Angst vor der Liebe von Ginger (Oder: Warum kann ich's dir nicht einfach sagen?) ================================================================================ Kapitel 20: Aussprache ---------------------- Ginger: *reingehopst komm* Hallo, Leute! ^o^ *freudig wink* Kai: Deine Begrüssung sollte etwas anders ausfallen, wenn man bedenkt, dass dein letztes Update über einen Monat her ist! û.ú Ray: Nicht, dass wir etwas dagegen hätten... Tyson: Vor allem Max nicht... Max: *wimmernd in der Ecke sitz* Ginger: Was ist denn mit DEM passiert? O.ô Tyson: Na, was wohl? DU bist ihm passiert! Ò.ó Ginger: Was soll denn das heißen? Ray: Sieht ganz so aus, als hätte er sich dein Geschreibsel zu sehr zu Herzen genommen. Jedenfalls scheint es ihm gar nicht zu gefallen, was du aus ihm gemacht hast... Max: ;_________; *schluchz* Kai: Nebenbei: WIR sind auch nicht gerade erbaut davon, was du aus UNS gemacht hast û.ú Ginger: Ach, sooooo schlimm ist es doch auch nicht... >.> Alle: Ò___________Ó Ginger: ;_; Ihr macht mir Angst... Kai: Ist dir eigentlich klar, was du mit uns gemacht hast?? Aus mir hast du einen Fall für die Klappse gemacht! Einen Weichling, der bei jeder Kleinigkeit losheult! Ray: Und aus mir hast du einen verklemmten Krankenpfleger gemacht, der seine Gefühlsausbrüche nicht unter Kontrolle hat! Tyson: Ja! Und aus mir hast du... äh... Ray: Mit dir hat sie gar nichts gemacht. Kai: Sie hat dich nur so dargestellt, wie du auch wirklich bist... Ray: Genau! Verfressen... Kai: ...faul... Ray: ...begriffsstutzig... Kai... und dämlich im weiteren Sinne! Tyson: Na, vielen Dank auch, Leute! Kenny: Naja, ich bin ja bisher noch kaum vorgekommen... Vermutlich hab ich wohl irgendwie Glück damit... Auch wenn's irgendwie deprimierend ist... *murmel* Ray: Aber am schlimmsten ist jawohl, was du mit Max gemacht hast! Alle: *eifrig nick* Ginger: Naja, ich geb zu, ich hab ihn etwas verhunzt >.> Tyson: ETWAS? O.ô Kai: Du hast aus ihm den reinsten Psychopathen gemacht! Ray: Mal heult er sich die Augen aus... Kai: ...und mal hat er einen Wutausbruch, der mich krankenhausreif macht! Max: *aufschluchz* Ginger: ... v.v" Tyson: Jetzt bist du sprachlos, oder wie? Ginger: Was soll ich groß sagen? Ihr habt ja recht! Ich bin unfähig! ;____; Ich hab euch alle total verdreht! >.<" Alle: *eifrig nick* Ginger: Es tut mir leeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiid T________________T Kai: Das ist ja auch wohl das mindeste! Kenny: Ich frag mich echt, wie du das bis zum Ende der Story wieder hinbiegen willst... Ginger: Och, das schaff ich ^_________^ Alle: Oô Ray: Jetzt wissen wir, dass sie beim Schreiben -zumindest was unsere Reaktionen angeht- von sich selbst ausgegangen sein muss... Tyson: Das erklärt einiges... Kai: Ich hab noch nie solche Stimmungsschwankungen gesehen... Ray: *Kai schief anguck* Kai: Außerhalb dieser Geschichte hier, mein ich... Ginger: Ach Leute! Stellt euch nicht so an, ihr habt's ja fast hinter euch ^^; Kenny: Was soll das heißen? Tyson: Etwa das, was wir alle schon so sehnsüchtig erwarten? Ginger: Ja, diese Geschichte geht auf ihr Ende zu ^o^ Kai: Und das sollen wir dir glauben? Ginger: Ja, sicher *irritiert ist* Warum denn auch nicht? Ray: Weil du das schon seit einiger Zeit immer wieder behauptet hast... >.> Ginger: Echt? O.ô Ups ^^; Nyo, aber die meisten der mir wichtigen Szenen sind jetzt schon da gewesen, demnach kommt jetzt nicht mehr allzu viel... Oder so... Heißt natürlich nicht, dass es jetzt plötzlich langweilig werden würde! O.O" Ray:Dass war es schon die ganze Zeit über, demnach kann's nicht mehr langweilig WERDEN... >.> Ginger: Ihr seid so grausam v.v" Kai: Ach, und du nicht? O.ô Ginger: ... Naja, nach dieser kleinen *nach oben schiel und sich kaum vernehmbar räusper* Einführung geht's jetzt auch endlich weiter ^o^ Einige haben ja auch schon sehnsüchtig darauf gewartet -im Gegensatz zu denen da oben ">.> Nyo, dieses Kappi ist selbst meiner Ansicht nach ganz okay geworden. Ich hoffe, euch gefällt es auch... Besonderer Dank gilt diesmal übrigens chibi_kai, die mir erst vor kurzem einen soooooooooo dermaßen lieben, aufbauenden Kommentar geschrieben hat, dass ich wieder richtig Lust bekommen habe, diese FF weiterzuschreiben ^o^ Tja, und da ich nun einen Großteil des 21. Kappis fertig hab, kann ich jetzt auch endlich das schon vor einiger Zeit beendete Kapitel 20 hochladen ^o^ Kai: Das ist ne Logik... >.> Aber sie ist nicht die einzige, der ich danken möchte! Auch allen anderen Kommischreibern danke ich!! Ihr seid echt die Größten!! *alle ganz fest knuddel* Ohne euch hätte ich schon längst aufgegeben!! ^_____________^ Naja, ich will dann auch nicht mehr lange nerven ^^; Viel Spaß mit Kapitel 20! Cu, Ginger *~* Rays PoV *~* Da sitzt er nun. Tief in die Schatten einer schmalen Gasse eines unheimlichen Viertels gehüllt, in sich zusammen gesunken, fest gegen die Hauswand hinter sich gedrückt. Instinktiv komme ich auf ihn zu, einem Reflex gleich will ich mich zu ihm knien, ihn beruhigen, genauer betrachten. Aber als ich mich nähere, kann ich deutlich wahrnehmen, wie er sich tiefer in seine Ecke drückt, die Beine krampfhaft an seinen Körper heranzieht, als würde er versuchen, sich so klein wie möglich, wenn nicht sogar unsichtbar für mich zu machen. Es sieht fast so aus, als würde er vor mir fliehen wollen, aber die Tatsache, dass es sich bei dieser Gasse um eine Sackgasse handelt, hält ihn zurück. Ich verharre in meiner Bewegung, sehe fast schon mitleidig zu ihm herab. Meine anfängliche Wut ist nicht etwa verschwunden, aber mir förmlich im Halse stecken geblieben; ein Gefühl der Unsicherheit ergreift von mir Besitz. "Max?" Mehr bringe ich nicht heraus. