Familienbande von Rogue37 ("Geliebter Dämon" geht weiter) ================================================================================ Kapitel 10: Dunkelheit im Herzen -------------------------------- Tadaima, wie man so schön sagt. Also ehrlich, ich muss erst mal all den lieben Leuten danken, die so freundlich waren und mir immer so tolle aufmunternde E-Mails, ENS oder auch Gästebucheinträge schreiben. Ich kann euch sagen, es motiviert einen nichts mehr, als zu lesen, dass jemand wirklich auf die Fortsetzung wartet. Jeder, der sich angesprochen fühlt, darf sich wichtig nehmen, denn nur euch ist es zu verdanken, dass ich überhaupt weiterschreibe. Ich hätte nämliche in schlechtes GEwissen, wenn jemand schon so freundlich ist, mein "Werk" gut zu finden und ich es dann nicht zu ENde führe. Offenbar komme ich aus meinem Tief nie wieder heraus, aber bitte, die Version ist jetzt wenigstens derartig gelungen, dass ich sie veröffentlichen kann. So, here we go: Schnaufend blieb Rijan stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre Brust hob und senkte sich viel zu schnell, als dass Rijan wirklich davon ausgehen konnte, auch nur einigermaßen fit zu sein. Sie versuchte sich zu beruhigen, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen und allmählich gelang ihr das auch. Vorsichtig streckte sie ihren rechten Arm aus und stützte sich gegen einen Baumstamm. "Chikuso!", meinte sie leise und Tränen brannten in ihren Augen. Schließlich gab sie ihren inneren Kampf auf. Langsam sank sie auf die Knie und versuchte das Zittern ihrer Hände zu ignorieren. Ein Schmerz erwachte in ihr, der sie zu überwältigen drohte. Wie eine Lawine rollte er über sie hinweg und ließ sie zusammenbrechen. Sie hatte in den vergangenen Tagen versucht, diese Attacken zu überstehen, sie besser noch sogar zu vermeiden, doch es war immer bei dem Versuch geblieben. Sie konnte ihre Gefühle nicht unterdrücken. Einige Stunden lang schaffte sie es, doch dann brach wieder alles über ihr zusammen. Meist versuchte sie das niemandem zu zeigen und da sie nicht sicher war, wann sie einen dieser Anfälle hatte, hatte sie es vorgezogen allein zu sein. Rijan setzte sich auf ihre Fersen und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Sie schrie ihren Kummer und ihre Pein in die Welt hinaus. Einen Moment lang hoffte sie, jemand würde sie hören und ihr helfen, doch lediglich einige Vögel fühlten sich gestört und flatterten aus den blätterumrankten Wipfeln der Bäume. Sie barg ihr Gesicht in ihren Händen und schluchzte hemmungslos. Niemals würde sie darüber hinwegkommen, was sie getan hatte. Damals auf jenem Schlachtfeld war die Welt so klar gewesen, alles war so einfach gewesen. Sie hatte gewusst, was richtig und was falsch gewesen war. Sie hatte ihre Gefühle klar einordnen können. Doch heute, Monate nach dieser Schlacht, die alles für sie verändert hatte, schien die Welt aus den Fugen geraten zu sein. Wie verkehrt alles gelaufen war, wurde ihr erst jetzt bewusst. Wie hatte es so weit mit ihr kommen können? Wie hatte sie vergessen können, wie einfach alles eigentlich war? Sesshoumaru und sie, das war eine feste Größe gewesen. Etwas, an dem sie nie hätte rütteln dürfen, etwas, dass zu bezweifeln, eigentlich außerhalb ihres Denkens liegen sollte. Und doch hatte sie angefangen nachzudenken, angefangen zu zweifeln. An ihm, an ihr, an allem hatte sie angefangen zu zweifeln. Sie konnte nicht einmal mehr sagen, warum sie damit angefangen hatte. Gerne hätte sie gesagt es wäre Akikos Schuld gewesen. Die Tatsache, dass er so anders so viel gefühlvoller als sein Vater war, sie zum Nachdenken bewogen hätte. Genauso gerne hätte sie Chidori die Schuld gegeben. Ihre gemeinsame Vergangenheit mit Sesshoumaru, ihre Boshaftigkeit, hatte sie zweifeln lassen, doch Rijan wollte sich nicht länger belügen. Die Zweifel und die Schuld stammten von ihr. Sie war es gewesen, die angefangen hatte, sich mit Chidori zu messen. Sie war es gewesen, die sich gewünscht hatte, Sesshoumaru wäre etwas mehr wie sein Sohn. Sie war es ganz allein gewesen, die vergessen hatte, dass es Sesshoumaru war, den sie liebte. So wie er eben war. Das hatte sie vergessen. Sie allein traf also die Schuld. Und all ihre Zweifel hatten sie Dinge tun, Dinge sagen lassen, die den Untergang von dem eingeleitet hatten, was einst zwischen ihr und diesem besonderen Dämon gewesen war. Sie weinte bittere Tränen und wollte doch damit aufhören, denn keine Tränen dieser Welt wurden der Tat gerecht, die sie verbrochen hatte. Nichts konnte auch nur ansatzweise ausdrücken, was sie fühlte, was sie dachte, was sie wusste, verloren zu haben. Es zerfraß ihre Seele, zu wissen, dass alles ganz allein ihre Schuld war. Sie war nur ein Mensch. Sesshoumaru hatte ihr das oft genug gesagt, nun verstand sie wieder was er damit hatte sagen wollen. Er hatte ihr nie das Gefühl geben wollen, sie wäre deswegen ungenügend. Er hatte ihr manchmal auf sehr schmerzhafte Art ihre Grenzen aufzeigen wollen. Sie hatte das jedoch nicht eingesehen, nun jedoch verstand sie, dass er Recht hatte. Bis zu einem gewissen Grad konnte man etwas als Mensch ertragen, ging es darüber hinaus, zerbrach man daran. Und an diesem Punkt war Rijan nun. Zumindest erschien es ihr so. Sie wusste nicht, wie sie mit diesen Ereignissen leben sollte. Sie wusste nicht, wie sie darüber hinwegkommen sollte, dass er sie verlassen hatte. Dass er wohl auch nie wieder zurückkommen würde. Sie konnte nicht einmal sagen, wie sie diese Schmerzen unter Kontrolle bringen konnte. Rein gar nichts wusste sie mehr. Wie ein Kleinkind zog sie die Beine an und umklammerte sie. Lange Zeit starrte sie nur vor sich hin, ließ die Welt vor ihren Augen verschwimmen und weinte, bis keine Tränen mehr zu vergießen waren. Lange nachdem es dunkel geworden war, selbst lange nachdem sie aufgehört hatte zu weinen, war dieser Schmerz in ihr immer noch nicht schwächer geworden. Sie wollte schreien, wollte diesen Schmerz irgendwie herausbekommen, doch selbst ihre Stimme war mittlerweile verschwunden. Also blieb sie sitzen und ignorierte die Kälte, die sich ihres Körpers bemächtigte. Einen flüchtigen Moment lang dachte sie darüber nach, dass sie einfach hier sitzen bleiben konnte. Die Nächte waren kälter geworden, sie war immer noch geschwächt von ihrer Begegnung mit den Wölfen, von ihrer Rückkehr ins Leben. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in genau dieser Nacht eine tödliche Erkältung einfing, war sehr hoch und für den Bruchteil einer Sekunde erschien ihr das nicht wirklich als Fluch. Doch dann verwarf sie diesen Gedanken wieder. Aufgeben lag nicht in ihrer Art. Sesshoumaru würde das nicht gerecht werden. Egal, wie schlimm alles war, ihre Aufgabe war es, weiterzumachen. Für ihn, auch wenn er es nicht mehr mitbekam oder aber es ihn nicht mehr interessierte. Also erhob sich Rijan schwerfällig und ging zurück. Das Haus erstreckte sich hoch über ihr im sicheren Schutz der Berge. Sie seufzte, während sie den steilen Weg nach oben ging. Vielleicht wurde es Zeit, dass sie sich Gedanken machte, wohin sie gehen sollte. Hier bleiben lag nicht in ihrer Möglichkeit. Sie wusste nicht einmal, ob sie das auch wirklich gewollt hätte. Durch Sesshoumarus Weggang hatte sich für Chidori die Lage verbessert. Es war nicht länger nötig, dass sie von hier verschwand. Rijan seufzte betrübt, wenn es nur für sie selbst auch so einfach wäre. Ihr Zuhause war dort, wo Sesshoumaru war. Nun fühlte sie sich heimatlos. Es gab keinen Ort, an den sie gehen konnte. Sie erklomm die wenigen Stufen des Hauses und blieb einen Moment lang schnaufend stehen. Ihre Kondition war wirklich nicht mehr die Beste. Eine Bewegung im Dunkeln ließ sie innehalten. Angestrengt starrte sie in die Dunkelheit und wartete darauf, etwas erkennen zu können. Es waren Chidoris Umrisse, die sich abzeichneten. Langsam trat sie aus dem Dunkel und ließ zu, dass die Mondstrahlen sie in ein sanftes Licht tauchten. In Momenten wie diesen war Rijan nur zu klar, warum Sesshoumaru ihr nachgegeben hatte. Sie war mehr als nur eine Schönheit. Sie hatte diesen typischen perfekten Glanz, den nur ein Dämon ausstrahlen konnte. Es war das, was sie von Menschen unterschied. Ein Mensch zeichnete sich durch die kleinen Makel aus, ein Dämon dagegen hatte so etwas nicht. "Nun, du freust dich mit Sicherheit. Dank meines Fehlers, bleibt dir dein Zuhause erhalten." Chidori schnaubte nur abfällig. Sie hielt es wohl nicht einmal für nötig, darauf einzugehen. Rijan schüttelte ihren Kopf. Eigentlich war sie es sehr leid, sich immer mit ihr zu streiten. "Lassen wir das." Wenige Minuten in der Gegenwart dieser Dämonin sorgten dafür, dass Rijan sich unendlich erschöpft fühlte. "Du irrst dich." Die Worte überraschten sie, erst Recht, weil sie eigentlich vollkommen emotionslos ausgesprochen waren. Es fehlte dieser schnippische Unterton den Chidori sonst hatte. "Worin irre ich mich?" Unsicher blickte sie Chidori an. "Letztendlich ist dies hier nur ein Haus, Rijan. Hätte ich hier nicht länger bleiben können, hätte ich andere Möglichkeiten zu leben." Das weckte nun doch Rijans Neugier. "Und welche wären das?" Chidori zuckte belanglos mit den Schultern. "Was siehst du in mir?" Rijan hasste es, wenn man ihre Fragen mit Gegenfragen beantwortete. "Einen Dämon.", erwiderte sie schnippisch. Chidori lachte trocken. Es war seltsam sie lachen zu hören. "Wohl wahr, aber ist das alles?" Langsam wurde Rijan klar, dass Chidori diese Frage offenbar ernst meinte. "Ich sehe in dir einen Dämon, der auf eine Art mit Sesshoumaru verbunden ist, die sonst niemand auf dieser Welt hat. Du bist die Mutter seines Sohnes. Und ich sehe in dir, eine Frau, die obwohl sie seinetwegen durch die Hölle gegangen sein muss, nicht aufhören kann, ihm nahe sein zu wollen." Chidori dachte einen Augenblick über ihre Worte nach, ehe sie langsam nickte. "Du bist eine gute Beobachterin. Aber letztendlich bist du wie mein Sohn oder sogar wie Sesshoumaru selbst." Das verwirrte Rijan nun doch sehr. Was sollte das heißen? Übersah sie etwas? "Ich bin mehr als all das, Rijan. Ich war es immer und ich werde es immer sein. Sesshoumaru ist ohne Zweifel der wichtigste Teil meines Lebens, aber ich war bereits jemand, bevor ich ihn kannte und ich werde auch immer noch dieser jemand sein, wenn er sich endgültig von mir abwendet. Ich kann daran nicht zerbrechen, denn ich bin jemand." Rijan nickte nur. Es dauerte einen Moment ehe ihr aufging, dass Chidori wohl gerade auf ihre sehr eigene Art und Weise versuchte, Rijan etwas klar zu machen. Man konnte nicht daran zerbrechen, wenn man das Wichtigste im Leben verlor, denn das Wichtigste war nun einmal nicht alles. Ihre Augen wurden groß, als sie zu der Dämonin hinüberblickte. Schweigend stand sie da, eindeutig milder gestimmt als sonst. Konnte es sein, dass Chidori ihr sozusagen die Hand reichte? Jetzt wo Sesshoumaru verschwunden war, schien es einfacher zu sein, mit ihr auszukommen. War diese Feindschaft zwischen ihnen nur sein Werk gewesen? "Du willst mir also sagen, es hat dir nicht den Boden unter den Füßen weggezogen, als er dich verlassen hat?" Zweifel zeichneten sich deutlich auf ihrem Gesicht ab. "Ich wusste lange bevor er mich tatsächlich verlassen hat, dass er gehen würde." Diese Offenbarung überraschte sie. Daran hatte sie noch nicht gedacht. "Wie hast du damit leben können?" Chidoris Blick wurde trübe, als würde sie sich daran erinnern, wie es damals gewesen war. "Das spielt keine Rolle. Wichtig ist letztendlich nur, dass ich es überlebt habe." Ein Nicken war die Antwort darauf, zu mehr konnte Rijan sich nicht hinreisen lassen. "Du hast hier bleiben können. Das ändert einiges. Was hättest du getan, wenn Sesshoumaru darauf bestanden hätte, dass du dieses Haus verlässt? Wohin wärst du gegangen?" Ein abfälliges Lächeln erschien auf Chidoris Gesicht. Es erinnerte Rijan daran, dass Chidori nach wie vor nicht ihre Freundin war. Sie mochte gerade redselig sein, aber das änderte eigentlich überhaupt nichts. Sie beide standen auf verschiedenen Seiten. Sie mochten etwas gemeinsam haben, aber das sorgte nicht dafür, dass sie sich ähnlich waren. "Du hast es immer noch nicht verstanden." Chidori schüttelte ihren Kopf. "Du hast richtig erkannt, dass ich ein Dämon bin, Rijan. Aber ich bin nicht einfach nur irgendein Dämon, ich bin auch nicht nur der Dämon, der eine Zeit lang an Sesshoumarus Seite hat leben dürfen." "Du bist mehr als das, ich weiß, das hast du schon gesagt." Sie schnaubte leicht. Offenbar gefielen ihr Rijans leicht genervte Worte nicht. "Hai, ich bin sehr viel mehr als das. Und es wird Zeit, dass ihr das alle endlich einseht." Rijan gab sich geschlagen. Chidori wollte offenbar, dass sie diese Frage stellte und sie war es für heute leid zu diskutieren, also tat sie ihr den Gefallen. "Nun denn, wer bist du?" Chidori richtete sich ein wenig auf. "Ich, kleine Rijan, bin nichts weniger als die Herrscherin über die östlichen Ländereien." Rijans Augen weiteten sich, während sie Chidori ansah und versuchte zu begreifen, was man ihr eben offenbart hatte. Sie musste zugeben, dass sie das nicht erwartet hatte. Sicher, ihr war nicht entgangen, dass in Chidori eine Kraft schlummerte, die sie geweckt nie erleben wollte, doch dass sie offenbar derartig mächtig war, hatte sie nicht erwartet. "Dummkopf!"; schalt Chidori sie leicht amüsiert. "Glaubst du jeder kleine Dämon könnte dir dein Leben zurückgeben. Wen kennst du noch, der zu so etwas fähig ist?" "Sess...", sie brach ab, als ihr ihre eigene Dummheit klar wurde. Richtig, Sesshoumaru war ihres Erachtens der einzig andere Dämon, der so einfach über Leben und Tod bestimmen konnte. Und Sesshoumaru war ebenfalls nichts geringeres als der Herrscher über die westlichen Ländereien. "Ich sehe du begreifst es langsam." Sie drehte sich um und wollte ins Haus gehen. "Sag mir, warum hast du mich gerettet? Ich