The Vision of Escaflowne von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Ein Traum wird wahr ------------------------------ „Auf die Plätze…“ Gekonnt brachte sie ihre Füße an den Starterblocks in Position, ihr rechtes Knie berührte den Boden. „…fertig…“ Sie streckte ihr Gesäß in die Luft, ihr Knie löste sich vom Boden, während ihr Blick konzentriert auf diesen gerichtet war. „…los!“ Ein Schuss erklang, der den endgültigen Start des Sprintwettkampfes bedeute. Schnell baute sie sich auf und rannte los. Ihre Arme waren angewinkelt und schwangen bei jedem weiteren Schritt rhythmisch mit. Die Abstände, in den ihre Füße den Boden berührten, wurden immer größer. Entfernt vernahm sie die Stimme ihrer besten Freundin, die sie anfeuerte. „Hitomi!“ Sie irritierte der Klang, der sich so dumpf und weit entfernt anhörte, als wäre sie gar nicht wirklich anwesend auf dem Sportplatz. Leicht neigte sie deshalb ihren Kopf, um nach Yukari zu sehen. Anstatt des vertrauten Gesichtes erblickte sie jedoch das ihrer Bahnnachbarin. Sanfte Gesichtszüge, ein blasser Teint und eine aufwendige Frisur ihres goldenen Haares - irritierend. Sie war ihr unbekannt und passte nicht in die Situation. Als ihr Blick langsam an ihr herunter glitt, erkannte sie einen weiteren Fehler im Bild. Das fremde Mädchen trug ein prachtvolles, verziertes Kleid, sowie es nur Königinnen trugen. Sie sah ihr Lächeln, als sie an ihr vorbei zog. Verblüfft sah sie ihr nach. Trotz der ungewöhnlichen Kleidung war sie erstaunlich schnell - unglaublich. „Hitomi!“ Erneut vernahm sie Yukaris Stimme, erneut klang sie weit entfernt, aber sie erinnerte Hitomi wieder daran, dass sie gerade an einem Wettkampf teilnahm und auch gewinnen wollte. Konzentriert erhöhte sie ihr Tempo. Sie wollte nicht zulassen, dass das fremde Mädchen gewann. Das Ziel war nicht mehr weit entfernt, dennoch gab Hitomi nicht ihren Glauben an sich auf. Wenige Meter vor dem Durchlauf konnte sie an der Fremden vorbeiziehen. Sie spürte den leichten Widerstand des Bandes, welches riss, als sie ihn zuerst durchlief. Erschöpft stütze sie sich auf ihren Oberschenkeln ab und schnappte nach Luft. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Ein freudiges Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus. Als ihr Name als Siegerin verkündet wurde, schaute sie schließlich auf. „Herzlichen Glückwunsch!“, schrien die verschiedensten Leute aus den unterschiedlichsten Richtungen. Erst jetzt erkannte Hitomi, dass sie alle ungewöhnlich gekleidet waren. Hinzu kamen einige Tiermenschen, die sie an Merle erinnerten. „Verlasse Gaia!“ Die Stimme ließ sie unwillkürlich zusammen zucken und sie drehte sich reflexartig um. „Verlasse Gaia!“ Eine Drohung, Befehl. „Folken…“ Wie ein Geist stand er vor ihr, den Blick traurig gesenkt. „Verlasse Gaia, Hitomi!“ Mit Erklingen ihres Namens richtete er seinen Blick auf und sah sie eindringlich an. Hitomi schrak augenblicklich zurück. Sie verstand die Anfeindung nicht. Was hatte er gegen ihre Anwesenheit? Der Klang ihres Namens hallte in ihren Ohren wieder. Jedoch veränderte er sich. Die feste, männliche Stimme Folkens wich allmählich der von Yukari. „Hitomi? Hitomi! Wach endlich auf, Hitomi.“ Augenblick schlug sie die Augen auf und blickte in das ängstliche Gesicht ihrer Freundin. „Yukari.“ „Endlich bist du wach.“ Überglücklich stürzte sie sich an Hitomis Brust und begann zu weinen. Instinktiv, aber irritiert strich sie ihr behutsam über den Rücken. Als sie ihren Blick über die Umgebung schweifen ließ, erinnerte sie sich wieder: °Natürlich, wir haben die Erde verlassen und sind auf Gaia gelandet. Und das eben war nur ein Traum oder…° Sie schluckte, als ihr die Alternative bewusst wurde. °…soll das eine Vorahnung gewesen sein? Aber was hat sie zu bedeuten?° Mit fragendem Blick betrachtete sie den Mond der Illusionen am Himmel. Ängstlich hing Yukari am Arm von Hitomi. Der Wald war ihr nicht ganz geheuer, geschweige denn die verschiedensten Geräusche um sie herum. Es knisterte, am Boden huschten dunkle Schatten vorbei, irgendwo schrie eine Eule in die Nacht. Am meisten irritierte sie jedoch der Doppelmond am Himmel. „Wo sind wir hier?“ Aus Angst, zu viel Lärm zu machen, waren ihre Worte geflüstert. „Auf Gaia. Du brauchst keine Angst zu haben.“, meinte Hitomi beruhigend und sah Yukari zuversichtlich an. Daraufhin ließ sie ihren Arm los, jedoch war ihre Sorge damit keineswegs gebannt. „Das hast du vorhin schon gesagt.“ „Ich versuche es dir später zu erklären. Vorerst sollten wir aus dieser Gegend verschwinden. Das ist kein Ort, wo sich zwei Mädchen alleine aufhalten sollten.