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Irgendwie hoffe ich, dass er mir antwortet, auch wenn ich nicht die leiseste Ahnung habe, wie diese Antwort hätte ausfallen sollen. Sollte er vielleicht nicken oder mir mit einem "ja" antworten? Wie schon erwartet, bleibt die erhoffte Antwort aus. Aber auch sonst bringt der Junge zu meinen Füßen keinen Laut hervor, starrt nur von unten her zu mir hinauf, als wäre ich ein Geist... oder sein ärgster Feind, der ihn nun gestellt hat, mit der festen Absicht, ihn ins Jenseits zu befördern... Er hat Angst vor mir. Nach einigem inneren Ringen überwinde ich dann doch die letzten Meter und knie mich zu ihm hinunter. Fester presst er die Beine an seinen Körper heran, versucht deutlich zurückzuweichen, auch wenn er weiß, dass er das aufgrund der Wände, die uns fast gänzlich umschließen, nicht kann. Sofort fallen mir die roten Striemen an seinen Oberarmen auf. Hatte er sich die etwa selbst mit den Fingernägeln zugefügt? Etwa als eine Art Selbstbestrafung? Mein Blick wandert weiter über seinen Körper, doch können sie nichts weiteres dieser Art bemerken. Demnach scheint er, von den Kratzspuren abgesehen, keine weiteren Verletzungen zu haben, was mich dann doch schwach beruhigt. "Was machst du hier?", erklingt Max' heisere Stimme voll Verwirrung, als könne er noch immer nicht fassen, dass ich tatsächlich hier bin. Der Klang seiner Worte lässt mich meine Suche nach Hinweisen für vielleicht doch noch vorhandene Verletzungen vorzeitig beenden und mich auf- und damit in sein Gesicht schauen, das ebenfalls von Verwunderung aber auch von Angst zeugt. Seine Wangen sind feuerrot -ob sie durch den kalten, schneidenden Wind oder durch salzige Tränen derart verfärbt wurden, kann ich so allerdings nicht sagen. Aber ein einziger Blick in seine ebenfalls geröteten Augen lässt nur einen einzigen Schluss zu. "Na, was schon?", flüstere ich ihm zu und streiche ihm vorsichtig über den Arm, um ihn zu beruhigen, vielleicht aber auch, um ihm deutlich zu zeigen, dass ich mehr als nur ein Hirngespinst bin; dass ich wirklich hier, nur wegen ihm hierher gekommen bin. Er fühlt sich richtig kalt an, fast wie tot. Meine Berührung lässt den Jungen zusammenzucken. Er beginnt zu zittern, als würde er sich erst jetzt wieder der Kälte um sich herum gewahr werden. Erst jetzt wird auch mir selbst schmerzlich bewusst, dass er ja gar keine Jacke an hat, er damit mehr oder minder völlig der Kälte und dem Wind ausgeliefert ist. Er scheint schon eine Menge an eigener Wärme verloren zu haben. Ohne weiter darüber nachzudenken oder auch in jedweder Form zu zögern ziehe ich mir meine eigene Jacke aus und mit den gemurmelten Worten "Hier bitte." schlinge ich meinem Gegenüber den Stoff um die Schultern. Dieser mustert mich daraufhin erst einmal mit einem prüfenden Blick, als würde er nicht verstehen, was ich mit dieser Geste bezwecke, und als suche er förmlich nach einem versteckten Hintergedanken meinerseits, den er natürlich nicht finden kann. Als auch er selbst schließlich einige Momente darauf zu ebendieser Erkenntnis gelangt, drückt er den mit meiner eigenen Körperwärme angereicherten Stoff wärmesuchend fester an sich. Doch auch jetzt noch hält das Zittern weiter an. "Komm, steh auf.", fordere ich ihn auf, während ich mich selbst erhebe. Ich will gehen, nicht unnötig kostbare Zeit vergeuden. Es ist sicher besser, wenn wir beide möglichst schnell wieder in einem beheizten Gebäude sind, sonst würden wir uns sicher noch eine Erkältung, wenn nicht sogar schlimmeres einfangen. Helfend strecke ich ihm meine Hand entgegen, aber er reagiert nicht darauf, als hätte er nichts von meiner Aufforderung bemerkt. Nicht einmal ansehen tut er mich. Als ich meine Worte wiederhole, schüttelt er den Kopf. Seine Lippen formen tonlos das Wort "Nein". Ratlos sehe ich ihn an. Was sollte ich jetzt tun? Ich will ihn nicht auf die Beine zwingen, aber ich könnte ihn ebenso wenig hier einfach weiter herumsitzen lassen. Ich versuche erneut, ihn zum Aufstehen zu überreden, aber wieder schüttelt er nur den Kopf. Zögerlich hocke ich mich wieder neben ihn auf den Boden und versuche ihm in die Augen zu sehen in der Hoffnung, vielleicht so herauszufinden, warum er mir nicht folgen will, aber er weicht meinem Blick aus. Innerlich seufzend lasse ich mich nun vollends neben ihm nieder und lehne mich wie er an die Hauswand hinter uns und schaue die vielleicht gerade mal zwei Meter entfernte gegenüberliegende kahle Hauswand an ohne sie wirklich wahrzunehmen. Meine Gedanken rasen, suchen nach Lösungen dieses Problems. Ich muss mir etwas einfallen lassen, denn die Zeit