Für einen Freund durch die Hölle von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 8: Sorgen ----------------- Nach längerer Zeit geht es hier mal weiter und ich würde mich freuen, euer Urteil zu hören. Viel Spaß beim Lesen! Eure Nessi-chan **************************** Takeshi musste wieder eingeschlafen sein, denn als er vom Geräusch der sich öffnenden Tür leicht aufschreckte, war draußen die Dämmerung schon eingetreten. Dr. Aiko Kazuhara, diesmal in Zivilkleidung, kam herein, schloss die Tür umsichtig wieder hinter sich und trat dann, ohne ein Wort zu sagen an Takeshis Bett. Bittend sah er sie an und deutete mit einer schwachen Geste auf seinen Hals. "Gut, versuchen wir es.", nickte Aiko, nachdem sie einen prüfenden Blick auf die Anzeigen und Aufzeichnungen geworfen hatte. Behutsam löste sie die pflasterartigen Streifen, mit welchen der Schlauch fixiert war, von Takeshis Gesicht ab. "Du kennst das ja.", sagte sie dann. "Husten, auf drei. Eins... zwei... drei!" Takeshi begann zu husten, was das Herausziehen unterstützte, und schnell aber vorsichtig hatte Aiko ihn von dem Schlauch im Hals befreit. Sie half ihm, sich aufzusetzen und reichte dem immer noch schwachen Jungen ein Glas Wasser. "Danke.", murmelte Takeshi und nahm erstmal einen Schluck, um den hässlichen Geschmack dieses Schlauches wegzuspülen. Aiko hatte sich, nachdem sie den Schlauch weggepackt hatte, auf die Bettkante gesetzt und sah Takeshi einfach nur an. "Haben wir gewonnen?" Die Ärztin konnte ein leichtes Lachen nicht unterdrücken. "Ich hätte wissen müssen, dass das deine erste Frage ist.", schmunzelte sie. "Und?", drängte Takeshi. "Haben wir?" "Ja, ihr habt.", antwortete Aiko. "Der Kapitän hat zum 2:1 verwandelt und etwa eine Minute später hat der Schiedsrichter abgepfiffen." "Gut." "Aber ich fürchte, die Stimmung nach einem Sieg war bei deinen Kameraden auch schon besser als heute." Takeshi sah zu Aiko auf. Die Miene der Ärztin hatte sich gewandelt. Das Lächeln war verschwunden, ernst sah sie ihn an. Schuldbewusst senkte Takeshi den Kopf. "Sawada, ich weiß, wie wichtig dir dein Sport ist.", fuhr Aiko fort. "Ich wusste auch, dass du nicht bei einer Kleinigkeit, wie eigentlich angeordnet, vom Platz gehen würdest, aber trotzdem hätte ich dich für vernünftiger gehalten. Du weißt selbst, wie ernst deine Krankheit ist und ich denke, du weißt auch, dass du heute zu weit gegangen bist. Sawada, wenn du nicht auf der Stelle richtig versorgt worden wärst, hätte das das Ende sein können! Wir hatten schon Glück, dass du uns nicht ins Koma gefallen bist. Du musst doch immense Schmerzen gehabt haben, das zeigen die Werte. Warum bist du nicht vom Platz gegangen? Junge, welcher Teufel hat dich geritten, dein Leben zu riskieren?" "Ich... es tut mir leid.", flüsterte Takeshi und spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Aiko hatte ja Recht. Natürlich wusste er, wie ernst es um ihn stand und dass sein Verhalten unvernünftig gewesen war, aber im Moment wurde ihm erst richtig bewusst, dass es nicht NUR unvernünftig sondern in erster Linie egoistisch war. Ihm war anscheinend egal gewesen, was mit ihm passieren würde, doch er hatte die Leute vergessen, die sich um ihn sorgten: seine Eltern, Aiko, seine Kameraden... Hyuga? Die Tränen ließen sich nicht zurückhalten. Leise schluchzend zog er sich zusammen, bis er Aiko spürte, die ihn in den Arm nahm. "Ich weiß, Sawada.", flüsterte sie. "Ich weiß, dass es dir leid tut. Bitte entschuldige. Ich hätte dich eben nicht so anfahren dürfen. Aber versteh' doch: Wir alle haben uns große Sorgen um dich gemacht. Dein Körper hat total kapituliert und die anderen Ärzte..." Als Aiko abbrach, sah Takeshi sie fragend an. "Die anderen Ärzte haben mich gefragt, wie ich es als behandelnde Ärztin verantworten könne, dich in deinem Zustand solch einer Belastung auszusetzen.", beendete sie den Satz. "Ich weiß ja, dass es aus rein ärztlicher Sicht hätte untersagt werden müssen, aber ich wusste doch, wieviel dir dieses Finale als letztes Spiel bedeutet hat. Ich konnte es dir nicht verbieten." Jetzt war es Takeshi, der die Arme um Aiko schloss. Seinen Dank an sie konnte er nicht in Worte fassen. Er kannte Aiko schon solange er sich erinnern konnte. Sie hatte ihn von Anfang an betreut, dafür gesorgt, dass er Fußball spielen durfte und ihn immer wieder aufgebaut, wenn ihn seine Krankheit oder auch völlig belanglosere Dinge in eine Krise gestürzt hatten. Kurz gesagt: Sie war immer für ihn da gewesen und hatte an ihn geglaubt, manchmal wahrscheinlich stärker, als er an sich selber geglaubt hatte. "Du solltest jetzt schlafen.", entschied Aiko, wenn auch noch mit etwas leiser Stimme. "Wie der Piepser funktioniert, weißt du ja. Nur für den Fall." "Aiko!", rief Takeshi noch, als sie schon im Gehen war. "Ja?" "Waren sie hier?", fragte er. "Nein, deine Eltern sind auf dem Weg, aber ich vermute, sie werden erst morgen hier sein. Bis dahin solltest du dich ausschlafen. Gute Nacht!" "Gute Nacht.", murmelte Takeshi, während Aiko die Tür hinter sich schloss. Dass seine Eltern noch nicht hier waren, hatte er sich gedacht. Seine Frage galt eigentlich auch jemand anderem. Waren die Jungs hier gewesen? War Hyuga hier gewesen? ,Sicher nicht.', wies er sich zurecht. ,Ich hab' ihn nach Strich und Faden angelogen und spätestens jetzt wird er sowieso alles erfahren haben. Hassen wird er mich dafür, ich tu's ja selber.' Doch was, wenn doch? Wollte er denn, dass ihn irgendeiner von den Kameraden und besonders Hyuga so sah? ,Nein. Kojiro musste heute meinetwegen schon genug durchmachen. Außerdem hätte Aiko mir das sicher erzählt.' Traurig drehte Takeshi den Kopf zum nun völlig nachtdunklen Fenster. Eine einsame Träne bahnte sich noch still ihren Weg über seine Wange, bevor er wieder einschlief. Hosted by Animexx e.V. 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