Anariël von June (Cuivië Y gwaith - Erwachen der Schatten) ================================================================================ Prolog: Far Farlindon --------------------- Disclaimer und Vorwort: Für die Richtigkeit der elbischen Dialoge übernehme ich keine Gewähr. Tolkiens Universum gehört leider nicht mir, seine Figuren sind nur geliehen. Lediglich meine eigenen Charaktere gehören mir. Dies ist meine erste HDR- FF und ich hoffe das sie Dir gefällt! Die gesamte Geschichte ist auf 14 Kapitel verteilt und bezieht sich hauptsächlich auf das Leben von Ardar: Vor, Während und Nach dem Ringkrieg. Inhalte sind aus Buch und Film übernommen! Hîr i·Chorvath Nêl Cyrf 'nin Eledherain nui·menel, Odog 'nin hîr Nogothrim vi ethrynn dîn, Neder 'nin Edain Fírib beraid nan gûr, Mîn 'nin Hîr Vorn bo Mahal Vorn Vi Mordor innas i·Nguruthos. Mîn Corf an·orthored hain phain, Mîn Corf hain an·nired, Mîn Corf an·nolthad hain phain ar ned môr hain an·noded Vi Mordor innas i·Nguruthos. 0 ~ Far Farlindon [Fernes Farlindon] - Prolog Tautropfen glitzerten auf den hohen Gräsern, die Sonne hatte sich soeben über die alten Bäume erhoben und tauchte die weitläufige Steppe in ein goldrotes Licht. Die ersten Vögel erwachten und ließen ihr fröhliches zwitschern über die Ebene hallen. Unweit von dieser Steppe entfernt, fielen nur vereinzelte goldene Sonnenstrahlen durch das dichte Geäst des Düsterwaldes, der am Rande des Nebelgebirges lag. Unter den hohen Bäumen ritten zwei junge Fürstensöhne fast lautlos auf ihren Pferden und sprachen nicht ein Wort. Ihre Augen blickten stets nach einer Gefahr suchend um sich. In den letzten Jahrhunderten war eine bedrohliche Stille in den Wald gezogen, niemand wagte je seine Gedanken oder Vermutungen zu äußern, aus Angst davor schwarzseherischen Glaubens bezichtigt zu werden. Einer der beiden Reiter war Prinz Legolas, König Thranduils Sohn. Er begleitete seinen besten Freund Aryon zu seiner Heimatstadt Farlond, wo der Düsterwaldelb selbst noch nie gewesen war. Der Weg dorthin war weit und voller Gefahren. Sie würden mehrere Wochen für die Reise benötigen. Legolas, von schlanker und anmutiger Gestalt, trug sein blondes, langes Haar offen über den Rücken fallend. Über seinen spitzen Ohren war das Haar kunstvoll, nach düsterwäldischem Brauch, geflochten. Seine Reitkleidung war die der Waldläufer sehr ähnlich, Rock und Hose waren in dunklen Grün- und Brauntönen gehalten. Bogen und Köcher trug er auf dem Rücken, sein kurzes Schwert steckte in seinem Gürtelhalfter. Seine hellblauen Augen suchten im dichten Geäst nach versteckten, feindlichen Spähern. Sein Begleiter lenkte derweil sein Pferd neben ihn. Aryon von Farlond war ein Fürstensohn aus dem hohen Nordwesten, genaugesagt war er in Farlindon geboren. Aryon war hochgewachsen und muskulös. Seine hellblonden Haare und die dunkelblauen Augen, verdankte er seiner vanyarischen Abstammung väterlicherseits. Seine Mutter war eine Noldor und Cousine von Galadriel, weshalb ihn König Thranduil auch kühler behandelt hatte, als andere reisende Elben. Zuletzt hatte dieser jedoch seine Meinung zumindest gegen ihn geändert und als Freund der Familie anerkannt. Die beiden jungen Herren, wie sie von einem Botschafter genannt worden waren und sich nun fortan spaßig damit betitelten, waren bereist seit einigen Jahre auf Wanderschaft. Schon lang waren sie nicht zu Hause gewesen und auch jetzt nach einem Jahr Aufenthalt imn Legolas Heimatstadt, Düsterwald, hatte das Fernweh Legolas und Aryon weitergezogen. Aryon war am Meer aufgewachsen und seine Sehnsucht nach der salzigen Luft und dem Strand war in den letzten Tagen stärker geworden, so waren sie kurzentschlossen nach Farlindon aufgebrochen. Die hellen Haare fielen ihm leicht ins Gesicht. In den vielen Städten und Orten die sie besucht hatte, waren sie auch auf viele Elbenmädchen gestoßen. Viele dieser Mädchen hatten ihn für unnahbar gehalten. Aryon verschwendete keinen einzigen Gedanken daran sich eine Gefährtin zu suchen und in den heimischen Gefilden Sesshaft zu werden. Das arge Drängen von König Thranduil zu seinem Sohn endlich zu heiraten und König zu werden, hatte ihm wieder einmal vor Augen geführt, wie sehr er seine Freiheit liebte. Sie ritten fast drei ganze Wochen, bevor sich hinter den blauen Bergen, ihnen der imposante Ausblick auf das Meer und das Schloß Anarsil gegeben war. Die Sonne stand hoch am Himmel und eine bedrückende Schwüle lag in der Luft. Die letzte Rast war Stunden her und das letzte Lembas aufgebraucht. Schweigsam ritten sie hintereinander und Aryon voran. Legolas war regelrecht in einen kurzen Wachschlaf gefallen und lauschte in den Wald. Nach weniger Zeit hörte er eine Stimme, einen Gesang, der ihn anzog. Er blickte sich in Trance um und sah eine große, schlanke Frau mit dunklem, wehendem Haar zwischen den Bäumen stehen. Ihre Kleidung war strahlend weiß und silberne Schmuck spiegelte das Sonnenlicht grell wieder. Es wurde so hell, dass man die Hand vor die Augen nehmen musste. Plötzlich verschwand sie und Legolas erwachte mit einem schmerzenden Herzklopfen. Ruckartig hielt Legolas sein Pferd an und Aryon zog reflexartig an den Zügeln. "Man garo ech , Legolas? (Was hast du, Legolas?)", frage Aryon. "Dato! Anno nin îdh! (Halt! sei still!!)", flüsterte dieser zurück und lauschte angestrengt in die Stille des Waldes. Doch die merkwürdige Singstimme der Frau, die er vernommen hatte, war verschwunden. Als nichts geschah, gab er seinem Pferd einen leichten Tritt in die Flanken. Sofort setze es sich in Bewegung und Aryons Pferd folgte sogleich. Sie verließen den Wald der blauen Berge und preschten auf eine grüne Lichtung, welche vor der Sonne hell beschienen wurde. Aryon holte Legolas nur schwer ein. "Man garo ech , Legolas? (Was hast du, Legolas?)" "Law. Hwîn (Nein, nur ein Schwindelgefühl)", antwortete dieser. Daraufhin überquerten sie rasch die blauen Berge. Nur wenige Stunden später hielten Sie auf einem begrünten Felsvorsprung. Sofort wurde Aryons Blick sehnsüchtig. Zu seinen Füßen lag seine Heimat, Farlindon. *** Fortsetzung folgt *** Kapitel 1: Harbinger of the storm --------------------------------- Disclaimer und Vorwort Für die Richtigkeit der elbischen Dialoge übernehme ich keine Gewähr. Tolkiens Universum gehört leider nicht mir, seine Figuren sind nur geliehen. Lediglich meine eigenen Charaktere gehören mir. Dies ist meine erste HDR- FF und ich hoffe das sie Dir gefällt! Die gesamte Geschichte ist auf 14 Kapitel verteilt und bezieht sich hauptsächlich auf das Leben von Ardar: Vor, Während und Nach dem Ringkrieg. Inhalte sind aus Buch und Film übernommen! Kapitel 1 - Harbinger of the storm Des Sturms Vorboten Die Sonne stand hoch am Himmel und ein leichter Wind zog von den felsigen Küsten des Farlond -Flusses über die saftigen, grünen Wiesen hinein in den angrenzenden Wald. Das rhythmische Läuten vieler Glockenspiele schwang in den Höhen der großen, alten Bäume. Vergnügte Kinderstimmen ertönten aus ihren Wipfeln und einzelne der großen Mallornbaumblätter fielen hinab Sie wehten in der klaren Sommerluft umher und landeten sanft auf dem warmen, weichen Waldboden. Weit oben, im dichten Geäst, hatten Kinder ein einfaches Fleet gebaut und gaben sich ihrem Spiel hin. Zwei lachende, blonde Mädchen hielten Ihren Bruder fest an einem Baum gedrückt und waren dabei ihn zu fesseln. Anaryondo, war mit 12 Jahren, der jüngste Sohn des Fürsten von Farlond, mit seiner zierlichen Gestalt und blassem Äußeren war er das Sorgenkind der Familie. Seine Schwestern machten sich stets eine Freunde daraus ihn zu ärgern. Anarórë war der sturen Meinung das ihr Bruder dadurch Abhärtung erhielt und stärker werden würde. Anaryeldë, Anaryondos Zwillingsschwester, war ihrer großen Schwester hörig. "Leithio nin! Anariël! Anarórë!