drängt. Wenn wir noch lange hier blieben, würden wir uns noch den Tod holen. Aber wie sollte ich ihn hier weg bewegen, wenn er nicht auf mich eingeht und sich mir mit einem mir unerklärlichen Trotz entgegenstellt? Ein Schauer läuft meinen Rücken hinab und hinterlässt auf meiner Haut eine feine Gänsehaut. Es ist kalt, auch wenn uns der Wind hier kaum erreicht. "Hast du mich gesucht?", fragt Max mit leiser zittriger Stimme. Ich schaue ihn an, aber er erwidert meinen Blick nicht. Augenscheinlich starrt er den Asphalt zu seinen Füßen an, aber ich weiß, dass seine Augen ins Leere sehen, sein Blick nichts auffängt. Er nimmt nichts wahr, ist völlig in sich selbst gekehrt. Es wirkt fast so, als hätte er genug von der Welt um ihn herum, will sie nicht mehr sehen, sich aus ihr zurückziehen. Angst kriecht bei diesem Gedanken in mir empor. "Ja, wir alle haben nach dir gesucht.", beantworte ich seine Frage. Aber nur einen Augenblick später habe ich das unbestimmte Gefühl, etwas falsches gesagt zu haben. Und tatsächlich rollt nun eine klare Träne die Wange des Blonden hinab. Hilflos muss ich das mit ansehen, weiß, dass ich an dieser Träne Schuld bin, aber nicht, was genau mein Fehler war. Etwas widerwillig lege ich meinen Arm um seine Schultern und ziehe ihn zu mir heran. Ich habe das tiefe Bedürfnis ihn zu trösten, bin ich doch scheinbar Schuld an dieser Träne, der nun still immer mehr folgen. Zögerlich lässt Max meine Umarmung zu, drückt sich nach einigen Augenblicken sogar leicht an mich. Er zittert heftig, was mich zu dem Schluss kommen lässt, dass er sich nicht an mich lehnt um Trost, sondern viel mehr um Wärme zu suchen. "Wir haben uns alle große Sorgen um dich gemacht, weißt du? Und als du dann nicht mehr zurückgekommen bist, haben wir uns alle auf den Weg gemacht um nach dir zu suchen -auch Kai wollte bei der Suche helfen.", erzähle ich einfach drauf los, schon allein um die sich ausbreitende Stille zu unterdrücken. Ich hoffe, dass ihn meine Worte beruhigen. "Kai?", wiederholt Max heiser. Ich nicke. "Ja, er wollte auch mitkommen, aber..." Ich breche ab. Erst jetzt bemerke ich meinen Fehler, aber es ist bereits zu spät. Wie sollte ich meinen Satz zuende bringen ohne ihn in eine noch tiefere Krise zu stürzen? Schließlich ist doch Max für Kais Verletzungen, wegen denen dieser im Hotel bleiben musste, verantwortlich... "...aber er... äh..." Ich beginne zu stottern, befürchte schon, mich völlig in meinen eigenen Worten verstrickt zu haben, doch plötzlich habe ich eine Idee, wie ich den Satz beenden kann ohne weiteren Schaden anzurichten. "...aber einer musste ja schließlich im Hotel bleiben, für den Fall, dass du doch von selbst wieder dorthin zurückgekehrt wärst!" Ich lächle schwach und beglückwünsche mich selbst zu dieser gekonnten Rettung aus dem Netz der unglücklich gewählten Worte, in dem ich mich beinahe bis zur Bewegungsunfähigkeit verwickelt hätte. Eine Weile herrscht Schweigen, aber ich kann deutlich fühlen, dass Max mir etwas zu sagen versucht. Ich warte geduldig. "Wie... wie geht es Kai jetzt?" Seine krächzende Flüsterstimme vermittelt den Eindruck, dass ihm das Stellen dieser so einfachen Frage einige Schwierigkeiten bereitet hat. Dennoch klingt sie völlig tonlos; ich kann nicht sagen, ob er Mitleid oder Reue oder sogar Befriedigung bei dem Gedanken an den verletzten Kai empfindet. Daher zögere ich mit der Antwort. Wie sollte ich ihm am besten antworten? Zwei Möglichkeiten habe ich nun, neben der Verweigerung jedweder Antwort, zur Verfügung stehen. Ich könnte Max sagen, dass es Kai schon wieder besser geht. Das würde den Blonden sicher beruhigen. Denn sollte er wirklich bereuen, was er dem armen Kai angetan hat, dann wäre das das beste für ihn. Wenn er aber keinerlei Reue für seine Tat in sich trägt, dann würde ihn eine solche Antwort vielleicht dazu ermuntern, seine Tat in anderer Form zu wiederholen, auch wenn ich glaube, dass er nicht so handeln würde; aber andererseits hätte ich auch nie geglaubt, dass er zu einem Verhalten, wie er es Kai gegenüber an den Tag gelegt hat, fähig wäre... Demnach sollte ich dann eher versuchen, ihm ins Gewissen zu reden und ihm deutlich zu sagen, was er angerichtet hat. Was sollte ich nun also sagen? Was, wenn ich die falsche Entscheidung träfe und damit die falsche Antwort gäbe? "I-ich... weiß nicht genau, wie es ihm geht... Allerdings hat er ziemlich üble Verletzungen. Die sind aber in der Zwischenzeit schon versorgt worden..." Ich schwanke zwischen beiden Varianten, versuche ihm sowohl klar zu machen, dass er Kai schreckliches nicht wieder so einfach aus der Welt zu schaffendes Übel angetan hat, als ihn auch gleichzeitig zu beruhigen. So kann ich bei der Wahrheit bleiben, laufe nicht in Gefahr zu lügen. Ich spüre wie Max leicht nickt. Wieder herrscht eine Zeitl ang Schweigen. Mein Geist nutzt diese Gelegenheit um sich Gedanken um Kai zu machen, der als Gesprächsthema herhalten musste. Wie es ihm jetzt wohl geht? Ob er wohl noch immer Schmerzen hat? Ob... "Wieso habt ihr nach mir gesucht?", platzt es aus Max heraus, wodurch er meine Gedanken abrupt unterbricht. Seine Stimme klingt in diesem Augenblick schon fast wütend. Kurz schaut er zu mir auf, drückt sich aber sofort wieder an mich. Noch immer zittert er vor Kälte. "Ich verstehe das nicht...", fügt er flüsternd hinzu. Seine Stimme schwankt und klingt gedrückt; er scheint seine Tränen zurückhalten zu wollen. "Weil wir uns Sorgen um dich gemacht haben. Schließlich sind wir immer noch Freunde." Ich kann nur hoffen, dass das stimmt, denn ich will ihn nicht wissentlich belügen. Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich zu den Jungen in meinen Armen stehe. Ich kann wirklich nicht klar sagen, ob ich ihn nun mag für das, was er ist -ein guter Freund und Partner-, oder ihn für das, was er getan hat, verachte. "Auch nachdem ich das getan habe?", hakt er nach, als hätte er meinen letzten Gedanken gelesen. Er klingt heiser. In seiner Stimme schwingen sowohl Angst als auch Hoffnung mit. Ein Schluchzen. "Ja, selbst dann noch...", flüstere ich ihm zu. Zumindest glaube ich, dass dem so ist. Warum sonst wären wir ihn alle suchen gegangen? "Bist du böse auf mich?", fragt er nach einer Weile. Ich zögere. Ja, ich bin böse auf ihn. Aber das kann ich ihm ja wohl schlecht ins Gesicht sagen, oder? Aber, wie bereits gesagt, will ich ihn auch nicht belügen. Und eh, dass ich doch einer Lüge verfalle, schweige ich. "Bist du böse auf mich?", fragt er erneut. Schluchzer schütteln ihn und lassen seine Stimme ebenso zittern, wie die Kälte seinen Körper. So zwingt er mich förmlich dazu, auf seine Frage einzugehen. "Nun, es war nicht richtig, was du getan hast.", weiche ich einer direkten, verletzenden aber wahren Antwort aus. Abrupt verstummen die Schluchzer und ebenso plötzlich löst sich Max von mir, rückt ein Stück weit von mir weg, sieht zu Boden. "Doch, das war es!" "Was!?", frage ich entsetzt. Ich kann nicht ganz begreifen, was hier gerade vor sich geht. Sollte Max etwa wirklich keinen Funken Reue in sich tragen? Womöglich noch stolz auf seine Tat sein? "Kai hatte es verdient! Er hat mir das, was für mich das wichtigste in meinem Leben ist, einfach weggenommen. Er hat all meine Hoffnungen und Träume zerstört mit seinem Egoismus..." Seine Stimme klingt dumpf, wie aus weiter Ferne. Ich will ansetzen etwas zu sagen, aber schon hat er mich unterbrochen. "Und mit dir, Ray,", Er sieht mir fest in die Augen. Die seinen blitzen dabei auf. "hat er dasselbe vor!" Entsetzt. Das ist das einzige Wort, das es vermag meinen jetzigen Gemütszustand wenigstens ansatzweise zu beschreiben. War das gerade wirklich Max? Hat er gerade wirklich das gesagt, was ich glaube verstanden zu haben? Und... hat er etwa recht mit dem, was er da sagt? Verwirrung breitet sich in mir aus. Verwirrung und Zweifel... "Wie kannst du das behaupten!? Wie kommst du darauf?" Meine Stimme zittert leicht. Ich habe Angst. Angst, dass er etwas wissen könnte, was ich nicht weiß. Aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. "Oh, Ray! Siehst du das denn nicht? Er belügt dich! Kai macht sich doch gar nichts aus dir, verstehst du nicht? Er benutzt dich nur! Er spielt dir etwas vor, nur um dich zu verletzen; so wie er es immer und mit jedem tut!" Eine Pause schließt sich an, in der ich meine Besinnung wiederfinde. "Das ist nicht wahr, Max! Und das weißt du auch! Kai ist nicht so, wie du ihn eben beschrieben hast. Er würde uns niemals absichtlich weh tun wollen!" Einen Moment lang habe ich doch tatsächlich gezweifelt -an Kai gezweifelt, dem Menschen, den ich über alles liebe und dem ich eigentlich bedingungslos vertrauen müsste. Aber mit Vertrauen ist das eben so eine Sache. Es ist zerbrechlich wie Glas. Und je öfter man verraten wird, desto schwieriger ist es überhaupt noch Vertrauen zu haben und daran festhalten zu können, so sehr man sich auch darum bemüht. "Woher willst du das wissen, Ray? Woher willst du wissen, dass er dich nicht belügt? Woher willst du seine Absichten kennen? Kannst du etwa in seinen Kopf gucken? Kai sieht doch darin nur ein Spiel! Ein Spiel, bei dem der Sieg für ihn im Schmerz des anderen liegt! Und er kann in diesem Spiel nicht verlieren, denn er selbst hat keine Gefühle, die man verletzen könnte. Dieser Eisblock ist zu so etwas wie Gefühlen schließlich gar nicht fähig!" Ich habe Max noch nie so kaltherzig sprechen hören. Ist das etwa wirklich seine Meinung über Kai? Hasst er ihn etwa wirklich so sehr, wie es sich jetzt für mich anhört? Jedes Wort, das Max' vor Wut und Kälte bebende Lippen verlässt, versetzt mir einen schmerzhaften Stich ins Herz. Dennoch versuche ich, mich zu beherrschen um nicht herumzuschreien -das würde schließlich auch nicht helfen, sondern die Situation nur weiter ausarten lassen. "Nein, ich kann nicht in Kais Kopf gucken. Aber kannst du denn in sein Herz sehen? Oder warum kannst du so einfach behaupten, er hätte keine Gefühle? Er ist genauso ein Mensch wie wir alle; ein Mensch mit Gefühlen. Er kann genauso Leid und Liebe empfinden, wie wir auch." "Ray, du tust gerade so, als könntest du in sein Herz, diesen Stein, sehen. Aber auch du kannst das nicht!", wendet Max mit einem verbitterten Lächeln ein. An dieser Stelle hätte ich Max am liebsten ins Gesicht geschrien, was ich alles über Kai