Für einen Freund durch die Hölle von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 4: Die Halbzeitpause ---------------------------- Die erste Halbzeit lieferte keine großartigen Ereignisse mehr. Die Nankatsus hatten sich komplett Hyuga und Takeshi zugewandt, was einerseits dazu führte, dass Toho keine großen Torchancen mehr herausspielen konnte, andererseits aber auch Taro und Tsubasa in den eigenen Reihen so unverzichtbar machten, dass sie gar nicht die Gelegenheit hatten sich in Wakashimazus Nähe zu spielen. Dieser Stand der Dinge machte Takeshi eigentlich weniger nervös. Wenn sich das Spiel so halten würde, wären sie immerhin Meister. Was ihn eigentlich beunruhigte, war das Puckern und Ziehen, das er noch immer in dem gefoulten Bein spürte. Der Halbzeitpfiff war somit eine Art Erlösung, denn Takeshi war sich nicht sicher, wie lange er noch hätte spielen können, ohne dass sein Handycap großartig auffiel. An der Trainerbank herrschte wie erwartet ziemlich gute Stimmung vor. Sie lagen in Führung und hatten insgesamt bislang auch das bessere Spiel gezeigt. Es gab 10 Minuten Halbzeitpause, der Trainer würde sie sich erst einmal ausruhen lassen und erst kurz vor Anpfiff Strategieanordnungen und eventuelle Auswechselungen bekannt geben, somit blieb Takeshi noch etwas Zeit sich um seine eigenen Dinge zu kümmern. Er war schon an der Tür, die hinunter ins Gebäude führte, als ihn die Stimme eines Mitspielers zurückrief. "Hey, Takeshi, wo willst du denn hin?" "Ich geh' auf Toilette, wenn's genehm ist.", gab Takeshi etwas patzig zurück, sah sicherheitshalber zum Trainer, der nur nickte und ihm somit die stille Erlaubnis erteilte. Takeshi machte sich schnellen Schrittes auf den direkten Weg zu einer leeren Kabine, die er tagszuvor ausgekundschaftet hatte. Sicherheitshalber sah er sich nochmal um, doch weder in der Kabine noch auf dem Gang war jemand zu sehen. Die Kabine war fast vollkommen leer, nur Takeshis Sporttasche stand einsam unter einer Bank. Er zog sie ein wenig hervor, setzte sich dann hin und sah sich erstmals die Stelle kurz oberhalb des Knöchels an, wo ihn das Foul getroffen hatte. Kleine Druckeinheiten lösten leichte Schmerzreflexe aus und die Stelle war schon leicht blau-rot angeschwollen. "Bei sich auffällig schnell bildenden Schwellungen sofort Spiel oder Training abbrechen." Takeshi wusste von dieser Anordnung, man hatte ihn ja vor der Meisterschaft noch extra eindringlich darauf hingewiesen. ,Naja, geschwollen ist es schon ein bißchen,' dachte sich Takeshi, ,aber es war ja nicht auffällig schnell. Beim Fußball zieht man sich nun mal blaue Flecken zu. Und dafür habe ich ja das hier.' Er zog eine Ampulle mit einer durchsichtigen Flüssigkeit aus der Tasche und zog etwas davon in eine Spritze auf. Diese stach er dann direkt in die angeschwollene Stelle, die daraufhin auch schon leicht an Farbe verlor. ,Na, bitte! Man muss ja nicht immer gleich Panik machen.' Die Schmerzen gaben schlagartig nach und der Fuß erwies sich auch nur als leicht taub. Ein normaler Spieler wäre nach solch einer Injektion wohl kaum noch zu taktischen Manövern in der Lage, aber erstens war Takeshi das Zeug gewohnt und zweitens war er technisch dermaßen fit, dass es keinem auffallen würde. Schnell verstaute er Medikamente und Tasche wieder und kehrte zu seiner Mannschaft zurück. Anscheinend war er nicht auffällig lang weggewesen, denn es gab keinerlei Kommentare seiner Mitspieler, als er wieder zurückkam. Schweigend