Kiss The Rain von Ryuu-chan (Ryuichi x Shuichi) ================================================================================ Kapitel 7: Track 6 +++ Rock the Boat ------------------------------------ Track 6 +++ Rock the Boat Authors note: Laliho! ;-) Wie versprochen: Ich mache weiter! *grins* Danke an meine beste Freundin für einige hilfreiche Tipps! Entschuldigt bitte, wenn dieses Kapitel etwas abgedreht wird… Aber ich wollte auch K mal seinen großen Auftritt gönnen! *grins* Sie hatten es geschafft – endlich konnten die Künstler wieder Fuß auf sicheren, festen Boden setzen. Nach ganzen drei Stunden Flugzeit waren sie mehr oder weniger unversehrt in Kansai gelandet. „Ahhh!“ Hiro streckte sich zu seiner vollen Größe, als er den ersten Schritt auf die Gangway gesetzt hatte. „Sonne!“ Das schönste Wetter begrüßte sie. Dennoch – Shuichi und Ryuichi mühten sich nur langsam aus der Maschine. Humpelnd und von blauen Flecken nur so übersäht spähten die zwei vorsichtig nach draußen und benötigten noch einige Momente sich zu entscheiden. Sie waren die Letzten, die in den bereitgestellten Bus einstiegen, der die Reisenden zum Terminal bringen sollte. Und hier begann ihr Spießrutenlauf. Selbst als sie noch unschuldig am Band auf ihre Koffer warteten (einen Kofferservice hatte man ihnen dummerweise nicht angeboten…) erkannte und belagerte man sie. Die zwei geplagten Sänger hatten ihre Not und Müh sich einigermaßen vernünftig ihren Fans zu präsentieren. Lächelnd lenkten sie gezwungenermaßen einen Großteil der Schaulustigen ab, während die anderen so genug Zeit hatten, ihre Koffer zu suchen. „Shindou-san? Shindou-san! Ein Autogramm bitte!“ „Hai!“ „Eeek! Sakuma-san! Darf ich Dein Kumaguro anfassen? Bitte!“ „Eto… na gut.“ Noch waren ihre Anhänger recht handzahm, doch als sie die Ankunfts-Halle des Flughafens betraten, war das Chaos perfekt. Ein Ansturm von Journalisten, Fernseh- und Fotokameras sowie eine Hundert- wenn nicht sogar Tausendschaft von Fans erwarteten sie. Hysterisches Kreischen wurde laut, als die bunten Haarschöpfe der Sänger erspäht wurden. Das Sicherheitspersonal konnte die Menschenmengen nur schwerlich zügeln. „Ano…Hiro…?“ die Augenbraue des pinkhaarigen Bad Luck Frontmanns zuckte verräterisch über dem blaugeschlagenen Auge, welches er als Andenken an die Toilettenodyssee noch eine Weile lang behalten sollte. „Hm…?“ Hiroshi überblickte kritisch den sich ihnen darbietenden Tumult. „Denkst Du das Gleiche, was ich denke…?“ „Un… auf drei. Eins… DREI!“ Und schon sprinteten sie los. Quer durch die feindlichen Linien versuchten sie den Ausgang zu erreichen, dicht gefolgt von überraschtem Ryuichi und Fujisaki. Tatsächlich hatte der plötzliche Sprint ihnen etwas Luft verschafft, dennoch sollte dies nicht bis zum ersehnten Ziel reichen. Etwa in der Mitte der Halle kam ihr Vormarsch zum Stocken und die kleine Gasse die sich gebildet hatte, schloss sich hinter ihnen wieder. Shuichi und Hiro mussten sich eingestehen, dass ihr Plan nicht aufgegangen war. „Wunderbar, Shindou-san. Und nun?“ Fujisaki’s Gesicht verzog sich ärgerlich, während er die Menge beobachtend mit seinem Rücken gegen die anderen drängte. „Ich… weiß es nicht…?“ Der Ring um sie herum wurde immer enger, bis sie schließlich, getrennt von Thoma und Noriko, komplett eingekesselt waren und das Unheil über sie hereinbrach. „Sakuma-san, stimmt es, dass sie mit ihrer neuen Single…“ „Hiroshi-kun, bestätigen sie die Gerüchte über lange Telefonate nach Kyoto? Wer…“ „Warum haben sie sich für eine gemeinsame Promotions-Tour entschieden?“ „Iieks! Ein Autogramm!!!“ „Sind Nittle Grasper und Bad Luck nicht erbitterte Rivalen? Nehmen sie Stellung!