Familienbande von Rogue37 ("Geliebter Dämon" geht weiter) ================================================================================ Kapitel 4: Mensch ohne Seele ---------------------------- Okidok, da bin ich wieder. Und was soll ich sagen. Am besten sag ich gar nix. Ich mag den Teil nicht, ich mag die Story nicht, ich mag nicht mehr weiterschreiben. Ich weiß auch nicht. Ich hab grad den Megablues. Trotzdem, hier der neue Part: Rijan fühlte sich wie gerädert als sie am nächsten Morgen aufstand. Ein Blick zum Fenster hinaus sagte ihr, dass ein sehr trostloser Tag vor ihr lag. Es regnete in Strömen. Sie seufzte tief und starrte eine Weile zu den dunklen Regenwolken hinauf. "Genau wie ich mich fühle.", murmelte sie. Die Traurigkeit, die sie heute Nacht befallen hatte, war immer noch nicht verflogen. Sie fühlte sich seltsam niedergeschlagen. Ihr graute davor Sesshoumaru gegenüber zu treten. Erneut blickte sie zum Fenster hinaus. Nun, die Wahrscheinlichkeit, dass sie dieser Begegnung aus dem Weg gehen konnte, war mehr als nur gering. "Verfluchtes Wetter.", schimpfte sie missmutig. Sie ging zur Tür und öffnete sie. Vorsichtig lugte sie auf den Flur hinaus. Niemand zu sehen! Nun, immerhin das war eine erfreuliche Tatsache. Sie schloss die Tür wieder und schlüpfte in den Kimono, der bereits gestern ihr einziges Kleidungsstück gewesen war. Es dauerte, bis sie den Kimono richtig gewickelt hatte. Sie war in solchen Dingen nicht sehr erfahren. In der Regel hatte sie ihre Dämonenjägeruniform getragen. Die war erstens viel praktischer gewesen und zweitens nicht so kompliziert wie ein Kimono. Sie gestattete sich kurz ihrer Uniform nachzutrauern. Lange Zeit sie Rijan gekleidet. Es war schwer in Worte zu fassen, was der Verlust dieser Uniform für Rijan bedeutete. Sie war mehr als nur ein Kleidungsstück gewesen. Wenn Rijan sie getragen hatte, hatte man ihr Respekt und Ehrfurcht, ja manchmal auch Bewunderung entgegengebracht. Natürlich wusste sie, dass man solche Dinge nicht an einer Kleidung festmachen konnte, doch ohne ihre Uniform fühlte Rijan sich nun einmal nicht mehr wie jemand, der in der Lage war, gegen Dämon zu kämpfen. Ihre Selbstsicherheit war zusammen mit der Uniform in Fetzen gerissen worden. Die Tür wurde ohne vorherige Ankündigung geöffnet. "Du bist bereits wach, wie ich sehe.", verkündete Chidori mit einer Überheblichkeit, die Rijan bis aufs Blut reizte. Finster blickte sie die Dämonin an. Chidori jedoch nahm davon kaum Kenntnis. Sie stolzierte mit der ihr eigenen Erhabenheit weiter in das Zimmer und schien zu inspizieren, ob noch alles da war. Rijan verschränkte die Arme - mehr aus Hilflosigkeit als weil sie damit ihre Verärgerung zum Ausdruck bringen wollte. Rijan war noch nie jemand gewesen, der besonders schlagfertig mit Worten umgehen konnte. Das lag ihr einfach nicht. Doch bisher hatte es sie noch nie so gestört. In Anwesenheit dieser Frau jedoch fühlte Rijan sich sowieso schon weit unterlegen. Gerne hätte sie Chidori gesagt, dass sie künftig vorher anklopfen sollte, doch kein Wort kam über Rijans Lippen. Statt dessen sah sie ihr dabei zu wie sie gelangweilt durch das Zimmer schritt. Ihr perfekter Körper war ebenfalls in einen Kimono gehüllt, doch sah Chidori selbst in einem schlichten schwarzen Gewand äußerst elegant und beeindruckend aus. Rote Augen fixierten Rijans Blick. Einen Moment lang schien sie belustigt zu sein, doch der Moment verging, ehe Rijan sich dessen auch wirklich sicher war. "Ich nehme an, ein Mensch wie du, braucht nun etwas zu essen." Keine Frage sondern eine Feststellung. Rijan biss die Zähne zusammen und ihr Blick verfinsterte sich noch mehr. Wie schaffte es diese Frau durch einen einzigen Satz zum Ausdruck zu bringen, dass Rijan