weiß, aber ich habe Kai versprochen, meine Verschwiegenheit zu wahren. Also lasse ich Max zähneknirschend weiter reden, der es schafft, das Mitgefühl, das ich bis eben noch für ihn empfunden habe, zu ersticken und meine Wut wieder aufleben zu lassen. "Du vertraust ihm viel zu sehr!", spricht der Blonde weiter, sein Blick gleitet derweil zum düsteren Himmelszelt, von dem von hier unten aus nur ein winziges Stückchen zu sehen ist. "Kai ist ein Mensch, dem man nicht trauen darf! Er ist ein Egoist und Egozentriker, dem es eigentlich egal wäre, was er mit seinem Benehmen für Schaden anrichtet, wenn er nicht gleichzeitig so ein Menschen verachtender Sadist wäre!" Ich beginne zu zittern, so stark ist die Wut in mir. Wie kann er es wagen so über Kai zu sprechen!? Dabei kennt er ihn doch kaum! Hat er denn je wirklich mit ihm gesprochen? Nein! Hat er ihn je wirklich beachtet? Nein! Wie kann er also behaupten Kai besser zu kennen als ich, wenn er nie wirklich etwas mit ihm zu schaffen gehabt hat, ja noch nicht einmal Wert darauf gelegt hat, mit ihm zu reden!? Fest presse ich meine Augenlider aufeinander und beiße mir auf die Unterlippe um die aufsteigenden Aggressionen zurückzudrängen, das lodernde Feuer der Wut zu löschen und mich selbst wieder zur Ruhe zu zwingen. Erst als ich eine Bewegung neben mir spüre, blicke ich auf. Max hat sich erhoben und entfernt sich leicht schwankend von mir, bleibt aber schon nach einigen Schritten wieder stehen. Als auch ich mich erhebe, dreht er sich wieder zu mir um. Mit vor Hass verschleierten Augen sieht er mich an; alles verkrampft sich kurzzeitig in mir und ich weiche automatisch ein winziges Stück vor ihm zurück. "Kai hat es doch gar nicht verdient Freunde wie dich zu haben. Freunde, die ihn verteidigen, ihn in Schutz nehmen, obwohl er ihnen ständig weh tut. Er hat das alles nicht verdient! Und wenn ich könnte, würde ich..." BATSCH! Eine schallende Ohrfeige unterbricht ihn, aber ich komme dennoch nicht umhin, seinen Satz für ihn zu beenden. "...ihm alles wegnehmen? Wolltest du etwa das sagen? Sag mal was fällt dir eigentlich ein über ihn zu urteilen? Wer gibt dir das Recht dazu? Sicher, Kai benimmt sich oft nicht wie ein Engel, aber das ist noch lange kein Grund dafür, ihn so zuzurichten, über ihn zu urteilen, ihn zu verachten, um ihm dann Stück für Stück das Leben zu zerstören! Ob du's glaubst oder nicht, Kai hat auch seine guten Seiten. Er ist nicht absolut schlecht, so wie du ihn darstellen willst! Er ist ein wundervoller Mensch und nichts und niemand gibt dir das Recht über seine Existenz oder seinen Lebensinhalt zu entscheiden!" Ich atme schwer, versuche durch den Sauerstoff wieder zur Ruhe zu kommen. Ich war lange nicht mehr dazu gezwungen, so heftig zu reagieren. Aber diesmal war es nötig. Max sieht mich mit einer Mischung aus Verwirrung, Schrecken und Unglauben an. Er scheint noch nicht ganz realisiert zu haben, was gerade vor sich gegangen ist. Nun, er ist es auch nicht von mir gewohnt, dass ich derart schroff reagiere, aber schließlich hat er mir gar keine andere Wahl mehr gelassen. Wie sonst hätte ich ihn stoppen können? Langsam führt er seine linke Hand an seine nun noch stärker gerötete Wange; er zuckt leicht zusammen, als er das schmerzende Fleisch berührt, Tränen quellen aus seinen Augen, die mit einem heftigen Schluchzer beginnen, seine Wangen wie kleine Bäche hinabzulaufen und den Anschein erwecken, nicht allzu bald wieder versiegen zu wollen. Hatte ich etwa so fest zugeschlagen? "Max, ich halte nichts von Selbstjustiz. Und selbst wenn Kai dir etwas angetan haben sollte, ist das noch lange kein Grund, ihn derart zu bestrafen; vielleicht wird er für immer eine Narbe haben, die ihn daran erinnert, dass ein Freund sich gegen ihn gestellt hat. Ich weiß zwar nicht, was er dir angetan hat, aber ich bin mir sicher, dass die Strafe oder die Rache -wie man es auch immer bezeichnen will-, die du für ihn ausgewählt hast, die zu bestrafende Tat überwiegt. Denn nichts, keine Fehltat ist schlimm genug, um mit einem Mal, das von einem solchen Verrat zeugt, gesühnt zu werden." Ich warte darauf, dass er etwas sagt, mir widerspricht oder sonst irgendwie reagiert, aber nichts dergleichen geschieht. Er steht einfach nur stumm da, sich die linke Wange haltend, die andere zu einer zitternden Faust geballt. Er scheint gebrochen. Und er weint. Bei dem Anblick, den er mir jetzt bietet, muss ich schwer schlucken. Wie er nun so dasteht, ist es kaum zu fassen, was er vorhin noch für Worte ausgesprochen hat. Sein Hass scheint erloschen zu sein. Stattdessen sehe ich nun tiefes Leid in seinen azurblauen Augen. Schleichend regt sich in mir der Verdacht, dass die Wut und der Hass, den er für Kai zu empfinden behauptet, nur dazu dienen, diesen Schmerz, der nun freigelegt in seinen Augen liegt, zu verdecken. >Wie bei Kai...