“ Das Blitzlichtgewitter blendete Shuichi, sodass er schützend eine Hand vor die Augen legte. Eine Filmkamera klebte noch dazu an seinem Gesicht. „Hirooo!“ jaulte er. „Wir brauchen Hilfe!“ „Ach!“ schnaubte es hinter ihm. Die war allerdings gerade nicht in Sicht. „Wo ist K wenn man ihn braucht?!“ Eine Fernsehreporterin mit auffällig roten Haaren schien besonders hartnäckig. Sie schob sich direkt vor Shuichi, der so gezwungen war sie anzusehen und ihren Tiraden zu lauschen. „Shindou-san, bestätigen sie die Gerüchte um ihr Auseinanderleben mit Yuki Eiri? Was sagen sie zu diesem Foto?“ Den jungen Sänger traf es wie einen Schlag. Mit aufgerissenen Augen starrte er das Bild an, welches ihm die Frau präsentierte. Ein gelungener Schnappschuss, der aus einem der Häuser gegenüber von Yuki’s Wohnung aufgenommen worden sein musste. Es zeigte Yuki und ihn. Der blonde Schriftsteller, der in einer eindeutigen Geste die Hand des am Boden sitzenden, in Tränen aufgelösten Shuichi bei Seite schlug. Vor seinem geistigen Auge schlichen sich die Erinnerungen zurück. Wie in einem Kurzfilm durchlitt er die schreckliche Situation erneut, die er so gut es ihm möglich war versucht hatte zu verdrängen. >> Flashback << „Yuki! Yuki, Yuki, Yuki!“ verzweifelt versuchte Shuichi die Aufmerksamkeit des Schriftstellers auf sich zu lenken. Dieser jedoch schien sich ganz und gar nicht für das Bitten und Flehen seines Mitbewohners zu interessieren. Er ging zu einer Kommode, öffnete die Schublade und entnahm ihr einige Dokumente, welche er an Ort und Stelle studierte. Seine Brille reflektierte die im Hintergrund rot glühend untergehende Sonne. „Yuki! Bitte! Hör mir zu! Warum sprichst Du seit Tagen nicht mit mir? Warum behandelst Du mich so? Habe ich etwas getan, was Dich verärgert hat?“ Shuichi’s flehender Blick ruhte auf der schmalen Silhouette vor ihm. Stille. Blauer Dunst stieg von der Zigarette hinauf, welche dem blonden Mann im Mundwinkel hing. „Yuki!“ niedergeschlagen ging der junge Sänger in die Knie und hob eine Hand um nach dem Hemd des Größeren zu greifen. „Yu-„ Seine Bewegung wurde schroff unterbrochen. Mit einem hellen Aufprall schlug Yuki’s Hand seinen Arm beiseite. Den Atem anhaltend sah Shuichi auf. Die stechenden Blicke der goldenen Augen ruhten unvermittelt gefühlskalt auf ihm. „Du bist ein Schandfleck, verzieh Dich endlich!“ Mit diesen Worten verließ Yuki die Situation und somit Shuichi, der nicht mehr wusste, wie ihm geschah. >> Flashback end << „Shindou-san? Shindou-san, bitte sagen sie etwas?“ Die Stimme der rothaarigen Journalistin riss Shuichi in die Wirklichkeit zurück. Verwirrt blinzelte er und bemerkte erst jetzt, dass eine Warme Flüssigkeit seine Wange benetzte. Mit einer verstohlenen Bewegung versuchte er die Tränen wegzuwischen. „Shindou-san, kann man das als eine Bestätigung ansehen? Ist es aus zwischen ihnen?“ „A-ano…“ Shuichi starrte noch immer wie gebannt in die Kamera während er vergeblich nach Worten suchte. Ryuichi sah sich um; und er hatte verstanden. Der ältere Sänger, der Schulter an Schulter zu Shuichi gestanden hatte, packte den Jüngeren bestimmt und zog ihn in seinen Arm, sodass Presse und Kamera nur noch den schmalen Rücken sehen konnten. Beinahe hasserfüllt starrte Ryuichi in die plötzlich staunende Menge. Sofort ruhten die Augen der Öffentlichkeit auf ihm. „Sakuma-san, wie stehen sie zu Shindou Shuichi? Wissen sie etwas über das Liebesdrama?