Für einen Freund durch die Hölle von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 10: Mutter und Sohn --------------------------- Kurz aber ich hoffe, es hinterlässt einen Eindruck (und ihr mir ein Kommi). Nessi-chan ************************ So sehr er auch versucht hatte zu schlafen, es wollte Takeshi einfach nicht gelingen. Seit er gehört hatte, dass Kojiro ihn tatsächlich sehen wollte, war er beinahe aufgedreht, soweit man das in seinem Zustand sagen konnte. Immer wieder versuchte er sich alle Szenarien, meist gute, aber auch ein paar nicht so gute, ihres Treffens auszumalen, um auf alles die passende Antwort zu haben. Das tat er auch noch, als schließlich Aiko gegen Abend dieses zweiten Tages die Tür öffnete und seine Mutter das Zimmer betrat. Sie lächelte ihn zwar an, doch Takeshi kannte seine Mutter und sah, dass sie extrem besorgt war; mehr als er es sonst von ihr kannte. "Hallo, Mama.", begrüßte Takeshi sie schließlich, nachdem seine Mutter endlose Minuten unschlüssig dagestanden hatte. "Hallo, mein Schatz." Nun trat sie an sein Bett und umarmte ihren Sohn. Takeshi spürte Feutigkeit an ihrer Wange. Ganz klar, sie hatte geweint. "Papa ist noch in Shanghai. Er konnte so schnell keinen Flug kriegen, aber er wird so bald wie möglich hier sein." Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich ans Bett. "Ihr seid Meister geworden, hat Aiko gesagt." "Mama, wie schlimm ist es?", unterbrach Takeshi seine Mutter ernst. Nozomi Takeshi sah auf, doch dem direkten Blick ihres Sohnes konnte sie nicht standhalten und das hieß für Takeshi nichts Gutes. Sie hatten schon so viel durchgemacht und seine Mutter hatte es immer gefasst mit ihm getragen und ihn unterstützt, eigentlich sah sie ihn das erste Mal diesbezüglich nicht an. "Mama?" Frau Takeshi stand auf. Sie war zwar gerade erst 35 geworden und somit im Vergleich zu den Müttern der Freunde ihres Sohnes noch jung, aber so, wie sie sich im Moment bewegte, wirkte sie sehr alt. Zunächst drehte sie sich weg, dann sah Takeshi, wie sie durchatmete und sich dann zu ihm umdrehte. "Warum musstest du noch spielen, Sawada? Warum?" Gegen Ende war ihre Stimme immer verzweifelter geworden. "Du weißt, warum.", antwortete ihr Sohn stur. "Wir hatten darüber gesprochen." "Ja, ich weiß: Für dasTeam! Sawada, das Team kann dir nicht helfen! Nur ein Wunder kann das noch!" Erst auf den entsetzten Blick ihres Sohnes schien sie zu realisieren, was sie gesagt hatte. "Wo?", fragte Takeshi, nachdem er kurz geschluckt und sich gefasst hatte. "Genick, unterer Schädelbereich.", antwortete seine Mutter mit beinahe erstickter Stimme. "Sie haben es erst bei deiner Einlieferung nachweisen können." "Ich will mit Aiko reden." "Dr. Kazuhara ist nicht mehr im Haus.", entgegnete Frau Takeshi, wenn auch nicht sonderlich glaubhaft. "Du kannst morgen mit ihr reden." "Gut," nickte Takeshi, "mit ihr und mit meinen Freunden aus der Mannschaft." "Nein.", bestimmte seine Mutter hart. "Keinem von ihnen werde ich den Zutritt gestatten." "Ich will es aber!", fuhr Takeshi auf. "Warum denn?", fragte seine Mutter, nun ähnlich aufgebracht. "Sie können das nicht verstehen, es wird dich nur noch mehr belasten, sie gesund zu sehen." "Woher weißt du, was mich belastet?", schrie Takeshi, ohne zu wissen, woher er die Kraft dazu nahm. "Belastet hat mich, dass ihr mir nie etwas zugetraut habt, mich immer in Watte packen wolltet. Wenn es nach euch gegangen wäre, wäre ich doch in meiner Einsamkeit eingegangen!" "Sawada, jetzt ist Schluss! Du darfst dich nicht so aufregen. Dr. Kazuhara wird dir morgen alles ausführlich erklären." Zitternd und mit Tränen der Wut in den Augen verschränkte Takeshi die Arme vor dem Körper und starrte an die Wand. "Es sind fremde, junge Leute, Sawada," sagte seine Mutter nun mit tröstendem Ton, "sie werden es nicht verstehen. Wir sind deine Familie." Doch als sie ihn in den Arm nehmen wollte, sah Takeshi sie wütend an und erwiderte: "Ja, aber frag nicht, was passieren würde, wenn ich das ändern könnte." "Sawada!" "Ich muss jetzt schlafen. Geh bitte. Gute Nacht." Damit drehte Takeshi seiner Mutter den Rücken zu. Nozomi Takeshi stand noch einen Moment wie vom Donner gerührt da, doch dann verließ sie mit schnellen Schritten das Krankenzimmer ihres Sohnes. Die Tür war kaum zwei Sekunden zugefallen, als es aus Takeshi herausbrach. Er wusste nicht, wie lange er nicht mehr so verzweifelt geweint hatte, doch nun heulte er sich die Seele aus dem Leib. Das durfte nicht sein! Sie durfte ihm nicht verbieten, seine einzigen, wahren Freunde zu sehen. Besonders nicht, wenn die Situation wirklich so ernst war! Während ihm immer noch dir Tränen über die Wangen liefen, tastete Takeshi seinen Nacken ab. War da was? Er konnte nichts finden, doch es musste etwas da sein. ,Ich muss doch noch so vieles tun und sagen, es darf jetzt noch nicht soweit sein.', dachte er und sah im gleichen Moment die verzweifelten Augen seiner Mutter vor sich. ,Ich hab doch schon einmal gewonnen, wieso zweifelst du, dass ich es nochmal schaffen kann?' Mit dieser unbeantworteten Frage weinte sich der zu Boden geschmetterte 14-Jährige in den Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)