dachte du hasst mich?" Sie blieb stehen, drehte leicht den Kopf und sah sie aus ihren feuerroten Augen an. "Ist das nicht offensichtlich?" Rijan schüttelte ihren Kopf. Offensichtlich fand sie daran gar nichts. "Dein Tod wäre gleichbedeutend mit meinem gewesen. Ich hänge an meinem Leben, Rijan, ich bin keineswegs bereit, meinen Tod einfach hinzunehmen. Erst Recht nicht für etwas so Unbedeutendes wie ein menschliches Leben." Sie verstand nicht sofort, was Chidori damit sagen wollte. Was hatte ihr Tod mit dem dieser Dämonin zu tun? Doch Chidori schien heute wirklich redselig zu sein, denn zu Rijans großer Verblüffung, erläuterte sie ihre Worte, ohne dass Rijan groß hätte nachfragen müssen. "Menschen!", seufzte sie nur resigniert und ein klein wenig brachte Rijan das zum Lächeln. Niemand außer einem Dämon konnte durch ein simples Wort so viel ausdrücken. Sesshoumaru war darin ebenfalls Meister gewesen. Ein Stich in ihr Herz verursachte dieser kleine Gedanke. Würde es ab nun immer so sein? Ein einziger Gedanke an ihn, verursachte ihr Schmerzen? Oder würde sie eines Tages damit leben können, sich an die wenigen schönen Augenblicke erinnern können? Sie bezweifelte es. "Für Sesshoumaru ist diese Welt schwarz und weis. Es gibt grundsätzlich nur zwei Dinge, die man tun kann. Das Richtige oder eben das Falsche. Tut man das Falsche, hat man mit den Konsequenzen zu leben. So einfach ist das bei ihm." "Bei ihm." Rijan seufzte unglücklich. "Die Welt ist nicht so einfach, wie er immer glaubt." Chidoris rechter Mundwinkel hob sich leicht. "Ich lebe einige Jahre länger als du, Rijan. Glaub mir, sie ist so einfach." Rijan hätte ihr widersprochen, an jedem anderen Tag hätte sie das wirklich, doch heute war sie zu müde um noch weiter zu diskutieren, also ließ sie diese Aussage so stehen. "An jenem Tag als du hast wissen wollen, wo er ist, schickte ich dich in den Wald." Dunkel erinnerte sie sich an dieses Gespräch, diesen Streit. Es erschien ihr so lange her, war so bedeutungslos geworden. "Das war aber nicht falsch, denn du hast wirklich geglaubt er wäre dort." Chidori nickte und ihr Blick schweifte in die Ferne. "Hai, doch in seinen Augen spielt das keine Rolle. Du bist in den Wald gegangen und dort auf diese Wölfe getroffen. Warum du dort warst, spielt keine Rolle, wichtig ist nur, dass ich es war, die dich dort hingeschickt hat." Sie seufzte schwer und Rijan begann beinahe Mitleid mit ihr zu haben. Das war es also. Sesshoumaru hätte ihr die Schuld daran gegeben und das hätte nur eine einzige Reaktion bei ihm hervorgerufen. "Du hast dich also selbst gerettet." Bitterkeit schwang in ihren Worten mit. Sie wusste nicht einmal warum, doch dass man so kaltherzig über Leben und Tod entscheiden konnte, weckte Wut in ihr. Tiefe Wut um genau zu sein. Chidori schwieg einen Moment und schien darüber nachzudenken, ehe sie mit den Schultern zuckte. "Man sollte meinen, wenn die Welt so einfach ist, sollte es auch einfach sein, nach diesen Regeln zu leben. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass etwas, was ich im Anschluss tue, nichts an dem ändert, was ich zuvor getan habe. Wiedergutmachung ist ein Wort, dass es für Sesshoumaru nicht gibt." Rijan runzelte die Stirn und blickte die Dämonin skeptisch an. "Du lebst noch, ich gehe einmal davon aus, dass es sich für dich durchaus gelohnt hat." Langsam strich sich Chidori die langen Haare zurück und lächelte matt. "Sesshoumaru ist ein Dämon, Rijan." "Das ist mir durchaus bekannt.", giftete sie zurück. "Aber dir ist nicht klar, was das bedeutet. Ein Dämon tötet entweder weil es sein muss, oder weil er es so möchte. Und wenn er es möchte, hat er Freude daran. In dieser Hinsicht ist Sesshoumaru wie ein Raubtier. Er liebt es sein Opfer leiden zu sehen, es im ungewissen zu lassen. Das Unvermeidliche hinauszuzögern. Mich gleich zu töten, hätte ihm den Spaß genommen. Vermutlich hätte er mich noch Jahre lang in dem Bewusstsein leben lassen, dass er mir jederzeit das Genick brechen konnte. Das ist es, was ihn ausmacht, Rijan. Er weiß, dass die Ungewissheit viel schlimmer sein kann als einfach nur jemanden zu töten." Rijan wurde bei diesen Worten kalt. Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. Das war nicht, was sie hören wollte. Sie wollte nicht daran denken, dass in Sesshoumaru eine sehr grausame Ader steckte. Und doch drängten sich ihr wieder Erinnerungen auf. Sango, durchbohrt von seinem Schwert, sein Blick, unbewegt, ohne den Hauch einer Emotion. Ihm war damals egal gewesen, was er getan hatte. Für ihn hatte es keine Rolle gespielt, warum Sango ihn angegriffen hatte. Dass sie vielleicht einen Grund dafür gehabt hatte. Und dann fühlte sie wieder dieses Dunkle, dieses Gefährliche in ihr. Dieser Teil ihrer Seele, den er ihr gegeben hatte. Richtig, niemand wusste besser, wie düster seine Seele war, wie angsteinflößend er sein konnte. "Ich bin mir nicht einmal jetzt sicher, ob sich daran etwas geändert hat. Vermutlich nicht, denn was auch immer du getan hast, wirkt sich nicht darauf aus, was ich getan habe." Sie sagte das so belanglos, als würde es einfach nur um einen Wetterumschwung gehen und nicht darum, dass er sie vielleicht nach wie vor umbringen würde. Umbringen für etwas, das nicht ihre Schuld war. "Aber du hast mich zurückgeholt, sollte ihn das nicht gnädiger stimmen." Chidori schüttelte leicht belustigt ihren Kopf, doch ihre Augen zeigten die Resignation, die in ihr herrschte. "Gnädig?" Ein wenig Bitterkeit schwang in diesem Wort mit. "Du hast selbst erkannt, dass er die Macht hat, dir dein Leben zu geben oder es zu nehmen." Rijan nickte, verstand jedoch nicht, was das damit zu tun hatte. "Nun, er hat sich entschlossen, es dir nicht zurückzugeben." Eine Weile schwiegen die beiden Frauen. Rijan dachte darüber nach und es schmerzte mehr als ihr lieb war. Richtig, Sesshoumaru hätte die Möglichkeit gehabt, ihr zu helfen. Er hatte es aber nicht getan. Sie wollte sich der Illusion hingeben, dass er es nicht gekonnt hatte, aber es waren einmal seine eigenen Worte gewesen. Tensaiga war ein Teil von ihm, was sein Wille war, führte dieses Schwert aus. Er allein konnte es steuern. Und somit war die einzige logische Konsequenz, dass er ihr nicht hatte helfen wollen. Chidori dagegen ... Nun, sie hatte sich somit eigentlich seinem Willen widersetzt. Und niemand wusste wohl besser als Rijan, dass Sesshoumarus Wille eigentlich Gesetz war. Niemand widersetzte sich ungestraft. Chidori war tief in Gedanken versunken. Rijan fragte sich, ob sie auch darüber nachdachte. Irgendwann schien sie zu merken, dass man sie beobachtete und sie schüttelte betont gelassen ihren Kopf. "Ich hatte vergessen, warum ich etwas gegen Menschen habe. Ihr macht uns schwach." Abfällige Worte, doch nach wie vor schimmerten ihre Augen seltsam. An was auch immer sie gedacht hatte, es ließ sie noch nicht los. "Bleibe oder geh, mir ist es einerlei." Sie zuckte mit den Schultern um