Grüne Blätter Und Blaues Eis von Nekoria ================================================================================ Kapitel 1: Wie alles begann (Teil 1) ------------------------------------ Das wilde Dröhnen von Pferdehufen auf dem trockenen, mit Blättern bedeckten Waldboden zerriss die idyllische Stille um die Elbensiedlung und nur einen Augenblick später galoppierte ein vermummter Reiter durch das wunderschön gestaltete Tor in Rivendell ein. Der imposante Rappe wieherte laut und bäumte sich auf, bevor er schließlich schnaubend zum Stehen kam. Obwohl dem stattlichen Hengst weder Zaumzeug noch Sattel angelegt war, schien sein Reiter sich wohl und sicher zu fühlen. Legolas und die beiden Söhne Elronds, die gerade von einer Jagd zurückgekehrt waren und sich ebenfalls noch auf dem kleinen Platz hinter dem Tor befanden, sahen dem Fremden anfangs etwas überrascht und verständnislos dabei zu, wie er schnell und behände vom Pferd glitt und seine Kapuze zurückschlug. Unter dem dreckigen, zerschnittenem, dunklen Stoff des Mantels kam das schmutzige, aber dennoch feine Gesicht eines Elbenmädchens zum Vorschein. Ihre Haut war milchig, rein und passte zu den edlen Gesichtszügen. Ihre langen, silbernen Haare wiegten sich im gleichen Takt des Windes wie die lange, schwarze Mähne und der Schweif ihres Pferdes. "Ich bin auf der Suche nach Thranduil, König von Mirkwood. Bringt mich zu ihm, es eilt", forderte die junge Elbe selbstsicher. "Was bildet die sich ein?", fragte Elladan halblaut. "Wer seid ihr?", wollte sein Bruder, Elrohir, von der Fremden wissen. Diese sah ihn mit festem Blick an. Mein Name ist Heluniel (Tochter des blauen Eis'). Ich komme aus Forochel und muss dringend König Thranduil sprechen", erklärte sie ungeduldig und ihre eisblauen Augen blitzten geheimnisvoll. Als die drei Elben keine Anstalten machten ihrer Forderung nachzugehen, sah sie der Reihe nach von einem zum anderen. "Ihr werdet mich nicht aufhalten." Entschlossen bewegte sie sich schnellen Schrittes auf eine schmale Treppe zu, doch die beiden Brüder versperrten ihr den Weg, während Legolas diese nicht gerade alltägliche Szene noch recht gelassen und unbeteiligt betrachtete, schließlich befand er sich ebenfalls nur als Gast in Rivendell. "Ihr könnt nicht vorbei. Bald wird eine wichtige Versammlung abgehalten werden", informierte Elladan sie ungerührt. Böse funkelten ihre blauen Augen, während sie blitzschnell ihren Mantel lupfte und die rechte Hand an den Heft ihrer kunstvoll geschmiedeten Elbenklinge legte, was ihr die beiden Brüder augenblicklich nachtaten; doch keiner kam dazu seine Waffe zu ziehen, denn eine Gestalt erschien auf einer Terrasse hinter ihnen. "Was ist hier draußen los?", mit strengem Blick sah ein Elb mit langen braunem Haar auf die vier wesentlich jüngeren Mitglieder seiner Rasse herunter. Zwar hatte Heluniel ihn noch nie gesehen, aber aufgrund vieler Erzählungen erkannte sie in ihm Elrond, den Herrn von Rivendell. Sie kniete nieder und senkte den Kopf. "Mylord, ich bin Heluniel, Tochter des Helcagos (Eissturm), Herr des Nordens, und mein Anliegen ist König Thranduil zu sehen. In Mirkwood sagte man mir, er wäre hier." Elrond sah sie einen Moment lang prüfend an, bevor er den Kopf drehte und hinter sich blickte. Und aus dem Schatten eines hohen Baumes trat der König von Mirkwood. Edel und stolz trat er nach vorn an die Brüstung und blickte hinab. "Wirklich, du bist die kleine Heluniel? Es liegt bereits länger als zwei Jahrhunderte zurück, dass ich dich das letzte Mal sah. Aber sprich, welche Kunde bringst du?" - "Die Schlimmste, Mylord." Elronds Söhne ließen ab von ihren Waffen und gaben den Weg zu der kleinen Treppe frei als sich die junge Elbe erhob. Auf ein Nicken von Elrond hin folgte die fremde Elbe den beiden Brüder und Legolas die schmalen Stufen hinauf in einen kleineren Saal mit filigranen Holzverzierungen an den Wänden und einem großen, runden Tisch in seiner Mitte, an dem bereits einige Leute verschiedener Rassen Platz genommen hatten. Die sechs Elben setzten sich ebenfalls, so dass nun alle Stühle besetzt waren. Und als wieder ruhe eingekehrt war, stellte Elrond die Anwesenden vor, während Heluniel neugierig in die Runde blickte. "Ich bin Elrond, Herr von Rivendell, und das sind meine Söhne Elladan und Elrohir", er deutete zu seiner Rechten, "Euch bereits bekannt, wie es scheint, König Thranduil", fuhr er auf seiner linken Seite fort, "und sein Sohn Legolas. Neben ihm Gilmli, Gloinssohn, vom Lonely Mountain." Zwar interessiert, aber dennoch skeptisch musterte die Elbenjungfrau den rotbärtigen Zwerg, der sie unverwandt anblickte und ihr zunickte, was sie höflich erwiderte. "Zu Eurer Linken befinden sich Halblinge aus dem Auenland; Meriadoc Brandybock, Peregrin