hier kein bisschen erwünscht war? "Tsaimi wird sich um deine Bedürfnisse kümmern." Eine klare Aussage, der sie offenbar nichts hinzufügen wollte. Sie drehte sich um und ging leichten Schrittes zur Tür. Dort angekommen blieb sie jedoch noch einmal stehen. Ihre Kopf neigte sich leicht zu Seite als sie Rijan inspizierte. Es behagte Rijan keineswegs so offen gemustert zu werden. Chidori zuckte unbeeindruckt mit den Schultern und blickte Rijan dann direkt in die Augen. "Ich werde tun und dulden, was man mir aufgetragen hat, aber glaube nicht, dass ich deine Anwesenheit hier einfach so zulassen werde." Es war klar, von wem Chidori ihre Anweisungen empfangen hatte. Rijan fragte sich, was Chidori mehr störte. Dass ein einfacher Mensch hier als Gast behandelt wurde oder dass das ganze auf Geheiß von Sesshoumaru geschah? Ein klein wenig besänftigte das Rijans Wut. "Hier sind nur Menschen willkommen, die mir auf irgendeine Art dienen." "Auf irgendeine Art?", echote Rijan verwirrt. "Wenn ich spreche, hört man zu.", fuhr Chidori sie deutlich verärgert an. Der Tadel verfehlte seine Wirkung nicht. Rijan senkte betroffen den Blick und ärgerte sich doch gleichzeitig über sich selbst. "Du jedenfalls bist für mich von keinerlei Nutzen. Merk dir das. Ich werde schon noch einen Weg finden meinen Willen durchzusetzen." Die Wut verschwand aus ihren Augen. Statt dessen trat dort eine deutliche Boshaftigkeit zum Vorschein. "Ich kenne Sesshoumaru besser als jedes andere Wesen. Ich weiß wie ich ihn dazu bringen kann, die Dinge so zu sehen, wie ich es tue." Rijans Augen wurden groß, denn obwohl sie versuchte, sich von diesen Worten nicht treffen zu lassen, musste sie doch zugeben, dass ihr das nicht gelang. Chidoris Worte schmerzten mehr als ihr lieb war. "Gewöhn dich lieber nicht an diesen Ort." Chidori verließ das Zimmer, schloss aber natürlich nicht die Tür hinter sich. Wozu auch, das hier war ihr Reich. Rijan war nur ein vorübergehend geduldeter Mensch. So viele Dinge schwirrten durch Rijans Kopf. Beleidigungen und Verwünschungen, die sie Chidori gerne an den Kopf geworfen hätte. Doch nun war es zu spät. Sie atmete tief aus und versuchte sich zu beruhigen. Dieses Weib nahm den Mund sehr voll. Vermutlich waren ihre Worte nichts weiter als eben das: Worte. Und doch war dieses Bild in ihrem Kopf, dass Chidori und Sesshoumaru in sehr inniger Umarmung zeigte. Richtig, es gab einen Punkt, in dem nur Chidori Sesshoumaru kannte. Dagegen konnte Rijan nichts ausrichten. Was, wenn sie ihn wirklich manipulieren konnte? Diese Frau hatte ihre Reize. Und letztendlich war auch Sesshoumaru nur ein Mann. Dämon oder Mensch spielte dabei wirklich keine Rolle. "Rijan-san?" Eine Stimme ließ Rijan zusammenzucken. Sie blickte auf und sah, dass Jamie ihren Kopf zur Tür hereingesteckt hatte. Sie zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. "Komm nur herein. Ich soll hier auf ein Mädchen warten." Jamie nickte und betrat das Zimmer. "Hai. Das Mädchen bin ich." Rijan sah sie überrascht an. "Oh!", mehr brachte sie nicht zustande. Sie versuchte sich das zusammenzureimen. Tsaimi und Jamie hörten sich zwar ähnlich an, aber warum sagte Chidori einen anderen Namen, wenn sie doch Jamie meinte? "Chidori-sama sagt es fiele ihr schwer, meinen Namen auszusprechen.", erläuterte Jamie ungefragt. Offenbar erkannte sie den Grund für Rijans Verwirrung sehr schnell. "Aber vermutlich hat sie nur einfach keine Lust sich derartig anzustrengen." Ja, das passte zu dieser Hexe. Rijan jedenfalls war sehr erleichtert ein vertrautes Gesicht zu sehen. Zwar kam ihr Jamie immer noch etwas unheimlich vor, dennoch war sie ein Mensch. Das verband doch irgendwie. "Stört es dich nicht, wenn sie deinen Namen falsch ausspricht?", hakte Rijan