Familienbande von Rogue37 ("Geliebter Dämon" geht weiter) ================================================================================ Kapitel 8: Geheimnisse ---------------------- Okay, ihr Lieben, es geht weiter. Es hat gedauert, aber ich denke, der Part ist recht gut geworden. Aber lest selbst: Schweißgebadet schreckte Rijan aus dem Schlaf. Automatisch griff sie sich an ihre Brust. Ihr Herz schlug viel zu schnell. "Nur ein Albtraum.", murmelte sie und strich sich mit fahrigen Bewegungen die Haare aus dem Gesicht. Als sich ihr Körper etwas beruhigt hatte, lehnte sie sich wieder zurück in das weiche Kissen und starrte an die dunkle Decke. Ihre Augen waren es gewohnt sich in großer Dunkelheit zu Recht zu finden, in Momenten wie diesen erschien ihr das wie ein Segen. Schwach nahm sie die Holzschnitzereien an der Decke wahr. Waren sie ihr vorher schon einmal aufgefallen? Sie war sich nicht sicher und ihre Erinnerungen spielten ihr immer noch einen Streich. Sie seufzte leise, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und versuchte einmal mehr ihre Erinnerungen heraufzubeschwören. Es ängstigte sie ein wenig, dass sie sich nicht erinnern konnte. Sie hatte Akikos Gesicht gesehen, als sie ihn nach seinem Vater gefragt hatte. Er war mehr als nur schockiert gewesen. Wenn Sesshoumaru also wirklich eine derart wichtige Person für sie war, wie hatte sie ihn dann vergessen können? Sie versuchte sich an sein Gesicht zu erinnern, doch es gelang ihr nicht. Auch andere Erinnerungen wollten sich nicht mehr einstellen. Ein Seufzer kam tief aus ihrer Kehle während sie die Decke zurückschlug und sich schwerfällig erhob. Ihr Körper schmerzte noch sehr von den Wunden und war zudem reichlich steif. Der Boden unter ihren Füßen fühlte sich kalt an, ließ sie leicht frösteln. Sie nahm ein dünnes Laken, hüllte es um ihren durch die Verletzungen sehr ausgezehrten Körper und verließ den dunklen Raum. Sie wusste nicht wohin ihre Beine sie trugen, erst als sie die Haustür aufschob und ihr eine frische Briese entgegenschlug, fing sie endlich an sich zu entspannen. Sie betrat die Veranda des Hauses, schloss die Tür hinter sich und atmete tief die frische Nachtluft ein. Der Mond war von dunklen Wolken verdeckt, doch Rijan kümmerte das wenig. Sie ging ein paar Schritte vor um unter dem Dach hervorschauen zu können. Es sah nach Regen aus, doch auch das konnte sie nicht abhalten. Rijan ging einige Schritte weiter und setzte sich dann auf die Treppenstufen, die zu einem Weg führten, der im Dunkel des Waldes verschwand. Eine Weile betrachtete sie diesen Weg, starrte auf die dunklen Bäume und versuchte sich zu erinnern, was dort geschehen war. Ganz deutlich konnte sie fühlen, dass ihre Verletzungen dort geschehen sein mussten. Warum dem so war, entzog sich jedoch ihrer Kenntnis? "Menschen!" Eine tiefe verächtliche Stimme ließ sie zusammenschrecken. Sie drehte den Kopf und erblickte einen überaus beeindruckenden Dämon, der sie aus goldenen, sehr kalten Augen anblickte. Seltsamerweise stellte sich kein Gefühl von Angst ein. "Sesshoumaru, richtig?", fragte sie und kannte die Antwort doch schon längst. Die Ähnlichkeit mit seinem Sohn war verblüffend. Lediglich Akikos Haare veränderten die Optik etwas. Er antwortete nicht, drehte sich zur Seite und starrte ebenfalls in die Dunkelheit. "Du wirst dein Zimmer nicht mehr verlassen, bis du dich erinnerst." Widerrede duldete diese Aussage nicht, das machte sein Ton sehr klar. Es ärgerte sie irgendwie, dass er ihr so selbstverständlich Befehle erteilte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob dem immer so gewesen war. "Wir scheinen sehr vertraut miteinander zu sein, wenn du glaubst mir Befehle erteilen zu können." Sie warf ihm einen verärgerten Blick