(Lass mich!)", fuhr er seine Schwestern an. Diese beachteten ihn nicht weiter und packten den mitgebrachten Korb aus. Anarórë, mit ihren 16 Jahren, war die ältere der Schwestern und lächelte ihrem gefesselten Bruder listig zu. Sie hatte langes, glattes Haar, dass zart über ihre Schulter fiel und von zwei Schmetterlingsspangen am hinteren Oberkopf zusammengehalten wurde. Ihr sommerliches Kleid war mit Grasflecken übersäht. Anaryeldë gerufen, war erst 12 Jahre alt und aß, amüsiert über ihren Bruder, von den mitgebrachten Proviant. Ihr Haar war zu zwei dicken Zöpfen geflochten und kräuselte sich an den Haarspitzen. Nuschelnd ergriff sie ihren Becher und hielt ihn ihrer Schwester entgegen. "Annach nin i haw?" (Gibst du mir von dem Saft?) Tadelnd hob Anarórë den Finger. "Ech geliath Westron, Anariël!" (Du sollst Westron lernen!), stur und kindisch schüttelte das junge Mädchen ihren hübschen Kopf. "Váquet nin!" (Ich weigere mich), gab sie schnippisch auf Quenya zurück und wandte sich wieder ihrem Keks zu. "Laß sie doch in Ruhe, Anarórë!", die Gemahnte wandte ihren Kopf zu ihrem Bruder. "Halte du dich da raus! Du beherrschst die Sprache der Menschen doch auch endlich!", antwortete sie, "Eines Tages werdet ihr mir dafür danken!" "Nin Leithia! (Lasst mich frei!)", zischte er, aber zu oft hatte er gemerkt, dass seine ältere Schwester Westron, die Sprache der Menschen, schöner fand, als ihre eigene und ihn somit igonierte. Plötzlich vernahmen sie elbische Rufe. Anarórë blickte über den Rand des Fleets und bekam große Augen. "Aryon?", flüsterte sie fragend mehr zu sich, als zu ihren Geschwistern. Anaryondo verstand die Aussage nicht. Sein älterer Bruder war seit seiner Volljährigkeit auf Streifzug durch Mittelerde. Er war nur wenige Jahre unterwegs und konnte unmöglich schon zurück sein. "Aryon sin? (Ist das Aryon?)"", fragte er vorsichtig. Seine Schwester nickte und stand auf. Sie griff nach Anaryeldë und zog sie mit zur Treppe. "Si dartho!(Bleibt hier)" rief Anaryondo ihnen hinterher und seine Stimme überschlug sich. *** Unten angekommen, sah Anarórë, das ihr Bruder nicht allein war. Zwischen zwei Pferden stand ein fremder Elb. Er mochte ungefähr Aryons Alter haben, irgendwo hatte sie ihn schon mal gesehen. Ungezwungen fiel Sie ihren Bruder um den Hals, der sie mit offenen Armen lächelnd empfing. Tränen traten ihr in die Augen, wie sehr hatte sie ihn in den letzen Jahren vermisst. Aryon lächelte, "Suilad! Vea bada, min anarel?" (Schön dich zu sehen! Wie geht es Dir, meine Prinzessin?) Anarórë war glücklich: "Nin bado maer! A vea bada?" (Mir geht es gut! Aber wie geht es Dir?) Aryon schloss seine Schwester nochmals fest in die Arme, "Hanna, maer!" (Danke, gut) Anarórë löste sie wieder aus der Umarmung, "Man sin, Aryon! Ian-Melon? (Wer ist das Aryon? Ein Freund?) Sie deutete mit einem Kopfnicken auf den blonden Elben der die Pferde hielt. Aryon wandte sich zu seinem Freund. "Si, tolo Legolas! Ech geliag mîn muinthil, Anarórë a Anaryeldë!" (Komm, Legolas! Du lernst meine Schwestern kennen, Anarórë und Anaryeldë!) Legolas kam näher und begrüßte die Älteste auf die übliche Art, "Mae govannen, Anarórë o Farlond! Bein gova! Im Legolas, Thranduilionn. (Seid gegrüßt, Herrin Anarórë von Farlond! Ich bin Legolas, Sohn des Thranduil ) Anarórë war von seinem gutem Benehmen begeistert und erkannte erst jetzt an den hellen Augen wer vor ihr stand. "Mae govannen, Legolas, Prinz des Düsterwaldes. Es muss eine Ewigkeit her sein, dass wir uns gesehen haben. Wir begrüßen euch herzlich in unserem Land. Ich hoffe, dass ihr eine angenehme Reise hattet.", erwiderte sie charmant seinen Gruß. Anaryeldë lief währenddessen zu ihrem Bruder und umarmte ihn. Aryon nahm sie herzlich in den Arm und küsste sie kurz auf die Stirn, mit einem kurzen Blick auf Anarórë, lächelte er sie an. "Wie geht es Dir? Hast du mich auch vermisst?" Legolas schaute leicht irritiert, dass sie untereinander die Sprache der Menschen verwendeten und das sie sich kaum an ihn erinnern konnten. Anarórë war sichtlich glücklich, dass ihr geliebter Bruder Westron sprach. Anariël nickte. "Schön, dass du wieder da bist.". Sie wurde wieder zu Boden gelassen. Dann wandte sie sich zu Legolas: "Legolas Thranduliionn? Gwennin in enninath. (Viele Jahre sind vergangen.)" Legolas überlegte. Auf welcher Sprache er ihr antworten sollte und entschied sich für die Sprache der Menschen, "Damals wart ihr noch ein kleines Elbenmädchen, die Zeit ist rasch vergangen!" Aryon, bemerkte Legolas Miene und fasste seinen Freund an der Schulter, "Anarórë bringt Anaryeldë die Sprache der Menschen bei. Wir finden es sehr wichtig für die zukünftige Gemeinschaft, die es zwischen Menschen und Elben geben wird." Ein lauter Ruf ereilte Anarórë und sie wand sich um. Ihr fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. Anaryondo befand sich immer noch oben am Baum angebunden. Sie hatte ihn einfach vergessen. Schnell eilte sie die Treppen hinauf. Wenig später stieg sie diese gefolgt von ihrem Bruder, der sie mit elbischen Flüchen beschimpfte, hinab. Gemeinsam gingen die Geschwister mit Legolas in Richtung Schloss. Die Sonne spiegelte sich an den weißgetünchten Wänden des großen Hauses, dessen Barocke Bauweise die der Festung von Imladris glich. Der fremde Prinz war sichtlich begeistert. Das Fürstentum Farlond war eines der schönsten Elbensiedlungen die es in Mittelerde gab. Überwiegend Vanyar - Elben bewohnten Farlond. Sie galten als die mutigsten und edelsten unter den Elbenvölkern. Sie, die das Licht gesehen hatten, verzierten sämtliche Stoffe und Nutzgegenstände mit den Bäumen Telperion und Laurelin. Auch kostbarer Mithrilschmuck wurde mit dem Abbild der heiligen Bäumen verschönert. Als sich die kleine Gruppe den imposanten Schlosstor näherte, schwangen die gewaltigen Türen auseinander und ließen sie hindurch. Legolas folgte Aryon und dessen Geschwistern. Er musste an seinen eigenen Bruder denken, der zur Zeit gegen den Willen seines Vaters bei ihrem entfernten Großonkel in Lorien lebte. Er entwich erst aus seinen Gedanken, als sie die Treppen zum Palast hochstiegen und sie die Pferde bei einem Stallburschen abgaben. Aryon und Legolas fielen etwas zurück, da Aryons Geschwister ein plötzliches Wettlaufen veranstalteten. Ihre Unbeschwertheit ließ die Beiden schwermütig lächeln. "Sie sind noch so jung, ich hätte sie fast nicht wiedererkannt!", bemerkte Legolas . "Sie sind wesentlich älter, als das letzte Mal, wo du sie gesehen hast.", sprach Aryon zu seine Freund, "Anarórë ist bereits eine junge Elbenfrau geworden und wird jeden Tag schöner." "Das ist wahr. Anarórë ist wirklich vernünftig und Anaryeldë scheint ihr auf den rechten Weg zu folgen!", erwiderte der Düsterwaldelb. "Anaryeldë. Ich wünschte ich hätte ihr in den letzten Jahren beim aufwachsen beiwohnen können.", fügte er mit betrübter Stimme hinzu. Legolas schwieg. Er wusste, dass Aryon seine jüngste Schwester in den letzten Jahren besonders vermisst hatte. *** Der Thronsaal des Schlosses war in weiß und gold gehalten. Die weiten Bögen waren mit dünnen, weißen Vorhängen verhangen und das Sonnenlicht flutete den Raum. An den Wänden hingen Spiegel und vergoldete Messingkerzenhalter. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Aryons Magengegend aus, als er den Thronen seiner Eltern entgegen schritt. Seine Mutter blickte ihn freundlich an. In ihren Augen spiegelte sich die wahre Freude. Seine Geschwister hatten sich vor dem Thronsaal verabschiedet und ihn mit klopfenden Herzen zurückgelassen. Sein Blick suchte den seines Vaters; dieser sah ihm stumpf entgegen. "Also hatte er es doch nicht vergessen.", dachte sich Aryon. Bei seiner Volljährigkeitsfeier hatte er zusammen mit den anderen Söhnen stolzer Väter sich furchtbar betrunken und zum bitteren Ende hatten sie an der Küste nackt gebadet und somit die Ruhe der Nacht gestört. Eigentlich ein Vergehen, aber trotzig hatte sich Aryon mitten in der Nacht aufgemacht, um durch die Lande zu streichen. Unterwegs hatte er Legolas getroffen, zusammen hatten sie einige ihrer Jahre in Imladris verlebt um dort zu studieren. Mutig schritt er ihm jetzt entgegen. Vor den Thronen stoppte er und führte seine rechte Hand über die linke Brust und verneigte sich kurz. Legolas war an der Tür stehen geblieben und wartete auf ein Zeichen. "Mae govannen, Adar a Naneth! Schön euch zu sehen!", sprach er mit sanfter Stimme. Seine Mutter, die Fürstin, nickte ihm freundlich zu und erhob sich. Isylia von Farlindon war eine große und schlanke Frau. Ihr langes, silberblondes, leicht gewelltes Haar hing leicht an ihrem Rücken hinab. Ihre hellblauen Augen suchten den Blockkontakt mit ihrem Erstgeborenen, "Hana ben bein, nîn ionn!" (Schön dich zu sehen, mein Sohn!") Sie schritt die zwei Stufen hinab und nahm die Hand ihres Sohnes in ihre. Ein Räuspern störte die kurzweilige nahe Begegnung zwischen Mutter und Sohn. Anarthôr, der Hohefürst von Farlond verschaffte sich gehör. Er raffte sein lindgrünes Gewand und erhob sich. Er schritt auf seinen Sohn zu und umarmte ihn. Aryon war perplex, ein so derart Rassen untypisches Verhalten und noch von seinem Vater hatte er nicht erwartet. Aber es war schön zu spüren, dass er zu Hause willkommen war. Anarthôr lies seinen Sohn aus den Armen, "Du darfst nie wieder einfach fort gehen, deine Mutter hat mir Tag für Tag in den Ohren gelegen, dass Dir etwas passieren könnte." Aryon lächelte, "Aber Vater, was sollte mir denn passieren? Es ist doch nichts Böses hier und die paar Orks, die verstecken sich eher, als das sie jemanden angreifen." Isylia, sich gerade auf den Thron setzend, verharrte kurz in der Bewegung. Ein kurze Hitzewelle breitete sich in ihrem Körper aus. Die bösen Visionen in ihren Träumen. Sie hoffte, dass sich die Dunkelheit bald verziehen möge, jetzt wo Aryon wieder nach Hause zurückgekehrt war. Anarthôr bemerkte nun, wie eine ihm fremde Person in der Nähe einer Wache wartete. "Aryon. Wen hast du mitgebracht?", fragte er. Aryon wandte sich um, Legolas, ihn hatte er fast vergessen. Er winkte ihn mit einem kurzen Nicken zu sich. "Adar a Naneth, darf ich euch vorstellen, das ist Prinz Legolas, aus dem entfernten Düsterwald. Ich traf ihn in Imladris. Wir haben früher schon dort zusammen bei Herrn Elrond gelernt.", stellte Aryon seinen Freund vor. "Im suilan milui din noss!" (Ich grüße freundlich Ihre Familie!)", sprach er und verneigte sich galant vor dem Fürstenpaar. "Welch eine Freude euch kennen zu lernen, ich habe schon viel von euch gehört, Prinz Legolas. Ihr seid herzlich in meinem Haus willkommen!", entgegnete Anarthôr mit einem Lächeln auf den Lippen. "Ihr seid weit bis hierher gereist, ihr seid bestimmt müde. Ich werde euch sofort ein Zimmer herrichten lassen.", fügte Isylia hinzu und mit einem Fingerzeig wies sie eine Bedienstete an sich zu entfernen und ein Zimmer herzurichten. "Heute Abend wird ein Fest zu Ehren der Mütter abgehalten. Ihr seid herzlich dazu eingeladen, mein verehrter Prinz!", fuhr der Fürst fort. "Habt dank für eure großartige Gastfreundschaft, Fürst Anarthôr. Selbstverständlich nehme ich die Einladung an!" antwortet der Königsssohn höflich. Aryon war zufrieden. Mit einer kurzen Verbeugung verließen sie den Thronsaal. Draußen empfing sie Anarórë. "Toron, manen ech? (Bruder wie geht's?)", fragte sie unsicher, wie ihr Vater auf Aryons Rückkehr reagiert hatte. *** Am frühen Abend erwachte ein herzliches Fest für jedermann. Überall wurde gelacht und getanzt. Fünf junge Elben hatten jedoch das Fest heimlich verlassen und genossen vom Garten aus die Aussicht auf den Sternenhimmel. Anarórë saß elegant auf einer steinernen Bank. Unweit entfernt lagen Aryon, Anaryondo, Legolas und Anaryeldë im Gras und genossen die Sterne aus einer anderen Perspektive. "Anaryeldë, das schickt sich nicht!", meckerte die ältere Schwester über das lasche Benehmen. "Elen síla lúmenn' omentielvo." (Ein Stern scheint über der Stunde unseres Treffens), versuchte Aryon seine Schwester abzulenken. Stumm bestaunten sie die ewigen Sterne. Leise begann Anaróre ein Lied auf der vergessenen Sprache der hohen Elben zu singen und ihre Geschwister fielen nacheinander mit ein. Legolas lauschte dem Gesang, in der ihm fremden Sprache. Nur Bruchstückhaft konnte er den Sinn des Liedes deuten. Doch seine Melodie lies in träumen und seinen Blick über den Himmel gleiten. Es verging mehr als eine Stunde bis sie zum Festplatz zurückkehrten. Die Festtafel stand unter den Sternen und nur ein leiser Wind zog sie über die Schlosstürme. An der Stirnseite der langen Tafel erhob sich Anarthôr, "Verehrte Gäste, es freut uns dass ihr alle den Weg nach Farlond auf euch genommen habt um mit uns das Fest der Nanetharad (Muttertag)zu feiern.", er verharrte und warf dem Prinzen des Düsterwaldes einen kurzen Blick zu, "Des weitern darf Ich einen Gast aus dem weit entfernten Düsterwald begr...." Weiter kam Anarthôr nicht. Sein Gesicht formte sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse. In der Brust steckte plötzlich ein langer Pfeil dessen Endstück mit schwarzen Federn umschlungen war. Auch vier umgebene Leibwächter waren getroffen und fiel bewusstlos in sich zusammen. Eine Panik brach unter den Gästen aus, als Aryon hektisch rief. "Ein Orkpfeil, die Orks greifen an! Zu den Waffen! Auf die Posten" Aryon zog seine Schwestern hektisch an den Armen zu sich. "Anarórë versteckt euch gut! Hier wird es gleich sehr gefährlich werden!", Neben ihnen schlug ein weiterer Pfeil ein. Verstört zitterten Anaryelde und