“ Die Augen des Sängers verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Ruhe…“ Und so als ob Ryuichi’s Befehl mit Magie beseelt worden wäre, verstummte die Menge. Erstaunt, wenn nicht sogar erschrocken starrte man ihn an. Auch Hiro verfolgte das Geschehen mit vor Verwunderung geweiteten Augen. Die freie Hand des älteren Sängers griff zielsicher um das Objektiv der Fernsehkamera, drückte diese mit solch einer Gewalt herunter, dass der sie haltende Mann einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken konnte. Sein Blick glitt zurück auf die rothaarige Frau vor ihnen, die sich schluckend versuchte einen Schritt zurück zu ziehen, die Menschenmassen hinter ihr das Unterfangen allerdings unmöglich machten. Schier ängstlich sah sie ihr Gegenüber nun an. Ryuichi kochte innerlich vor Wut – er hätte alles darum gegeben genau diese Situation zu verhindern. Bevor der aufgebrachte Sänger der Versuchung erlag, Weiteres zu tun oder zu sagen, traf endlich die rettende Hilfe ein. Gar eine Hundertschaft schwarz gekleideter, bewaffneter Personen brach an allen Stellen zu den Umkreisten hindurch. Angeführt von einem Mann mit wehenden blonden Haar und dem wohl größten Maschinengewehr ausgerüstet, sprengten sie systematisch die feindlichen Linien. Ein erneuter Tumult brach aus, doch die Männer in schwarz schienen alles unter Kontrolle zu haben. Aufdringliche Presse und aggressive Fans zurückdrängend schlugen sie eine Gasse bis vor das Gebäude, wo bereits ein Reisebus auf die Truppe wartete. Ohne weitere Zwischenfälle fanden sie Schutz hinter den verdunkelten Scheiben des Fahrzeugs. Ryuichi, der sich dazu entschlossen hatte den noch immer sehr verstörten Shuichi kurzerhand zu tragen, wurde unbemerkt von Thoma beobachtet. Die wachen Augen hinter den Gläsern seiner Sonnenbrille musterten jede noch so kleine Mimik, bis auch er sich zum Einsteigen entschloss. Sakano, bereits im Gebäude einer Ohnmacht erlegen, wurde als Letzter in den Bus gebracht. Die Fahrt in ihr Hotel nach Kyoto verlief ungewohnt ereignislos. Eine kleine Verfolgungsjagd, welche begann als sie vom Flughafen auf die Schnellstraße auffuhren wurde gekonnt von den ganz in schwarz gehüllten Männern unterbrochen. K’s Sonderkommando hatte ganze Arbeit geleistet. Sie wurden weder von hysterischen Fans attackiert, noch liefen sie Gefahr, dass der Bus gekapert wurde. Den kleinen schwarzen Hubschrauber, der unentwegt in großer Höhe über dem Fahrzeug schwebte, bemerkte niemand. Er hatte sich klammheimlich dazugesellt, als der Bus die Schnellstraße befahren hatte. Unter den Passagieren war Ruhe eingekehrt. Die meisten hatten es sich in den komfortablen Sesseln bequem gemacht, die Rückenlehne weit nach hinten gestellt um zu schlafen. Nur Ryuichi, der seit beinahe zwei Stunden ununterbrochen über die schmale Gestalt in seinem Schoß wachte, hatte kein Auge zugetan. Wie gebannt beobachtete er das gleichmäßige Heben und Senken des Brustkorbes bei jedem Atemzug den Shuichi machte. Noch nie hatte er ihn schlafend gesehen. Noch nie hatten sich die kleinen Finger so hilflos in das rosa Plüschhäschen gewühlt wie jetzt. Immer wenn sich der kleine Körper unruhig zu bewegen begann, fand die warme Hand des älteren Sängers den auf seinen Beinen ruhenden Kopf, strichen ihm behutsam die pinken Strähnen aus dem Gesicht. Ryuichi seufzte schwer. Leider konnte er nicht viel tun, als stets ein wachsames Auge auf den schlafenden Sänger zu haben. Er wusste, wie sich Shuichi fühlen musste; dennoch lag alles, was noch ausstand, was gesagt oder getan werden musste in Shuichi’s kleinen Händen. Niemand konnte ihm die schwere Last, die auf seinen Schultern ruhte abnehmen, auch wenn Ryuichi dies gerade liebend gern getan hätte. Es schmerzte ihn – mehr als alles andere – mit anzusehen, wie sein Freund litt. Liebevoll schmiegte sich sein Arm um die plötzlich so schmal wirkenden Schultern. Hiro, der die Fahrt bis gerade schlafend auf dem Sitz neben den beiden verbracht hatte, beobachtete die Situation unbemerkt aus wachen Augen. Er konnte noch nicht ganz einschätzen, ob er das was er sah nun für gut oder schlecht halten sollte. Die plötzliche Ansage des Busfahrers ließ seinen Kopf nach oben fahren. „Sehr verehrte Fahrgäste, in Kürze werden wir das Granvia Kyoto Hotel erreichen. Bitte machen sie sich gleich zum Aussteigen bereit.