht ,reingetrampelt'! Außerdem hätte ich den ,Höllenlärm' gar nicht ,verursacht', wenn du mich nicht so dämlich von der Seite angelabert hättest!" "Hätte ich gewusst, dass du darauf aufschreist wie am Spieß, und danach einen Mordanschlag auf mich verübst, hätte ich auch ganz sicher den Mund gehalten!" "DU BIST DOCH SELBST SCHULD, DU IDIO-" "Sh! Da kommt jemand!" Jetzt hörte ich sie auch, schnelle Schritte auf dem Flur... "Das Licht", keuchte ich und betätigte schnell den Schalter an der Wand. Im Nu war er wieder stockdunkel. Durch den schnellen Wechsel konnte ich rein gar nichts mehr sehen und schwankte irritiert. Ich fühlte wir mich Raphael grob in Richtung der Ecke drängte. "Tu mir n Gefallen, Kratzbürste und halt wenigstens jetzt deinen Schnabel, ich hab keinen Bock auf Ärger", kam eine leise Stimme bedrohlich von irgendwoher nahe bei mir aus der Dunkelheit. Wütend schnaubte ich, für eine angemessene Antwort war jetzt nicht die Zeit, ich schwankte noch immer und stolperte zu allem Unheil jetzt auch noch über meine eigenen Füße. "Ah!-" Ich wollte mir gerade auf die Lippen beißen um nicht aufzuschreien und mich auf einen harten Fall gefasst machen, da packten mich zwei Hände und er zog mich zu sich ran. Den Arm um meinen Oberkörper gelegt, drängte er sich in die hinterste Ecke und zog mich sacht mit. "Shhh..." Der hatte gut reden. Gerade jetzt mochte ich mich gar nicht mehr beruhigen. Mein Herz raste so schnell, dass ich Angst hatte, es würde jeden Moment in tausende von Stücken zerspringen. Dann öffnete sich die Tür. Undeutlich konnte ich durch die ganzen Regalreihen hindurch den schmalen, schwachen Strahl einer Taschenlampe erkennen. Ich hielt die Luft an. Der Lichtstrahl bewegte sich langsam weiter den Mittelgang hinauf. Mir wurde langsam schwindelig. Wenn uns hier jemand finden würde... Das gäbe Strafarbeiten in hohen Ausmaßen. Dann fiel mir plötzlich noch etwas anderes siedend heiß ein: Ich stellte mir vor wie es aussehen würde, wenn jemand uns in dieser Situation sehen würde! Nein... Unwillkürlich bockte ich auf und machte Anstalten mich dem Griff zu entwenden. Denn ich hatte begonnen zu schwitzen wie im Hochsommer. Das war alles viel zu viel auf einmal. Ich hatte so ein seltsames Gefühl. Das heißt, eigentlich war es mehr ein Mischmasch aus tausenden Eindrücken, die meine Gefühlswelt aufpuschten wie ein Ecstasy-Cocktail. Als er meinen Widerstand bemerkte, drückte er mich noch fester an sich. Er neigte seinen Kopf ein wenig hinunter und es schien fast so, als wollte er mir lautlos etwas zuflüstern. Denn alles was ich spürte, war sein heißer Atem, der an meiner Ohrmuschel entlangstrich. Es jagte mir einen warmen Schauer über den Rücken. Das war doch alles total verrückt. Ich, die nie irgendeinen Jungen mit mehr als einem netten Blick bedachte hatte, stand da spät nachts dicht gedrängt an einen Kerl, der eigentlich der totale Vollidiot war und hatte Schiss, er würde meinen Herzschlag hören können, der inzwischen so heftig war, dass er in meinen eigenen Ohren dröhnte. Oder bildete ich mir das nur ein? Dann geschah etwas unerwartetes. Der dünne Lichtstrahl wurde plötzlich ganz schwach, dann blitze er wieder auf. Hey, das sah mir aber verdammt nach einer leeren Batterie aus! Und wirklich. Ein paar Mal flackerte das Licht noch auf und dann war es wieder gänzlich dunkel. Man hörte jemanden wütend murren und Schritte, die sich über den Flur von der Bibliothek wegbewegen. Erleichtert atmete ich aus. "Das war knapp", murmelte ich und löste mich wieder von ihm. "Allerdings", gab er kalt zurück. Mittlerweile hatten sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt. Ich sah, dass er den