nach, während sie Jamie auf den Gang folgte. "Nein. Es ist nur ein Name." Diese Einstellung befremdete Rijan zwar etwas, aber es ging sie eigentlich auch nichts an. Sie nahm es also nur schweigend zur Kenntnis. "Wohin gehen wir?", fragte sie nach einer Weile. "Ihr habt sicher Hunger." Eine Antwort war überflüssig, denn just in diesem Moment knurrte Rijans Magen. Peinlich berührt blickte sie auf den Boden und murmelte eine Entschuldigung. "Ich würde mich vorher lieber waschen. Doch leider regnet es ja draußen." Jamie blieb unerwartet stehen, sodass Rijan gegen ihren Rücken prallte. "Es gibt in dem Berg hinter diesem Haus eine heiße Quelle.", erläuterte die junge Frau, als hätte sie den Zusammenstoß gar nicht bemerkt. "Kann ich dort auch mein Gewand waschen?" Rijan fühlte sich augenblicklich besser. Die Aussicht ein Bad nehmen zu können, hob ihre Stimmung deutlich an. "Ich werde das tun. Ihr könnt ein anderes Gewand aus der Opferkammer nehmen." Rijan hob abwehrend die Hände. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, wenn Jamie ihre Kleidung waschen musste. Sie besaß schließlich zwei gesunde Hände. "Nein, lass, das kann ich auch selbst erledigen." Jamie zuckte mit den Schultern. "Wie Ihr wünscht. Trotzdem braucht Ihr mehr Kleidung zur Auswahl." Da widersprach Rijan nicht. Vielleicht fanden sich ja noch vorteilhaftere Kleider für sie. Womöglich sogar eine neue Uniform oder zumindest etwas, dass dem nahe kam. Wenn sie sozusagen wieder ihre gewohnte Kleidung trug, würde sie Chidori auch eher entgegentreten können. "Was bitte schön ist eine Opferkammer?" Rijan befürchtete schon einen Raum voller Leichen betreten zu müssen und sich an dere Kleider zu bedienen, doch wenigstens das blieb ihr erspart. "Die Bewohner der Dörfer geben Opfergaben, damit die Dämonen sie beschützen." Rijan konnte ihre Überraschung nicht verbergen. "Chidori beschützt Menschen?" Jamie schüttelte ihren Kopf. "Nein, Chidori-sama erhält Opfergaben um die Männer der Dorffrauen zu verschonen. Akiko-sama ist derjenige, der sie beschützen soll." Rijan dachte an den gestrigen Kampf von Sesshoumaru und seinem Sohn. Akiko hatte nicht wirklich ausgesehen, als wäre er in der Lage einen Kampf zu gewinnen, geschweige denn ein ganzes Dorf zu beschützen. "Hat er denn je kämpfen müssen?" Jamie schüttelte ihren Kopf. "Nicht solange ich hier bin. Die Dämonen trauen sich nicht anzugreifen." Das überraschte Rijan nun allerdings wirklich. Sie hatte selbst mit genug Dämonen zu tun gehabt, um guten Gewissens sagen zu können, dass die meisten sich nicht so schnell einschüchtern ließen. "Was hat Akiko getan, dass man ihn so fürchtet?" "Nani mo! Dies sind die Ländereien seines Vaters." Mehr sagte Jamie dazu nicht, doch das war auch nicht nötig. Rijan verstand, was sie damit hatte sagen wollen. Vermutlich wussten die meisten Dämonen nicht einmal, dass es Akiko gab. Sesshoumaru jedenfalls hatte das bestimmt nicht herausposaunt. Er versuchte schließlich seinen Sohn zu schützen. Es ging also eher darum, dass man nicht sicher war, ob Sesshoumaru hier weilte oder nicht. Und selbst wenn er nicht hier war, würde er doch recht bald davon erfahren, wenn man hier ein Massaker veranstaltete. Sesshoumaru wütend zu machen, war wohl nichts, was andere Dämonen in Kauf nehmen wollten. Sie konnten ja nicht wissen, dass es ihm vermutlich vollkommen egal war, ob man die Dörfer hier dem Boden gleich machte oder nicht. Vielleicht rührte dieses Denken noch von seinem Vater her, der ja bekanntlich einen Menschen zur Frau hatte. Nun, aus dieser Sicht verstand Rijan natürlich, warum man hier keine dämonischen Vorfälle verzeichnen konnte. "Was meintest du damit, dass die Frauen versuchen Chidori zu besänftigen?" Jamie war zwar etwas seltsam, aber