zu verdeutlichen wie egal es ihr war. Doch dann blitzte es kurz in ihren Augen auf. "Aber lass die Finger von meinem Sohn." Rijan nickte nur. Es war unnötig darauf zu reagieren. Chidori würde doch nie verstehen, was zwischen ihnen geschehen war. Sie würde nicht glauben, dass es eigentlich nichts zu bedeuten hatte. Die Dämonin streckte ihren Rücken durch und hob die Nase leicht an. Nun wirkte sie wieder erhaben wie eh und je. Rijan unterdrückte ein Lächeln. Irgendwie wirkte sie im Moment doch beinahe amüsant. "Menschen!", giftete sie, während sie die Tür zum Haus öffnete. Rijan blickte auf ihren Rücken. Stolz und Würde strahlte sie mit jeder Faser ihres Körpers aus. Und während sie ihr Gegenüber so ansah, dachte sie über Chidoris Worte nach. Sesshoumarus Welt war so einfach. Richtig oder falsch und obwohl er bestimmte, was richtig und falsch war, wusste man doch immer, wie er denken würde. Erst Recht, wenn man so lange an seiner Seite gelebt hatte wie Chidori. Demzufolge hatte sie von Anfang an gewusst, dass ihr Eingreifen in die Geschehnisse Folgen haben würde. Schlimmer noch, sie hatte gewusst, welche Folgen es haben würde und dennoch hatte sie ihr das Leben geschenkt. Ein Lächeln breitete sich auf Rijans Gesicht aus, während ihr die Bedeutung dieser Tatsache klar wurde. "Wenn du nicht aufpasst, fange ich irgendwann an zu glauben, dass du eigentlich doch ein sehr nettes Wesen bist." Chidori blieb stehen, drehte sich aber nicht um. "Mach dich nicht lächerlich." Doch beinahe hatte Rijan den Eindruck, als würde sie lächeln, während sie diese Worte aussprach. Rijan betrat den großen Trainingsraum und schloss die Tür hinter sich. Es wurde Zeit, dass sie endlich wieder damit Begann, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Und wenn es ihr auch unmöglich war, die derzeitigen Umstände zu ändern, so konnte sie zumindest dafür Sorgen, dass sie sich in ihrem eigenen Körper nicht mehr fremd fühlte. Entschlossen legte sie ihren schlichten Kimono ab. Kühle Luft drang durch ihren dünnen Yukata, doch das würde sie nicht hindern. Wenn sie erst einmal das Aufwärmtraining hinter sich hatte, würde sie genug schwitzen. Sie nahm ein dünnes Stoffband und band damit ihre Haare zu einem festen Zopf zusammen. Anschließend ging sie in die Mitte des Raumes, stellte sich aufrecht hin und schloss die Augen. Ein paar Mal atmete sie tief ein und wieder aus, ehe sie damit begann langsam ihre Muskeln auf das kommende Training vorzubereiten. Die ersten Dehnübungen schmerzten mehr als sie sich vorgestellt hatte. Langsam hob sie ihr rechtes Bein, bis sie es schließlich beinahe senkrecht nach oben gezogen hatte. Unsagbarer Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Doch tapfer verharrte sie in dieser Position. Als sie ihr Bein wieder nach unten nahm, stieß sie zischend die Luft aus. Sie versuchte ihre Arme hinter ihrem Rücken zu kreuzen, schaffte es aber erst beim zweiten Anlauf. Erneut stellte sie fest, dass ihr Körper von der einstigen Kondition sehr weit entfernt war. Sie schüttelte ihre Beine und Arme um sie wieder etwas lockerer werden zu lassen. Anschließend ging sie wieder in die Grundstellung und stellte sich einen imaginären Gegner vor. Es dauerte bis ihr das glaubhaft gelang. Sie hob die Arme um ihren Oberkörper im Notfall vor Schlägen zu schützen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Sie konnte fühlen, wie sich Energie in ihrem Körper sammelte. Sie musste es nur schaffen, diese Energie wieder lenken zu können. Mit einem lauten "Kya!" boxte sie ihren imaginären Gegner nieder. Wieder und wieder schlug sie zu, ließ dabei kaum Zeit, um einen Gegenangriff zuzulassen. Sie traf sein Kinn, anschließend seinen Magen und schließlich einen gezielten Hieb auf seinen Hals. Er ging in die Knie und Rijan traf ihn mit ihrem ausgestreckten Bein geradewegs am Kopf. Ohne Gegenwehr ging er zu Boden. Ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "Na bitte, geht doch!", frohlockte sie und entspannte sich wieder etwas. "Das Erste was mein Vater mir beigebracht hat, war, dass ich niemals gegen einen eingebildeten Gegner kämpfen soll." Rijan wirbelte herum, ihr Herz setzte einen Moment lang aus. Sie war so konzentriert gewesen, dass sie Akiko überhaupt nicht hatte hereinkommen hören. Oder war er schon die ganze Zeit hier gewesen? Nein, das war ausgeschlossen. Seine Gegenwart hätte sie gespürt. Sie ging wieder in ihre Ausgangsstellung, hob die Arme schützend und sah ihn wenig begeistert an. "Ich dachte er hätte dir nichts beigebracht." Akiko lächelte leicht und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Es erstaunte sie immer noch, wenn sie das Zeichen auf seiner Stirn sah. "Ein Gegner, den man sich nur einbildet, tut immer was man denkt. Das heißt er kann nie gewinnen. Und das wiederum weckt bei dir den Eindruck, du wärst gut oder sogar unbesiegbar." Rijans Blick wurde kühl. "Ich bin gut. Sogar gut genug um deinen Vater zu verwunden." Akiko hob überrascht, aber dennoch sehr zweifelnd eine Augenbraue. "Wirklich?" Sie nickte und sah ihn aus blitzenden Augen an. "Wirklich!", bestätigte sie nicht gerade bescheiden wirkend. "Dennoch erscheinen seine Worte logisch. Ein richtiger Gegner kann dich überraschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er das tut, ist sogar sehr groß." Seine Worte weckten die Wut in ihr erneut. Was wusste ausgerechnet er schon vom kämpfen? Alles was Akiko bisher getan hatte, war Schläge von seinem Vater einzustecken. Er hatte bestimmt nicht das Recht mit ihr über Sinn und Unsinn ihres Trainings zu reden. "Ich glaube nicht, dass ausgerechnet du davon sprechen kannst." Akiko verschränkte die Arme und sah sie belustigt an. "Du erscheinst mir heute etwas gereizt." Sie schnaubte verächtlich und beschloss ihn einfach zu ignorieren. Langsam atmete sie tief ein. Um gut kämpfen zu können, musste man seine innere Ruhe finden. "Das wird nicht funktionieren. Mein Vater ist bestimmt niemand, dem ich besonders viel glaube, aber er ist ohne Zweifel der beste Kämpfer, den ich kenne." Rijan schloss die Augen. Verstand Akiko eigentlich nicht, dass sie jetzt bestimmt nicht über Sesshoumaru sprechen wollte? Allein der Gedanke an ihn schmerzte sie. "Es würde wesentlich mehr Sinn machen, wenn du gegen eine wirkliche Person kämpfst." Sie hörte ihn näher kommen, nahm seinen Geruch wahr, als er hinter ihr stehen blieb. Sein Atem berührte ihren Nacken. "Das würde nicht nur mehr Sinn machen, es würde dir auch helfen, dich wieder zu beruhigen." Sanft waren die Worte, die er in ihr Ohr flüsterte. Dennoch wollte sie darauf nicht eingehen. "Komm schon.", lockte er sie. "Dein Körper sehnt sich nach Entspannung." Seine Hand legte sich auf ihren Rücken, sie fing an sich zu verkrampfen. "Ich kann das fühlen, Rijan." Ihr Widerstand bröckelte. Ihr ganzer Wille schien dahin zu schwinden, wenn er so leise mit ihr sprach. Vorsichtig drehte sie den Kopf und öffnete ein Auge. Sein Blick war warm, kein bisschen neckend. Beinahe konnte sie darin Mitgefühl lesen. "Lass das!", bat sie schwach. Akikos Lächeln vertiefte sich. Er wusste, dass ihr Widerstand schmolz. "Ich tue doch gar nichts." Mit offenem Blick sah sie ihn an. "Spiel nicht mit mir." Er schüttelte seinen Kopf und ein wenig schien er von ihren Worten getroffen zu sein. "Ich würde nie mit dir spielen. Ich will dir helfen." Er trat einen Schritt zurück und beinahe war ihr, als könnte sie dadurch wieder besser denken. Langsam streckte er seine Hand aus, berührte sie jedoch nicht. "Lass mich dir helfen." Unsicher blickte sie auf seine Hand, dann in sein Gesicht. "Hab keine Angst, Rijan. Was kann schon groß geschehen, wenn ich dir helfen möchte?" Seine Worte waren unschuldiger gemeint, als sie bei ihr ankamen. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, dass Bilder in ihr aufwallten. Bilder davon, was das letzte Mal geschehen war, als er ihr nur hatte helfen wollen. Ihre Wangen röteten sich leicht und sie senkte beschämt den Blick. Einen Moment lang war alles ruhig, dann fing er aber an leise zu lachen. "Daran hatte ich zwar nicht gedacht, aber wenn du meinst, dass dir das hilft ..." Erschrocken schüttelte sie ihren Kopf und wich automatisch vor ihm zurück. "Nein, bloß nicht." Akiko lachte erneut. "Welch ein Glück, dass ich solch ein großes Selbstvertrauen habe. Andernfalls wäre ich nun wirklich gekränkt." Rijan wurde blass, als ihr klar wurde, wie beleidigend ihre Worte gewesen sein mussten. "Nein, ich wollte nicht sagen, dass mir das nicht gefallen hat." Er hob eine Augenbraue und sah sie belustigt an. "Du kannst das sehr gut.", erklärte sie und runzelte dann selbst die Stirn. "Nicht, dass das eine Rolle spielt, denn was wir getan haben war ein Fehler. Ein großer Fehler." Verwirrung nahm von ihr Besitz. "Ich meine ... das war ...", stammelte sie, brach aber schließlich ab, weil Akiko in schallendes Gelächter ausbrach. "Beruhige dich, Rijan. Ich bin es nicht, vor dem du dich rechtfertigen musst." Sie senkte den Blick und versuchte nicht daran zu denken, dass es wohl wesentlich einfacher wäre, Akiko das zu erklären als seinem Vater. Sie wusste nicht einmal, ob sie jemals die Chance haben würde, Sesshoumaru das alles zu erklären. "Genau aus diesem Grund würde es dir gut tun, gegen mich zu kämpfen." Dieses Mal war es Rijan die anfing trocken zu lachen. "Ohne dir zu nahe treten zu wollen, du hättest keine Chance gegen mich." Er verschränkte die Arme und strahlte dabei eine unheimliche Arroganz aus. "Ich mag meinem Vater nicht gewachsen sein, mit einem Menschen kann ich es aber alle mal aufnehmen." Ein verächtlicher Laut war alles, was Rijan darauf erwiderte. Wichtigste Regel eines Kampfes war immer noch, niemals den Gegner zu unterschätzen. Wenn Akiko nicht einmal das gelernt hatte, hatte er eigentlich überhaupt keine Chance jemals einen Kampf zu gewinnen. "Ich werde nicht gegen dich kämpfen.", erklärte sie kopfschüttelnd. "Du würdest dich nur verletzen." Akiko winkte ab. "Ich bin ein Dämon, Kleines. Was mich nicht umbringt, macht mich stärker." Erneut schüttelte sie ihren Kopf, doch dieses mal mehr über seine Arroganz als darüber, dass sie nicht kämpfen wollte. Sie konnte fühlen, wie Energie in ihr anfing zu pulsieren. Ihr Körper spannte sich von alleine an. Warum eigentlich nicht? Akiko war tatsächlich ein Dämon, sie hatte nicht vor ihn zu töten und alle Verletzungen, die er ohne Zweifel davontragen würde, heilten bei ihm meist wieder sehr schnell. Und wenn sie an das Training mit seinem Vater dachte, war er es sowieso gewohnt, Schläge einzustecken. Ein siegessicheres Lächeln erschien auf seinem Gesicht, während er sich in eine stabilere Standposition brachte. Er hob einen Arm um sein Gesicht zu schützen und streckte den anderen gerade aus. Mit seiner Hand bedeutete er ihr, anzufangen. Rijan seufzte nur und ging ebenfalls in die Ausgangsstellung. Einen Moment lang sahen sie sich schweigend an. Beinahe erwachte Respekt in ihr, denn so unbekümmert er eben noch gewesen war, so konzentriert war er plötzlich. Immerhin schien er die richtige Einstellung zu haben. Die Atmosphäre lud sich auf, ohne dass einer es hätte verhindern können. Rijan stieß einen energischen Laut aus und machte einen Ausfallschritt nach vorne. Ihre Hand schnellte blitzschnell hervor und traf Akiko überraschend im Magen. Der Hieb ließ ihn kurz zusammenzucken, ehe er wieder in seine Ausgangsposition zurückging und sie erneut aufforderte anzugreifen. Rijan ließ sich nicht zweimal bitten, schwang ihr rechtes Bein mit einem leichten Bogen nach oben und traf Akiko am Hals. Die Wucht des Aufpralls ließ ihn taumeln. Sicher kam sie wieder zu stehen und stemmte die Hände auf die Hüfte. "Wenn du dich nicht wehrst, wird das kaum etwas bringen." Akiko legte seinen Kopf kurz auf die rechte Seite, dann auf die linke. Es knackte dabei verdächtig. "Solange du nicht richtig kämpfst, habe ich keinen Grund mich zu verteidigen." Sie bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. Adrenalin pumpte durch ihre Adern. "Fein, du hast es so gewollt." Sie wartete nicht einmal mehr darauf, bis er seine Position eingenommen hatte, ohne vorherige Warnung, begann sie Schläge und Tritte auszuteilen. Sie merkte sehr schnell, dass sie von ihrer früheren Leistungsfähigkeit weit entfernt war, dennoch fühlte es sich erstaunlich gut an, einen Dämon zu verprügeln. Rijan sprang in die Luft, wirbelte sich selbst herum, und versuchte dabei genug Kraft freizusetzen um Akiko schwerer mit ihrem Bein zu treffen. Doch gerade als sie dachte, sie würde ihn treffen, schnellte sein Arm nach oben und fing ihren Hieb tatsächlich ab. Rijan war dadurch in ihrer eigenen Drehung gehemmt und fiel hart auf den Boden zurück. Benommen blieb sie sekundenlang liegen. "Was zur Hölle ...", setzte sie an, kam aber nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen, denn sie musste alle Kraft darauf verwenden wieder auf die Beine zu kommen, da Akiko plötzlich anfing sie anzugreifen. Und das mit einer Geschwindigkeit, die sie nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Seine Bewegungen entzogen sich manchmal ihrem Blick und so geschah es, dass Rijan unerwartet einen Hieb in den Magen bekam und sich keuchend vornüber beugte. Dieser Moment der Unachtsamkeit reichte Akiko um ihr mit einem gezielten Tritt die Beine wegzuziehen. Erneut landete sie auf ihrem Allerwertesten. Akiko blieb vor ihr stehen, sein Schatten fiel auf sie herab. In ihrer Würde verletzt, blickte sie zu ihm auf und schenkte ihm einen zornigen Blick. Ein selbstgefälliges Grinsen strahlte ihr entgegen. "Mein Vater lehrte mich ebenfalls, niemals einen Gegner zu unterschätzen. Es wundert mich, dass du so einen Fehler machst." Beinahe hätte sie darüber laut gelacht. Richtig, nicht er war es gewesen, der arrogant aufgetreten war. Vielmehr war sie es gewesen, die ernsthaft gedacht hatte, Akiko wäre nicht in der Lage sich