zu und starrte dann auf ihre nackten Füße. Die Kälte begann ihr zu schaffen zu machen. Dennoch wollte sie nicht kleinbeigeben und zurück ins Haus gehen. "Wir sind keineswegs vertraut miteinander. Du bist ein Mensch." Sehr viel Verachtung schwang in dem Wort Mensch mit. Offenbar sollte ihre diese Aussage zeigen, welch eine Beleidigung ihre Behauptung darstellte. Rijan jedoch konnte sich darauf keinen Reim machen. Was hatte ihr Menschsein damit zu tun? Sie runzelte leicht die Stirn und starrte weiter auf ihre Füße. "Ihr Menschen seid sogar unfähig für euer eigenes Wohl zu sorgen. Schuhe erfüllen durchsaus einen Zweck." Wut klang in seinen Worten mit und sie sah erstaunt zu ihm auf. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. "Du sorgst dich um mich." Ihr Lächeln vertiefte sich, als sich deutlicher Unmut auf seinem Gesicht abzeichnete. "Warum sollte ich mich um eine so erbärmliche Kreatur sorgen?" Seine Worte sollten sie wohl kränken, doch sie bewirkten eher das Gegenteil. Vielsagend blickte sie ihn an, versuchte ihr Lächeln nicht zu eindeutig ausfallen zu lassen. Er hatte es nicht abgestritten. Seine Worte konnten daran nichts ändern. "Ich scheine dich gut zu kennen." Rijan war sich mittlerweile sehr sicher, dass dem so war. Warum sonst wäre ihr aufgefallen, dass er sie zwar beleidigt, aber keineswegs die Wahrheit ihrer Worte abgestritten hatte? "Das haben schon andere vor dir behauptet. Lass dir gesagt sein, dass sie alle eines besseren belehrt wurden." Sie lehnte sich an das Treppengeländer und betrachtete ihn. Sein Gesicht wurde von den Mondstrahlen sanft beleuchtet. Er hatte ein sehr schön geschnittenes Gesicht. Sehr viel Macht strahlte er mit seiner Ruhe aus. Nur jemand, der sehr mächtig war, hatte diesen besonderen Glanz. Goldene Augen richteten sich missbilligend auf sie. "Du magst es nicht, wenn ich dich ansehe." Einen Moment lang schien der Ausdruck seiner Augen milder zu werden, doch Rijan konnte das nicht mit Sicherheit sagen. "Es kümmert mich reichlich wenig, was ein einfacher Mensch tut." Ein Lächeln erschien wieder auf ihrem Gesicht. Das war ein wirklich sehr seltsames Gespräch. Wie konnte sie mit jemandem so vertraute Worte wechseln, ohne sich darüber klar zu sein, wer er war? "Hai, dem mag so sein. Aber es stört dich, wie ich dich ansehe." Er antwortete darauf nicht, was ihr wieder sehr sicher sagte, das dem tatsächlich so war. "Stört es dich, dass ich dich vergessen habe?" Noch während sie die Frage aussprach, wurde Rijan klar, dass sie darauf keine Antwort erhalten würde. Er bedachte sie nur mit einem ausdruckslosen Blick und erinnerte sie dabei sehr an Jamie. Richtig, Jamie. Warum konnte sie sich an Jamie so eindeutig erinnern? Jamie blickte auch immer ausdruckslos drein, doch bei ihr war man wenigstens sicher, dass sie tatsächlich nichts dachte. Sesshoumaru dagegen dachte mit Sicherheit etwas. Sie wüsste gerne, was das war. "Mich würde es stören, wenn du mich vergessen würdest.", gestand sie freimütig und wunderte sich doch gleichzeitig über diese Aussage. Seltsamerweise fühlte es sich vollkommen normal an, dass sie ihm sagte, was sie fühlte. "Du bist eben ein Mensch!" Rijan stand langsam auf und zog die Decke noch enger um sich. "Das betonst du reichlich oft. Musst du dir das selbst in Erinnerung rufen?" Er legte den Kopf leicht schief und blickte auf sie herab. Rijan wurde erst jetzt bewusst, wie groß er tatsächlich war. Es war ein angenehmes Gefühl zu ihm aufsehen zu müssen. Sie fühlte sich dadurch beschützt und geborgen. Eine Erinnerung bemächtigte sich ihrer. Nein, eigentlich war es nicht einmal eine Erinnerung, es war eher dieses untrügliche Gefühl, dass sie sich in seiner Gegenwart sehr oft so fühlte. "Warum wünschst du, dass ich meinem