Tuck, Samwise Gamgee und Frodo Baggins; der Zauberer Gandalf, der Weiße, und Aragorn, Sohn des Arathorn, König Elessar von Gondor." Damit beschloss Elrond seine Ausführungen und wartete einen kleinen Moment. Beeindruckt sah die Elbe in die Runde und verglich die Originale in Gedanken mit den Helden aus den Geschichten; schließlich war der Ringkrieg immer noch in vieler Munde. Unerwartet schwang die schmale, hohe Flügeltür auf und herein trat eine dunkelhaarige Elbenfrau, die von Elrond als seine Tochter, Arwen, vorgestellt wurde, sich anschließend einen Stuhl zwischen Aragorn und Elladan schob und sich dazu setzte. "Dies, meine Freunde, ist Heluniel, Tochter des Helcagos, des Königs von Forochel (Gebiet im Norden von Mittelerde)", erklärte der Herr von Rivendell. "tragt nun euer Anliegen vor." Heluniel nickte dankend. "Vor sechzehn Tagen wurde unsere Stadt angegriffen. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch auf See und als ich an Land gekommen war, war unser Eispalast vollkommen verwüstet." Fast geistesabwesend blickte die Elbe vor sich auf den Tisch, während sie fortfuhr. "Zwischen den Eisbrocken lagen unzählige gefallene Firnelfen und befremdlich aussehende Orks - auch mein Vater und meine drei Brüder. Niemand war mehr am Leben. Ich bin mir sicher, dass die Angreifer etwas Bestimmtes gesucht haben. Im Thronsaal wurde ausnahmslos alles zerstört, aber dennoch sind sie nicht fündig geworden." Sie sah auf. "Mein Vater hatte seinem ältesten Sohn aufgetragen nach seinem Tod dies König Thranduil zu überbringen." Aus ihrem Mantel zog die Elbe eine kleine silbern verzierte Schatulle. "Und da nun leider keiner meiner Brüder diese Aufgabe nachkommen kann, habe ich mich auf den Weg gemacht um dem König von Mirkwood das Amulett Helcelen zu überreichen." Heluniel warf einen starren Blick auf das Kästchen, als sie langsam aufstand und um den Tisch herum schritt. Thranduil nahm die Schatulle und stellte sie vor sich auf den Tisch, während sich die junge (Anm. d. A.: Natürlich ist "jung" bei den Elben eher relativ, wie wir wissen. *g*) Elbe wieder setzte. "Ihr sagtet, eure Stadt wäre von Orks angegriffen worden?", Elrond schien es etwas genauer wissen zu wollen. Die junge Elbe nickte. "Es waren Orks aus dem Nord- und dem Südland, aber sie kamen nicht allein. Unter ihnen befanden sich mir völlig unbekannte Schattenwesen. Sie schienen keine feste Form zu haben, halb durchsichtig zu sein und konnten schweben. Leider kann ich Euch nichts Weiteres über sie berichten, denn ich habe diese Kreaturen nur einmal kurz zu Gesicht bekommen." Elrond nickte ernst. "Ihr habt die Angreifer also gesehen. Haben sie Euch verfolgt?" Aragorn, wie immer der kühle Stratege, blickte sie interessiert an. Heluniel nickte abermals. "Unweit des Palastes traf ich auf eine Nachhut und es kam zu einem Kampf. Durch eine Unachtsamkeit meiner Feinde jedoch konnte ich fliehen und machte mich auf den Weg nach Mirkwood, mit den Orks auf meinen Versen. Im Inneren des Waldes konnte ich sie vorerst abhängen. Als mir gesagt wurde, dass der König in Rivendell weilt, machte ich mich wieder auf. Kaum lichtete sich der Wald, waren eine Hand voll Orks und zwei Schattenwesen wieder hinter mir, doch vor den Misty Mountains ist es dem Pferd gelungen, sie abzuhängen." Elrond und Thranduil sahen sich an, dann wandte sich der Herr von Rivendell an den Neuankömmling. "Vielen Dank für Euren Einsatz. Ihr müsste die letzten Tage und Nächte hindurch ununterbrochen geritten sein und seid sicher erschöpft. Wenn Thranduil und ich eine Entscheidung über das weitere Geschehen getroffen haben, werden wir Euch rufen lassen. So lange seid Ihr mein Gast. - Arwen?" Die Elbendame nickte nur lächelnd auf den auffordernden Blick ihres Vaters hin und führte Heluniel aus dem Saal um ihr ihr Zimmer zu zeigen. "Ich wusste nicht, dass König Helcagos auch eine Tochter hat." Gandalf zog die Augenbrauen hoch, als er bemerkte, wie König Thranduil ein kurzes Lächeln über das Gesicht huschte. Der Herr von Mirkwood war ein sehr guter Freund von Helcagos gewesen und wusste über ihn mehr als irgendjemand sonst. "Beinahe niemand wusste das. Als Helcagos' viertes Kind ein Mädchen wurde, war er überglücklich. Aber er war immer der Ansicht, dass Frauen zu schwach seien; deshalb hat er seine einzige Tochter genau wie seine drei Söhne erzogen." Die Hobbits schmunzelten und warfen sich gegenseitig amüsierte Blicke zu, doch Gandalf blieb ernst. "Und worum handelt es sich beim Inhalt dieses Kästchens?", wollte der Zauberer wissen. Thranduil drehte die Schatulle so, dass jeder sie sehen konnte und öffnete den Deckel. Zum Vorschein kam ein wunderschön glitzerndes, silbernes mit weißen und blauen Edelsteinen besetztes Amulett in Form eines