Boden musterte. Um ehrlich zu sein: Es sah katastrophal aus. So ziemlich alle Bücher waren aus dem Regal gefallen, gegen das ich ihn geworfen hatte. Ich holte noch einmal tief Luft und pustete mir eine Ponysträhne aus der Stirn. "Ich würde sagen, wenn wir beide aufräumen, geht's schneller, okay?", fragte ich ihn. Statt einer Antwort bückte er sich und griff nach ein paar Büchern die er dann fein säuberlich zurück ins Regal stellte. Ich zog die Brauen hoch. Na schön, mir sollte es recht sein. Ich schnappte mir ebenfalls einen Stapel und stellte ihn zurück ins Regal. Allerdings fand ich das Buch nicht wieder, weswegen ich eigentlich hergekommen war. Als dann fast alle Bücher wieder an ihrem Platz waren, sah ich es als letztes auf dem Boden liegen. Es war wie in einem dieser schlechten Filme: Ich griff danach und streifte seine Hand, die ebenfalls danach griff. Während ich meine Hand wie elektrisiert wieder zurückzog, nahm er sich das Buch mit den Worten "Das wollte ich mir eh ausleihen." Was?! "Äh, n-nein, das geht aber nicht!", stotterte ich. Verdammt, wieso stottere ich?! "Ach nein?", fragt er mich, "Und warum nicht?". Na toll. Was soll ich ihm denn jetzt sagen? Obwohl das einfachste wäre ja einfach die Wahrheit... "Weil da noch ein Zettel drin ist und da sind Notizen drauf, die ich für meine Hausaufgaben brauche, ich hab ihn darin gelassen, deswegen bin ich hier.", erkläre ich ihm. "Hm, der hier?" Da hält er ihn auch schon in der Hand. Gut das er zusammengefaltet ist. Ich schnappe danach, aber er zieht seinen Arm hoch. "Hey, was soll das? Gib her!", forderte ich wütend. Er sah mich kalt lächelnd an. "Na was denn? Liebesbriefchen?" "Nein verdammt, das sind Notizen. Und zwar meine. Jetzt GIB HER!", fauchte ich ihn wütend, schnellte einen Schritt auf ihn zu und riss ihm den Zettel aus der Hand. Ich stand direkt vor ihm und blickte ihn zornfunkelnd an. "Ich will ja Ihre traute Zweisamkeit nicht stören, aber Ihnen beiden ist schon klar, dass es verboten ist, sich nach einundzwanzig Uhr dreißig noch außerhalb der Schlafsäle aufzuhalten?", ertönte eine beflissene, gehässige Stimme hinter uns. Während ich mich erschrocken umdrehte, schloss Raphael mit einem das-darf-jetzt-nicht-wahr-sein -Blick die Augen. Mit einer Hand schirmte ich den hellen, blenden Strahl einer -wirklich einwandfrei funktionierenden- Taschenlampe ab. Hinter uns stand die Person, die ich jetzt am allerwenigsten von allen hier stehen haben wollte. Unser allseits beliebter Hausmeister Herr Weiss. Der alte Sack war stinkfaul und rührte keinen Finger. Und ein ekeliger Schleimbeutel war er obendrein. Wenn ein Mädchen vor ihm stände, dessen Ausschnitt weit und dessen Rock kurz genug wäre und ihn voll labern würde, hätte es gar kein Problem ohne Meldung davonzukommen. Ich gehörte nicht zu dieser Gruppe von Mädchen und hatte es mir gleich in der ersten Woche mit ihm verscherzt. Und da er Grufties auch nicht abkonnte und er Raphael mit Sicherheit für einen solchen hielt, waren unsere Chancen gut aus der Sache rauszukommen gleich null. "Ihr glaubt ja gar nicht, wie gerne ich euch überhebliche, besserwisserische Nervensägen selbst bestrafen würde, aber leider bleibt es dem Lehrer vorbehalten, wenn er in die Sache mit einbezogen ist. Und zu eurem Glück ist Frau Finkenberg gerade auf dem Weg hierher." Wie auf ein Stichwort trat Frau Finkenberg in die Bibliothek. "Diese beiden habe ich hier gerade in ihrer trauten Zweisamkeit gestört. Anscheinend wollten sie gemeinsam das Inserat unser Bibliothek gewaltsam zerstören und auch entwenden.", gab der Hausmeister grimmig von sich und sah auf das Buch, welches Raphael in der Hand hielt. WAS?! Also