immerhin gerne bereit, Rijan über alles aufzuklären, was diese zu wissen begehrte. "Chidori-sama kann dafür sorgen, dass ihr alle Männer verfallen. Das wissen die Frauen der Dörfer, deswegen versuchen sie sie durch Opfergaben zu besänftigen." Richtig, Sesshoumaru hatte auch schon etwas in der Art geäußert. Sie konnte also durch ihre Magie Männer ihres Willens berauben. Ob sie das auch bei Sesshoumaru konnte? "Sie kann das auch bei Frauen.", erläuterte Jamie unbeeindruckt weiter. Rijan verzog schockiert das Gesicht. "Nani?" Jamie nickte. "Hai, sie kann jedes Wesen dazu bringen, ihr aus der Hand zu fressen." Das also hatte Akiko gemeint, als er sagte, seine Mutter hätte ihre eigene Art zu kämpfen. Klar, wenn man den Gegner gehörig machen konnte, brauchte man keine kämpferischen Fähigkeiten zu entwickeln. Automatisch stellte sich Rijan dann aber die Frage, warum Chidori diese Gabe nicht einfach bei ihr anwandte. Dadurch könnte sie Rijan ganz einfach dazu bringen, dieses Haus freiwillig zu verlassen. Nachdenklich folgte sie Jamie weiter hinab in den unteren Stock. Es war dunkel hier unten, da kein Sonnenstrahl bis hier durchdrang. Jamie nahm eine Fackel von der Wand und leuchtete ihnen beiden den Weg. Der Geruch von verbrennendem Harz stieg Rijan in die Nase. Sie mochte diesen Geruch, wenn er auch bisweilen etwas stark war. "Wir sind da!", verkündete Jamie und öffnete eine Tür. Rijan gab einen erfreuten Laut von sich, als Jamie weitere Fackeln im Raum entzündete und somit das Zimmer erhellte. Unzählige Dinge stapelten sich hier. Teuere Stoffe, Kimonos, Rüstungen und Waffen, wohin der Blick auch schweifte. Das war eine wahre Schatzkammer. Die Bewohner der Dörfer ließen sich den Schutz einiges kosten. Nun, sie konnten ja auch nicht wissen, dass das vollkommen unnötig war. Nun ja, wenn man an Chidori dachte, war es vielleicht doch nicht so unnötig. Rijan nahm ein Schwert in die Hand. Der Griff war äußerst kunstvoll gearbeitet und mit Edelsteinen besetzt. "Das kann unmöglich von Bauern stammen." Jamie, die am Boden kniete und in den Stoffbergen etwas suchte, blickte auf und betrachtete das Schwert in Rijans Händen. "Dann wird es von Adligen stammen. Wenn sie die westlichen Länder durchqueren, legen sie ebenfalls Opfergaben nieder." Rijan nickte und legte das Schwert wieder beiseite. "Wo ist eigentlich mein Schwert? Als ich ankam, hatte ich es noch." "Akiko-sama verwahrt es." "Nani?", hakte Rijan wenig begeistert nach. Sie hatte eher damit gerechnet, dass Chidori es an sich genommen hatte. Warum Akiko das getan hatte, verstand sie noch viel weniger. "Er mag keine Waffen im Haus. Sie beunruhigen ihn." "Sie beunruhigen ihn?", echote Rijan ungläubig. Wenn das Sesshoumaru mitbekam. Sein Sohn hatte Angst vor Waffen. "Hai, sie beunruhigen ihn. Aber ich denke, er wollte Euch damit auch schützen. Chidori-sama kann sehr impulsiv sein." Rijan seufzte. Das hatte sie fast vermutet. Eigentlich war es dann ja sehr nett von ihm, dass er sämtliche Waffen aus Chidoris Umfeld schaffte. Rijan setzte sich auf einen Stapel von farbigen Stoffen und blickte auf Jamies Rücken. Sie hatte ihre Arbeit wieder aufgenommen und zog verschiedenfarbige Kimonos aus einem größeren Stapel. Und während Rijan ihr dabei zusah, fiel ihr das Bild wieder ein, dass sie heute Nacht gesehen hatte. Akiko wie er Jamie umarmt hatte. Doch wenn sie jetzt daran dachte, fiel ihr auch wieder Jamies Gesicht dabei ein. Denn dort hatte sich kein einziges Gefühl abgezeichnet. "Jamie?" "Hm?" Sie blickte nicht auf und hielt auch nicht inne. Rijan war unsicher, ob sie wirklich aussprechen sollte, was ihr durch den Kopf ging. Es ging sie schließlich überhaupt nichts an. "Ich habe dich heute Nacht gesehen." Immer noch reagierte