Anaróre. Was ist im Chor fragten sie verängstigt: "Am man theled? (Mit was für einer Absicht greifen sie uns an?) Aryon schüttelte den Kopf: "Yro! Ortheritham hain! (Lauft! Wir werden sie besiegen!)" Isylia sah ihren Töchtern nach, wie sie in den Garten liefen. Sie waren im Schlossinneren sicher. "Frauen und Kinder in die Gärten, folgt mir!", rief sie mit lauter Stimme. Draußen postierten sich neue zahlreichere Wachen, Hörner erklangen und riefen die Farlondschen Truppen zum Schloss zurück, die die Gegend erkundschafteten. Aryon und Legolas standen währenddessen auf der Brücke über der Schlucht und sahen, wie sich die Orks unbeobachtet Zugang zum Schloss verschafft hatten. Aryon schlich sich näher an einen Pfeiler und winkte dann seinem Freund. "Legolas, tolo sí!" (Legolas, komm her!), Er tat wie ihm geheißen. Leise murmelten sie ihren Schlachtplan. Aryon zog sein Schwert, Legolas spannte seinen Bogen mit Pfeil. Soldaten mit Bögen bewaffnet erschienen nun auch hinter ihnen und machten sich bereit. "Hain dago!!! (Tötet sie!!!)", schrie Aryon und zeigte in die Richtung, wo die Orks eingefallen waren und nun ihren zentralen Angriffspunkt bildeten. An den Hängen postierten sich immer zahlreichere Soldaten und bekämpften lautstark die Orks. Aryon warf Legolas einen kurzen Blick zu. Sie nickten einander zu und rannten mit erhobenen Schwertern die steinernen Hügel hinab. "Gurth a chyth-in-edhil! (Sterbt zu den Füßen der Elben!)", hallte es in die tiefdunkle Nacht. *** Es war bereits nach Mitternacht und die Luft roch nach verbranntem Fleisch. Die Garde hatte die Orkkadaver aus der Stadt gebracht und zu einem Haufen zusammengetragen, dieser wurde unter Wache entzündet, bis die Flammen hoch und hell am Himmel standen. Der ekelerregende Geruch wurde vom Wind weit zur Küste getrieben. Anarórë sah nachdenklich aus dem Fenster von hier aus konnte sie die Spitze des Feuers erkennen. Seit Stunden half sie im Sanitätsflügel aus und spürte wie die Müdigkeit ihre Knochen ergriff. Sie rieb sich gähnend die schmerzenden Handgelenke. Sie trug immer noch ihr Abendkleid, welches nun verschwitzt, schmutzig und mit Blut verschmiert an ihr klebte. Anaryeldë fand sie und löste ihre müde Schwester von der Nachtwache ab. Seit Stunden war sie auf den Beinen gewesen und hatte die Wunden der vielen Opfer versorgt. "Geh schlafen. Du siehst sehr mitgenommen aus!", sanft schob sie ihre Schwester zur Tür hinaus. Diese nickte erleichtert und verließ das Krankenzimmer. Die dienstälteste Heilerin trat zu Anaryeldë und reichte ihr eine Schale mit einer grünlichen Flüssigkeit. Ihr Name war Elestirne und sie war eine Sindar Elbin. Eine wahre Meisterin der Heilkunst. Anaryeldës Familie hatten die Elbe, mit dem leuchtenden Sterndiadem aus feinstem Mithril, in Imladris kennengelernt, wo sie mit Ihren Eltern und Geschwistern einige der kühlen Wintermonate verbracht hatte. Elestirne war anschließend mit Ihnen nach Farlond gereist und hatte in Anaryeldë eine fähige Nachwuchsheilerin gefunden. Anaryeldës Name stammte aus der Sprache Quenya, der Sprache der Hochelben. Ihr Vater war einer aus der Rasse der Hochelben und hatte ihr und seinen anderen Kindern Quenya Namen als Andecken an Valinor gegeben. Bei den Elben, die in Mittelerde geblieben waren, war Sindarin die übliche und verallgemeinerte Sprache. Und so nannte Elestirne Anaryeldë stets Anariël und ihren Zwillingsbruder Anaryondo nur noch Anarion, wenn sie allein waren. Sie war eine sehr gütige Elbe und die junge Fürstentochter vergötterte sie. "Anariël, bitte wechsle die Verbände bei deinem Bruder und seinem Gast, wie ich es dir gelehrt habe! Ich komme nach, sobald ich hier fertig bin." Anaryeldë nickte und verließ den Krankenflügel mit mehreren Gefäßen und Verbänden. Die Krankenzimmer ihres Bruders und Legolas lagen ein wenig weiter vom Krankenflügel entfernt. Sie durchlief zwei Korridore und klopfte leise bei Aryon an. Er schlief tief und fest, die Heilerin hatte ihm ein starkes Schmerzmittel verabreicht. Sie besah sich die Verbände und wechselte diese, vorher säuberte sie die Wunden an Arm, Bein und Kopf mit der Tinktur. Immer wieder wanderte ihr Blick in das schlafende Gesicht ihres Bruders. Leise summte sie ein Lied, welches ihnen ihre Mutter immer zum Schlafen vorgesungen hatte. Welche Qualen hatte er erleiden müssen, verletzt in den Wäldern harrend, bis er endlich von den Suchtrupps bewusstlos aufgefunden wurde. Als sie fertig war, räumte sie die alten Verbände in ihren Beutel, entzündete eine neue Kerze und schloss leise die Tür hinter sich. Zwei Türen weiter schlief der Prinz aus dem entfernten Land. Die Kerze flackerte, als sie dieses Zimmer betrat. Vorsichtig schritt sie an das Bett und betrachtete sich zuerst die Beinwunde, dunkles Blut war durch den Verband durchgesickert. Sie müsste den Verband wechseln. Ein Knacken des Türgriffes lies sie umschauen. "Ah, Elestirne, ihr seid es. Ich dachte einer dieser Orks habe es in die Burg geschafft! Ich habe mir gerade die Beinwunde angeschaut.", erleichtert strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Die Heilerin schritt schweigend näher und besah sich die Wunde am Bein und wandte sich dann dem verbundenen Kopf zu. Schweigend betrachtete sie den Verband der über das rechte Augen des jungen Elben lag. "Glaubt ihr, er wird je wieder richtig auf seinem verletzten Auge sehen können?", flüsterte die junge Elbin. "Das wird die Zeit zeigen, er hat großes Glück gehabt. Bitte reinige und verbinde schon mal die Beinwunde ich hole noch schnell ein wenig von einer anderen Salbe.", sprach die Sindarelbin, traurig darüber, dass jemand aus ihrem Volk so schwer verletzt worden war. Anaryeldë löste den Verband und wusch die Wunde aus. Sie war nicht sonderlich tief, aber es würde eine Narbe zurückbleiben. "Das ziept bestimmt!", dachte sie sich und erschrak dafür umso mehr, als plötzlich eine ruhige und dünne Stimme ertönte. "Lle na curucuar! (Das macht ihr geschickt!)", brachte der Verletzte leise hervor. Anaryeldë wandte sich erschrocken um. "Ihr seid wach? Habe ich euch geweckt?" Vorsichtig und von dem Schmerzmittel benommen versuchte Legolas sich aufzurichten. Er konnte nicht richtig klar sehen, seine Hand wanderte zum Störkörper und erfühlte den Kopfverband. "Nein, bleibt bitte liegen, die Heilerin holt gerade Arznei für euer verletztes Auge! Ihr müsst ruhig liegen bleiben!", sie drückte ihn an den Schultern zurück in die Kissen. "Mas sí..?" (Wo bin ich?), fragte er, als er nichts erkennen konnte. Er sah nur einen goldflimmernden Schatten der sich über ihn beugte. "Lle tyava quel?" (Wie fühlt ihr euch?), sprach die junge Elbin in einem ruhigen Tonfall zu ihm. "Im ring!" (Mir ist kalt!), kam es zurück. Schnell holte sie noch ein paar Decken und legte einige wärmende Steine aus dem Kamin zu seinen Füßen, "Tolthathon 'elstirne!" (Ich werde Elestirne herbeirufen!) "Law, si darto (Nein, bleibt hier!), kam es zur Antwort, doch Anaryeldë hatte den Raum bereits verlassen. Elestirne kam ihr auf dem Flur gerade entgegen. "Er ist aufgewacht und will aufstehen!", brachte sie hektisch hervor und