“ Der winzige fliegende Punkt über dem Bus verschwand urplötzlich indem er an Geschwindigkeit zulegte. Leben kehrte in den Bus zurück, man streckte sich und gähnte, packte allmählich seine Habseeligkeiten zusammen. „Shuichi…“ behutsam beugte sich Ryuichi hinab und rief leise immer wieder den Namen des Angesprochenen. Sanft streichelten dabei seine Finger über das zarte Gesicht. „Unn….“ Shuichi schlug die Augen auf und benötigte einige Momente bis das verschwommene Bild vor seinen Augen klarer wurde. Tief war der Traum gewesen, in dem er sich befunden hatte. „Sa-sakuma-san!“ Erschrocken über die Tatsache, dass der ältere Sänger lächelnd auf ihn hinab blickte setzte sich Shuichi ruckartig auf. Leicht errötend rieb er sich die Augen. „Sind wir schon da?“ „Hai na no da!“ Die Verwandlung von Ryuichi zum altbekannten Ryuu-chan übersah Shuichi geflissentlich. „Schau Shu-chan, wir werden erwartet!“ Und ob sie das wurden. Der eigentlich gepflasterte Boden des Hotelvorplatzes war an keiner einzigen Stelle mehr sichtbar. Shuichi’s Augen quollen bei dem Anblick der Menschenmassen über, die vor dem Hotel auf sie warteten. Die Menge begann sichtlich zu toben, als der Bus im Schritttempo die Einfahrt passierte. Das Fahrzeug erzitterte unter hunderten Schlägen von Fans, welche aufgebracht gegen die Außenwände trommelten. Ihre „Grasper!“ und „BL!“ Rufe waren im Inneren sehr deutlich zu hören. Quälend langsam schob sich das Gefährt bis genau vor den pompösen Eingang des Hotels vor, wo man die Gäste zum Glück schon erwartet hatte. Einige der ominösen, in Schwarz gehüllten Männer hatten einen Durchgang passierbar gemacht, der geradewegs zu den Eingangstüren des großen Gebäudes hinführte. Viel sagende Blicke wurden ausgetauscht, als man sich bereit machte das Fahrzeug zu verlassen. „Zusammenbleiben.“ Wies der blonde Produzent an, kurz bevor sich die hydraulischen Türen öffneten. Ein ohrenbetäubender Lärm schlug den Musikern entgegen; unzählige Kehlen kreischten ihre Namen. Winkend und lächelnd brachten alle die kurze Distanz schnellstmöglich hinter sich und fanden Schutz im Inneren des Hotels. Nur Ryuichi, der nicht widerstehen konnte, verteilte einige Autogramme, bis Noriko ihn wutentbrannt beim Kragen packte und den zappelnden Sänger mit den Worten „Willst Du Dich umbringen, Ryuu-chan?!“ kurzerhand in das Gebäude zerrte. Auch im Hotel wurden sie bereits von einigen Angestellten erwartet. Mit scheinbar einstudierter Gestik wurde das nachgebrachte Gepäck den Gästen entwendet und beinahe unbemerkt aus deren Blickfeld entfernt. Die Eingangshalle war frei von anderen Gästen. „Willkommen im Granvia Kyoto Hotel. Es ist uns eine Ehre sie hier begrüßen zu dürfen.“ Einige Falten im Gesicht des Mannes, der sich vor den Bandmitgliedern höflich verbeugte verrieten, dass er die 40 schon weit überschritten haben musste. Sei schwarzer Anzug saß perfekt, ebenso die kurzen, penibel gekämmten Haare. „Bitte nennen sie mich Takada-san, ich bin der Leiter dieser Anlagen und werde Ihnen selbstverständlich zu jeder Zeit zur Verfügung stehen.“ Auch die Gäste verbeugten sich kurz, nur Thoma ging auf ihren Gastgeber zu und schüttelte ihm dankend die Hand. „Vielen Dank, dass sie sich so viel Mühe mit uns machen, Takada-san.“ „Selbstverständlich, Herr … Seguchi nehme ich an?