Eiskristalls. "Und was soll das sein?", fragte Gimli grummelnd. "Dies", begann Thranduil mit bedeutungsschwangerer Stimme seine Erklärung, "ist Helcelen (Eisstern), der Stern des Nordens. Es ist der mächtigste magische Gegenstand, den die Firnelfen besitzen. Bisher wurde seine Macht jedoch nur einmal, in einem absoluten Notfall freigesetzt. Es gibt nur wenige Elbenwesen, die ihn nutzen können und selbst für diese ist es gefährlich." Für einen Augenblick herrschte bedächtiges Schweigen; dann streckte sich Pippin und versuchte so sich größer zu machen um mehr sehen zu können. "Es sieht so aus, als fehlte ein Stein in der Mitte des Amuletts." Forschend betrachtete Thranduil den Anhänger. "Ihr habt Recht, kleiner Perian (Hobbit). Wahrscheinlich wurde der Stein zur Sicherheit entfernt, denn ohne ihn ist das Amulett wirkungslos." Elronds Blick war ernst, als er sich an die Anwesenden wandte. "Ich denke, wir sollten morgen entscheiden, wie wir mit diesem Amulett weiter verfahren werden. Für diese Nacht ist es hier in Rivendell sicher." Mit dieser vorläufigen Lösung schienen alle zufrieden und so verließen sie den Saal in verschiedene Richtungen. Auf einer Terrasse traf Legolas auf Arwen. "Arwen, ea na lin Heluniel?" (Hast du Heluniel gesehen) - "Altiradens" (Ich habe sie nicht gesehen), erwiderte diese. "Ich wollte nach ihr sehen um ihr anzubieten sich zu waschen, doch sie war nicht in ihrem Zimmer." Legolas wandte seinen Blick ab und verließ den Abendstern. Gedankenverloren schlenderte er durch die Siedlung, die in der Abendsonne glänzte. Sie schien fast verlassen, denn schon sehr viele Elben hatten die große Fahrt über das Meer angetreten und nur wenige verweilten noch in Mittelerde. Seine Gedanken kreisten um den zur Neige gehenden Tag. Seit dem Ringkrieg hatte sich hier, in diesem Teil von Mittelerde, nichts Aufregendes mehr ereignet. Alles war ruhig und friedlich gewesen und wie aus heiterem Himmel war nun etwas geschehen, das sich zu einem schwerwiegenden Problem auswachsen könnte oder auch nicht. Doch wer konnte das wissen? Was war das? Plötzlich wurde Legolas aus seinen Gedanken gerissen. Er schien etwas gesehen zu haben. "Es könnte die Klinge eines Schwertes gewesen sein, die in der Abendsonne aufblitzte", überlegte er, während er die wunderschöne Waldstadt verließ und tiefer ins Dickicht vordrang. Kapitel 2: Wie alles begann (Teil 2) ------------------------------------ Da war es schon wieder. Abermals blitzte etwas weiß durch die grüne Blätterschicht; er konnte sich also nicht geirrt haben. Und als Legolas am Rande einer kleinen Lichtung stand, fand er seinen Verdacht bestätigt, denn inmitten des baumlosen Fleckchen Grüns erblickte er das Fremde Elbenmädchen. Konzentriert und mit geschlossenen Augen führte sie ihre Klinge in einer fließenden Bewegung aus ihrem Handgelenk eng am Körper vorbei von einer Seite zur anderen. Es schien eine Art Meditation zu sein. Doch plötzlich hielt sie schlagartig inne, drehte sich um und richtete ihre Klinge direkt in Legolas' Richtung; dann öffnete sie langsam die Augen. Legolas trat langsam ein paar Schritte nach vorn. "Du hast lange gebraucht." Heluniel seufzte, steckte ihre Waffe wieder in die Scheide und ging auf ihren Gegenüber zu. "Der Wald ist viel lauter als das Eis in meiner Heimat", erklärte sie. "Der Wind und die Blätter der Bäume treiben verwirrende Spiele mit deinen Sinnen." - "Daran wirst du dich schnell gewöhnen", entgegnete Legolas mit ruhiger Stimme. "Du sprichst, als gingest du davon aus, dass ich länger hier bleiben werde." Sie sah den Elb eine ganze Weile lang unverwandt an, dann fügte sie hinzu, "auch wenn der Fluss stetig wirkt, bleibt er doch nicht wie er war", und verließ ihn. Legolas sah ihr kurz nach und versank dabei wieder in Gedanken. Wie es schien, hatte Heluniel Recht - nichts bleibt wie es war. Als Kinder hatten die beiden stets gerne mit einander gespielt, doch nun schien all das in Vergessen geraten zu sein. Plötzlich hatte sich alles geändert. *Sie muss gerade eine schwere Zeit durchmachen, aber trotzdem...