Jamie nicht. Sie ging einfach weiter ihrer Tätigkeit nach. "Mit Akiko zusammen." Jamie blickte über ihre Schulter zu Rijan hinüber. In ihren Augen zeichnete sich immer noch keine Regung ab. "Und?" "Er hat dich umarmt." Rijan wünschte sich plötzlich, sie hätte damit nicht angefangen. "Hai, das hat er.", bestätigte Jamie ohne eine Miene zu verziehen. "Es sah aber nicht so aus, als würdest du das auch wollen." Sie sprach die Worte sehr leise aus, achtete auf Jamies Reaktion, doch wieder einmal blieb diese aus. Sie schien jedoch zu begreifen, dass Rijan das wirklich beschäftigte. Jamie ließ von ihrer Arbeit ab und drehte sich zu Rijan um. Sie setzte sich dabei ebenfalls, nahm jedoch auf dem kalten Boden Platz. "Nein, ich wollte das auch nicht.", bestätigte sie Rijans Befürchtungen. Augenblicklich verspürte sie eine tiefe Abscheu gegen Akiko in sich aufsteigen. Wie konnte dieser verdorbene Mensch Jamie so ausnutzen? Kein Wunder, dass sie kaum Gefühl zeigte. Nicht auszudenken, wie lange er sie schon benutzte. Aber was hatte sie auch erwartet? Er stammte von einem biestigen Weib und einem gefühlsarmen Dämon ab. Da konnte ja nichts Gutes dabei herauskommen. "Dann musst du dich dagegen wehren.", redete sie voller Überzeugung auf Jamie ein. "Nur weil er ein Dämon ist und mächtiger als du, hat er nicht das Recht, sich dir aufzuzwingen. Ich kenne das Gefühl, dass man sich unterlegen fühlt, aber du darfst dich damit nicht abfinden. Du bist ein Mensch, du hast Gefühle. Wehr dich! Ich kann dir helfen, wenn du Angst hast." Sie sah Jamie beschwörend an, wohl wissend, dass sie sich gerade sehr viel Ärger einhandelte. Jamie saß schweigend auf dem Boden und blickte Rijan unbewegt an, während diese ihre Überzeugungen kundtat. "Es gibt keinen Grund sich zu wehren.", erklärte Jamie schließlich. Sie wirkte dabei sehr ruhig und gelassen. Als würden sie sich gerade darüber unterhalten, dass es heute regnete und nicht etwa davon, dass man ihr großes Unrecht zufügte. Rijan packte die Wut. Sie würde diesen verfluchten Dämon schon beibringen, dass man so mit einer Frau nicht umgehen konnte. Das arme Ding war ja schon ganz abgestumpft. "Keinen Grund? Jamie, er tut dir Gewalt an. Du hast jeden Grund dieser Welt dich zur Wehr zu setzen." Jamie zuckte mit den Schultern. "Nein, wirklich. Dafür gibt es keinen Grund. Mir ist egal, was er tut." Rijan hielt mitten in der Bewegung inne. "Das ist nicht dein Ernst." "Doch, mir macht das nichts aus. Sicher, ich will nicht, dass er mich umarmt, aber genauso wenig möchte ich das Gegenteil. Für mich macht, was immer er auch tut, keinen Unterschied." Rijan blieb nun wirklich der Mund offen stehen. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Und doch sah sie die Wahrheit dieser Worte auf Jamies Gesicht. Es war ihr egal. So unglaublich das für Rijan auch war, Jamie interessierte es einfach nicht. "Aber ...", unternahm sie einen letzten Versuch. Jamie schüttelte ihren Kopf. "Wirklich, es ist in Ordnung.", bekräftigte sie und stand dann auf. "Das ist einfach nicht richtig.", murmelte Rijan immer noch entsetzt über diese Offenbarung. "Geschieht das oft?", fragte sie Jamie und blickte zu ihr auf. "Nein! Er meint immer, dass er mich umarmen möchte. Dass er mir nah sein möchte. Er will, dass ich ihn berühre, seine Umarmung teile. Er sagt, er möchte in mir vergehen und einfach alles vergessen." Rijan verzog angewidert das Gesicht. Dieser Kerl wurde ihr immer unsympathischer. "Es ist trotzdem nicht richtig, was er tut." "Ihr hört nicht zu, Rijan-san. Er sagt diese Dinge nur. Doch immer dreht er mir nach solchen Offenbarungen den Rücken zu und befiehlt mir zu gehen." Rijan, die nun ebenfalls aufstand, blickte erstaunt drein. "Bitte?" Jamie nickte. "Hai, er sagt, er