Zimmer bleibe?" Wenn es sein Wunsch war, würde sie es wohl wirklich tun. "Du erinnerst dich nicht." Als würde diese Aussage alles erklären. Ein wenig ärgerte sie seine herablassende Art. "Scharfsinnig beobachtet.", spöttelte sie. "Wenn du möchtest, dass ich in meinem Zimmer bleibe, wirst du mir das schon etwas genauer erklären müssen." "Ich werde dir überhaupt nichts erklären. Tu einfach was ich dir sage." Ohne darüber nachzudenken schüttelte sie ihren Kopf und sah ihn herausfordernd an. "Mag sein, dass ich bisher ohne Widerrede deinen Befehlen nachkam, aber da ich mich daran nicht mehr erinnern kann, wirst du mir das wohl erklären müssen. Anderfalls tue ich, was mir beliebt." Etwas Drohendes strahlte von ihm, sollte sie wohl einschüchtern, doch zu ihrer eigenen Überraschung verfehlte es seine Wirkung. Sie lächelte, weil ihr klar wurde, dass sie gewonnen hatte. "Da du dich nicht erinnerst, weißt du auch nicht, vor wem du auf der Hut sein solltest." Rijan sah ihn erstaunt an. Sollte das heißen, es gab hier jemanden, vor dem sie nicht sicher war? Das beunruhigte sie. Unsicher blickte sie sich um. "Wäre es nicht einfacher, du sagst mir einfach, wem ich besser nicht begegnen sollte?" Einfacher vermutlich, aber wahrscheinlich nicht seine Art. Sie seufzte also nur und sah ihn einen Moment schweigend an. "Nani?", fragte er mit gereiztem Unterton. Ihr Blick kreuzte den seinen und hielt ihn fest. Sie mochte seine Augen, stellte sie dabei fest. Er hatte sehr schöne Augen, nicht einfach nur golden, nein, dort spiegelten sich die verschiedensten Farben wieder. Je nach Lichteinfall schimmerten sie mal golden, dann wieder blassgelb, manchmal schienen sie sogar zu brennen. "Es tut mir leid, dass ich dich vergessen habe." Jedes weitere Worte blieb unausgesprochen, denn ein lautes Klatschen durchriss die Stille der Nacht. Rijan fuhr erschrocken herum, konnte zunächst aber nichts erkennen. Erst nach einigen Sekunden löste sich eine Gestalt aus dem Schatten des Hauses. Ein Dämon ohne Zweifel. Die Aura war deutlich zu spüren. "Wartet einen Moment und ich vergieße ein paar Tränen angesichts dieser rührenden Szene." Hohn und Spott begleiteten diese Worte. Das Mondlicht gab den Blick auf eine nahezu perfekt aussehende Dämonin frei. Feuerrotes Haar umhüllte ihr makelloses Gesicht. Sie griff sich an die Brust und verdrehte die Augen. "Wirklich herzergreifend. Selbstverständlich nur, wenn man Herz besitzt." Sie kam näher und berührte Sesshoumarus Wange. Ausdruckslos sah er sie an. "Nicht wahr, Sesshoumaru?" "Spiel nicht mit dem Feuer, wenn du nicht bereit bist, dich zu verbrennen." Sie lächelte, doch es erreichte ihre Augen nicht. Langsam zog sie ihre Hand zurück. "Oh deinetwegen brenne ich gerne. Hast du das etwa vergessen?" Rijan fühlte sich unwohl. Unsicher trat sie von einem auf den anderen Fuß und wünschte sie könnte unsichtbar werden. Die Dämonen blickte sie an und Rijan fühlte sich vollkommen schutzlos. Hätte sie doch nur Schuhe angezogen. Vielleicht würde sie sich dann nicht ganz so nackt vorkommen. "Wie ich sehe, weilst du wieder unter den Lebenden." Belanglos zuckte sie mit den Schultern und sah Sesshoumaru dann herausfordernd an. "Wie überaus schade!" Sie machte sich nicht einmal die Mühe ihre Abneigung zu verbergen. "Darf ich mich vorstellen?" Sie schritt ein wenig auf Rijan zu, doch kaum hatte sie den ersten Schritt auf schon getan, drehte sich Sesshoumaru leicht um ihr den Weg zu versperren. "Mein Name ist Chidori und das hier ist mein Haus." Sie blickte Sesshoumaru herausfordernd an. In ihren Augen blitzte es gefährlich. Chidori? Rijan kam dieser Name bekannt vor. Auch die Frau selbst schien ihr vertraut zu sein, doch so wirklich wollten die Erinnerungen nicht wiederkommen. "Du