* Er wusste nicht, weshalb, aber er hatte ein ungutes Gefühl im Bezug auf seine alte Freundin. Früher hatten ihre Augen immer fröhlich gefunkelt und geblitzt, aber nun war dieser Zauber verschwunden. Eiskalt und matt schienen ihre Augen, beinahe könnte man meinen, sie wären erfroren. Diesem Blick zu begegnen, bereitete Legolas wirkliches Unbehagen. Doch für den Moment konnte er nichts tun außer abzuwarten, was sein Vater und Elrond beschließen würden. "Gandalf, kannst du uns etwas über die Firnelben erzählen?", Frodo sah den Zauberer fragend an. Die vier Hobbits und der weiße Magier saßen noch spät in einem Zimmer, rauchten ihr Pfeifenkraut und unterhielten sich über den Tag. Gandalf nahm die Pfeife aus dem Mund und blies eine Wolke in Form eines Palastes in den Raum und während die Auenländer sich in einem Kreis auf den Boden vor ihm setzten, begann er seine Erzählung. "Nun, die Firnelben, meine lieben Hobbits, sind ein ganz besonderes Elbenvolk. Als sie nach Mittelerde kamen, scheuten sie die grünen Wälder und blühenden Wiesen. Sie zogen sich zurück in die Eisfelder von Forochel, im Norden von Mittelerde, und seitdem vermeiden sie den Kontakt zu anderen Elbenvölkern soweit es geht. Nur König Thranduil und seine Leute waren bei ihnen stets gern gesehen. Es gab nur sehr wenig Firnelben und alle wohnten zusammen in einer großen Stadt - eben jene, die von den Orks überfallen wurde. Wenn dieser Angriff wirklich in dem Ausmaß stattgefunden hat, den Heluniel beschrieben hat, dann ist es durchaus möglich, dass sie die letzte Firnelbe in Mittelerde ist, und das ist sicher kein leichtes Los." Bedächtiges und betroffenes Schweigen erfüllte den Raum, bis Merry in die Stille Fragte: "Kannst du uns auch etwas über Heluniel und ihre Familie erzählen, Gandalf?" Wieder nahm der Zauberer einen tiefen Zug aus seiner Pfeife eine Krone aus Rauch in den Raum zu pusten. "Mein Wissen über die Herrscherfamilie in Forochel ist sehr lückenhaft. Ich weiß, dass Heluniels Mutter gestorben ist, als sie noch sehr jung war. Wahrscheinlich war auch das der Grund, dass sie genau wie ihre drei Brüder erzogen wurde. Ich selbst war sehr überrascht zu hören, dass Helcagos eine Tochter hatte, denn die Gerüchte berichteten immer von vier Söhnen, soweit ich mich erinnerte. Ich denke, dass nur sehr wenige Wesen in Mittelerde von ihr wissen; nicht einmal Elrond schien Kenntnis von ihr zu besitzen. Aber nun ist es genug. Ihr Hobbits müsst auch einmal schlafen und ich auch. Gute Nacht." Damit erhob er sich und verließ die Halblinge. Der nächste Tag in Rivendell wurde von Grübeln, Nachdenken und Schweigen dominiert. Erst in der Abenddämmerung ließ Elrond die gestrige Runde wieder zusammen rufen. Als sich alle wieder in dem Saal an der runden Tafel versammelt hatten, erklärte Elrond: "König Thranduil und ich haben diese Angelegenheit gründlich überdacht und sind zu einem Entschluss gelangt. Wir werden das Amulett Helcelen hier in Rivendell verwahren. Allerdings wird es keine Suche nach dem fehlenden Stein geben, denn es wäre zu gefährlich beides am selben Ort aufzubewahren." - "Erlaubt mir eine Frage zu stellen", meldete sich Aragorn zu Wort. "Wenn sich nun der Feind möglicherweise bereits auf der Suche nach dem fehlenden Stein befindet, werden wir dann einschreiten?" - "Dieser Umstand wäre in der Tat sehr nachteilig für uns, denn - wie mir berichtet wurde - ziehen sich das Amulett und der Stein gegenseitig an. Sollte der Edelstein also in feindliche Hände geraten, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis er das Amulett in Rivendell ausmacht und hierher kommt", berichtete der Herr des Hauses. "Gibt es denn eine Art Karte oder etwas Ähnliches, das den Standort des versteckten Steins beschreibt?", wollte Gandalf wissen. Alle sahen fragend König Thranduil an. "Gandalf, mein Freund, ich kenne zwar Helcagos besser als die meisten anderen hier in Mittelerde es tun, aber auf diese Frage weiß auch ich keine Antwort." Daraufhin meldete sich Heluniel zu Wort. "Es existiert eine Wegbeschreibung zu diesem Ort. Sie wird in der Königsfamilie immer dem ältesten Mitglied übertragen." - "Wo ist diese Beschreibung? Befindet sie sich in den Händen der Orks?" Diese Fragen waren wohl recht naheliegend und jedem im Raum gingen sie durch den Kopf, doch es war Frodo, der sie aussprach. "Nun, der Feind besitzt die Karte nicht, allerdings ist mir nicht bekannt, ob er einen Blick darauf hat werfen können oder nicht", die Firnelbe stand auf und ging zu einem Fenster. Sie schob den seidenen Vorhang zurück und drehte sich so, dass ihr Körper vom Mondlicht beschienen wurde. "Nun besitze ich diese Wegbeschreibung", erklärte sie und entblößte ihren Rücken. Es dauerte einen Augenblick, doch dann wurden auf der milchigen Haut leuchtende, elbische Schriftzeichen sichtbar. "Ithildin", bemerkte Gandalf gleichzeitig überrascht und anerkennend. Bei Ithildin handelte es sich um eine elbische Schrift, die nur dann zu sehen war, wenn sie von Mond- oder Sternenlicht beschienen wurde. "Das ist doch toll. Wenn nicht die Orks, sondern wir die Karte haben, dann ist der Stein doch sicher versteckt", kommentierte Pippin lächelnd und schien es damit bewenden lassen zu wollen, doch Heluniel war mit diesem Beschluss nicht im Mindesten einverstanden. Nachdem sie sich wieder bedeckt hatte, schritt sie wieder zurück zur Tafel. "Mylord, den Edelstein nicht zu suchen, ist euer letztes Wort?" - "So ist es", Elrond nickte. Da