das mit der trauten Zweisamkeit war ja schön die Höhe, aber jetzt sollten wir hier auch noch randaliert haben?! Das Schlug dem Fass den Boden aus, so eine Unverschämtheit! Dieser alte Sack! Ich wollte gerade aufbegehren, als Raphael mir auf den Fuß trat. Unwillkürlich verstummte ich, obwohl ich es eigentlich gar nicht vorhatte. "Romy? Raphael? Sie beide? Von Ihnen hätte ich ja wohl etwas mehr erwartet. Romy, Sie sagten mir damals, Sie wollten mit Theresa tauschen, da Ihre Freundin unglücklich mit ihrem Schützling wäre. Ich finde es sehr unfair von Ihnen, mich mit so einer Geschichte zu belügen, nur damit Sie sich einen Vorteil in Ihrem Interesse beschaffen können!" Ziemlich belämmert starrte ich Frau Finkenberg an. Was zum Donnerwetter sollte das denn heißen?! So langsam dämmerte mir was... "Und was Sie angeht, Raphael, so hätte ich niemals von Ihnen gedacht, dass sie jüngere Schülerinnen verführen nur um sie dann in kriminelle Machenschaften einzubeziehen!" Das durfte doch alles nicht wahr sein...! Raphael bedachte die Lehrerin nur mit einem abwertenden Blick. "Das wird Konsequenzen für Sie haben! Für Sie beide! Ich möchte sie morgen vor dem Mittagessen in meinem Büro sehen! Und jetzt machen Sie, dass Sie auf Ihre Schlafzimmer kommen!" Wäre ich nicht so müde gewesen und hätte mich nicht so zerschlagen gefühlt: Ich hätte ihr ordentlich die Meinung gesagt. So was konnte man doch nicht auf sich sitzen lassen! Aber ich hatte einfach keinen Bock auf eine Diskussion. Ich wollte nur noch in mein Bett. Also ging ich einfach geradewegs zur Tür. Raphael tat es mir gleich. Wir liefen den Korridor hinunter. So ein verdammter Mist. "Toll", grummelte ich, "das gibt Strafarbeit und Nachsitzen." Er schwieg. Hatte der Idiot mich eigentlich gehört?! Wir waren am Ende angekommen und ich stellte mich ihm abrupt und wütend in den Weg. "Ich rede mit dir! Das ist alles deine Schuld!" Er sagt immer noch nichts, zieht nur argwöhnisch eine Augenbraue hoch. Der Kerl treibt mich noch in den Wahnsinn! "Jetzt guck nicht so blöd! Wenn du mir einfach den bescheuerten Zettel gegeben hättest, dann-" Fassungslos brach ich ab. In aller Seelenruhe spazierte er an mir vorbei ohne auch nur im Geringsten darauf einzugehen, was ich gerade gesagt hatte. Jetzt reichts! "HEY!", fauchte ich stocksauer. Er blieb stehen. "Hör zu, halt einfach die Klappe, okay? Behalt deine lächerlichen Zickereien für dich, nerviges Gör.", gab er gereizt zurück und ging weiter. Ich blieb zurück. Ner-viges - Gör?! Ich war viel zu empört, um ihm jetzt noch irgendetwas Gepfeffertes zurückzugeben. Dieser-! Der Abend war die absolute Katastrophe. Stöhnend schlich ich die Treppen zum Ostturm hoch. Oben angekommen ließ ich mich so wie ich war ins Bett fallen und schlief sofort ein, den Zettel mit den Notizen noch in der Hand. °°° RING RING RINGRINGRING - Nein! Das brutale Geräusch des Weckers riss mich aus dem tiefen, viel zu kurzen, Schlaf. Stöhnend streckte ich einen Arm aus und tastete nach diesem schrecklichen Gerät. Ich legte meine Hand drauf - und das Ding rutscht weg, landet mit Gepolter auf dem Boden und macht einen Höllenlärm. "Verdammte Scheiße", murre ich in meine Kissen. Widerwillig setzte ich mich auf um mich danach schwerfällig aus dem Bett zu wuchten. Wo war dieser bescheuerte Wecker?! Ich torkelte verpennt umher und da passierte es. "AUUUUUUUU!!!!" "SCHEISSTEIL!!!" Ich saß auf dem Bett und rieb mir den bloßen Fuß, mit dem ich gerade heldenhaft auf den Wecker getrampelt war. Man, tat das weh. Das zwiebelt, aber so was von... Wütend packte ich mir den Wecker und schleuderte ihn mit aller Macht an die Wand. Es gab ein rasselndes Geräusch, dann