Regentage von wormmon ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kapitel 1 Durch die ersten Strahlen der Morgensonne wurde er geweckt. Sie kitzelten seine Nase. "Hmmm" rümpfte er sie und schlug langsam die Augen auf. Sich aufrecht hinsetzend, starrte er aus dem Fenster und blickte auf die Stadt. Wieder war ein neuer Tag angebrochen, ein Tag, der bis in die tiefe Nacht gehen würde, gefüllt mit Interviews, Fotoshootings, Videodrehs und Autogrammstunden. Seufzend blickte er zur Seite und betrachtete seinen noch immer schlafenden Schatz, der so friedlich aussah, wenn er die Augen geschlossen hatte und wie ein kleines Baby sabberte. Der junge Mann erhob sich, strich seinem Geliebten kurz über das Gesicht und entfernte ihm ein paar Haarsträhnen, um ihn besser ansehen zu können. Dann seufzte er leise und erhob sich aus dem Bett. Er streifte sich seinen Morgenmantel über und trat zum Fenster um es zu öffnen. Er blickte hinaus in die Ferne und hörte die Hektik, die so früh am Morgen immer in Tokyo herrschte. Die Autos hupten, Schülerinnen und Schüler eilten zur Schule, Geschäftsleute sprinteten die Straßen entlang und Kinder rannten fröhlich lachend durch die Seitengassen von Tokyo, um in den Kindergarten oder die Vorschule zu gelangen. Kurz schloß er seine Augen und lauschte dem Lärm, den er jeden Tag hörte und der sich, wie ein Ohrwurm, der immer wiederkehrt, in ihn gemeißelt hatte. Mit einem erneuten Seufzer öffnete er wieder die Augen. Er zog die Vorhänge vor die offenen Fenster, da er ihren Anblick nicht mehr ertragen konnte. In seinem Inneren staute sich ein widerliches Gefühl, es war ihm als drehte sich alles und ihm wurde übel. Er hielt sich die Ohren zu und sank zu Boden. Plötzlich rauschte es in seinem Kopf, es hörte nicht auf, es war wie ein Sender, der nach Empfang suchte, aber keinen fand. Der Druck auf seinen Ohren wurde immer schlimmer, bald hörte er nichts mehr als dieses rauschen, er presste die Hände fest gegen die Ohren, aber ohne Erfolg, das widerliche ekelerregende Gefühl, dass in ihm ein Gefühl des Kotzens hervorrief, wurde stärker und stärker. "Shinya??" hörte er eine ihm sehr vertraute Stimme von weitem sagen. Er riss die Augen auf und blickte sich um, genau in die Augen seines Geliebten. "Was ist mit dir? Sag doch was, hey Shinya!" Der junge Rotschopf schüttelte an Shinya herum. Dieser blickte ihn mit leeren Augen an, sah durch ihn hindurch. Er versuchte auf Dies Stimme zu hören, aber es gelang ihm nicht, Dies Stimme wurde immer leiser und leiser und das Rauschen in seinem Ohr lauter und lauter. Der junge Gitarist sah seinen Freund geschockt an, Angst sammelte sich in seinem Inneren und breitete sich in jeder Zelle seines Körpers aus. Seine Hände wurden eiskalt und klitschnass, sein Gesicht verlor an Farbe, wurde kreidebleich, seine Lippen begannen zu zittern. "Nein!!!" sagte er plötzlich und kniff die Augen zusammen. "Sag, dass das nicht wahr ist! Sag, dass das alles nur ein Traum ist!!!" schrie er den ins Leere starrende Shinya an und schüttelte ihn durch. "Das DARF nicht wahr sein!" Dies Augen füllten sich mit Tränen, heißen, bitteren Tränen, die sofort aus seinen Augen quollen und eine heiße Spur auf seiner Wange hinterließen. Er umarmte Shinya und drückte ihn so fest es ging. Er weinte herzzerreißend, er kreischte fast schon und zerrte weiter an Shinya herum, aber dieser hörte ihn nicht mehr, er hörte nur noch das Rauschen des Senders, das Rauschen, das sein Leben verändern würde, das Rauschen, was in ihm Übelkeit hervorrief, das Rauschen, das Bedürfnis nach Erbrechen verlangte und das Rauschen, das seinen Körper mit einer eisigen Kälte füllte, die er seit langem nicht mehr gespürt hatte..... "Hach maaaan! Ist das langweilig!!" gähnte der junge Sänger und kippelte in seinem Stuhl vor und zurück. "Wann kommen Die und Shinya denn endlich? Nur weil die zusammenwohnen, haben sie noch lange nicht das Recht, zu spät zu kommen!" Der Blondschopf setzte sich wieder richtig auf den Stuhl und blickte seine Bandmitglieder an. Toshiya zuckte mit den Achseln. "Frag mich mal was Leichteres.." Er blickte kurz auf und zupfte dann weiter an seiner Gitarre herum. Kaoru sah aus dem Fenster. "Wolken ziehen auf!" sagte er leise und blickte hinaus auf das Tokyo, was immer dunkler wurde und in kürzester Zeit in Schwärze eingetaucht war. Bald darauf fielen die ersten Tropfen auf die heissen Asphalt- und Teerböden und erzeugten einen Dampf, der sofort verflog. Binnen Sekunden hatte sich das Wetter geändert, große Regentropfen klatschten laut auf den Boden und ließen Tokyo verschwimmen, man erkannte kaum noch die eigene Hand vor den Augen, so sehr goss es. Der Bandleader drehte sich herum. "Ich glaube kaum, dass sie noch kommen werden....." Kyo kippelte wieder. "Nanio??? Toll, da hätte ich auch zu Hause bleiben können und Playstation spielen können!" schmollte er und zog nervös an seiner Zigarette. Er blies den Dampf durch die Lippen aus und sah zu, wie er im Raum verflog. Toshiya seufzte. "Das Wetter ist wirklich zum Kotzen, wenn