irrst!" Zwei einfache Worte und doch veränderten sie die ganze Stimmung. Chidori schien etwas blasser zu werden, hatte sich aber gleich wieder unter Kontrolle. Sesshoumaru ging an ihr vorbei und wollte ihm Haus verschwinden. Chidori sah ihm nach. Rijan konnte sehen wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten. "Dies ist mein Haus!" Deutliche Besitzansprüche. Rijan sah, dass Sesshoumaru an der Tür des Hauses stehen blieb und leicht den Kopf drehte. Die Striemen auf seinen Wangen wurden dabei sichtbar. "Solltest du mir noch einmal hier zu Gesicht kommen, werde ich dich töten." Zu schnell für das menschliche Auge bewegte sich die Dämonin und versperrte Sesshoumaru den Durchgang. "Du kannst mich nicht einfach aus dem Haus jagen. Ich bin die Mutter deines Sohnes!" Einen Moment lang sagte er darauf nichts. Rijan hatte schon vermutet, dass sie Akikos Mutter war. Seine roten Strähnen waren offenbar von ihr vererbt worden. "Nur deshalb hast du solange hier bleiben dürfen." Die Atmosphäre um Chidori schien sich aufzuladen. Rijan fröstelte und bekam ein ungutes Gefühl. Welche Macht auch immer in ihr schlummerte, sie schien kurz vor dem Ausbrechen zu stehen. "Ich werde mich nicht so einfach vertreiben lassen." Eine Kampfansage die keine Zweifel zuließ, doch die nächsten Worte nahmen ihr den Wind aus den Segeln. "Wenn du nicht freiwillig gehst, nehme ich dir, was dir am Wichtigsten ist." Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht, während sie Sesshoumaru aus großen Augen ansah. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Du wirst deinem eigenen Sohn nichts antun." Vermutlich war es mehr ein Gebet, denn sehr überzeugt klang sie nicht. Rijan betrachtete die Szene vor ihr voller Unwohlsein. Sie wollte das alles gar nicht sehen oder hören. Es ging sie schließlich nichts an. Diese beiden Dämonen hassten sich offenbar aus der tiefe ihres Herzens und Sesshoumaru war skrupellos genug alles zu tun, um sein Ziel zu erreichen. Und ganz offenbar wollte er Chidori keinen Tag länger hier dulden. Seine rechte Hand hob sich langsam, Chidori betrachtete sie voller Argwohn. Er umfasste ihr Kinn, im ersten Moment beinahe zärtlich, doch dann drückte er fester zu und zog sie an sich heran. Er flüsterte etwas in ihr Ohr, was Chidoris Augen vor Wut aufflackern ließ. "Du Scheusal.", gab sie angewidert von sich. Ein kalter Blick traf den ihren. "Erinnere dich, es gibt nichts, was mich aufhalten kann. Du schon gar nicht." Die letzten Worte waren sehr beleidigend ausgesprochen und ließen Chidori beinahe explodieren. Sie hob die Hand und sah Sesshoumaru hasserfüllt an. Er blickte auf ihre Finger und schüttelte nur herablassend den Kopf. "Du hast mir einst etwas geschworen, Chi. Hast du wirklich so wenig stolz, dass du bereit bist das Einzige zu opfern, was dir noch etwas Würde verleiht?" Ihre Hand zitterte gewaltig, nicht von ihrer Angst, nein von der Kraft, die sich dort sammelte. Doch dann ballte sie ihre Hand zu einer Faust und ließ sie unter größter Aufbietung ihres Willens sinken. Sie senkte den Kopf und starrte angestrengt auf den Boden. Dieser mächtige Dämon schien plötzlich gar nicht mehr so mächtig zu sein. "Ich werde gehen.", gab sie schließlich kleinlaut von sich und Rijan war sich sicher, dass sie schnellstens verschwinden sollte. Sie wurde gerade Zeuge von Chidoris Erniedrigung und ein so stolzer Dämon hatte sicher etwas gegen Zeugen. Sesshoumaru schnaubte nur verächtlich und verschwand dann im Inneren des Hauses. Es war zu spät. Rijan konnte nicht mehr verschwinden. Jede Bewegung ihrerseits hätte Chidoris Aufmerksamkeit auf sie gewandt. Und erniedrigte Dämonen waren wohl die gefährlichsten von allen. Chidori öffnete ihre Faust und hob dann langsam den Kopf. "Und freut dich