erlosch das Klingeln und im Zimmer war es still. Schließlich nahm ich mir ein Herz und hinkte zum Waschbecken. Na toll. Das blühende Leben lachte mir entgegen. Ha ha. Ich schloss die Augen und fuhr mir mit der Hand übers Gesicht. Aber davon wollten diese tiefgrauen Schatten unter meinen Augen sich nicht beeindrucken lassen. Ich verstand das gar nicht, wann war ich denn im Bett, dass ich SO aussah?! ,So sehr spät war es gar nicht, du hattest nur nicht gerade das, was man einen entspannten Abend nennt', hörte ich eine leise Stimme in meinem Kopf. Super, besten Dank auch! Genau das brauchte ich jetzt. Ich sah auf die Uhr. Es war halb sieben. Wenn mich nicht alles täuschte, war heute Samstag. ,Und was machst du dann hier? Warum bist du nicht im Bett, he?' Das war zur Abwechslung mal ein guter Vorschlag von mir selbst. Mit müdem Blick wandte ich mich dem Fenster zu. Was für eine Leistung! Wir hatten heute zur Abwechslung mal Regen. Gibs ja gar nicht. Auf der Treppe waren Schritte zu hören. Tess erschien vor mir. Vor Müdigkeit wirkten ihre Augen noch kleiner als sonst und die langen blau-schwarzen Haare lagen ziemlich zottelig auf ihrem Haupt. Tess gähnte. "Warum veranstaltest du hier so n Krach? Und wieso bist du überhaupt schon auf? Wenn ich nicht aufs Klo gemusst hätte, läge ich jetzt noch schön in den Federn..." Ich gähnte ebenfalls. Tja, das steckte eben an. "Ich hab keinen blassen Schimmer. Ich wollte auch gerade wieder ins Bett." Lächelnd reckte Tess ihren Daumen in die Höhe "Spitzen Idee." Einen Augenblick später lagen wir wieder in unseren Betten. Ich schloss erschöpft die Augen. Das Geräusch von Regen auf dem Dach ist schön, dachte ich noch, bevor ich wieder einschlief. Ich wachte auf, als ein schwacher Sonnenstrahl hell auf meine Augenlider fiel. Ich blinzelte, öffnete die Augen und musste enttäuscht feststellen, dass es nur eine winzig kleine aufgerissene Stelle in der dichten grauen Wolkendecke war. Ich setzte mich auf und strecke mich. Mein Blick fiel auf den Wecker, der noch immer in der Ecke lag. Ich drehte meinen Kopf seitlich und konnte erkennen, dass es halb elf war. Zeit aufzustehen. Der zweite Blick in den Spiegel an diesem Tag gefiel mir schon besser. Während ich mir die Zahnbürste angelte, überlegte ich, warum in drei Teufels Namen ich den Wecker nicht ausgestellt hatte. Ich kaute gelangweilt auf den ausgelutschten Borsten herum, als mir einfiel, was ich eigentlich gestern Nacht noch hatte erledigen wollen. Der Aufsatz! Och nö... Nach dem Mittagessen musste ich schon mit Bibo zum Hauptquartier, weil ich das Training gestern Abend hatte ausfallen lassen. In der kurzen Zeit schaffte ich das nie. Mist! Wo ich gerade bei Mittagessen war, da fiel mir doch noch was ein. "Das wird Konsequenzen für Sie haben! Für Sie beide! Ich möchte sie morgen vor dem Mittagessen in meinem Büro sehen!..." Herzlichen Glückwunsch. Da war ja auch noch diese ,Angelegenheit' von gestern Nacht. Womit hatte ich das nur verdient? Ich spuckte den weißen Schaum ins Waschbecken und spülte nach. Nachdenklich stierte ich in die weiße Porzellan-Senke. Dann hob ich den Kopf und betrachtete erbost mein Spiegelbild. Raphael! Das war alles seine Schuld! Dieser Blödmann! Dieser Affe! Dieser- argh! Was hat der denn auch mitten in der Nacht in der Bibliothek zu suchen? (Gegenfrage: Was hat Romy mitten in der Nacht in der Bibliothek zu suchen?) Hinter mir regte sich etwas. Tess wachte auf. Dann wollte ich mich mal beeilen, bevor das Waschbecken für die nächste halbe Stunde besetzt war. "Sag mal, wann bist du gestern Abend eigentlich ins Bett gegangen? Ich hab dich gar nicht mehr gehört." Sollte ich ihr es erzählen, oder