gemeinsam kehrten sie in das Krankenzimmer zurück. "Verehrter Prinz, ich bitte euch, legt euch wieder nieder, die Wunden müssen ruhen!", bat Elestirne den jungen Elben, der sich mühsam aus dem Bett hatte befreien können. "Besonders euer Auge möchte ich mir anschauen.", fügte sie noch hinzu und zu Anaryeldë gewandt erwiderte sie: "Du kannst jetzt gehen! Den Rest schaffe ich auch alleine. Gute Nacht!" Diese nickte und sah zu, wie sich der Prinz wieder aufs Bett gleiten ließ. Sie hatte Angst um sein Augenlicht, er hatte Aryon mit seinem Leben beschützt, wie ein anderer Soldat erzählte und nun wurde er dafür vom Schicksal bestraft. "Losto mae!!" (Schlaft gut), sprach sie leise und verließ den Raum. *** Der Sommer war dem Herbst gewichen. Anaryeldës 15. Geburtstag war schon vergangen. Sie war jetzt offiziell in die Lehre von Elestirne gestellt. Seit zwei Monaten übte sie das Zubereiten der richtigen Arzneien. Aryon hatte sich bestens erholt und sein bester Freund, dank Elestirnes Arzneien und viel Ruhe, hatte sein Augenlicht nicht verloren. Nur eine winzige Narbe an seinem Augenlied, würde ihn an diesen dunklen Tag in seinem Leben erinnern. Nun wollten sie fortreiten. Anaryeldë war seit Tagen nur noch schlecht gelaunt. Sie wollte ihren großen Bruder nicht schon wieder für so lange Zeit gehen lassen und an den fremden Elben aus dem Düsterwald hatte sie sich auch gewöhnt. Anarórë dagegen litt mehr unter dem baldigen Abschied, die letzten Monate hatte sie viel mit ihrem Bruder und seinem Freund verbracht. Ihr fiel es schwerer Legolas gehen zu lassen, als ihren eigenen Bruder. Beschämt über ihre Gedanken und Gefühle, verschloss sie sich die letzten Tage mehr denn je. Doch der Tag der Abreise nahte und an einem der letzten, sonnigen Herbstmorgen war er gekommen. Anaryeldë saß nachdenklich auf ihrem Fleet und grübelte über Zutaten für eine Verbesserung einer Salbe nach. Es war wohl der letzte Tag, den sie im freien Lernen konnte, das Wetter wurde immer unbeständiger. Plötzlich spürte sie eine fremde Anwesenheit. Sie lächelte, sie ahnte wer zu ihr aufs Fleet gestiegen kam. "Oh, Legolas, ihr seid es. Ich dachte ihr und mein Bruder seid schon im frühen Morgen abgereist?", bemerkte Anaryeldë Vorsichtig setzte sich der Elbenprinz auf den Rand des Fleets und stellte ihr eine kleine Pflanze zu Füssen. Sie besah sich die Pflanze genau. "Aryon möchte sich von allen verabschieden, erklärte er. "Das ist die Athelas Pflanze aus meinen heimischen Gefilden, sie ist ein sehr gutes Heilkraut! Ein Geschenk!", fügte er noch hinzu. "Asea aranion oder Königskraut, um es auf der Sprache der Menschen zu erklären! Ich danke euch für das kostbare Geschenk!", erzählte sie in vollster Bewunderung um das kleine Pflänzchen. Der laute Schrei einer Möwe ließ sie abrupt zum Himmel schauen. "Was war das?", fragte der blonde Elb. Anaryeldë schaute verblüfft. "Habt ihr noch nie eine Möwe gehört oder gesehen?", fragte sie. Er schüttelte stumm den Kopf, "Maew. (Nein)" "Nun, Möwen das sind große Vögel mit weiten weißen Schwingen, die..", sie wurde unterbrochen. "...von den Küsten der Meere stammen! Aber hüte dich Legolas. Das Meer ist nicht für die Augen eines Waldelben bestimmt.", endete Aryon den Satz seiner Schwester. Er war in einen dicken Reiseumhang gehüllt und schwer war sein lederner Brustschurz, "Legolas. Lässt du mich eben mit meiner Schwester alleine?" Dieser nickte. "Navaer! (Wiedersehen!), Anaryeldë!" Sie nickte lächelnd, "Quel fara, Legolas Thranduilionn! Atenio, le tiriél. Namarië." [Gute Reise, Legolas! Habt Acht auf eurem Weg. Auf Wiedersehen.), und er war aus ihrem Blickfeld verschwunden. "Anaryeldë, ich möchte, dass du dieses Medaillon von mir bekommst." Er streifte eine silberne Kette ab und legte ihr diese in die Hand und bevor sie etwas erwidern konnte, sprach er, "Sie ist sehr wertvoll für mich. Eine sehr mächtige Frau hat sie mir damals zur Geburt zum Geschenk gemacht und ich würde mich freuen, wenn du sie solange wie ich weg bin für mich verwahrst." Sie nickte und spürte wie die Tränen in ihr hochstiegen, und fiel ihrem Bruder um den Hals. "Namarië, Aryon, Namarië! - Fortsetzung folgt - Kapitel 2: Arousing Shadows --------------------------- Viele Jahrzehnte später Helles Glockenspiel lag in der Luft und spielte eine freie Melodie. Verträumt betrachtete die junge Elbin, auf einem geräumigen Fleet sitzend, wie sich die Wipfel der Bäum im Wind wiegten. Sie trug ein leichtes, gelbes Kleid mit aufwändiger Kordelverzierung. Ihre hellen Haare waren zu einem losen Zopf verflochten. In ihrem Schoss lag aufgeschlagen ein in roten Samt gebundenes Buch. Es erzählte von der großen Schlacht gegen Morgoth, den Sieg über den verstoßenen Valar. Um ihren Hals lag eine lange, silberne Kette, dessen teilbarer Anhänger, sie gedankenverloren in ihren Händen hielt. Eine Stimme rief sie aus ihren Tagträumen. "Anaryeldë, bist du da oben?", die Gerufene blickte über den Fleetrand. Sie erblickte ihre Schwester. "Ja, ich bin hier! Was gibt es denn?", rief sie gelangweilt zurück. Anarórë stemmte genervt ihre Arme in die Hüften, als ihre Schwester sich nicht auf den Weg nach unten machte. Sie hasste es unter einem Baum zu stehen und ihr die Neuigkeiten nach oben zu schreien. "Das Fürstenpaar von Harlindon mit ihrem Sohn Aearon sind eben angekommen. Vater und Mutter wünschen, dass Du beim Dinner anwesend bist." Genervt verdrehte Anaryeldë die Augen und versuchte sich an Aearon zu erinnern. Aearon von Harlindon zählte zu den besten Partien in ganz Lindon. Er sah blendend aus, mit seinem dunklem Haar und den ungewöhnlich, hellen Augen. Allerdings glich eine Unterhaltung mit ihm einer Qual; er war ein hoffnungsloser Langweiler. Zu gern wollten ihre Eltern Anaryeldë und Aearon als Ehepaar sehen, damit die beiden Küstenstädte wieder vereint würden. Sie klappte das Buch zusammen, erhob sich und stieg die Treppe in Zeitlupe hinunter. Unten wartete bereits ihre Schwester. "Soeben kam Kunde aus Imladris, dass Aryon und Anaryondo abgereist sind. Wäre es nicht schön, wenn sie bereits heute Abend eintreffen würden?", fragte Anarórë freudig. Anaryeldë nickte, "Ja, da das wäre wirklich schön. Aber der Weg ist weit und allzu große Hoffnung sollten wir uns nicht machen." *** Seit ihrer Volljährigkeitsfeier war schon wieder mehr als ein Jahr vergangen. Lange hatte sie ihre Brüder nicht mehr gesehen. Anaryeldës Ausbildung zur Heilerin hatte sie zwischenzeitlich erfolgreich beendet. *** Die ersten Sterne schimmerten bereits am Himmelszelt, als das Dinner im Schloss eröffnet wurde. Prächtige Speisen und der beste Hauswein in geschwungenen Glaskaraffen wurden aufgetragen. Viele Bedienste eilten um die großen, festlich gedeckten Tische. Gerade erreichten Anaryeldë und Anarórë, in Begleitung ihrer Mutter, die Festtafel. Ihr Vater saß Vorkopf und zu seiner linken, der hohe Fürst von Harlindon mit seiner Gattin. Sie verstanden sich scheinbar blendend. Als Anarthôr seine Frau erblickte, erhob er sich. Isylia, von großer, jedoch zierlicher Gestalt mit silberblondem Haar und hellblauen Augen, wandte sich kurz zu ihren