zu wehren. Sie nahm die angebotene Hand und ließ sich beim Aufstehen helfen. "Mir war nicht klar, dass euer Training so erfolgreich war." Er lächelte, wirkte jedoch tatsächlich etwas verlegen. "Sesshoumaru ist ein guter Lehrer. Auch wenn es mir nie so vorkam, hatte es wohl doch sehr viel Sinn, so streng zu mir zu sein." Rijan erwiderte darauf nichts. Sie konnte nicht glauben, dass sie einen so leichtsinnigen Fehler begangen hatte. So etwas war ihr noch nie passiert. Ihr größter Vorteil war immer gewesen, dass man grundsätzlich sie unterschätzt hatte. Erneut schüttelte sie ihren Kopf. "Weiter?" Sie blickte zu ihm auf, dachte einen Moment darüber nach, das hier abzubrechen, doch ihr Ehrgeiz meldete sich lautstark zu Wort. Das konnte sie nicht auf sich beruhen lassen. Sie nickte also nur und der Kampf begann erneut. Diesmal war keiner von beiden überrascht. Es erschien unmöglich einen Treffer landen zu können. All ihre Angriffe schmetterte Akiko gekonnt ab, wohingegen sie stets verhinderte dass er ihr noch einmal zu nahe kommen konnte. Schweiß rann ihren Rücken hinab, durchnässte ihr dünnes Gewand. Ihr Atem ging stoßweise und allmählich wurden ihre Beine schwer. Wieder und wieder vollführte sie Sprünge, trat und schlug zu, doch nur selten konnte sie einen Erfolg verbuchen. Akiko selbst nötigte es tiefen Respekt ab, dass Rijan derartig kämpfen konnte. Er hatte sich denken können, dass sie gut sein musste, wenn sie an der Seite seines Vaters bestehen konnte, doch ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass ein Mensch derartiges zu vollbringen in der Lage war. Dennoch war ihm nur all zu klar, dass sie letztendlich unterliegen würde. Das war keine Arroganz oder Überschätzung seiner Fähigkeiten, nein, er konnte sehen, wie ihre Bewegungen weniger kraftvoll wurden, wie sie langsamer wurde, wie Müdigkeit von ihr Besitz ergriff. Und während sie an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stieß, wurde ihm erst im vollen Ausmaß klar, wie gut sein Vater ihn tatsächlich trainiert hatte. Immer hatte er angenommen, wer würde keine Fortschritte machen, würde mit seinem Vater nicht mithalten können, und obwohl dies wohl auch der Fall war, stellte er erst hier im Kampf mit Rijan fest, wie ausdauernd er sein konnte. Seine Grenzen würden noch lange nicht erreicht sein, wenn Rijan nicht einmal mehr in der Lage war sich zu bewegen. In einem richtigen Kampf hätte das ihren Untergang bedeutet. Und dennoch, obwohl sicherlich auch ihr selbst klar sein musste, dass sie verlieren würde, gab sie nicht auf. Das hier war nur ein Training, nichts wovon ein Leben abhing, doch Rijan kämpfte als würde es alles bedeuten. Er bewunderte diesen Mut an ihr, diese Ausdauer. Er konnte verstehen, was seinen Vater an ihr bewegt hatte. Nie zuvor war ihm ein Mensch begegnet, der alles was er tat, mit solch einer Energie machte. Rijan holte ein letztes Mal zu einem schweren Schlag aus, doch ihr Arm war viel zu schwer geworden. Die Kraft, die in ihr schlummerte, schien zu verblassen. Sie holte aus, doch Akiko konnte mit Leichtigkeit ihren Hieb abwehren, in dem er ihr Handgelenk mit seiner Hand umfasste. Die kleine Geste reichte aus um ihr klar zu machen, dass es vorbei war. Sie schnaufte heftig und fühlte wie ihre Beine langsam nachgaben. Akikos Arme schlangen sich um sie um sie zu stützen. "Chikuso!", fluchte sie leise. Er hielt sie fest, wartete bis sie sich wieder beruhigt hatte, doch nachdem alle Anspannung, alle Wut in ihr verschwunden war, brach erneut Verzweiflung über ihr zusammen und Tränen brannten in ihren Augen. Sie konnte sie nicht länger zurückhalten. Und so weinte sie erneut in seinen Armen. Akiko hielt sie fest, nicht mehr und nicht weniger tat er. Er sagte kein Wort zu ihrem Zusammenbruch, versuchte nicht sie durch unnötige Worte beruhigen zu wollen. Im ersten Moment half ihr das, doch dann wurde ihr bewusst, wie sehr Akiko gerade durch dieses Verhalten seinem Vater ähnelte. Und das wiederum verschlimmerte alles nur noch mehr. Sie begann sich in seinen Armen zu winden. Er ließ sie los - ganz so wie sein Vater es auch getan hätte. Unbändige Wut erwachte in ihr, ließ sie beinahe blind werden, während sie wie ein gehetztes Tier vor ihm zurückwich und Abstand zwischen sie beide brachte. Er blieb stehen, sah sie einen Augenblick lang nachdenklich an, ehe er nur müde seinen Kopf schüttelte und das Zimmer verließ. Einen Moment lang sah sie ihm perplex hinterher und kämpfte gegen das keineswegs schmeichelhafte Gefühl an, sich erleichtert zu fühlen. Sie wusste, sie tat ihm Unrecht. Erneut hatte er lediglich versucht ihr zu helfen, ihn so zu behandeln, stand ihr nicht zu und verdient hatte er es schon gar nicht. Sie fragte sich, ob ihm bewusst war, wie sehr er seinem Vater in solch kleinen Dingen ähnelte. Ein tiefer, gequälter Seufzer kam aus ihrer Kehle, ehe sie sich einen Moment der Schwäche gönnte und kraftlos zusammenbrach. Sie konnte nicht sagen wie viel Zeit verging, ehe ihr Körper ihr wieder gehorchte und sie schwerfällig auf die Beine kam. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Langsam machte sie sich auf die Suche nach Akiko. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, wie sie sich für ihr Verhalten entschuldigen sollte. Aber ihr war sehr klar, dass sie es tun musste. Sie fand ihn schließlich auf den Stufen sitzend, die in den dunklen Wald führten. Er blickte nicht auf, doch sie wusste, dass er ihr näher kommen bemerkt hatte. Sein Gehör konnte ihre Bewegungen mit Leichtigkeit wahrnehmen. Vermutlich konnte er sie sogar riechen. Rijan blieb stehen und starrte eine Weile vor sich hin. Sie versuchte die richtigen Worte zu finden, doch es gelang ihr nicht. Schließlich versuchte sie es mit der einfachen Wahrheit. "Es tut mir leid.", offenbarte sie ehrlich. Minuten verstrichen, ohne dass er dazu etwas sagte. Sie fragte sich beinahe schon, ob er sie gehört hatte. "Was tut dir leid? Dass du in mir meinen Vater siehst?" Seine Worte trafen sie. Sie hatte nicht geahnt, dass ihm ihr Verhalten so zugesetzt hatte. Dass ihm der Vergleich mit seinem Vater so zuwider war. Es schockierte sie etwas, denn mit einer so heftigen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. "Du tust ihm Unrecht.", verteidigte sie Sesshoumaru automatisch. "Er behandelt dich nicht gut, er lässt dich ständig allein, er kann selten dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist. Er lässt zu, dass du schwer verwundet wirst. Wann immer es zu einer Konfrontation mit meiner Mutter kam, hat er nichts getan, um dir beizustehen. Er ist egoistisch und gefühlskalt. Und obwohl er auf dich keinerlei Ansprüche erhebt, will er dich doch keinem Anderen überlassen. Schlimmer noch, statt sich der Sache zu stellen und mit dir darüber zu reden, verschwindet er einfach und lässt dich einmal mehr allein." Seine Stimme klang tiefer als sonst. Ein wenig begann sie zu frösteln, während sie ihm zuhörte. Akiko drehte