nicht? Ich entschied mich dafür. Tess war meine beste Freundin, ihr konnte ich alles erzählen und ich musste ihr sowieso notgedrungen schon zuviel verheimlichen. "Mir ist gestern Abend sehr spät noch eingefallen, dass ich noch einen Aufsatz schreiben muss. Leider hat Petra das Buch dafür in die Bibliothek gebracht, also musste ich es noch holen. Dabei bin ich aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen an unseren Mr. Ich-nehm-mir-von-nichts-was-an Mondstein geraten. Und dann hatten wir auf einmal Weiss und Frau Finkenberg vor unserer Nase stehen. Jetzt muss ich mir vorm Mittagessen noch eine Strafarbeit abholen.", schloss ich seufzend. Tess drehte sich um und sah mich ungläubig an. "Romy Schwabe, du kannst mir ja sagen was du willst, aber dieses Schuljahr ist irgendwie weitaus chaotischer wie die davor.", meinte sie schließlich kopfschüttelnd. Da hatte sie Recht. Vollkommen Recht. Halb zwölf. "Ich mach mich dann mal auf den Weg", verabschiedete ich mich von Tess. Das Büro von Frau Finkenberg war in der Nähe des Mentorenraums. Als ich in den Flur einbog sah ich Raphael, der schon an der Wand gelehnt wartete. Mir fielen seine letzten Worte von gestern Abend wieder ein. Unkontrolliert kroch die Wut in mir hoch. Dieser arrogante Mistkerl! Schweigend stellte ich mich in einigem Abstand von ihm ebenfalls an die Wand und verschränkte die Arme. Die Minuten zogen sich dahin wie zähes Gummi. Das dauerte... und dauerte... Bis schließlich irgendwann Schritte den Korridor entlang hallten und Frau Finkenberg auf uns zukam. Mit einer ziemlich missbilligen Miene sah sie uns an. "Ah, schön das Sie beide bereits hier sind. Ich möchte sie gerne beide einzeln sprechen. Raphael, Sie folgen mir bitte zuerst." Und damit waren die beiden im Büro verschwunden. Ja, genau das brauchte mein aufgewühltes Innenleben jetzt. Ich allein hier draußen und er da drinnen und ich hab keinen blassen Schimmer davon, wie er die Geschichte wohl schildern würde. Nervös rieb ich die Hände aneinander. Was er da wohl erzählte? Und - was noch viel wichtiger war - wie sollte ich die Geschichte schildern? Am besten ich bliebe größtenteils einfach bei der Wahrheit. Ja, das wäre wohl das Beste. Ich hab meine Hausaufgaben in der Bibliothek liegen lassen und bin dort rein zufällig auf Raphael getroffen. Fertig, aus, Ende. Man, was machten die da so lange?! Wie auf ein Stichwort öffnete sich die Bürotür. "Romy, jetzt Sie, bitte!" Hörte ich die Stimme der Lehrerin. Raphael trat aus dem Büro. Demonstrativ drehte ich den Kopf in eine andere Richtung. Ich wollte gerade hinein gehen, als er mich im Laufen anrempelte. Was sollte das denn jetzt schon wieder?! Ich drehte mich zu ihm, um mich zu beschweren. Aber bedachte mich mit einem kurzen Blick und ging dann schnell an mir vorbei. Hä? Wie sollte ich das denn jetzt verstehen? Eine Möglichkeit wäre ja, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, aber auch wenn er arrogant ist, davon ging ich dann doch nicht aus. Die Stimme von Frau Finkenberg unterbrach meinte Gedanken. "So Romy, erzählen Sie mir bitte, wie es sich zugetragen hat, dass sie sich zu dieser späten Stunde gestern Nacht noch in der Bibliothek aufgehalten haben. Noch dazu in Begleitung?" Ich erzählte die Geschichte so, wie ich sie mir zu Recht gelegt hatte. Da war ja bis jetzt nichts Schlimmes dran. Frau Finkenberg sah mich nachdenklich an. "Soso, soweit klingt das alles ja sehr schlüssig, zumal ich in den ganzen Jahren selten etwas Schlechtes von Ihnen gehört habe, Romy. Aber eines möchte ich noch wissen: Wie erklären Sie sich die Tatsache, dass die Bücher in dem Gang in dem Sie sich aufhielten vollkommen