Töchtern, insbesondere galt ihr strenger Blick ihrer Jüngsten. "Anaryeldë, bitte benimm dich! Das Dinner ist für deinen Vater mehr als wichtig.", sprach sie mit beschwörender Stimme. Anaryeldë nickte, "Natürlich, ich werde Euch nicht enttäuschen Mutter." Isylia nahm neben ihrem Mann Platz, nachdem sie ihre Gäste begrüßt hatte. Ihre Töchter folgten ihrem Beispiel. Als Anaryeldë sich Aearon näherte und begrüßte, wagte er es jedoch ihre Hand zu ergreifen. Schnell zog sie ihre Hand fort. Anarórë lächelte und ging gemeinsam mit ihrer Schwester zu ihren Plätzen. "Na, hat er deine Hand gesäubert?", grinste Anarórë ihr ins Gesicht. Knurrend bekam sie eine Antwort, "Vater und Mutter, können auf eine Vermählung warten bis sie schwarz werden." Während des ganzen Dinners unterhielten sich die Schwestern über ein Geschenk, welches sie für Aryons nächsten Geburtstag vorbereiten wollten. Ihre Unterhaltung wurde jedoch durch ein plötzliches Räuspern neben ihr gestört. Sie wandte sich immer noch mit den Händen gestikulierend um. Aearon, leicht vorgebeugt, hielt ihr seinen Arm entgegen. "Verehrte Herrin Anaryeldë, würdet Ihr mich durch Euer prächtiges Heim führen?". flötete er mit einem übertriebenen Lächeln. Sie war irritiert und blickte kurz zu ihrer Mutter, die ihr ein treibendes und mahnendes Nicken zuwarf. Sie lächelte Aearon höflich an und erhob sich. "Natürlich, ich führe Euch gern herum." Sie verließen das Fest. *** Unweit des Schlosses, am anderen Ende es Waldes trieben drei Gestalten ihre Pferde an. Auf einer Lichtung verlangsamte der Kopfreiter sein Tempo und hielt an. Seine Gefährten kamen ebenfalls zum stillstand. Ein kurzer Fingerzeig des mittleren Reiters Richtung Schloss und sie trieben ihre Pferde wieder an. *** Aearon hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und die hübsche Fürstin bei ihrem Vortrag beobachtet. Er war gänzlich hingerissen, von ihrer Schönheit, Eleganz und ihrer Art sich zu präsentieren. Sein Verlangen ihre zarte Haut, die im Licht der vielen Kerzen zerbrechlich schimmerte, zu berühren, wuchs mit jeder ihrer Worte heran. Ihre welliges Haar fiel schwingend auf ihren Rücken und das Kleid raschelte, es kam ihm vor , als träumte in einem unendlich, schönen Traum- Doch für Anaryeldë war alles ganz anders. Sie zog gelangweilt von Raum zu Raum, von Saal zu Saal und gelangte zum Schluss zum angelegten Garten. Gekonnt plapperte sie einen Monolog über den Bau des Hauses und sonstigen unwichtigen Kram und führte ihn in den Garten. Hier war es herrlich still und nur das plätschern eines Baches war zu hören. "Und hat euch die Führung gefallen?", beendete sie ihren Vortrag. "Durchaus, es ist ein sehr schöner Palast.", antwortete er, "Aber sagt, habt ihr nicht Lust das Schloss von Harlond zu besichtigen? Es würde euch sicherlich gefallen. Ich würde es euch zeigen, jeden Winkel seiner starken Mauern!" Bevor sie ihm darauf antworten konnte, hörten sie das Klirren von gefallenen Metall und kurz darauf einen unverständlichen flüsternden Fluch unweit der entfernten Mauer. Als Tochter des Hauses drehte sich schlagartig in diese Richtung um. Vorsichtig ging sie ein paar Schritte in Richtung des Geräusches. Ein leichtes Zittern durchzog ihren Körper, Erinnerung an den letzten Überfall vor vielen Jahren schossen ihr fieberhafte durch den Kopf, "Bei, Eru, Bitte lass es keine Orks sein!" Erstaunt wandte sie sich den drei Gestalten, die im Dunkel der hohen Bäume an der Mauer erschienen, zu. Aearon stand direkt neben ihr. Er zitterte und sie verdrehte leicht die Augen. "Und so jemanden soll ich heiraten", dachte sie sich im stillen. Die Gestalten waren ihr zwar ebenfalls nicht geheuer, aber mutig zog sie Aearons Schwert aus seinem Gurthalter. Er zuckte bei ihrer plötzlichen, jedoch berührlosen, Nähe zusammen. Sie hielt das Schwert, so wie ihr jüngerer Brüder heimlich beigebracht hatte, fest in der Hand und stellte sich den Eindringlingen entgegen. "Man ech???(Wer seid ihr?!)", fuhr sie diese mit klarer Stimme an. Aus dem Schatten trat nun ein junger Mann dessen langes, blondes Haar im Wind wehte. Aearons Schwert fiel augenblicklich scheppernd zu Boden, als Anaryeldë den Mann erkannte. Sie lachte, lief auf ihn los und lies sich in seine Arme fallen. "Aryon, was habe ich dich vermisst! Wie schön.", sprach sie zwischen den zahllosen Freudentränen ihres Wiedersehens. Die zwei weiteren Gestalten traten ebenfalls aus dem dunkel hervor und Anaryeldë löste sich aus der geschwisterlichen Umarmung. Ihr anderer Bruder Anaryondo trat neben Aryon und strich mit einem Finger durch ihr Haar. "Wahrlich ein mutige Gegenüberstellung, Schwesterchen! Lass das bloß nicht Mutter oder Anarórë sehen.", grinste er seine Zwillingsschwester an. Auch er umarmte nun herzlich seine Schwester. Sie schaute sich ihre Brüder genauer an und lächelte, "Ihr schaut furchtbar aus! Wenn Mutter euch so sähe." Nun bemerkte sie den dritten Schatten und ihr Herz machte einen überraschenden Aussetzer. Sie spürte wie es heftiger zu schlagen begann. Legolas, der Prinz aus dem Düsterwald stand unmittelbar neben ihr. Er verneigte sich höflich, "Hana ben bein, Anaryeldë ! (Euch wieder zu sehen ist schön, Anaryeldë)" Sie lächelte und fing sich schnell, "Es freut mich auch euch wiederzusehen, Prinz Legolas." Sie verharrte nur kurz und sprach schnell weiter. "Kommt mit, ihr müsst euch umkleiden, dann könnt ihr auch am Bankett teilnehmen. Ich muss langsam zurück und werde Vater und Mutter informieren, dass ihr da seid." Sie wandte sich um und erblickte Aearon. Sie lächelte ihm kurz zu und lief schnell davon. Hinter der nächsten Säule verlangsamte sich ihr Schritt ein wenig. "Was war das nur gewesen?", fragte sich die junge Elbin und lief zum Fest zurück. Dort wurde viel gelacht und getanzt. Aearon kam kurz nach Anaryeldë. Als Isylia das gerötete Gesicht ihrer jüngsten Tochter erblickte und das Erscheinen von Aearon wenig später, dache sie, dass zwei Herzen sich gefunden hatten. Um so enttäuschter war sie, als sie ihr mitteilte, dass Aryon, Anaryondo und Prinz Legolas aus dem Düsterwald heimgekehrt waren. Doch die Freude ihre Söhne nach langer Zeit wieder zu sehen und nicht in ihrem Zauberspiegel erfreute ihr Herz. Der Abend wurde noch wunderschön, die komplette Familie war wider vereint und genoss dieses schöne Fest. *** Ein Flüstern und ein unterdrücktes Kichern riefen den jungen Thronfolger aus seinem leichten Schlaf. Er schmunzelte in Gedanken, seine Schwestern schlichen mehr schlecht als recht um sein Bett herum, wahrscheinlich um ihn zu erschrecken, aber den Spaß wollte er ihnen nicht gönnen. Nur wenige Sekunden vor ihrem Zugreifen, reagierte Aryon blitzschnell. Er ergriff mit je einer Hand nach einer Schwester und zog sie auf sein Bett. Er erwischte lediglich nur Anaryeldë, Anarórë hatte es geschafft sich rechzeitig wegzudrehen und freute sich daran. Ein herzliches Lachen aller erfüllte den Raum. "Edinor veren toron! (Happy Birthday Bruder)", riefen sie und gerade rechtzeitig betrat auch Anaryondo den Raum. *** Am späten Nachmittag begann dann auch das Geburtstagsfest zu Ehren Aryons. Eilig hatte