leicht den Kopf und Rijan wich erschrocken zurück, als er sie aus tiefschwarzen Augen ansah. "Warum zur Hölle verteidigst du ihn immer noch?" Seine Stimme war nun kaum mehr als ein Knurren. Bis zu diesem Augenblick hatte sie beinahe vergessen, dass auch in Akiko ein mächtiger Dämon schlummerte. Und schlimmer noch, ein gefährlicher Dämon, der derzeit ziemlich gereizt war. Rijan atmete tief ein und sah ihn so mutig sie konnte an. "Weil ich ihn liebe, Akiko. So einfach ist das." "Seltsame Art das zu zeigen.", gab er barsch von sich und wandte den Blick wieder ab. Am liebsten hätte sie ihm wegen dieser verletzenden Aussage in den Allerwertesten getreten. "Wenn ich mich Recht erinnere, hattest du die selbe Art das zu zeigen.", gab sie spitz zurück. Er knurrte unfreundlich und bedachte sie mit einem finsteren Blick. "Vergleich mich und Jamie nicht mit dir und meinem Vater." "Warum nicht? Letztendlich ist es doch das Gleiche." Er erhob sich langsam. Die Gefahr, die von ihm ausströmte, verstärkte sich. Rijan musste alle Willenskraft aufbringen um nicht vor ihm zurückzuweichen. "Es ist nicht das Gleiche. Ich habe nie behauptet, dass ich Jamie lieben würde." Er lachte trocken. Verbunden mit seinen wütenden Augen, war das ein sehr gespenstiges Lachen. Sie erschauerte leicht. "Selbst ein Blinder kann das aber sehen." Langsam kehrte sein Blick zu ihrem Gesicht zurück. Mit Sesshoumarus Wut konnte Rijan umgehen. Sie hatte immer gewusst, dass er ihr nichts tun würde. Akiko dagegen ... Er schien noch weit von der Selbstbeherrschung seines Vaters entfernt zu sein. Wenn er wütend war, sollte man ihn besser nicht weiter reizen. "Ein Blinder kann rein gar nichts sehen. Insofern solltest du nicht allzu viel auf die Aussage eines Blinden geben." Sie schüttelte ob dieser Aussage ihren Kopf. "Und was ist es dann, was dich neulich hat so ausrasten lassen? Warum hat dir das alles so schwer zu schaffen gemacht?" Ihr Blick bohrte sich in seinen. "Warum sonst hast du mich geküsst?" Ein sehr gequält klingender Laut kam aus seinem Mund und Rijan bereute fast, ihn damit konfrontiert zu haben. Doch die Wut in ihm schien größer zu sein. "Darum geht es? Du willst wissen, warum ich dich geküsst habe?" Er blickte sie an und sie konnte seinem Blick nicht länger standhalten. "Warum nicht? Du bist eine Frau, ich bin ein Mann. So einfach ist das. Ein Mann wäre ein Idiot, wenn er aus solch einer Situation nicht das Beste macht." Sein Tonfall zielte deutlich darauf ab, sie zu verletzen und Rijan musste sich eingestehen, dass er das zu einem gewissen Grad auch schaffte. Das Einzige, was seine Worte abmilderte, war dieser eine gequälte Laut, den er vorhin von sich gegeben hatte. Sie wusste, wie es in ihm aussah. Sie wusste es nur zu gut, denn vor wenigen Minuten noch hatte sie selbst so gefühlt. Diese Wut, die einen beherrschen konnte. Diese Verzweiflung, die einen innerlich auffraß, all das hatte sie während des Kampfes mit ihm in sich gehabt. Er hatte ihr geholfen, diese Emotionen verschwinden zu lassen. Ihm selbst schien es nicht geholfen zu haben. Sein Ventil war offenbar ein anderes. "Das ist nicht wahr. Du weißt das so gut wie ich." Sie machte einen Schritt auf ihn zu, doch sein Blick bedeutete ihr recht schnell, dass das keine gute Idee war. "Dann weißt du mehr als ich. Ich weiß lediglich, dass ich die Gelegenheit genutzt habe. Ihr Menschen seid so erbärmlich. Einer schlimmer als der Andere." Rijan schüttelte ihren Kopf. "Ich weiß du hörst das nicht gerne, aber du bist deinem Vater so entsetzlich ähnlich." "Was ist daran entsetzlich? Ich denke du liebst meinen Vater." Sie wusste selbst, dass das keine besonders kluge Aussage von ihr gewesen war. "Hai, das tue ich auch. Aber das heißt nicht, dass ich alles was er tut und sagt, gut finde." Akiko drehte ihr wieder den Rücken zu und setzte sich. Einen Moment lang sah sie auf seinen verkrampften Rücken und überlegte, was sie sagen sollte. Sie seufzte leise und setzte sich neben ihn. Schweigend sah sie ihm dabei zu, wie er seine Hand zu einer Faust ballte. Mitleid erwachte in ihr. Sie konnte fühlen, wie überfordert er mit der Situation war. Gerne hätte sie ihn berührt, ihn getröstet, doch sie wusste nur zu gut, dass er dann vermutlich vollkommen die Kontrolle über sich verlieren würde. "Du kannst das nicht einfach wieder rückgängig machen, richtig?" Er sagte dazu nichts, verkrampfte sich nur noch mehr. "Ich meine deine Verwandlung.", ergänzte sie, weil sie nicht sicher war, ob er sie verstanden hatte. Sie hatte oft genug gesehen, wie Sesshoumaru kurzfristig die Kontrolle über sich verloren hatte. Seine Augen wurden im Gegensatz zu Akikos jedoch rot. Allerdings hatte Sesshoumaru nie lange gebraucht um die Kontrolle zurückzubekommen. Sie hatte ihn stets dafür bewundert, dass er selbst in Momenten, in denen der Blutrausch beinahe übermächtig war, fähig war, seine Verwandlung rückgängig zu machen. Akiko schien das jedoch noch nicht zu beherrschen und sie wagte zu bezweifeln, dass er seinen Vater je gefragt hatte, wie er es konnte. "Ich bin kein Idiot. Ich weiß, was du meinst.", giftete er und rutschte ein wenig von ihr weg. Er schien sich selbst nicht zu trauen und das machte Rijan traurig. "Ich glaube nicht, dass du mir etwas antun würdest.", sagte sie leise und wusste doch, dass sie nicht die Wahrheit aussprach. Jetzt gerade fühlte sie so, doch schien er auch wieder etwas ruhiger geworden zu sein. Vorhin noch hätte sie das nicht einfach so sagen können. Sie hatte Angst vor ihm gehabt. Nein, nicht vor ihm, eher davor, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war. "Keh!", meinte er verächtlich. Er wusste also auch, dass sie nicht die Wahrheit sprach. Sie hatte ihn nicht anlügen wollen. "Wir wissen beide, dass du das nicht glaubst. Und ich für meinen Teil weiß auch sehr genau, dass du damit sehr Recht hast. Ich kann mir nicht einmal selbst trauen." Sie sah ihn an, schwieg erst einmal und fragte sich, wie schwer das alles für ihn sein musste. Angst davor zu haben, jemanden, den man mochte, zu verletzen, musste ein schlimmes Gefühl sein. "Dennoch sitze ich hier.", meinte sie schließlich leise. Er rückte erneut weiter von ihr weg. "Das solltest du aber nicht. Du bist bei mir nicht sicher. So einfach ist das. Selbst Jamie war bei mir nicht sicher." Der letzte Satz drückte seine Frustration sehr deutlich aus. Er starrte auf seine geballte Faust. Die Knöchel traten weiß hervor. Rijan wusste nicht, was sie nun sagen sollte. Sie hätte ihm gerne widersprochen, doch sie beide wussten, dass es die Wahrheit war. Also schwieg sie nur und starrte ebenfalls auf seine Faust. "Verdammt!", fluchte er und sah sie gequält an. "Nein, verdammt, ich kann das nicht einfach wieder rückgängig machen. Wenn ich wütend werde, wenn ich richtig wütend werde, dann verwandle ich mich und ich bin nicht in der Lage, das aufzuhalten, geschweige denn das wieder rückgängig zu machen." Es erstaunte