chaotisch, wahrscheinlich hastig wieder in das Regal gestellt wurden? Es scheint ja beinahe so, als wollte jemand mit Absicht die Bibliothek verwüsten und hat sich dann schnell eines besseren besonnen, als er jemanden kommen hörte." Wütend sprang ich auf. "Entschuldigen Sie bitte, aber was hätte ich denn bitte für Gründe die Bibliothek zu verwüsten?! Das ist eine vollkommen absurde Unterstellung, ich wollte mir lediglich dieses eine Buch holen!" "Setzten Sie sich bitte!", wurde ich auch gleich darauf zurechtgewiesen. Ich ließ mich zurück auf den Stuhl fallen. "Nun, wenn Sie die Sache so sehen, werden Sie mir bestimmt jetzt den wahren Hergang der Geschichte schildern, nicht wahr?" Ich saß in der Falle. Ich konnte ihr ja schlecht erzählen, dass ich mich da mehr oder weniger mit Raphael geprügelt hatte. Und erschwerend kam noch hinzu, dass ich ja nicht wusste, wie er es erzählt hatte. Jetzt hieß es improvisieren... "Ähm...", setzte ich an. "Bitte?" Ok, Romy denk nach. Warum fällt ein Regal um. Hm, vielleicht bin ich einfach gestolpert und gegen das Regal gestoßen. Wenn ich nur wüsste, was er gesagt hat! Aber - Moment mal! Gestoßen... Zusammengestoßen! Das wars. Das gerade eben sollte also den berühmten Wink mit dem Zaunpfahl darstellen. Ich holte Luft. "Also, ich bin in den Gang gelaufen, indem sich auch Raphael befand. Nur wusste ich das nicht und bin mit ihm zusammengestoßen. Dabei sind etliche Bücher aus dem Regal gefallen und wir mussten sie schnell wieder einräumen, weil wir uns schon dachten, dass jemand den Krach gehört hat." Frau Finkenberg sah aus wie jemand, dem man den Sieg vor der Nase weggeschnappt hatte. "Danke, Sie können dann gehen, ich gebe Ihnen nach dem Mittagessen weiter bescheid." Damit war das Gespräch wohl beendet und ich ging raus. Raphael war nicht mehr da. Ich seufzte. In dem Augenblick ging der Gong zum Mittagessen und ich machte mich auf den Weg zum Speisesaal. Die anderen waren schon da. Heute gab es riesen Töpfe voller Gemüsesuppe. Mit grünen Bohnen - igitt! Aber hatte ich was anderes an diesem Tag erwartet? Ich musste die Dinger mal wieder verschwinden lassen. Keine Servietten mehr da... Ich stand auf um neue zu holen. Ich stand gerade an dem Tisch, als jemand neben mir nach einem Salzfass griff. "Was hast du ihr erzählt?" Ich nahm meine Serviette. "Dass die Bücher aus dem Regal gefallen sind, weil wir im Dunkeln zusammengestoßen sind.", erwiderte ich, drehte mich um und ging. Ok, vielleicht war es eine gute Idee mit dem Zusammenstoß, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er Schuld an der ganzen Sache war. Als ich gerade dabei war voller Elan die Bohnen aus meiner Suppe zu fischen, kam Tess an den Tisch. "Hey, hast du den neuen Aushang am schwarzen Brett gesehen?" Ich schüttle den Kopf. "Die Fahrt nach Berlin ist für den 9. November angesetzt. Und da steht wir sollen in den Gruppen von unseren Zimmerbelegungen gehen. Ist das nicht cool? Wir beide in Berlin? Auf dem Kuhdamm? Ich hab gehört da gibt's die absolut abgefahrendsten Geschäfte, die du dir vorstellen kannst!" Ich nickte zustimmend. Tess übertrieb mal wieder mit ihrer Shopping-Wut, aber das war ja endlich mal eine gute Nachricht heute. Mit Tess in Berlin - das musste einfach lustig werden. Und als es dann zum Nachtisch auch noch Vanilleeis gab, ging ich schon wieder in riesen Schritten auf meine altbewährte gute Laune zu. "Ha und die Fahrt ist nur für die elfte und zwölfte Klasse! Wenn die Tussi nicht gerade im Kofferraum mitfährt, bleibt sie hier. Und dann hab ich ihn einen ganzen Tag für mich alleine! Ein Tag wird reichen. Wenn wir erstmal zusammen gehen, hat dieser abnormale Gruftie sowieso