die Küche die ganze Nacht gearbeitet, um ein prunkvolleres Fest, als das gestrige auszurichten. Überall herrschte bereits eine fröhlich heitere Stimmung auf den Straßen und umliegenden Wiesen. Junge Elbinnen mit kunstvoll frisierten Haaren spazierten lächelnd durch ihre Stadt, um ihren Liebsten Wein und Speisen zu bereiten, denn heute war nicht nur der Geburtstag des Fürstensohns. Die ganze Stadt feierte den Tag. Vor vielen Jahren, als Aryon geboren wurde, war der Hohefürst Anarthôr so glücklich über seine Geburt, dass er einen Festtag schuf, einen Tag, an dem die Frauen ihren Liebsten beschenken konnten. Die jungen Mädchen brachten ihren häufig Auserwählten Wein und Speisen oder schenkten ihnen sogleich ihr Herz. *** Lächelnd betrachtet Anarórë das Treiben von ihrem Balkon, welcher eine Sicht bis zu Festwiese bot und es machte ihr Spaß bei den Vorbereitungen zuzusehen. Sie selbst wurde gerade angekleidet. Viele Gäste hatte ihr Vater eingeladen und ihr stand ein anstrengender Abend bevor. "Herrin, wir sind fertig. Möchtet ihr euch noch ein wenig zurückziehen?", fragte eine der beiden Zofe. "Ja, geht ruhig schon vor und habt einen schönen Tag!", lächelte Anarórë ihre Zofen an. Diese lächelten, verneigten sich und eilten hinaus. Sie blieb noch eine Weile auf ihrem Zimmer. Es klopfte an ihre Tür und ihre Mutter trat ein. "Du bist ja schon fertig?! Sehr reizend. Unsere Gäste werden entzückt sein!", warf die Fürstin erfreut ein. Anarórë missfiel der unterschwellige Ton in der Stimme ihrer Mutter, "Weshalb so fröhlich Mutter? Schon wieder Gäste? Kommt jemand besonderes?" Isylia lächelte und legte die Hände auf die Schulter ihrer Tochter, "Dein Vater und ich haben dir einen möglichen Ehemann ausgesucht, wir hoffen nur, dass er es rechtzeitig zum Fest schafft! Er ist Botschafter in Imladris." Als hätte ihr jemand eine schallende Ohrfeige verpasst, fühlte sich Anarórë gegen den Kopf gestoßen und erhob sich blitzschnell. Ihre Sinne waren wie betäubt und in ihren spitzen Ohren hörte sie ihr eigenes Blut rauschen. Ihr Herz pochte wild. "Was habt Ihr? Ihr könnt mich doch nicht einfach verheiraten!", Anarórës Wangen verfärbten sich blutrot, "Mutter ich bitte euch, warum muss ich denn jemanden heiraten, den ich gar nicht kenne." Isylia griff nach der Hand ihrer Tochter, diese entzog ihr diese aber sofort. "Das ist die Tradition der Familie Anarórë und keine meiner Töchter wird sie brechen! Wir sehen uns gleich unten!", Isylia verließ das Zimmer ihrer ältesten Tochter und begab sich auf den Weg zum Garten. Sie wusste wie es Anarórë ging, aber es würde das Beste für sie sein, da war sie sich sicher. Anarórë spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und lehnte ihre Schläge an die kühle Wand. Sie musste sich beruhigen, ihr Herz klopfte wild in ihrer Brust und nur zu sehr wäre sie weggelaufen und hätte geschrieen. Aber sie wahrte ihr Gesicht und schritt auf ihren Balkon heraus. Der Wind strich angenehm durch ihr Gesicht und beruhigte ihr Herz. Ihr Blick wanderte erst ziellos über die Stände, bis sie ihren ältern Bruder mit seinem Freund und ihrer Schwester dort stehen sah. Diese spürte wohl das sie beobachtet wurde und blickte direkt in ihre Richtung und hob die Hand zum Gruß. Anarórë winkte zurück. *** Absichtlich erschien Anarórë später zum Fest. Sie verharrte hinter einer Mauer und versuchte sich an der großen Gesellschaft unbemerkt vorbeizuschleichen, um in die Stadt zu gelangen. Es gelang ihr auch fast, vor dem letzten Stützpfeiler stieß sie unsanft mit jemanden zusammen. Erschrocken wandte sie sich um. "Gen díheno Ich vergebe dir! - kann aber auch als Ich bitte um Vergebung gedeutet werden, brachte sie errötend hervor. "Es war mein Fehler!" , kam ihr auf einer vertrauten Sprache gesagt. Erstaunt blickte Anaröré ihren Rempler an. Es war ein hochgewachsener, dunkelhaariger Elb, dessen Reisekleidung mitgenommen schien und er schwächlich auf den Beinen schwankte. "Ihr seht müde aus! Kommt ich von weit her?", fragte Anaröré neugierig. "Ja, der ritt war sehr weit, aber sagt, kennt ihr ein Gasthaus mit Unterkunft für mich?", fuhr er benommen fort. Sie nickte und zog ihn mit in die Stadt herunter, bis zu einer Taverne, wo sie Platz nahmen. Es war weit nach Mitternacht, als Anaröré sich ins Schloss zurückschlich. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen schlief sie ein *** Erst in den frühen Morgenstunden, als der Himmel sich bereits rot zu färben drohte, war das Fest verstummt. Fröhlich war Anaryeldë zu Bett gegangen und eingeschlafen. Draußen hatte das Wetter umgeschlagen und dunkle Regenwolken wurden von der Küste herangetrieben. Donner und prasselnder Regen begleiteten das unruhig schlafende Mädchen. Die Vorhänge hatte eine Zofe vorsorglich zugezogen. Anaryeldë begann zu träumen. "Vogelgezwitscher hallte über eine weite Talhöhe. Sie selbst stand auf einer hohen Klippe am Meer, in einem reinweißen Kleid gekleidet, vom Wind umweht mit fliegendem Haar. In ihren Händen hielt sie einen verzierten Dolch und presste ihn an ihren Körper. Dunkle Wolken zogen über den Osten zu ihr und Nebel versperrte ihr den Weg zum Schloss. Zu ihren Füßen lag nur noch der Abgrund. Zeitweise lichtete sich der Nebel und ein zerstörter Wald lag vor ihr. Tiere, Menschen, Elben und Orks lagen über hektargroße Flächen maroder und brennender Landschaft. die sie von allen Seiten einschloss..." Mit pochenden Herzen setzte sich die junge Elbin zitternd in ihrem Bett auf. Sie fasste sich an ihre kalte Stirn und befühlte ihr Gewand, normalerweise schwitzen Elben nicht, aber sie spürte eine leichte Nässe. Die Tür wurde aufgestoßen und ihre Brüder und Legolas kamen mit gezückten Schwertern bzw. Bogen hereingestürzt, Anaryeldë erschrak gleich noch mal und zog ihr Bettzeug vor der Brust zusammen. "Wer ist da, wer hat wagt es unsere Schwester anzugreifen???", polterte Aryon im Zimmer umher. "Was macht ihr hier, könnte ich euch fragen!", antwortete Anaryeldë perplex. Augenblicklich ließen die drei ihre Waffen sinken. Aryon ging zu seiner Schwester. "Wir haben dich schreien gehört!", fuhr Anaryondo fort. Anaryeldë fasste sich an den Kopf, "Ich hatte einen schrecklichen Albtraum. Mein Kopf schmerzt furchtbar." "Legolas, Anaryondo, holt Elestirne, damit sie sich Anaryeldë ansieht.", befahl ihr älterer Bruder. Liebevoll strich er seiner Schwester über den Kopf und nahm sie fest in den Arm. Erst als Elestirne kam, verließ er den Raum. Die Untersuchung dauerte nicht lange. "Du kannst aufstehen, soweit ich sagen kann fehlt dir körperlich nichts.", sprach die Meisterin der Heilkunst Anaryeldë erhob sich langsam und schritt mit offenen Haaren ans Fenster. Die Sonne stand schon auf fast Mittagshöhe und schickte ihr Strahlen zur Erde "Elestirne, ich habe etwas in meinen Träumen gesehen, was so real war, dass es selbst bei dem Gedanken daran mein Herz beben lässt.", erklärte die junge Elbin und umklammerte ihren Brustkorb, "Etwas furchtbares wird passieren, dass weiß ich genau. Der Schatten zieht vom Osten her!" *** "Ah, Aryon. Schon so früh auf den Beinen?", entgegnete Fürst Anarthôr