ihr mich fragt! Wollen wir in ne Bar oder so?" Er legte seinen Bass weg und stand auf, um seinen Rücken durchzustrecken. Kaoru nickte leicht, zog sich seinen Mantel über, ging an Kyo vorbei, welchem er die Zigarette aus der Hand zog, um selber einen Zug davon zu nehmen und verließ dann den Raum. "Na los!" Der kleine Hund saß winselnd am Bett von seinen Herrchen und sah mit treudoofen Augen auf. Er wedelte mit seinem kleinen Schwanz aufgeregt hin und her und begann im Kreis zu laufen. Er blickte abwechselnd von Die und Shinya hin und her und konnte sich keinen Reim darauf machen, was geschehen war. Die tätschelte leicht Shinyas Kopf und redete ihm beruhigende Worte zu, doch dieser hörte sie kaum. Er vernahm nur wieder sein Summen, sein Rauschen, was ihn fast irre machte. Er starrte an die Decke über ihm und klammerte sich an der Bettdecke fest, die Die fürsorglich über ihn gelegt hatte. Shinya merkte nichts, er fühlte auch nichts, nur diese Leere und dieses schmerzende Stechen in der Brust. Erneut stieg in ihm das Gefühl der Übelkeit auf, diesmal verschwand es nicht wieder, es wurde stärker und stärker, er fühlte sich schrecklich krank und wollte einfach nur noch, dass es aufhörte. Als der Drang nach Erbrechen immer größer wurde und er das Summen nicht mehr aushielt, sprang er aus dem Bett und rannte ins Bad. Die erschrak und rannte ihm nach, aber er konnte ihn so schnell nicht einholen. Als er im Türrahmen vom Bad zum Stehen kam, sah er auf den sich übergebenden Shinya, der über dem Klo hing und fürchterlich weinte. Das Geräusch von Shinyas Erbrechen bohrte sich in Dies Kopf fest, er schloss die Augen, versuchte, es zu verdrängen, aber er schaffte es nicht. Er biss sich auf die Unterlippe, bis er salziges Blut schmeckte und kniff seine Augen zusammen. Plötzlich vernahm er seinen Namen. "Die-chan...??" Er riss die Augen auf und sah zu Shinya. Dieser hockte halb nackt auf dem Boden vor dem WC und sah ihn mit verheulten Augen und schmerzverzerrtem Gesicht an. "Es....Es tut so weh.... Es tut so weh, Die-chan.. Bitte!! Bitte hilf mir!!" Langsam trat Die auf seinen Freund zu, Tränen flossen aus seinen Augen. "Ach Shinya!" brachte er gequält hervor und lies sich neben ihn sinken, um ihn zu umarmen. Er nahm seinen Kopf in seine Hände und strich sanft darüber. Schmerzerfüllt sah er ihn an. Shinya erwiderte seinen Blick, auch ihm liefen die heißen Tränen über die Wangen. An seinem Mundwinkel hing Speichel, der sich langsam einen Weg an seinem Kinn heruntersuchte. "Ich liebe dich doch Shinya, ich liebe dich!!" meinte Die und drückte seinen Freund noch fester an sich heran. Shinya blickte ihn an, ihm wurde langsam schwarz vor Augen, das Rauschen wurde immer doller, das Piepsen nahm zu. Er verdrehte die Augen und kippte im nächsten Moment ab, ließ den ahnungslosen Die verzweifelt sitzen und kümmerte sich um nichts mehr. "Also, ich mache mir wirklich langsam Sorgen um die beiden!" meinte Kaoru nachdenklich, aschte in den Aschenbecher vor sich und blickte dann Kyo und Toshiya an. "Meinst du, Shinya hat wieder....?" Toshiya sah ihn besorgt an. "Armer Die, er hat es nicht leicht!" Kyo blickte zwischen beiden hin und her. "Hm, aber Shinya hat es noch viel schwerer..... Man der Ärmste! Als ich meinen Hörsturz hatte, dachte ich auch ich will einfach nur noch sterben, das war damals so schrecklich... Allein wenn ich daran denke, treibt es in mir die Übelkeit hoch!" Kaoru sah seine Bandkameraden an. "Ich hoffe nur, dass er nicht wahnsinnig wird...." Kyo und Toshiya sahen aus dem großen Fenster der Bar, in der sie saßen und sahen dem plätschernden Regen zu, lauschten seiner Melodie, schlossen die Augen und genossen die Zeit. Kaoru dagegen grübelte weiter, blickte gedankenverloren auf seine Zigarette, deren Asche nun schon so viel Zigarette verbraucht hatte, dass sie einfach auf den Tisch fiel, ohne dass er vorher abaschen konnte. Kaoru starrte auf den Tisch, auf dem die Asche fiel, die noch kurze Zeit hell glühte und dann langsam ihr Licht verlor und eisig kalt wurde, es jagte ihm einen Schauer über den Rücken, der ihm durch Mark und Bein glitt. Langsam öffnete er die Augen, er starrte an eine weiße Decke, überhaupt war seine ganze Umgebung weiß, es blendete ihn und er kniff seine Augen fest zusammen. Sein Rauschen im Ohr war verschwunden. Langsam drehte er den Kopf zur Seite. Ein roter Wuschelkopf lag, auf seine Arme gestützt, auf seinem Bett. Shinya setzte sich aufrecht im Bett hin und tätschelte seinen Kopf. Dann blickte er sich um. Er war in einem schneeweiß-gestrichenen Zimmer, neben ihm stand ein weißes Schränkchen, darauf Tabletten und ein Glas Wasser gestellt. Er ließ seinen Kopf nach links und rechts wandern und betrachtete das kleine Zimmer genauer. An den Wänden hingen keine Bilder, der Raum war insgesamt sehr trostlos, nur ein kleines Telefon konnte er an der Wand entdecken und dann ganz viele Kabel, Knöpfe, Drähte, der reinste Wirrwarr. Shinya blickte aus dem Fenster, dieses befand sich nur ein paar Meter von seinem Bett entfernt, war riesig groß