schlug die junge Elbe mit der Faust auf die Holzplatte des Tisches. "Das kann nicht euer Ernst sein! Diese Orks und die Schattenwesen müssen für den Mord an meiner Familie und meinen Freunden büßen! Ich werde jedem Einzelnen dieser Feiglinge bis ans Ende von Mittelerde folgen und den Tod meiner Leute rächen." Elrond war aufgestanden. "Und dadurch willst du die vollkommene Ausrottung deiner Art riskieren?" - "Und wenn schon. Das ist es mir wert. Die Nachwelt wird wissen, dass ein Firnelb nicht still und artig auf seinen Untergang wartet, sondern ihm mutig entgegentritt!" Damit verließ sie aufgebracht und zornig den Saal. "Dabei sollen die Zwerge das dickköpfige Volk sein", warf Gimli in den Raum, doch außer Merry und Pippin konnte keiner über seinen Witz lachen. Vor allem Legolas und sein Vater sahen eher bedrückt drein. "Ich glaube, wir sollten sie ernst nehmen. Wer weiß, wie sie nun agieren wird", gab Thranduil zu bedenken und Elrond nickte ernst. Auf einen Blick seines Vaters hin wollte Legolas Heluniel aufsuchen, doch in ihrem Zimmer traf er sie nicht mehr an. Sofort lief er zu den Stallungen, wo er feststellen musste, dass auch ihr Pferd verschwunden war. Nach einer kurzen Unterredung mit dem Rest der Runde sattelten Legolas, Aragorn und Gimli (Anm. d. A.: Gut, Gimli hat kein Pferd gesattelt, sondern reitet bei Legolas mit.) die schnellsten Pferde und setzten in gestrecktem Galopp der Firnelbe nach. Kapitel 3: Zurück oder nach vorn? --------------------------------- Dank der sternenklaren Nacht konnten die Drei die Spuren von Heluniels Pferd gut im Waldboden erkennen. Trotzdem hatten sie auch nach einigen Stunden Ritt Heluniel noch nicht eingeholt. "Das gibt's doch nicht. Elrond muss die Pferde zu gut gefüttert haben. Wenn wir in diesem Tempo weiterreiten, werden wir sie nie einholen", kommentierte Gimli. Aragorn lächelte kurz bevor er dem Zwerg antwortete: "Nun, Gimli, ich weiß nicht, ob Elrond sich überhaupt um das Futter für die Tiere kümmert, aber eins ist sicher: Heluniels Pferd ist ungewöhnlich schnell. Möglicherweise kann es sogar mit Schattenfell mithalten." Schweigend ritten sie weiter bis der König von Gondor sein Pferd anhielt und abstieg. Er untersuchte die trockene, aufgewühlte Erde mit geschultem Auge und blickte ernst zu seinen beiden Gefährten. "Nun sag schon, Aragorn. Was konntest du in diesem Dreck lesen?", wollte Gimli wissen. "Heluniel ist offensichtlich im Kreis geritten", erklärte der Walkläufer. "Sie könnte also unsere Spuren entdeckt haben", folgerte Legolas und war über Aragorns bestätigendem Nicken alles andere als erfreut. "Worauf warten wir dann noch? Reiten wir weiter; vielleicht holen wir sie ein, bevor sie uns auf die Schliche kommt", forderte der Zwerg die anderen beiden auf, die ihm Folge leisteten. "Dort." Einige Zeit später zeigte Legolas in eine bestimmte Richtung. "Was? Ich sehe gar nichts", kommentierte Gimli. Auch Aragorn musste sich sehr anstrengen, doch als sie sich noch einige Meter genähert hatten, nickte er: "Ja, ich sehe sie auch." "Wo denn?" Gimli versuchte, sich so groß wie möglich zu machen (Anm. d. A.: *lol*) um auch etwas erkennen zu können, doch es gelang ihm nicht wirklich. Allerdings dauerte es nicht mehr lange bis auch der Zwerg alles genau wahrnehmen konnte, denn innerhalb weniger Minuten waren die Drei an einem kleinen Flusslauf angelangt, an dessen Ufer seelenruhig Heluniels Pferd graste. Die Firnelbe hatte sich auf einen Felsen gesetzt und war damit beschäftigt aus einem Ast einen neuen Pfeil zu schnitzen. Als die drei Reiter von ihren Pferden absaßen und auf sie zuschritten, stand sie ebenfalls auf. Sie trat den Männern gegenüber und senkte kurz den Blick als Zeichen der Ehrerbietung. "Verzeiht, ich will euch gegenüber nicht respektlos erscheinen. Die Kunde eurer Taten ist auch bis nach Forochel gedrungen und mein Volk ehrt euren Wagemut, doch dies ändert nichts an meiner Situation. Ihr werdet mich nicht von meinem Vorhaben abbringen können", sagte Heluniel mit ruhiger und kühler Stimme. Aragorn wechselte vielsagende Blicke mit Legolas, dann erklärte er: "Wir werden dich nicht zur Umkehr zwingen. Doch lass uns mit dir eine Weile rasten." Zwar war die Firnelbe davon nicht unbedingt angetan, doch sie stimmte zu. Nur wenig später saßen sie zu viert am Lagerfeuer, während die Pferde in der Nähe grasten. "Gibt es bei euch im Norden mehr Pferde wie dieses?", wollte Gimli wissen. Heluniel schüttelte den Kopf. "Nein, bei uns werden", sie stockte und setzte dann neu an, "bei uns wurden die Pferde nur als Zug- und Lasttiere verwendet. Sie sind zu ungeschickt, als dass sie auf dem Eis galoppieren könnten, das ist der Grund, weswegen wir sie nicht als Reittiere gebrauchen können. Die Pferde in Forochel