seinem ältesten Sohn, der auf dem Weg mit seinem Bruder und seinem Freund Legolas unterwegs in die Gärten war. "Guten Morgen Vater!" , tönte es von den beiden Söhnen. "Guten Morgen, Fürst Anarthôr", von Legolas "Geht schon mal vor! Ich komme gleich nach!", entgegnete Aryon seinen Freunden und sah ihnen nach wie sie sich immer weiter von ihnen entfernten. "Was kann ich für euch tun, Vater?", fuhr Aryon fort. "Ich möchte mich ein wenig mit dir unterhalten. Lass uns dazu in den Garten gehen!", antworte Anarthôr. Sie schritten schweigsam nebeneinander her. Vogelzwitschern begleite ihren Weg. Viele Bedienstete waren schon auf den Beinen um die Reste des Festes zu beseitigen. Unterwegs kam ihnen auch Anaröré entgegen. Freundlich nickte sie ihnen zu. "Anaröré scheint sich für deinen Freund begeistert zu haben.", warf der Fürst ein. Aryon schaute verwundert, dass war ihm gar nicht aufgefallen, "Seid ihr euch sicher, Vater?" Sein Vater lächelte, "Es gibt nicht viel, was ich an unseren Frauen verstehe, aber eines weiß ich genau, wann sich meine älteste Töchter sich zu sehr für Fremde interessiert. Anaröré soll demnächst mit dem Fürsten von Harlindon verlobt werden, ich wünsche das dein Freund uns somit verlässt." Währenddessen waren sie im Thronsaal angekommen und traten ein, während Anarthôr die Tür wieder Schloss, damit sie allein waren hatte er die Wächter weggeschickt. "Darum geht es dir? Das Legolas fortgeht?", fragte Aryon. "Unter anderen, denn deine Mutter und ich haben auch eine durchaus passable Partie für dich gefunden. Meneliel von Harlindon wäre für unser Haus ein wirkliche Bereicherung ", berichtete Anarthôr erwartungsvoll. "Vater, was verlangt ihr da von mir?", Aryon machte einen bestürzten Gesichtsausdruck, "Eine Frau für mich? Verheiraten? Ich bin viel zu jung! Genauso wie Anaröré noch zu jung ist!" "Das interessiert mich nicht, diese Streifzüge durch Mittelerde haben wir toleriert, aber nun wird es Zeit für dich deine Pflichten in deinem Haus zu erfüllen.", ermahnte der Fürst seinen Ältesten. "Diese Pflicht, euren Wunsch kann ich nicht erfüllen, Adar!", brachte Aryon mühsam hervor, sein ganzer Körper bebte. Anarthôr erhob sich von seinem Thron und zitterte vor Wut auf die Antwort seines Sohnes, "Wenn du dich weigerst, die durch deine Geburt in dieser Familie auferlegten Pflichten nicht zu erfüllen, soll somit dein Stand in diese Familie verwirkt sein!" Die letzten Worte halten laut durch den Thronsaal, den soeben die anderen Mitglieder der fürstlichen Familie betreten hatten. Anaröré und Anaryeldë wechselten betroffene Blicke. Ihre Mutter war schockiert, verharrte jedoch inmitten der Anrede, "Anarthor,...!". Aryon spannte jeden Muskel in seinem Körper an und Anaryeldë spürte, wie sehr ihr Bruder nun lit und die Wort ihm nicht leicht fielen, "Wenn dies euer Wunsch ist Hohefürst von Farlindon, werde ich dem nach kommen!" Er verneigt sich kurz und blieb kurz vor dem Ausgang stehen und rief laut, "Nad dithen. Radathon nîn (Nur noch eins! Ich werde meinen Weg finden) und verließ ohne einen letzten Blick den Thronsaal. *** Anaryeldë saß benommen auf der Bank in ihrem kleinen Garten. Tränen liefen ihr über die Wangen hinab. Noch nie hatte sie ihren Vater und Aryon so wütend aufeinander gesehen. Aryon war verbannt und durfte nie wieder nach Hause zurückkommen. Sie war so in Gedanken und erschreckte kurz, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. "Im pedin dev le? (Kann ich mit dir sprechen)", fragte der Elbenprinz leise und reichte ihr ein besticktes Taschentuch. Dankbar nahm sie es an. "Hannad! (Danke!)" "Lle anta amin tu? (Brauchst du Hilfe?)[/í] sprach er mit aufrichtiger Miene und fasste ihr tröstend an die Schulter und setze sich zu ihr. "Law!", sie wehrte ab, "Nein, danke, aber ich bin furchtbar aufgewühlt darüber, was heute geschehen ist!" "Wir werden nach Imladris und später in den Düsterwald zurückkehren, bis sich alles wieder gelegt hat!", fuhr Legolas fort. Anaryeldë sah kurz auf, "Aryon, wird sobald nicht zurückkehren können. Viel Zeit wird vergehen wenn nicht sogar für immer. Unser Vater ist sehr streng! Ich wünschte, ich könnte Vater irgendwie überrreden." Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Behutsam kniete sich Legolas vor ihr hin. "Die jetzigen Herren über die verschiedenen Elbenvölker wahren ihre Traditionen.", versucht er ihr zu erkären, "No i brestanneth anírach tírad vi amar. (Sei die Veränderung die du wünscht in der Welt) "Veränderung?", fragte Anaryeldë, "Welch kühnes Wort in unseren Gestaden. Nichts fürchtet mein Vater mehr, als die Veränderung von Mittelerde." "Mit der Zeit wirst du erkennen, dass du deinem Bruder sehr ähnlich bist und das sich euer beider Schicksal noch kreuzen wird.", sprach Legolas weiter. "Wohin wirst du jetzt gehen?", bemühte sich die junge Elbin ihre Tränen. "Aryon und ich werden gemeinsam nach Imladris und anschließend nach Düsterwald zurückkehren!", antwortete er und erhob sich wieder. "Ich würde auch gern durch Mittelerde streifen, aber Vater würd mich nie gehen lassen.", träumte sie. "Caro lín hwîn na lín tur - hiro lín galu, reno lín iest a caro ha tîr cuil na lín daer ôl.(Mach Deine Schwäche zu Deiner Stärke - Finde Dein Glück, erinnere Dich an Deinen Wunsch und mach das wahre Leben zu Deinem großen Traum!), sprach der Elbenprinz und nun erhob sich auch Anaryeldë zu seinen Worten. "Ach Legolas das sind nur Träumerein, sie werden vergehen und ich auf ewig hier gefangen sein!", gab Anaryeldë in einem süßbitteren Tonfall zurück. "Estelio nin (Vertrau mir), höre auf dein Herz, es wird dich leiten! Folge nicht dem Pfad zurück nach Valinor, von dem Aryon befürchtet, dass euer Vater ihn nehmen wird. Und liebe wen dein Herz für dich bestimmt!", erwiderte er. Sie dachte kurz über die Worte nach, als er ihr ein Versprechen abnahm. "Lle vesta? (Versprichst du es?) Es war ein besonderer Tag, an den sie noch oft in den anstehenden, dunklen Tagen Mittelerdes denken sollte. *** Der neue Frühling hatte Einzug gehalten und bunte Fahnen wehten hoch in den blassblauen Himmel. Ein dreiviertel Jahr war seit Aryons Verbannung ins Land gegangen und nun standen Anaröré und Anaryeldë wieder einem Abschied nah. In der Ferne konnten sie gerade noch den Schweif von Anaryondos Pferd erkennen. "Und nun sind wir ganz allein!", sprach Anaröré im gedämpften Tonfall. "Nein, wir werden Aryon und Anarion sicher bald wiedersehen!", gab Anaryeldë zurück. "Wieso nennst du ihn Anarion?", fragte ihre Schwester verwundert. "Er sagte mir, dass nun sein wahres Leben da draußen beginnen würde und sein Name auf Sindarin ist Anarion! Er wird nie wieder Anaryondo sein!" *** Währenddessen laufen im Auenland die Vorbereitungen für Bilbos 111. Geburtstag. Ein kleiner dunkelgelockter Junge sitzt unter einem Busch und liest in einem Buch. ~ Fortsetzung folgt ~ Kapitel 3: Elennas Interlude Teil 1 ----------------------------------- Dieses Interlude beinhaltet eine Erklärung des Charakters "Elenna", welche in meiner Fiction nun ein größere Rolle bekommt. Charadesigner und Autor dieses Interludes ist Ihu_laSeraphita.