und mit weißen Gardinen behangen, die leicht im Wind tanzten. Shinya drehte seine Beine, so dass er langsam aus dem großen Bett steigen konnte, er wollte Die nicht aufwecken, wo er doch so friedlich schlief, er musste schrecklich müde sein. Shinya zog sich die kleinen Pantoffeln, die vor seinem großen Bett standen, an und schlürfte langsam zum Fenster. Er zog die Vorhänge auf und sah hinaus. Er schlang seine Arme um den Körper und drückte fest zu, denn es fröstelte ihm. Shinya blickte hinaus in einen großen grünen Garten, in dem lauter Bäume standen, viele schmale Wege sich kreuz und quer durchzogen und Krankenpfleger Menschen im Rollstuhl herumfuhren. Er war im Krankenhaus! Plötzlich hörte Shinya, wie die Tür aufging und er drehte sich herum. "Aber Herr Terachi! Haben sie denn schon wieder genug Kraft um aufzustehen? Und überhaupt, was machen sie denn dort am Fenster, es ist kalt, sie könnten sich eine Erkältung zuführen!" Die schockierte Krankenschwester rannte mit einem Morgenmantel auf den jungen Drummer zu. "Herr Terachi!! Herr Terachi!!" rief sie seinen Namen, doch er antwortete nicht und sah sie nur verdattert an. "Können sie mich hören? Herr Terachi!!" Shinya schüttelte kurz den Kopf und blickte sie dann freundlich an. "Ja, ich kann sie hören!" Er lächelte leicht und nahm ihr den Morgenmantel aus der Hand, um ihn sich überzuziehen. "Shinya!!" erklang vom Bett aus Dies Stimme. Dieser war durch den Lärm, den die Krankenschwester verursacht hatte nun auch aufgewacht und sah zu beiden hin. Er stand auf und ging auf Shinya zu, um ihn in den Arm zu nehmen. "Danke es geht schon Die-chan!" meinte Shinya. Die Krankenschwester betrachtete beide skeptisch und zuckte nur mit den Achseln "Wenn sie etwas brauchen, klingeln sie! Ansonsten kommt der Doktor in einer Stunde bei ihnen vorbei!" Sie verließ schnellstmöglich den Raum und schloß die Tür hinter sich. Shinya und Die sahen ihr nach und verharrten eine Weile kurz so. "Shinya!" meinte Die plötzlich und drückte ihn fest an sich. "Ich hatte solche Angst um dich!" Shinya blickte ihn an, sah ihm in die Augen und schloß die seinigen dann, kuschelte sich ganz eng an seinen Freund. "Aishiteru Die-chan..." nuschelte er und verbarg sein Gesicht an Dies Hals. Dieser strich ihm beruhigend über den Kopf, wippte hin und her mit ihm. Die Zeit schien still zu stehen. "Die-chan.. was ist mit Miyu??" fragte Shinya plötzlich und sah zu ihm auf. "Keine Sorge, die ist bei unserer Nachbarin, sie kümmert sich darum, bis wir wieder zu Hause sind, keine Sorge!" Shinya nickte ihn an und kuschelte sich dann wieder an ihn. Er schluchzte plötzlich los, was Die zum Aufschrecken brach. "Ich... Ich hatte solche Angst, Die-chan..... Erst... habe ich nichts mehr gehört, dann rauschte es alles nur noch, ich dachte ich werde wahnsinnig!! Dann wurde mir so schlecht von dem Geräusch, ich dachte mir platzt der Kopf, mir wurde so komisch und dann..... dann konnte ich nicht mehr klar denken und..... und dann bin ich erst hier wieder aufgewacht und mir wurde klar, was geschehen war! Die-chan.... ich..... es wird immer schlimmer.... Ich halte das bald nicht mehr aus!!" Shinya sah mit verweintem Gesicht zu Die auf. Dieser streichelte ihm weiter beruhigend über den Rücken. "Ist gut, ist ja gut mein Schatz, ich bin bei dir! Ich liebe dich Shinya!" Die schloss seine Augen und nahm Shinyas Gesicht in beide Hände, zog ihn an sich heran und küsste ihm sanft die Tränen aus den Augen. "Also die Diagnose ist eindeutig, Herr Terachi... Wie sie wissen, leiden sie unter Tinitus und auf Grund dessen, dass es noch schlimmer geworden ist, als das letzte mal, sehe ich mich gezwungen ihnen mitzuteilen, dass......" Der Arzt sah Shinya ernst an, Mitleid zeigte sich in seinen Augen, denn er wusste was Tinitus für einen Musiker bedeutete, das Aus! Würde er, als Arzt, seine Hände verlieren, wäre es für ihn auch das Aus, er könnte nicht mehr operieren, könnte seinen Patienten nicht mehr Helfen, er wäre ein Krüppel, unfähig seiner Arbeit weiter nachzugehen und um so schwerer fiel es ihm, Shinya dies beizubringen. Kapitel 2: ----------- Kapitel 2 "Hi Kyo? Ja hier ist Kaoru, ähm ich wollte dich fragen, ob du schon wieder was von Die und Shinya gehört hast? Nein, hm, Ok, weil bei ihnen zu Hause geht niemand ans Telefon, ihr Handy scheint auch aus zu sein und bei ihren Eltern weiß auch keiner wo sie sind... Ich mache mir wirklich Sorgen!" Kyo starrte von seinem Balkon herab und blies langsam seinen Zigarettenqualm aus. "Frag mal im Krankenhaus an! Wenn Shinya und Die nicht zu erreichen sind, muss was passiert sein! Mich wundert es sowieso, dass sie gestern einfach nicht aufgetaucht sind.... Hm..." Kyo blickte hinab auf die Straße und beobachtete die kleinen Menschen, die wie Ameisen über die Gehwege hetzten und nicht schnell genug laufen konnten. "Ich sage unser Interview am besten ab, ähm ruf du bitte im Krankenhaus an, ich glaube das ist eher ein Gebiet für dich!" meinte Kaoru noch und legte dann auf. "Nanio??? Was soll das denn heißen? Besser ein Gebiet für