setzte sich Takeshi zu Hyuga auf den Rasen vor der Trainerbank. "Glaubst du, die Nankatsus halten irgendetwas zurück?", fragte Hyuga, wobei er sich jedoch bemühte so zu sprechen, das die anderen es nicht mitbekamen. "Schon möglich." Takeshi zuckte mit den Schultern. "Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sie warten, bis wir uns zu sehr verausgabt haben um dagegen zu halten." Das kannten sie aus ihrem Spiel, damals noch bei Meiwa, noch zur Genüge. "Ich wäre mir da nicht so sicher.", mischte sich Wakashimazu ein und setzte sich mitsamt Isoflasche zu ihnen. "Sicher werden sie in der zweiten Halbzeit stärker versuchen anzugreifen, aber nach eurer Schockeinlage wissen sie wahrscheinlich nicht, ob sie es ohne Gegentor riskieren können Tsubasa und Taro von euch loszusagen." "Und dann haben sie immer noch dich, also ein Ding der Unmöglichkeit, vor sich.", beendete Hyuga den Satz und grinste Wakashimazu an. "So könnte man das sagen.", gab Wakashimazu etwas verlegen zu. "Hast du immer noch Schmerzen, Takeshi?" Takeshi sah zu dem Torhüter auf. Erst dann bemerkte er, dass er während des Gesprächs ganz automatisch und relativ unauffällig begonnen hatte die Injektionsstelle etwas zu massieren. "Nein, nein," log Takeshi kopfschüttelnd, "ich wollte die Muskeln bloß etwas lockern." Er war sich nicht sicher, ob Wakashimazu ihm das geglaubt hatte, doch ihr Hintermann sprach nicht weiter darüber, sondern wandte sich mit irgendwelchem belanglosen Kram an Hyuga. ,Wakashimazu war selber öfter und auch länger verletzt. Er hat einen Blick für sowas. Ich hoffe nur, dass er es nicht rauskriegt, sonst kann ich nicht mal dieses Spiel zu Ende bringen.' Takeshi hoffte dies inständig, denn wenn schon nicht mehr danach wollte er sich wenigstens in diesem Spiel beweisen. Schließlich rief der Trainer sie an die Bank. "Also, Jungs," begann er, "ihr habt bislang ein sehr gutes Spiel geliefert, aber wir dürfen uns nicht auf einem 1:0 ausruhen. Das bedeutet, dass auch das Mittelfeld öfter nach vorne geht, die Verteidigung weiter vorrückt und vor allen Dingen, und das geht an euch, Hyuga und Takeshi, dass ihr eure ,Zaubertricks' nicht nur andeutet, sondern sie ausschlaggebend durchsetzt. Ich denke deshalb, wir sollten weiter so verfahren, dass..." "Trainer?" Damit hatte sich Wakashimazu zu Wort gemeldet. "Dürfte ich was dazu sagen?" "Bitte, Wakashimazu." Abwartend sah der Trainer ihn an. Takeshi wurde äußerst flau in der Magengegend. Würde eine Aussage Wakashimazus jetzt alles zerstören? "Trainer, ich glaube, sie sollten das lassen.", erklärte Wakashimazu. "Ich denke, weder unser Kapitän noch Takeshi sind noch so klein, dass sie nicht wissen, was sie tun. Sie werden sich sicher noch mehr Mühe geben, aber ich glaube, sie sollten ihnen einfach vertrauen." Wakashimazu legte eine kurze Pause ein und sah in die Runde. "So wie wir das alle tun.", setzte er dann noch überzeugt hinzu. "Gut." Der Trainer nickte. "Aber keine künstlerischen Experimente mehr, klar, ihr beiden?" "Klar, Trainer!", antworteten Hyuga und Takeshi im Chor, wobei bei Takeshi in diesem Moment auch noch ein Gewicht von der Masse des Fujiyama von den Schultern fiel. Für einen Moment hatte er alles verloren geglaubt, doch es war ja nochmal gut gegangen. Die Mannschaften liefen wieder aufs Feld hinaus und Takeshi wusste, jetzt hieß es sich zu beweisen. Trotz Injektion und etwas angekratztem Gewissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)