sie, dass er das zugab. "Du hättest Sesshoumaru fragen sollen. Er hätte dir helfen können." Er nickte verärgert. "Hai, aber hätte er es auch getan." Sie runzelte missbilligend die Stirn. "Ich sagte dir schon, du tust ihm Unrecht. Er würde alles tun, um dir zu helfen." "Irrtum, alles um mein Überleben zu sichern. Das ist ein Unterschied." Rijan verdrehte die Augen. "Rede keinen Unsinn. Kann dir Chidori dabei nicht helfen?" Der Gedanke war ihr eben erst gekommen. Chidori musste ebenfalls wissen, wie man solch eine Verwandlung rückgängig machen konnte. "Ich will nicht, dass sie mich für schwach hält." Sie wollte ihm widersprechen, doch in seinem jetzigen Zustand war ihr durchaus klar, dass das keine besonders gute Idee gewesen wäre. "Du weißt nicht wie das ist, soviel Macht in sich zu haben. Genug Macht um alles platt zu machen, was einen stört. Wenn ich mich über jemanden ärgere, könnte ich ihn einfach so vernichten. Und das ist manchmal so verlockend. Aber trotzdem weißt du immer, dass es falsch wäre. Trotzdem gibt es Momente wie diese, in denen dieses Dunkle in mir stärker wird. In denen ich nicht mehr dagegen ankomme. Und dann traue ich mir selbst nicht mehr." Sie sah zu wie er aufstand und wie ein gefangener Tiger auf und ab ging. Er wollte fort von ihr. Nicht weil er ihre Gesellschaft nicht mochte, nein, weil er Angst hatte, sie würde etwas sagen, was seine Kontrolle vollkommen verschwinden lassen würde. Und Rijan wusste nicht einmal, was genau sie sagen könnte um das Geschehen zu lassen. "Du kannst aber lernen damit zu leben, es zu beherrschen. Dein Vater hat es geschafft. Es muss also einen Weg geben." Er massierte sich leicht die Schläfen. "Mein Vater!", knurrte er ungehalten. "Mein Vater ist aber nicht hier, verdammt." Sie nickte und verfluchte sich selbst für diese idiotische Aussage. Er war sowieso nicht gut auf Sesshoumaru zu sprechen, ihn zu erwähnen, war wirklich nicht sehr klug gewesen. "Und woher willst du wissen, dass in meinem Vater auch nur annähernd so viel Böses schlummert wie in mir?" Rijan schüttelte sich leicht. "Woher? Nun das ist ganz einfach. Ich trage einen Teil von ihm in mir. Und etwas so Böses und abgrundtief Dunkles habe ich nie zuvor gefühlt." Akiko verharrte in der Bewegung. Sie wusste nicht, was geschah, aber sie konnte fühlen, wie die Gefahr für sie zunahm. Jahrelange Erfahrung mit Dämonen hatte sie gelehrt auf ihre Instinkte zu vertrauen. "Wirklich?", fragte er gefährlich leise. Rijan war nun sehr sicher, dass sie verschwinden sollte, doch ehe sie auch nur auf die Beine kam, stand er vor ihr, bohrte seine Krallen in ihren Hals und sah sie aus tiefschwarzen Augen gefährlich an. Rijan schluckte schwer, während sich seine Hand dichter um ihre Kehle legte. Sie konnte ihr Blut riechen, dass über seine Krallen lief. "Aki...", versuchte sie ihn zu beruhigen, doch er hörte ihr gar nicht zu. Sie wusste, dass das Blutrauschen in seinen Ohren ihn taub machte für logische Argumente. "Ihr Menschen seid wirklich das Allerletzte. In dieser Hinsicht seid ihr alle gleich." Ihre Augen wurden groß, als sie Probleme hatte, Luft zu holen. Sie versuchte ihn von sich zu stoßen, doch ihre Kraft war verschwunden. Sie war ihm diesmal wirklich hilflos ausgeliefert und zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie wirklich Angst, denn diesmal würde ihr kein Sesshoumaru zu Hilfe kommen. Sollte das etwa ihr Ende sein? Sie konnte überdeutlich fühlen, dass Akiko kein bisschen mehr die Kontrolle über sich hatte. Er handelte jetzt nur noch, ohne darüber nachzudenken, was er gerade tat. "Du trägst also einen Teil von ihm in dir? Und selbstverständlich ist alles was dich ängstigt etwas von ihm. Wie kannst du dann ernsthaft behaupten, ihn zu lieben?" Sie verstand nicht, was er ihr sagen wollte. "Ich hasse Menschen wie dich. Ich hasse alle Menschen, wenn ich darüber nachdenke. Ihr macht es euch so leicht. Wir sind böse, alles böse dieser Welt kann nur von uns kommen. Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass das wovor du dich so fürchtest, nicht von meinem Vater kommt? Dass es in dir selbst liegt, schon immer dort gewesen ist?" Sie ächzte nach Luft, ihr wurde schwarz vor Augen und allmählich verlor sie das Bewusstsein. Gerade als sie dachte, das wäre wirklich ihr Ende, ließ Akiko abrupt von ihr ab und sie schnappte keuchend nach Luft. Ihre Lungen schmerzten, als endlich wieder Sauerstoff in sie gepumpt wurde. Sie blickte auf und sah Chidori über sich stehen, die ihren Sohn finster anblickte. Dann stieß sie kraftvoll ihren Arm nach vorne, ganz so als wollte sie jemanden in den Magen treffen. Akiko wurde dadurch einige Meter zurückgeschleudert und krachte mit dem Rücken gegen einen dicken Baumstamm. Er jaulte getroffen auf und verschwand dann im Wald. Rijan war viel zu benommen um das wirklich alles zu verstehen. Sie kauerte auf den Stufen und atmete hektisch ein und aus. Schließlich blickte sie zu Chidori auf, die mit einem undeutbaren Blick über ihr stand. "Danke!", keuchte sie. Doch Chidori schüttelte nur verächtlich ihren Kopf. "Ich hätte ihn sein Werk vollenden lassen sollen. Im Grunde genommen hat er nämlich Recht. Akiko hat sich dir geöffnet. Er hat dir gesagt, dass er Angst vor dem hat, zu was er fähig ist, wenn er keine Kontrolle über sich hat. Das hat er dir eingestanden." Rijan nickte. Sie wusste das. "Nicke nicht, wenn du es nicht verstehst. Akiko hat mehr Größe, als du und deines- gleichen je haben werden. Er weiß, dass in ihm eine dunkle Seite existiert. Ich weiß das und auch Sesshoumaru weiß das. Jeder Dämon kann dir das von sich selbst sagen. Ihr Menschen jedoch ..." Sie gab einen schnaubenden Ton von sich. "Ihr seid so schnell dabei, anderen die Schuld zu geben." Sie schüttelte ihren Kopf und schien jetzt beinahe Mitleid mit Rijan zu haben. "Vermutlich bist du auch noch stolz darauf, dass du Sesshoumaru liebst, obwohl du glaubst, etwas derartig abgrundtief Hässliches würde in ihm existieren." Sie kniete sich nieder und hob Rijans Gesicht leicht an. "Armes Menschenweib. Und dich wundert wirklich, warum er dir nie geglaubt hat?" Dann stand sie wieder auf und ließ Rijan allein. Fortsetzung folgt ... Ja, da hat Rijan mal was zum Nachdenken. Ich wollte das schon seit Geliebter Dämon schreiben. Interessanter Aspekt, dass sie nämlich gleich dachte, das würde von Sess stammen, oder? Nun ja, mal schauen wie es weitergeht. ICh glaube wir kommen jetzt endlich in den Endpart der Geschichte. Die Ereignisse die ab nächstem Kapitel geschehen, werden das Ende der Fanfic einläuten. So, ansonsten kann ich nur hoffen, ihr haltet mir weiterhin die Treue und schreibt mir so liebe Sachen (was nicht heißen soll, dass ihr nicht auch ruhig Kritik üben dürftet). Ich würde gerne versprechen, dass der nächste Part schneller kommt, aber ich komme derzeit wirklich zu rein gar nichts. Gomene Knuffelige Grüße und mata ne Rogi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)