“ Thoma nickte lächelnd. „Dann darf ich den Gästen ihre Zimmer zeigen? Ich nehme an, sie sind erschöpft von der Reise…“ mürrisch blickte der Mann auf das Getümmel vor dem Eingang. „Ich muss mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen…“ Abermals verbeugte sich Takada-san, erinnerte dabei ein wenig an Sakano. „Aber nein, nicht doch. Das sind wir mittlerweile gewohnt.“ „Sicher. Bitte folgen sie mir.“ Jeder sollte ein Einzelzimmer bekommen, eines das eigentlich für zwei Personen gedacht war. Shuichi staunte nicht schlecht, als er sich in seinem Quartier umsah. Der Raum war hell eingerichtet, ein gigantisches, herrlich weich aussehendes Bett prangte in seiner Mitte. Hübsch dekorierte Möbel zählten ebenso zum Interieur wie ein komplett eingerichtetes Bad. Als Shuichi dieses erkundete stellte er angenehm überrascht fest, dass die Badewanne mit kleinen Drüsen ausgestattet war. „Ein Whirlpool!“ Innerlich kleine Freudentänzchen aufführend, nahm sich Shuichi fest vor die Anlage gleich heute Abend auf Herz und Nieren zu prüfen. Er war von allem schlichtweg so überwältigt, dass die düsteren Gedanken von noch vor ein paar Stunden wie weggeblasen schienen. Fröhlich entdeckte Shuichi noch unzählige Überraschungen, die das Zimmer für ihn bereit hielt; erkundete den Balkon und stellte nebenbei fest, dass sein Gepäck bereits neben dem Schrank stand. Schlussendlich ließ er sich rücklings einfach auf das akkurat hergerichtete Bett fallen und musste bekennen, dass es tatsächlich so weich war wie es den Anschein gemacht hatte. Beinahe in den Weiten der Schlafgelegenheit untergehend schloss er für einen Moment die Augen und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Die Sache, die heute im Flughafen geschehen war… wäre Sakuma-san nicht gewesen, wüsste er nicht was noch hätte passieren können. Das letzte, was er wollte war dass die Medien Wind von all dem bekamen. Seufzend öffnete er die Augen und setzt sich auf. „Keine Zeit zum Trübsal blasen, Shuichi.“ Sich streckend kam er wieder auf die Füße. Er wollte sich bei Ryuichi bedanken. Auch Ryuichi hatte das komfortable Badezimmer bereits entdeckt. Da er nun ein Eckzimmer bewohnte musste er feststellen, dass er von der Badewanne aus eine fantastische Sicht über Kyoto hatte. Erschmunzelte; eigentlich war dieser Raum viel zu groß für eine einzige Person… Ein Klopfen an der Tür riss Ryuichi aus seinen Gedanken. „Shu-chan!“ erfreut gewährte er dem Jüngeren Einlass. „Stimmt etwas mit Deinem Zimmer nicht?“ „Nein, es ist alles in Ordnung, ich…“ Shuichi betrat das Zimmer vollends „…wollte mich bei Dir bedanken.“ Geflissentlich ging er den Blicken des anderen aus dem Weg. Sein Augenmerk lag auf dem kleinen Plüschhasen, der auf dem Bett an ein Kissen gelehnt war. „Bedanken?“ Ryuichi legte den Kopf schief und blinzelte. „Wofür sollte Shu-chan sich bedanken?“ „Na ja, für die Sache am Flughafen.“ Er schluckte. Irgendwie war es ihm peinlich hier zu stehen. Noch dazu begann ihm ein Kloß im Hals die Kehle zuzuschnüren. Vielleicht hätte er besser nicht kommen sollen. Trotz all dem war es bereits zu spät; was gesagt war, war gesagt. Doch bevor noch weitere Worte gewechselt werden konnten, fanden sich die beiden plötzlich auf dem Bett wieder. Mit einem kleinen Sprung hatte sich Ryuichi auf Shuichi geworfen – so wie er es eigentlich immer tat. Jetzt war es irgendwie… anders. „Shu-chan darf nicht traurig sein.“ Ryuichi’s Stimme klang dumpf an das Ohr des Jüngeren; das Gesicht in der Decke vergraben, den Kopf direkt neben dem Untenliegenden, die Arme in einer festen Umarmung um den kleinen Körper geschlungen. Shuichi wusste nicht was er sagen sollte. Mit großen Augen schielte er zu der Person, die es irgendwie immer wieder schaffte ihn auf andere Gedanken zu bringen. Und in ziemlich dekadente Situationen. Wenn sie jemand sehen würde, dann… „Pika Pika, Shuichi!