mich! Püh!" Wütend warf Kyo seine Zigarette auf den Boden und trampelte sie aus. "Typisch! Ich darf die Drecksarbeit erledigen! Rargh!" Der kleine Mann plusterte sich auf und zeterte, stampfte zurück in seine Wohnung und kramte sich das Telefonbuch heraus. Als er die Nummer vom Krankenhaus herausgefunden hatte, rief er dort sofort an und erkundigte sich nach Die und Shinya. Er wurde sofort zu ihnen durchgestellt. "Ja? Hier ist Die!" Er klang kaputt, müde, erschöpft und total ermatert. Kyo sah traurig in seiner Wohnung umher. "Hallo Die, hier ist Kyo.... Wir haben uns Sorgen gemacht, weil.... du und Shinya nicht aufgekreuzt seid, gestern und darum wollte ich fragen, ob bei euch alles klar ist.. Wie geht es Shinya jetzt?" Die seufzte laut. "Warte Kyo, ich ruf dich gleich zurück, bis dann!" Die legte auf, streichelte Shinya kurz über die Stirn, denn er schleif friedlich. Dann verließ er das Zimmer und ging die langen Gänge des Krankenhauses entlang, bis er draußen im Freien ankam. Er zückte sein Handy und klingelte Kyo an, einmal, zweimal. "Hai?" "Ich bin's noch mal, Sorry aber im Krankenhaus ist kein Empfang und ich will nicht mit dem Telefon aus dem Krankenhaus sprechen, sonst wacht Shinya nur auf..." Er legte eine kurze Pause ein, sprach dann leise weiter. "Shinya.... Shinyas Verdacht auf Tinitus ist noch schlimmer geworden, es steht jetzt zu 99% fest, dass er daran leidet..." Die seufzte. "Der Arzt meinte.... dass er... er meinte, dass er...." Die schluckte. Sein Hals war trocken, seine Kehle schmerzte mit jedem Wort, dass seine Lippen verließ. "Kyo hörte stumm zu. "Die... es.. es ist gut, du musst nicht weiter erzählen.... Ruh.. ruh du dich aus.... Kaoru kümmert sich darum, erholt ihr beide euch erst einmal.." Die nickte, sagte aber nichts. "Machs gut, Die.." meinte Kyo noch und legte dann den Hörer auf. Ein lauter Seufzer entglitt seinen Lippen. "Was ist?" Toshiya steckte den Kopf zur Tür herein. "Ach Totchi.." seufzte Kyo und lehnte sich an ihn. "Shinya.... Hat Tinitus, das steht jetzt fest. Und....." Er seufzte, biss sich auf die Lippen. "Das..... Das ist das Ende von Dir en grey!" Er sprach die Worte langsam aus, so dass es auch sehr verständlich rüberkam. Toshiyas Augen weiteten sich. Geschockt sah er auf seinen kleinen Freund herab. "Das kann doch nicht....." "Doch es ist wahr.." Kyo verbarg seinen Kopf an Toshiyas Brust, ballte seine Hand zur Faust und schlug leicht dagegen. Toshiya blickte in die Ferne, er war unfähig etwas zu sagen. "Das Ende von Dir en Grey? Das kann nicht sein! Bitte nicht! Tut uns das nicht an!!!" Eine Gruppe von Cosplayern stand vor dem Zeitungsgeschäft und las die Überschrift der neuen Fool's Mate, Entsetzen stand in ihren Gesichtern. "Aber wieso? Das kann doch nicht wahr sein! Doshite??" heulten die Mädchen los, auch die Jungs waren schockiert. "Das aus für Diru? Wie letzte Woche bekannt wurde, leidet der Drummer Shinya der Band Dir en Grey an Tinitus. Sein Hörvermögen ist sehr geschwächt und zum Teil hört er gar nichts mehr. Dass diese Krankheit ihre Auswirkungen auf den weiteren Verlauf für Dir en Greys Karriere haben wird, ist wohl nicht abzustreiten. Die Fans sind schockiert! Zu der Frage, ob Diru demnächst wieder auftreten und ob sie ihre Tour, die in einem Monat beginnen sollte, abblasen, ist noch fraglich. Ein Sprecher der Band äußerte sich zu den Fragen 'Es ist noch alles offen! Die Jungs brauchen nun vorerst Ruhe!' Kaoru, Toshiya, Die und Kyo äußern sich nicht zu den Vorwürfen einer eventuellen Auflösung und ziehen sich in nächster Zeit in den Hintergrund zurück. Ihre neue Single 'The Final' soll trotzdem, wie geplant, am 17.03. dieses Jahres erscheinen. Wir können nur hoffen, dass Shinya sich erholt und Dir en grey uns weiterhin erhalten bleibt..." "Shinyaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!!!" kreischten die Mädchen alle los, fielen sich schluchzend in die Arme, nachdem sie den Artikel gelesen hatten. Langsam öffnete der junge Drummer seine Augen. Er war zu Hause, endlich! Nach zwei Wochen hatten sie ihn aus dem Krankenhaus entlassen, von Dir en grey hatte bis dahin niemand mehr etwas gehört. Kaoru war fuchsteufelwild, dass die Presse von Shinyas Krankheit erfahren hatte und hatte alle Ohren voll zu tun, die wimmelnden Zeitschriftenreporter abzuschütteln. Gelegentlich besuchten er und seine restlichen Bandmitglieder Shinya, sie erkundigten sich, wie es ihm ging. Shinya ging es mal besser, dann wiederum schlechter, es wechselte ständig. Am schlimmsten war es, wenn es regnete denn dann wurde das Rauschen und Summen stärker und doller und es hämmerte in Shinyas Kopf, als würde jemand mit einem Hammer dagegen dreschen. Dann krümmte er sich auf dem Bett ein, hielt sich den Kopf und schrie laut vor sich hin, um den Schmerz irgendwie zu verkraften, anders gelang es ihm nicht. Die war schon ganz fertig mit der ganzen Sache, er hielt es manchmal nicht mehr aus, Shinya so leiden zu hören. Doch ändern konnte er nichts an der Tatsache und so hörte er seine stummen Hilferufe weiterhin. Nachts