< Ich kann mich dieses Vergleichs und dem mit ihm verbundenen Gedanken nicht erwehren. Zu deutlich sehe ich nun die Ähnlichkeit des Verhaltens der beiden, von denen ich noch bis vor kurzem dachte, sie hätten nichts gemein. Vielleicht ist genau das auch der Grund für das tiefe Mitgefühl, das nun erneut in mir aufflammt... Wieder bin ich völlig hilflos, weiß nicht, was ich tun soll. Ich will ihn nicht weiter weinen sehen, traue mich aber auch nicht, auf ihn zuzukommen. Kann ihn nur stumm und mitleidig anschauen. Unfähig etwas zu sagen, etwas zu tun, die Initiative zu ergreifen. Stehe genauso reglos da wie er. Und ich kämpfe... Kämpfe gegen die Worte an, die sich beständig in meinem Kopf formen und zu einem Satz aneinander reihen. Ein Satz, der einem endlosen Echo gleich, immer und immer wieder dröhnend widerhallt. Ausgesprochen werden will. >Es tut mir leid< Diese Sentenz schreit in meinem Kopf. Wird mit jedem Ruf lauter. Erklingt immer schriller und durchdringender je öfter ich sie niederschmettere. Nein, ich will sie nicht aussprechen! Es wäre eine Lüge. Nichts von dem, was ich eben sagte, tut mir leid. Ich bereue nicht ein einziges Wort, nicht eine Silbe. Ich brauche mich für überhaupt nichts zu entschuldigen. Denn es war die Wahrheit, dir reine pure Wahrheit. Doch die Stimme schreit weiter, achtet nicht auf die Nutzlosigkeit ihrer Worte. Will nur mein Gewissen beachtet wissen, meinen Verstand ignorierend. Plötzlich bemerke ich eine Regung bei Max. Er löst sich aus seiner Starre, versucht scheinbar einen Schritt zu tun. Doch er gerät ins Schwanken. Unbeholfen trippelt er etwas auf der Stelle, hat die Augen geschlossen; seine Hand berührt nun nicht mehr seine Wange sondern seine Schläfe. Mehr aus einem Reflex heraus mache ich einen Satz nach vorne und kann ihn auffangen bevor er in die Knie geht. Erschöpft lehnt sich der Blonde an mich, drückt seine Stirn an meine Brust. Er keucht leise, murmelt, dass ihm schwindelig wäre. Mir ist unwohl zumute. Ich weiß nicht genau warum, aber ich mag es nicht sonderlich, Max so dicht bei mir zu haben. Schnell verdränge ich dieses unangebrachte Gefühl, gegen dessen Willen ich nun behutsam meine Arme um den Oberkörper des Halbamerikaners schlinge um ihn zu stützen. Es vergeht einige Zeit, in der sich keiner von uns rührt. Wir stehen einfach nur so da und warten darauf, dass es Max' Zustand wieder zulässt, dass wir uns wieder aus dieser für meinen Teil recht unangenehmen Umarmung lösen können. Endlich drückt sich Max leicht von mir und schaut zu mir auf. Ein seltsamer Glanz liegt in seinen blauen Augen, den ich mir nicht erklären kann und auf den ich deshalb nicht weiter achte. Gerade will ich ihn fragen, ob es ihm nun wieder besser gehe, als er plötzlich meine Lippen mit den Seinen versiegelt. Im ersten Moment bin ich zu erschrocken um zu reagieren, kann diesen ungewollten Kuss nur zulassen. Dann erst schaltet sich mein Verstand wieder ein. Angewidert stoße ich den Blonden von mir, der daraufhin einige Schritte zurücktaumelt, seine Balance aber gerade noch so halten kann. "Was soll das!?", fauche ich, aber Max antwortet nicht. Steht nur da und sieht mich verletzt an. Formt tonlos einige Worte, wird dann etwas lauter, und ich kann den Satz "Ach, so ist das..." aufschnappen. Dann lächelt er plötzlich schwach. Es ist ein trauriges Lächeln, seine Augen glitzern leicht vor Feuchtigkeit. "Du liebst ihn also?" Verwirrt blinzle ich ihn an. Bitte, was hat er mich da gerade gefragt? Lautlos bewege ich den Mund auf und zu, versuche etwas zu sagen, bringe aber nicht ein Wort über die Lippen. "Tu nicht so überrascht, ich hab euch gesehen...", meint er, wird zum Ende hin aber immer leiser. Jetzt erst schaffe ich es, meine Sprache wiederzuerlangen. "Was!? Wann? Wo?" Zu längeren Sätzen bin ich nicht fähig, aber wozu hätte ich mich auch länger fassen sollen, wenn er auch so versteht? "Letzte Nacht...", flüstert er so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann. Wieder hat er mit den Tränen zu kämpfen, aber nachdem er einmal mit dem Arm über seine Augen gewischt hat, scheint er den Kampf gewonnen zu haben. Mir selbst klappt die Kinnlade nach unten. Letzte Nacht? Hatte er etwa mitgekriegt, dass Kai und ich im selbem Bett genächtigt haben? Eine peinliche Röte überzieht meine Wangen. Könnte es sein, dass Max... diese Situation mit Kai... falsch gedeutet hat? Das würde ja heißen, er nimmt an, dass wir... Kai und ich... dass Kai mich... Meine Wangen beginnen förmlich zu glühen, was Max glücklicherweise nicht mitbekommt, da er seinen Blick lieber auf den Boden richtet als mich anzusehen. Er scheint mir nicht in die Augen sehen zu wollen... oder zu können... "Als ich euch da so hab liegen sehen... beide halbnackt... gesehen habe, wie Kai dich an sich gedrückt hat und so ungewöhnlich zufrieden gelächelt hat..." Jetzt ist auch mir klar, dass Max das ganze wirklich falsch gedeutet hat. So, wie er es formuliert, kann er nur diese eine Interpretation im Hinterkopf haben. "...da ist für mich eine Welt zusammengebrochen.", beendet er seinen Satz, den ich im Geiste noch einmal wiederholen muss, da ich kurzzeitig durch meine eigenen Gedanken abgelenkt war. Aber verstehen tue ich diesen dennoch nicht. "Erst war ich nur geschockt, konnte einfach nicht glauben, was ich gesehen hatte. Aber dann...", er unterbricht sich selbst kurz, scheint sein Gemüt beruhigen zu wollen, aber eher das Gegenteil bewirkt er damit, denn seine Stimme