“ Wache Augen blickten plötzlich auf den jüngeren Sänger hinab. Ryuichi’s Mund verformte sich dabei zu einem aufrichtigen Lächeln. „A-ano…“ Shuichi lachte verlegen und anschließend blickten sich die zwei Sänger für Bruchteile von Sekunden schweigend an. Ryuichi’s Augen, noch durch das Kindliche geprägt, blitzten verräterisch auf. Ein gewaltiges Bersten gepaart mit einem Wirrwarr aus panischen Rufen zerriss jäh die harmonische Stille. Sofort waren die beiden Sänger beim Fenster und blickten auf das groteske Schauspiel herab, was sich ihnen bot. „Wo kommt denn der Panzer her?“ Ryuichi legte fragend einen Finger an den Mund. Shuichi hingegen traute seinen Augen nicht. Mit den Worten „Warte hier!“ wand er sich um und stürmte aus dem Zimmer. Die Existenz der Fahrstühle leugnend rannte er in das Treppenhaus, verfolgt von einigen verwunderten Blicken anderer Gäste. Keuchend erreichte er die Lobby, registrierte den panischen Hotelier an der Rezeption nur flüchtig und stoppte erst kurz vor den Eingangstüren, deren Glasscheiben einen Blick auf das ganze Ausmaß des Dramas ermöglichten. Mit einigem Kraftaufwand schaffte es der schmächtige Sänger tatsächlich eine der Türen aufzustemmen und eilte hinaus. K’s gefürchtetes Lachen empfing erklang, während sich Shuichi durch dicke Nebelschwaden kämpfte und dabei einen gewaltigen Hustenanfall erlitt. Im Hintergrund hörte man Rufe und Schusswaffen. „K!!!! Was um alles in der Welt machst Du hier?!“ Die Silhouette des hoch gewachsenen Amerikaners wurde zwischen den umherziehenden Rauchwolken sichtbar. „Oh no, Shuichi! Du solltest nicht hier sein!“ Der blonde Mann entfernte etwas, das Shuichi als eine Art Handgranate erkannte, von seinem Gürtel, wartete zwei Sekunden lang und warf es scheinbar ziellos in die Gegend. Schnell duckte sich K, riss den ungläubigen Sänger dabei mit auf die Knie, sodass die beiden der nachfolgenden Druckwelle zumindest Teilweise entgingen. „K!!!!“ Shuichi tobte und sprang auf. Zu allem Übel hatte man ihm gerade zu einer anderen Frisur verholfen. Leicht lockten sich einige geschwärzte Strähnen in die Höhe. „Was soll das alles hier???“ „Ich bezwinge den Feind – just for your personal safety!“ Augenblicklich flog etwas auf die beiden zu, traf Shuichi unvermittelt hart und schmerzvoll direkt an der Stirn. Benebelt ging der Getroffene zu Boden, während sein Manager sich das Geschoss genauer betrachtete. „See, Shuichi? Das meinte ich!“ Die nächste Granate fand ihren Platz hinter den feindlichen Linien und die nächste Explosion ließ weitere Haare versengen. Torkelnd kam Shuichi auf die Beine und besah sich das, was ihn auf den Boden verfrachtet hatte genauer. Es war ein simpler Stein auf dem fast unleserlich die Worte „Ryuichi, mach mir ein Kind!“ geschrieben standen. Wahrscheinlich von einem Fan. „K, hör sofort auf damit!“ „Huh?“ die Augen des Amerikaners wurden groß vor Verwunderung. „Aber Shuichi, ich dachte-„ „Nein! Schluss mit denken! Immer kommt so was dabei heraus! Ich sage Dir: Hör auf damit! Das sollte eine Promotion Tour – EINE PROMOTION TOUR werden!! Kein Bürgerkrieg!!! Du kannst doch hier nicht---„ Die Detonation einer Rakete unterbrach den kleinen Wutausbruch des Bad Luck Sängers. Und ehe dieser sich versah, hatte K ihn gepackt und beförderte ihn direkt in die Lobby des Hotels zurück. Bei den Worten „Good Boy, denk über das nach, was Du gesagt hast!“ wurde Shuichi’s Hinterteil schmerzlich bewusst, dass er sich wohl vielleicht etwas im Ton vergriffen hatte. Schluckend kroch der verängstigte Shuichi rückwärts in die Mitte des Raumes und betrachtete beinahe ehrfürchtig ein gigantisches, gepanzertes Fahrzeug, welches vor den Eingangstüren in Position ging. Dagegen konnte er nicht ankommen. Aus unerfindlichen Gründen tauchte Rage-san’s gigantischer Panda-Roboter vor seinem geistigen Auge auf, der allerdings recht schnell wieder in Vergessenheit geriet, als er Thoma’s Stimme hinter sich vernahm. Der blonde Produzent stand an der Rezeption und unterhielt sich mit dem immer noch wie Espenlaub zitternden Hotelier. „Ein weiteres Zimmer also Seguchi-san?