nichts mehr zu sagen!", kam es da zwei Plätze weiter und irgendetwas sagte mir, dass da Lydia saß... "Sag mal Tess, die zwölfer fahren nicht reinzufällig auch mit nach Berlin?", fragte ich Tess, obwohl ich mir die Antwort eigentlich schon denken konnte. "Doch, sicher. Sonst wird der Bus ja nur halb voll. Und deswegen ist doch die Fahrt auch nur alle zwei Jahre." Freude oh Freude. Ich spring gleich aus dem Fenster... Ok, Romy, sieh' das positiv, schließlich fährt Bibo dann mit! Außerdem: Ich hatte ja Tess. Eigentlich hat sich nichts geändert. Ich werde mit Tess über den Kuhdamm ziehen und es wird lustig werden, jawohl! Und da war ja auch noch mein Vanilleeis. Als ich den Becher bis aufs Letzte ausgeschleckt hatte, erhob ich mich. Ich wollte direkt nach dem Mittagessen mit Bibo losgehen. Jetzt musste ich ja erst noch auf Frau Finkenberg warten. Also stellte ich mich in die große Halle und wartete. Irgendwann kam Frau Finkenberg mit Raphael im Schlepptau an. Unwillkürlich musste ich grinsen. Das erinnerte mich an den ersten Abend. So, jetzt war ich mal gespannt. Frau Finkenberg war bekannt für ihre Kreativität, was das Verteilen von Strafarbeiten anging. Vom Hof fegen, zum Turngeräten in der Sporthalle reparieren, hinüber zum Schuppenaufräumen bis hin zum Strafarbeiten schreiben in spiegelverkehrt, hier hatte es schon so ziemlich alles gegeben. "Da Ihre Aussagen miteinander übereinstimmen, scheint sich ja tatsächlich nichts wirklich schlimmes letzte Nacht in der Bibliothek ereignet zu haben", beginnt sie. Das klang ja schon mal nicht schlecht. "Daher", so sagt sie weiter, "will ich von einer strengen Strafe mal absehen. Allerdings kann ich Sie ja nicht ganz ohne Strafe davonkommen lassen. Sie bekommen eine Aufgabe, dürfen diese aber in Teamarbeit lösen." Teamarbeit?! Mit dem? Wie hieß das noch so schön? Scotti, beam me up! Aber wie sich herausstellen sollte, was das nicht mal das Schlimmste an der ganzen Sache. "Wie sie sicherlich wissen, findet am 9. November unsere Fahrt nach Berlin statt. Eigentlich war es vorgesehen, mit dem Zimmernachbar eine Gruppe zu bilden. Bei Ihnen werden wir da eine Ausnahme machen. Sie werden zusammen Berlin erkunden und mir dann einen Bericht über ihren Ausflug verfassen." Scotti, beam mich up, aber ein bisschen plötzlich! Das durfte nicht wahr sein! Damit war der einzige Lichtblick an diesem Tag auch schon wieder zunichte gemacht. Mit Raphael durch Berlin. Klasse. Toll. Super! Frau Finkenberg nickt uns noch einmal zu. "Ich denke, damit werden alle gut fertig werden. Einen schönen Tag noch Ihnen beiden." Ich überlege gerade, ob ich sie nicht um zehn Jahre Burg-putzen überreden soll, zwinge mich aber stattdessen zu einem knappen Nicken. Eine halbe Stunde später laufe ich mit Bibo in Richtung Stadt und erzähle ihm die Sache mit Raphael. "Und, was ist jetzt die Strafarbeit?", fragte er mich. "Frag lieber nicht", erwidere ich und setzte dann hinzu: "Ich kann dir nur schon mal sagen, dass du Tess durch Berlin begleiten darfst." Fragend sieht er mich an. Ich grinse. "Oder hast du was dagegen", flöte ich scheinheilig. "N-nein! Wie kommst du denn darauf?!", kommt es fast bestürzt von ihm zurück. Als wenn ich nicht genau wüsste, dass er gerade innerlich Purzelbäume schlägt, weil er statt mit Raphael mit ,seiner' Tess durch Berlin ziehen darf. Naja, wenn schon ich kein Glück habe, dann doch wenigstens die zwei. Und mal davon abgesehen hat die Sache noch einen Vorteil. Ich stelle mir gerade Lydias Gesicht vor, wenn sie davon erfährt... °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Blub. Was anderes ist dazu ja wohl nicht zusammen. Das Chap ist scheiße, ich weiß