zittert leicht vor Zorn, als er den nächsten Satz ausspricht. "Ich war so wütend! Auf Kai, auf dich, auf mich... Ich konnte gar nicht anders, ich musste irgend etwas mit dieser Wut machen, sonst wär ich daran erstickt, kannst du das verstehen?" Er schaut kurz zu mir auf, senkt aber schon nach wenigen Augenblicken wieder den Kopf. Er bringt es einfach nicht fertig mich länger anzusehen. Nicht etwa aus Angst ich könnte ihm etwas tun, sondern aus Scham. Nun endlich scheint er begriffen zu haben, was er getan hat. Und er schämt sich dafür, bereut seine Tat -zu Recht! "Aber warum Kai?", höre ich mich selbst fragen. Ich verstehe nicht, warum er gerade Kai als Opfer ausgewählt hat. Warum nicht mich? Mir wäre es wirklich lieber gewesen, wenn der Angriff mich erwischt hätte. Kai hat in seinem Leben schon so viel mitmachen, so viel Leid ertragen müssen. Es ist ein Wunder, dass er nicht an seinen seelischen Verletzungen zerbrochen ist. Warum also muss er nun weiter leiden? Womit hat er das verdient? Wieso wird er dafür bestraft, dass er angefangen hat, in uns Freunde zu sehen, uns zu vertrauen? Warum muss ausgerechnet dieses mühsam entwickelte Vertrauen zerstört werden und ihn weiter verletzen? Bei Max erscheint wieder dieses unendlich traurige Lächeln. "Weil ich schon vor einer Weile gemerkt habe, dass ich nicht fähig bin, böse auf dich zu sein -wie sollte ich dich dann hassen können? Und... mal ehrlich, würdest du deine Wut auf dich selbst richten, wenn es noch jemand anderen gibt, auf den du wütend sein kannst?" Erneut sieht er mich kurz an, dann lacht trocken auf, es hört sich fast wie ein Husten an. "Natürlich würdest du das nicht, dafür hast du ein zu gutes Herz... Aber ich... ich habe das getan... Ich habe meinen Hass einfach gegen Kai gerichtet, wie du ja selbst gemerkt hast... Es war nunmal das einfachste..." Er beginnt zu Schluchzen, versucht gegen die Tränen anzukämpfen, aber diesmal verliert er die Schlacht. "Ich hab mir weiß-Gott-was eingeredet um nicht glauben zu müssen, dass du selbst auch mit ihm zusammen sein willst! Ich hab mir eingeredet, Kai würde dich dazu zwingen, dich mit ihm abzugeben, dich erpressen oder sonstiges! Ich bin so ein Idiot..." Wieder spüre ich dieses Verlangen in mir, ihn zu trösten, aber ich kämpfe dagegen an. Er soll sich nicht einbilden, dass er nur zu heulen braucht um alles wieder ins Reine zu bringen. "Gott, und ich habe ihn auch noch als Egoisten bezeichnet! Dabei bin ich hier der einzige Egoist! Und ein Idiot! Ein egoistischer Idiot!" Ja, Max hat allen Grund sich selbst Vorwürfe zu machen. Er hat sich echt einiges geleistet. Warum zum Himmeldonnerwetter habe ich dann noch immer das Bedürfnis ihn zu trösten und ihm gut zu zureden!? Warum habe ich das unbestimmte Gefühl eigentlich selbst an all dem hier Schuld zu sein? Erst jetzt beginnen seine Worte bei mir Wirkung zu zeigen, sodass ich mir langsam der Botschaft bewusst werde. >Er hat das mit Kai und mir mitgekriegt. Er redet davon, dass er geglaubt hat, Kai hätte mich dazu gezwungen, mit ihm zusammenzusein und... äh... weiteres... Und er meint, dass für ihn dadurch eine ganze Welt zusammengebrochen wäre... Und... äh... Moment! Sollte das etwa heißen, dass...?< Die Erkenntnis trifft mich wie ein Donnerschlag und am liebsten hätte ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn geklatscht. Das ich noch nicht eher auf diese Idee gekommen bin! Aber... könnte das denn wirklich sein? "Max, das hört sich ja fast so an, als ob..." Ich bringe meinen Satz nicht zuende, denn ich weiß, dass er auch so verstanden hat, was ich nun von ihm wissen will. Ein zögerliches Kopfnicken. "Ja, Ray. Ich habe mich in dich verliebt..." ... "Ähm... Nun, das erklärt einiges...", murmle ich leise um aus meiner Untätigkeit herauszukommen und das peinliche Schweigen zu brechen. Ich räuspere mich trocken, ebenfalls nur aus purer Nervosität. Was sollte ich jetzt sagen? Oder viel eher: was erwartet Max jetzt, das ich sage? Vermutlich hätten wir uns noch eine ganze Weile so unsinnig, untätig und schweigend gegenübergestanden, wenn nicht... "Max? Was ist mit dir?" Wieder beginnt der Junge mit den blonden Haaren zu schwanken. Und ebenso wie zuvor bin ich in sekundenschnelle bei ihm. Gerade noch rechtzeitig, denn seine Beine geben plötzlich nach und er sackt zu Boden. Ich kann ihn nur knapp davor bewahren, auf dem harten Boden aufzuschlagen. "Max? Was ist mit dir? Antworte doch!" Ich rüttle ihn leicht an der Schulter. "Schwindlig...", haucht er schwach. "Müde.." Seine Augen hat er bereits geschlossen, kann sie nicht mehr offen halten. Das alles hier war wohl doch zu viel für ihn... "Nicht einschlafen!", ermahne ich ihn, bin mir aber nicht sicher, ob er mich gehört hat. >Und jetzt?