“ „Ja, er wird übermorgen hier eintreffen.“ „Auf wen darf ich es reservieren.“ „Yuki Eiri-san.“ Der Mann hinter dem Tresen blickte von seiner Reservierung hinauf zu Thoma, der charmant lächelte. „DER Yuki Eiri-san?“ „Hai. Vielen Dank, Takada-san.“ Mit diesen Worten verließ Thoma ihren Gastgeber, der den Anschein machte bald einer Ohnmacht nahe zu sein. Wie gelähmt starrte Shuichi aus brennenden Augen auf Thoma’s Rücken, der irgendwann schließlich hinter einer Tür verschwand. Yuki wollte nach Kyoto kommen? Er würde ihn tatsächlich wieder sehen? Shuichi war sich nicht sicher, ob er nun lachen oder weinen sollte. Warum hatte Yuki ihm nur nichts gesa- der Sänger selbst unterbrach seinen Gedankengang. Wie solle er auch etwas erfahren, wenn er seit Tagen nicht mehr mit Yuki hatte sprechen können? Dennoch – warum wusste ausgerechnet Seguchi davon? Warum hatte Yuki Thoma bescheid gegeben und nicht…ihm… Shuichi verspürte einen schmerzlichen Stich in der Brust. Er verstand es nicht. Während die Blicke des jungen Mannes suchend durch den Raum glitten, rappelte er sich mühsam auf. Vielleicht wollte Yuki die Sache aufklären? Vielleicht kam er deshalb nach Kyoto und wollte mit ihm sprechen…? So abwegig Shuichi diesen Gedanken im Nachhinein doch befand, sein Herz schlug ihm bis zum Hals als er zu dem Telefon ging, welches er in der Lobby entdeckt hatte. Mit zitternden Fingern nahm er den Hörer von der Gabel und kramte in seinen Hosentaschen nach Kleingeld. ------------------------------------------------------------------------------- Der schrille Ton des Telefons hallte durch den Flur. Auch für Yuki, der im Wohnzimmer einen Platz auf der Couch gefunden hatte, war es noch deutlich zu hören. Er blinzelte müde, machte jedoch keine Anstalten, das Gespräch anzunehmen. Regungslos starrte er in die Richtung, aus der das Geräusch drang, vorbei an unzähligen leeren Bierdosen. ------------------------------------------------------------------------------- Was hatte er sich dabei gedacht? Geräuschvoll legte der aufgewühlte Sänger den Telefonhörer zurück und seufzte. „Baka… geht nicht ran…“ Shuichi wusste nicht, was er von all dem halten sollte. Er musste zugeben, dass er Angst davor hatte, Thoma zu fragen. Angst davor, vielleicht zu viel von all dem zu erfahren, was er noch nicht wusste. Mit hängenden Schultern trat er den Rückweg nach oben an. ------------------------------------------------------------------------------- Ein paar Straßen weiter. Unauffällig stieg der blonde Japaner dem schwarzen Auto zu, das Gesicht hinter einer großen Sonnenbrille verborgen. Noch ehe die Tür wieder gänzlich verschlossen war, fuhr das Fahrzeug mit durchdrehenden Reifen an. „Ich grüße Sie.“ Ein fetter Geschäftsmann begrüßte den Zugestiegenen grinsend, der Anzug war dem beleibten viel zu eng. „Ogawa…“ Der Blonde seufzte, zog einen Umschlag aus der Innentasche seines Mantels und gab ihn weiter. Das Grinsen des Mannes, der Ogawa genannt worden war wurde breiter. „Die vereinbarte Summe?“ Der Blonde nickte bejahend. „Ich fürchte aber…“ Jetzt hatte der beleibtere der beiden einen weiteren Umschlag in der Hand. „…dass wir uns…“ Lautlos glitten einige Fotos aus dem Behältnis. „… noch einmal über den Preis unterhalten müssen, Se-„ Die durchgeladene, kleinkalibrige Schusswaffe an der Schläfe des dicken Mannes unterbrach seinen Satz. „Ogawa, in aller Deutlichkeit. Ich hatte ihnen gesagt WIE weit sie gehen dürfen und wie weit NICHT. DAS hier…“ Die Fotos flogen wild durch das Auto. “..war NICHT vereinbart.