konnten beide kaum noch ruhig schlafen, öfter wachte Shinya weinend auf, hielt sich den Kopf und versuchte das Rauschen zu verdrängen. Die strich ihm dann behutsam über den Rücken und versuchte zu ihm durchzudringen, nicht immer gelang es ihm. Shinya sah sich um, alles war ihm vertraut, er lächelte leicht, denn dies war sein zu Hause, hier fühlte er sich wohler, als im Krankenhaus, wo ihn jeden Tag die kalten, weißen Wände anstrahlten und ihm nur noch stärkere Kopfschmerzen bereiteten. Sein kleiner Hund sprang freudig aufs Bett, als er bemerkte, dass Shinya aufgewacht war. Er wedelte mit dem Schwanz und hechelte leicht, sah Shinya mit seinen großen, leuchtenden Augen an und fiepste. Shinya lächelte. "Guten Morgen Miyu-chan!" meinte er und streichelte ihr sanft über den Kopf. Der Hund schmieg sich in seiner großen wohlig warmen und vertrauten Hand, winselte leicht, leckte sie ab und genoss die Berührungen von seinem Herrchen. Miyu war eine liebe Hündin, sie war Shinyas große Liebe, neben Die natürlich. Er und sie waren seine Trostquelle, sie spendeten ihm Kraft und Lebensfreude, trotz der Wahnanfälle, er wollte beide auf keinen Fall missen, niemanden von beiden, er liebte sie. Die erwachte und sah zu Shinya rüber. "Ohayo mein Schatz!" sagte er und rieb sich verschlafen die Augen. "Ohayo, Die-chan!" Shinya beugte sich vor und küsste ihn sanft auf den Mund, löste sich wieder von ihm und smilete ihn lieb an. Die erwiderte das Lächeln und strich dann Miyu sanft über den Kopf. "Ohayo Miyu-chan!" Die legte ein zuckersüßes Lächeln auf und grinste den Hund an. "Magst du was Frühstücken?" fragte Die und sah zu Shinya herüber. "Ja gerne!" meinte dieser und schwang sich aus dem Bett. Er zog sich seinen Morgenmantel über und schlüpfte in seine Pantoffeln, verließ das Zimmer auf dem Weg zum Bad. Die sah ihm nach, schmiss sich noch einmal ins Bett, streckte sich und stand dann ebenfalls auf. Er zog sich seine Tagesklamotten an und ging dann den Flur entlang in die Küche. Vor dem Bad blieb er kurz stehen und lauschte. Shinya hatte sich in letzter Zeit oft erbrochen oder verzog sich heimlich aufs Klo, wenn er weinte und Die fühlte sich in diesen Momenten hundeelend, weil er ihm nicht helfen konnte. Aber er hörte kein Schluchzen und auch kein Würgen aus der Badezimmertür. Zufrieden lächelnd ging er in die Küche und schmiss den Toaster an, stellte Teller und Tassen auf den Tisch und brühte einen heißen Kaffee auf. Er wartete bis Shinya aus dem Bad kam und so konnten beide zusammen anfangen zu frühstücken. "Hm, das ist sehr lecker!" lobte in Shinya und lächelte. "Hai, danke, mir schmeckt es auch! Hey Miyu, kom her!" Die lockte die junge Hündin mit einem Stück Wurst, welche diese sofort verschlang. Dann sah er wieder zu Shinya und lächelte lieb. "Hast du heute schon was vor Die-chan?" "Ähm nein, eigentlich nicht, Kaoru, Totchi und Kyo wollten doch kommen...." "Ach ja, stimmt ja!" smilete Shinya. Es machte ihn zwar ab und an traurig mit seinen Bandmitgliedern zusammenzusein, da er in diesen Moment daran erinnert wurde, nie mehr spielen zu dürfen, aber sie munterten ihn auch auf. Kurz nach dem Frühstück klingelte es auch schon an der Tür, Toshiya und Kyo standen draußen und begrüßten die beiden. Toshiya drückte Shinya sofort einen großen Strauß Blumen in die Hand und grinste frech. "Da für dich!" Shinya blushte. "Kommt doch rein!" meinte Die und machte seinen Freunden Platz. Kurz darauf erschien auch Kaoru, klitschnass durchgeweicht vom Regen. "Gomen na, ich hab meinen Zug verpasst und musste laufen..." "Sieht man dir an!" stichelte Toshiya. "Also Leute, es tut mir ja sehr leid, dass ich euch das sagen muss und gerade dir wird das schwer fallen Shinya, aber wir haben nächste Woche ein Fotoshooting und das können wir auf gar keinen Fall absagen. Gomen nasaii, aber es geht nun mal nicht anders...." meinte er und blickte in die Runde. Shinya lächelte leicht. "Ist schon Ok, wir werden da sein!" Heute dröhnte sein Kopf nicht, er hatte kein Rauschen oder Summen im Ohr, nur ab und zu, ganz kurz, das verflog aber sofort wieder. Die fünf Freude lachten ausgelassen, tranken, aßen und erzählten sich Geschichten und Shinya lachte mit ihnen. Er fühlte sich wohl, es war alles so wie es immer war, er war mit den Menschen zusammen, die er am meisten liebte und hatte Spaß. Als am Abend alle gegangen waren, legten sich Die und Shinya ins Bett und schließen zufrieden ein, Shinya war den ganzen Tag über ruhig gewesen, das beruhigte Die und machte ihn glücklich. Doch um so schlimmer wurde die Nacht, in der Shinya mittendrin aufwachte und laut schrie. Die riss die Augen auf und schnellte hoch. "Shinya!!" er knippste das Licht auf seinem Nachtschränkchen an und sah zu seinem verstörten Freund rüber. "Shinya, ist ja gut!! Es ist doch alles gut!" Er streichelte ihn liebevoll über den Rücken, aber Shinya beruhigte sich nicht. Er griff sich an Dies Oberteil fest, schluchzte laut und zitterte wie Espenlaub. Er wurde nicht mehr ruhig, eher kam es Die so vor, als würde es immer schlimmer