waren um einiges kleiner als diese hier und hatten langes, dickes, weißes oder graues Fell." - "Mir kommt dieses Tier bekannt vor. Es sieht genauso aus wie ein Pferd der Nazgûl", Gimli warf dem Pferd einen prüfenden Blick zu und, als hätte der Hengst die Worte des Zwergs verstanden, wieherte er antwortend. Nachdenklich folgte Heluniel Gimlis Blick und überdachte dabei ernsthaft seine Worte. Erst als Legolas sie ansprach, wandte sie sich wieder den anderen zu. "Wie bist du zu diesem imposanten Rappen gekommen?", fragte der Elb. "Als ich auf der Flucht vor den Orks war, kreuzten sich zufällig unsere Wege. Nur durch ihn konnte ich meinen Verfolgern entkommen und seitdem weicht er mir nicht mehr von der Seite." Nun mischte sich auch Aragorn in die Unterhaltung ein. "Dein Rappe trägt weder Sattel noch Zaumzeug. Fürchtest du nicht, dass er dich abwirft oder dir davon läuft?" Die Firnelbe schüttelte den Kopf. "Einem Adler, der sich für kurze Zeit neben dir niedergelassen hat, verbietet man das Fliegen nicht. Morindo (schwarzer Geist) ist mein Begleiter und er wird solange an meiner Seite weilen, wie es ihm beliebt." Sie sah zu ihrem Pferd hinüber, das seelenruhig graste, während die anderen Pferde auffallend unruhig hin und her tänzelten. Plötzlich raschelte es im Gebüsch hinter ihnen und noch bevor die Rastenden sich groß Gedanken über die Herkunft des Geräuschs machen konnten, stürmte auch schon eine Bande Orks auf sie ein. Gleich zwei Pfeile auf einmal zischten von Legolas' Bogensehne und durchbohrten die Kehlen von zwei nach Luft japsenden Orks, die daraufhin röchelnd zu Boden stürzten. Gimlis Axt fuhr durch das stinkende Orkfleisch wie glühendes Eisen durch Butter. Grünes Blut und ätzender Speichel tränkten den Boden, als Narsil sich mitten durch den Teil der Brust bohrte, wo Aragorn das schwarze Herz des Orks vermutete. Heluniels Klinge hinterließ tiefe Furchen in Gesicht und Brust eines großen, dunkelhäutigen Orks, der mit einem gequälten Schrei in die Knie sackte und regungslos auf der Erde liegen blieb. Das Kampfgetümmel währte nicht allzu lange und schließlich konnten die vier Kämpfer vor stinkenden. Orkleichen - es mussten zwischen ein und zwei Ddutzend sein - das Gras unter ihren Füßen nicht mehr sehen. Grinsend legte Gimli die Axt auf seine Schulter und erklärte triumphierend: "Sechs." Als Zeichen des Unverständnisses zog die Firnelbe die Augenbrauen zusammen, doch außer ihr schien jeder die Anspielung des Zwergs verstanden zu haben, denn Legolas antwortete, "ich ebenso" und auch Aragorn fügte grinsend hinzu: "Ich fürchte, mein Freund, dass dieser Kampf für dich sinnlos war, denn ich kann ebenfalls sechs zählen." - "Hm", nachdem er einen Augenblick lang überlegt hatte, meinte der Zwerg großmütig: "Nun, der Kampf war einfach zu kurz, als dass ich mich wirklich hätte entfalten können." Legolas und Aragorn sahen sich grinsend an, während Heluniel nur verständnislos eine Augenbraue hochzog und damit begann, sich den Dreck und das Blut der Orks abzuwaschen. Nachdem auch die anderen sich von den Spuren des Gefechts befreit hatten, löschten sie das Lagerfeuer um nicht noch weitere ungebetene Gäste anzulocken. Für eine Weile saßen sie still beieinander, doch dann stand die Firnelbe auf und brach das Schweigen. "Ich werde nun weiterziehen." Erwartungsvoll blickte sie von einem zum anderen. Aragorn erwiderte als Erster ihren Blick und erhob sich. "Dein Wille ist stark. Ich werde mit dir gehen." Daraufhin stand auch Legolas auf und nickte Heluniel zustimmend zu. Und schließlich meinte Gimli, "wir werden sie sowieso nicht zur Umkehr bewegen können, also können wir sei ebenso gut begleiten." Dankend nickte Heluniel ihren neuen Gefährten zu und nach einem kurzen Blick auf die "Karte" machten sie sich bei Tagesanbruch gemeinsam auf den Weg nach Norden. Kapitel 4: Nachricht aus dem Osten ---------------------------------- Hi, liebe Leser! Tja, ich wollte mich an dieser Stelle nochmal bedanken, dass ihr meine Fanfic lest und hoffe, dass ich euch nicht enttäuschen werde. Allerdings muss ich euch hier leider schon mitteilen, dass ich in den nächsten vier Wochen wohl nicht mehr zum Schreiben kommen werde, weil ich Abi schreibe. ^^° Natürlich würde ich die Geschichte der Schule vorziehen, aber das geht eben nicht. Ich hoffe also, dass ihr mir auch über diesen Zeitraum hinweg treu bleibt und dass euch dieses Kapitel auch einigermaßen gefällt. Cu, Neia. Doch obwohl das Leuchten der Sterne verblasste und sich die Schwingen der Nacht zurück gezogen hatten, wollten keine wärmenden Sonnenstrahlen den Weg der vier Reisenden erhellen und das Wetter blieb unwirtlich. Ein schneidend kalter Wind aus Osten blies riesige, dunkle Wolkenschiffe heran, die sich trafen und das