“ Mit diesen Worten hatte sie Yukaris Angst wieder angeschürt, sodass sie erneut hilfesuchend den Arm ihrer Freundin umklammerte. Hitomi lächelte. Ein Lächeln, so warm und ehrlich, wie sie es nur noch selten bei ihr erlebt hatte. Einerseits freute sie diese unbekümmerte Art, andererseits konnte sie sie nicht nachvollziehen. „Na gut, dann lass uns hier schnell verschwinden.“ Schweigend liefen sie weiter in die Dunkelheit hinein. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Freundin auch den richtigen Weg wusste. „Ich wünschte, Amano wäre…“ „Psst!“, bedeutete Hitomi ihr ruhig zu sein. Yukari kam der Aufforderung nach und sah sich schweigend um. Sie verstand nicht, was Hitomis Aufmerksamkeit erweckt haben könnte. „Hörst du das?“ „He?“ Irritiert musterte sie ihre Freundin und spitzte die Ohren. Yukari musste sich sehr anstrengen, bis sie die dumpfen Metallgeräusche hörte, als würden Schwerter in einem Samuraifilm aufeinander prallen. Gebannt schaute sie in der Richtung, in der sie die Geräusche vermutete. Sie kamen näher. Eine Lichtung, durch die zwei Monde erhellt, ließ zwei Silhouetten erkennen. Erst winzig klein, wuchsen die Schatten mit ansteigender Lautstärke zu zwei riesigen Ungetümen. „Ein Guymelef…“, flüsterte Hitomi. „Ein was?“ „Komm‘ schnell!“ Grob packte sie Yukaris Handgelenk und riss sie mit sich in die Dunkelheit. Die Flucht konnte nichts Gutes bedeuten, weshalb sie versuchte, sich Hitomis Tempo kompromisslos anzupassen. Hinter einigen großen Felsen, hinter dem sie geschützt waren, aber dennoch gute Sicht auf das Ungetüm hatten, gingen sie in Deckung. „Ist das etwa…? Escaflowne…?“ Hitomis Worte klangen beinahe so, als würde sie sich wünschen, dass es sich um die Esca-Faune handelte, wie Yukari fand. Ihr kam in den Sinn, dass sie einmal in einem alten Buch ein Bild dieser Fabelwesen gesehen hatte. Ein gehörnter Menschenoberkörper gepaart mit Bocksfüßen und Schwanz einer Ziege. Der Anblick ließ sie erschauern. „O Gott Hitomi, wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden.“ Sie erfasste ihre Hand und versuchte sie mitzuziehen, aber ihre Freundin machte keine Anstalten. Stattdessen sah sie gebannt zu dem Kampf. „Hitomi, sei doch vernünftig!“, flehte Yukari. „Nein… Es ist Sherazade.“ „Was?“ Neugierig wandte Yukari erneut ihren Blick dem Kampf zu. Das große Ungetüm mit blauem Umhang holte aus und stach mit seinem Schwert dem anderen, grauen Ungetüm in den Bauch. Rauch stieg hinaus und er ging zu Boden. „Komm‘ mit.“ „Was?“ Verwundert beobachtete Yukari, wie Hitomi ihr Versteck verließ und auf den schwarzen Guymelef mit blauem Umhang zu rannte. „Hitomi, warte!“, rief sie ihr hinterher und folgte ihr. „Allen!“ Das Ungetüm drehte sich zu den beiden Mädchen und als er sie entdeckte, ging der Oberkörper des Wesens auf. Ein blonder Mann sprang aus dem Guymelef, breitete die Arme aus, in denen sich kurze Zeit später Hitomi befand. Yukari verstand die Welt nicht mehr, doch irgendwie erschien ihr dieses Gesicht so vertraut, dass sie auch in den Armen des Fremden Trost finden wollte. „Glaubst du, es war ein Fehler, wieder hier her zu kommen?“ Hitomis Blick war betrübt, aber sie erhoffte sich eine ehrliche Antwort von Allen. Dieser hatte die beiden kurzerhand mit auf den Crusader genommen, auf dem sich Yukari in eine Ecke zurückgezogen hatte, um die bisherigen Erlebnisse zu verarbeiten. Währenddessen berichtet Hitomi, was passiert war und wieso sie wieder hier waren. „Wie kommst du darauf?“, hakte er nach, wand seinen Blick vom Fenster ab und widmete ihn ihr. „Ich weiß nicht, es ist nur so ein… so ein Gefühl.“, erwiderte sie und drückte ihre Hände, die wie zu einem Gebet gefaltet waren, gegen ihre Brust. Allen musterte ihr Profil. Sie hatte sich über die Jahre hinweg verändert, wobei nicht zuletzt ihr mittlerweile langes Haar beteiligt war. Liebevoll legte er seine Hände auf ihre Schultern. „Hitomi, ich bin unheimlich froh, dass du wieder hier bist. Du machst dir unnötig Gedanken.“ Er beugte sich leicht zu ihre herunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Errötet sah sie zu ihm auf und stürzte sich an seine Brust. Mit einem Lächeln schloss er die Arme um sie. „Die anderen werden auch sehr erfreut sein, dich wiederzusehen. Ich weiß von Königin Millerna, dass sie pausenlos an dich gedacht hat und ebenso Prinz Chid, der dich sehr vermisst hat.“ Hitomi spürte die Wärme seiner Hände in ihrem Rücken. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so geborgen gefühlt. „Was ist mit Fanelia? Mit Merle… und…“ „Du solltest dich erst einmal ausruhen. Nachdem wir unsere Besorgungen in Palas erledigt haben und du Königin Millerna besucht hast, werde ich dich nach Fanelia begleiten, wenn das dein Wunsch ist.“ „Oh Allen…“ Stumm kullerten kleine Tränen aus ihren Augen, doch seit Langem nicht aus Trauer... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)