und schlimmer. "Ist doch gut, Shinya, ich bin doch bei dir, sag mir was du hast! Hast du Schmerzen? Ist dir schlecht?" Shinya zitterte nur, wie ein Psychopath schaute er ins Leere, blickte durch Die hindurch, Angst spiegelte sich in seinen Augen wieder, furchtbar große Angst, das Summen im Ohr wurde immer lauter. Nun hörte er schon Stimmen, grausame, laute Stimmen, die auf ihn einschlugen, wie Felsbrocken, die ihn umwanderten, umgarnten. Shinya bekam immer mehr Angst. Er schrie los, haute mit den Fäusten gegen Dies Oberkörper, wollte sich nicht mehr beruhigen. Plötzlich wurde ihm wieder schlecht, die Übelkeit sammelte sich in seiner Magengegend und stieg dann in seinen Hals. Die sah ihn geschockt an. Shinya stieß sich von Die, warf sich auf den Bauch, hängte sich übers Bett und übergab sich auf dem Teppichboden. Die sah ihm nur schockiert zu, jappste nach Luft, spürte wie sein Herz raste und seine Augen feucht wurden, er schluckte schwer. Dann kniete er sich über Shinya, strich ihm beruhigend über den Rücken. "Shinya!!" schluchzte er, doch dieser sagte nichts, starr blickte er auf das Erbrochene, atmete den Geruch ein, so dass ihm erneut schlecht wurde und er sich übergab. Die kniff die Augen zusammen und hörte stumm zu. Er biss sich auf die Unterlippe, biss mehr und mehr, schmeckte das salzige Blut, leckte es von den Lippen ab, aber hörte nicht auf weiter zu beißen. Als Shinya nicht mehr konnte, zog ihn Die aufs Bett. "Oh mein Gott!" sagte er, sah den kreidebleichen Shinya an, der ihn mit seinen leeren Augen anstarrte und weinte. Seine Tränen tropften auf Shinyas Gesicht, doch dieser rührte sich nicht, wie eine Puppe lag er unter ihm, starrte Die an, nein starrte durch ihn durch und bewegte langsam seine Lippen, als würde er etwas sagen. Samstagmorgen und Die war ziemlich aufgeregt, er hatte heute ein Interview und durfte dieses nicht ausfallen lassen, er musste Shinya aber auf Grund seiner Krankheit allein zu Hause lassen, da das Interview weit ab von Tokyo stattfand und die Fahrt für Shinya zu anstrengend gewesen wäre. Die trampte im Flur auf und ab, wartete darauf, dass Shinya aus dem Bad kam, um sich von ihm zu verabschieden. Als dieser endlich die Tür öffnete und Die lieb anlächelte, hellte sich sein Gesicht auf. "Wirst du es auch wirklich allein schaffen, Shinya-chan?" "Aber natürlich Die, heute Abend bist du doch wieder da, bis dahin kann ich auch allein bleiben, immerhin ist Miyu doch bei mir...." Shinya lächelte lieb und strich Die über das Gesicht. Dieser nickte. "Ok, ich verlasse mich auf dich! Bis heute Abend, ich liebe dich! Ich werde so schnell wie es nur geht, wieder zu Hause sein, hai?!" Die küsste ihn kurz auf den Mund und verließ dann das Haus, ließ Shinya mit Miyu allein zurück. Shinya drehte sich zu Miyu um und lächelte sie lieb an. "Na dann komm, lass uns was unternehmen Miyu!" Er lächelte. Beide sahen bis Mittag Fernsehen, dann knippste Shinya das Gerät aus und machte Essen. Er aß und dachte dabei an Die. "Nur noch 5 Stunden.." Er sah von der Uhr herab auf seinen Teller, er war satt, obwohl er gerade mal die Hälfte von dem, was er normalerweise aß, gegessen hatte. Shinya stand auf, stellte den Teller in den Abwasch und ging dann in Dies und sein Aufenthaltsraum. Er stellte sich in den Türrahmen und blickte zu seinem Drumset herüber, schwelgte in Gedanken. Dann ging er langsam darauf zu, streichelte es langsam, nahm die Sticks vorsichtig in die Hand, fuhr mit seinen Fingerspitzen darüber, als wären sie aus Glas und könnten jeden Moment zerbrechen und betrachtete sie dann. Langsam fuchtelte er mit ihnen in der Luft herum, als spiele er wirklich, er blickte auf sein Drumset herunter, betrachtete es ehrfürchtig. Die Versuchung war zu groß, keiner war weit und breit zu sehen und er saß an dem Ort, wo er am liebsten saß, hinter seinen Trommeln und Schellen. Shinya konnte nicht wiederstehen und schlug langsam einige Takte. Er dachte an seine Lieblingslieder und begann richtig zu spielen, dachte nicht mehr an das Verbot vom Arzt, dachte nicht mehr an sein Rauschen im Ohr, denn nun spielte er Drum und das war laut genug, um alles andere zu übertönen, Shinya war in seinem Element, er lachte und spielte, war der wohl glücklichste Mensch der Welt. Als er eine kurze Pause einlegte, da er nicht mehr konnte und erschöpft war, kam das Rauschen in seinem Ohr wieder. Er öffnete die Fenster, ließ frische Luft rein und trank viel kaltes Wasser, aber es half nichts, der Tinitus hämmerte wie wild in seinem Ohr, es stach, klopfte, meißelte und summte, alles zugleich. Und dann kamen wieder diese grausamen Stimmen, die Shinya in den Wahnsinn trieben. Angsterfüllt sah er sich um, kein Die war da, niemand der ihm helfen konnte. Shinya verfiel in äußerte Panik, ließ sich auf den Boden sinken und zitterte am ganzen Körper. Sein Herz raste, Schweiß tropfte von der Stirn, eiskalt jagte ihm ein Schauer über den Rücken, seine langen Finger gruben sich mehr und mehr in seine dünnen Haare, drückten auf seine Kopfhaut. Shinya keuchte, er wusste