schon. *schäm* Tut mir leid. Aber ich wollte endlich mal weiterschreiben. Eigentlich sollte der Kern dieses Chaps ganz woanders liegen, aber irgendwie ist mir die Strafen-Sache viel zu weit ausgeschweift und deswegen verschieb ich den eigentlichen Inhalt in das 6. Kapitel. Da wird's dann auch wieder interessanter, versprochen! Meine Lieblingsszene in diesem Chap ist alles was sich um diesen Satz hier dreht: , Das heißt, eigentlich war es mehr ein Mischmasch aus tausenden Eindrücken, die meine Gefühlswelt aufpuschten wie ein Ecstasy-Cocktail.' *hihi* So, jetzt bitte ich noch mal vielmals um Entschuldigung für die lange Wartezeit. Ich war in letzter Zeit selten am PC. Aber jetzt ist die stressigste Zeit in der Schule rum, wir haben alle Arbeiten geschrieben. Am 21. gibt's Ferien. Möchte mich für meine Vernachlässigungen entschuldigen. So, jetzt aber zu den Kommis! @Rouge: Die Szene mit dem Blick kam eigentlich mehr so spontan, umso besser dass sie dir gefallen hat :D Ja, die Szene mit dem Rückblick mag ich auch. Ich sollte mehr davon schreiben *überleg* @Azaya: Danke für die Blumen. Sicher stell ich mehr davon ins Netz. So lange, bis es zuende ist ;) @Water2003: Also ich fand das Ende gut *hihi* @Caligo: Hey, wir sind beim 4. Kapitel, da darf doch noch nicht so viel passieren, sonst ist doch die Luft raus (und mir laufen die Leser weg *ah!* *kreisch*) Tut mir leid für dein Herz, ehrlich... @LaChouchoute: Ich weiß ich weiß. Die beiden sinn ja so süß. Aber die müssen sich noch ein bisschen gedulden *hähä* Und - hey, das 's mein Raffi! Kriegst du nicht XD @aqualight: Ja, du wiederholst dich, aber bei so was kannst du dich ruhig wiederholen bis du schwarz wirst. Ich hab da nischt gegen ^^° Ich mochte ihn auch, den Schulterwurf. Aber die Tarnung ist nicht futsch. Raffi dachte nur, er war zu überrunpelt ^^ Vielen, vielen Dank für die Empfehlung & dass du dich so oft nach der Story erkundigt hast *knuffs* @Fy: Danke, danke, danke. Du magst Romy? Da freu ich mich aber :) Vielen Dank für den Kommi! Hdl @YvonneStraubi: Hallöchen =) Schön das dir die Story ein bisschen gefällt! @Mirumy: Hallo! Das ist ja mal ein netter Besuch *grinz* Danke für die Komplimente, hab mich sehr gefreut!!! @searose: Meine Rede! Schick ihn in die Knie, Romy *kicher* Cool, das ich hier in deine Kragenweite passe ;) @Angel_Kisu: Kein Problem, vielen Dank für den Kommi! @Shadowgirl: *flöt* Naja, war ja nur ein bisschen abgeschaut... Ich mag Harry trotzdem lieber. Jetzt, wo ich das 5. öfter gelesen habe, gefällts mir schon besser. Nein, die beiden konnten sich nicht mehr retten, ich bin fies, ich weiß. Raffi wird gezähmt, ich stell mir gerade Romy mit Peitsche vor *rofl* @ninax: Böse, böse. Tja, so kanns gehen... @Black_Cat13: Hm, ich finde es kommt immer auf den Charakter an. Ob er jetzt richtig interessant oder einfach nur fies ist. Und das die Guten immer gewinnen ist ja schon immer so gewesen, gehört halt zum Happy End mit dazu *g* @Flaimdara: Danke für das Herz ;) Ich wollte dich aber nicht dermaßen aus der Bahn werfen, sorry ^^° @lynja: Aloha ^^y Jaja, hier meine Jungs *grinz* Ich mag sie auch =) @Onisha: *freufreufreu* Toll, dass dir die Story gefällt *strahl* @Estel: Kommis sind ja kein muss, ist nicht so schlimm! Hab extra für dich diesmal keine Cliffi eingebaut, bin ich nicht nett? Danke für den Kommi =) @sunnygirl07069: Sowas nennt man Phsychologie. Ohne Cliffhanger ist doch die Stor öde *hehe* Boa ey super, was vieler Text. Das kommt von den vielen Kommis... Soll jetzt nicht heißen, dass ihr die weglassen sollt! Dafür schreibe ich ja gern etwas mehr =) Bis dann! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)