sonst so unendlich weite Himmelsmeer verstopften, so dass man den Lauf der Sonne nur vage erahnen konnte. Heluniel musste ihren temperamentvollen Rappen immer wieder zurückhalten, denn immer wieder verfiel Morindo von dem eher gemächlichen Trab in einen vorwärts drängenden Galopp und drohte so den andren davon zu stürmen. Eine Weile ritten die Vier schweigend, dann lenkte Aragorn sein Pferd neben das der Firnelbe. "Wie kommt es, dass nur dein Volk ein magisches Amulette besitzt?", fragte er. Heluniel schien kurz zu überlegen und antwortete anschließend: "Nun, in Forochel lebten die einzigen Elben in Mittelerde, die keinen der magischen Ringe besitzen; deswegen mussten sie sich auf andere Weise schützen." (Anm. d. A.: Die drei Elbenringe befinden sich an den Fingern von Galadriel, Elrond und Gandalf. Nur so zur Info und der Vollständigkeit halber.) Legolas blickte starr vor sich hin. Er konnte sich einfach nicht helfen, aber ihn beschlich ein Gefühl von Besorgnis, wenn er an das Amulette und dessen Kraft dachte. Zwar hatte er in jungen Jahren manche Geschichten über diesen verzauberten Gegenstand gehört, aber deren Wahrheitsgehalt hatte er stets bezweifelt und somit hatte er wenig von ihrem Inhalt im Gedächtnis behalten. Aus Neugier und um seine Bedenken etwas zu zerstreuen fragte er: "Heluniel, kannst du uns etwas mehr über Helcelen erzählen?" Einen Moment lang wiegte die Elbenfrau ihren Kopf langsam hin und her, bevor sie eine Antwort gab. "Viele Legenden ranken sich um das Amulette. Die Eine besagt, dass seine Kraft nur von einigen auserwählten Firnelben eingesetzt werden kann und sich nur gegen die Feinde unseres Volkes richtet; in einer anderen wiederum heißt es, dass niemand Helcelens Magie kontrollieren und dass dessen Macht zur Gefahr für alles Leben in der Nähe werden kann. Aber wie gesagt, das sind alles nur tradierte Legenden. Seit dem letzten Mal, als das Amulette zur vollen Wirkung gebracht wurde, sind schon Jahrhunderte ins Land gezogen und damals war ich noch zu jung und habe von all dem nichts mitbekommen. Das Einzige, das wir sicher wissen, ist, dass Helcelen eine große Zauberkraft in sich birgt und dass es gut versteckt in einer Eishöhle wartet, bis es wieder gebraucht wird." Gimli gab ein verächtliches Geräusch von sich. "Das hört sich an, als sei dieses Amulette ein sehr gefährliches Spielzeug. Vielleicht sollten wir es nicht komplettieren und diesen Stein besser dort lassen, wo er verborgen ist." - "Ich werde schon dafür sorgen, dass dir nichts geschieht, Zwerg." Böse funkelten die Augen der Firnelbe den Sohn des Gloin an, doch als Aragorn sich ein mischte, löste Heluniel ihren starren Blick von ihm. "Beruhige dich", kommentierte er in gelassenem Tonfall. "Gimli hat nicht ganz unrecht. Was wäre, wenn es stimmt, dass nur Auserwählte Helcelens Macht gebrauchen können und du nicht zu dieser Gruppe von Lebewesen gehörst." - "Jeder Adler kann fliegen!", entgegnete Heluniel schnell. Ihre Stimme klang sicher, doch Aragorns Einwand beschäftigte sie noch lange, denn in der Tat hatte sie darüber noch gar nicht nachgedacht. Was war, wenn doch nicht jeder Adler selbstverständlich auf seinen Schwingen gleiten konnte? Und würde sie einer dieser Adler sein? Frage an Frage drängte sich im Kopf der Elbe und sie konnte einfach keine passenden Antworten finden. Ähnlich erging es auch Legolas. Er war sehr still geworden und sinnte angestrengt nach. Sein Vater hatte ihm vor langer Zeit vom letzten Einsatz Helcelens erzählt und irgendwie sagte ihm ein Gefühl, dass es in seiner Geschichte eine ganz entscheidende Stelle gab, die hier von unermesslicher Bedeutung war; doch es war ihm partout nicht möglich sich daran zu erinnern. Das Quartett ritt den ganzen Vormittag hindurch, wobei sie ihren Weg stets eng im Westen der Misty Mountains hielten, um nicht auf freiem Feld entdeckt zu werden - man wusste ja nie, wer sein Auge über Mittelerde streifen ließ. Gegen Mittag ritten sie im gemächlichen Trab auf der Höhe des Hohen Passes, als Legolas plötzlich sein Pferd antrieb und davon sprengte. Beinahe auf dem Fuß folgte ihm Heluniel und nur eine halbe Pferdelänge hinter ihr galoppierte Aragorns brauner Hengst. *Manchmal wäre es nicht unnütz selbst Elbenaugen zu haben*, dachte der Knig von Gondor und drückte seinem Pferd die Schenkel in die Flanken um es weiter anzutreiben. Legolas war bereits vom Pferd gesprungen und kniete neben einer Leiche, als auch Heluiel und Aragorn bei ihm ankamen. Sie stiegen ab und betrachteten den toten Körper eines dunkelhaarigen Elben. Sein Gesicht war Blut verspritzt und auf seiner linken Seite klaffte eine tiefe Wunde, aus der dunkles Blut das Gras getränkt hatte. "Du scheinst ihn zu kennen", bemerkte Gimli, wobei er seinen Freund prüfend