nicht, was tun. Das Summen und Fiepsen wurde immer lauter und lauter, bald fühlte er sich, als hätte er ein Radio auf Empfangsuche im Kopf, dass ewig keinen Sender fand. Shinya schrie auf, hielt sich den Kopf, sah sich ängstlich überall um. Es wurde lauter und erdrückender, fürchterliche Angst jagte durch seine Gliedmaßen, füllten jede Faser seines schmalen Körpers aus. Seine Lippen bebten vor Angst, seine Augen suchten nach etwas, aber fanden nichts, seine Hände drückten immer mehr gegen seinen Kopf, doch es hörte nicht auf. Langsam stand er auf , zitterte. Er sah auf den Boden, jappste, ihm wurde schwarz vor Augen, doch das grausame Geräusch hörte nicht auf. Erneut schrie Shinya los, so laut es ging, dann nahm er Anlauf und rannte mit seinem Kopf auf die Wand zu.... Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Er drehte den Schlüssel im Schloss herum, drückte die Türklinke herunter, trat in den Flur seiner Wohnung und ließ sein Gepäck fallen. Er legte seinen Kopf in den Nacken und seufzte. "Ahhhh..." Seine Lider öffneten sich vor seinen Augen und er trat weiter in den Flur hinein, zog sich seine Jacke aus, hing sie an den Hacken und drehte sich nach allen Seiten nach seinem geliebten Freund um, er durchsuchte alle Zimmer. "Shinya? Shinya wo bist du? Ich bin wieder da! Shinya??" Als letztes trat er in den gemeinsamen Aufenthaltsraum und stockte. Das Blut schien in seinen Adern zu gefrieren, sein Mund kippte auf, er starrte fassungslos auf den Boden. "Shinya!!!" schrie er und stürzte auf den Boden zu, wo Shinya lag. Er nahm ihn in seine Arme und rüttelte leicht. Schockiert blickte er Shinya an, sah, dass sein Kopf eine Wunde hatte, aus der Blut rann. Die sah sich angsterfüllt um, entdeckte an der Wand einen Blutfleck. Seine Augen weiteten sich. "Nein! Nein, das kann doch nicht! Warum? Warum hast du das getan Shinya??" Weinend drückte er den orangehaarigen jungen Mann an sich, der sich nicht bewegte. "Warum tust du so was???" Die sah ihn bitterlich weinend an. "Shinya!" Dieser öffnete plötzlich die Augen, sah Die in die Augen und lächelte. Er strich über Dies Wange, ganz zart. "Da bist du ja wieder! Ich habe dich vermisst! Oh..." Shinya merkte die Schmerzen, die die Wunde an seinem Kopf verursachte und fasste mit der Hand daran. "Blut?!" fragte er und sah geschockt auf seine Hand herab. "Was habe ich getan???" Verwirrt sah er Die an. Die weinte noch immer und drückte Shinya immer fester an sich. "Ich weiß es nicht, als ich kam, lagst du hier, auf dem Boden! Shinya, bitte.... bitte sag nicht, du hast..." Die sah sich kurz im Raum um und fand Shinyas Sticks auf dem Boden liegen. "Du hast also doch..." Shinya blickte in die Richtung der Sticks, stockte kurz. Seine Erinnerungen kehrten zurück. Er sah Die an, Tränen sammelten sich in seinen Augen. "Gomen, gomen.. aber ich wollte so gern spielen!!! Und..... und außerdem war dann das Rauschen weg, ich habe nur noch mich spielen hören, das war so schön.... gomen....gomen...gomen...." Shinya hörte nicht mehr auf, gomen zu sagen und klammerte sich an Die fest. "Ist gut... ich verstehe dich ja, aber der Arzt sagte, du darfst nicht mehr.." Die strich ihm über den Rücken. "Aber du weißt doch, wie sehr ich es liebe! Drummen ist mein Leben, versteh doch!" Shinya sah mit verweinten Augen zu Die auf. Dieser lächelte nur leicht, küsste ihn auf die Stirn. "I know..." Shiyna kuschelte sich ganz fest an Die, das Rauschen kam wieder auf, aber er achtete nicht darauf, er genoss die Wärme, die Die ausstrahlte. Die Tage vergingen, doch Shinyas Zustand besserte sich nicht. Immer, wenn es ganz still um ihn herum war, fing der Tinitus an, in seinem Kopf zu stechen. Immer dieses stechende Fiepen, das Radio, was sich immer dann anstellte, wenn er nicht gerade redete oder irgendeinem Geräusch lauschte. Weinend lag er nächtelang in Dies Armen, welcher ihm Mut zusprach, obwohl er sich selber jede Nacht in den Schlaf weinte. Bald darauf brach auch Die vor Erschöpfung zusammen, er konnte den Druck um Shinyas Krankheit nicht mehr aushalten und bekam starke Fieberstöße. Shinya war verzweifelt. Warum war dies Alles nur geschehen, warum ausgerechnet ihnen? Warum mussten sie so leiden, warum nicht jemand anderes, ein böser Mensch, jemand, der Kinder umgebracht, vergewaltigt, hat. Warum musste er, der sein Leben dem Drummen verschrieben hatte, an dieser Nervenzerreißenden Krankheit leiden und damit nicht nur sich, sondern auch das Leben seines Freundes gefährden? Er verstand es nicht, er wusste nicht, warum, er hatte keine Erklärung, grübelte tagelang darüber nach, selbst die Nächte, in denen er nicht schlafen konnte, weil das Geräusch so schrecklich war, wurden zu Momenten, in denen er sich nach dem Grund fragte, aber er fand keinen. Es blieb ihm nur noch ein Ausweg und der brach ihm schier das Herz. "Wie bitte? Shinya will austreten? Das ist nicht dein Ernst?" Kaoru lief nervös den Gang auf und ab, sein Handy am rechten Ohr. "Ich meine, ich verstehe es ja, aber will er nicht erst mal eine Pause machen? Du weisst, dass wir