<, frage ich mich selbst und schaue mich kurz um, als würde ich hoffen, dass irgendjemand hier wäre, der mir diese Frage beantworten oder mir helfen könnte. Aber dort ist natürlich niemand. Also sehe ich wieder ratlos zu dem erschöpften Jungen in meinen Armen hinab. Doch dort verweilt mein Blick nicht lange, denn ich nehme ein mir wohlbekanntes und gleichzeitig verhasstes Geräusch wahr. Einer bösen Vorahnung folgend wandern meine Augen zur Wolkendecke hinauf, aus der nun unzählige Regentropfen gleichzeitig herabfallen, prasselnd auf dem Asphalt aufschlagen und keine Zeit damit verlieren, alles ordentlich zu befeuchten. Ich stöhne genervt auf. Das konnte doch ganz einfach nicht wahr sein! Musste ausgerechnet jetzt der Platzregen einsetzen? Hatte sich denn jetzt wirklich alles gegen uns verschworen? "Max? Was denkst du, schaffen wir es, dass ich dich Huckepack nehmen kann?" Ein schwaches Nicken als Antwort. Ich verschwende keine weitere Zeit, ziehe ihm meine Jacke richtig an, um ihn wenigstens ansatzweise vor dem Unwetter zu schützen, und hieve ihn recht unbeholfen mit seiner Mithilfe auf meinen Rücken. Als ich dann endlich sicher sein kann, dass er nicht nach den ersten paar Schritten wieder von dort hinunterrutscht, mache ich mich auf den Weg. Schon als ich die winzige Gasse verlasse, die eigentlich nicht mehr als der Zwischenraum zweier Häuser ist, die nicht zu einem Doppelhaus werden wollten, bemerke ich, wie windgeschützt der Winkel war, in dem Max und ich uns bis eben noch aufgehalten haben. Denn hier herrscht schon ein etwas anderes Klima. Stand die Luft in der kleinen Seitengasse förmlich, so war sie hier recht stark bewegt. Doch erst als ich die verwinkelten Gassen des Viertels verlasse und wieder auf die größeren Straßen der Stadt komme, denen wir folgen müssten um zu den andern zu kommen, merke ich, wie stark der Wind wirklich inzwischen geworden ist. Heulend fegt er über die leeren betonierten Wege hinweg. Ich bleibe einen Augenblick lang stehen, direkt hinter der letzten Hausecke der schützenden Gassen, zögere, auf die zugigen Straßen zu treten und mich und meinen Begleiter freiwillig dem heftigen Treiben des Sturmes auszuliefern. Doch mir bleibt kleine Wahl. Mutig mache ich einen Schritt vorwärts und sogleich ergreift mich eine kräftige Böe, die an meiner Kleidung reißt und diese mit den mitgeführten Regentropfen, die durch die Bewegungsenergie des Windes fast ebenso hart wie Hagelkörner sind, bis auf meine Haut durchweicht. Ich muss mich dagegenstemmen um nicht zurückgedrängt zu werden. Schwerfällig mache ich einen Schritt nach dem anderen, für die ich je eine Ewigkeit und eine enorme Kraft zu brauchen scheine. Nur schwer kommen wir voran. Selbst wenn ich niemanden, der in etwa genauso viel wiegt wie ich selbst, auf dem Rücken tragen würde, käme ich kaum schneller voran. Der Wind kommt leider genau aus der Richtung, in die wir müssen, wenn wir zum Hotel und den anderen zurück wollen, was uns den Rückweg nicht gerade erleichtert. Dröhnend und kraftvoll rauscht er an meinen Ohren vorbei, drückt auf das Trommelfell, das schon zu schmerzen beginnt. Der Regen peitscht uns gnadenlos, durchweicht unsere Kleidung und sticht uns wie kleine spitze Nadeln in jedes bisschen Haut, das nicht von Stoff bedeckt ist. Diese Kombination aus Luft und Wasser zusammen raubt mir beinahe völlig die Sicht, ich kann kaum mehr etwas erkennen, muss mich eher auf mein Gefühl verlassen, welchen Weg wir gehen müssen. Ein gleißender Blitz erhellt den grau-schwarzen Himmel über der Stadt. Kurz darauf ertönt ein bedrohlich klingendes Donnergrollen, das über unsere Köpfe hinwegrollt und die Luft erzittern lässt. Während ich mich mühsam voran kämpfe, klammert Max sich so fest er kann an mich, verbirgt sein Gesicht in meinen Haaren, versucht so, dem stürmischen Treiben so gut es eben geht zu entkommen und dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Doch ich spüre, dass er mit der Zeit immer schwächer wird, es ihm immer schwerer fällt, sich festzuhalten, nicht einzuschlafen. Er ist erschöpft und vermutlich auch erkrankt. Aber mir selbst ergeht es ja auch nicht viel besser. Zwar spüre ich die Kälte nicht mehr, aber leider liegt das wohl einzig und allein daran, dass meine Haut inzwischen so erkaltet ist, dass sie nicht weiter abkühlen kann, und ich ansonsten viel zu sehr damit beschäftigt bin, dem Sturm zu trotzen, den Weg zu finden, Max wachzuhalten und meine Beine vor dem Einknicken abzuhalten. Schon jetzt kann ich nicht mehr. Alles schmerzt, ich kann kaum mehr atmen. Hoffentlich sind wir bald da. Denn lange halte ich diese Strapazen trotz des Adrenalins in meinen Adern nicht mehr aus... Ende!! Zumindest vorerst ^.~ Und? Wie hat's euch gefallen? *erwartungsvoll in die Runde blick* Ich würde mich seeeeeeeeeeehr über Kommis freuen, denn gerade in diesen Teil hab ich viel Mühe und Geduld reinstecken müssen... Wann der nächste Teil rauskommt, ist noch sehr ungewiss, da ich wieder unglaublich viel zu tun habe. Ich HASSE Schule ">.> Aber ich wird mich diesmal wieder mehr beeilen, damit das hier endlich wieder voran kommt ^^; Denn die neuen FF-Ideen stauen sich hier schon -derzeit sind's übrigens 23 neue FFs, die ich in Planung hab ^_________^ Die Frage ist nur: wann soll ich die alle schreiben? O.ô Ich brauche Zeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiit!!! T_T Naja, wie auch immer ^^; Ich hoffe, ihr seid auch das nächste mal dabei? Würde mich sehr freuen! ^__________^ *alle knuddel* Cu, Ginger Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)