das?" Die Worte waren erstaunlicherweise an Rijan persönlich gerichtet. Unsicher blickte sie zu Chidori hinüber. Doch ehe sie etwas erwidern konnte, packte jemand Chidori an den Schultern und schüttelte sie heftig. Rijan war nicht weiter verwundert, dass es Akiko war. Sie hatte schon das Gefühl gehabt, das ein weiterer Dämon anwesend war. "Du kannst so nicht mit dir reden lassen. Er hat kein Recht dazu, dich fortzuschicken.", fuhr er sie ungehalten an. Deutliche Wut zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. "Wenn du nichts unternimmst, werde ich es tun." Damit ließ er sie los und öffnete die Tür. Chidori jedoch hielt ihn zurück. Unter Aufbietung aller ihrer Kraft hielt sie ihn fest. Wütend sah er sie an. "Er hat Recht, das einzige was mir noch an Ehre geblieben ist, ist die Tatsache, dass ich meinen Schwur ihm gegenüber einhalten werde. Nimm mir das nicht!" Sie sah ihn an, versuchte Verständnis in seinen Augen zu erkennen, doch Akiko konnte das nicht verstehen. Seine Mutter war ein solche mächtiger Dämon, wie konnte sie sich so behandeln lassen. Hatte sie keinen Stolz? Sie kroch ja förmlich vor seinem Vater. Wenn sie nicht den Mut hatte, ihm gegenüberzutreten, er hatte ihn. Wenn es einen Dämon auf dieser Erde gab, für den er sich Leben lassen würde, dann war das seine Mutter. Im Gegensatz zu seinem Vater, war sie nämlich für ihn da gewesen. Was er wusste, wusste er von ihr. Und egal, was zwischen den beiden einst vorgefallen war, er würde nie zulassen, dass jemand so mit seiner Mutter umging. "Du hast gehört, was er sagte, Akiko. Sei kein Narr. Dazu habe ich dich nicht erzogen." Tief blickte sie ihm in die Augen und im ersten Moment wusste er nicht, was sie damit sagen wollte. Doch dann fielen ihm die geflüsterten Worte seines Vaters wieder ein und tiefe Abneigung erwachte in ihm. "Ich war nicht immer ein Einzelkind." Sein Herz schien langsamer zu werden, während ihm die Ungeheuerlichkeit dieser Worte klar wurde. "Du hast zugelassen, dass er dein Kind getötet hat?" Sein Abscheu fing an sich gegen seine Mutter zu richten. Angeekelt wich er vor ihr zurück. "Zugelassen?", fragte sie fassungslos. "Wie bitte schön hätte ich ihn daran hindern sollen? Er ist mächtig, Akiko. Vergiss das nicht. Er war es schon immer. Bereits zu Zeiten, als ich noch lernte mit meiner Kraft umzugehen." Sie wollte ihn berühren doch er wich vor ihr zurück. "Nein, fass mich nicht an." Sie ließ ihre Hand sinken und sah ihn an. Beinahe schien es, als würde sie ihm plötzlich Vorwürfe machen. "Wenn er dein eigen Fleisch und Blut getötet hat, was bitte hat dich veranlassen können, ihn dafür nicht zu töten? Schlimmer noch, ihm etwas zu schwören, was es dir unmöglich macht, sich gegen seine Grausamkeiten zu wehren?" Er sah sie an, wartete auf eine Antwort und wusste doch, dass sie ihm nicht antworten würde. "Du verstehst das nicht.", sagte sie nur und schien plötzlich gar nicht mehr der selbstsichere Dämon zu sein, den sie sonst immer darstellte. "Nein, ich verstehe das nicht. Wann ist das geschehen? Vor meiner Zeit. Du hast dich von ihm anfassen lassen, nachdem er das getan hat." Während er das aussprach wurde ihm klar, dass nicht einmal Chidori das hätte ertragen können. Die Welt wurde noch schwärzer als seine Augen sich langsam verdunkelten. Finster sah er sie an. "Wieso kann ich mich daran nicht erinnern?" Chidori wich zum ersten Mal in seinen Leben vor ihm zurück. Er umfasste ihr Handgelenk und sah drohend an. "Wieso?" Sie schluckte schwer, entschied sich aber wohl, dass es besser war, ihm die Wahrheit zu sagen. "Ich habe deine Erinnerungen blockiert." Leise sprach sie die Worte aus, blickte ihn jedoch direkt an. Als hätte er sich verbrannt, zuckte er vor ihr zurück und versuchte zu begreifen, was