niemand anderen als Drummer für Dir en grey möchten, als Shinya!" "Es tut mir leid. Aber es ist....das Beste für Shinya, er will uns keine Belastung mehr sein damit, darum hat er sich dazu entschlossen." hustete Die in den Hörer. "Du Die-chan?" Große runde Kulleraugen sahen den rothaarigen Mann an. "Ja, mein Schatz?" Shinya kuschelte sich ganz eng an ihn und spielte nervös mit Dies Fingern herum. "Ich habe eine Entscheidung getroffen.Es fiel mir nicht leicht, aber...." Er hielt sich seine Hände vor das Gesicht, betrachtete sie sehr lange, bevor er weiter sprach, sah sich jede Ader, die dadurch schien, einzeln an. "Ich denke, es ist besser, wenn ich aufhöre, zu spielen. Nicht für mich, sondern für dich. Der Arzt hat recht, der Tinitus kommt immer dann, wenn ich spiele. Wenn diese Geräusche in meinem Ohr stechen, dann fühle ich mich wie Schizophren, dann ertönen lauter Stimmen, die mir Dinge sagen, die ich gar nicht hören möchte, schlimme Dinge. Ich will, dass das aufhört, ich will nicht weiter diese Schmerzen ertragen!" "Aber Shiyna, das würde heißen, dass du... nie wieder spielen wirst, du wirst nie wieder drummen, es wird Dir en grey ohne dich nicht mehr geben!" "Dessen bin ich mir durchaus bewusst, ich werde aufhören, ich werde diese Krankheit besiegen, koste es, was es wolle..." "Shinya..." Der junge Mann kuschelte sich an seinen Freund und drückte ihn ganz fest. "Ich darf nicht mehr spielen, es sollte halt nicht sein. Hätte ich damals den Unfall nicht so glimpflich überlebt, hätte ich sowieso nie spielen können, niemals! Ich wäre an den Rollstuhl gefesselt gewesen, hätte mich nie hinter ein Drummset setzen können! Darum! ich bin schon für diese 5 Jahre dankbar!" Dicke Tränen liefen Shinyas Wange herab, als er sich bewusst wurde, was es hieß, wenn er aufhörte zu spielen, dass sich seine Band auflösen würde, in der er seit so vielen Jahren spielte. Dass er nie wieder in seinem Leben drummen durfte, auch, wenn er es noch so sehr wollte... Sie gaben ihre Auflösung nicht bekannt, zu viele Fans standen hinter ihnen, das hätten sie nicht verkraftet. Gerade jetzt, wo sie anfangen wollten, nicht mehr nur in Asien, sondern auch ausserhalb zu spielen. Kaoru benachrichtigte die Pressesprecher, dass Dir en grey eine Pause bräuchten, da sie in letzter Zeit so viel durchgemacht hatten, jetzt wo endlich auch "The Final" auf dem Markt war. Ohne weitere Fragen nahmen sie die Gerüchte auf und verbreiteten sie in der Presse, die Fans waren vorerst beruhigt, aber der Zweifel, der Gedanke an eine eventuelle Auflösung war noch immer in den Köpfen der Menschen. Die Zeit verging und man fing an, schon zu glauben, Dir en grey hätten sich tatsächlich aufgelöst, bis die Nachricht erhalten wurde, dass ein neues Album im Planung wäre. Die Fans atmeten auf. Mehrere Monate waren vergangen. Die war wieder genesen, es ging ihm super und er gab Shinya viel von seiner Kraft ab, unternahm viel mit ihm, um ihn abzulenken. Seit dem damaligen Tag hatte Shinya nie wieder gedrummt, selbst den Raum, in dem sein Drumset stand, hatte er nicht wieder betreten. Doch nun, wo das neue Album anstand, juckte es ihn zu sehr. Er konnte nicht anders und versuchte immer mit kleinen Schritten, etwas zu spielen. Sein Arzt untersuchte ihn jeden Tag gründlich, mehr als eine Stunde am Tag spielen war verboten, am Wochenende durfte gar nicht gespielt werden. So kam das neue Album dann tatsächlich zu stande, in kleinen Schritten und alle waren stolz auf Shinya. Doch was keiner wusste, verbarg sich tief in ihm drinnen. Nur die Narben, Relikte auf seinen Armen verrieten, wie es in ihm drinnen ausschaute. Der Tinitus war abgeheilt, aber noch immer schwirrten Stimmen in seinem Kopf, die ihm Dinge sagten, welche er nicht hören wollte. War der Schmerz zu stark, griff er zu einer Klinge und schnitt sich tief ins Fleisch. Nicht einmal Die wusste davon, Shinya wusste sie gut zu verstecken. Er wusste, wie er seine Wunden und seine Schmerzen verkraften konnte. Gerade die bevorstehende Tour durch Europa, angefangen in Deutschland, gab ihm Kraft nicht aufzugeben, denn er wollte seine Fans auf keinen Fall enttäuschen. Doch die Stimmen gruben sich immer tiefer in seinem Kopf ein, so dass er den Tinitus, das stechende Gefühl, das Radio auf Empfangssuche, völlig vergessen hatte, denn es war noch immer da, noch viel schlimmer als jemals zuvor und es hatte sein volles Ausmaß noch nicht angenommen, denn der eigentliche Zusammenbruch sollte erst viele Jahre später kommen... owari (?) ~~~~~~~~~~~~~~ So.... Endlich gebe ich euch das "Ende" dieser Fanfic.... Es ist schon so lange her, als ich sie angefangen habe und ich liebe sie sehr, ich habe sie oft gelesen und überarbeitet. Sie ist sehr traurig geworden und ich muss sagen, dass ich niemandem so etwas wünsche, es muss schrecklich sein... Ich weiß nicht, ob ich sie weiterschreiben soll oder ob hier das Ende ist. Maybe gebt ihr mir ein feedback damit ich Bescheid weiß.... Danke, dass ihr diese fanfic gelesen habt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)