wünscht sich all das und weiß doch, dass wenn er mich nimmt, er sich hinterher schlecht fühlen würde." "Er würde sich schlecht fühlen?" Jetzt verstand sie gar nichts mehr. "Allerdings, denn ich fühle nichts dabei. Was er möchte, ist eine Reaktion von mir, doch bekommt er diese nicht. Er wird sie nie bekommen. Genauso gut könnte er es mit einem toten Menschen tun. Das sagt er immer." Jamie hob den Stapel Kleider auf und blickte Rijan unbewegt an. "Können wir jetzt gehen?" Rijan nickte benommen. Sie folgte Jamie eine Weile schweigend durch die langen Gänge. Sie gingen zurück zu ihrem Zimmer, wo die Kleider auf das Bett gelegt wurden. Jamie nahm einen neuen Kimono und erneut folgte Rijan ihr durch die Gänge. Sie verließen das Haus auf der Rückseite. Rijan blickte zu der steilen Felswand hinaus. Sie folgte Jamie weiterhin als sie eine dunkle Höhle betraten. Seltsam, die sah man sonst überhaupt nicht. "Er hat sich dir also nie aufgezwungen?" Jamie schüttelte ihren Kopf. "Nein, das würde er nie tun. Nur manchmal umarmt er mich. Ich glaube er braucht die Gewissheit, dass ich wirklich keine Reaktion zeige." Jamie legte den neuen Kimono auf einen kleinen Felsen und steckte die mitgebrachte Fackel in eine vorgesehene Halterung. Das innere der Höhle wurde nur sehr schwach beleuchtet. Rijan konnte gerade mal den Einstieg in die Quelle erkennen. Es war feucht und warm hier drinnen. Der Dampf der Quelle nebelte die Höhle ein. Das Wasser war wirklich verlockend. Jamie half Rijan dabei den Kimono wieder zu lösen. Sie wollte ihn gerade abstreifen, als sie eine Bewegung im Wasser wahrnahm. Hastig fuhr sie herum und starrte angestrengt in das Dunkel. Krampfhaft hielt sie den losen Kimono zusammen. Die Bewegung wurde deutlicher und recht bald zeichnete sich eine Gestalt ab. Eine männliche Gestalt, wie Rijan auch schnell erkannte. Einen Augenblick betete sie darum, dass es nach Möglichkeit Sesshoumaru war, aber natürlich war dem nicht der Fall. Akiko tauchte aus dem Wasser auf und verließ die Quelle erhaben wie seine Mutter. Rijan drehte ihm ihren Rücken zu und gab einen wütenden Laut von sich. "Wieso habt ihr Dämonen eigentlich kein Schamgefühl?", beschwerte sie sich. Diese Familie bestand wirklich nur aus Exhibitionisten. "Vermutlich, weil wir Dämonen keinen Grund haben uns zu schämen.", erklärte er leichthin. Sie hörte Stoff rascheln und riskierte nur sehr widerwillig einen Blick über die Schulter. Er hatte sich ein langes Tuch um die Hüften geschwungen, das bis zu seinen Knöcheln reichte. Momentan war er damit beschäftigt, seine Haare auszuwringen. "Etwas mehr Dankbarkeit wäre angebracht. Immerhin räume ich deinetwegen die Quelle." Vermutlich hatte er damit sogar Recht. "Danke!", gab sie mehr als nur unterkühlt zurück. Akiko lachte und schüttelte seinen Kopf. "Ich nehme an, ihr habt von mir gesprochen." Rijan wurde erst jetzt klar, dass er den letzten Teil ihrer Unterhaltung mitbekommen hatte. Tiefes Rot überzog ihr Gesicht. Vorhin hatte sie noch großspurig behauptet, sich mit ihm anlegen zu wollen, doch nun wurde ihr klar, dass sie dazu wohl kaum in der Lage war. "Weißt du, Rijan, ich mag ein Dämon sein, aber ich besitze dennoch ein Gewissen und Anstand." Sie drehte sich zu ihm um und blickte ihn direkt an. Sie wollte ihm erklären, was sie gedacht hatte. "Uns Dämonen unterscheidet nicht sehr viel von euch Menschen." Beinahe hätte sie darüber gelacht. Sein Vater würde genau das Gegenteil erklären. "Und selbst wenn mein Anstand nicht so ausgeprägt wäre, hätte ich es nie nötig, mich jemandem aufzuzwingen. Ich habe die Fähigkeiten meiner Mutter geerbt. Wenn ich mit einer Frau intim sein möchte, kann ich sie auf vollkommen anderen Wegen dazu bringen." Daran hatte Rijan bisher nicht