ansah. Der Prinz von Mirkwood nickte langsam ohne den Blick von dem Leichnam abzuwenden. "Das ist Taurendil. Er hat stets die wichtigen Botengänge für meinen Vater übernommen", erklärte er beklommen. Legolas stand die Betroffenheit ins Gesicht geschrieben und die anderen waren von diesem grausamen Fund auch nicht unberührt geblieben. Nachdem der Prinz aus Mirkwood dem Ndengin (Getötetem) die Augenlider geschlossen hatte, untersuchte Aragorn dessen Kleidung und fand einen Brief, den er Legolas übergab. Dieser runzelte die Stirn, brach dann das Siegel auf und las die Nachricht. Als er fertig war, sah er auf. "Diese Botschaft stammt von Celeborn. Er bittet meinen Vater um Unterstützung, weil sie von Orks und seltsamen Schattenkreaturen angegriffen wurden, und wenn sie keine Verstärkung bekämen, müssen sie Lorien verlassen. Außerdem warnt er die Elben in Mirkwood vor diesem neuen Feind, denn er glaubte, dass die Orks weiter zur nächsten Elbensiedlung ziehen würden." Legolas warf Aragorn einen ernsten Blick zu, dann sprang er auf seinen Schimmel und trieb ihn den Pass entlang. Diesmal verstand Heluniel die Reaktion des Waldelben nicht; sie stand bewegungslos da und sah Aragorn fragend an. Blitzschnell stieg auch dieser auf sein Pferd, zog Gimli hinter sich und rief im Wegreiten der Firnelbe zu, sie solle ihm folgen - was diese auch tat. Auf einem kleinen Plateau in der Mitte des Gebirges holten sie Legolas ein, der gebannt gen Osten starrte. Die anderen folgten seinem Blick und selbst für Gimli und Aragorn war eine dunkle Rauchsäule sichtbar, die über der Elbenstadt in Mirkwood stand. Schon wollte Legolas seinem Pferd die Sporen geben, doch sogleich hatte Aragorn sein Pferd neben das des Waldelben gelenkt und die Zügel in die Hand genommen. Legolas blaue Augen funkelten ihn aufgebracht an. "Legolas, beruhige dich. Du weißt, dass das jetzt nichts bringen würde. Wir können den Düsterwaldelben und allen anderen Elben in Mittelerde nur damit helfen, wenn wir mit Helcelens Kraft diese Schattenwesen vernichten", ermahnte er den Elb. "Aragorn hat Recht, Legolas, und du bist nicht so dumm um dich Hals über Kopf ins Unglück zu stürzen", klinkte sich auch Gimli ein um seinen Freund vor größerem Übel zu bewahren. Dieser seufzte, senkte den Blick und nickte zustimmend. Langsam ritten sie wieder zurück zu Taurendil und begruben ihn auf einem kleinen, grünen Hügel. Nach getaner Arbeit machten sie dort eine Weile Halt. Legolas und Gimli saßen nicht weit vom Grab entfernt, während Aragorn vorsorglich die Hufe der Pferde inspizierte. Die Firnelbe hatte etwas abseits Platz genommen und beobachtete den Waldelben. Sie musste sich selbst eingestehen, dass sie ihn irgendwie beneidete. Eine Vertrautheit, wie sie Legolas und Gimli verband, hatte Heluniel nie gekannt; allerdings hatte sie dieses Gefühl nie vermisst - bis jetzt. Dieser Anblick der beiden Freunde jedoch ließ die Firnelbe ihre Einsamkeit spüren, eine Emotion die sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht an sich heran gelassen hatte. Doch ihr blieb nicht viel Zeit um im Selbstmitleid versinken, denn Morindos Wiehern erregte ihre Aufmerksamkeit. Der imposante Rappe bockte und stieg, als hätte ihn irgendetwas erschreckt. "Ho, ruhig Junge." Aragorn stand vor ihm und hob beschwichtigend die Hände, doch scheinbar traute ihm der Hengst nicht, denn er legte die Ohren an und blähte die Nüstern. Augenblicklich war Heluniel aufgesprungen und zu ihrem Pferd hinunter gelaufen. "Was ist passiert?", wollte sie von Aragorn wissen. "Ich weiß es nicht. Ich wollte ihn mir nur etwas ansehen", erklärte dieser schulternzuckend. Beruhigend tätschelte Heluniel den Hals des Rappen und erzielte damit die gewünschte Wirkung, denn der Hengst wurde langsam ruhiger und schnaubte. Die Firnelbe zog eine Augenbraue hoch, als sie Aragorn anblickte. "Es scheint, als vertraute er dir nicht. Bitte respektiere das in Zukunft." Ihr Gegenüber nickte. Inzwischen waren auch der Waldelb und der Zwerg herüber gekommen und hatten die Szene skeptisch beobachtet. Niemand wusste so recht, was nun zu sagen war, doch da löste Morindo die Spannung, indem er Heluniel sanft anstupste und auffordernd schnaubte. "Ja, du hast Recht. Es wird Zeit, dass wir weiter reiten", die Elbe streichelte ihm über die samtweichen Nüstern und schwang sich auf seinen Rücken. Sie warf den anderen einen kurzen Blick zu, bevor sich, auf ihr Zungenschnalzen hin, Morindo langsam in Bewegung setzte. Legolas und Gimli sahen zu Aragorn hinüber, der ihnen kurz zunickte und so zu verstehen gab, dass die ihr folgen sollten. Und so befanden sich die Vier kurze Zeit später wieder auf dem Weg nach Norden, in die Eiswüste von Forochel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)