“ Die Stimme des Blonden zitterte kaum merklich. „Aber, aber. Eine kleine Vorsichtsmaßnahme meinerseits. Was haben sie nun vor? Wenn sie mich umbringen oder auffliegen lassen wollen; es gibt weitere Fotos und Tonbänder, die sicherlich auch auf dem öffentlichen Markt gute Preise fänden.“ Das speckige Gesicht lachte widerlich. „Merken sie sich eins; gehen sie zu weit, sind sie ein toter Mann. Dann wird ihnen Geld auch nichts mehr nützen.“ Mit diesen Worten wurde die Waffe entfernt. Die Tür des Fahrzeugs öffnete sich ein weiteres Mal, als es in einer Seitenstraße hielt. „Warten sie auf weitere Anrufe.“ Schnell war der blonde Japaner zwischen den Häusern verschwunden. „Den haben sie wohl an der Angel, Boss.“ Der Fahrer des schwarzen Wagens blickte sich erstmals um und sah den beleibten Mann auf der Rückbank über die Sonnenbrille hinweg siegessicher grienend an. „Natürlich, Taki.“ Der Angesprochene lachte und hielt eines der Fotos hoch. „Oder denkst Du, der gute alte Thoma will, dass diese Bilder hier an die Öffentlichkeit gelangen?“ Der Mann am Steuer entfernte die Brille gänzlich. „Oh nein… dafür ist er ihm doch das wichtigste… in seinem Leben….“ Beide begannen zu lachen. „Deshalb gefällst Du mir, Aizawa.“ ------------------------------------------------------------------------------- „Shuichi…!“ Gerade wollte Ryuichi seinen Freund vor Freude anspringen, stoppte sein Unterfangen allerdings recht schnell wieder, als er die Person genauer betrachtete. „Shu-chan? Was ist?“ langsam kroch der Ältere vom Bett auf dem er bis gerade mit Kumaguro gesessen hatte. „Nee, Sakuma-san. Wo sind die anderen? Keiner von ihnen ist mehr hier.“ Seufzend setzte er sich auf die Bettkante. „Ano… die sind weg.“ „Wie…? Weg…?“ Erstaunt blickte der Jüngere den anderen an. „Sind wohl die Stadt erkunden. Sie fragten ob wir mitkommen wollten, aber Du sagtest ja, dass ich hier auf Dich warten soll.“ Shuichi lachte leise. Wahrscheinlich hatten sie die Chance genutzt und waren durch irgendeinen Hinterausgang aus dem Hotel entkommen. „Hun? Was ist so lustig Shu-chan?“ große Augen blickten auf Shuichi herab, der plötzlich wieder erbst wurde. „Yuki…“ Ryuichi’s Gesicht verfinsterte sich kaum merklich. „Yuki wird morgen hier eintreffen.“ Rücklings landete der junge Sänger auf dem Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ich weiß nicht, was genau er vorhat. Eigentlich freue ich mich ihn endlich wieder zu sehen. Aber wie es wohl werden wird?“ Tief atmete Ryuichi ein und blickte stillschweigend auf den sich vor ihm streckenden Körper. „Shuichi…“ Der veränderte Tonfall ließ Shuichi aufblicken. Da war er wieder, dieser Blick, der ihn mit einem mal alles andere auf dieser Welt vergessen ließ. Beinahe erschrocken versuchte er sich aufzusetzen, doch Ryuichi kniete bereits über ihm. „Sa-sakuma-san? Was-?“ „Vergiss diesen Kerl.“ To be continued... Authors comment: Bitte...*wimmer* Bitte lasst mich leben! Ich gelobe weiter zu schreiben! So schnell es geht! Ich wollte dieses Kapitel allerdings noch fertig bekommen bevor ich am Wochenende wegfahre, damit es vielleicht noch etwas Neues zu Lesen gibt :-) Ich entschuldige mich nochmals für die regelrechte Kriegsszene, aber wer K kennt dürfte wissen, dass er noch lange nicht alles aufgefahren hat. *grins* Und was Taki Aizawa jetzt hier wieder verloren hat…*rotier* Ich hoffe ich kriege das alles noch auf die Reihe – Junge, Junge! Lasst euch von all dem bloß nicht verwirren – alles wird (hoffentlich) aufgeklärt werden. ;-) Auf zum „heißen“ Track 7! Eure Ryuu-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)