gedacht. Richtig, er konnte vermutlich genauso stark Menschen beeinflussen wie das seine Mutter zu tun vermochte. Sie blickte ihn an, eine Entschuldigung auf den Lippen und doch nicht fähig diese wirklich auszusprechen. Er kam einen Schritt näher. "Hat sie dir erklärt, wie genau wir das machen?" Rijan schüttelte ihren Kopf. "Interessiert es dich?" Unsicherheit zeichnete sich in ihren Augen ab. "Ich glaube nicht." Er lachte. Leise und doch sehr sinnlich. Er lullte sie mit seinem Lachen ein. Ohne, dass er irgendetwas weiter sagte, schien sie vollkommen hypnotisiert zu sein. Nein, hypnotisiert war der falsche Ausdruck. Unter Hypnose fühlte und dachte man nicht mehr. Sie fühlte und dachte aber momentan noch sehr deutlich. Es war eher, als würde sie vollkommen fasziniert von ihm sein. "Es ist ähnlich wie bei Tieren. Eigentlich sehr amüsant, wenn man darüber nachdenkt. Wir sondern einen Stoff aus. Nein, vielleicht eher einen Geruch. Doch nicht dieser Geruch ist das Geheimnis. Vielmehr ist es die Reaktion von anderen Lebewesen darauf." Er umrundete sie, streifte dabei leicht ihren Arm und Rijan konnte nicht verhindern, dass sie erzitterte. "Siehst du? Ich tue rein gar nichts, was du nicht selbst auch möchtest. Ich könnte hier ganz ruhig stehen und ohne etwas zu tun, könnte ich dich dazu bringen, dich auszuziehen. Ich könnte dich dazu bringen, dich mir an den Hals zu werfen oder ich könnte dich in die Knie zwingen und dich um meine Aufmerksamkeit betteln lassen. Das alles kann ich nur durch die Aussonderung eines Geruches steuern. Je mehr ich davon aussteuere, desto mehr kann ich bei dir bewirken." Er umfing sie mit seinen Armen und atmete tief ihren Duft ein. Rijan musste ihm Recht geben. Sie wollte mit jeder Faser ihres Körpers, dass er genau das tat. Es war ihr nicht unangenehm. "Es ist so simpel und doch überaus faszinierend. Findest du nicht?" Sie nickte und blickte in seine Augen. Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand und er trat einen Schritt zurück. Sehr ernst blickte er nun drein. Die Faszination ließ nach. "Ich weiß wie mächtig diese Gabe ist. Wenn ich möchte, kann ich mir alles und jeden Untertan machen. Doch mit der Macht ist das so eine Sache. Wer sie besitzt lernt auch sehr schnell, dass er damit vorsichtig umgehen muss. Alles hat Auswirkungen, die man nicht unterschätzen sollte." Sein Blick heftete sich auf Jamie. "Es hat dich erstaunt, dass ihr vollkommen egal war, was ich mit ihr tue, richtig?" Rijan nickte und sah dabei zu, wie Jamie sich auf Akiko zu bewegte. Er hatte sie nicht gerufen, noch glaubte sie, dass er seine Macht einsetzte. Es musste sein Blick gewesen sein, der ihr gesagt hatte, was sie tun sollte. Und sie tat es. Ohne darüber nachzudenken, ohne auf die Idee zu kommen, das Gegenteil zu tun, folgte sie seiner Aufforderung. Er griff neben sich und zog einen kleinen Dolch aus der Wand. Aha, Waffen schienen ihn doch nicht sehr zu beunruhigen. "Die Erklärung ist eigentlich sehr einfach." Rijan fand das keineswegs. Akiko reichte Jamie den Dolch und blickte Rijan an. "Sie besitzt keine Seele." Rijan blickte schockiert zu Jamie. Das konnte nicht sein. Und doch schien es die Wahrheit zu sein. Es erklärte ihre gleichgültige Art. Warum sie keine Reaktion zeigte. Sie fühlte nichts. "Richtig, sie kann nicht fühlen. Sie kann nicht Recht von Unrecht unterscheiden. Für all diese Dinge braucht man eine Seele. Doch die hat sie nicht." Offenbar wusste er, dass Rijan das nicht glauben konnte, denn er streckte seinen Arm aus. "Schneide mich!", befahl er Jamie und blickte ihr dabei fest ins Gesicht. Jamie erwiderte diesen Blick nicht. Sie nahm den Doch und ohne mit der Wimper zu zucken, ließ sie die scharfe Klinge über seinen Unterarm gleiten. Ein