er heute erfahren hatte. "Akiko ..." Er hob abwehrend seine Hand. "Nein!", erwiderte er und sah sie verächtlich an. Sie zuckte zurück, als sie seinen Blick bemerkte. "Sieh mich nicht so an. Du hast kein Recht mich so anzusehen." "Wirklich nicht?", fragte er gefährlich leise. "Wie kannst du es wagen mich zu verurteilen, ohne zu wissen, was wirklich geschehen ist?" Ihre Stimme erhob sich leicht, drückte etwas ihrer Wut aus. Akiko ignorierte das. Verdammt sollte sie sein. "Du bist so erbärmlich, Chi." Er öffnete die Tür. "Verschwinde von hier. Ich will dich hier genauso wenig wie er es möchte." Damit knallte er die Tür zu und ließ Chidori und Rijan allein. Rijan wollte im Erdboden versinken. Warum nahm keiner zur Kenntnis, dass sie noch hier war. Dass sie verdammt noch mal das alles gar nicht hören wollte. "Nun, es muss dich wirklich freuen." Rijan zuckte zusammen, als Chidori sie erneut ansprach. Sie blickte der Dämonin ins Gesicht und war nicht milde überrascht, zu erkennen, dass diese Tränen vergoss. Sie wollte weg von hier. Sie wollte nicht sehen, wie Chidori anfing menschlich zu werden. Das passte nicht in ihr sorgsam gepflegtes Bild von ihr. Erstaunt stellte sie fest, dass sie sich wieder besser erinnerte. "Du hast versucht in zu schützen.", murmelte sie leise, wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Sie verstand es ja selbst nicht. Das Bild, das sich hier von Sesshoumaru aufzeigte, war wenig schmeichelhaft für ihn, doch war es auch nichts, was Rijan sonderlich schockierte. Sie selbst wusste, wie gnadenlos dieser Mann sein konnte. Rigoros wischte Chidori ihre Tränen weg. "Er ist wirklich ganz sein Vater." Und das war nicht unbedingt ein Kompliment. Chidori trat ein paar Schritte vor und verdeckte dabei den Mond. Sanft wurde sie von den Strahlen umhüllt. Rijan wich erschrocken zurück und hielt sich entsetzt den Mund zu. "Bedank dich nicht. Ich tat es nicht für dich." Sie schien wieder sie selbst zu werden. Verachtung sprach aus ihrer Stimme. Dennoch wirkte sie noch etwas mitgenommen. Rijan starrte sie nach wie vor an. Das konnte nicht sein und doch erinnerte sie sich klar und deutlich, wessen Hand sie genommen hatte um zurück zu kommen. Es war Chidori gewesen, die sich da in diesem Licht abgezeichnet hatte. Deutlich erinnerte sie sich daran. Doch warum hatte sie das getan? Sie hatte überhaupt keinen Grund dafür. "Deine Erinnerungen werden wieder kommen. Sorge dich nicht. Du hast gerade eine Todeserfahrung hinter dir. Es dauert bis sich deine Seele wieder ordnet und zur Ruhe kommt." Sie drehte Rijan den Rücken zu und schritt davon. Ihre Gestalt verschmolz wieder mit den Schatten des Hauses. Von den Ereignissen überfordert wurde Rijan schwarz vor Augen. Sie bekam nicht mehr mit, wie ihr Körper hart auf dem kalten Boden aufschlug. Fortsetzung folgt ... Am nächsten Part schreibe ich schon fleißig, da ich diesen aber angefangen hab, bevor ich das hier verfasst habe, treten gerade einige Unstimmigkeiten auf, die ich noch beheben muss. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich diesen Part dann schnell nachladen kann. Ich hoffe euch schockieren die Entwicklungen etwas oder zumindest überraschen euch etwas. Sollte dem so sein, freut euch auf das nächste Kapitel. Damit rechnet glaube ich noch keiner. Ansonsten haben einige von euch ja schon richtig erkannt, dass Chidori an Rijans Wiederbelebung beteiligt gewesen sein muss. Ja, also wie gesagt, es macht grad wieder Spaß zu schreiben, deswegen bin ich zuversichtlich, dass diese Story doch noch ein Ende finden wird. Wir haben jetzt übrigens Halbzeit. Mata ne Rogi PS. REchtschreibfehler behebe ich, wenn ich demnächst Zeit habe, seid nachsichtig mit mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)