sauberer Schnitt, aus dem zugleich Blut floss. Akiko blickte auf die Wunde. Einen Moment lang starrte er finster auf das Blut, doch der Ausdruck verflog wieder. Er nahm den Dolch zurück und verstaute ihn wieder im Dunkel der Wand. "Solltest du dich nicht sicher fühlen ..." Er sprach nicht weiter, deutete aber mit dem Kopf auf die Stelle, an der der Dolch steckte. Rijan machte einen Schritt auf ihn zu. "Die Wunde muss verbunden werden." Er schüttelte seinen Kopf. "Das hört von alleine wieder auf." Sie beließ es dabei, sah ihn aber immer noch nachdenklich an. "Was? Denkst du darüber nach, ob ich doch so schlecht bin, wie du glaubst?" Er sagte es leichthin, doch sie hörte den Unterton deutlich heraus. Sieh einer an. Es gab also einen Dämon, dem nicht ganz egal war, was andere von ihm dachten. "Deine Macht ...", fing sie an. "Letztendlich manipulierst du doch nur. Es ist nur eine andere Art von Zwang." Er hielt in der Bewegung inne und sah Rijan einen Moment lang schweigend an. Dann schüttelte er seinen Kopf. "Fühltest du dich gezwungen?" Sie schüttelte ihren Kopf. "Nein, aber ich hatte auch keinen freien Willen." Er lachte erneut, doch diesmal klang es sehr bitter. "Wirklich?" Damit drehte er sich um und ging ein paar Schritte. Doch so ganz wollte er es wohl nicht auf sich beruhen lassen. "Ihr Menschen seid Meister darin, euch selbst zu belügen. Diese Macht, die ich habe, kann ich nur bei Menschen einsetzen, denen ich gefalle. Die sowieso schon irgendwie fasziniert sind. Menschen, die Dämonen abgrundtief hassen, sind gegen diesen Zauber immun. Man kann niemanden gegen seinen Willen benutzen, Rijan. Wenn du mir nicht glaubst, frag dich, was du gefühlt hast, als ich mich von dir entfernt habe." Damit ging er dann wirklich und ließ eine nachdenkliche Rijan zurück. Jamie folgte ihm, sobald sie Rijan den alten Kimono abgenommen hatte. Langsam stieg sie die steinigen Stufen in das warme Wasser hinab. Ihre Muskeln entspannten sich recht schnell. Sie setzte sich auf einen steinernen Haufen und ließ das Wasser sie umspülen. "Was ich gefühlt habe?", echote sie nachdenklich. Nun, wenn sie ehrlich war, hatte er wohl Recht. Sicher, er hatte mit seiner Kraft dafür gesorgt, dass sie seine Umarmung herbeigesehnt hatte, doch dann als er sich entfernt hatte und seine Macht geschwunden war, hatte sie sich trotzdem nicht benutzt gefühlt. Und warum war das so gewesen? Weil er Recht hatte. Tief in ihr, gab es wohl einen Part, der von ihm hatte berührt werden wollen. Doch diese Erkenntnis war viel schlimmer als jede andere. Denn zum ersten Mal wurde Rijan klar, wie gefährlich ihr Akiko werden konnte. Er sah seinem Vater nicht nur extrem ähnlich, nein, genau genommen, hatte er wohl alle Eigenschaften, die sich Rijan bei Sesshoumaru wünschte, jedoch nicht vorfand. Betrachtete man es genauer, war Akiko wohl einfach nur die bessere Version von Sesshoumaru. Und das war etwas, das Rijan wirklich tief traf. Fortsetzung folgt ... Okay, nach nochmaligem Lesen ist der Part doch nicht so schlimm. Ich hänge eben nur grade, weil ich nicht weiß, wie ich zum nächsten Part der Story kommen soll. Na ja, kommt Zeit kommt Rat. Einigen Lesern ist wohl aufgefallen, dass Akiko eigentlich ein Mädchenname ist (right, T-Fan?). Ich gestehe, dem ist tatsächlich so. Aber irgendwie hat sich der Name in meinem Kopf verfestigt und Akiko ist eben Akiko. Außerdem ist er ja ein Dämon, die haben immer komische Namen, warum also nicht auch einen Mädchennamen. Des weiteren heißt Akiko Kind des Herbstes. von der Übersetzung kann es also auch ein Junge sein. Okay, ich hoffe, das geht als Entschuldigung durch. :) Hab euch alle lieb und nächstes Mal auch wieder bessere Laune. Rogue Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)